Читать книгу Astrologie als Wegweiser in Deine persönliche Freiheit - Sabine M. I. Henning - Страница 8
Оглавление2. Dein Geburtsbild auf den allerersten Blick
Die Abbildung eines Horoskops oder Geburtsbildes ist 2-dimensional ein Kreis, an dem sich die 12 Tierkreiszeichen mit jeweils 30 Grad zu 360 Grad gruppieren (Abb. 1). Dabei reihen sich in traditionell überlieferter Reihenfolge alle 12 Zeichen aneinander. Man spricht auch von sogenannten Archetypen, die für jedes Sternbild in einem späteren Kapitel beschrieben werden.
Der ideale Tierkreis (also eine Art gedachtes Ausgangshoroskop) beginnt im Westen, exakt an dem Punkt, wo der Kreis in seinen oberen und unteren Halbkreis geteilt wird. Er beginnt mit dem Tierkreiszeichen Widder und verläuft gegen den Uhrzeigersinn – also links herum. So folgen die Sternzeichen in einer definierten und fixen Folge aufeinander. Am Ende des Kreises steht das Zeichen Fische (s. Abb. 1). Auf diesem originalen Tierkreis fundiert die gesamte Astrologie schon von ihren Anfängen an.
Da die Astrologie als Lehre auf der Analogie basiert, ist es an der Stelle wichtig, zu bemerken, dass auf diesem Kreis parallel zum Tierkreis auch 12 Felder abgebildet werden. Im originalen Tierkreis umfassen diese Felder auf der Kreisgeraden vom Widder beginnend exakt 30 Grad je Feld. So ergibt sich die folgende Analogie: Feld 1 = Widder, Feld 2 = Stier, Feld 3 = Zwilling, 4 = Krebs, 5 = Löwe, 6 = Jungfrau, 7 = Waage, 8 = Skorpion, 9 = Schütze, 10 = Steinbock, 11 = Wassermann und 12 = Fische. Die inhaltliche Zuordnung von Zeichen und Feldern ist Gegenstand des nächsten Kapitels. Hier sollte erst einmal darauf hingewiesen werden, dass in einem Geburtsbild Zeichen und Felder als Doppelkreis abgebildet werden (s. auch Abb. 2), die eine zusätzliche (Be)deutung haben.
Um ein Geburtsbild für ein konkretes Individuum oder eine Institution (Staat, Vereinigung) zu erstellen, braucht es folgende Angaben:
1. Das genaue Geburtsdatum (oder allgemein: Ereignisdatum), also der Tag und das Jahr.
2. Den geografischen Ort des Ereignisses – also die GPS (Global Positioning System) Koordinaten einer definierten Region; normalerweise ist das ein Ort/eine Stadt in einem Staat auf einem Kontinent unserer Erde.
3. Den möglichst genauen Zeitpunkt des Ereignisses – also die exakte Tages- oder Nachtzeit an dem Ort (Geografische Zeitverschiebungen an den Längengraden sind dabei zu berücksichtigen sowie auch Sommer- und Winterzeit.).
Mit der Berechnung eines Horoskopes ist also normalerweise die Erstellung einer Horoskop-Zeichnung bzw. -Figur für ein Ereignis an einem bestimmten Ort auf der Erde und eine bestimmte Zeit gemeint.
Mit der Zeichnung wird in einer lediglich zweidimensionalen Perspektive das Sonnensystem aus Sicht des Ereignisortes abgebildet. Der Ort wird nach geografischer Länge und Breite berücksichtigt, die Ereignis-Zeit am Ort in astronomische Sternzeit umgerechnet. Grundlagen sind rein astronomische Berechnungsmethoden.
Früher wurden zur Berechnung die Ephemeriden und sogenannte Häusertabellen (zur Berechnung der Horoskop-Häuser) genutzt; heute wird meistens eine Astrologie-Software verwendet, die auf diese zurückgreift. Das Ereignis kann eine Geburt sein, eine Krönung oder Staatsgründung, eine Vertragsunterschrift oder Schiffstaufe, auch Unglücke aller Art, Grundsteinlegungen oder Jahreshoroskope usw. Nach der Erstellung des Geburtsbildes folgt dann die eigentliche astrologische Tätigkeit, die Deutung.
2.1 Hauptachsen im Geburtsbild
Wenn nun ein Horoskop oder Geburtsbild erstellt ist, dann sind zunächst 2 Achsen bemerkenswert. Dabei ergibt sich aus der ersten Achsenberechnung, die man AC/DC (Aszendent-Deszendent) Achse nennt, die zweite Achse, welche den höchsten Punkt im Geburtsbild, das MC oder Medium Coeli (lat.: medium = Mitte, coelum = Himmel (Centrum Medii Caeli, Medium Caelum), mit dem IC oder Imum Coeli (aus dem Lateinischen „tiefster Punkt am Himmel“) verbindet.
Diese beiden Achsen – AC/DC und IC/MC – sind die Knotenpunkte in einem Geburtsbild, denn sie bestimmen die Felderverteilung (Anmerkung des Verfassers: Für Felder ist als Synonym auch das Wort „Haus“ gebräuchlich.).
In dem gezeigten Beispiel (Abb. 2) sehen wir die Achsen AC/DC auf 16°42‘° in den Zeichen Zwilling/Schütze und IC/MC auf 28°21‘° in den Zeichen Krebs/Steinbock.
Wenden wir uns nun zunächst dem ersten Punkt in der Horoskopberechnung zu – dem Aszendenten (AC abgekürzt). Der Aszendent bildet den zu einem bestimmten Zeitpunkt am Horizont aufsteigenden Ekliptik-Punkt ab, der an einem bestimmten Zeitpunkt und Ort im Osten des Ereignisortes aufsteigt. Er wird deshalb im englischen auch das „Rising Sign“ (= aufgehendes Zeichen) genannt. Dieser Punkt fällt auf einen bestimmten Grad des zeitgleich am Osthorizont stehenden Tierkreiszeichens. Im Beispiel von Abbildung 2 ist der Aszendent auf 16° im Zeichen Zwilling zu verorten.
Abbildung 2: Beispielhoroskop
Der Aszendent (AC) wird als eigenständiger, besonders wichtiger und individueller Wirkpunkt im Horoskop betrachtet, der einerseits den Anfang des 1. Feldes abbildet. Alle nachfolgenden Horoskopfelder sind vom Aszendenten abhängig. Andererseits wird ihm astrologisch eine besondere Qualität und Funktion zugeordnet, die vielfach ähnlich bedeutsam wie jene der Sonne im Horoskop sein soll.
So verbindet man den Aszendenten beispielsweise mit den persönlichen Anlagen des Geborenen, dem im Leben angelegten Grundbedürfnis, Charakter und Temperament, der Erscheinung und Körperlichkeit, der Individualität eines Menschen, in der psychologischen Astrologie das ICH schlechthin. Dieser Aszendent wird in Zusammenhang mit dem Tierkreiszeichen bzw. auch Tierkreiszeichen-Abschnitt, in welchem der AC steht, gedeutet.
Ihm gegenüber steht der Deszendent oder verkürzt DC (lateinisch für „das Absteigende“), der wiederum den Anfang des 7. Feldes markiert. Er steht in dem Beispiel von Abbildung 2 auf 16° in Schütze. Dieser symbolisiert das Gegenstück des Aszendenten und stellt somit immer eine Ergänzung des ICH (verkörpert im AC) dar. Es versinnbildlicht das, was der Aszendent nicht hat, nicht ist oder leben kann, aber im anderen sucht oder auch vermutet. Um sich zu vervollkommnen im Gegenüber, im Anderen und in der Begegnung, braucht er sein Gegenstück.
Die zweite, wichtige Achse im Geburtsbild ist die IC/MC Linie.
Das Imum Coeli (lat. Himmeltiefe), kurz IC genannt, bildet die Spitze des 4. Feldes, liegt gradgenau gegenüber dem MC und stellt somit den tiefsten Punkt, den Mitternachtspunkt, dar. Im Beispiel-Horoskop (Abb. 2) sehen wir diese Achse auf 28°21‘ im Zeichen Krebs (IC) und 28°21‘ gegenüber im Schützen (MC).
Der Imum Coeli (IC) liefert den Hinweis, woher man kommt und welche tiefen Wurzeln vorhanden sind. Das bezieht sich einerseits auf die Ahnenherkunft, aber betrifft auch die unmittelbare Familie, in der man aufgewachsen ist. Je nachdem, in welchem Tierkreiszeichen der IC steht, ist eine entsprechende Prägung vorhanden von Geburt an. Da das 4. Feld dem Mond zugeordnet ist, sind hier auch unbewusste Verhaltensweisen, Instinkte und intuitive Anlagen verborgen. Ausserdem kann rückgeschlossen werden auf Persönlichkeitsmerkmale, mit denen sich identifiziert wird. Generell gewährt der IC einen sehr tiefen Einblick in die Psyche.
Das Medium Coeli (MC) bildet in einem Horoskop den Anfang des 10. Feldes. Bei einer Geburtshoroskop-Deutung sind damit beispielsweise Themen wie Berufsstellung und gesellschaftliche Position, Karriere und Ehrgeiz sowie Ehrungen, Berufung und Ziele, Öffentlichkeit und Leistung angesprochen.
Somit ist allein die Kenntnis der Tierkreiszeichen an den beiden Hauptachsen im Horoskop bereits eine interessante Orientierungshilfe, welchen Menschen wir vor uns haben. Die bewusste Wahrnehmung dieser wichtigen Aspekte der Person soll helfen, die Charaktereigenschaften des Menschen schon am Anfang der Betrachtung des Geburtsbildes zu erkennen und einzuordnen.
2.2 Quadranten
Diese 2 Achsen bilden ein Kreuz über den Kreismittelpunkt im Geburtsbild, wodurch dieser Kreis in 4 Viertel - sog. Quadranten - unterteilt wird. Dabei spiegeln sich die jeweils gegenüberliegenden Viertel in der Größe, das heißt in der absoluten Fläche – dem „Kuchenstück“ - der Viertel, sowie auch in der Dimension, also in der Gradanzahl, die jedes Feld in dem Viertel erhalten hat.
Der 1. Quadrant beginnt unterhalb des AC - Punktes mit dem Feld 1, links drehend folgt Feld 2 und schließlich Feld 3. Der 2. Quadrant wird gebildet aus Feld 4, 5 und 6 gefolgt vom 3. Quadranten mit den Feldern 7, 8 und 9. Im letzten der vier Quadranten des Kreises sind die Felder 10, 11 und 12 zu finden. In der Abbildung 2 ist diese Aufteilung an einem „echten“ Geburtsbild einmal an schaulich gemacht. Es ist zu erkennen, dass die Achsenführung die Verteilung der Quadranten - und somit auch die Gradanzahl, die jedes Feld erhalten hat - im Tierkreis bestimmen.
Im Detail liegen sich dementsprechend der 1. und der 3. Quadrant gegenüber. Das entspricht einer gradgenauen Zuordnung von Feld 1 und Feld 7, Feld 2 und Feld 8 sowie Feld 3 und Feld 9. Entsprechend verhält es sich zwischen dem 2. Quadranten mit den zugehörenden Feldern 4, 5 und 6, und dem 4. Quadranten mit den Feldern 10, 11 und 12. Hier stehen sich Feld 4 und Feld 10, Feld 5 und 11 und schließlich Feld 12 und Feld 6 gegenüber. Die Analogie im Kreis ist also perfekt.
In der Deutung werden den Quadranten im Tierkreis bestimmte Persönlichkeitstypen zugeordnet – zurückgehend auf die von C. G. Jung (*1875 †1961) beschriebenen Funktionstypen, welche sich in jedem der vier Quadranten wiederfinden. So entspricht der 1. Quadrant mit den Feldern 1 bis 3 dem Fühltyp, der 2. Quadrant mit den Feldern 4 bis 6 dem Empfindungstyp, der 3. Quadrant einschließend der Felder 7 bis 9 dem Denktyp und schließlich der 4. Quadrant mit Feld 10, 11 und 12 dem Intuitionstyp.
In jedem Geburtsbild finden sich auch sog. Mischtypen, die vom idealisierten Tierkreis abweichen je nachdem, welches Zeichen an den jeweiligen Felderspitzen steht und welche „Bewohner“ in Zeichen und Feld stehen. Das wird in der Deutung noch vertiefend aufgenommen. Grundsätzlich wird im 1. Quadranten die Physis, also alles Körperliche, angesprochen. Der 2. Quadrant steht für die Psyche. Hier sind seelische Empfindungen verankert. Im 3. Quadranten ist der Geist, also das Denken, Bilder und Abstraktion bedeutend. Alles Überpersönliche, Metaphysik, Übersinnliches und vom Ego Losgelöstes findet sich im 4. Quadranten wieder.
2.3 Sonne, Mond und Planeten
Nachdem dieses Achsenkreuz einmal genau bestimmt worden ist, wenden wir uns nun den „Bewohnern“, das sind Sonne, Mond sowie die 8 Planeten, zu. Das Sonnensystem ist das Planetensystem, das die Sonne, die sie umkreisenden Planeten und deren natürliche Satelliten, die Zwergplaneten und andere Kleinkörper umfasst. In der Astronomie umrunden die Gestirne in genau festgelegten Bahnen die Sonne. In Abbildung 3 sind die Umlaufbahnen der sogenannten inneren Planeten (Merkur, Venus, Erde und Mars) veranschaulicht. Abbildung 4 zeigt die Umlaufbahnen der äußeren Planeten, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun).
Zu dem errechneten Zeitpunkt des Ereignisses, für den das Horoskop erstellt werden soll, befanden sich die inneren und äußeren Planeten in ihren Umlaufbahnen an einem genau berechneten Punkt, von dem sie unseren Planeten Erde angestrahlt haben. Jeden dieser Planeten kann man im Geburtsbild also genau verorten. In Abbildung 2 steht der Mars des Geburtsbildeigners auf 3° im Zeichen Wassermann in Haus 10. Die übrigen Planeten sowie Sonne und Mond sind auf die gleiche Weise auf ihren Positionen lokalisierbar. Alle Gestirne im Horoskop haben ein Symbol, mit dem sie in den Tierkreis eingetragen werden (s. Tab. 1).
Abb. 3: Umlaufbahnen der inneren Planeten im Sonnensystem (Merkur, Venus, Erde und Mars)
Abb. 4: Umlaufbahnen der äußeren Planeten im Sonnensystem (Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun)
Venus, Mars und Merkur bilden zusammen mit dem Mond und der Sonne die persönlichen Gestirne. Sie laufen relativ schnell durch den Tierkreis. Die Sonne befindet sich ca. 30 Tage in einem Sternzeichen und umrundet den Tierkreis also in einem Jahr, während der Mond nur ca. 2.5 Tage in einem Zeichen weilt und somit nur ca. 30 Tage für den Umlauf des Tierkreises braucht. Er ist der Schnellstläufer, was auch erklärt, dass wir unterschiedlichen Gemütsschwankungen und Gefühlen ausgesetzt sind, die schnell wechseln können.
Allerdings scheinen sich die Planeten auch manchmal rückwärts im Tierkreis zu bewegen. Dazu wird in Kapitel 2.8 Genaueres beschrieben.
2.3.1 Sonne
Die Sonne ist der am besten bekannte Himmelskörper im Horoskop, denn sie ist Dein Sternzeichen, unter dem Du geboren wurdest. Jeder kennt sein eigenes Sonnenzeichen. Es wird bestimmt durch den Geburtstag, an dem man geboren ist.
Die Sonne ist der Stern, der der Erde am nächsten ist und das Zentrum des Sonnensystems bildet. Sie ist ein durchschnittlich großer Stern im äußeren Drittel der Milchstraße. Gemäß dieser zentralen Bedeutung, die die Sonne auf unsere Erde hat, ist gewissermaßen auch Deine Geburtssonne Dein Leitstern im Leben. Sie verkörpert Deinen Willen, Dein Ego und Deine Lebensenergie allgemein. Wenn sie gut aspektiert ist, kannst Du gemäß Deiner Sonne leben und aus Deiner Mitte strahlen. Umgekehrt gilt aber auch bei herausfordernden Aspekten, dass Du mehr zu kämpfen und zu durchleben hast, bevor sich die Sonne entfalten kann.
Die Sonne wird am besten erklärt, wenn die Archetypen im Tierkreis besprochen werden (s. Kapitel 3). Mit diesen fundamentalen Beschreibungen der 12 Tierkreiszeichen ist eigentlich alles gesagt zum Sonnenzeichen.
2.3.2 Mond
Auch der Mond ist sehr wichtig, denn er erklärt das Innenleben von einem Menschen. Seine instinkthafte Verhaltensweise, Unterbewußtsein und tiefliegende Prägungen und Anlagen sind hier verborgen. Der Mond versinnbildlicht also die Psyche; womit oder worüber ein Mensch sich identifiziert. Die Stellung und Aspekte des Mondes geben Hinweise auf das Fühlen und Empfinden eines Menschen. Sehr oft werden Gefühle ja überspielt im äußeren Leben. Aber im Mond offenbart sich die Seele. Man sagt auch „Der Mond ist der Spiegel der Seele.“. Diese zu ergründen, ist oft schwer, denn oft genug ist sie dem Menschen selbst nicht klar. Es braucht sehr gute psychologische Kenntnisse und Erfahrung, um hier Licht ins Dunkel zu bringen – eine der größten Herausforderungen für den geübten Astrologen.
Wie der Mond in den einzelnen Zeichen wirkt, wird in der Deutung erläutert (s. Kapitel 5.1.2).
2.3.3 Venus
Kommen wir nun zur Venus. Die Venus bewegt sich aus der Sicht unseres Heimatplaneten Erde immer nah am Zentrum des Sonnensystems. Sie entfernt sich für uns nie weiter als 48° (bzw. maximal zwei Tierkreiszeichen) von der Sonne und absolviert eine vollständige Tierkreistournee in rund einem Jahr wie die Sonne.
Ihr Zyklus ist folgendermaßen zu beschreiben: Sie geht als Morgenstern für ca. 9 Monate vor der Sonne auf, um danach für weitere 2 Monate zu verschwinden. In dieser Phase schiebt sie sich hinter der Sonne vorbei und wandert von da ab der Sonne hinterher. Nach dieser Zeit kann man sie am Himmel für nur 2 Wochen als Abendstern - also nach der Sonne - aufgehen sehen. Ein neuer Venuszyklus beginnt, wenn der Stern wiederum als Morgenstern aufgeht. Das Spektakel passiert nur alle anderthalb Jahre und dauert zwischen 40 und 44 Tage.
Was bedeuten nun die Abendstern-Venus und die Morgenstern-Venus in der Astrologie? Die griechische Antike schenkte der Morgenstern-Venus das Domizil im Stier, während die Venus als Abendstern in der Waage ihr Zuhause gefunden hat (vgl. auch Tabelle 1). Im Stier ist sie Venus Pandemos, die sinnliche Venus, die ihren Körper genießt und verwöhnen möchte.
Venus Urania ist die luftige Waage-Venus als Abendstern. Sie schätzt die gepflegte Konversation, ist friedlich und liebt die schönen Künste. Sie hat ein ausgeprägtes ästhetisches Empfinden und setzt sich für Gerechtigkeit ein. Tizian, eigentlich Tiziano Vecellio, (* um 1488 bis 1490 in Pieve di Cadore bei Belluno, † 27. August 1576) , der große italienische Maler der Renaissance, malte die himmlische und die irdische Venus (Abb. 5). Seine Darstellung macht deutlich, wie sehr Astrologen und Künstler im ausgehenden Mittelalter die weibliche Kraft der Venus wertschätzten.
Abb. 5: Himmlische und irdische Liebe 1515, Galleria Borghese, Rom
Es kann interessant sein für die Erstellung des Radix-Horoskops, welche Stellung die Venus dort eingenommen hat. Je nachdem kann sie also als Abendstern (Stand gegen den Uhrzeigersinn deutlich hinter der Sonne) oder Morgenstern (deutlicher Abstand zur Sonne als Vorläufer) gedeutet werden. Im Beispielhoroskop (s. Abb. 2) kann eine Abendstern Venus gedeutet werden, denn der Planet steht mit Abstand von etwa 30 ° deutlich hinter der Sonne im Zeichen Widder und Haus 12 (Anmerkung des Verfassers: Merke, dass im Tierkreis immer links herum gedeutet wird.). Es sei der Vollständigkeit halber aber gesagt, dass die Identität der Venus - ob Morgen- oder Abendstern - auch noch mit einer anderen Methode bestimmt werden kann. Dazu in der Deutung später mehr!
2.3.4 Merkur
Nun zu dem nächsten persönlichen Planeten, der immer mehr an Bedeutung gewinnt in der heutigen Zeit – der Merkur. Er steht für Kommunikation, Medien, Redegewandtheit, Kurzreisen, Orientierung und Bewegung im Raum, Informationsübermittlung, Lernen und mentale Aktivität, sprachliche Kompetenz; und auch für Beobachtungsgabe, Analyse, Korrektheit, Achtsamkeit und Sorgsamkeit. Mit der elektronischen Datenübermittlung im Internet sind in puncto Informationsaustausch und Medien ungeahnte Möglichkeiten der Entwicklung gegeben, die in unserer heutigen Informationsgesellschaft weltweit immer wichtiger werden. Als Stichwort sei nur „AI“ (= artificial Intellegence - künstliche Intelligenz) genannt.
Je nach Zeichenstellung des Merkur im Geburtsbild nimmt er eine andere Betonung an (siehe Tabelle 1). So ist ein Merkur im Zwilling auf rasche Auffassungsgabe, Neugier, gute Orientierung im Raum, Informationsübermittlung ausgerichtet. Ein Merkur mit Jungfraubetonung dagegen widmet sich der Genauigkeit und besitzt eine exzellente Beobachtungsgabe sowie Reinlichkeit, Sorgsamkeit und Gründlichkeit. Diese Zweideutigkeit von Merkur wird näher beschrieben im Kapitel 2.3.4.
Merkur durchwandert ca. alle 90 Tage den gesamten Tierkreis. Merkur wird zudem jedes Jahr dreimal für etwa 24 Tage rückläufig. Auch hier sind die Deutungen in Zeichen, Feld und Aspektierung im Geburtshoroskop entscheidend für die mentalen Fähigkeiten und Begabungen eines Menschen sowie sein Potential, sich zu orientieren im Raum und in unserer Gesellschaft, wie er seinen Ausdruck findet und Analysefähigkeit, Sorgfalt und Achtsamkeit im Umgang mit seiner unmittelbaren Umwelt. Eine rückläufige Merkurstellung im Radix-Horoskop zeigt an, wie die angelegten Qualitäten dann gelebt und empfunden werden können.
2.3.5 Mars
Der Mars ist ebenfalls ein persönlicher Planet im Horoskop und benötigt etwa 2 Jahre für seinen Umlauf im Tierkreis. Symbol und Bedeutung dieses Planeten findet sich in der Tabelle 1. Er gehört zu den Planeten, die die Sonne außerhalb der Erdbahn umkreisen (s. Abb. 4). Auch er hat Rücklaufphasen ca. alle 2 Jahre für ungefähr 2,5 Monate. Der Geburtsmars eines Menschen prägt seine Durchsetzungsweise, seine Bereitschaft, seinen Willen zum Ausdruck zu bringen und dafür auch zu kämpfen. Auch hier ist es neben der Deutung in Zeichen und Feld möglich, zu bestimmen, ob er rückläufig war zum Zeitpunkt des Ereignisses. Dabei kann er entgegen der Energien wirken, die er eigentlich von seiner Stellung aus innehat und den Sternzeichen Energien entziehen. Außerdem ändert er unser Wollen und unserer Aktivitäten.
Menschen mit rückläufigem Mars neigen dazu, Energie anzustauen, bis diese möglicherweise im unpassenden Moment als unkontrollierte Wut ausbricht. Sie müssen lernen, für sich, ihre Rechte und ihre Liebsten zu kämpfen, ohne Impulsivität, die auch zerstören kann.
2.3.6 Jupiter
Nun wenden wir uns den langsam wandernden Planeten im Tierkreis zu. Sie werden auch als überpersönliche Planeten bezeichnet. Die Rede ist hier von Jupiter, Saturn sowie - nach der Entdeckung der mit bloßem Auge nicht sichtbaren Planeten - Uranus (1781), Neptun (1846) und des Zwergplaneten Pluto (1930). Diese 3 wurden nachträglich in das astrologische Weltbild integriert.
Der Jupiter braucht 12 Jahre, um einmal um den Tierkreis zu wandern. Das heißt, er bleibt ungefähr 1 Jahr in jedem Zeichen. Dabei wird er auch regelmäßig rückläufig. Wie ein Geburtsjupiter sich im Leben manifestiert, hängt – neben dem Reifegrad des Menschen – unter anderem auch von seiner Hausstellung im Horoskop und seinen Aspekten ab. Thematisch geht es um die Sinnsuche, Reiselust, Philosophie und Religion, Optimismus und Toleranz. Rückläufig deutet er an, dass sich bestimmte Vorhaben verzögern und jede Form von Expansion ins Stocken gerät. Es soll noch einmal überdacht werden, was uns wirklich Glück und Erweiterung im Leben bringt.
Die karmische Aufgabe bei rückläufigem Jupiter ist zu lernen, in seine innere Führung zu vertrauen und sich für die Spiritualität zu öffnen. Der Optimismus ist wichtig, und das eigene (große oder doch eher kleine?) Glück soll erkannt werden.
Sein Symbol und energetische Deutung ist in der Tabelle zu finden (Tab. 1).
2.3.7 Saturn
Saturn ist der Lenker und Denker unter den Gestirnen mit seiner hohen überpersönlichen Instanz als Über-Ich - gemäß innerer Regeln und Verantwortungsbewußtsein sowie auch als Herrscher über die Zeit (s. Symbol und Bedeutung in Tab. 1).
Er wandert 29,5 Jahre um den Tierkreis und bleibt entsprechend 2-3 Jahre in jedem Zeichen je nach Rückläufigkeit. Er kann also während eines menschlichen Lebens durchaus mehrere Umläufe absolvieren. Man spricht darum auch von der Saturn-Rückkehr, wenn der transitierende Saturn auf dem Radix-Saturn steht und somit einen neuen Zyklus einleitet.
Natürlich prägt den Saturn auch seine Stellung in Zeichen und Haus sowie Aspekte zu anderen Himmelskörpern. Dabei kann angemerkt werden, dass die Zeichenstellung grundsätzlich für Langsamläufer im persönlichen Horoskop zu vernachlässigen ist, denn hier handelt es sich um eine sog, Generation, die alle in einer bestimmten Zeitspanne Geborenen gleichermaßen betrifft.
In der Rückläufigkeit kann der Saturn Begegnungen mit der Vergangenheit bringen; alte Probleme können aufleben, weil sie noch nicht ausreichend bewältigt worden sind. Insgesamt haben Menschen mit rückläufigem Saturn im Geburtsbild die Aufgabe, Ausdauer und Geduld beim Verfolgen ihrer Ziele zu entwickeln. Sie sollten sich nicht von Rückschlägen entmutigen lassen und ihre Ziele fest im Auge behalten.
2.3.8 Uranus
Uranus wurde erst im 18. Jahrhundert unserer Zeitrechnung entdeckt. Der Planet durchwandert in ca. 84 Jahren alle Tierkreiszeichen und ist damit so langsam unterwegs, dass ein zweiter Zyklus eher unwahrscheinlich sein wird, weil der Mensch in der Regel nicht so lange lebt. Ihm wird Freiheitsliebe, Individualismus, Humanität und Gerechtigkeit zugeschrieben sowie auch Gruppenorientiertheit, Innovationstalent und gelegentlich Arroganz und Revoluzzertum bis hin zum Rebellen (s. Tabelle 1 für Symbol und Bedeutung).
Mit der uranischen Prägung von Individualität, Freiheitsbedürfnis und Intellekt ist er der Vordenker im Tierkreis. In der Rückläufigkeit weckt er in uns das Bedürfnis nach mehr Freiheit, wo wir sie nicht haben oder sie uns genommen wurde. Der rückläufige Uranus ist mit der Aufgabe verknüpft, sich für Neues zu öffnen und Veränderungen im Leben zuzulassen.
2.3.9 Neptun
Nun zu Neptun, der 65 Jahre später als Uranus entdeckt wurde, nämlich im Jahr 1846. Seine Umlaufzeit beträgt 165 Jahre. Damit ist klar, dass dieser Planet nur eine bestimmte Strecke auf dem Geburtshoroskop zurücklegt, bevor der Mensch von dieser Welt geht.
Diese Zeitspanne ist darum aber um so intensiver bemerkbar, denn er steht ja lange auf einem Fleck und wirkt von dort – übrigens auch im Transit. Rückläufikkeit ist hier genauso normal wir bei den anderen Langläufern, aber wegen der äußerst langsamen Bewegung nicht so einschneidend. Es könnte uns noch mehr in die inneren, geistigen Welten hineinziehen und Süchte aufleben lassen, die bereits als bewältigt galten.
Er prägt Vertrauensfähigkeit in eine höhere Ordnung ebenso wie Träume, Wünsche, Sehnsüchte und Helferbedürfnisse (s. Tabelle 1). Ein rückläufiger Neptun im Horoskop warnt vor Selbsttäuschungen, Illusionen und Süchten. Es gilt ein Gleichgewicht zwischen der irdischen Realität und der eigenen Fantasie zu finden. Wichtig wäre hier, sich mit der Psyche und mit geistigen Inhalten zu beschäftigen ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren.
2.3.10 Pluto
Der letzte und kleinste Planet wurde erst 1930 entdeckt und galt lange als Planetoid, bevor man ihm den Status eines echten (Zwerg)planeten gab. Und was für ein imposanter Herrscher dieses kleine Kerlchen ist, weiss man, wenn man ihn im Horoskop deutet (s. Tabelle 1 zu Symbol und Bedeutung). Er ist mit enormen 248 Jahren der weitaus langsamste Planet im Tierkreis, und deshalp ist er auch so machtvoll in dem Bereich, den er beherrscht.
Im übertragenen Sinn wie auch ganz direkt muss man sich wappnen denn hier geht es immer um Intensität, Tiefe und Transformation. Ganze Generationen sind geprägt von seinem machtvollen Einfluss und Leitbildern, denn die Vorstellung von der Macht spielt eine ausserordentliche Rolle. Wir werden noch erörtern, wie er sich genau auswirkt.
In der Rückläufigkeit ist er der Hinweis auf schicksalhafte Veränderungen und Umbrüche im Leben. Der rückläufige Pluto deutet an, dass wir das Thema Macht bzw. Machtmissbrauch durch Manipulation neu überdenken müssen. Und er stellt die Aufgabe, sich innerlich stark zu wandeln.
2.3.11 Verteilung der Gestirne
In dem vorhergehenden Abschnitt sind alle Planeten als „Bewohner“ benannt und auch prinzipiell charakterisiert worden. Dem aufmerksamen Leser wird aufgefallen sein, dass wir von 12 Tierkreiszeichen und 12 Feldern (oder Häusern) gesprochen haben; bei den Gestirnen dagegen nur 10 aufgezählt wurden. Da die Astrologie stark auf der Analogie beruht, ist es nun klar, dass 12 Zeichen in ihren angestammten 12 Häusern jeweils andere, deutlich unterscheidbare Energien besitzen. Auch die 10 Himmelskörper werden analog bestimmten Zeichen und Häusern zugeordnet. Sie werden auch als Herrscher über die Zeichen und Häuser bezeichnet.
In der Tabelle 1 sind die Analogien im Einzelnen aufgeführt. Man kann daraus entnehmen, welche Tierkreiszeichen mit welchen Häusern und Herrschern in energetischem Zusammenhang stehen. Es fällt auf, dass der Planet Venus sowie Merkur zweifach besetzt ist. Die Venus herrscht sowohl über den Stier und Haus 2 als auch über die Waage und Haus 7. Es ist schon davon die Rede gewesen, dass in der griechischen Mythologie durchaus 2 Venustypen bekannt waren. Zum einen die stierische Venus mit den Genuss- und Körperfreuden im Fokus, sowie die Waage-Venus, die eher mit Schönheit, Kultiviertheit und Kunst in Verbindung gebracht werden kann.
Auch der Planet Merkur hat zwei qualitativ unterscheidbare Färbungen. Zum einen steht er als Herrscher des Zeichens Zwilling und analog über das Haus 3 für schnelles Auffassungs- und Verarbeitungsvermögen, intellektuelle Vielseitigkeit und Neugier für die Erkundung von Unbekanntem in der näheren Umgebung. Zum anderen herrscht er auch über das Zeichen Jungfrau. Hier sind die Energien auf Analytik, Genauigkeit und Prüfung sowie eine (kritische) Beobachtung der realen Welt gerichtet.
Somit haben wir zwei völlig voneinander unterscheidbare Energien des Merkur zu beschreiben, die den Menschen auch ganz anders zeigen im Verhalten und der intellektuellen Auseinandersetzung mit der Welt je nach Betonung des Merkurs.
Es gibt nun aber Astrologen, die diese Doppelbesetzung weiterentwickelt haben. So wird manchmal von einem anderen Himmelskörper gesprochen, der dem Zeichen Jungfrau zugesprochen wird. Es handelt sich um Vesta, ein Asteroid oder Kleinplanet, der den Namen der römischen Göttin des Herdfeuers erhielt; zu ihr werden an gegebener Stelle noch weitere Einzelheiten folgen.
Tabelle 1: Sonne, Mond und Planeten im Geburtsbild
Der Tierkreis kann durch die zwei Hauptachsen in jeweils zwei Hälften unterteilt werden – an der AC/DC Achse in einen oberen und unteren Halbkreis, und an der IC/MC Linie in eine rechte und linke Hälfte. Bei der ersten Betrachtung eines Geburtsbildes sieht der geübte Astrologe sofort, wo sich die Bewohner befinden: Sind sie vermehrt im unteren oder oberen Halbkreis verortet; gibt es eine Häufung rechts oder links von der IC/MC Linie?
Stehen Himmelskörper vermehrt an den Achsen? Gibt es Anhäufungen von Planeten an einem Ort (Zeichen oder Feld)?
Wenn eines (oder mehrere) dieser Dinge gegeben sind, dann kann bereits hier eine erste Deutung vorgenommen werden. So wird dem oberen Halbkreis die bewußte Ebene zugeschrieben, während die untere Hälfte dem Unbewußten entspringt.
Normalerweise werden Energien in Form von Eigenschaften und Anlagen, die sich im unteren Halbkreis im Tierkreis befinden in der Regel länger brauchen, um sich zu entwickeln als oberhalb der AC/DC Achse. Das hat seinen Grund darin, dass sie oft unbewußt vorhanden sind und erst in das Bewußtsein des Horoskopeigners gelangen müssen, damit sie auch bearbeitet werden können. Dafür muss der Mensch einen Reifungsprozess durchleben. Meist ist also die (Er)kenntnis dieser verborgenen Energien in der zweiten Lebenshälfte so um 50 Jahre herum überhaupterst möglich.
Es kommt auch darauf an, welche Qualitäten diese Gestirne haben. Sind es persönliche Himmelskörper (also Sonne, Mond, Venus, Mars und Merkur) oder überpersönliche (Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto)? Allgemein sind die persönlichen Energien etwas leichter für die Bewußtwerdung als die überpersönlichen, aber das muss nicht immer so sein.
Nun zu der Bedeutung von rechter und linker Tierkreishälfte:
Links ist das „ICH“ verortet, rechts das „DU“. Menschen, die vermehrt Bewohner links von der IC/MC Achse aufweisen, sind also gut bei sich zu Hause. Das bedeutet, sie können eher für sich einstehen und Dinge subjektiv gestalten und beeinflussen. Mit einer rechten Überbetonung im Geburtsbild sieht es genau andersherum aus: Diese Menschen sind oft beim Gegenüber und brauchen Begegnungen, um sich zu entwickeln und Dinge im Leben zu erreichen.
Wie sieht es mit Häufungen von Gestirnen in Zeichen und/oder Feldern aus? Stehen diese sogar sehr eng bei- oder aufeinander? Letzteres nennt man dann ein Stellium oder eine Konjunktion. Diese beiden sind bemerkenswert, weil sie Auskunft darüber geben, ob und welche Energien zusammenwirken. Im gleichen Zeichen und Feld ist es immer eine gleichgerichtete Energie, die dem Gestirn die Einfärbung des Zeichens (= Archetyp) und Feldes (Thematik), in dem sie stehen, geben, ungeachtet der zusammenstehenden Gestirne selbst und ihrer energetischen Eigenschaft. Die Gestirne können ganz unterschiedlich, zum Beispiel persönlich und überpersönlich, voneinander sein.
Wenn die Sonne mit einem anderen Gestirn zusammensteht, dann ist diese Sonne in Zeichen und Feld zu deuten, indem sie zusätzlich die Energie des anderen Planeten, der bei ihr steht, annimmt. Dabei kann – je nach Konjunktion/Stellium – eine ganz neue Energie entstehen. Solche Konjunktionen und Stellien sind deshalb sehr interessant für den Astrologen.
Weiterhin ist es auch so, dass diese zusammenstehenden (= Konjunktion) oder geballten Gestirne (= Stellium) einer längeren Lebenserfahrung bedürfen, ehe sich der Geburstbildeigner an diese Energien heranwagt. Sie können diesen Menschen zu einer ganz neuen, bisher unerkannten Fähigkeit oder Stärke führen - wie gesagt – sehr spannend!
2.4 Aspekte von Gestirnen
Wenn im Geburtsbild die Aspekte (d.s. Winkel, die die Gestirne zueinander einnehmen) eingezeichnet sind, so erhält der Astrologe die Möglichkeit, auch diese zu analysieren.
Im Wesentlichen unterscheidet die Astrologie zwischen folgenden Winkeln (= Hauptaspekte), die die Gestirne zueinander bilden können:
Die Konjunktion ‚ also wenn Gestirne eng auf- oder beieinanderstehen, wurde schon erklärt in dem obigen Abschnitt. Als ein Stellium wird die Ballung von mehreren Gestirnen bezeichnet.
Ein wichtiger „echter“ Winkel ist der 90° Winkel, den man Quadrat nennt. Er verbindet sehr entgegengesetzte Energien miteinander, denn die Gestirne stehen im rechten Winkel, also in Spannung, zueinander. Von Zeichen und Feld sind diese Gestirne mit unvereinbaren Energien aufgeladen, die sich gegenseitig abstoßen.
Darum sind Quadrate die schwierigsten Winkel, die aber gleichzeitig auch das höchste Potential in sich tragen, den Menschen in seine Entwicklung zu bringen. Wenn es verhältnismäßig viele solcher quadratischen Winkel von Planeten im Geburtsbild gibt, dann ist der Mensch in vielerlei Hinsicht sicher sehr stark herausgefordert in seinem Leben. Diesen Winkel veranschaulicht man mit einer roten Strichführung im Geburstbild oder in einer tabellarischen Ansicht mit dem Zeichen □.
Ein weiterer Winkel ist die Opposition, bei dem sich zwei Gestirne gegenüberstehen. Das Zeichen dafür ist Auch hier handelt es sich um entgegengesetzte Energien, die sich im Gegenüber oder allgemein in der Begegnung entladen können.
Nicht weniger herausfordernd als das Quadrat – und darum auch rot markiert; allerdings erthält man bei einer Opposition die Möglichkeit, sich in der Begegnung oder auch in der Projektion damit auseinander zu setzen. Das passiert zunächst unbewusst, bis der Mensch erkennt, dass er im anderen lediglich sich selbst spiegelt. Ist diese Erkenntnis erst einmal erlangt, kann sich der Entwicklung dieser scheinbaren Gegensätze gewidmet werden, und der Mensch wird sich bewußt, was im anderen eigentlich zu ihm selbst gehört.
Menschen mit relativ vielen Oppositionen sind stark von dem Gegenüber abhängig, um sich entwickeln zu können. Für diese sind demnach möglichst viele Begegnungen im Leben extrem wichtig.
Es existieren aber auch förderliche Aspekte von zwei Gestirnen. Eine dieser Aspekte ist der 120° Winkel zwischen zwei Gestirnen - das sogenannte Trigon ▵. Hierbei fällt es relativ leicht, zwei Energien zu verbinden, denn sie fördern sich gegenseitig. Die Wirkung von Trigonen kann als synergetisch bezeichnet werden. In diesem Fall erhält der Geburtsbildeigener Rückenwind und muss sich nicht selbst anstrengen.
Es kommt allerdings auf die Gestirne an, die sich in diesem Winkel verbinden, wie sich das bemerkbar macht im Leben. Eine Wirkung ist aber, dass bei zahlreichen Trigonen im Geburtsbild dem Menschen eine Art Trägheit anhaftet, sich dem Leben zu stellen, denn vieles fällt allzu leicht. So kann diese Trigon-Häufung zu einer wenig reflektierten Lebensführung beitragen. Allgemein ist es aber ein sehr positiver und förderlicher Aspekt zwischen 2 Gestirnen.
Ein weiterer positiv empfundener (und gedeuteter) Winkel ist über 60° - das Sextil . Anders als beim Trigon wirkt dieser Aspekt auch syntetisch, aber beinhaltet eben nur das Potential für eine Förderung.
Hier muss der Mensch selbst aktiv etwas dafür tun, dass sich diese Energien in seinem Leben auswirken. Lässt er das aus irgendeinem Grund sein, so kann ein Sextil sich nicht entfalten. Es dämmert sozusagen ungenutzt vor sich hin. Viele Sextile im Horoskop deuten auf viele (un)genutzte Chancen und Möglichkeiten hin.
Bei allen Winkeln (inklusive der Konjuktion) gilt es, einen genauen Orbis festzulegen, in dem diese Aspekte gelten sollen. Mit dem Orbis sind die abweichenden Grade rechts und links von dem gradgenauen Winkel gemeint. Man hält sich im Radix-Horoskop gemeinhin an 5 Grad – also einen Orbisbereich von 2,5 Graden jeweils rechts und links von dem exakten Winkel, in dem der Aspekt noch angezeigt ist.
2.5 Figurinen im Geburtsbild
Als "Aspektfigur" oder Figurine bezeichnet man drei oder mehr Aspekte innerhalb eines Radixhoroskops, die in der Horoskopzeichnung miteinander eine bestimmte Figur ergeben. Sie kann als ein weiterer Aspekt in der Deutung eines Horoskops hinzugezogen werden.
Einer der ersten Astrologen, der auf die Bedeutung von optisch herausragenden geometrischen Figuren in einer Radix aufmerksam machte, war Heinrich Christian Meier-Parm (*1905 †1987) 1 . Meier-Parm gehörte zu den Gründungsmitgliedern des DAV (Deutscher Astrologen-Verband), und war 1978-1980 sogar dessen Vorsitzender. Dabei setzte er sich besonders für die Schaffung einer Dachorganisation deutschsprachiger Astrologen-Verbände ein, und arbeitete hier eng mit Udo Rudolph (*1921 †2008) 2 zusammen. (Anm. des Verfassers: Mein astrologisches Interesse habe ich indirekt Udo Rudolph zu verdanken, denn ihn traf ich durch meine Mutter auf einigen seiner Studienseminare in den frühen 80er Jahren in Hamburg.)
Als die wichtigsten Figurinen für die Deutung nach der Huber-Schule können gelten:
Großes Trigon (Großes Talentdreieck)
Das Große Trigon ist eine Aspektfigur (Abb. 6), bei der sich drei Planeten im Winkelabstand von jeweils 120 Grad, also im Trigon zueinander befinden. Sie bilden damit ein gleichseitiges Dreieck. Dieses Dreieck schließt in der Regel alle drei Zeichen eines Elementes ein.
Abbildung 6: Das große Trigon im Geburtsbild
Interpretationen der Huber-Schule lauten: "Die Großen Talentdreiecke bedeuten große Substanz, besondere Begabungen und einen Drang zum sinn- und freudvollen Leben. Das umfassende Dreieck stabilisiert den Kern der Persönlichkeit und bringt die eigene Entwicklung mit Leichtigkeit voran, Gefahren: Trägheit, Stolz, Verwöhnung." Und: "Das große Talentdreieck deutet auf eine Fülle bereits vorhandener Kompetenzen, Perfektion und Ausdrucksfähigkeit, sowie ausgeprägte Genussfähigkeit hin. Diese sollten aktiviert werden durch den eigenen Willen…"
Um die eigenen Potentiale wirklich auszuschöpfen, ist bei Großen Trigonen also ein distanziert-kritischer Umgang mit ihnen unverzichtbar. Sonst kann es bei einem vermeintlich schönen Wohlgefühl ohne weitere Verbindlichkeiten bleiben.
Großes Kreuz bzw. Großes Quadrat (Leistungsviereck)
Das Große Kreuz (Abb. 7) ist eine Aspektfigur, bei der sich vier Planeten im Winkelabstand von jeweils 90° zueinander befinden, also vier Quadrate und somit ein geschlossenes Viereck bilden. Darüber hinaus stehen sich im Normalfall je zwei Planeten direkt gegenüber, d.h. in Opposition.
Das Große Kreuz verbindet in der Regel jeweils vier kardinale, vier fixe oder vier veränderliche Zeichen miteinander (s. Kap. 2.7 Tierkreisqualitäten).
Abbildung 7: Das Große Quadrat im Geburtsbild
Die Konstellation wirkt schon durch ihr Bild ausgesprochen stabil, aber auch unflexibel. Das Große Kreuz gilt als starker analytischer Aspekt. Es symbolisiert eine Herausforderung, der man nicht ausweichen kann. Sie zu bestehen, erfordert erheblichen Einsatz und Aufwand. Durch den stabilen Charakter der Verbindung ist bei den Betroffenen aber auch die Bereitschaft vorhanden, die Hindernisse auszuhalten, die auftretenden Probleme durchzustehen.
Insofern enthält das Große Quadrat die Chance, sich schwierigen Themen zu stellen, an ihnen zu wachsen und sie zu meistern. Schlägt die Stabilität jedoch in Starrheit um, besteht die Gefahr, den richtigen Zeitpunkt zu verpassen, zu dem ein bestimmtes Thema losgelassen werden soll, oder man sucht Befreiungen, indem man eine Sache übers Knie bricht.
Arnold Buchenrieder (Huber-Schule): Das Leistungsviereck "befähigt zur Routine, zu regelmäßigen und zuverlässigen Arbeiten ohne sichtbare Anstrengung. Es ist sehr zäh, unbeugsam und hat manchmal eine zu große Erwartungshaltung anderen gegenüber."
Großes Sextil bzw. Davidstern
Abbildung 8: Großes Sextil im Geburtsbild
Eine sehr seltene Figur, bei der sich sechs Planeten im Winkelabstand von jeweils sechzig Grad, also in Sextilen zueinander befinden, und dadurch ein umlaufendes, komplettes Hexagramm bilden, ist das große Sextil (Abb. 8).
Die Planeten stehen hier im Normalfall jeweils in Zeichen, die einander ergänzenden Elementen angehören, also entweder der Kombination Feuer und Luft oder Wasser und Erde (vgl. Kap. 2.6 Kleine Elementekunde).
Da man diese Form ebenso als eine Überlagerung zweier Großer Trigone auffassen kann, wird sie auch Davidstern genannt. Neben sechs Sextilen stecken in ihm auch sechs Trigone, sowie drei Oppositionen - und möglicherweise noch Konjunktionen.
Ein Davidstern verstärkt das Potential eines einfachen Sextils. Der Energiefluss ermutigt zu Arbeiten und Unternehmungen, die nicht länger aufgeschoben werden sollten. Die Unterstützung, die einem dabei zuteil wird, ist nicht so selbstverständlich wie bei einem Großen Trigon; dafür kann sie aber verbindlicher erscheinen, wenn die Gelegenheit tatsächlich beim Schopf gepackt wird.
Da an diesem Aspekt viele Planeten beteiligt sind, ist es jedoch unwahrscheinlich, dass man die gegebene Chance gänzlich verpasst. Das Große Sextil enthält das Potential, den eigenen Horizont noch mehr zu erweitern, als es durch die einzelnen Sextile ohnehin möglich ist.
T-Quadrat (Leistungsdreieck)
Das "T-Quadrat" ist eine Aspektfigur, bei der sich zwei Planeten in Opposition (180°) befinden und zu einem dritten je ein Quadrat (90°) bilden (Abb. 9). Die 3 Planeten beinhalten die gleiche Qualität. Sie sind entweder kardinal, fix oder beweglich (vgl. Kap. 2.7 Tierkreisqualitäten).
Als Fokus-Planet in einem T-Quadrat wird das Gestirn, welches in Halbsumme der Opposition gegenübersteht, bezeichnet. Dieser Planet bietet die Motivation, den Drang und ist gleichzeitig die kritischste Stellung in einem T-Quadrat. Quadrate sind Aufforderungsaspekte, die den Fokus-Planeten unter bemerkenswerten Handlungsdruck stellen, wenn sie ausgelöst sind. Die beste Verwendung von Fokusenergie ist, sich vorzustellen, dass der Fokus-Planet herausgefordert wird, und die herausfordernde Energie zu integrieren in alle notwendigen Aktivitäten. Das ist die Erlösung für den Druck.
Es wirkt befreiend, dieses T-Quadrat zum Vorwärtsgehen zu nutzen und proaktiv mit dem Fokus-Planeten zu handeln, gerade wenn zerrissene Gefühle, die während der Auslösung auftreten, minimiert werden sollen. Wenn ein weiterer Planet mit den beiden Oppositionsplaneten durch Trigon und Sextil verbunden ist, wirkt dies entspannend/ entlastend und weist einen Weg, wie die gestellte Aufgabe gelöst werden kann.
Es hängt sicher stark davon ab, welche Qualität angelegt ist, und welche Planeten/Gestirne betroffen sind, wie es sich mit dem jeweiligen T-Quadrat am besten leben lässt.
Abbildung 9: Das T-Quadrat im Geburtsbild
Mystisches Rechteck bzw. Kuvert, Briefumschlag (Rechtschaffenheitsfigur)
Eine Aspektfigur, bei der zwei Planetenpaare (A und B sowie C und D) jeweils eine Opposition (180°) bilden (Abb. 10). A und D sowie C und B befinden sich außerdem im Sextil (60°) zueinander, A und C sowie D und B im Trigon (120°). Die Figur gleicht einem Briefumschlag, weshalb sie gelegentlich auch so genannt wird
Mit den in den beiden Oppositionen (analytischer Aspekt) enthaltenen Spannungen kann der Horoskopeigner mithilfe der synthetischen Aspekte Trigon und Sextil leichter umgehen: Die Opposition zwischen A und B kann mit den Planeten C und D, die jeweils ein Trigon und ein Sextil zu ihr bilden, "entschärft" werden; C und D bieten die Möglichkeit eines Umwegs, der einen konstruktiven Umgang auf relativ leichte Weise zur Verfügung stellt. Dasselbe gilt für die Opposition zwischen C und D: Hier helfen A und B.
Arnold Buchenrieder (Huber-Schule): Das Rechtschaffenheitsviereck "wirkt sehr angenehm, sucht und verbreitet Harmonie. Die rote Verstrebung steht für Verdrängungen. Das Rot (= die Oppositionen) muss versteckt werden, ist negativ bewertet.Der Preis für die Harmonie sind Energieblockaden. Es erfolgt eine unbewusste Ablehnung gewisser Anteile von sich selbst, die unterdrückt oder kompensiert werden.
Abbildung 10: Der Briefumschlag im Geburtsbild
Yod-Figur bzw. Finger Gottes (Projektionsfigur)
Eine Aspektfigur, bei der ein Planet Quinkunxe (150°) zu zwei weiteren Planeten bildet, die wiederum im Sextil (60°) zueinander stehen (Abb. 11).
Im Brennpunkt befindet sich derjenige Planet, auf den die beiden Quinkunxe zulaufen (Spitze des Dreiecks).
Abbildung 11: Die Yod-Figur im Geburtsbild
Bei Quinkunx-Aspekten gilt es grundsätzlich, die Unversöhnlichkeit und Spannung zwischen den beteiligten Faktoren auszuhalten bzw. durch eine analysierende Herangehensweise zu bewältigen. Man fühlt sich dabei gern zu einer Entscheidung zugunsten einer Seite gedrängt. Das Sextil fördert jedoch einen sich gegenseitig befruchtenden Ausgleich der Energien und Kräfte.
Eine Yod-Figur verstärkt erstmal den vorhandenen "Spannungsreichtum" der beiden Quinkunx-Themen. Der Planet an der Spitze der Figur ist einer enormen, zumindest unterschwelligen Zerreißprobe ausgesetzt. Er zeigt andererseits aber auch die Lösung, und eine verborgene Begabung/ Berufung des Horoskopeigners an.
Ihm „wird die ‚Lebensaufgabe' zugeschrieben, er stellt den ,Finger Gottes' dar. Als in der Halbsumme der Sextil-Planeten stehend stellt dieser Planet den Mittler dar, welcher die dynamische kreative Energie und die günstige Gelegenheit nutzen kann, die durch das Sextil gegeben ist, um eine neue Seinsweise hervorzubringen.“ (Tracy Marks)
Arnold Buchenrieder von der Huber-Schule zur sog. Projektionsfigur: "Das Sextil (= Substanz) trägt bestimmte Erfahrungen, der gegenüberliegende Pol ist jedoch ein weit davon entferntes Ziel. Die Unsicherheit und Sehnsucht, diesen Zielpunkt zu erreichen und die offene, neutrale Haltung dazu, zieht oft die Hilfe anderer Menschen an (Projektionsneigung). Wenn es aber um Projekte geht, die allen dienen, zeigt es ein enormes Durchhaltevermögen."
Drachenfigur
Abbildung 12: Drachenfigur im Geburtsbild
Die Drachenfigur (Abb. 12) ist eine Aspektfigur, bei der ein so genanntes Großes Trigon - also drei miteinander verbundene Trigone (120°), die ein umlaufendes Dreieck bilden - um eine zusätzliche Komponente erweitert ist: Zwei der Planeten, die im Trigon-Aspekt zueinander stehen, sind jeweils im Sextil (60°) mit einem weiteren Planeten verbunden, der wiederum zum dritten Planeten des Großen Trigons in Opposition (180°) steht. Derjenige Planet, der die beiden Sextile bildet (die "Drachenspitze"), stellt den Mittelpunkt und die Zielrichtung dieser Aspektfigur dar.
Die beiden Sextile und die Opposition ergänzen das Große Trigon, das im Idealfall für einen unbeschwerten Energiefluss steht, aber auch die Gefahr der Trägheit birgt. So kommt durch die Opposition Spannung in die Figur, was für ein erhöhtes Maß an Bewusstheit sorgt. Die beiden Sextile bringen etwas Anregendes mit ein und fördern die Suche nach konstruktiven Ausdrucksmöglichkeiten der bestehenden inneren Widersprüche.
Arnold Buchenrieder (Huber-Schule) zur Drachenfigur: "Doppeltes Talent, zielstrebig, mit verstecktem Schmerz. D as Rot (die Opposition) wird verdrängt, da es unbewusst negativ bewertet wird. Da der Anteil an Rot sehr klein ist, kreiert es seltene Probleme und nutzt es als starken inneren Antrieb zur Weiterentwicklung. Gefahren: Man lässt sich nicht in Frage stellen."
2.6 Kleine Elementekunde
Die Ausführungen zu den Aspekten und Figurinen von Gestirnen zueinander im Geburtsbild führen direkt zu den Elementen, die den Tierkreiszeichen mit ihren Entsprechungen in den Feldern und Gestirnen zugeordnet werden.
In der Astrologie werden 4 verschiedene Elemente unterschieden – Erde, Luft, Wasser und Feuer. Gemäß der Analogie rechnet man jeweils 3 Tierkreiszeichen zu jedem der Elemente. Als Erdzeichen gelten somit Stier, Jungfrau und Steinbock. Die Luftzeichen sind Waage, Zwillinge und Wassermann. Zum Element Wasser zählen der Krebs, Skorpion und die Fische. Und schließlich repräsentieren das feurige Element im Tierkreis der Widder, der Löwe und der Schütze. Sie alle werden noch eingehend in den Archetypen beschrieben (Kap. 3).
Einige dieser Elemente harmonieren gut, während andere sich eher schwer vereinigen lassen. So zeigt ein Blick auf den Tierkreis, dass überall, wo sich Zeichen im Quadrat befinden, auch die Energien nicht gut zusammenwirken.
Beispielsweise ist Erde nicht harmonisch mit Feuer (Steinbock zu Widder stehen im Quadrat) oder Luft (Jungfrau steht im Quadrat zu Zwillinge). Das Feuerelement hat Probleme mit Wasser (Schütze steht quadratisch zu den Fischen) und ebenso hat das Feuer Probleme mit der Erde (Löwe zum Stier). Wasserzeichen tun sich schwer mit Luftzeichen (Skorpion mit Wassermann) und mit dem Element Feuer (Krebs mit Widder). Die Luftzeichen im Tierkreis sind nicht harmonisch zu den Wasserzeichen (Waage mit Krebs) oder den erdigen Zeichen (Wassermann mit Stier). Feurige Löwen beispielsweise sind eher zurückhaltend mit einem Skorpion vom Element Wasser, und auch mit dem erdigen Stier mag er seine Probleme haben.
Im Geburtsbild kann also bereits im Überblick abgelesen werden, ob und wie die Elemente vertreten sind (durch Achsenbeziehung AC/DC vs IC/MC und Mondknoten sowie Bewohner in den Zeichen), und wie harmonisch die Verteilung der Gestirne ist.
2.7 Tierkreisqualitäten
Hier ist eine letzte Analogie beschrieben, die es gilt, im Geburtsbild zu berücksichtigen. Es handelt sich um die Qualitäten in den Zeichen. Im Tierkreis unterscheidet man kardinale Zeichen sowie fixe und bewegliche. Jede dieser drei Qualitäten werden 4 Zeichen zugeschrieben. Kardinale Zeichen sind Widder, Krebs, Waage und Steinbock. Sie führen als erstes Zeichen jeden der vier Quadranten im idealen Tierkreis an (vgl. Abb 1). Ihre Qualität manifestiert sich dahingehend, dass sie natürlicherweise eine Führung beanspruchen. Das äußert sich allerdings ganz unterschiedlich mit den Elementen, die sie innehaben. Ein wässriger Krebs führt auf seine Art mit Gefühlstiefe und Empathie ganz anders als ein feuriger, zur Tat schreitender Widder. Die Kardinalzeichen befinden sich immer im Quadrat zueinander. Das ist wegen des absoluten Führungsanspruchs der kardinalen Zeichen auch nicht verwunderlich, weil sie sich eher ins Gehege kommen als andere Zeichen.
Gehen wir weiter zu den fixen Zeichen. Zu diesen zählen der Stier, der Löwe, der Skorpion und der Wassermann. Sie zeichnen sich alle durch die Eigenheit aus, an etwas sehr festzuhalten. Das kann von der materiellen Ebene, wie beim Stier, über das eigene Wertempfinden beim Löwen, der Traditionen beim Skorpion bis zur visionären Ebene des Wassermannes Vieles umfassen. Auch alle fixen Zeichen sind im Quadrat zueinander angeordnet, also eher unvereinbar. Ihnen wohnt der Wille inne, sich für etwas stark zu machen und ausdauernd einzusetzen. Das kann mit einer Spannbreite von Standfestigkeit bis zur Sturheit alles umfassen.
Man könnte nun denken, dass die beweglichen Zeichen Zwillinge, Jungfrau, Schütze und Fische irgendwie leichter durch’s Leben kommen. Da ist sicherlich auch etwas dran, denn niemand ist flexibler als der Zwilling, anpassungsbereiter als die Jungfrau, lernorientierter als der Schütze und wegfließender als der Fisch. Doch auch diese haben Probleme, da sie sich als zerrissen, detailverliebt, sinnlos oder verloren fühlen können.
2.8 Rückläufige Planeten
Auf die Bedeutung von rückläufigen (oder retrograden) Planeten wurde schon bei der Besprechung der einzelnen Himmelskörper eingegangen. Faktisch gesehen, kann ein Planet nicht rückwärts im Sonnensystem laufen.
Definition Als "Rückläufigkeit" bezeichnet man die scheinbare Laufrichtung der Planeten entgegen ihrer normalen Bewegungsrichtung (= Direktläufigkeit). Dann wandern sie aus Sicht der Erde in Bezug auf den Fixsternhimmel bzw. den Tierkreis von Osten nach Westen und damit auf der Horoskopzeichnung im Uhrzeigersinn. Außer Sonne und Mond wechseln aus geozentrischer Perspektive alle Planeten von Zeit zu Zeit ihre Laufrichtung: von der Direktläufigkeit zur Rückläufigkeit und wieder zur Direktläufigkeit.
Dies ist natürlich nicht tatsächlich - objektiv, heliozentrisch - der Fall: die Planeten ziehen astronomisch ihre Bahnen stets in einer Richtung um die Sonne. Der vermeintliche Wechsel in der Laufrichtung der Planeten führte wissenschaftshistorisch zum Problem der Epizykel, das erst im 17. Jahrhundert von Johannes Kepler (*1571 †1630) aufgelöst wurde.
Der optische Effekt der Rückläufigkeit ergibt sich bei Merkur und Venus - den beiden Planeten, die sich innerhalb der Erdumlaufbahn um die Sonne bewegen und die daher auch innere Planeten genannt werden -, wenn diese sich aus der Sicht der Erde vor der Sonne befinden. Direktläufig sind sie, wenn sie aus der Sicht der Erde hinter der Sonne laufen. Bei den äußeren Planeten - also Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun und Pluto (Anmerkung des Verfassers: Pluto ist dieser Status seit 2006 von der IAU (Internationale Astronomische Union) aberkannt worden.), die ihre Bahn um die Sonne außerhalb der Erdbahn ziehen - kommt es zum Phänomen der Rückläufigkeit, wenn die Erde (relativ gesehen) schneller ist als jene, was immer dann der Fall ist, wenn sie sich gegenüber der Sonne befinden, also eine ungefähre Opposition zu ihr bilden.
In den Ephemeriden und in Horoskopzeichnungen sind rückläufige Planeten mit einem "R" versehen (auch im Englischen heißt es: "retrograde").
Ehe die Planeten ihre Laufrichtung ändern, also von der Direktläufigkeit zur Rückläufigkeit wechseln bzw. umgekehrt, werden sie, von der Erde aus betrachtet, immer langsamer, bis sie für eine Weile scheinbar völlig zum Stillstand kommen oder "stationär" werden.
Rückläufige Planeten sind Anzeiger einer nach innen gerichteten Kraft. Die seelische Energie geht dann nach Rudhyar ins Unbewusste: " Ein rückläufiger Merkur symbolisiert einen einwärts gekehrten Geist." Bei einem rückläufigen Planeten besteht zunächst nicht so leicht die Möglichkeit, die jeweilige Planetenkraft unvermittelt zum Ausdruck zu bringen. Um sie zu entwickeln, bedarf es einer emotionalen Verarbeitung und längeren Auseinandersetzung damit. Wie bei allen schwierigen Themen im Horoskop, ist auch die Bandbreite der in einer Rückläufigkeit enthaltenen Möglichkeiten groß, welche man im Laufe des Lebens immer mehr ausschöpfen kann.
Ein in einem Geburtshoroskop rückläufiger Planet hat die Stelle, an der er steht, bereits vor der Geburt schon einmal passiert. Daher deutet er auf etwas Vertrautes hin, etwas, das einem von Geburt an wie selbstverständlich gegeben ist, ohne dass es dafür eine rationale Erklärung gäbe.
Der amerikanische Autor und Karmaastrologe Martin Schulman (*1941 †2015) bringt die Rückläufigkeit - neben den Mondknoten - speziell mit Reinkarnation bzw. mit früheren Leben in Verbindung.
2.9 Mondphasen
Es kann für jedes Geburtsbild sehr hilfreich sein, die jeweilige Mondphase zur Geburt festzustellen. Wie bereits erwähnt , ist der Mond das am schnellsten laufende Gestirn im Sonnensystem. Es ist deshalb auch verständlich, dass sich durch die Mondstellung eine große Wechselhaftigkeit ergibt, die sich im Gefühlsbereich oder dem Gemüt (man kann es auch Laune nennen) äußert.
Die Mondgöttin wurde bei den Griechen auch als »dreigesichtige Selene« oder Hekate angerufen, da man die drei Mondphasen als ihre unterschiedlichen Gesichter ansah (zunehmend, Vollmond und abnehmend). Der Neumond galt nicht als Gesicht.
Nun wird – fälschlicherweise – hauptsächlich der Frau eine Beeinflussung durch den Mond zugeschrieben. Damit wird man dem Mond und seinen Eigenschaften aber nicht gerecht, denn jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, hat einen Mond im Geburtsbild und ist dementsprechend dem Mondeinfluss ausgesetzt.
Wohl mag es stimmen, dass in vielen menschlichen Epochen die männlichen Erdbewohner nicht oder sehr gering mit den Mondeinflüssen in Verbindung gebracht werden (wollten); sie haben aber dennoch beide Geschlechter gleichermaßen beeinflusst und werden es weiterhin tun. Denn in uns allen fließen die männlichen Energien (sympolisiert durch Sonne und Mars im Geburtsbild) als auch die weiblichen (symbolisiert durch Mond, Lilith und Venus), wenn auch oft unbewusst.
Diese beiden Energien zu erwecken und zuzulassen, ist gleichbedeutend mit der Vereinigung von Yin und Yang, dem göttlich Weiblichen mit dem göttlich Männlichen. Insofern ist es durchaus sinnvoll und gewollt vom Universum, diese polarisierenden Energien in uns auszugleichen. Erst wenn uns das gelingt, sind wir ganz und im Einklang mit uns selbst.
In den Mondphasen erleben wir in ca. 29,5 Tagen zyklisch den Umlauf um die Erde. Die Erscheinungsformen des Mondes, wie sie von der Erde aus wahrgenommen werden, ergeben sich aufgrund der Konstellation (des Verhältnisses) zwischen Mond und Sonne. Vor dem ersten und nach dem letzten Viertel erscheint der Erdtrabant als Mondsichel. Dieser Mondzyklus wird auch synodischer Mond genannt.
Die wichtigsten Mondphasen sind der Neumond (Sonne in Konjunktion mit dem Mond), der zunehmende Halbmond, der Vollmond (Sonne in Opposition zum Mond) und der abnehmende Halbmond. Bei den Halbmonden (Sonne im Quadrat zum Mond) wird in der Deutung normalerweise nicht zwischen zu- und abnehmend unterschieden.
Die Mondphase bei der Geburt zeigt die Einstellung des Menschen gegenüber der Gesamtheit seiner Mitmenschen und der Gesellschaft, und welche Rolle er in der Gesellschaft spielt. In letzter Instanz: Seine Mission in der Welt.
Oder anders gesagt: Die Mondphase am Geburtstag beinhaltet ein latentes Vermögen, eine Potenz, und zwar in Form jener sozialen Aktivität, wofür der Geborene sich am besten eignet.
Nur wenig oder nichts sagt die Mondphase über die individuellen Talente und Begabungen des Geborenen aus, oder über sein Verhalten einzelnen Personen gegenüber. Diese Individualität ist vielmehr im Geburtshoroskop zu suchen.
Folgende Mondphasen können herausgestellt werden:
1. Neumond
Wer am Neumond auf die Welt kam, ist besonders dynamisch und voller Energie. Manchmal bist du etwas naiv, entscheidest meist aus dem Bauch heraus und liegst damit erstaunlicherweise meistens richtig.
2. Zunehmender Mond (1. Phase)
Wenn du in der Zeit von Neumond bis Vollmond geboren bist, bist du stark mondfühlig und kannst die Energie spüren, die der Mond in der zunehmenden Phase hat. Du hast viel Power und packst alles mit Elan und Tatendrang an. Kleiner Nachteil: Du willst immer alles gleichzeitig tun, deshalb läufst du Gefahr, dich zu verzetteln und einige Dinge nicht zu Ende zu bringen.
3. Zunehmender Mond (2. Phase)
Schon als Kind konnten deine Eltern spüren, wie zielstrebig du bist. Du bist ein(e) Meister/In darin, Menschen zu finden, die dich unterstützen. Du verstehst es, Beziehungen gekonnt einzusetzen und zu nutzen. Allerdings tanzt du gerne auf vielen Hochzeiten gleichzeitig und bist mal hier und mal dort. Auch deine Meinung schwankt ständig. Das kann andere enttäuschen.
4. Vollmond
Vollmond-Geborene haben es im Leben oft nicht so einfach. Du bist einerseits Spitze, wenn es um logisches Denken geht, innerlich bist du aber zerrissen. Dein angeborener Humor rettet dich oftmals aus der Misere und hilft dir dabei, auch in schwierigen Lebensphasen positiv gestimmt zu bleiben.
5. Abnehmender Mond (1. Phase)
Du bist ein Familienmensch, der ohne feste Bindung zu seinem Partner, Familienmitgliedern und engen Freunden nicht auskommen kann. Wenn du etwas nicht bist, dann ein Einzelgänger. Soziale Kontakte sind dir enorm wichtig, um Kraft zu tanken. Was du aber unbedingt lernen musst: Auf eigenen Beinen zu stehen.
6. Abnehmender Mond (2. Phase)
Du bist hilfsbereit und löst gerne Probleme für andere. Oftmals bleibst aber du selbst dabei auf der Strecke. Deine Zeit schenkst du gerne her, solltest aber darauf achten, auch auf dich und deine Wünsche zu hören.
Weiterhin sind die zwölf Mondphasensektoren nach Jakob van Slooten & Erik van Slooten zu nennen, die wesentlich differenzierter sind.
Hier eine Tabelle aller Sektoren (Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen will, dem sei das Buch von Jakob & Erik van Slooten im Anhang zu empfehlen.):
0° (353° - 22°) Wegbereiter
Der Wegbereiter ist der Pionier, der früher als andere auf eigene Gefahr in eine noch unbekannte Richtung voller Überraschungen und Risiken zieht. Er wird durch die Zentrifugalkraft getrieben. Auch jedes neue Menschenleben fängt in einer unbekannten Umgebung an, indem es sich von der Gemeinschaft der ungeborenen Seelen verabschiedet und seinen physischen Körper in Besitz nimmt. Die innerliche Triebkraft beschlagnahmt alles, was für die eigenen Zwecke benutzt werden kann und macht den Geborenen für die Auffassungen und Interessen der Gegner wenig zugänglich. Aber gerade diese ‘Einseitigkeit’ verursacht eine große Kraft.
30° (23° - 52°) Realist
Der Realist ist der Mensch, der sich vor allem mit der irdischen Wirklichkeit beschäftigt. Das junge Kind lernt die Gesetze seines physischen Körpers und seiner Umwelt kennen, indem es bemerkt, dass eine endlose Wiederholung eines Experiments immer zum gleichen Ergebnis führt.
60° (53° - 82°) Artist
Der Artist weiß das Bestehende und das inzwischen Bekannte so zu bearbeiten, dass ein Kunstwerk entsteht. Es ist weniger das außerordentliche Material, sondern der richtige Handgriff, der den Effekt bewirkt, so gut wie das phantasievolle Kind mit seinen emsigen Händen seine Spielwelt aufbaut. (Die gleiche Gewandtheit schafft auch die vielen Bedarfsgüter der fortschreitenden Zivilisation.)
90° (83° - 112°) Schlüsselträger
Dem Schlüsselträger wird aufgetragen, für eine bestimmte Gruppe Sorge zu tragen: Familienfürsorge, Seelsorge, Krankenpflege, Armenfürsorge usw. (Man denke zum Beispiel an Albert Schweitzer.) Ein Schlüsselträger kann zur Verantwortung gerufen werden. Siebenjährige Kinder (das mit dieser Mondphase korrespondierende Alter) werden angehalten, den Unterschied zwischen Gut und Böse zu beachten. Die Tore des Jugendparadieses wurden hinter ihnen geschlossen und sie können nicht mehr zurück.
120° (113° - 142°) Ritter
Der Ritter ist nicht vorrangig als der galante Liebhaber zu verstehen (obwohl er das oft auch sein kann), sondern vielmehr als der furchtlose, mutige Kämpfer. Hoch auf seinem Pferd streitet er nach dem Ehrenkodex, der ihn zum Gleichen des Königs macht. Es gibt sowohl Kreuzritter, die der edlen Sache Leib und Gut opfern, als auch Raubritter, die meinen, dass die Welt ihnen gehört.
150° (143° - 172°) Revolutionär
Der Revolutionär ist mit der Welt, die er antrifft, nicht zufrieden. Er sieht scharf und gnadenlos die Fehler im System und neigt schnell dazu, das Bestehende abzureißen, und etwas völlig Neues aufzubauen. Man denke hier an die Pubertierenden (das mit dieser Mondphase korrespondierende Alter), welche die ‘Welt der großen Menschen’ kritisieren und davon überzeugt sind, es besser zu können.
180° (173° - 202°) Weggefährte
Dem Wegbereiter gegenüber finden wir den Weggefährten, der von der Zentripetalkraft getrieben wird. Er hat das Gefühl, inmitten seiner Weggefährten zu gehen, die er braucht und mit denen er dauerhaft in Verbindung ist, wobei er sich, bewusst oder unbewusst, als der ‘primus inter pares’ betrachtet.
210° (203° - 232°) Idealist
Auch der Idealist experimentiert, aber jetzt ist es die geistige (nicht sinnlich wahrnehmbare) Welt, die Aufmerksamkeit verlangt. Während der Realist die Bestätigung des Bekannten sucht, erwartet der Idealist die Überraschung des Unbekannten. Anders gesagt: Dem Kind genügt das ‘irdische’ Wunder, der Erwachsene, der das Leben kennt, sieht das Wunder im ‘Überirdischen’, im Geistigen. Übrigens bedeutet der Sektorenname Idealist nicht, dass Menschen, die zu anderen Sektoren gehören, keine Ideale hätten. Idealist ist von Idealismus abgeleitet, jene philosophische Strömung, die die Welt als Idee, Geist versteht.
240° (233° - 262°) Apostel
Auf der anderen Seite finden wir den Apostel, der eine bestimmte Lehre unter die Menschen bringt, den Propagandisten, den Handelsreisenden, der neue Produkte verkauft. Es geht hier meistens nicht um das eigene Produkt, sondern um die Produkte und Ideen von anderen, wofür der Apostel sich einsetzt. Gegenüber den fleißigen Händen der Artisten kommen bei den Aposteln vor allem die fleißigen Füße zur Geltung, die in der niederländischen Sprache nicht umsonst Apostelpferde (‘apostelpaarden’) genannt werden. Der moderne Apostel benutzt übrigens lieber Auto, Bahn oder Flugzeug.
270° (263° - 292°) Gesetzgeber
Gegenüber dem Schlüsselträger finden wir den Gesetzgeber, der nicht sosehr eine sorgende als vielmehr eine verpflichtende Aufgabe hat. Gegenüber dem „das darfst du nicht„ steht jetzt das „das sollst du…„. Gegenüber dem Verbot steht das Gebot. Auch hier finden wir den doppelten Charakter des halben Mondes mit seiner hellen und seiner dunklen Hälfte: Wer anderen Pflichten auferlegt, sollte selbst mit gutem Beispiel vorangehen!
300° (293° - 322°) Schiedsrichter
Auf der anderen Seite steht der Schiedsrichter, der lieber den verlorenen Frieden wieder herstellt, als selbst zu kämpfen und so versucht, weiteren Auseinandersetzungen vorzubeugen. Er schafft auch gerne Lebensraum für die Minderbemittelten und Glückslosen. Das Bild des ‘Grand Maître d’armes’, Leiter des Turniers, in dem die edlen Ritter sich bekämpfen, deckt sich mit dem Bild des weisen Menschen, der keine Vorurteile hat, aber dessen Urteil respektiert werden sollte.
330° (323° - 352°) Prophet
Gegenüber finden wir den Propheten, der sich auf einen Abschied in Zurückgezogenheit vorbereitet. Der Prophet ist der durch das Leben gereifte Mensch, der Abstand von den Widerwärtigkeiten und Freuden dieser Welt nehmen kann und sich dazu prophetisch äußert, aber oft leider kaum gehört wird, denn „ein Prophet gilt nichts in seinem Vaterland„ (nach Matthäus, 13-57).
Mit dieser Einführung in das Geburtsbild möchte ich es bewenden lassen, Der Leser erkennt, dass das Geburtsbild dem Astrologen schon auf den ersten Blick wertvolle Eindrücke vermitteln kann, wie der Mensch gestrickt ist, dessen Horoskop besprochen werden soll. Gleichzeitig wurde auch deutlich, welche große (Auf)Gabe dahintersteckt, ein Geburtsbild richtig zu deuten.
1 Mit der „Methode Parm" stellte er ein neues Deutungselement vor: die „Lehre vom Spannungsherrscher, der Figurine und der Ganzheitsschau".
2 Von 1976 bis 2002 engagierte Udo Rudolph sich intensiv als Vorsitzender der Astrologischen Studiengemeinschaft Hamburger Schule.