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Zur Unzeit gegeigt

Hans Henny Jahnn und Otto Nebel gewidmet

anno 1813

nach den napoleonischen kriegen

schrieb der großdichter goethe

in der kutsche nach teplitz

auf der flucht vor unruhen

die ballade vom totentanz

Der Kirchhof, er liegt wie am Tage.

Da regt sich ein Grab und ein anderes dann:

Sie kommen hervor, ein Weib da, ein Mann

in weißen und schleppenden Hemden

anno 1930

erhielt der schriftsteller

hans hennyjahnn

den auftrag der nordischen gesellschaft

zu lübeck ein festspiel zu schreiben

den „neuen lübecker totentanz“

arbeitslose und polizei

bildeten die chöre des festspiels

der tod ist feist heißt

system kein weib da kein mann

in weißen und schleppenden hemden

die bürger lübecks verwarfen das stück

als unchristlich zu pessimistisch

die aufführung unterblieb

anno 1951

wurde das verworfene stück

„neuer lübecker totentanz“

des hans henny jahnn uraufgeführt

durch die lesebühne

der kammerspiele zu hamburg

anno 1963

theater-aufführung durch die studiobühne

der universität hamburg

„… und es ist fürchterlich“

schimpfte die bergedorfer zeitung

„… ging den studenten völlig daneben“

die welt am sonntag

zur unzeit gegeigt

einst verworfen

erneut verworfen

heute vergessen

zur unzeit gegeigt

Was für Sitten kann ein Tempel

der Dichtkunst stiften, wo Wechslertische

und Taubenkrämer, Rezensenten und

Ochsenhändler ihr Gewerbe treiben?

Herder



Zur Unzeit, gegeigt

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