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Einleitung

Die Bedeutsamkeit von Resilienz spielt für das Leben in unserer komplexen Welt, in der Menschen mit vielerlei Aufgaben, Anforderungen und Reizen konfrontiert sind, eine wichtige Rolle.

Durch meine vielfältigen Tätigkeiten hatte und habe ich die Möglichkeit, in verschiedene Erfahrungswelten Einblick zu erhalten.

So kann ich im schulischen Alltag beobachten, wie wichtig es ist, dass Menschen einander unterstützen, dass Menschen sich ermutigen und wertschätzend in Beziehung treten. Diese Beziehungsqualität wirkt unter dem Aspekt der Resilienz betrachtet als Ressource, die bei belasteten Lernenden als Schutzfaktor wirken kann.

Dasselbe gilt auch für Familien. Was können Mütter und Väter dazu beitragen, dass Ihre Töchter und Söhne Resilienz entwickeln können? Diese Frage ist eine sehr zentrale Frage, zumal die Familie der Ort ist, in dem die meisten Menschen sozialisiert werden. Familien sind durch unterschiedliche Situationen belastet. Es gibt wohl keine Familie, welche ohne herausfordernde Situationen lebt. Wie mit diesen Situationen umgegangen wird, hängt von vielerlei Aspekten ab. Letztendlich geht es jedoch darum herauszufinden, was es braucht, damit alle Familienmitglieder gesund und zufrieden leben können, ihr Potenzial entwickeln und das in die Welt bringen, was ihnen am Herzen liegt. Widerstände kommen von allein. Wie Menschen damit umgehen, hängt im Wesentlichen davon ab, welche Vorerfahrungen sie als junge Menschen innerhalb der Familie und innerhalb ihres Lebensumfeldes gemacht haben. Wie war das Klima in der Familie und in deren Umfeld? Was wirkte unterstützend? Was haben Menschen bei sich als Ressourcen entdeckt? Wie haben sie diese umgesetzt?

Daher gehen Menschen mit Belastungen in sehr unterschiedlicher Weise um. Auch in verschiedenen literarischen Werken kann das Thema Resilienz, das dort nicht mit diesem Begriff vorkommt, gefunden werden. Meine Liebe zur Lyrik und mein großes Interesse am Lesen von Biografien lassen mich seit Jahren darüber staunen, wie es Menschen schaffen, mit äußerst belastenden, teilweise lebensbedrohlichen Situationen einen Umgang zu finden und dennoch einfühlsam und mitfühlend zu bleiben.

Besonders deutlich wird dies in den Gedichten von Hilde Domin, die als Dichterin des Dennoch gilt (vgl. Scheidgen, 2009).

Unsere Kissen sind nass

von den Tränen

verstörter Träume.

Aber wieder steigt

aus unseren leeren

hilflosen Händen

die Taube auf.

Hilde Domin

Diese Hoffnungsschimmer, dieses Aufzeigen von Zuversicht hat möglicherweise die beiden Forscherinnen Emmy Werner und Ruth Smith interessiert. Sie begannen in den 50er-Jahren mit über vierzigjährigen Längsschnittstudie im Bereich der Resilienzforschung. Auf der hawaiianischen Insel Kauai begleiteten sie Menschen, die während ihres Lebens verschiedenen Widrigkeiten ausgesetzt waren.

Mit beeinflusst hat sie die Arbeit von Aaron Antonovsky, der sich dafür interessierte, wie es Menschen schaffen, gesund zu bleiben und berufliche Tätigkeiten erfolgreich anzugehen, auch wenn sie beispielsweise die Inhaftierung in einem Konzentrationslager überlebt hatten, während andere Menschen mit derselben Erfahrung nicht mehr Fuß fassen konnten. Er begründete die Theorie der Salutogenese.

Zu diesen Hintergründen wird im ersten Teil des Buches mehr zu lesen sein. Ebenso werden dort aktuelle Bestrebungen in der Resilienzforschung aufgezeigt, soweit sie mir bekannt sind. Zudem sind einige Resilienzförderprogramme, die teilweise zur Prävention erschaffen wurden und teilweise als Intervention gedacht sind, aufgeführt. Anschließend wird aufgezeigt, was Resilienzförderung in der Schule bedeuten könnte und wie das in Teil B vorgestellte Förderprogramm zustande kam. Die verschiedenen Elemente werden theoretisch begründet, damit die Zusammenhänge und der Aufbau verstanden werden können.

Wie bereits erwähnt wird im Teil B das Förderprogramm mitsamt den dazugehörenden Materialien und einem möglichen Lektionsverlauf vorgestellt. Die Einheiten ergänzte ich mit zusätzlichen Ideen zur Durchführung oder Vertiefung. Begonnen wird mit dem Stärken- und Schwächenansatz, welcher in vielen Resilienzförderprogrammen zu finden ist. Anschließend folgt eine Auseinandersetzung mit dem Thema Ressourcen. Gefühle werden als Ressourcen betrachtet und die Bedürfnisse, die dahinterstehen, gesucht. Zum Schluss gibt es eine Einführung in die Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Dieses Förderprogramm wurde in sechs Schulklassen der Mittelstufe (10 bis 13 Jahre) durchgeführt. Parallel dazu fanden Elternkursabende zum Thema statt. Wenn Menschen, welche Heranwachsende begleiten, über ihre eigenen Stärken, Schwächen, Ressourcen, Gefühle und Bedürfnisse Bescheid wissen sowie selbst resilient sind und eine wertschätzende Kommunikation pflegen können, fällt es ihnen leichter, in Beziehung zu den jungen Menschen zu bleiben, auch wenn es schwierig wird, weil diese Widerstand leisten oder gegensätzliche Meinungen vertreten.

Die Weiterbildung für Mütter und Väter mit diesen Inhalten ist im Teil C dieses Buches vorgestellt. Dort werden die behandelten Themen und mögliche Umsetzungen aufgezeigt. Ergänzend sind weitere Fachbereiche eingeflochten, um Anregungen zu geben, damit sich die Lesenden mittels Literaturstudium in jene Felder vertiefen können, welche sie ansprechen. Wird in einer Schulklasse das Förderprogramm wie vorgeschlagen durchgeführt, so kann es hilfreich sein, wenn Sachkundige beigezogen werden, die Erfahrung und Wissen in den einzelnen Gebieten mitbringen.

Teil D stellt die Glücksinputs vor. Diese wurden während des Förderprogramms als tägliche kurze Impulse durchgeführt. Wie solche Glücksinputs aussehen könnten und weshalb überhaupt die Idee dazu entstand, ist in diesem letzten Teil des Buches nachzulesen. Theoretische Aspekte zur Glücksforschung sind in knapper Form erwähnt, da dies ein eigenes Themengebiet innerhalb der Positiven Psychologie darstellt. Wer sich vertiefen möchte, findet die gesamte von mir verwendete Literatur im Literaturverzeichnis.

Sich und andere stärken

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