Читать книгу Spiel mit dem Feuer - Samantha Prentiss - Страница 5

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»Frauen,

die lange ein Auge zudrücken,

tun es am Ende nur noch,

um zu zielen.«

Humphrey Bogart (1899-1957)


Kapitel 1

Die rothaarige Schönheit wälzte sich unruhig im Schlaf hin und her. Die dünne Decke war bis zum Hals hochgezogen und zeichnete die Konturen ihres makellosen Körpers nach. Durch eine heftige Armbewegung verrutschte die Decke und gab ihre linke Brust frei, die ein wahres Meisterstück der Natur war. Sie schwitzte, und die feinen Schweißperlen wirkten wie Morgentau auf ihrer samtenen Haut.

Das schöne Gesicht mit den sinnlichen, vollen Lippen verzerrte sich angstvoll. Die Lider flatterten, hoben sich halb und ließen die rollenden Augäpfel erkennen. Ein unterdrückter Schrei entrang sich ihrer Kehle.

Mit einem Schlag war Isabelle Parker wach und ruckte hoch. Ihr weiches rotes Haar ergoss sich über ihre alabasterfarbenen Schultern. Einige Strähnen hingen ihr wirr ins Gesicht. Verstört sah sie sich um.

Das Schrillen des Telefons nebenan ließ sie aufmerken. Es half ihr, die wirren Gedanken in ihrem hübschen Kopf zu ordnen. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen. »Oh mein Gott!«, murmelte sie. »Es war nur ein Traum!«

Wieder schrillte das Telefon.

»Lennox!«, rief sie lauthals, warf das Oberbett zurück und sprang auf. Ihr üppiger Busen wogte, als sie leichtfüßig zur Tür lief. Das vorn weit auseinanderklaffende weiße Nachthemd bauschte sich hinter ihr. Sie riss die Tür auf und rannte ins Wohnzimmer.

Im Gegensatz zum hypermodern eingerichteten Schlafzimmer mit dem kreisrunden Wasserbett war das Interieur des Wohnzimmers ein geschmackvolles Arrangement antiker Einrichtungsgegenstände unterschiedlichster Stilrichtungen. Die nicht ganz heruntergezogenen Blendjalousien ließen ein wenig von dem freundlichen Morgenlicht herein, das die Möbel weich überflutete und den Verzierungen eigenes Leben zu verleihen schien. Das Telefon stand auf einem antiken Schreibtisch vor einer Kupfervase mit gelben Rosen und einer stoffbespannten Tischlampe im Jugendstil.

Isabelle Parker riss das schnurlose Telefon aus der Ladestation und meldete sich keuchend. Doch als niemand antwortete, stellte sie es enttäuscht zurück. Vermutlich war ich zu langsam, dachte sie bei sich, und der Anrufer ist ungeduldig geworden. Nachdenklich betrachtete die gutgewachsene Rothaarige mit ihren strahlend blauen Augen das Telefon. Hinter ihrer hübschen Stirn arbeitete es.

Mit einer fahrigen Bewegung streifte sie die wilden Haarsträhnen aus ihrem ausdrucksvollen Gesicht und nahm das violette Band vom Tisch, das neben der Kupfervase lag. Als ihr Blick dabei die gelben Rosen streifte, die ihr Lennox Walsh am Vortag geschenkt hatte, verstärkte sich ihre Unruhe. Sie spürte kommendes Unheil, und ihr Herz pochte einige Takte zu schnell.

Sie schüttelte die rote Flut ihrer Haare in den Nacken und hob die Arme. Ihre großen, hoch angesetzten Brüste kamen der Bewegung ein Stück nach und standen steil ab. Das hauchdünne Nachthemd, das sie zuvor unbewusst zusammengezogen hatte, glitt zart über ihre vollendeten Rundungen und klaffte wieder weit auseinander. Anmutig drehte sie sich herum und ging barfuß zum Schlafzimmer zurück, während sie sich unterwegs das violette Band ins Haar einflocht.

Plötzlich schrillte das Telefon erneut.

Sie erstarrte und blickte über ihre Schulter. Ihr Herz pochte wilder. Es kostete sie fast schon Überwindung, noch einmal zum Schreibtisch zurückzugehen. Ihre Hand, mit der sie das Mobilteil aus der Basisstation nahm, zuckte nervös. Sie nahm das Gespräch erst an, als es abermals klingelte. »Hallo!«, meldete sie sich mit brüchiger Stimme.

»Ich bin es, Lennox!«, klang es aus der Handstation.

»Mein Gott«, flüsterte sie, »was ist passiert?«

»Das möchte ich dich fragen, Isabelle«, kam es zurück. »Ich habe vor zwei Minuten schon einmal angerufen. Deine Stimme klingt so nervös.«

»Entschuldige, ich bin etwas durcheinander und habe geträumt.«

»Verrätst du mir von wem?«

»Von dir natürlich, Sweetheart! Aber du wurdest verfolgt, und ich musste tatenlos dabei zusehen, wie sie dich gefangen und zusammengeschlagen haben. Als du ihnen nicht gegeben hast, was sie wollten, schossen sie dich nieder.« Jetzt hatte sie sich wieder einigermaßen in der Gewalt.

»Deine Nerven lassen nach, Darling! Wo bleibt die gelassene Journalistin, die du sonst immer zur Schau stellst?« Lennox Walsh lachte heiser, wurde aber sofort wieder ernst. »Pass auf! Ich habe nicht viel Zeit! Da ist was im Busch. Ich glaube, eines der Londoner Syndikate ist mir auf der Spur. Irgendwer hat Wind davon bekommen, dass ich etwas in den Händen habe, was …«

»Also doch!«, entfuhr es der Rothaarigen.

»Nur keine Aufregung, Süße! Bislang ist das ja nur eine Vermutung von mir. Jedenfalls müssen wir wachsam sein.«

»Warum sagst du mir nicht, was du in deinen Besitz bringen konntest?«

»Das kann ich nicht. Viel zu gefährlich für dich. Nur eines: Ich trage es bei mir. Aber es gibt noch etwas davon. Erinnerst du dich an das versiegelte Kuvert, das ich dir letzte Woche gegeben habe? Öffne es, falls mir etwas zustößt! Oder nein, halt, warte! Das wäre nicht gut. Ich will dich nicht in die Sache hineinziehen. Übergib den Umschlag einfach einer Bekannten von mir. Sie heißt Clairé Beauvais.«

Isabelles Kopf ruckte herum. Sie hatte ein Geräusch im Flur gehört. Es hatte geklungen, als machte sich jemand an der Haustür zu schaffen. Sie ließ das Mobilteil sinken und lauschte.

Da war es wieder, und das Geräusch war eindeutig.

Kurz entschlossen glitt sie katzengleich zur Flurtür. Mit der freien Hand tastete sie nach dem Drücker. Blitzschnell stieß sie die Tür auf. Ihre Sinne waren bis aufs Äußerste angespannt. Suchend blickte sie sich um.

Der Flur war leer und der Eingang zur Wohnung unverändert geschlossen.

Erleichtert atmete sie auf und lehnte sich lässig gegen den Rahmen der geöffneten Flurtür. Dann drückte sie das Mobilteil wieder gegen ihr Ohr.

»Verdammt! Was ist denn los?«, beschwerte sich Lennox.

In diesem Moment schob sich hinter dem Türblatt eine Hand mit einer Pistole hervor.

Entsetzt richtete sich ihr Blick darauf. Dann begriff sie endlich, dass es sich um keine Sinnestäuschung handelte. »Hier gibt's ein beschissenes Problem, Süßer!«, stieß sie aufgeregt hervor.

*

Isabelle Parker reagierte im nächsten Moment. Blitzschnell trat sie gegen das weiße Türblatt.

Ein schmerzerfüllter Schrei folgte und die Pistole fiel zu Boden. Ein untersetzter Mann, der mit verzerrtem Gesicht sein Handgelenk hielt, kam zum Vorschein.

Sie war im Umgang mit Gangstern alles andere als ein Routinier, aber durch ihren Verlobten Lennox Walsh hatte sie einiges hinzugelernt. Nicht umsonst war er einer der besten Polizisten in der Weltmetropole London. Mit aller Wucht schlug sie ihm in Notwehr das Mobilteil an den Schädel, bevor der Kerl sich von der ersten Attacke erholt hatte.

Der unerwartete Schlag brachte den Mann zum Taumeln.

Blitzschnell bückte sich Isabelle nach der Pistole und richtete sie auf den Fremden. Aber sie kam nicht mehr zum Schuss, denn der Bursche hatte mit einem riesigen Satz die Haustür erreicht, sie aufgerissen und war draußen.

Isabelle rannte ihm nach und wollte bereits ins Treppenhaus hinaus, als sie sich an ihre Nacktheit erinnerte und innehielt. Tatenlos musste sie mit ansehen, wie der Gangster entkam. Sie hörte seine schnellen im Treppenhaus nachhallenden Schritte, die sich rasch entfernten.

Mit wiegenden Hüften ging sie nachdenklich in ihre Wohnung zurück. Erst jetzt stellten sich die Nachwirkungen des überstandenen Schreckens ein. Unwillkürlich ließ sie die Waffe fallen. Ihre Knie wurden weich wie Pudding, und sie musste allen Willen aufbringen, um das Mobilteil vom Boden aufzuheben.

Wie durch ein Wunder war die Verbindung nicht unterbrochen. Lennox war noch am anderen Ende der Leitung.

Erregt berichtete sie ihm, was geschehen war. Schwer atmend hob und senkte sich ihre Brust.

»Dann ist es bereits schlimmer als erwartet«, kam es leise über seine Lippen.

»Warum, zum Teufel, sagst du nichts deinen Kollegen?«, schimpfte sie. »Warum bringst du uns beide in unnötige Gefahr?«

»Das … das kann ich dir nicht erklären, Sweetheart. Das, was ich in den Händen halte ist für den Yard praktisch wertlos. Damit kann nur eine Einzelperson etwas anfangen.«

»Mag sein, aber nicht, wenn sie tot ist!«, entgegnete Isabelle trocken. In ihren verführerischen blauen Augen blitzte es.

»Man wollte dich bestimmt nicht umbringen, Sweetheart«, suchte Lennox seine Verlobte zu beruhigen. »Vermutlich wollten sie dich nur entführen, um mich unter Druck setzen zu können.«

Sie hatte genug und drückte das Gespräch weg. Dann lief sie zur Wohnungstür und verrammelte sie. Als sie dabei zufällig aus dem Fenster blickte, nahm sie eine schwarze Limousine war, die unten vor der Haustür stand.

Der Mann, der sich lässig gegen die Kühlerhaube gelehnt hatte, war ihr nicht unbekannt. Sie erkannte ihn sofort wieder. Es war der Gangster, den sie aus ihrer Wohnung gejagt hatte.

Ihr habt also noch nicht aufgegeben, ging es ihr durch den Kopf, und das Spiel hat erst begonnen. Und ich habe nicht den Hauch einer Ahnung, worum es überhaupt geht.

***

Spiel mit dem Feuer

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