Читать книгу Spieleinsatz - mein halbes Leben - Sabine J. - Страница 3
Flucht aus dem Alltag
ОглавлениеNun meine lieben Altersgenossinnen um die Fünfzig. Haben sie auch schon die Silberhochzeit gefeiert? Wie läuft die Ehe, immer noch verliebt wie am ersten Tag, wie beneidenswert. Oder ist es die sogenannte eingefahrene Kiste? Jede Woche läuft ab wie die Andere und ein Familiengeburtstag wird schon als Großereignis gewertet? Wo sind die außergewöhnlichen Tage geblieben, die aufregenden Unternehmungen, von den man noch in einer tristen Arbeitswoche zehren kann?
Mit fast fünfzig habe ich mir diese Frage auch gestellt.Dreißig Ehejahre waren bereits geschafft. Enkel waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht im Anmarsch, obwohl mein Sohn vom Alter durchaus schon Vater hätte sein können, aber man kann es als Kind einem ja nie so recht machen. Ist es zu früh und ungeplant, schlagen die künftigen Großeltern die Hände über den Kopf zusammen, und wird das liebe Kind immer älter und es passiert in dieser Richtung nichts, kommen ein schon als Mutter die Fragen, was da nicht stimmen könnte.
Mein Wochenalltag war also nicht gerade abwechslungsreich.
Wir hatten uns arrangiert, es lief und lief und lief. Aber war das die Richtung in die ich wollte? Der Plan war nicht, einen neuen Mann zu suchen. Ich konnte mir eher nicht mehr vorstellen, mich als fast 50-jährige auf eine neue Liebe einzulassen. Wieder alles von Vorne beginnen? Man kennt ja das Sprichwort, neue Besen kehren gut, aber alte wissen wo der Dreck liegt. So tat ich Gedanken in dieser Richtung immer wieder ab.
Wie es trotzdem dazu kam und ich einen steinigen Weg nahm, um mein Leben in meinen Augen, wieder lebenswerter zu machen, versuche ich in den nächsten Zeilen zu erzählen.
Um mal etwas Ablenkung zu bekommen, meldete ich mich auf einer Spielseite im Internet an. Es war nicht nur ein stupides Spiele spielen, sondern man konnte während des Spielens auch mit den Mitspielern kommunizieren. So lernte ich, während ich würfelte, zockte, Karten spielte, Männchen wie Weibchen aus allen Himmelsrichtungen kennen. Es waren zum Teil vergnügliche Stunden, die sich hier boten. Der Wahrheit folgend muss ich aber auch gestehen, dass es auch viele verrückte Typen im Chat gab. Die Anmache von sich unwiderstehlich haltenden Männern war auf der Tagesordnung. Zuerst geschockt, lernte ich mit der Zeit damit umzugehen. Ergab sich doch daraus auch manch vergnüglicher Smalltalk. Die Devise war, nur nicht alles zu ernst nehmen.
So kam es aber auch dazu, dass ich zu einem Mann aus Bayern einen fast täglichen, freundschaftlichen Kontakt pflegte. Die Gespräche waren erfrischend und auch das Flirten kam nicht zu kurz. Es tat mir gut in eine Scheinwelt abzutauchen, denn die war es für mich, denn mir wäre es nie in den Sinn gekommen, mich mit diesem Mann zu treffen. Unsere Wohnorte lagen so weit auseinander, dass wir durch das halbe Land hätten fahren müssen, um uns zu treffen. Diese Entfernung hielt mich also ab, eventuell Dummheiten zu machen.