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Kapitel 03: Corinth

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Corinth

Nun, hier waren wir und erneut wurde „umorganisiert“ und nachdem unsere Disziplin auf dem Weg nach und zurück aus Virginia so lax gewesen war und wir jetzt eine große Schlacht geschlagen hatten, die die Organisation einer Armee immer durcheinander wirft, wen wundert es da, dass einige Männer um der Disziplin willen erschossen werden mussten? Und wen wundert es, dass General Braggs Name zum Schrecken der Deserteure und Tunichtgute wurde? Männer wurden reihenweise füsiliert und da war es kein Wunder mehr, dass die Armee reorganisiert werden musste. Viele Soldaten hatten sich nur für zwölf Monate verpflichtet und sie hatten ihre Pflicht als Freiwillige treu erfüllt. Ihre Dienstzeit war ausgelaufen und sie dachten natürlich, dass sie das Recht hätten, nach Hause zu gehen. Sie hatten treu und gut gedient. Sie wollten ihre Familien sehen und allgemein einfach nach Hause. Krieg war zur Realität geworden, sie waren ihn leid. Der Kongress der Konföderierten Staaten hatte ein Gesetz erlassen, den so genannten „Conscription Act“. Ein Soldat hatte nicht mehr das Recht, sich freiwillig zu melden und seine Waffengattung selbst zu wählen. [Anm. d. Übers.: Auch unter dem Wehrpflichtgesetz konnten Rekruten ihre Waffengattung noch selbst wählen.] Er wurde eingezogen. Von diesem Zeitpunkt an bis zum Ende des Krieges war ein Soldat nur noch eine Maschine, ein Wehrpflichtiger. Das ging uns Rebellen sehr nahe. Wir verfluchten den Krieg, wir verfluchten Bragg und wir verfluchten die Konföderation. All unser Stolz und Heldenmut waren dahin und wir hatten den Krieg und die Konföderation satt.

Dann wurde vom Kongress ein Gesetz beschlossen, das es jeder Person, die 20 Neger besaß, erlaubte, nach Hause zu gehen. Das machte uns fertig; wir wollten 20 Neger. Sklaven wurden auf einmal sehr wertvoll und die Parole „Krieg der Reichen auf dem Rücken der Armen!“ machte die Runde. Der Ruhm des Krieges, der Ruhm des Südens, der Ruhm und der Stolz des Freiwilligen, all dies reizte den Wehrpflichtigen nicht. Wir sollten unsere neuen Offiziere wählen und das Land war überrascht, als es sah, welche Wahl der Wehrpflichtige getroffen hatte. Der Wehrpflichtige hatte keine Wahl. Er war abgestumpft und es war ihm egal, ob er einen Hauptmann hatte oder nicht. Unsere anfänglichen Offiziere hatten ihre Posten niedergelegt und waren nach Hause gegangen, weil sie Offiziere waren. Der arme Soldat, ein verachtenswerter Wehrpflichtiger, blieb zurück und heulte und knirschte mit den Zähnen. Zu diesem Zeitpunkt hätte der Krieg genauso gut bereits zu Ende sein können. Die Jungs waren am Boden, nein, völlig am Ende. Man hatte ihnen die Locken ihres Ruhmes geschoren. Sie hatten jetzt nur noch ein Verlangen: auf irgendeinem Wege von der Infanterie wegzukommen. Sie wollten zur Kavallerie oder Artillerie, zum Heimatschutz oder dem Pionierkorps, sie wollten „yaller dogs“ werden oder irgendetwas anderes. (Der gewöhnliche Stabsoffizier und Kurier wurde „yaller dog“ genannt und man betrachtete ihn nicht als Angehörigen der kämpfenden Truppe und hielt ihn für ein Ärgernis. Der gewöhnliche Soldat ließ keinen „yaller dog“ passieren, ohne zu pfeifen und so zu tun, als rufe er seinen Hund. Tatsächlich musste der General einen Armeebefehl erlassen, der das Verhöhnen von Stabsoffizieren und Kurieren unter Strafe stellte. Man betrachtete sie schlicht als unnötige Anhängsel oder, in anderen Worten, als feige, Schafe tötende Hunde, die, wenn man „Buh!“ schrie, anfingen zu winseln und sich hinter den Stiefeln ihres Herrn verkrochen. Mike Snyder war General George Maneys „yaller dog“ und ich glaube, von ihm nahm Joe Jefferson den Namen von Rips Hund Snyder in „Rip Van Winkle“. Immer, wenn ein Stabsoffizier oder ein Kurier an uns vorbeikam, rief irgendjemand: „Hierher, komm, komm, hierher, hierher, auf, Snyder, na komm, hierher, Snyder, komm, komm!“ Der Grund dafür war, dass der Soldat der Meinung war, er müsse das ganze Laden, Schießen und Kämpfen erledigen und tatsächlich gibt es nur sehr wenige Fälle, dass ein Stabsoffizier oder Kurier jemals im Dienste seines Landes eine Muskete abgefeuert hätte. Selbst heute noch muss ich, wenn ich einen alten Soldaten von seinem Dienst im Stabe eines Generals erzählen höre, immer an den Buchstaben „E“ denken. Tatsächlich war ich selbst im Laufe des Krieges als spezieller Kurier und Stabsoffizier für General Hood eingeteilt, ein Amt, das ich drei Tage lang ausübte. Während dieser drei Tage sagte ich jedem Wachtposten, an dem ich vorbeikam, dass ich Hoods Stab angehörte und für den Rest des Krieges leistete die Erfahrung dieser drei Tage mir gute Dienste. Ich kam an jedem Wachtposten der Armee vorbei, indem ich das magische Wort „Stabsoffizier“ benutzte. Es schlug alle jemals erfundenen Erkennungszeichen um Längen. Es war das „Sesam öffne dich“ des Krieges und des soldatischen Gehorsams.)

Ihre letzte Hoffnung war geschwunden. Sie hassten den Krieg. In ihren Augen war der Süden ein Tyrann und die Konföderation ein Betrug. Sie desertierten zu Tausenden. Sie empfanden weder Liebe noch Respekt für General Bragg. Wenn jemand füsiliert oder ausgepeitscht werden sollte, musste die gesamte Armee bei der furchtbaren Szene anwesend sein und zusehen, wie ein armer, zitternder Kerl an einen Pfahl gebunden wurde und eine Abteilung von zwölf Mann antrat, um ihn zu erschießen. Das gedämpfte Kommando „Legt an, Feuer!“ ließ den Soldaten, oder sollte ich sagen: den Wehrpflichtigen, den bloßen Namen der Konföderation verabscheuen. Und wenn ein armer Kerl ausgepeitscht und gebrandmarkt werden sollte, weil er ohne Erlaubnis zehn Tage von der Truppe abwesend gewesen war, mussten wir zusehen, wie er niederkniete, ihm der Kopf so glatt wie eine geschälte Zwiebel geschoren wurde und er sich dann vollständig entkleiden musste. Dann ließ ein strammer Bursche mit einer großen Lederpeitsche das Blut bei jedem Schlag fließen und spritzen. Der arme Kerl bettelte und heulte wie ein Hund und dann wurde ihm mit einem rotglühenden Eisen der Buchstabe „D“ in beide Hüften eingebrannt. Anschließend wurde er zu den Klängen des „Rogue’s March“ an der Armee vorbeigeführt. Es reichte. Keiner von General Braggs Soldaten hat ihn jemals geliebt. Sie hatten kein Vertrauen in seine Fähigkeiten als General. Man betrachtete ihn als einen gnadenlosen Tyrannen. Die Soldaten erhielten nur sehr wenig Verpflegung. Bragg war niemals ein guter Proviantmeister oder Generalkommissar. Unsere Rationen waren immer knapp. Es gab keine Extrarationen für die Neger, die als Diener bei uns waren. Kein Kaffee, Whisky oder Tabak durfte an die Truppen ausgegeben werden. Wenn jemand in den Besitz dieser Luxusgüter gelangte, so kamen sie nicht von der Regierung. Diese Güter wurden zurückgehalten, um das Herz und den Geist von Braggs Truppen zu brechen. Wir waren am Boden zerstört. Bragg war der große Alleinherrscher. Für den Soldaten war sein Wort Gesetz. Er liebte es, den Geist seiner Männer zu brechen. Je niedergeschlagener sie aussahen, desto zufriedener war er. Kein einziger Soldat in der ganzen Armee hat ihn jemals geliebt oder respektiert. Aber jetzt ist er tot. Friede seiner Asche!

Wir wurden zu ausgehungerten Skeletten, nackten und zerlumpten Rebellen. Chronischer Durchfall wurde zur Plage der Armee. Corinth war ein einziges riesiges Lazarett. Fast die gesamte Armee meldete sich jeden Morgen krank. Alle Wasserläufe versiegten und wir benutzten Wasser aus dreckigen Tümpeln. Halleck rückte vor; wir mussten Corinth befestigen. Eine riesige Armee: Grant, Buell, Halleck, Sherman, alle rückten gegen Corinth vor. Unsere Truppen waren nicht in der Verfassung für einen Kampf. Sie hatten genug von dieser erbärmlichen und doch tragischen Farce gesehen. Sie waren bereit, den Vorhang fallen zu lassen, die Lichter auszublasen und nach Hause zu gehen. Sie liebten die Union irgendwie und waren immer gegen diesen Krieg gewesen. Aber dann wurde leise der Name Bragg geflüstert. Von ihm ging eine größere Bedrohung aus als von den nahenden Heerscharen von Hallecks Armee.

Die Kugeln und Granaten pflügten durch unsere Reihen. Hin und wieder wurde ein Soldat verwundet oder getötet und wir dachten darüber nach, welch eine „großartige“ Torheit es doch war. Der Tod war uns willkommen. Hallecks gesamte Armee von Blauröcken hatte ihren Schrecken verloren. Wenn wir uns zum Gefecht aufstellten, wurde ein Zehntel der Armee hinter uns postiert, um uns niederzuschießen, falls wir wegrennen wollten. Kein Rudel Hunde unter der Peitsche ihres Herrn, keine Gruppe Gefangener in einem Zuchthaus stand jemals unter strengerer Überwachung. Wir waren zehnmal weniger wert als Sklaven; unser Kampfgeist gehörte der Vergangenheit an; die Glorie des Krieges und der Stolz der Männlichkeit waren Braggs tyrannischer Vernichtungswut geopfert worden. Doch genug davon.

Rowland wird erschossen

Eines Morgens ging ich hinüber zum 23. Tennessee-Regiment, um Hauptmann Gray Armstrong und Oberst Jim Niel zu besuchen. Beide waren froh, mich zu sehen, denn wir waren schon vor dem Krieg gute Freunde gewesen. Während ich in Oberst Niels Zelt saß, sah ich eine Abteilung Soldaten, die einen Mann namens Rowland begleiteten. Er sollte wegen Fahnenflucht gemäß dem Urteil eines Kriegsgerichts füsiliert werden. Ich erfuhr, dass er die Dienstzeit, für die er sich ursprünglich freiwillig verpflichtet hatte, abgeleistet hatte, unsere Armee verlassen und sich den Yankees angeschlossen hatte und mit Prentiss’ Brigade bei Shiloh in Gefangenschaft geraten war. Er wurde auf einem Karren zum Exekutionsplatz geschafft und saß dabei auf einer alten Geschützkiste, die seinen Sarg darstellte. Als sie das Grab erreichten, das bereits am Vortag ausgehoben worden war, hatte sich Wasser darin gesammelt und ein Soldat war gerade dabei, es abzuschöpfen. Rowland sagte: „Bitte gebt mir einen Schluck von dem Wasser. Ich will Wasser aus meinem eigenen Grab trinken, damit die Jungs darüber reden und sich an Rowland erinnern, wenn ich tot bin.“ Sie gaben ihm das Wasser, er trank alles, was in dem Eimer war, gab ihn zurück und fragte sie, ob er noch etwas mehr haben könne, da er gehört habe, dass Wasser in der Hölle sehr knapp sei und es das letzte Wasser sei, das er je trinken werde. Dann wurde er zum Pfahl gebracht und dort begann er mächtig vom Leder zu ziehen. Er verfluchte Bragg, Jeff Davis, die Konföderation und alle Rebellen auf übelste Weise. Er war einfach nur hochmütig und sehr beleidigend. Ich dachte, er verdiene es, zu sterben. Er sagte, er wolle den Rebellen zeigen, wie ein Unionsanhänger sterben könne. Ich weiß nicht mehr, was er noch alles sagte. Als das Exekutionskommando Aufstellung nahm, kniete er sich selbst vor dem Pfahl hin. Der kommandierende Hauptmann gab das Kommando „Legt an, Feuer!“ und Rowland fiel auf die Seite. Das war das Ende von Rowland.

Töten eines Yankee-Scharfschützen

Direkt vor uns, bei Corinth, Mississippi, wurden unsere Männer von Scharfschützen niedergeschossen. Etliche wurden getötet, aber niemand konnte sagen, woher die Schüsse kamen. An einer bestimmten Stelle drohte einem der sichere Tod. Seit einer Woche war jede Abteilung, die auf diesen Posten geschickt worden war, getötet worden. Als dieser Posten erneut zugeteilt wurde, fiel die Entscheidung auf Tom Webb und mich. Gerade als wir uns der Stelle näherten, trugen sie wieder einen toten Jungen nach hinten. Oberst George C. Porter vom 6. Tennessee ermahnte uns, scharf aufzupassen. Wir nahmen unseren Posten ein. Eine Minié-Kugel zischte direkt an meinem Kopf vorbei, ich glaube nicht, dass sie mich um mehr als drei Milimeter verfehlte. Tom setzte sich auf ein altes Stück Holz und gerade als er sich niederließ, schleuderte eine einschlagende Kugel das Holzstück fort. Tom sammelte es auf und musste über unsere unangenehme Lage lachen. Ich sah gerade zu den Baumwipfeln hinauf und bemerkte Rauch, der über einem Baum aufstieg. Kurz darauf sah ich, wie ein Yankee hinter dem Baumstamm zwischen dem Laub hervorlinste. Ich machte Tom rasch darauf aufmerksam und zeigte ihm die Stelle. Wir konnten seinen Ladestock erkennen, während er lud und wir sahen, wie er das Gewehr hob, um, wie wir glaubten, ein Zündhütchen aufzusetzen. Tom lag inzwischen flach auf dem Bauch und legte seine Muskete über das Holzstück, auf dem er zuvor gesessen hatte. Ich stützte meine Muskete auf einem jungen Bäumchen ab und wir beide hatten die Stelle, wo der Yankee saß, genau im Visier. Schließlich sahen wir ihn erneut zwischen dem Laub hindurchspähen und wir bewegten uns ein wenig, damit er uns sehen konnte. Sogleich kam der Yankee gut sichtbar hervor und Peng! Peng!, Tom und ich schossen zur gleichen Zeit. Wir sahen den Yankee wie ein Eichhörnchen herunterstürzen. Es klang wie entfernter Donner, als er auf dem Boden aufschlug. Wir hörten, wie die Yankees in wegtrugen. Ich bin mir sicher, dass an diesem Tag kein Yankee mehr diesen Baum bestieg und Oberst George C. Porter lobte Tom und mich in den höchsten Tönen für unseren Erfolg.

Hier sah ich auch zum ersten Mal ein Irrlicht (ignis fatui). In dieser Nacht standen Tom und ich auf unserem Posten und wir sahen mehrere schummerige Lichter, die sich zu bewegen schienen. Zuerst dachten wir, es seien Yankees, die mit Laternen umherliefen. Immer wenn wir ein Licht sicher anvisieren konnten, schossen wir darauf. Schließlich kam ein Licht sehr nahe heran und schwebte genau zwischen mir und Tom hindurch. Ich glaube nicht, dass ich jemals in meinem Leben mehr Angst hatte. Meine Haare standen zu Berge wie die Stacheln eines verärgerten Stachelschweins; ich hatte nicht die geringste Ahnung, was in Teufels Namen das sein mochte. Ich dachte, es sei die höllische Ausgeburt einer List der Yankees. Ich wusste nicht, ob ich wegrennen oder stehen bleiben sollte, bis ich Tom lachen hörte: „Aha, das ist ein Irrlicht.“

Oberst Feild

Bevor ich mit diesen Erinnerungen fortfahre, möchte ich gerne zwei Personen vorstellen, mit denen ich zusammen war und denen ich mich bis zum Ende der Veranstaltung sehr verbunden fühlte. Der Erste ist Oberst Hume R. Feild. Oberst Feild war ein geborener Soldat. Ich habe viele Beschreibungen von Stonewall Jackson gelesen. Oberst Feild war sein exaktes Ebenbild. Er sah ihm einigermaßen ähnlich, er redete auf eine ähnliche Art und beide waren ausgebildete Soldaten. Das Kriegsministerium in Richmond machte einen großen Fehler, dass es ihn nicht zum Armeekommandeur ernannte. Er war kein geistreicher Mann, war in keinster Weise eloquent. Er war ein Soldat. Seine Konversation bestand aus „Jep" und „Nö". Aber wenn man ihn einmal dazu brachte, „Jawohl, Sir“ oder „Nein, Sir“ zu sagen, so war seine Stimme so weich und freundlich wie die eines Mädchens, das seinem Geliebten ein „Ja“ zuhaucht. Man stelle sich einen 30 Jahre alten Mann vor, mit dunkler Haut, die von Sonne und Regen gebräunt war und sehr dunklen Augen, die mit einem freundlichen Funken zu glänzen schienen. Ich habe ihn niemals auch nur im Geringsten aufgeregt gesehen. Sein Gesicht war wie aus Bronze. Seine Gestalt war eher schmal, aber wenn man ihn sich ansah, erkannte man sofort, dass er in einem Ringkampf, einem Wettrennen oder einem Kampf ein gefährlicher Gegner sein würde. In seinem Aussehen gab es nichts Abstoßendes, Bedrohliches oder auch nur Dominantes. Ein Kind oder ein Hund könnten sich auf den ersten Blick mit ihm anfreunden.

Furcht war ihm fremd, er kannte nicht einmal die Bedeutung des Wortes. Er hatte keine Nerven, genauso wenig, wie ein Stein oder ein Baum Nerven hat. Man könnte ebenso gut versuchen, die Nerven eines Steines oder eines Baums zu erschüttern, wie die Nerven von Oberst Feild. Ich glaube, er war der tapferste Mann, den ich jemals getroffen habe. Gegen Ende des Krieges kannte ihn jeder Soldat in der Armee und durch sein Wirken war das 1. Tennessee-Regiment stets da, wo eine „brenzlige Stelle“ gehalten werden musste. Er kannte seine Männer. Wenn er auf eine Linie der Yankees einstürmte, spürten diese den Einschlag. Er ging mit gutem Beispiel voran und drillte sein Regiment so, dass alle Armeen der Welt es nicht bezwingen könnten. Sie könnten jeden einzelnen Mann des Regiments töten, das mit Sicherheit, aber sie würden dabei ebenfalls bis zum letzten Mann untergehen. All seine Männer liebten ihn. Er war kein strenger Vorgesetzter, sondern setzte den Maßstab für das Regiment mit seinem eigenen Beispiel. Auf dem Marsch konnte man täglich sehen, wie ein armer, alter, zerlumpter Rebell auf seiner feinen grauen Stute ritt, während er selbst nebenher lief.

Hauptmann Joe P. Lee

Die andere Person, über die ich berichten möchte, ist Hauptmann Joe P. Lee. Hauptmann Henry J. Webster war unser regulärer Hauptmann, aber während seines Fronturlaubs geriet er in Gefangenschaft und wurde in ein Gefangenenlager im Norden geschickt, wo er starb. Daraufhin wurde Joe befördert. Er war ein ziemlich junger Mann, etwa 21 Jahre alt, aber so tapfer wie die besten römischen Soldaten des Altertums. Joe hatte stets ein Lächeln auf dem Gesicht und vom Beginn bis zum Ende des Krieges war er immer an der Spitze seiner Kompanie. Ich glaube nicht, dass ihn irgendjemand aus der Kompanie jemals mit seinem Rang angesprochen hat. Er wurde einfach „Joe Lee“ oder „Black Perch“ genannt. Auf seinem Posten war er hart und streng, aber ansonsten war er „einer von uns Jungs“. Wir alle liebten und respektierten ihn, aber jeder kennt Joe und weitere Erläuterungen sind nicht notwendig. Ich erwähne die beiden nur, weil sie in den kurzen Episoden noch gelegentlich auftauchen werden und ich wollte sie dem Leser bereits vorstellen, damit er meine Gedanken besser verstehen kann. Aber, lieber Leser, bedenke, dass ich keine geschichtliche Abhandlung schreibe und in diesen Erinnerungen nicht als irgendjemandes Biograph fungiere. Ich teile lediglich meine eigenen Eindrücke mit. Falls andere Personen anders darüber denken, so ist das in Ordnung und ich verzeihe ihnen.

Die Aufgabe Corinths

Eines Morgens wurde eine Abteilung losgeschickt, um alle Vorräte und Versorgungsgüter der Armee zu zerstören und das Waffenlager zu sprengen. Das Städtchen stand bald in Flammen und als wir am Morgen der Evakuierung durch Corinth marschierten, donnerte, knallte und toste das Waffenlager als hätten sich die Pforten der Hölle geöffnet. Wir verabschiedeten uns von Corinth. Seine Geschichte war schwarz und düster und schlecht. Nicht der kleinste weiße Fleck erhellte jemals das schwarze Loch, das unser Gedächtnis an die Zeit, die wir dort verbracht hatten, darstellte. Es ist eine Einöde und sie bringt nur bittere Erinnerungen hervor. Es war ein einziger großer Friedhof, auf dem das Leben und der Geist von einst tapferen und ritterlichen Männern begraben lagen. Wir überließen es der Gnade der Yankees, ohne auch nur eine Träne der Sorge oder des Bedauerns zu vergießen und sagten ihm auf ewig Lebewohl.

Co. Aytch - Erinnerungen eines Konföderierten an den Bürgerkrieg

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