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2.

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Olaf Sundbärg hatte sich im tiefen Schnee niedergelassen und wartete auf sein Opfer. Die Kälte kroch durch seine Pelzkleidung und griff nach seinem Leib und seinen Gliedmaßen, doch er harrte mit verbissener Miene aus. Bald würde es dunkel sein. Rötliche Schleier im Westen begleiteten die Sonne auf dem Ende ihrer Bahn, nur noch kurze Zeit, und sie würde hinter dem Horizont untergegangen sein. Sundbärg aber hielt hartnäckig an seinem Vorhaben fest. Die ganze Nacht über wollte er, wenn es sein mußte, hier auf seinem einsamen Posten aushalten.

Immer wieder hatte der Wolf, den er erlegen wollte, ihm ein Schnippchen geschlagen. Sundbärg war seit zwei Tagen unterwegs und hatte mehr als ein Dutzend Fallen aufgestellt, doch es hatte ihm alles nichts genutzt. Hier und da war der von ihm ausgelegte Köder verschwunden, aber kein Tier zappelte im Fangseil oder Fangeisen. Nicht einmal Blutspuren hatten davon gekündet, daß Isegrim zumindest verletzt worden war.

Es handelte sich um einen alten Einzelgänger, der alle erdenklichen Tricks kannte. Sundbärg fühlte sich von ihm herausgefordert und wollte den Kampf um jeden Preis gewinnen. Nur einmal hatte er ihn im Verlauf des Tages von weitem gesehen, nie hatte er sich so weit anzupirschen vermocht, um einen sicheren Schuß aus der Flinte anbringen zu können. Wo sich das Lager des Wolfes befand, wußte er immer noch nicht.

Jetzt hatte er am Ufer des Flusses Göta ein Kaninchen als Köder ausgelegt, diesmal jedoch ohne Falle. Seine Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Die Dunkelheit nahte mit langen grauen Schatten, doch der Wolf ließ auf sich warten. Sundbärg fluchte in seinen Gedanken, gab aber nicht auf.

Die Kälte war grimmig, nahm immer mehr zu, zerrte an seinem Körper. Bald würde es schneien. Wenn Isegrim die Nacht zu seinem Verbündeten machte, würde es ihm vielleicht gelingen, den einsamen Mann anzufallen – und wenn er schnell genug war, würde er der Sieger sein.

Ein Anflug von Furcht stahl sich in Sundbärgs Geist, doch er verdrängte ihn. Er wollte seine Lage geringfügig ändern, doch plötzlich erstarrte er. Ganz deutlich hatte er hinter einem der Schneebuckel, die das Bild der Flußlandschaft prägten, eine Bewegung erkannt. Er war sicher, sich nicht getäuscht zu haben. Da – ein grauer Rücken schob sich auf das Ufer zu, schnürte daran entlang und näherte sich dem Köder.

Sundbärg fühlte sich vom Jagdfieber gepackt, sein Atem ging schneller. Der Augenblick der Entscheidung war da, die Lage spitzte sich zu. Der Wind aus Westen war günstig für den Mann, aber der Wolf war schlau und erfahren, vielleicht nahm er seine Witterung doch auf.

Der Abstand zwischen dem Jäger und seinem Wild schrumpfte zusammen, der Wolf glitt unbeirrt auf das Kaninchen zu. Sundbärg fragte sich in diesem Moment, ob es nicht besser gewesen wäre, das Tier am Leben zu lassen, statt einen toten Köder zu benutzen, doch es war zu spät, noch irgend etwas zu verändern. Der Wolf hatte den Platz am Ufer erreicht. Die Distanz betrug höchstens dreißig Schritte – Sundbärgs Zeigefinger krümmte sich um den Abzug der Flinte.

Plötzlich hob der Wolf den Kopf und blickte genau in die Richtung seines Jägers. Er sah den Kopf des großen, blonden Mannes, ihre Blicke schienen sich zu kreuzen. Sundbärg zögerte nicht mehr, er drückte ab, und donnernd brach der Schuß in der Stille und Einsamkeit der Landschaft.

Sundbärg sah, daß er getroffen hatte. Er sprang auf und lief zum Ufer. Doch der Wolf war nur verletzt, er erhob sich ebenfalls und wandte sich knurrend seinem Todfeind zu. Nur einen Schuß hatte die Flinte, Sundbärg konnte nicht so schnell nachladen, wie das Tier sich auf ihn stürzen würde. Er begriff, daß er einen Fehler begangen hatte. Er hätte eine doppelläufige Waffe oder aber zwei Flinten mitnehmen sollen.

Ihm blieb nur eine Chance. Er zückte seine Steinschloßpistole, blieb stehen und legte noch einmal auf den Wolf an. Die Reichweite der Pistole war geringer als die des Gewehres. Sundbärg mußte den Wolf nah an sich heran lassen, um einen präzisen Schuß anbringen zu können. Dazu aber gehörten eiserne Nerven. Er hielt die Waffe mit beiden Händen fest, zielte und bezwang den Drang, auszuweichen und seinen Standort zu verlagern.

Mit gefletschten Zähnen hielt der Wolf auf ihn zu, er schien wahnsinnig vor Haß und Schmerzen zu sein. Nur noch fünf, sechs Schritte trennten ihn von dem großen Mann mit den hellen Augen.

Der Wolf knurrte und setzte zum Sprung an, doch Sundbärg feuerte. Wieder fand die Kugel ihr Ziel, das Tier überschlug sich und blieb reglos liegen. Sundbärg atmete auf, ließ noch ein wenig Zeit verstreichen und näherte sich seiner Beute erst, als er ganz sicher war, daß der Wolf ihn nicht wieder zu überlisten versuchte.

Wenig später hatte er ihn sich auf die Schulter geladen und schritt zu dem Platz am Ufer, an dem er sein Boot vertäut hatte. Er lud das tote Tier ab, verstaute auch die Waffen an Bord, stieg dann selbst über das Dollbord und nahm auf der mittleren Ducht Platz. Er legte die Riemen in die Dollen und begann zu pullen, den Göta-Fluß abwärts und zurück zu seinem Ausgangsort, von dem aus er vor zweieinhalb Tagen aufgebrochen war.

Immer wieder schaute er auf den Wolf hinunter und dachte: Gerissen warst du, das muß ich dir lassen, aber deine ganze Klugheit hat dir nichts genutzt. Ich werde noch andere Einzelgänger wie dich zur Strecke bringen. Man wird mich deswegen bewundern, einem Jäger wie mir gebührt Achtung.

Vorerst aber hatte Olaf Sundbärg genug von der Jagd, es zog ihn jetzt mit Macht nach Hause. Er sehnte sich nach einem züngelnden Kaminfeuer, nach mehreren großen Humpen Bier – und nach einer Frau. Er würde sie suchen und finden, und falls sie ihm Widerstand leistete, würde er sie bezwingen wie den Wolf, der zu seinen Füßen lag.

Kap Skagen war erreicht. Ein letzter, rasch verlassender Schimmer mattroten Lichtes lag auf den Decks der „Isabella“. Nur noch kurze Zeit würde es dauern, bis sich die Dunkelheit vollends über das Schiff und seine Mannschaft gesenkt hatte.

Old Donegal Daniel O’Flynn entfachte die Hecklaterne, dann begab er sich auf das Quarterdeck hinunter, wo Hasard, die Brighton-Brüder, Big Old Shane, Ferris Tucker, Dan O’Flynn und Nils Larsen bereits an der Schmuckbalustrade standen. Auf dem Hauptdeck hatten sich Carberry und die Crew vollzählig versammelt. Pete Ballie streckte seinen Kopf aus dem Ruderhaus, um jedes Wort von dem, was nun gesprochen wurde, auch ja mitzukriegen, und Bill beugte sich weit über die Umrandung des Großmarses. Fast hatte es den Anschein, als würde er jeden Moment auf die Kuhl hinunterstürzen, doch das wirkte nur so: Bill wußte die Schiffsbewegungen und das Schwanken seines luftigen Postens geschickt durch Verlagern seines Körpergewichtes auszugleichen.

Auch der Kutscher, Mac Pellew und die Zwillinge waren zur Öffnung der versiegelten Order auf dem Hauptdeck erschienen, nur Arwenack war in der Kombüse zurückgeblieben und hockte mit trauriger Miene dicht an der Glut des Feuers.

Von Spannung gezeichnet waren die Gesichter der Männer und der beiden Jungen. Was mochte das Kuvert enthalten, was bescherte ihnen die nahe Zukunft? Kaperfahrten oder Forschungsreisen? Reichtum oder neue Erfahrungen?

Über die Maßen lang war ihnen die Überfahrt von England bis hierher erschienen, ein Kurs, der von der Ungewißheit und hundert Zweifeln begleitet war. Doch all dies war vorbei.

Der Seewolf hielt den versiegelten Umschlag in beiden Händen und sagte: „Hiermit breche ich das Siegel auf, wie es mit Lord Gerald Cliveden vereinbart wurde. Ihr alle seid Zeugen, daß es noch unversehrt ist.“

„Aye, Sir“, brummelte der alte O’Flynn. „Aber könntest du die Sache etwas weniger spannend machen? Ich werde schon ganz zappelig.“

„Das gehört mit dazu“, sagte sein Sohn grinsend.

„Ruhe bitte“, sagte Ben Brighton. „Wo bleibt denn hier die Disziplin?“

„Die haben wir irgendwo zwischen den Friesischen Inseln und Jütland verloren“, ließ sich Carberry von unten vernehmen. „Aber ich bleue sie dieser Bande von Rübenschweinen schon wieder ein, darauf kannst du dich verlassen, Mister Brighton.“

Old O’Flynn tat zwei Schritte auf den Steuerbordniedergang zu und hatte den Profos genau unter sich.

„Willst du mir etwa auch beibringen, wie sich ein Seemann benimmt, Mister Carberry?“ fragte er mit diabolischem Grinsen.

Carberry schnitt eine Grimasse. „Komm doch ’runter, dann erkläre ich dir ganz genau, wie ich mir die Sache vorstelle. Du reißt dein Schott mal wieder entschieden zu weit auf.“

„Ruhe!“ rief jetzt der Seewolf, und augenblicklich trat Stille ein. Er hatte das Kuvert geöffnet. Die Männer verfolgten seine Bewegungen mit ihren Blikken, die Spannung wuchs. Hasard entnahm der Mappe Schriftstücke und faltete sie auseinander, einige davon entpuppten sich als Seekarten, die anderen enthielten mit schwarzer Tinte geschriebene Anweisungen.

Hasard reichte die Karten an Ben Brighton weiter. Ben sah nur kurz darauf, dann erklärte er: „Alle Karten zeigen den Bereich der Ostsee.“

„Und hier nun die Order“, sagte der Seewolf und begann aus den Schriftstücken vorzulesen. „Es ist der feierliche Auftrag Ihrer Majestät Elizabeths I. an Philip Hasard Killigrew, Ritter von königlichen Gnaden und Inhaber eines vom Hofe ausgestellten Kaperbriefes, das Baltikum zu erforschen mit dem klaren Ziel, zu ergründen, ob es nicht ratsam ist, den bisherigen Handel mit den Ostseeanliegern allein und unter Ausschluß der Hanse zu betreiben. Lord Gerald Cliveden, der Sonderbeauftragte Ihrer Majestät in außerenglischen Angelegenheiten, ist dabei besonders interessiert an Möglichkeiten, Pelzwerk, Bernstein und Holz aus den Ostseeländern zu beziehen. Zu diesem Behufe wird es Sir Hasard und seinen Getreuen ans Herz gelegt, neue Handelsbeziehungen anzuknüpfen, wobei die Order weiterhin streng geheim zu behandeln ist, so daß kein Außenstehender davon erfährt, welches die Pläne der englischen Nation sind.“

Hasard hielt im Lesen inne und sah seine Männer an. Das Schweigen dauerte fort, nur Big Old Shane räusperte sich vernehmlich. Die Mienen waren teils betroffen, teils verwirrt, und von der anfänglich guten Stimmung an Bord schien nicht viel übriggeblieben zu sein.

Hasard dachte nach. Eins war ihm bekannt: Die Eröffnung und Erschließung der Neuen Welt war einer der Hauptgründe für den Niedergang der Hanse, die zu diesem Zeitpunkt allerdings noch in dem sogenannten „Stahlhof“ in London eine Niederlassung unterhielt. Dort wurden die Güter aus den Ostseeländern umgeschlagen – doch ein Nachlassen des Handels zeichnete sich schon seit einiger Zeit mehr als deutlich ab. Daher also rührte der Auftrag der Königin und Lord Geralds. Gelang es, die Hanse auszuschließen, so konnte das Ostseegeschäft nach wie vor ertragreich für England sein.

Dies leuchtete dem Seewolf ein, aber er hatte eine völlig andere Art von Auftrag erwartet, die sich mit Abenteuern verband. Indes hatte man ihm nun eine ausgesprochen trockene und nüchterne Aufgabe überantwortet, bei der nichts auf verwegene Raids und tollkühne Fahrten hinzuweisen schien.

Nun, er mußte die Dinge nehmen, wie sie kamen. Eigentlich war er kein Kaufmann und Handelsfahrer, doch er würde Lord Gerald beweisen, daß er auch diese Materie zu bewältigen wußte. Außerdem – das fiel ihm jetzt ein – gab ihm der Auftrag die Möglichkeit, noch eine weitere Motivation für die Reise durch die Ostsee zu finden. Vielleicht konnte er nach seiner väterlichen Familie, den Manteuffels, forschen, die irgendwo „im Pommerschen“ ansässig sein sollten. Er hatte schon lange auf eine Gelegenheit gewartet, etwas mehr Licht in das Dunkel seiner Vergangenheit zu bringen. Diese Chance schien sich jetzt zu bieten.

So gesehen war er also nicht enttäuscht. Doch die Crew und auch die Männer vom Achterdeck der „Isabella IX.“ zogen lange Gesichter. Sie hatten von bunten Abenteuern geträumt – und nun dies.

„Sir“, sagte Carberry. „Steht noch mehr in der Order drin?“

„Nur Hinweise auf die Häfen, die wir anlaufen sollen“, erwiderte Hasard. „Es sind mehr oder weniger technische Daten.“

„Technische Daten, aha“, sagte Big Old Shane.

„Die Ostsee“, sagte Ferris Tucker. „Soso. Da schau mal einer an, was für eine großartige Überraschung.“

„Ja, wer hätte das gedacht!“ rief Blacky. „Aber irgendwie haben wir das ja geahnt, nicht wahr? Und wenn mich nicht alles täuscht, hat in Plymouth auch schon mal irgendwer davon geschwärmt, wie wir in den Ostseehäfen die Kneipen auskundschaften und die Mädchen anlächeln!“

„Das schon“, sagte Dan O’Flynn. „Von Handelsbeziehungen war jedoch nicht die Rede.“

„Sind wir vielleicht eingetrocknete Kontorknüppel oder so was Ähnliches?“ brüllte Carberry, dem die ganze Geschichte auch nicht geheuer war. „Was? Wie? Ich hab’ von Pelzen und Bernstein nicht die geringste Ahnung, von Behufen schon gar nicht!“

Ein paar Männer lachten, aber es klang gezwungen. Mac Pellew zog ein Gesicht, als sei er in ein Faß voll saurer Gurken gefallen, und stöhnte: „O Lord, ausgerechnet die Ostsee! So ein elender Ausflughafen für Hausenten! Das ist ja gar kein richtiges Meer!“

„Ich hatte gehofft, wir würden nach Norwegen segeln“, sagte Ferris. „Da weht einem der Eiswind um die Ohren, daß es eine Freude ist. Vielleicht wären wir dort auch dem alten Thorfin wiederbegegnet.“

Carberry stieß einen Fluch aus, dann rief er: „Eine Pißrinne für Schwäne und Reiher ist diese idiotische Ostsee, sage ich! Ein Heringstümpel, eine Kakerlakenbilge! Da hätten wir ja auch gleich auf der Themse herumpaddeln können!“

„Augenblick!“ sagte der Seewolf mit harter, lauter Stimme. „Spart euch eure Vorurteile für später auf. Ich selbst bin noch nicht in der Ostsee gewesen, ich weiß nicht, wie es dort aussieht.“

„Aber vorstellen kann ich es mir!“ stieß Shane hervor. „Bei Ebbe muß man aufpassen, daß man nicht irgendwo auf Grund geht, so flach ist der ganze Teich.“

„Das scheint mir nun doch etwas übertrieben zu sein“, sagte Ben Brighton. „Denk mal an das Mittelmeer, das ist auch nicht gerade ein Ententümpel.“

„Es ist ja auch viel größer“, bemerkte Roger Brighton.

„Irrtum.“ Ben hielt seinem Bruder die Karten hin. „Sieh dir das Material mal genau an! Die Ausmaße der Wasserfläche sind ganz beachtlich. Wir alle haben keine Vorstellungen davon, wie es dort wirklich aussieht.“

„Ich schon“, sagte Nils Larsen. „Und ich muß dir voll beipflichten, Ben. Die Ostsee sollte man nicht unterschätzen.“

„Das scheinen auch die Beschreibungen zu bestätigen, die mir hier vorliegen“, fügte der Seewolf hinzu, indem er die Schriftstücke ein Stück anhob. „Schluß der Debatte also.“

„Man wird ja wohl noch seine Meinung äußern dürfen“, brummte Old O’Flynn. „Was mich betrifft, so habe ich meine Bedenken. Wer weiß denn überhaupt, was uns jenseits von Skagen erwartet? Vielleicht ist der ganze Scheiß-Bach ja zugefroren, und wir bleiben im Eis stecken wie seinerzeit, als …“

„Darf ich jetzt auch mal was sagen?“ unterbrach ihn Stenmark, der ein Stück vorgetreten war und nun zur Balustrade aufblickte. „Ich stamme aus Schweden, falls ihr das vergessen habt, und mir ist die Ostsee besser bekannt als Nils Larsen.“

„Sicher“, meinte Nils. „Hölle, das hatte ich ja ganz verschwitzt.“

„Ich nicht“, sagte der Seewolf und lächelte. „Ehrlich gesagt habe ich mich schon gewundert, daß du deine Ostsee gar nicht verteidigst, Sten.“

„Das tue ich jetzt! Mir stinkt es wirklich, wie hier über etwas Unbekanntes hergezogen wird.“ Stenmark stemmte die Fäuste in die Seiten und blickte sich um. „Habe ich vielleicht schon mal abfällig über Cornwall geredet? Oder über den Kanal?“ Er fixierte Batuti, den schwarzen Herkules aus Gambia, und rief: „He, Batuti, habe ich jemals über dein Afrika ’rumgemotzt?“

„Nicht die Bohne“, sagte der Gambia-Mann. „Das wäre ja auch noch schöner.“

„Na eben“, sagte Stenmark wütend. „Deswegen finde ich die Art, wie ihr hier losstänkert, so richtig beschissen. Wenn ich dich, Matt, mal in den Sund stoße, was meinst du wohl, wie schnell du dann absäufst?“

„Langsam“, sagte Matt Davies. „Ich habe nicht behauptet, daß die Ostsee so flach wie eine Pfütze ist. Und noch was: Hier wird über die See gesprochen, mein Junge, nicht über deine geliebte Heimat Schweden. In Schweden würde ich sogar gern mal an Land gehen, da soll es feine blonde Mädchen geben.“

„Halt doch die Klappe!“ fuhr der Schwede ihn an. „Dein blödes Gefasel geht mir auf den Geist!“

Carberry trat zu Stenmark und legte ihm die Hand auf die Schulter. „Sten, das geht entschieden zu weit. Keiner will dich beleidigen. Erzähl uns lieber mehr über die Ostsee, damit wir endlich Bescheid wissen. Ist es da überall so kalt wie hier?“

„Ja“, antwortete der große blonde Mann. „Es kann einem hier und dort sogar der Achtersteven abfrieren, man muß ihn gut festhalten, damit er nicht ’runterfällt.“ Seine hellen Augen glitzerten, er war jetzt richtig in Fahrt. Erinnerungen stiegen in ihm auf, doch die wollte er seinen Kameraden nicht anvertrauen. Der Gedanke an das, was ihm seinerzeit in seiner Heimat widerfahren war, nährte jedoch seinen Zorn.

„Wie sprichst du eigentlich mit deinem Profos?“ fuhr Carberry ihn an.

„Beim Donner, so kommen wir doch nicht weiter“, sagte Smoky. „Was soll denn der Quatsch? Nun haltet doch gefälligst alle mal die Luft an!“

„Richtig“, sagte Hasard, und seine Stimme klang jetzt kalt und schneidend. „Mir reicht es jetzt auch. Reißt euch gefälligst zusammen, sonst nimmt die ganze Diskussion ein übles Ende.“ Drohend zogen sich seine Augenbrauen zusammen.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 303

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