Читать книгу Hineni – Hier bin ich! - Ruthmarie Moldenhauer - Страница 8
Die Quelle
ОглавлениеEines Tages fühlte ich mich kurz vor einer Predigt völlig schwach und kränklich. Ich wollte unter anderem auch darüber reden, wie Gott zu uns spricht – dass er spricht. Und eine Woche vor dem Predigtsonntag war mein Gebet gewesen, dass Gott mir als Illustration dafür ein neues Erleben schenken möge. Inzwischen hatte ich mein Gebet vergessen, und nun kam diese Müdigkeit, diese Erschöpfung. An diesem Morgen öffnete ich eine Nachricht und erlebte die Diskrepanz zwischen einem Wort und einem Gefühl. Eine Freundin sandte mir den Vers:
Dann wirst du sein wie ein bewässerter Garten und wie ein Wasserquell, dessen Wasser nicht versiegt (Jes 58,11).
In so einem Moment stellt sich die Frage: Wem glaube ich nun? Glaube ich meinen Gefühlen oder dem Wort, das Gott gerade zu mir spricht. Da erinnerte ich mich an das Gebet um ein frisches Wort Gottes. Und dieser Vers war eine Antwort auf mein Gebet. Ich nahm es als Zusage dafür, dass durch meine Schwachheit hindurch und aus meiner Wüste heraus Wasser fließen sollte, weil es da diese Quelle Jesu in mir gab. Es war wunderbar, dies an diesem Morgen so bezeugen zu dürfen und dann auch zu erleben.
Als zu Beginn des neuen Jahres jeder in der Gemeinde eine persönliche Jahreslosung zog, bekam ich dieses Wort noch einmal. Es ist kostbar, wenn Gott sein Wort bestätigt, um uns noch sensibler dafür zu machen. Auch in diesen Tagen fühlte ich mich alles andere als überfließend. Doch in die Verzagtheit meines Herzens hinein legte Gott noch einmal dieses Wort wie eine Zusage für dieses neue Jahr und als Erinnerung: Es wird nicht so sein, weil ich mich so fühle, sondern weil ER es verheißen hat.
Und wie sieht das nun in diesem Jahr 2020 aus, das so ganz anders ist, als irgendjemand hätte erwarten können?
Es heißt in der Bibel, dass der Glaube Berge versetzen kann. Ich glaube, manchmal ist der größte Berg, der bewegt werden muss, der Berg in meinem eigenen Herzen. Es ist mein Vertrauen, das ihn bewegen kann, um Jesus Platz zu machen.
Wir sind berufen, wie eine Quelle zu sein; und wir können das sein, wenn wir selbst mit der Quelle des Lebens verbunden sind. Wenn der Heilige Geist mir sagt, ich würde sein wie ein bewässerter Garten, dann höre ich darin die Verheißung für das, was Jesus in meinem Leben schon sieht; und genauso höre ich den Ruf, dorthin zu kommen an den Ort, wo ich frisches Wasser bekomme, um selbst zu einer Quelle werden zu können. Ich muss mich mit diesem Wort bewegen. Mein Gehorsam kann eine neue Realität erschaffen. Ich kann nur wie ein bewässerter Garten sein, wenn es da eine Wasserstelle in meinem Leben gibt, die mich versorgt, die den Garten meines Lebens bewässert. Doch dort, an der Quelle, erlebe ich diesen Ort, wo das Wasser nie ausgeht – Wasser, das durch die Wüste fließt und durch das Wüstenpflanzen leben.
Wüstenpflanzen sind ganz unterschiedlich ausgestattet, um in der Wüste überleben zu können. Es gibt die, die sehr tiefreichende Wurzeln haben, sodass sie sich vom Grundwasser ernähren können. Dann gibt es die Dickblättrigen, die das Wasser, das in der Wüste zu seltenen Zeiten fällt, speichern, um dann davon zu zehren. Und es gibt Pflanzen, die ein ganz feines Wurzelsystem knapp unter der Erdoberfläche haben, mit dem sie den Wüstentau aufsaugen und dadurch am Leben bleiben. Ich glaube, wir Menschen brauchen von allem etwas. Wir brauchen das tiefe Verwurzelt-Sein, die Wurzeln, die in festem Grund verankert sind, genauso wie die Speicher, die in besonderer Dürre zusätzlich nähren, und auch das frische, tägliche Wasser. Das alles ist uns verheißen, wenn wir den rechten Ort dafür aufsuchen – zur Quelle kommen und unseren Lebensgarten bewässern lassen.
So scheint es mir, es gehe in unserem Leben immer wieder darum, was Gott in uns vorfindet. Wie er uns vorfindet. Jesus fragt an einer Stelle:
Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde? (Lk 18,8).
Wie findet er mein Herz vor? Findet sein Wort in meinem Herzen Resonanz? Findet es Resonanz in den Herzen derer, die er sich erwählt?