Читать книгу Shandra el Guerrero - Rudolf Jedele - Страница 8
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ОглавлениеSo wuchtig und alles beherrschend der Mulhacen auch über der Ebene der Gran Escuela aufragte und alles beherrschte, ihn zu besteigen war in den tiefer gelegenen Bereichen recht einfach. Shandra konnte mühelos bis an den Rand des Gletscher reiten, denn von der Ebene durch die Waldregion bis zu den Matten der Bergweiden gab es eine Menge, von großen Wildtieren ausgetretene Pfade auf denen Shaitan sogar locker den Berg hinauf traben konnte. Im unteren Teil bestand der Wald zum großen Teil aus Laubbäumen, Eichen und Ahorn überwogen, aber auch Rotbuchen, Pappeln, Eschen und an besonders sonnigen Stellen sogar ab und zu eine Linde schufen einen Wald mit einer solch freundlichen Atmosphäre, wie Shandra bislang noch keinen kennen gelernt hatte. Erst als er schon ein ganzes Stück an Höhe gewonnen hatte, ging der Laubwald mehr und mehr in Mischwald und dann in Nadelwald über. Jetzt beherrschten Tannen und Pinien, Eiben und in geringem Umfang Lärchen den Wald und hier musste Shandra unter den mächtigen Nadelbäumen übernachten, denn, obwohl Vollmond, war es in der Region der Nadelbäume stockfinster, sobald die Sonne untergegangen war. Shandra hätte allenfalls die Gesundheit Shaitans gefährdet, wäre in der Dunkelheit weiter geritten, einen echten Vorteil hätte es nicht mehr gebracht.
Die Nacht verbrachte er ruhig an einer kleinen Quelle, wo er frisches Wasser hatte. Er verzichtete auf ein Feuer und aß kalten Pemikan, denn in dem im Herbst besonders trockenen Nadelwald mit seinem hohen Anteil an Pinien war die Gefahr eines Waldbrandes nicht zu unterschätzen. Die ölhaltigen Kerne der Pinienzapfen brannten wie Zunder und ein Feuer konnte sich in rasender Geschwindigkeit ausbreiten.
Die Wölfe waren kurz zur Jagd weg gewesen, dann aber zurückgekehrt und nun lagen sie an seiner Seite und schienen ihn sorgfältig zu bewachen. Seit Shandra auf seiner Geistreise mit seinem Bär gewesen war, verzichteten die Wölfe nur auf seine persönliche Bewachung, wenn Shakira bei Shandra in den Schlaffellen lag. Nur dann fühlten sie sich entlastet.
Shakira ….
Shandra lag auf dem Rücken, spähte zwischen den im Nachtwind schaukelnden Wipfeln der Bäume zum Himmel und versuchte die Sterne zu sehen. Dabei kreisten seine Gedanken wie so oft um die Frau, die er sich im wahrsten Sinn des Wortes herbei geträumt hatte.
Es war ein Wunder, dass es Shakira gab und dass er und sie sich begegnet waren. Mit Shakira war so vieles in seinem Leben so leicht und er selbst unschätzbar reich geworden.
Shakira war eine wunderschöne Frau und, obwohl noch nicht zwanzig Jahre alt, eine geradezu fantastische Partnerin in allen Lebenslagen. Shakira war aber nicht nur schön, sie hatte noch jede Menge anderer hervorragender Eigenschaften.
Sie war klug und stark und eine ausgezeichnete Jägerin. Als Kriegerin war sie mit allen Waffen inzwischen auf etwa der Stufe von Celina und Akitha. Ihr Können als Reiterin hatte Yodha gefördert und so konnte sie sich längst mit den Amazonen messen. Sie besaß eine messerscharfe Logik und ihr Verstand funktionierte in erstaunlicher Schnelligkeit.
Das Einzige, das Shakira vollständig fehlte, waren Arroganz und Überheblichkeit.
Sie war auch niemals launisch und wenn es in einer Situation Spannungen gab, vermochte sie mit ihrem Lachen meist mehr zu erreichen, als Shandra, Shaktar, Ragnar oder Minaro mit den geschliffensten Reden.
Ihr Lachen war seit ihrer Ankunft ein starker Anziehungspunkt im Heer geworden und es gab Menschen, die allen Ernstes behaupteten, ein Tag ohne Shakiras Lachen, sei ein verlorener Tag.
Niemand im Heer neidete ihr das Zusammenleben mit Shandra und alle akzeptierten die Tatsache, dass Shakira eigentlich das weibliche Aspekt von Shandra darstellte. Sie war jedermanns Freund und in häufigen Fällen auch trotz ihrer Jugend eine gesuchte Ratgeberin.
Was konnte einem Mann besseres passieren, als eine solche Frau zu finden?
Dazu in Rollo und Jelena einen Blutsbruder und eine Blutsschwester, wie es besser nicht möglich war, Shandra wusste, er war unerreichbar reich. Was er besaß, war durch keinen Schatz der Erde zu kaufen und niemand konnte es ihm wegnehmen.
So schlief er ein, entspannt und beschützt und in der Gewissheit, ein gutes Leben zu führen, trotz der unzähligen Menschen, die durch seine Maßnahmen und von seiner Hand schon gestorben waren und noch sterben würden.
Das erste Grau am Morgenhimmel sah Shandra auf Shaitans Rücken und weiter den Berg hinauf strebend. Bis zur Mitte des Vormittags war er durch die Waldregion durch und als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, lagen auch die Almen hinter ihm und er hatte die Geröllzone unterhalb des Gletschers erreicht.
Die Nähe der mächtigen Eiskappe über dem Gipfel des Mulhacen sorgte für deutlich kühlere Luft, als Shandra sie gewohnt war, zuletzt blieb ihm nichts anderes übrig, als sich seine Schlafdecke, das Fell seines grauen Bären, über die Schultern zu hängen. Und weil es so bequem war, benutzte er den Schädel des Bären als Kappe. Wer ihn aus geringer Entfernung sah, mochte glauben, ein grauer Bär ritt auf einem schwarzen Hengst den Berg hinauf. Eine Erscheinung, die manch einer für Göttlich, andere aber auch für Teuflisch halten mochten.
Am Rand des Gletschers, dort wo das graugrüne, trübe Schmelzwasser – die Milch des Gletschers – in unzähligen Bächen zwischen Eis und Fels heraus sickerte und zu Tal floss, ließ er Shaitan in einer windgeschützten Senke zurück, in welcher der Hengst etwas Gras, Moos und hauptsächlich die grünen Nadeln von kleinen Tannen und winzigen Pinien knabbern konnte. Auch die Wölfe blieben freiwillig an diesem Platz zurück. Shandra wunderte sich ein wenig, doch dann grübelte er nicht weiter darüber nach, sondern begann den Einstieg in eine Eisrinne und suchte sich weiter den Weg nach oben.
Shandra hätte nicht sagen können, was es war, das ihn trieb, aber er musste, ob er wollte oder nicht, den Gipfel des Mulhacen erreichen, dort wartete etwas auf ihn.
Der Aufstieg wurde allmählich zwar steiler, doch wirklich beschwerlich war er immer noch nicht. Shandra kam sehr schnell voran und als die Sonne den westlichen Horizont küsste, stand er auf dem höchsten Punkt des Mulhacen, dieses unglaublichen Berges der Götter und sah das Land.
Er sah Al Andalus, wie es sonst nur die Adler und Geier zu sehen bekamen und wie bereits beim Anblick der Ebene und des von der Abendsonne beschienen Berges zwei Abende zuvor, wusste er, dass dieses Land jedes Opfer wert war, dass er zu seinem Schutz und zur Erhaltung seiner Harmonie und Schönheit bringen musste. Jedes.
Die Luft war klar und wenn er nach Nordwesten sah, war es als könnte er die Geckos an den Mauern der roten Burg sehen und Sybilas wehendes Blondhaar, wenn sie vom Torres de los Virgines – vom Jungfrauenturm – hinunter auf die Städte Granada und Santa Fe schaute.
Nach Norden hin erstreckten sich soweit er sehen konnte, die zum Teil auch schon schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada und im Osten schimmerte dunkelblau das Mar Mediterano. Und im Westen, das konnte Shandra nicht sehen, doch er wusste es, lagen der Torqual de Antequera, dahinter Ronda und die Grazalema.
Shandra hatte das Gefühl, sein Geist öffnete sich und nahm all diese Bilder und Eindrücke in sich auf, um sie niemals wieder zu vergessen.
Das war sein Land, seine Heimat und dieses Land stand unter seinem Schutz.
Als die Sonne untergegangen war, wurde es kalt auf dem Gipfel. Sehr kalt und doch wiederum nicht kalt genug, als dass sich Shandra in seinem Bärenfell unwohl gefühlt hätte. Er setzte sich auf eine flache Stelle des Gipfeleises, zog seine Beine unter sich und überkreuzte sie, dann griff er über seine linke Schulter und zog den weißen Wolf aus der Scheide. Er trieb die Spitze der Klinge so tief in das Eis, dass die Klinge von allein senkrecht stehen bleiben konnte, dann legte er seine Hände auf die Parierstangen und wartete.
So wenig wie er wusste, weshalb er auf den Gipfel des Götterberges gestiegen war, so wenig wusste er nun, weshalb er sein Schwert auf diese Art vor sich auf aufgebaut hatte. Er hatte es tun müssen und nun hoffte er, eine Antwort auch auf diese Frage zu bekommen.
Eine Zeitlang saß Shandra nur unbeweglich da und ließ auf sich wirken, was der Berg der Götter ihm zu bieten hatte.
Es war kalt. Bitterkalt. So kalt, dass Shandras Atem eine dichte, weiße Wolke um ihn bildete und sich rasch in Form von Eiskristallen auf ihm niederschlugen. Schon bald war sein Gesicht, seine nackt unter dem Bärenfell hervor gestreckten Arme und auch sein Schoss und seine übereinander geschlagenen Beine so dicht mit Eis besetzt, dass ein zufälliger Beobachter den Eindruck bekommen hätte, irgendjemand hätte aus Gletschereis die Figur eines sitzenden Menschen geformt und über diese dann das große Fell eines riesigen, grauen Bären gehängt.
Doch Shandra fror nicht, denn aus seinem Schwert floss über die Parierstangen in seinen Händen ein ununterbrochener Strom an starker Energie in seinen Körper und hielt die Temperatur so hoch, dass er sich einfach nur wohl fühlte.
Die Nacht war wolkenlos klar, der Vollmond war noch nicht aufgegangen und Shandra hatte einen Sternenhimmel vor Augen, wie ihn noch wenige Menschen vor ihm gesehen haben mochten. Er hatte das Gefühl, er müsste nur die Hand ausstrecken und könnte aus den einzelnen Sternbildern ein Teil heraus pflücken, es in seiner Hand halten und genau studieren.
Noch während er den Sternenhimmel bewunderte, erhob sich im Osten der weiß strahlende volle Mond als runde Scheibe. Er stieg auf und übergoss die einsame Gipfelwelt des Mulhacen mit einem blassen Licht, das alle Kontraste unnatürlich überzeichnete. Was Schwarz war erschien noch Schwärzer und Weiß ließ das Mondlicht noch Weißer werden. In diesem überzeichnenden Licht konnte er das gesamte Panorama seiner Heimat noch einmal betrachten und auch diese Bilder und Eindrücke brannten sich unauslöschlich in Shandras Geist ein.
Dann aber veränderte sich etwas.
Plötzlich war er nicht mehr allein. Wie schon einmal lag völlig unerwartet der scharfe Raubtiergeruch des grauen Bären in der Luft, im nächsten Augenblick hatte Shandra das Gefühl, über dem Gipfel des Mulhacen zu schweben und auf sich selbst hinunter schauen zu können. Neben sich spürte er die Anwesenheit seines Bären und dann war auch schon dessen Stimme in seinem Geist.
„Ich grüße dich Bruder und ich darf dir noch sagen, wie stolz ich darauf bin, dass ich gerade dir meine Kraft übergegeben durfte. Ein würdigeres Gefäß hätte ich nur schwerlich finden können. Doch nun muss ich dich auf etwas vorbereiten, das noch nie ein Mensch erleben durfte.
Du wirst Geistern einer fernen und einer nahen Vergangenheit begegnen, zu denen du in einer sehr engen Verbindung stehst. Ich will dich wissen lassen, dass du – auch durch meine Kraft und durch das Schwert, das du trägst - vor allem aber durch dich selbst, durch das wer du bist und was du bist, von allen fünf Besuchern mit Meister angeredet werden wirst. Das hat einen guten Grund. Du bist der Meister.
Drei werden dir Raten, zwei werden dich auch um etwas bitten und alle fünf zusammen werden etwas von dir fordern. Du wirst wissen, was du zu tun hast. Doch überlege gut und handle weiße, dann machst du mir auch dieses Mal Ehre.“
Der Bär verschwand, doch Shandra blieb in seinem schwebenden Zustand. Er sah sich um und da sah er von Westen her fünf Gestalten auf sich zu kommen, die in zwei getrennten Gruppen unterwegs waren.
Die erste Gruppe bestand aus drei Männern. Zwei dieser Männer waren relativ klein und schlank und hatten pechschwarzes Haar und schräg stehende, mandelförmige Augen. Shandra kannte beide.
Inaka, der Schmied des weißen Wolfes und Myamota Asako, der Schmied des in seinem Schwert ebenfalls gebundenen Warans waren ihm schon begegnet. Inaka ja schon vielfach, ihn betrachtete Shandra fas als so etwas wie einen persönlichen Berater.
Der Dritte dieser Gruppe, war ebenfalls nicht sehr groß, aber derart mit Muskeln bepackt, dass er Shandra fast so breit wie hoch vor kam. Dieser Mann besaß ebenfalls schwarzes Haar und schwarze Augen, doch seine Augen waren groß und rund und standen weit auseinander, seine Nase, sein Mund und sein Kinn erinnerten Shandra sehr stark an den Krieger Sternenstaub, den Bruder des Trägers der Schlangenklinge.
Er stellte sich mit einem unglaublich tiefen Bass als Santos de Barquilla, den Schmied der Schlangenklinge vor.
Die drei Schmiede stellten sich Shandra auf der halblinken Seite gegenüber. Halbrecht aber bauten zwei Männer auf, die durch Shandra Hand den Tod gefunden hatten.
Der riesige Gurth de Sax und der schlanke, drahtige Oncamann Sternenkrieger.
„Wir grüßen den Meister der Schwerter. Wir grüßen dich, Shandra el Guerrero.“
Die Worte hatten trotz unterschiedlicher Tonlage geklungen, als wären sie nicht aus fünf sondern aus einem Mund gekommen.
„Ich grüße euch ihr Schmiede und ich grüße euch, die ihr mir in ehrenvollem Kampf euer Leben und euer Schwert überlassen habt.“
Eine allseitige, kurze und dennoch höfliche Verneigung, dann setzten sich die fünf Männer in genau derselben Pose hin, wie Shandra sie eingenommen hatte. Lediglich mit dem Unterschied, dass keiner von ihnen ein Schwert trug, auf dessen Parierstangen er seine Hände hätte stützen können.
Dann begannen sie reihum zu sprechen.
Inaka, der Inuit sprach zuerst und seine Shandra so vertraute Stimme klang wie immer.
„Meister, ich bin gekommen, um dir zusammen mit meinen Brüder und den von dir besiegten Meistern zu raten. Wir wollen dir helfen, deinen Weg in Anstand und Würde, Ehrenvoll und dennoch siegreich zu Ende zu gehen.
Leicht, junger Meister, wird es nicht werden. Doch wir vertrauen dir, wir denken, du wirst erfolgreich sein.
Wir raten dir aber dringend, dich nicht allein auf den Kampf mit König Edward und jenen zu konzentrieren, die du Anglialbions und Chrianos nennst. Ninive stellt eine genauso große Aufgabe dar und wir wollen dir den Rat geben, erst Ninive auszuschalten, ehe du dich zum Schluss mit dem Träger des Schwertes Pendragon, der Klinge des fünfköpfigen Drachens – des Fünfdrachen - auseinander setzt.“
„Ich danke dir, mein treuer Inaka, Seele meines Schwertes und zugleich mein guter Ratgeber. Ich habe die Rolle Ninives in diesem Spiel schon weitgehend durchschaut und ich werde eine zweite Front gegen die ehemals fliegende Stadt eröffnen.“
„Welche Krieger wirst du an dieser zweiten Front einsetzen?“
Die Frage war von Myamota Asako gestellt worden und Shandra antwortete:
„Mein leiblicher Vater, Shaktar al S’Andorin, ehemals mächtigster Rat und dann Verstoßener der Stadt Ninive wird an meiner Seite kämpfen und neben ihm seine Söhne, meine Halbbrüder Erin und Kerin. Ebenso mein Mutter, die Kunstgeborene Sombra und auch der klügste und stärkste aller Mutanten, der Dämon Samuel werden mich unterstützen.“
Diesmal erklang der tiefe Bass des dritten Schmiedes, des Santos de Barquilla, der bestätigte:
„Ein schlauer Plan und eine mit guten Kriegern besetzte Truppe. Nur sehr klein. Du solltest sie verstärken, Meister.“
„Ich höre?“
„Es gibt nicht allzu weit von hier entfernt ein Volk, das sich das Schlangenvolk nennt. Sie leben in der verfluchten Stadt unter den Ruinen von Barcelona. Sie wären die richtige Hilfe für deinen Kampf gegen Ninive, denn sie verfügen über enormes Wissen aus den alten Laboratorien der verfluchten Stadt.“
„Warum sollten sie mir helfen? Ich bin auf dem Weg zu einem Volk, das mit diesem Schlangenvolk identisch sein könnte. Wir nennen sie aber die Hermaphroditen. Doch weshalb sollte dieses Volk meinen Krieg zu seinem machen?“
„Weil du mich, den Sternenkrieger besiegt und über die Kraft der Schlange ebenso gebietest, wie auch über den Waran. Sie werden dich anbeten wie einen Gott, wenn sie dich sehen und sie werden dir jedes Opfer bringen, das du ihnen abverlangen wirst.“
Der Sternenkrieger hatte mit ruhiger, sachlicher Stimme gesprochen und wurde jetzt ergänzt von Gurth de Sax.
„Diejenigen, die du Hermaphroditen nennst, sind mehr den Reptilien und Echsen verwandt, denn den Menschen. Sie sind das Ergebnis eines unglaublichen Frevels, den die Vorläufer der Magnaten Ninives gegangen haben. Sie haben seit Jahrtausenden mit ihrem Leben abgeschlossen und sind bereit zu sterben. Wenn es sich lohnt.“
„Nun, ich werde wissen was zu tun ist, wenn ich dort angekommen bin. Ich will keine Krieger, die sich opfern. Ich kämpfe mit Kriegern, denen ihr Leben etwas bedeutet. Es genügt, wenn die Feinde Iberias und der Menschheit sterben. Unsere eigenen Streiter sollen leben.“
Jetzt war es wieder Inaka der antwortete.
„Wir wissen und wir bewundern dein Geschick im Einsatz deiner Kräfte. Wir wissen, dass du bis zum heutigen Tag keinen einzigen Krieger verloren hast und das ist gut so. Doch so wird es vielleicht nicht bleiben. Sowohl Ninive als auch dein nächster Kampf gegen Thomas Shifford werden dir möglicherweise einen Blutzoll abverlangen.“
„Sei bereit, diesen Blutzoll zu bezahlen. Deine Krieger sind es. Also sei auch du bereit.“
Myamota Asako hatte den abschließenden Satz gesprochen. Nun erhoben sich die drei Schmiede, verneigten sich kurz, wandten sich um und verschwanden in der Nacht.
Die beiden Krieger aber blieben noch sitzen. Shandra sah sie an, dann nickte er zuerst Gurth de Sax zu.
„Du wirst Thomas Shifford besiegen. Daran zweifelt niemand. Auch nicht in unserer, der Geisterwelt. Wenn du diesen Sieg errungen hast, musst du dein Heer auflösen, denn dann hat ein jeder von ihnen seine Pflicht getan. Du musst es tun und du musst die Kräfte, die dir gegeben wurden, zurückgeben.
Ich bitte dich, Athelstane das Schwert des Warans zu übergeben. Das Schwert ist tot, der Waran in deiner Klinge, doch dieses Schwert ist seit unendlichen Tagen das Schwert des Saxenkönigs und ein Symbol des Treuebundes zwischen dem Saxenvolk und seinem König. Und ich bitte dich, Athelstane und seine Krieger nach Hause zu schicken, denn sei Volk leidet und braucht ihn dringend.
Kannst du mir diese Bitte erfüllen?“
„Ein Teil der Bitte ist bereits erfüllt. Die Waranklinge befindet sich in Athelstanes Hand und in Malaga werden dreihundert Traglasten für dreihundert Mulis gepackt, die mit Athelstane und seinen Kriegern in die Heimat ziehen werden. Athelstane wird ein guter König in einem glücklichen Königreich werden.“
„Ich danke dir, Shandra el Guerrero, du warst ein würdiger Gegner und bist ein großer Sieger.“
Gurth de Sax erhob sich und war einen Augenblick später in der Nacht verschwunden. Nun war nur noch der Sternenkrieger übrig.
„Meine Bitte ist ähnlich der, die Gurth de Sax soeben geäußert hat. Doch ehe ich dich bitte, will ich dich noch etwas wissen lassen.
Ich kenne dein Schicksal besser als alle anderen.
Du wirst am Ende deines Kampfes in Iberia ein Schiff besteigen und zu den nebligen Inseln segeln. Und dort wirst du deine härtesten Kämpfe bestehen müssen. Alle drei der noch freien Klingen wirst du in den Königreichen Britania, Eire und Wales antreffen. Der härteste Kämpfer ist der Großkönig mit der Pendragon – Klinge, doch am meisten fürchten musst du Machilla und die Klinge des Haies. Du kannst sie besiegen, du wirst sie besiegen, denn du trägst auch bald schon die Kraft der Schlange in dir. Doch hüte dich vor Machilla und kämpfe niemals im Wasser mit ihr, es sei denn, du hast auch dort mächtige Verbündete.
Doch nun zu meiner Bitte.
Die Anglialbions haben das Haus meiner Väter ausgelöscht. Nur zwei Glieder einer fast viertausendjährigen Kette leben noch.
Der Krieger Sternenstaub und die Kriegerin Kaporheida. Kaporheida erwartet euch ohne es zu wissen vor den Toren Granadas, an dem Platz den man Gran Escuela nennt. Ich bitte dich, Sternenstaub die Schlangenklinge zu übergeben, wenn er sich mit Kaporheida einig wird, am Ende deines Krieges in Iberia nach Amazonia zurück zu kehren und die Dynastie des großen Onca wieder aufleben zu lassen. Unser Volk stirbt ohne diese Dynastie einen kläglichen Tod.“
„Ich werde auch dir deinen Wunsch nicht abschlagen. Das Schiff, mit dem Sternenstaub in die Heimat zurückkehren wird, wartet im Berg von Malaga bereits auf ihn und es ist beladen und die Mannschaft ist an Bord.“
Der Sternenkrieger federte hoch, verneigte sich tief, dankte dadurch für dieses letzte Geschenk, dann war auch er verschwunden. Einen Lidschlag später war Shandra in seinem Körper zurück, die Energie des Götterberges durchströmte seinen Körper und füllte ihn mit einer summenden Kraft und wohliger Wärme und dann sah er, dass sich am Knauf seines Schwertes eine weitere Veränderung ergeben hatte.
Der Wolf war mächtiger geworden, stärker und wilder. Doch seine Augen waren nicht mehr die des Wolfs sondern die des Warans und sein Körper strahlte, die schlanke, zähe Elastizität der Mamba aus. Der grüne Schimmer im weißen Perlmuttglanz war ebenfalls ein wenig stärker geworden.