Читать книгу Piotr, der Zwangsarbeiter - Rozalia Wnuk - Страница 5
Kapitel 4
ОглавлениеAls Jożef sich mit Solanka im Jahre 1937 vermählte, schmiedeten sie große Pläne für ihre gemeinsame Zukunft. So hoffnungsvoll, wie das üblicherweise alle jungen Frischvermählten tun. Sie wollten ein eigenes Heim auf eigenem Grund und Boden und natürlich viele Kinder. Doch vorerst lebten sie in der kleinen Kate und gingen jeder der erlernten Arbeit nach. Solankas Ausbildung war auf die Buchführung in der Verwaltung ausgerichtet und in ihrer Stellung in Lubartow auch sehr angenommen und zufrieden. Jeden Morgen machte sie mit Jożef in aller Frühe eine lange Radtour zur Nachbarstadt hin, um den Tag mit ihrer erlernten Tätigkeit zuzubringen. Solange das Wetter mitspielte, konnte man die Kosten für den Bus einsparen. Wenn nicht, musste der Pferdewagen eingespannt werden. Ihr Ehemann fuhr zur Kaserne, um dort seine Rekruten auszubilden, die sich zur Zeit doch sehr zahlreich angemeldet hatten. Neben denen, die zur militärischen Grundausbildung einberufen wurden, war die Zahl der auszubildenden Freiwilligen, höher als sonst. Wesentlich höher. Irgend etwas brodelte und lag in der Luft. Und dieses Irgendwas schien nichts Gutes zu verheißen. Die Leute wirkten gereizt und angespannt. Er musste dafür sorgen, dass die Ausbildung ruhig und sachlich vonstatten ging. Was ihm eigentlich aufgrund seines ruhigen Naturells keine Probleme bereitete, denn er liebte seinen Beruf als Ausbilder. Dabei kam er sich durchaus wie ein Lehrer vor.
Auf die Stunden, in denen er auf seine Brüder Bolek und Julian traf, freute er sich besonders. Bolek war auch schon Ausbilder, trotz seiner Jugend. Jeder auf seinem Gebiet tat sein Bestes, um aus den jungen, noch sehr verträumten und verspielten Burschen eine stabile und zuverlässige Truppe zu formen. Julian, das merkte sein Bruder und Vorgesetzter, gab sich besondere Mühe, da er die Familienehre somit hochhalten wollte. Die größte Begeisterung fand der Auszubildende allerdings daran, wenn im freien Gelände die sportlichen Fähigkeiten gefordert wurden. Julian war sehr sportlich und ein wahrer Meister der Leibesübungen. Praktisch war er auch ein absoluter Schnelldenker. Nur die Aufgaben, an den Waffen zu üben, wollten ihm nicht zum Vergnügen werden. Deshalb legten Bolek und Jożef großen Wert darauf, ihr Augenmerk auf Julians Schwäche zu legen und diese zu fördern. Es war nun einmal nicht jedem gegeben, die Waffe in die Hand zu nehmen, los zu feuern und sich vorzustellen, dass man mit diesen Waffen Menschen töten musste, um selbst am Leben zu bleiben.
Die beiden Brüder bildeten ihre Leute in erster Linie dazu aus das Vaterland zu verteidigen und nicht darauf, die Blutrünstigkeit im Menschen zu wecken. Alle ihre Unterrichtsstunden zielten daraufhin, den Rekruten die Achtung vor dem menschlichen Leben immer ins Bewusstsein zu bringen und jedem mit Respekt zu begegnen. Doch letztendlich war es egal ob fürs Heer, die Luftwaffe, die Marine oder die Panzerdivision. Sie mussten ihnen eine Grundausbildung für den Ernstfall verpassen. Ein Soldat muss bereit sein zu töten. Sonst ist er hier fehl am Platz.
Die wenigen unter ihnen, die in der Technik, Versorgung oder im Schreibdienst landeten, mussten die gleiche Grundausbildung durchlaufen und im Ernstfall ihren Feind ausschalten können. Das zu vermitteln, war die Aufgabe eines Ausbilders. Den Rekruten musste dieses klar und verständlich gemacht werden, um sie aufs Überleben zu trainieren.
Diese beiden taten ihr bestes, um die Arbeit menschenwürdig zu gestalten. Ohne Drill und Anschreien und Kommandieren ging es aber auch bei ihnen nicht. Immerhin verzichteten sie auf die üblichen Schikanen, die andere Ausbilder so gerne anwendeten. So etwas hat man ihnen zu Hause nicht beigebracht und sie würden auch keinen Sinn darin erkennen, einem Menschen unnötiges Leid anzutun. Daran hatten die beiden keinen Spaß. Ihr zukünftiger Schwager Marian war da nicht so zimperlich. Bei ihm konnten die Auszubildenden schon ganz schön geschlaucht daher gekrochen kommen.
Er war einer; - der zwar fairen, aber harten Sorte.
Wenn Julian sich so weiter entwickelte, würde er auch die Laufbahn eines Offiziers einschlagen können. Er machte mit seinem Lerneifer seine Brüder stolz und fungierte in der Klasse als Vorbild. Nur in der Stube hat er seinen Ärger mit den Kameraden. Er las doch so gerne in Ruhe seine Bücher. Dazu kam er vor lauter Albernheiten, die seine Kameraden ausheckten, oftmals nicht. Ihn nervte auch ungemein das angeberische Getue seiner Kameraden, bei den Offiziersanwärterinnen. Auch er fand die ein oder andere Kameradin hübsch, um mit ihr auszugehen. Doch; - er wollte mehr.
Die geringe Zeit zwischen den Lernstunden in der Klasse und der praktischen Ausbildung wollte er für seine naturwissenschaftlichen und politischen Bücher einsetzen. Wenn die Ausbildung zu Ende war, dann könnte er dem weiblichen Geschlecht durchaus etwas mehr Zeit widmen. So dachte er und lernte und lernte. Und seine Kameraden machten sich einen harmlosen, aber derben Spaß daraus, ihn deswegen immer aufzuziehen. Zunächst hieß es für ihn aber drei Jahre durchzuhalten. Dann war er noch nicht unansehnlich und hatte immer noch Zeit genug, sich um eine feste Liebe zu kümmern. Zur Zeit machte er sich noch keinen Kummer darum, dass die Frauen ihn nicht beachten würden. Daran lag es gewiss nicht, dies merkte sogar er.
Bei Bolek war das etwas anderes. Er war sehr in seine neue Freundin verliebt. Zum ersten Mal hat es bei ihm so richtig in der Gefühlswelt gekracht. So, dass er nicht mehr ruhig schlafen konnte. Ständig dachte er nur an seine Eroberung und überlegte sich neue Überraschungen für Sofia. Sobald sein Dienst zu Ende war, setzte er sich auf sein Fahrrad und düste in Richtung des winzig kleinen - Modesalons, - wo sie für die Herstellung von Brautmoden zuständig war. Sobald er dann vor dem Schaufenster in Lubartow ankam, musste er erst einmal verschnaufen, so war er gerast. Es waren ja auch einige Kilometer am Tag, die er auf seinem Fahrrad zurücklegte. Nun stand er vor der Glasscheibe und schaute sehnsüchtig die Schaufensterpuppe an, die in ein ganz modernes weißes Brautkleid gehüllt, mit tausendfachen Rüschen am weit ausgestellten Rock und etlichen Unterröcken aus Tüll darunter, einem kokettem Oberteil und langem weißen Schleier, ihm wie eine Prinzessin vorkam. Sofort sah er in seinem Traumgespinst das zarte Gesichtchen Sofias in der Puppe ihn anlächeln. Ungeniert lächelt er die Schaufensterpuppe an, legte den Kopf dabei schief, um sie besser betrachten zu können. Seine dunkelbraunen Haartollen fielen ihm dabei zur Seite und er fühlte sich so richtig glücklich. Er war verliebt. Eindeutig und ganz heftig. Mit seinen fast 21 Jahren musste er aber warten, bis Anna ihre Hochzeit mit Marian gehalten hatte. Dann, ja dann wollte er seine Eltern darauf ansprechen. Er wollte sich nicht länger gedulden. Diese Frau hier war die Einzige und die Richtige für ihn. Das wusste er. Wozu also warten, dachte er sich. Ob seine Sofia ihn auch so sehr liebte? Dies galt es im Laufe der Zeit herauszufinden. Auf jeden Fall würde er sie fragen!
Doch es sollte alles ganz anders kommen und die Träume und sogar das Leben eines dieser tapferen jungen Männer fordern.
Für Jożef und Solanka gingen die Tage nun wie bei jedem Paar dahin. Mit Arbeiten, nach Hause fahren, sich ums Essen und das Zuhause kümmern. Ihr kleiner Garten wollte gepflegt und bald bestellt werden und die Tiere, die tagsüber von Solankas Eltern mitversorgt wurden, übernahmen sie abends nach ihrer beruflichen Tätigkeit in der Stadt. Das Frühjahr war herrlich frisch und die Schneeglöckchen und Krokusse schon fast verblüht, so dass sich die ersten Narzissen zeigten. Es wurde zusehends etwas wärmer und der kalte Ofen am Abend war schnell mit gut getrockneten Holzscheiten aufgeheizt, so dass er die Stube in kurzer Zeit wärmte. Ihre kleine Kate war nur als eine Zweiraum Wohnstube hergerichtet worden und schnell gemütlich. Solanka bereitete die abendliche kleine Mahlzeit für ihren Ehemann und sich und schon machten sie sich auf den Weg zu Jożefs Eltern, um zu sehen, ob sie gebraucht würden. Dort stand bereits das Essen auf dem Tisch und gerade wollte man sich dazu niederlassen. Sofort lud die Hausfrau und Mutter ihre Kinder zum Bleiben ein und es wurde erneut ein leichtes Abendessen eingenommen.
Władek berichtet seinem dazu gekommen Sohn stolz, dass die Arbeiten des Innenausbaus der Kirche fast abgeschlossen waren und demnächst ein großes Fest deswegen stattfinden könnte. Noch vor dem Osterfest. Außerdem sollte unverzüglich mit dem Brückenbau begonnen werden. Dann könnte das große Feld am gegenüber liegenden Ufer der Wieprz besser erreicht werden. Der Fluss müsste nicht mehr durchwatet werden, was bisher doch sehr umständlich und gesundheitsschädlich war. Bei diesen Worten schaute Rozalia auf und blickte in die Augen ihres Mannes. In ihren Augen war ein tiefer Schatten verankert, der in diesem Moment Bände sprach. Hätte der Doktor ihnen nur besser erklären können, was mit Czesław wirklich passierte, hätte eventuell die große Frage des - Warum - nicht ständig zwischen ihnen gestanden.
Die beiden Frischvermählten erhielten nun die Erlaubnis, sich um ihr eigenes Heim zu kümmern. Denn es wären ja noch genügend Helfer da, die hier mit anpacken würden.
Das tägliche Einerlei sollte man nach einer neuerlichen Aufgabenverteilung schon packen. Wenn sie dann zum Säen und Ernten immer helfen kämen, wären sie sehr zufrieden. Was nicht heißen sollte, dass sie nicht jederzeit willkommen wären. Jederzeit. Nur nicht extra wegen der Arbeiten am elterlichen Hof. Dies müsste nun wirklich nicht mehr sein. Sie hätten nun ihr eigenes Leben. >>Und dazu braucht ihr auch Zeit für euch.<< Entschied Rozalia.
Nun mit eigenem Hausstand, dann dazu die Arbeit und die langen Wege zu und von der Arbeit nach Hause, da musste mit den Kräften gehaushaltet werden. Sie dürften ihre Kräfte nicht überschätzen, war die einvernehmliche und fürsorgliche Empfehlung an die beiden.
Außerdem hegte man ja auch die Hoffnung, bald Großeltern zu werden. Bei diesen Worten, vom vorlauten Edek ausgesprochen, brüllten alle vor Lachen. Rozalia empfahl dennoch, dass sie erst einmal ihre Zweisamkeit genießen sollten und ein größeres Zuhause müssten sie sich später auch leisten können, wenn die Familie wächst. Das wäre alles nicht so einfach. >>Welche weisen Worte meiner Mutter.<< Sprach Jożef, der wohl sehr froh und erleichtert über diese Freistellung war. Obwohl er wusste, dass man die Hilfe den Eltern üblicherweise noch ständig zukommen lässt, auch wenn man selbst schon Familie hat. Es war wirklich großzügig von seinen Eltern, diesen Beschluss gefasst zu haben.
Nach herzlichen Umarmungen und Anspielungen von Solanka an Anna und Marian, die sich anschicken sollten, zuerst für die Enkel zu sorgen, trennte man sich für diesen Abend. Während der Rest der Familie noch zusammensaß und einige Scherze zu Solankas Anspielungen losließ, meinte Piotr dazu: >>Wann heiraten denn nun endlich Anna und Marian? Dass die beiden unzertrennlich sind, dass merkt man doch. Sogar hier kommen sie nur noch im Doppelpack daher. Wenigstens die beiden sollten uns noch beim Pflügen und auf dem Hof helfen. Denn wenn das Wetter so bleibt, können wir in diesem Jahr früh mit der Feldarbeit loslegen. Am besten gehe ich mit Edek schon morgen nach der Schule über die Wieprz. Es reizt mich auch, den Kahn mal wieder ins Wasser zu setzen und ihn auszuprobieren. Ach ja, Edek, du kommst doch Ostern aus der Schule, was machst du danach? Hast du darüber schon nachgedacht?<<
Edek wurde ganz klein und schrumpfte auf seinem Stuhl zusammen. >>Du Ekel, du weißt genau, was ich machen wollte. Musst du gerade jetzt damit anfangen? Wir werden dieses Jahr noch zusammen sein, keine Sorge. Danach will ich entscheiden, ob ich zum Militär gehen werde oder mir eine Lehrstelle in Lublin suche. Am liebsten würde ich ja malen und eine Kunstschule besuchen. Aber das bringt kein Geld in die Familie und hilft mir nicht meinen Unterhalt zu finanzieren.<<
Piotr grinste in sich hinein. Denn er wusste, dass dieses Thema auch seinem Bruder auf dem Herzen lag. Und er fand, dass nun der Zeitpunkt gekommen war, darüber zu sprechen; - um Klarheit zu haben.
Rozalia und Władek schauen ihren Sohn erstaunt an. Sind zunächst sprachlos. Doch dann sagte sein Vater: >>Ich dachte, wenigstens du wirst Landwirt? Ist denn dieser Beruf nichts mehr wert? Oder Schreiner oder mache was mit Forstwirtschaft. In diesem Dorf kann man auch sein Auskommen finden. Schau dir uns doch an! Wir leben doch zufrieden mit allem, was wir haben. Wir sind doch glücklich!<<
Rozalia schaute ihren Mann an, legte den Kopf in den Nacken. >>Glaubst du das wirklich? Warum bist du dann immer an Projekten beteiligt, die im Dorf gemacht werden, wenn du hier so glücklich bist? Du selbst suchst dir große Aufgaben, bei denen dein Name hinterlassen sein wird. Wie zum Beispiel im Beichtstuhl unserer Kirche. Unsere Kinder können so viel und müssen selbst ausprobieren, wo ihre Neigungen liegen!<< Zu Edek gewandt sagte sie: >>Also Edek, das mit dem Malen gefällt mir. Das kannst du doch auch hier machen. Wir haben doch eine wunderbare Lehrerin im Ort, die in Kunst unterrichtet.<<
>> Es ist nicht das Gleiche, als ginge ich in die große Stadt, Mama. Ich möchte ein richtiger Maler werden. Du weißt, dass ich eine Begabung dazu habe. Landwirt sein, kann ich nebenher immer noch. Und in den Hauptarbeitszeiten kehre ich zu euch zum Helfen zurück. Die Landwirtschaft ist eh eine Arbeit, die ich mag. Das stimmt. Aber damit alleine bin ich nicht so ganz und gar ausgefüllt.<<
Edek warf einen bösen Blick auf seinen Bruder, weil der, genau dieses Thema heute anschneiden musste. Doch genau gegenteilig waren die Blicke, die Piotr von Anna und Marian für seinen Mut erhielt, auch ihr Anliegen damit angeschnitten zu haben. Piotr sagt deshalb zu seiner Familie: >>Damit ihr es jetzt alle wisst. Ich bleibe hier und werde Landwirt. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Mich bringt nichts aus diesem Dorf hier heraus. Ich liebe diesen Ort und will helfen, dass er sich weiter entwickelt und fortschrittlicher wird.<<
Bei diesen, mit Inbrunst vorgebrachten Worten ihres jüngsten Sohnes, schmunzelten seine Eltern dankbar. So strahlend wurde er von allen angeschaut, dass er gerührt aufstand, 'dziękuje' sagte und im Begriff war, den Raum zu verlassen. Nun hatte auch Edek verstanden, was Piotr bewegte, dieses Thema aufzugreifen. Auch er lächelte ihm zufrieden zu, bevor dieser den Raum verließ und sich die Tür hinter ihm schloss. Anna und Marian schauten sich sehr zufrieden an, und waren glücklich darüber, dass dieses Gespräch endlich stattfand. Auch sie wollten ein eigenes Heim gründen. Zwar wollten sie im Ort bleiben, würden aber dann nicht mehr so häufig Zeit für Annas Eltern und den Hof haben. Da war es schon beruhigend zu wissen, dass Piotr sich zum Landwirt berufen fühlte und später den Hof weiterführen wollte. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich.
Es sollte auch bei diesen glücklichen Menschen anders kommen, als sie es sich in ihren Träumen ausmalen konnten. Es sei denn, sie wären dazu fähig gewesen, Alpträume von nie gekannten schrecklichen Szenarien zu träumen.
Doch davon wusste noch keiner in dieser Familie etwas. Jetzt noch nicht. Noch mehr Alpträume konnte das friedliche Leben in diesem Dorf doch für sie nicht bereit halten, als sie schon mit dem Tod des kleinen Czesławs durchstanden. Oder doch? War es doch möglich, noch größeren Schmerz empfinden zu lernen und zu ertragen? Das Schicksal hatte Übles und Grausames mit dieser sonst so zufriedenen, freundlichen und glücklichen Familie vor. Rozalia musste bald lernen, dass es keine glücklichen Sommer und Winter mehr für sie geben sollte, und die kommenden Schmerzen, die das Leben ihr antaten, fast alleine gelassen, dann sechsunddreißig Jahre freudlos anzunehmen und zu ertragen.
Heute am Sonntag blieb der größte Teil der Gemeinde nach der Messe wie meist, auf dem Kirchplatz stehen und unterhielt sich über das bevorstehende Großereignis. Noch diese Woche sollte das Gerüst aus dem Kircheninnenraum entfernt werden. Denn noch schöner, könnte diese hervorragende Holzverkleidung nicht ausgeführt werden. Mit Präzision wurde Brett an Brett aneinandergefügt. Das Holz mit einer honigfarbenen Lasur zum Schutz und zum schöneren Anschauen versehen. Die Heiligenfiguren standen an ihren Plätzen in den Nischen. Der Altar und die Beichtstühle waren schon lange an ihren vorgesehenen Plätzen. Neben dem schlichten Steinaltar wurde ein von Könnerhand angefertigtes Holzkreuz mit einer anmutigen Jesusfigur, aus einem gigantischen Stück Lärchenholz gefertigt die ihres Gleichen sucht, angebracht. Diese Ausstattung ihrer Kirche ist den Leszkowicern einiges Wert gewesen. So, dass sie öfter mehr in den Klingelbeutel steckten, als sie üblicherweise dem Priester beim Kirchgang überließen. Kurzum, die Kirche wurde ein prachtvolles Kleinod traditioneller Kunst, welche sich durchaus sehen lassen kann. Schon allein der Blumenschmuck und die prachtvolle Statue des Heiligen Antonius, umgeben vom Lichtermeer der ständig um ihn herum gespendeten Kerzen und duftenden Blumen, öffneten dem Betrachter das Herz.
Hier lebte man lebendigen Glauben. Hier lebte man lebendige Gemeinschaft miteinander in einer Dorfgemeinschaft.
Und hier und heute wurde nach Abschluss der Arbeiten vor der Kirche beraten, wann und wie das große Fest und die öffentliche Bekanntgabe der Fertigstellung stattfinden sollte. Es sollte auf jeden Fall eine Prozession geben, die vom Ortsende bis hinauf zum Ortsanfang in die Kirche führte. Und jeder Dorfbewohner sollte so viele Gäste wie möglich einladen, um diese gemütlich, ansprechende und einladende Kirche zu bewundern.
Irgend jemand von den Männern hat immer ein kleines weißes Fläschchen in der Jackentasche, das nun unter den Handwerkern, die dieses Prachtstück vollendet hatten, die Runde machen durfte. Das Fest sollte in vierzehn Tagen, also praktisch zwei Wochen vor dem Osterfest stattfinden, das dieses Jahr zum Glück spät fiel. So hatte man ein wenig Zeit für die Vorbereitungen. Die Einladungen mussten ausgesprochen werden, die Speisen vorbereitet, ein neues modernes Festzelt sollte aufgestellt werden, was mit vielen zusätzlichen Spenden angeschafft wurde, falls es nicht zu kalt wäre, damit die Jugend sich tüchtig beim Tanzen austoben konnte. Die Blumengestecke und Gebinde mussten gemacht werden. Darum bat der Rat der Honoratioren die Frauengruppe, weil sie diese alte Tradition noch beherrschten.
Die Prozession anführen sollten die kirchlichen Fahnenträger mit Priestern und Messdienern. Gefolgt von der Feuerwehrkapelle aus Ostrówek, die man natürlich einladen würde. Genauso wie die Gemeinde von Czemierniki, wohin man jahrelang zur Kirche ging. Nun käme die eigene Dorfkapelle zur Aufstellung, die dann die festlichen Lieder, vom Priester selbst ausgewählt, damit die Feierlichkeit den frommen Rahmen behielt, waren ein unbedingtes Muss. In anschließender Folge schreitet die Folkloregruppe und natürlich nicht zu vergessen, die Fahnenträger mit der dorfeigenen Fahne. Die wiederum gefolgt von der Fahne der Wojwodschaft mit dem Geißbock darin und zuletzt die rot - weiße Fahne, die ihren Stolz als Nation verkünden sollte. Es sollten die Dorfbewohner in hoffentlich zahlreicher Teilnahme den Zug schließen.
So sah es die Planung vor, und alles war schnell besprochen. Grobschlächtig. Um die Feinheiten auszuarbeiten, würden sich die Männer noch am Wochenende in der Gemeindescheune treffen müssen. So wurde es auf dem Kirchplatz beschlossen und schnell warf Władek ein, dass man doch am besten während dieser Vorbereitungszeit schon, bei dem guten Wetter, mit dem Bau der Brücke über die Wieprz beginnen sollte.
Die schon vorher im Dienst der Kirche arbeiteten Männer waren Feuer und Flamme für diesen Vorschlag. War es doch wieder ein großartiges Projekt, was sie da angehen wollten. Dieses Mal aber würden alle Dorfbewohner und nicht nur eine Großfamilie sich an der Arbeit beteiligen.
Die Familie Lato, der Vater von Władek, Jan Pawel vorneweg, versprach auch hierfür einen Teil des Holzes. Erbat aber auch, weil sein Bestand nun doch einiges hergeben musste, dass auch andere Forstbesitzer ihren Teil dazu beisteuern sollten. Für diese Bitte gab es reichlich Zustimmung und der Besitzer der großen elektrischen Säge war mit dabei und verkündete, dass schon ab Montag für das Projekt bei ihm diese Maschine bereit gehalten würde. Sie sollten nur kommen und ihr Holz anrücken, damit die gute Sache schleunigst ihren Anfang nahm. Immerhin profitierten alle von der Nutzung einer Brücke.
Władysławs Cousin Jacek pflichtete seinem Onkel Jan Pawel bei und bot zu diesem Zweck an, sich den Plan anzuschauen, auf dem er schon eine Brücke entworfen hatte, die dem gewünschten Objekt nahe käme.
Was war die Freude groß, als man dieses Angebot hörte. Voller Vorfreude beschloss man noch am gleichen Nachmittag, noch vor dem abendlichen Melken, sich bei ihm in seinem Haus hinter dem Friedhof zu treffen und diesen Plan zu prüfen und zu besprechen.
So lange ja manches dauern kann in einem Dorf wie Leszkowice, so schnell können Ideen umgesetzt werden, sobald die Zündung dafür läuft. Nun beschleunigten sie ihre Schritte in Richtung der eigenen Häuser, um das Mittagessen zu bereiten und zu genießen. Am liebsten wären im Hause Lato alle mit ihrem Vater mitgegangen, um den gezeichneten Entwurf der Brücke einzusehen. Dieser ließ es aber nicht zu, dass die neugierige Plage ihn so bedrängte und hielt sie an, ihre noch offenen Arbeiten zu verrichten.
Er ging unterdessen in Richtung Landstraße, kehrte am Friedhof ein, um das Grab seiner Großeltern und seines erst kürzlich totgeborenen Söhnchens zu besuchen, sprach ein kurzes Gebet und zündete Kerzen an. Dann ging er über das angrenzende freie Feld hinaus Richtung Osten, um in das Haus seines Cousins zu gelangen. Dort waren schon einige Männer des Ortes versammelt. Jacek breitete den schon vorbereiteten Plan einer schönen geschwungenen hölzernen Brücke vor ihnen aus. Sie mutete wie eine japanische Gartenbrücke an, sah aber solider aus und sollte honigfarben lackiert werden. Sie musste ja allerhand aushalten, wenn sie mal fertig war. Es sollten starke, dicke Bohlen sein, die dieser Brücke die Pfeiler stellten.
Die anwesenden Herren fanden den Plan hervorragend und somit wurde beschlossen, dass genau dieser leicht gebogene Brückenbau in Zukunft die Wieprz überspannen sollte. Die Freude war groß, dass man auch noch zu einem so kostengünstigen Entwurf kam, denn natürlich wollte sich Jacek die Arbeit nicht bezahlen lassen. Es sei denn, jemand hatte Holz übrig für seinen Holzschober oder sonstige Naturalien, die er gerne als Dank entgegen nehmen wollte. Immerhin hatte einer seiner Söhne erst kürzlich geheiratet und dieser fehlte ihm jetzt in der Landwirtschaft, weil er selbst ein Stück zu bearbeiten hatte und ein Enkelkindchen war auch schon unterwegs. Dass man ihm die beim Ausbau der Kirche investierte Zeit und die der Erstellung eines Plans nun irgendwie mit Gaben anerkennen wollte, freute ihn besonders.
Schon bald zogen einige Pferdegespanne Richtung der kleinen Wäldchen, an der östlichen Grenze gelegen. Die schweren Gäule gingen nur langsam. Den harten Winter noch in den Knochen, zogen sie ihrem Arbeitsplatz entgegen, wohl wissend, dass es nun hieß, wieder Holzstämme zu rücken. Auch Familie Lato zog mit ihrem Gespann und dem endlich von der Schule befreiten Edward und einem Neffen, dem Sohn der Schwester seiner Frau, der auch Edek gerufen wurde los, um doch noch genügend Holz rücken zu können. Die Vorräte des eigenen Schobers mussten aufgefüllt werden. Cousin Edek, sollte seinen Teil Holz, als Lohn für seine Hilfe erhalten. Nach der Arbeit würden sie mit Rozalia zu ihrer Schwester Marianna fahren, die in unmittelbarer Nähe eingeheiratet hatte. Die beiden Familien waren sich immer herzlich zugetan und die Schwestern teilten oftmals ihre Sorgen um diese miteinander.
Es war ein lustiges Bild, die vielen Gespanne die lange Dorfstraße hin und her fahren zu sehen. Es ging nun hin und her. Für den kleinen Brückenbau war die kleine Gemeinde in großer Aufruhr. Nebenher musste noch die tägliche Arbeit geleistet werden, die den Fortbestand und das Auskommen der Familien sicherte. >>Wofür hat man denn die fleißigen Frauen?<< Fragte so mancher Adam der göttlichen Schöpfung beim abendlichen Treffen, wenn es nach ein paar Gläschen Wodka lustig wurde?
Ja, sie hatten durchweg fleißige, brave und sehr ehrbare Frauen. Das musste man ihnen lassen. Sie wussten, dass sie sich auf ihre Familien verlassen konnten und dass das Familienoberhaupt auch nach außen hin der Mann blieb, wie in den meisten Familien der Welt. Doch den inneren Halt gab die Mutter einer jeden Familie. Sollte auf einem Hof noch ein Teil der Großeltern oder gar beide mit im gleichen Haus wohnen, so gebührte ihnen der größte Respekt und ihre Meinung galt.
Unsere Gemeinde war nach acht Tagen mit Holzrücken fertig. Nun wurde auf die Sägearbeit ein Augenmerk gelegt. Die Arbeit dort ging schneller voran, als sie dachten. Schon wenige Tage später erhielten sie die ersten nach Plan zugeschnittenen Bohlen für die Pfeiler der Brücke. Einigen ging das jetzt zu schnell. Besonders Piotrowski, fing an zu meckern. Er fühlte sich übergangen. Man gab ihm zu verstehen, dass er doch für das bevorstehende Fest ohnehin genug zu tun hätte. Er sollte sich mit seinen Kollegen der umliegenden Ortschaften besprechen, damit für absolute Sicherheit und gutes Gelingen gesorgt wäre. Außerdem war er doch kein Handwerker; - wurde unter der Hand getuschelt.
Anstatt er über seine verantwortungsvolle Aufgabe, froh war, beklagte er sich ständig. Es sollte doch jeder das tun können, wofür er eine Begabung hatte. So war es gedacht. Er hatte keine handwerkliche Begabung, dieser Mann, das stand fest. Schon öfter hatte er es bewiesen und man musste seine Arbeiten nacharbeiten. Dieser Mensch war ein Bürokrat und sollte seinen Neigungen entsprechend dankbar sein, dass man ihm die Sicherheitsfrage überließ. Nun ja, nicht jeden Menschen kann man zufrieden stellen und in ihn hineinsehen.
Wie wahr das noch in seinem Fall werden würde, werde ich erzählen.
Die Stärksten unter ihnen begaben sich mit großen Schaufeln an den Fluss hinunter. Der Platz, an den die Brücke kam, musste gut gewählt sein, um für alle Bewohner des Dorfes nützlich und gut erreichbar zu sein. Ungefähr die Hälfte des zum Ort gehörenden Flusslaufs wählte man, um die großen Gruben auszuheben in welche die schweren Holzbalken gerammt wurden, die die Brücke letztendlich trugen. Auf beiden Seiten der Wieprz begann nun eine rege Betriebsamkeit. Auf der Dorf abgewandten Seite grünten die Wiesen, die bald schon die Kühe und das restliche Vieh ernähren sollten. Die Äcker lagen grob umgepflügt in brauner, lehmiger Scholle, damit der Frost sie gut durchfrieren konnte.
Doch nun sah man vereinzelt schon Fuhrwerke dahinziehen, die den Boden für die kommende Saat vorbereiteten. Noch einige Tage mit diesem „Herrgotts Wetter“ und es durfte gesät werden.
Dann kämen auch Jożef und Solanka zum helfen. Auch für das große Fest wurden sie von der Familie erwartet. Auf dieses Wiedersehen freute man sich ungemein. Alle kamen zusammen. Die Dorffrauen besprachen ihre Vorbereitungen meist in kleinen Gruppen während der Reinigung des Gotteshauses oder des Schulgebäudes. So bekamen alle Nachricht darüber, wie und was es aufzutischen gäbe und wer was machen sollte. Sie konnten fix und mit wenigen Umständen organisieren.
Es musste mit vielen, sehr vielen Essern gerechnet werden und jede Familie übernahm die Aufgabe, große Töpfe voller Bigos, große Schüsseln mit würzigem Kapusta Gemüse und Salat und natürlich der geliebten Żurek Suppe zu bereiten. In verschiedenen Arbeitsgruppen wurden kiloweise Pierogi hergestellt, gefüllt mit den verschiedensten Leckereien. Die Herstellung der Backwaren übernahmen meist die jüngeren Frauen des Ortes. Sie liebten noch die Herstellung kleiner bunter Törtchen und sie mit Geduld herrlich zu verzieren. Den jüngeren Töchtern wurde die Binderei der Blumengestecke aufgetragen, unter Aufsicht natürlich, ihrer jeweiligen Mütter, Lehrerinnen oder Babcias, den erfahrenen Großmüttern. Die Jungen Burschen kümmerten sich um die Bereitstellung des Holzes zum Heizen und zur Zubereitung der Speisen. Zu guter Letzt waren die köstlichen Getränke den Männern überlassen, sowie die Beschaffung von Fleisch, Fischen, Wurst und Schinken. Auch die Zubereitung des immer und zu jeder Tageszeit beliebten Tranks, des schwarzen Tees, blieb den Frauen überlassen.
Mit einem Schuss selbst Gebranntem verstärkte sich mancher Mann diesen Trunk gerne. Denn dies wärmte kurzfristig ein wenig, die durch die Arbeit ausgekühlten Glieder.
Die beiden Wochen vergingen wie im Flug mit Vorbereitungen der Feierlichkeiten zu ihrer Kirche. Die ersten Bohlen steckten schon an den Flussufern des kleinen aber regen und manchmal über die Ufer tretenden Flüsschens, eines Nebenflusses der Weichsel. Kaum ein Tag verging, an dem nicht eine Familie mit schweren Körben voll Essen für die jeweils an der Baustelle Arbeitenden erschien. Mit großen Schritten ging das Projekt „Brücke“ voran. Mächtig stolz waren die Dorfbewohner auf ihre Leistungen, die sie seit letztem Jahr für das Dorf gemeinschaftlich erbrachten.
Seit den Jahren, da Polen wieder eine eigenständige Republik war, merkte man den Aufschwung und den Ehrgeiz, sich sein Umfeld zu verschönern, überall im Lande. Wie aus einem langen Dornröschenschlaf erwacht, wurden die alten Schlösser der ehemals stolzen Adelsgeschlechter wieder hergerichtet und, so sie noch lebten, von diesen bewohnt. Die Menschen kehrten in ihre Heimat zurück und belebten sie. Leider gab es auch die dörfliche Armut immer wieder zu beklagen. Manche hatten, außer der Liebe zu ihrem Vaterland nichts beizusteuern, als ihre Arbeitskraft.
Diese optischen Veränderungen stellte man im Umfeld um unser Dorf auch fest. Immer häufiger erschienen aber in dieser Zeit schon jüdische Bürger, die aus dem Nachbarland, zurück zu den Wurzeln ihrer Eltern flüchteten und sich in Polen niederließen. Sie glaubten, dort sicherer zu sein und menschenwürdiger behandelt zu werden, als in ihrer ehemaligen Heimat, Deutschland.
Die junge Republik Polen war im Aufschwung begriffen und die blühende Hauptstadt Warschau ein mondänes und teures europäisches Pflaster geworden. Für den Durchschnittswarschauer war dieses teure Leben kaum bezahlbar. Aber für die bessere Gesellschaft Europas. Hier gingen die Noblen ein und aus. In vornehmen Kaffeehäusern und Hotels genossen sie das pompöse Leben einer kultivierten Großstadt und suchten die Weltstadt Warschau, zu erobern. Für die übrige Bevölkerung aber galt nach wie vor, man lebte besser in den kleineren Dörfern von der Landwirtschaft.
Die erwachsenen Kinder gingen oftmals zusätzlich in die umliegenden Ortschaften und Kreisstädte arbeiten, um sich zu Hause auf dem Dorf ein angenehmes Leben zu sichern. Sobald ein Paar einen eigenen Hausstand gründete, wurden die Arbeiten im elterlichen Haus und Hof nur noch bei größeren Aufgaben; - wie Säen, Ernten und Vorratsbewirtschaftung, gemeinschaftlich betrieben. Zogen die Kinder weiter weg, so übernahm diese Hilfestellung wo es möglich war, die Dorfgemeinschaft. Man half sich gegenseitig.
Es war einmal...
Der Festtag nahte. Auf einer Wiese in der Nähe zur Scheune, mit dem darauf befindlichen neuen Festzelt, sollte sich die Gästeschar einfinden. Die Prozession und anschließende Messe war schon ein Höhepunkt dieses Tages. Bewohner aus anderen Dörfern und die Familien der eingeladenen Dorfbewohner bevölkerten für einen Tag dieses dörfliche Kleinnot um das Dreifache. Das Fest wurde ein absoluter Erfolg und die Honoratioren des Ortes, die dazu beitrugen, die Organisatoren sowie die Ausführenden, wurden mit allen Würden geehrt und ständig mit Lob überschüttet. Sogar Piotrowski schaffte es, die ihm übertragene Aufgabe würdevoll auszufüllen. Und zwar; - indem er ständig wie ein aufgeblasener Gockel zwischen der Gemeindescheune und dem Festzelt hin und her patrouillierte, um seine anwesenden Kollegen auf etwaige Jugendliche, die zu viel Alkohol genossen, aufmerksam zu machen. Immerhin kannte er die meisten jungen Leute hier persönlich und wollte nicht, dass den guten Kindern ein Haar gekrümmt werde. So bat er die Kollegen nur, dafür zu sorgen, sie nach Hause zu schicken, sollten sie über die Stränge schlagen.
Größtenteils blieben die jungen Leute friedlich und vergnügten sich im Tanz der neuen Mode, die auch bis zu ihren kleinen Dörfern herüber geschwappt war. Einige Ältere fanden das Moderne zu vulgär und zogen sich nach ihren traditionellen Tänzen und Gesängen taktvoll zurück, um auch den jungen Leuten ihr Vergnügen zu gönnen. Man war eben eingespielt aufeinander und wusste, was der andere brauchte. Auch sie waren einmal jung und es herrschten damals andere Sitten und Gebräuche. Die Zeit musste sich verändern.
Wenn sie das nicht täte, hieße dies Stillstand und könnte für eine dörfliche Gemeinschaft tödlich enden. Dies wussten sie und hielten sich nach dem öffentlichen Teil und genügend eigenem Spaß zurück, oder traten den Heimweg an.
Zuletzt blieben die Dorfbewohner, die bei solchen Anlässen immer die letzten waren und Ordnung machten. Der Priester des Dorfes war ein wenig angesäuselt, so dass man ihn ins Pfarrhaus begleiten musste, damit er seinen verdienten Schlaf haben sollte. Denn bald folgte das ebenso groß zu feiernde Osterfest. Dafür sollte er Kraft sammeln. Und nach Ostern sollte auch noch das Brückenfest gefeiert werden.
Schon bald nahte der Palmsonntag und die Damen des Ortes bemühten sich, herrliche Palmen aus Stroh und Trockenblumen herzustellen, die bei der Messe vom Priester gesegnet wurden, um sie dann zu Hause aufzubewahren, damit sie das ganze Jahr über Segen für die Familie spendeten.
Nicht lange danach folgten die Vorbereitungen zu den Osterfeiertagen. Ihr voran ging die große Karfreitags-prozession mit vielen schwermütigen Gebeten, die an den traurigen Leidensweg Jesus Christus erinnerte und für manch ein altes Mütterchen oder Väterchen ein schwerer Weg bedeutete. Der aber im Glauben und aus Liebe zu Jesus Christus gegangen wurde. Nach den Karfreitags Gottesdiensten wurde das schöne hölzerne Gotteshaus wieder festlich mit Blumengebinden ausstaffiert.
Weiße, kostbare Spitzendecken wurden sichtbar über Altar und Konsolen und den priesterlichen Sitzbänken ausgelegt. Während der heilige Leib Jesu noch auf die Auferstehung wartete, kamen die Feierlichkeiten schon in Gang. Man musste Vorbereitungen treffen. Anders ging es eben nicht. Neben der Trauer um den Tod Jesus, wusste man ja um seine Auferstehung. Und diese wurde gebührend gefeiert. Ja man durfte sagen; - das Osterfest ist das größte kirchliche Fest für die Christenheit.
Als endlich die Glocken leise wieder läuteten, ging ein Aufatmen durch die Häuser und der Frohsinn erwachte und erlöste die Menschen aus ihrer Beklommenheit und Trauer um den Tod des jungen Jesus.
Schulkinder hatten frei und einige waren sogar schon vor den Ostertagen von der Schule befreit worden, um zuhause zu helfen oder waren, so wie Edward Lato, ganz einfach mit der Schule, fertig. Die Schuljahre waren für ihn zu Ende und er durfte nun überlegen, wohin ihn sein Berufsweg führen sollte. Doch zunächst muss ich dir noch erzählen, was es mit dem Segnen der Osterkörbchen auf sich hat.
Nach der Karsamstags Andacht zu Mittag oder am frühen Nachmittag segnet der Priester, die von den Gläubigen und ihren Kindern herbeigebrachten gefüllten, und mit einem selbst gehäkelten oder bestickten weißen Spitzentüchlein zunächst noch bedeckten, mit frischem Grünzeug umkränzten Körbchen, den Koszyk. Dies muss unbedingt vor dem Sonntagsfrühstück geschehen. Denn im Korb befinden sich kleine Stücke all jenes Essens, dass man gedenkt zu verzehren.
Diese Segnung besitzt symbolischen Charakter. Nämlich den, im kommenden Jahr gut versorgt zu sein. Also zum Beispiel; - steht das Ei für die Auferstehung und den Neuanfang, Wurst oder Schinken für den Wohlstand, ein kleines speziell dazu gebackenes Osterbrot steht für Christus; - das Brot des Lebens. Schokolade in Form eines Osterlamms, für Jesus und sein Opfer für die Menschheit, da Jesus seine Hinrichtung wie ein Lamm angenommen hatte, sowie Salz für die Reinigung der Herzen und der Erneuerung des Bundes zwischen Mensch und Gott. Etwas Wasser, was den Heiligen Geist, das Leben schlechthin versinnbildlicht und ein wenig Meerrettich gehört auch hinein, der an die Bitternis des Leidens Jesus erinnern sollte.
Es türmten sich die bunten Körbchen. Ein jedes mit einem anderen kreativen weißen Tüchlein bedeckt, im langen Gang des Kirchenraumes. Auf dafür extra bereit gestellten Tischen, bis vor den Altar hin. Der Priester geht dann mit einem Messdiener, mit Weihwasserkessel und Quast bewaffnet durch die Reihen und segnet die mitgebrachten Speisen in den Körbchen. Auch vergisst er dabei nicht die anwesenden gläubigen Christen zu segnen. Das tut er großzügig, indem er gehörig mit dem großen Weihwasserquast heftig durch den Kirchenraum wedelt, um seine Schäfchen zu segnen. Schnell schnappt sich jeder seinen Korb und verlässt mit einer tiefen Verbeugung und Kniefall auf blanken Boden das Gotteshaus, um zum heimatlichen Herd zu kommen.
Die Ostertage sind ein Lichtblick im Kirchenalltag, auf den das ganze Jahr hingearbeitet wird.
Das Jahr ging dahin und schon Mitte des Jahres, konnte Władysław freudestrahlend verkünden: >>Rozalka, Rozalka, du kannst über die Brücke gehen! Sie ist fertig. Komm, schau sie dir an. Der Plan von Jacek war fantastisch, und sie sieht auch sehr hübsch aus. Ist also nicht nur eine zweckgerichtete Konstruktion.<<
Als Rozalia das hörte, stürmte sie aus ihrem kleinen Häuschen hinaus zum Fluss, denn sie sah wohl häufig die Arbeitenden dort und auch ihre Jungs berichteten ihr vom Fortschritt der Bauarbeiten, jedes Mal wenn sie vom Feld oder der großen Wiese herüber kamen. Doch nun sollte sie fertig sein. Diese Brücke konnte man nun begehen. Władek griff nach ihrer Hand, als sie neben ihm herging und sie schaute ihn ein wenig so an, wie sie es in früheren Tagen tat. Nur einen kurzen Moment erlebten sie beide dieses kleine Glücksgefühl, als Geschenk der Geborgenheit ineinander. Als sie vor der Brücke ankamen, blieb sie wie angewurzelt stehen. >>Ich dachte nicht, dass man aus einfachen Stämmen unserer Wälder so etwas Schönes machen könnte. Du hast recht Władek. Sie sieht sehr hübsch aus. Ist sie wirklich stabil genug, um in Zukunft mit Pferd und Wagen darüber zu ziehen?<<
Als er ihre misstrauischen Augen sah, zog er sie näher an die Brücke heran und rief seinem Sohn auf der anderen Seite zu: >>Edek, bringe bitte das Pferd herüber, damit deine Mutter sieht, wie stabil die Brücke ist, sonst traut sie sich nicht darauf!<< In dem Moment, als er dies rief, stand schon Piotr hinter seinen Eltern, und führte die beiden Kühe am Strick, die er soeben gemolken hatte und jetzt wieder auf die Wiese führen wollte.
>> Ach Mamusia, dass du immer so ängstlich sein musst. Du weißt doch; - Holz ist stabil. Und du weißt auch, dass die Männer unseres Dorfes sehr genau wissen, wenn sie nicht gut und richtig arbeiten und die Brücke einstürzt, bekommen sie es mit euch Frauen zu tun. Und das, dass kannst du mir glauben Mama, nimmt sich hier jeder Mann zu Herzen. Denn, einen Streit mit seiner Frau will von ihnen niemand riskieren.<<
Jetzt mussten alle lachen und auch Edek, der schon herbeigeeilt war, lief trabend neben dem Gaul über die Brücke. Sein Bruder Piotr lief schnell mit den Kühen hinterher, als Edek auf dem Rückweg aufs Feld war, und brachte sie zur Wiese zurück. Da er sie ja vorhin schon über die Brücke führte, als niemand ihn sah, wusste er also um ihre Stabilität. Ein Glück, dass er dies nicht einmal seinem Vater verriet. Denn der hätte für seinen Leichtsinn, zu riskieren, dass den Kühen etwas hätte geschehen können, überhaupt kein Verständnis gehabt.
Es wurde ein glücklicher Sommer. Die Wiese hatte nie ein satteres Grün, erlebt. Die Regenfälle, die benötigt wurden um das Ausgesäte zum Wachsen anzuregen, das Wurzelgemüse nicht hölzern werden zu lassen, kamen gerade so häufig, dass sie nicht zu viel wurden, um das Korn feucht und schimmelig werden zu lassen. Alles hatte seine Ordnung. Nach der festlichen Übergabe der Brücke an den Ortsvorsteher, durch die Arbeiter und Spender durch den Pfarrer, gab es wieder ein schönes Fest. Alle, die dafür sorgten, dass diese Wertsteigerung für das gesamte Dorf endlich erbaut war, bekamen gebührend Lob und Dank für ihren Einsatz, und für die finanzielle Beisteuerung zum Gelingen.
Das Dorf erblühte und die Eigenheime wuchsen. Immer mal wieder zog es eine junge Familie ins Dorf hinein, die hier leben wollte. Es gab eine Schule, eine Poststelle, eine Polizeidienststelle, die zwar nie was zu tun hatte, und praktisch in einem Privathaus untergebracht war, die aber da war. Eine Kirche, ein kleiner privat betriebener Laden und ein dörfliches Miteinander, dass sich herumgesprochen hatte und unbezahlbar war. Außerdem gab es einige schöne klare Seen in der näheren Umgebung, die neben dem Fluss im Sommer für herrliche Abkühlung und Erholungstage sorgten. Die staatlichen Einrichtungen waren im nächsten Ort in Ostrówek zu finden. Es sollte sich hier also gut leben lassen. Nicht zu vergessen, die so nah am Ortsrand sich hinziehenden Wälder, welche im Herbst mit den köstlichsten Pilzen lockten, die im Winter zu einem wahren Schatz werden konnten und Brennholz lieferten.
Mit dem öffentlichen Kleinbus konnte man bis zur Großstadt und Universitätsstadt Lublin fahren, die ungefähr eine dreiviertel Stunde entfernt war. Und da war ja noch die etwas größere Stadt Lubartow. Zwar wesentlich kleiner als die Universitätsstadt Lublin, die aber mit Kirchen und Schlössern im Stadtkern selbst, sowie in der näheren Umgebung glänzte. Und deren öffentliche Einrichtungen ebenfalls für alle, per Transporter, zu erreichen waren. Der Transfer kostete für manchen Einwohner allerdings zu viel, so dass viele Menschen in dieser Region einfach meistens mit dem Rad unterwegs waren. Da es viele grüne parkähnliche Anlagen und wunderschön gestaltete, mit bunten Blumen bestückte Gärten gibt, war für jegliche Augenweide überall gesorgt. Viele Familien hatten vielerlei Blumensorten gepflanzt, um sie zu kleinen Sträußen zu binden und zu verkaufen. Irgendwo am Straßenrand kann es dir auch heute noch blühen, dass du eine alte Frau sitzen siehst, oder gar eine Junge, die sich den Tag damit verdingt, wunderschöne bunte Blumensträuße zu binden und für kleines Geld zu verkaufen.
Bald sollte die Ernte des Korns eingefahren werden. Edek und Piotr haben schon mehrmals Heu auf der großen Wiese gemacht, und alles ist trocken im Heuschober für den großen Appetit der Tiere im Winter. Die Tage werden kürzer und langsam auch kühler. Die Dahlien blühen kraftvoll in allen erdenklichen Farben und Formen und sogar die lästigen Mücken wurden weniger.
Kartoffeln wurden eingelagert, der Kohl vom Feld geholt und zu Sauerkohl verarbeitet und alles mögliche an Gemüse konserviert, damit der Winter gut überstanden wird. Das waren Arbeiten, die Rozalia und Anna größtenteils in der Sommerchen Familie übernahmen. Die Jungen gingen, sobald die Zeit nach einem kräftigen Regen es zuließ, mit ihrem Vater in den Wald um Pilze zu sammeln. Überall sah man dann in Polen Leute im Wald herumkrabbeln, die die Nase näher am Waldboden hatten, als in der Luft. Für einen nicht eingewiesenen Betrachter bestimmt ein lustiges Bild. Aber hier diente diese Übung nicht nur dazu einen Familienausflug zu machen. Nein, er diente hauptsächlich zur Bereicherung des Speiseangebots und zum Überleben. So auch im Herbst des Jahres 1937.
Alle Familien trafen Wintervorbereitungen, um diesen bis zur nächsten Ernte zu überleben. Ein sicheres Zeichen dafür, dass sie mit den Vorbereitungen für den Winter beginnen mussten, war, wenn auf dem Scheunendach das Storchennest plötzlich leer war. Wenn Familie Storch ihren Nachwuchs großgezogen hatte und ausflog, um sich in wärmeren Gefilden die Federn mit lauer Luft durchpusten zu lassen.
Und ein zweites sicheres Zeichen waren die Vorbereitungen für das große Erntedankfest, was jedes Jahr in gemeinschaftlicher Zusammenarbeit erfolgte.
Jetzt, zum großen Fest erschien natürlich auch die Familie von Solanka und man richtete die dazu bereit gestellten Liegen im Haus her. Der große Tag kam näher. Die Frauen der Großfamilie hatten sich viel zu erzählen. Bei Solanka bemerkte Rozalia eine leichte Wölbung ihres Leibes. Sie wollte nichts fragen. Warten konnte sie. Das hatte sie gelernt. Auch Anna bemerkte den Zustand ihrer Schwägerin mit Freude. Denn sie und Marian hatten sich vorgenommen, auf dem Fest einen Termin von den Eltern zu erbitten, um ihre eigenen Hochzeitspläne anzugehen. Sie mochten nicht länger warten. Sie wollten eine eigene Familie. Wo ihr kleines Haus stehen sollte, dass wussten sie auch schon. Unmittelbar an der neuen Brücke, hatten Marians Eltern ein kleines Gartengrundstück. Für die beiden wäre dies genau das Richtige, um die Eigenständigkeit zu beginnen. Und sie wären immer in Reichweite beider Elternfamilien, falls sie gebraucht würden.
Dazu kam, dass Marian nicht immer bei der Armee bleiben wollte. Auch in ihm schlägt das Herz eines Landwirts. Wenn er genug vom Soldatensold gespart hatte, müsse etwas Eigenes her, dachte er. Das war sein Ziel für die Zukunft. Und, so hatte es Anna ihrer Mutter auch einmal versprochen. Nämlich, dass sie im Dorf bleiben würden. Wie Piotr, so wollte auch sie dieses Dorf, dass ihr Heimat und Liebe schenkt, niemals verlassen.
Und auch aus Dankbarkeit gegenüber ihren Eltern empfand sie es als ihre Pflicht, als einzige Tochter, dem jüngsten Bruder und ihnen beizustehen. Dass die übrigen ihrer Brüder eine eigene berufliche Laufbahn anstrebten, dafür hatte sie mehr als nur Verständnis. Wollte ihr Marian denn ursprünglich nicht auch etwas anderes machen? Darüber müsste man also noch einmal sprechen. Sie blickte zuversichtlich und in Gedanken versunken auf Solankas Bäuchlein, als diese darauf aufmerksam wurde, angestarrt zu werden.
Eine leichte Röte stieg langsam an ihrem Hals aufwärts und ließ ihre Wangen leuchten. Gleichsam beschämt senkte sie den Kopf. Doch schon hob sie ihn mit schelmischem Blick auf Anna und Rozalia. Ihre Lippen blieben aber stumm. Diese Aufgabe, die freudige Nachricht über die zu erwartende Geburt eines Enkelkindes zu verkünden, überließ sie ihrem Ehemann mit Freuden. Schnell verzog sie sich zu ihren Eltern, die genau so irritiert umherschauten, nachdem sie den Blickwechsel zwischen den Frauen erkannten und ihn so deuteten, als das, was er bedeutete. Warum in aller Welt ist es ihnen an ihrer einzigen Tochter nicht aufgefallen? Ach, wenn man nur näher zusammenleben könnte! Solanka und Jożef jetzt in der neuen Wohnung in Lubartow. Sie selbst im neuen Haus im Nachbarort Kock, welches ja doch ein Stück entfernt liegt und mindestens eine Stunde Fahrtzeit mit dem Pferdegespann nötig macht, wenn nicht noch mehr, je nach Tageslaune des alten Pferdes. Wie soll man da zu seinem Großelternrecht kommen, wenn es dann soweit ist ?
Zum Glück gibt es die Feiertage und Familientreffen und die werden in Polen noch so genannt, weil sie es auch sind. Egal wie groß die Familie ist, man hält Kontakt zueinander und findet einen Weg sich zu treffen. Witamy w Polce. Willkommen in Polen.
Als Vater und Sohn vom Feld zurück kamen, setzten sich alle versammelt um den nun immer stärker besetzten Esstisch herum. Solanka stieß Jożef sanft in die Rippen, schmunzelte und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Erschrocken hob er den Kopf und sah zu seiner Mutter hinüber, die ihn nun ihrerseits anlächelte. Diese Blicke wurden von allen beobachtet und wie angespannt die Situation für wenige Minuten war, kann man sich gut vorstellen. Bis Anna heraus prustete und laut zu Jożef sagte: >>Nun mach schon! Wir sind gespannt! Du hast doch etwas zu verkünden, oder nicht?<<
Der Älteste Sohn der Familie Lato fand durch die Aufforderung seiner Schwester seinen Mut zurück, stand auf, kniete zuerst vor seiner Mutter nieder und erbat ihren Segen. Danach ging er zu seinem Vater um auch seinen Segen und danach den seiner Schwiegereltern zu erbitten.
>> Ich bitte euch, unsere Eltern, gebt uns euren Segen dazu, gute Eltern des Kindes zu werden, dass Solanka unter dem Herzen trägt.<< Von jedem dieser Elternteile bekam er die Hand aufs Haupt gelegt und jede von ihnen, begab sich zu Solanka und legte auch ihr die Hand auf ihr schönes Haupt. Władysław umarmte seinen Sohn und gratulierte ihm ganz väterlich, mit mehrmaligen sanften Boxhieben gegen dessen Schultern. Rozalia und Władysław strahlten vor Glück. Nicht minder strahlten Solankas Eltern. Der Gastgeber bat Piotr nun ein Fläschchen zur Feier des Tages zu holen und sagte: >>Ich wünsche euch alles Glück der Erde, meine Kinder. Möget ihr gute Eltern werden und euer Kind durch schlechte und gute Zeiten ewig lieben, so wie wir unsere Kinder lieben.<<
Diesen Wünschen schlossen sich nun auch herzlich Solankas Eltern an und, das erste Gläschen des Abends trank man auf den kommenden Erdenbürger. Dieser Abend brachte der Großfamilie Lato so viele Hoffnungen. Es wurden Vermutungen angestellt, ob sie ein Mädchen oder einen Jungen bekämen. Egal war es allemal, beendeten die werdenden Großeltern die Vermutungen. Wir nehmen was wir bekommen. Schließlich wird man nicht alle Tage zur Großmama oder zum Großpapa gemacht. Da mischten sich die zukünftige Tante und Onkels ein und spaßten mit ihrem Bruder und der Schwägerin herum. Behaupteten nämlich frech, dass sie nur das Beste nehmen würden. Und, dass wäre bestimmt, ein klitzekleines winziges, braves Mädchen. Denn Jungen, hätten sie hier schon genug, entschieden sie lachend.