Читать книгу Seewölfe - Piraten der Weltmeere 129 - Roy Palmer - Страница 4
1.
Оглавление„Ich liebe dich, Negwa.“
„Ich liebe dich auch von ganzem Herzen, Sarego.“
„Bald feiern wir das Fest unserer Vermählung.“
„Bald …“
„Wenn Mulungu den Tag zum drittenmal auferstehen läßt, Negwa.“
„Von jetzt an gerechnet?“
„Von heute nacht an.“
„Ich wünschte, die Zeit würde im Flug vergehen“, sagte das hübsche schwarze Mädchen. Sie seufzte und sah zu Sarego auf, der sich ihr gegenüber mit dem Rücken gegen den Stamm eines der hoch aufstrebenden Köcherbäume des Hügels gelehnt hatte.
Der junge Bantu-Neger, ein hochgewachsener und schlanker Mann mit schmalen Hüften und breiten Schultern, streckte beide Arme vor, und Negwa legte ihre Hände in die seinen.
„Du wirst sehen, die Zeit fliegt wie ein großer Vogel über das Meer. Die Götter sorgen dafür, denn sie sind allen glücklichen Paaren wohlgesonnen“, sagte er.
Sie lachte leise, beugte sich vor und küßte ihn. „Zwei Tage und zwei Nächte werden wir tanzen“, sagte sie dann.
„Wir Männer werden Kaffernbüffel und Ochsen schlachten.“
„Wir Frauen werden ihr Fleisch über den Feuern zubereiten.“
„Und dann ziehen wir in die Rundhütte, die mein Vater uns geschenkt hat, Negwa.“
„Und wir werden immer glücklich sein, Sarego.“
„Und Kinder haben.“
„Endlich eine Familie sein …“
„Noch nie war ich so froh.“
„Niemand kann unser Glück und unseren Stolz brechen“, sagte das Mädchen.
Saregos Miene verfinsterte sich. „Auch die weißen Männer nicht, die uns ausnutzen und uns zwingen, etwas zu tun, was uns widerstrebt.“
„Aber nur so können wir verhindern, daß sie uns auf ihre Schiffe verschleppen“, flüsterte sie. „Nur so entgehen wir dem Schicksal der anderen, die über das weite Meer fortgebracht und nie wieder gesehen worden sind. Solange wir ihnen die weißen Zähne des Elefanten besorgen und schenken, lassen sie uns in Frieden leben.“
„Auch sie sind sterblich“, stieß Sarego voller Haß hervor. „Auch die Weißen sind nicht allmächtig. Sie sind nicht gegen das tödliche Fieber, den Biß der giftigen Schlange, den Tatzenhieb des Königs der Savanne, den Speer des schwarzen Kriegers gefeit.“
„Sarego – sprich nicht so!“
Er beruhigte sich und besänftigte auch sie mit einem Lächeln. „Hab keine Sorge, Negwa. Niemals werde ich die Hand gegen diese bärtigen Männer in der seltsamen Kleidung erheben. Zwei blutrote Sonnen werden am Himmel von Südafrika aufleuchten, und dann wird ein Wirbelsturm alle Weißen zurück ins Meer fegen – dorthin, woher sie gekommen sind.“
„Ich glaube auch fest daran, Sarego.“
Sie schwiegen und traten sich näher. Eng umschlungen standen sie unter den eigentümlich anmutenden Wipfeln der Köcherbäume und genossen die Stille und Beschaulichkeit des Hügels, der von Süden her über das Dorf hinwegblickte.
Von dieser Kuppe aus sahen sie die Lichter ihres Dorfes anheimelnd flakkern. In fast jeder der aus leichten Rohrgestellen errichteten, mit Schilfmattengeflecht bedeckten Rundhütten des Krals brannte noch das Feuer, das für Helligkeit und Wärme sorgte. Im Mittelpunkt der Jägersiedlung wurde eine Feuerstelle von zwei jungen Kriegern in Betrieb gehalten.
Kühl war die südafrikanische Nacht im Februar, aber Sarego und Negwa froren trotz ihrer leichten Lederschurze nicht. Sie schmiegten sich aneinander, küßten und liebkosten sich.
Sarego hielt plötzlich inne und hob den Kopf.
„Was ist, Liebster?“ raunte das Mädchen.
„Es liegt Unruhe in der Luft …“
„Die Unruhe ist in dir selbst.“
„Schweig.“ Abrupt wandte er sich dem Dorf zu.
Negwa wollte noch etwas sagen, ihn auf irgendeine Weise zu beschwichtigen versuchen, doch in diesem Augenblick wehte ein Schrei vom Kral zu ihnen herauf. Negwa fuhr zusammen. Saregos Gestalt straffte sich noch mehr. Er spähte ins Dorf und versuchte etwas zu erkennen, aber die zuckenden Lichter gaukelten ihm Trugbilder vor und gaben nichts Deutliches wider.
„Was hat das zu bedeuten?“ fragte das Mädchen entsetzt.
„Das war die Wache.“
„Ob der König der Savanne erschienen ist, um sich seine Beute zu holen?“ fragte sie schaudernd.
„Es sind Eindringlinge im Dorf.“
„Wer?“
„Ich weiß es nicht. Bleib hier. Ich sehe nach.“
„Nein …“
Mehrere Schreie ertönten jetzt zwischen den Rundhütten. Die jungen Krieger am Hauptfeuer waren aufgesprungen und hatten ihre Speere erhoben. Aus den Hütten lösten sich Gestalten, die offenbar alle auf der Suche nach einer Klärung der Situation zum Zentrum des Rondells hasteten.
Zweimal krachte es, und die beiden jungen Krieger brachen neben dem Feuer zusammen. Sarego stöhnte voller Wut. Er raffte seinen Bogen und den Köcher mit den Pfeilen vom Boden auf und stürmte los. Nichts konnte ihn mehr auf dem Hügel halten, nicht das Flehen von Negwa, nicht die Furcht vor denen, die soeben mit Donnerrohren geschossen hatten und den Bantus überlegen waren. Selbst Mulungu persönlich, der Allgeist im Himmel, hätte Sarego in diesem Augenblick nicht zu bremsen vermocht, denn grenzenloser Haß auf die fremden Eindringlinge trieb den jungen Mann voran.
Wer waren diese Halunken? Weiße? Die hatten es nicht nötig, sich im Dunkeln anzuschleichen und als Meuchelmörder in den Kral einzudringen. Die erschienen gewöhnlich bei Tag, in würdiger Prozession, mit überlegenem Gebaren in den Sätteln von vierbeinigen Tieren sitzend, die sie Pferde nannten. Die Zähne des Elefanten luden sie diesen Tieren auf, Elfenbein für Lourenco Marques, den Hafen der Weißen an der großen Bucht, Elfenbein für die arroganten Senoras und Senores, alle Emporkömmlinge und Hidalgos jenes Landes, das vorgab, Herrscher der Welt zu sein.
Nein, Sarego glaubte nicht an einen Überfall der Spanier und Portugiesen.
Höher loderten die Feuer im Dorf, ihr Schein geisterte wie ein Dämonenhauch zwischen den Rundhütten. Immer mehr Gestalten hasteten durcheinander. Wieder krachten Schüsse, Schreie gellten, Männer stürzten zu Boden, andere Männer, die nie und nimmer zum Stamm der Bantus gehörten, gaben triumphierende Laute von sich.
Ein wildes Handgemenge entbrannte.
Die fremden Männer hatten ihre feuerspuckenden Rohre geleert, und jetzt drangen sie mit Speeren und Säbeln gegen die Bantus vor.
Sarego lief so schnell wie nie zuvor in seinem Leben.
Große, unheimliche Schemen hatten sich im Hintergrund erhoben. Sie bildeten eine Silhouette im Verbund mit den runden Hütten. Sarego schrie unwillkürlich auf, als er ihrer gewahr wurde, denn er wie alle anderen Männer des Stammes wußte, was dies zu bedeuten hatte.
Dromedare – hier!
Sarego hatte längst einen Pfeil aus seinem Köcher gezogen. Er legte das Schaftende im Laufen gegen die Bogensehne, spannte, dann stoppte er zwischen zwei Hütten und zielte auf einen der Angreifer, der mit dem Krummsäbel gegen einen jungen Bantumann kämpfte und ihm, Sarego, die Körperseite zugewandt hielt.
Weiß und unschuldig wirkte das Elfenbein, das die Bantus den weißen Männern beschafften, aber es rief Tod und Verdammnis hervor.
Die Bantus erlegten die Elefanten, um sie ihrer Zähne zu berauben, denn allein diese Zähne bewahrten sie vor dem bitteren Los der Sklaverei – immer wieder. Weit oben im Norden in einem Land, in dem Somali gesprochen wurde, lebten jedoch kriegerische Völker, die auszogen, um sich das begehrte Elfenbein auf unrechtmäßige Weise zu verschaffen. Sie überfielen die Elefantenjäger und raubten deren Beute, wobei sie, die hageren, raffgierigen Hamiten, den überragenden Vorteil ausnutzten, im Besitz von Schußwaffen zu sein.
Von wo sie sich diese Waffen besorgt hatten – es war egal.
Sarego ließ den Pfeil los. Den Bruchteil einer Sekunde später steckte der Pfeil dem Hamiten unter der linken Achselhöhle. Der Mann öffnete den Mund, aber der Schrei, den er ausstoßen wollte, wurde nicht mehr frei.
Schwer ging er zu Boden. Der junge Bantu, Saregos Freund, stieß einen Siegeslaut aus. Er bückte sich und wollte den Säbel des Getöteten an sich reißen, aber in diesem Moment traf ihn der vernichtende Hieb eines anderen Hamiten.
Auch Saregos Einsatz erfolgte zu spät. Der Freund sank getroffen hin, ehe der nächste Pfeil den Hamiten ereilte. Sarego schrie vor Grauen und Haß auf, stürmte weiter voran und sandte Pfeil um Pfeil von der Bogensehne.
Aber die Angreifer waren ein starker Trupp, viele Dutzend Männer, die auch im Nahkampf den Bantus noch überlegen waren. Ihre Säbel richteten Verheerendes an, sie sensten den Widerstand der schwarzen Jäger nieder, säten Tote und Verletzte auf dem kreisrunden Platz des Krals und hielten blutige Ernte. Einige weniger mutige Bantus kapitulierten und suchten ihr Heil in der Flucht, aber sie gelangten nicht weit, weil mehrere Hamiten sich auf den Rücken ihrer Dromedare geschwungen hatten und die Verfolgung aufnahmen.
Sarego sah nicht, wie auch diese Stammesbrüder im Kampf fielen, wie es nur zwei oder drei schwarzen Männern gelang, sich in das Hügelland zurückzuziehen. Diese wenigen Überlebenden würden es nie wagen, in das Dorf zurückzukehren, wegen ihrer Feigheit vor dem Feind würden sie fortan Versprengte des Stammes sein, Ausgestoßene, die ein verachtungswürdiges Dasein fristeten.
Sarego arbeitete sich an den Hütten entlang, er war noch unverletzt, und sein Köcher hatte noch Pfeile, die er pausenlos gegen die kaltblütigen, skrupellosen Feinde verschoß.
Er hatte die Frauen und Kinder des Dorfes entdeckt. Sie hatten sich in eine der Rundhütten zurückgezogen, doch zwei Hamiten trafen soeben vor dem Eingangsloch der Hütte ein und schickten sich an, mit grinsenden Mienen den Vorhang aus Büffelhaut zurückzuschlagen.
Sarego tötete den einen durch einen Pfeil ins Herz. Auf den anderen stürzte er schreiend zu, hieb ihm den Bogen unters Kinn, warf ihn zu Boden, hechtete sich auf ihn und rang mit ihm.
Der Hamite verlor seinen Säbel, zückte jedoch ein Messer. Sarego mußte seine ganze Kraft und sein ganzes Geschick aufbieten, damit ihm diese Klinge nicht in die Brust gestoßen wurde. Erbittert kämpfte er mit dem Todfeind.
Schließlich gelang es ihm, einen Hebelgriff anzusetzen und den Arm des Kerls so zu verdrehen, daß dieser das Messer loslassen mußte. Ein Wehlaut löste sich aus dem Mund des Hamiten.
Sarego erbeutete das Messer. Ohne Zögern wandte er es an. Die Gestalt des Gegners lehnte sich zurück und lag nach einem letzten Aufbäumen schlaff und reglos. Sarego riß das Messer aus der Brust des Toten, las auch den Säbel auf, nahm seinen Bogen und stürzte in die Rundhütte, ehe die anderen Teufel heran waren.
Gut zwei Dutzend Frauen und genauso viele Kinder hatten sich in dem Innenraum um das ersterbende Feuer zusammengedrängt. Sie musterten ihn aus Augen, in denen sich die Panik und das Flehen um Hilfe mischten. Sie rangen die Hände, sanken auf die Knie und wimmerten. Sarego wünschte sich, gerade diesen Anblick niemals erlebt zu haben.
Er bezwang seine Gefühle und drängte sich zur Rückwand der Hütte durch. Hier schnitt er mit dem Messer das Schilfmattengeflecht auf.
Draußen tobte der Kampf der Hamiten gegen die letzten beherzten Krieger der Bantus. Schreie vermengten sich mit dem Prasseln und Knacken des Feuers, das aus den inzwischen von den Mördern angesteckten Hütten aufstob.
Die Frauen schoben sich auf Sarego zu. Eine von ihnen, die erst vor kurzem geheiratet hatte und ein Kind unter ihrem Herzen trug, fragte mit bebender Stimme: „Was hast du vor, Sarego?“
„Ihr müßt fliehen. Sofort.“
„Sie werden uns sonst umbringen, alle, nicht wahr?“
„Ja.“
„Wo ist Negwa?“
„Auf dem Hügel zwischen den Köcherbäumen. Sie weiß, wo sie euch verstecken kann“, sagte Sarego.
„Bis dorthin schaffen wir es niemals“, stieß ein blutjunges Mädchen hervor. Die Angst ließ ihren Blick flackern.
„Ihr werdet es schaffen“, erwiderte der junge Mann voll Ingrimm. „Ich schwöre es euch.“
Die Kinder hatten sich an die Lendenschurze ihrer Mütter gehängt und weinten. Es gab zwei Säuglinge, die von Frauen in Tüchern auf dem Rücken getragen wurden. Saregos Blick verharrte für einen Moment auf diesen Kindern. In ihnen lag die einzige Zukunft, die der Stamm der Jäger noch hatte.
Welches Schicksal die Frauen und die Kinder traf, wenn ihnen die Flucht aus dem Kral nicht gelang, lag auf der Hand. Die Hamiten waren keine ehrbaren Männer, die einen gerechten Kampf führten und die Schwachen und Hilflosen am Ende verschonten.
Sarego hatte eine Öffnung in die Rückwand der Hütte geschnitten. Er bedeutete den Frauen durch eine Gebärde, sie sollten hindurchschlüpfen, wenn er selbst bereits im Freien war.
„Draußen sind die Kerle mit den Dromedaren“, sagte die Sprecherin von vorher. „Du kannst sie nicht alle aufhalten, Sarego.“
„Ich kann.“
Plötzlich war eine Regung in der Büffelhaut, die die eigentliche Tür verdeckte. Die Köpfe der Frauen und Kinder ruckten herum. Sarego hatte wieder einen Pfeil bereit, spannte seinen Bogen und zielte auf die Hand mit dem Schwert, die sich hinter der schweren Büffelhaut hervorschob. Er kalkulierte die Körperstruktur des Gegners ein, bewegte die Waffe leicht nach rechts und ließ den Pfeil los.
Mit einem gurgelnden Laut fiel der Mann in die Hütte. Er hatte den Pfeil in der Brust stecken. Der Schaft brach ab, als er auf die Körperfront stürzte. Die Büffelhaut bedeckte seine Beine.
Die Frauen preßten die Fäuste gegen die Münder, die Kinder weinten und trampelten mit den Füßen auf der Stelle.
Sarego verließ die Rundhütte durch den von ihm geschaffenen Durchschlupf.
Raumer Wind trieb die große Galeone durch die leicht bewegte See voran. Sie lag auf Steuerbordbug und lief eine Geschwindigkeit von fünf bis sechs Knoten. Das war ein guter Durchschnitt, mit dem sie auf ein Etmal, eine Tagesleistung, von hundertzwanzig bis hundertvierzig Seemeilen kam.
Nach Südwesten verlief der Kurs der „Isabella VIII.“, seit sie die Insel Madagaskar verlassen hatte. Kalmenzonen hatte es bislang nicht mehr gegeben, und so hatten der Seewolf und seine Crew allen Grund, im handiger werdenden Wind anzunehmen, daß sie den Süden des Schwarzen Kontinents und das Kap der Guten Hoffnung ohne Verzögerungen erreichten.
Die Deckswache hatten in dieser Nacht Jeff Bowie, Bob Grey, Luke Morgan und der Kutscher. Dank des regelmäßig durchgeführten Rollenexerzierens genügten diese vier Männer, um das Schiff durch die Dunkelheit zu manövrieren, sofern der Wind nicht umkippte und das Wetter nicht schlechter wurde.
Jeff Bowie war in den Großmars aufgeentert. Bob Grey und Luke Morgan standen an den Schoten und Brassen bereit, um immer wieder die Stellung der Segel zu korrigieren. Der Kutscher hatte das Ruderhaus aufgesucht und bediente das Ruderrad.
Der Kutscher, eigentlich Koch, Feldscher und Bader an Bord der „Isabella“, war in der Lage, diese wie jede andere Tätigkeit auf der Dreimast-Galeone durchzuführen. Genauso alle anderen Mitglieder der Crew – es gab keinen, der im Bedarfsfall nicht sogar den Profos oder den Kapitän hätte spielen können.
Der Kutscher widmete sich ganz seiner Aufgabe und bemerkte die Gestalt, die sich dem Ruderhaus näherte, erst ziemlich spät. Erstaunt blickte der Kutscher nach Steuerbord, aufs Quarterdeck, und schaute dann gleich wieder voraus.
„Guten Abend, Sir“, sagte er.
„Gehabt zu haben“, erwiderte der Seewolf. „Laß das Stundenglas noch einmal durchlaufen, Kutscher, und Mitternacht ist vorüber. Was wird uns der Morgen wohl bieten?“
„Ich finde, du hast keinen Grund, dir Sorgen zu bereiten“, entgegnete der Kutscher. „Was soll uns im Moment wohl passieren – außer vielleicht einem handigen Sturm, den wir in aller Frühe des neuen Tages auf die Mütze kriegen?“
Hasard trat lächelnd in das Ruderhaus. „Nein, nein, ich bin in keiner Weise beunruhigt. Ich frage mich nur, ob wir wohl bald die Küste erreicht haben. Ich habe über das nachgedacht, was wir am Nachmittag besprochen haben. Es ist besser, wenn wir unsere Proviantbestände jetzt aufbessern.“
„Vor allen Dingen brauchen wir frisches Fleisch“, sagte der Kutscher, ohne den Blick vom in die Nacht ragenden Bugspriet der „Isabella“, zu nehmen. „Einen Teil würden wir in den nächsten Tagen verspeisen, den Rest würde ich einpökeln. Es ist nicht mehr so heiß, daß uns alles sofort verderben würde, und die Männer brauchen abwechslungsreiche Nahrung.“
„Sehr richtig. Skorbut und andere Mangelerscheinungen wird es an Bord dieses Schiffes nicht geben, solange ich der Kapitän bin“, sagte Hasard. „Das geht auf Kosten der Schnelligkeit, aber ich habe lieber eine gesunde Crew an Deck stehen, ohne Verluste, als die zweifelhafte Genugtuung vor Augen, eventuell einen neuen Rekord im Weltumsegeln aufzustellen.“
Der Kutscher lachte auf. „Ist denn das überhaupt jemals berechnet worden?“
„Vielleicht treffen wir irgendwann Francis Drake wieder. Er wird uns sagen können, wieviel Zeit er dafür gebraucht hat, und wir können dann einen Vergleich anstellen.“
„Ja, Sir.“
„Also, es steht fest, Kutscher, sobald wir Land sichten, laufen wir es auch an und halten nach jagdbarem Wild Ausschau. Ich glaube, es ist auch für die Männer mal eine Abwechslung, auf die Pirsch zu gehen.“
„Ganz bestimmt“, entgegnete der Kutscher. „Ich werde deine Anordnung an Jeff, Bob und Luke weitergeben.“
„Danke, das übernehme ich schon selbst.“ Hasard warf noch einen Blick auf die Karten, dann wandte er sich zum Gehen. „Danach lege ich mich noch für ein paar Stunden aufs Ohr.“
„Aye, Sir. Gute Nacht.“
„Guten Morgen, Kutscher.“
Der Kutscher schielte zum Stundenglas, dessen Sand jetzt zu gut zwei Dritteln durchgelaufen war. Er grinste. „Richtig – guten Morgen, Sir. Wünsche noch einen angenehmen Tag.“