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2.

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Der Seewolf hatte Kurs auf die Meerenge genommen, die sich zwischen der nördlich gelegenen Halbinsel Liaotung und der Halbinsel Shantung im Süden erstreckte. Bald würden sie den Golf von Chihli erreicht haben. Hasard dachte nur an das, was vor ihnen lag. Von der Tragödie, die südlich der „Isabella“ ihren Lauf nahm, ahnten weder er noch seine Männer etwas.

Außerdem wurden die Seewölfe, Siri-Tong, Ch’ing-chao Li-Hsia und Fong Ch’ang viel zu sehr durch die Ereignisse an Bord in Anspruch genommen, um Mutmaßungen über das Schicksal der überlebenden Piraten anstellen zu können.

In der Vorpiek war plötzlich der Teufel los.

Matt Davies und Luke Morgan hatten laut Edwin Carberrys Befehl vor dem Schott des finsteren Lochs im Vordeck Posten bezogen. Als hinter dem Schott das Poltern, Scharren und Keuchen einsetzte, blickten sie sich an. Das Sonnenlicht drang nur schwach durch ein paar Ritzen bis in den Gang vor der Vorpiek, aber Luke Morgan sah trotzdem das Grinsen, das auf Matts Zügen erschien.

„Hört sich ganz nach einer Keilerei an“, sagte Matt. „Oder?“

Luke erwiderte trocken: „Witze erzählen sich die beiden bestimmt nicht.“

„Khai Wang ist zu sich gekommen.“

„Aber wieso schlägt er sich mit seinem Steuermann?“

„Das weiß der Henker“, erwiderte Matt achselzuckend. „Auf jeden Fall wäre es besser gewesen, wenn wir sie gefesselt hätten.“

Luke schüttelte den Kopf. „Du weißt doch, was Hasard angeordnet hat. Er legt einem Gefangenen erst Armbänder an, wenn der Kerl sich aufsässig gebärdet oder sonstwie üblen Mist baut.“

„Fair“, meinte Matt. „Aber zu menschlich für Hunde wie Khai Wang und Wu. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn Hasard Siri-Tong nicht gebremst hätte. Sie hätte Khai Wang und Wu doch am liebsten gleich an Bord der Dschunke niedergestochen. Nun hör dir das an!“

Das Rumoren in der Vorpiek hatte zugenommen. Dumpfe Schläge ertönten, chinesische Flüche, Kratzen, Rumpeln und das Treten nackter Füße gegen Planken und Schott.

„Was tun wir?“ fragte Luke. „Lassen wir die Halunken raufen? Es ist ja zu ihrem eigenen Schaden, nicht zu unserem.“

„Wir sollen jedes Vorkommnis melden, hat Carberry gesagt.“ Matt sah den Kameraden mit gerunzelter Stirn an. „Wir haben unsere klaren Anweisungen. Hast du das vergessen?“

„Nein. Ich finde nur, ein paar Beulen und Schrammen stehen den beiden Kerlen dort drinnen ganz gut.“ Luke wies auf das Schott.

„Ganz meiner Meinung. Aber wenn der Profos nachher sieht, wie hübsch blau und rot diese Dellen schillern, fragt er uns doch, ob wir das nicht gehört und warum wir ihm nicht Bescheid gesagt haben“, sagte Matt Davies.

„Auch wahr.“

„Also. Ich gehe jetzt ’rauf.“ Matt wandte sich dem Niedergang zu.

Luke hielt ihn am Arm fest. „Hör mal. Sollten wir die beiden Kerle nicht lieber vorher zur Räson bringen?“

„Luke, es ist besser, wenn wir dazu Verstärkung holen. Carberry hat uns doch auch das eingeschärft. Sag mal, leidest du an Gedächtnisschwund oder so?“

„Ach, Quatsch. Es ist bloß lächerlich, daß wir auch noch Hilfe brauchen, um diese verdammten Gelbmänner zu bändigen. Mit denen werden wir auch allein fertig.“

„Nein.“

„He, wie war das?“

„Khai Wang und Wu sind zusammen gefährlicher als die ganze Piek voll Schlangen“, sagte Matt Davies ruhig. „Denk daran. Hasard traut uns eine Menge zu, aber er weiß, warum er solche Befehle gibt. So, und jetzt dampfe ich ab, bevor einer von denen den anderen umbringt.“ Er wandte sich zum Niedergang.

Durch das Krachen und Poltern in der Vorpiek konnte Luke Morgan kaum noch vernehmen, wie Matts Schritte hastig auf den Stufen nach oben trappelten.

Die Vorpiek war der untereste, engste Raum im Vorschiff der „Isabella“. Ihre Wände liefen in spitzem Winkel auf den Vorsteven zu. Unter der hölzernen Gräting schwappte übelriechendes Bilgewasser, und bei jeder Abwärtsbewegung des Bugs in der Dünung ergoß es sich durch die Gitterkonstruktion in den vorderen Bereich des Verlieses, während es beim Hochschwingen des Vorschiffs wieder nach achtern ablief.

Nur eine flache Dünung kräuselte das Gelbe Meer, doch sie genügte, um die große Galeone leicht vor- und zurückschwingen zu lassen. Das beständige Auf und Ab war der Rhythmus, mit dem sie vor dem Südostwind dahinrauschte.

Die Enge, das patschende Bilgewasser und die Ratten, die in diesem Bereich des Schiffes hausten, verwandelten die Vorpiek in eine Art Vorhof zur Hölle. Hier war schon so mancher harte Kerl weichgeklopft worden, denn schon nach einem Tag konnte das Eingesperrtsein in dem finsteren Loch unerträglich werden.

Von diesem seelischen Tiefpunkt waren Khai Wang und Wu zur Zeit jedoch noch weit entfernt.

Khai Wang holte soeben wieder aus und hieb seinem Steuermann die Faust gegen die Schulter. Sofort setzte er mit der anderen Hand nach und drosch ihm die spitzen Knöchel unters Kinn. Wu flog mit einem schwachen, ächzenden Laut in Richtung Vorsteven. Er stieß sich den Kopf an der flachen Decke, krümmte sich und ging zu Boden. Es klatschte, als er in dem hereingurgelnden Bilgewasser landete.

Von dem Gestank wurde Wu fast übel. Er lag für Sekunden mit weit von sich gestreckten Beinen da, ein zerschundener Bursche, klein, drahtig und verschlagen und nur scheinbar am Ende.

Khai Wang rückte mit erhobenen Händen auf ihn zu.

Er war in diesem düsteren Loch zu sich gekommen, hatte aber sofort und ohne Wu zu fragen begriffen, auf welchem Schiff er sich befand. Nur zu deutlich war ihm die Niederlage in Erinnerung – wie der Seewolf ihn im Degenduell geschlagen und ihm dann die Faust unter die Kinnlade geschmettert hatte.

Alle aufgestaute und jetzt brausend aufsteigende Wut entlud Khai Wang in seinem jähen Angriff auf Wu. Schon auf Fei Yen waren sie aneinandergeraten, weil Wu Khai Wang hatte überreden wollen, den Kampf abzubrechen und das Weite zu suchen. Khai Wang hatte seinen Steuermann am Kolderstock niedergeschlagen.

Aber diesmal hatte Wu sich zur Wehr gesetzt.

Khai Wang blieb vor ihm stehen. Geschickt balancierte er die Schiffsbewegungen in den Knien aus.

„Steh auf“, fuhr er den drahtigen Kleinen an. „Ich weiß, daß deine Schwäche nur vorgetäuscht ist. Du willst mich überlisten und mir wie eine Wildkatze ins Gesicht springen. Aber ich kenne dich zu gut, Wu. Mir gaukelst du nichts vor – du Verräter.“

„Narr!“ zischte Wu. „Größenwahnsinniger! Du hast uns alle ins Unglück gestürzt. Wegen deines idiotischen Stolzes.“

„Schweig!“

„Dein Haß kannte keine Grenzen, und du dachtest, einen Gegner wie den Seewolf schlagen zu können“, fuhr Wu fort. „Weit gefehlt – und es kostet uns alle den Kopf. Zum Großen Chan in die Verbotene Stadt will er uns schleifen, der Hund. Und was wird man dort mit uns tun?“

„Darauf erhältst du keine Antwort!“ schrie Khai Wang in die stikkige Luft der Piek. „Denn du wirst Peiping, die nördliche Hauptstadt, niemals erreichen. Mit diesen Händen bringe ich dich um. Das verdient ein räudiger Hund, der winselnd und mit eingezogenem Schwanz vor dem Feind flieht.“

Wu konnte die gegen ihn erhobenen Hände des Piratenführers nur ganz schwach erkennen. Von Khai Wangs verkrampften Zügen sah er nichts, ebensowenig sah er in der Dunkelheit das zerfetzte Gewand seines Gegenübers, unter dem die Tätowierungen bei normalen Lichtverhältnissen nun gut zu erkennen gewesen wären.

Wu genügte es, einwandfrei zu orten, wo der Kerl stand. Als die „Isabella“ wieder ihr Heck in die See senkte und den Bug anhob, schoß der kleine Chinese hoch. Er sprang vor, fegte über die nasse, glitschige Gräting und warf sich Khai Wangs Beinen entgegen. Er umklammerte sie, entging den Fäusten, die seinen Rükken zu treffen versuchten, und riß Khai Wang um.

Wu stieß einen Triumphschrei aus. Khai Wang gab eine lästerliche Verwünschung von sich. Sie balgten sich, wälzten sich ineinander verkeilt von Backbord nach Steuerbord und wieder zurück, prallten gegen das Schott, rutschten über die Gräting.

„Ich töte dich!“ brüllte Khai Wang.

„Ich zerreiße dich!“ heulte Wu.

„Deinetwegen haben wir den Kampf verloren!“

„Es ist deine Schuld! Und du hast dafür verdient, was allen unfähigen Schwächlingen gebührt!“

„Ratte!“ schrie Khai Wang. Er kämpfte sich frei, boxte dem Widersacher in die Seite und wollte noch einmal zuschlagen. Aber Wu rollte sich fort, sprang auf, wirbelte herum und warf sich erneut auf dem Mann, den er jetzt wie die Pest haßte.

Sie rangen miteinander, und was sie sich gegenseitig zubrüllten, waren keine Übertreibungen. Khai Wang wollte Wu tatsächlich mit den Händen umbringen. Und auch Wu hatte keinen größeren Wunsch, als seinen einstigen Kapitän ins Jenseits zu befördern.

Hasard war bei Rudergänger Pete Ballie gewesen und trat gerade aus dem Ruderhaus aufs Quarterdeck, als Matt Davies aus dem Steuerbordschott des Vordecks stürmte. Matt rief Carberry etwas zu, was der Seewolf nicht verstand. Aber Hasard konnte sich auch so denken, um was es ging – es gehörte kein Scharfsinn dazu.

„Ed, Matt!“ rief er ihnen zu. „Spielen unsere Gefangenen etwa verrückt?“

„Ja, Sir“, erwiderte der Profos.

Hasard trat vor und legte die Hände auf die Schmuckbalustrade, die den Querabschluß des Quarterdecks zur Kuhl bildete. „Stenmark und Batuti, ihr schließt euch Matt an und geht als Verstärkung mit zur Vorpiek ’runter. Bringt Khai Wang und Wu zur Vernunft.“

„Die schlagen sich wie die Irren!“ rief Matt Davies.

„Vorsicht, das kann auch ein Trick sein“, warnte Carberry. „Diese Bastarde sind zu allem fähig.“

Der Seewolf schüttelte den Kopf. „Glaube ich nicht. Schon auf der Dschunke haben sie sich in der Wolle gehabt. Wir trennen sie. Der eine bleibt in der Vorpiek, den anderen steckt ihr ins Kabelgatt.“

Stenmark und Batuti waren zu Matt gestoßen. Alle drei rückten nun auf das Steuerbordschott des Vordecks zu, riefen ihr „Aye, aye, Sir!“ und verschwanden.

Hasard blieb an der Schmuckbalustrade stehen und blickte zu Carberry. Tiefe Falten standen auf der Stirn des Profos’, seine Augenbrauen waren zusammengezogen. Er traute der Sache nicht.

Sir John, der karmesinrote Aracanga, streckte seinen Kopf zum Profoswams heraus. Wieder einmal hatte er sich an Carberrys Brust zusammengekuschelt und seinen Mittagsschlaf gehalten. Aber jetzt hatte ihn das Rufen der Männer geweckt. Die Luft roch nach Verdruß. Sir John wollte einen unpassenden Kommentar abgeben, aber da packte der Profos ihn bereits und stopfte ihn ins Wams zurück.

„Halt den Schnabel, du gerupfter Zwerghahn“, sagte Carberry dumpf. Hölle, er hätte zu gern gewußt, was dort unten lief. Sollte er auch nach dem Rechten sehen?

Nein. Davies, Morgan, Stenmark und der Gambia-Neger genügten als Ordnertrupp. Wenn er, Carberry, sich da auch noch einmischte, riskierte er glatt, von den vieren angeödet zu werden.

Also wartete er ab.

Siri-Tong war vom Achterdeck aufs Quarterdeck hinuntergestiegen und trat neben den Seewolf. Sie warf ihm einen knappen Seitenblick zu, aber Hasard registrierte ihn nicht. Die Korsarin wandte ihr Gesicht nach vorn, dann stand sie völlig reglos da.

Fong Ch’ang hatte sich auf der vorderen Kuhlgräting niedergelassen und unterhielt sich angeregt mit dem Mädchen Ch’ing-chao Li-Hsia. Als Matt erschienen war, hatten sie beide aufgeschaut und ihre Unterhaltung abgebrochen. Jetzt aber tauschten sie wieder ihre Gedanken aus, weil der Zwischenfall im Vordeck kaum weitere Beachtung zu verdienen schien.

Matt, Stenmark und Batuti hatten unterdessen den Gang vor der Vorpiek erreicht.

Luke Morgan trat auf sie zu, grinste ein bißchen und sagte: „Na, dann wollen wir mal, was? Unsere lieben Freunde zerfleischen sich sonst.“

Gemeinsam schoben sie sich auf das Vorpiekschott zu. Drinnen hatte das Gepolter immer noch nicht ausgesetzt. Matt zerrte den dicken Eisenriegel zur Seite, Luke stand hinter ihm. Stenmark und Batuti flankierten das Schott, bereit, bei Bedarf sofort zuzupacken.

Die Schußwaffe zog keiner von ihnen. Auch die Entermesser und Dolche ließen sie in den Gurten stecken.

Matt zog das Schott auf. Es knarrte und schwang zum Gang hin auf. Batuti, der rechts stand, trat einen Schritt zurück, um nicht durch die Bohlentür verdeckt zu werden.

Matt und Luke drangen in die Vorpiek ein und sahen die beiden Gestalten, die sich wie Raubkatzen auf dem Boden wälzten.

„Ich sag’s ja, Menschlichkeit zahlt sich nicht aus“, knurrte Matt. „He, ihr zwei, hört mit der Balgerei auf. Ihr habt sie ja nicht alle. Los, steht auf, klopft euch den Gestank aus den Klamotten und seid wieder brav.“

„Die verstehen dich nicht“, erklärte Morgan.

„Tja“, meinte Matt. „Aber gleich kapieren sie bestimmt. Paß mal auf.“ Er trat noch einen Schritt auf die Zankhähne zu, bückte sich und traf Anstalten, sie zu trennen.

Es stimmte: Khai Wang und Wu waren nur ihrer Muttersprache mächtig, sie verstanden kein Wort von dem, was die beiden Engländer gesagt hatten. Und noch etwas stand fest: Auch die letzte Phase ihres Zweikampfes hatten die beiden keineswegs vorgetäuscht. Nach wie vor war es ihr voller Ernst, sich gegenseitig umzubringen.

Erst in diesem Augenblick, als Matt Davies über ihnen war, beschlossen die beiden Piraten blitzschnell, die Gelegenheit zu nutzen.

Matt packte Khai Wangs Arme, hielt sie fest und zog sie langsam zurück, so daß der Kerl nicht mehr auf seinen kleinen, heimtückischen Steuermann einschlagen konnte. Alles in allem war Khai Wang, der sich den Beinamen „Geißel des Gelben Meeres“ erworben hatte, ein stinkendes, zerlumptes Bündel Mensch.

Wu wollte Khai Wang an die Gurgel, aber jetzt war auch Luke Morgan heran und blockte dessen Attakke ab.

„Aufhören“, sagte Luke. „He, Batuti und Stenmark! Paßt bloß auf, daß die Kerle uns keine Scherereien bereiten.“

Der Schwede und der Schwarze rückten daraufhin in die Öffnung des Schotts vor. Ihre mächtigen Körper hatten in der Luke kaum Platz, sie bildeten eine dichte, lebende Barriere.

Wu riß plötzlich seine Arme nach unten weg. Er gewann etwas Spielraum und schlug seinen Profit daraus, indem er sich herumwarf, die Arme ganz befreite und seinen mageren, aber immer noch energiegeladenen Körper gegen Luke Morgan katapultierte. Luke war auf alles vorbereitet – und doch überrascht.

Dieser Sekundenbruchteil Verwirrung genügte Wu. Er riß Luke mit sich auf Stenmark und Batuti zu. Der Mann aus Gambia trat mit einem Fluch auf den Lippen vor, packte zu und kriegte Luke zu fassen, weil Wu gedankenschnell nach unten weggetaucht war.

Stenmark wollte Wu bremsen, geriet aber mit dessen wirbelnden Beinen ins Gehege. Wu schoß wie eine der Ratten, die diesen üblen Raum als ständigen Aufenthaltsort gewählt hatten, quer durch die Piek aufs Schott zu und tat alles, um Luke, Batuti und Stenmark zu Fall zu bringen.

Schon öffnete sich eine Lücke, durch die Wu schlüpfen wollte.

Aber Matt Davies tat in diesem Moment genau das Richtige. Er ließ Khai Wang los, fuhr herum und hechtete dem drahtigen chinesischen Piraten nach. Haarscharf schoß Matt an Batuti vorbei, ein kleiner Ruck des Negers nur, und Matt hätte Wu nicht erreicht, sondern wäre mit dem schwarzen Kameraden zusammengestoßen.

Aber Batuti kippte gerade zur anderen Seite hin und strauchelte über Lukes ausgestrecktes Bein. Im Grunde war es eine glückliche Fügung. Matt landete nämlich mit der ganzen Wucht seines Körpers auf dem aalglatten Wu. Er warf ihn zu Boden, daß es krachte. Wu ächzte unter dem Mann mit der Hakenhand und wurde richtig zusammengestaucht.

Stenmark hatte geschaltet, war an Batuti vorbeigestolpert und hatte sich Khai Wang zugewandt. Er streckte grimmig die Faust nach dem Kerl aus.

„Eine Bewegung, und ich schlag dich nieder“, drohte er.

Khai Wang verstand es zwar nicht, aber es hatte auch so den Anschein, als wage er keinen Widerstand. Apathisch kauerte er da.

Matt hatte große Lust, Wu die Hakenprothese kurz über den Rücken zu ziehen. Aber er beherrschte sich. Die Seewölfe mißhandelten keinen Gefangenen – und wenn er auch noch so hinterhältig auftrat.

Als Matt sich aber wieder von dem kleinen Kerl erhob, entwickelte Wu sofort neue Aktivitäten. Er zuckte, krümmte sich und versuchte, Matt einen gemeinen Hieb in den Unterleib zu versetzen. Erbost brüllte Matt auf. Batuti und Luke Morgan fuhren herum und wollten sich gleichzeitig auf den Steuermann von Fei Yen stürzen.

Khai Wang rührte sich immer noch nicht.

Stenmark beging in diesem Augenblick den Fehler, nach Wu und den drei Kameraden zu schauen. Batuti wollte Wu die Faust in den Nakken hauen, aber Luke Morgan hielt den schwarzen Herkules zurück, weil er befürchtete, er würde den Chinesen durch zu große Wucht töten. Wu schnellte hoch und war vor dem offenen Schott.

Neben Stenmark federte nun auch Khai Wang hoch.

Die Entwicklung ließ sich nicht mehr aufhalten: Stenmark wollte Khai Wang zwar sofort stoppen, aber der Pirat entging mit bewundernswertem Geschick seinen Fäusten. Er huschte Wu nach.

Matt war nicht schnell genug wieder auf den Beinen. Dafür stürzten Batuti und Luke an ihm vorbei, und diesmal war es der Gambia-Neger, der einen wahrhaft akrobatischen Satz unternahm. Jawohl, er kriegte Wu zu fassen und brachte ihn wieder zu Fall. Er hielt die Fußknöchel des kleinen, wehrhaften Burschen fest, und Wus Aufprall auf den Planken klang wie das Hinknallen eines Brettes.

Zur selben Zeit war Khai Wang an Matt Davies und dem verdutzten Luke Morgan vorbei. Er raste aus der Vorpiek, war neben Batuti, aber Batuti schickte Wu gerade mit einem gezielten Fausthieb ins Reich der Träume.

So ergab sich das Ungeheuerliche – Khai Wang gelangte an den Niedergang und jagte die Stufen hoch. Seine Gestalt entzog sich den Blicken der vier Seewölfe. Matt und Luke fluchten, Stenmark drängte sich mit einem wilden, heiseren Schrei an ihnen vorbei und schloß sich Batuti an. Beide hetzten dem flüchtenden Piraten nach.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 116

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