Читать книгу Dangerous Encounter - Sarah Glicker - Страница 5

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Müde und noch immer in meinem Schlafanzug schlurfe ich am nächsten Morgen in die Küche und fahre mir über das Gesicht, um ein wenig wacher zu werden. Deswegen dauert es auch ein wenig, bis ich meine Freundin erblicke. Avery sitzt am Küchentisch und betrachtet mich aufmerksam mit einem neutralen Gesichtsausdruck.

Ich hasse es, wenn sie das macht. Es zeigt mir nämlich, dass sie sich auf etwas eingeschossen hat und nicht so schnell aufgeben wird, bis sie die Wahrheit herausgefunden hat. Und das ich keine Ahnung habe, was es ist, lässt mich unruhig werden. Aus Erfahrung kann ich nämlich sagen, dass man das bei ihr besser wissen sollte, um sich darauf einstellen zu können.

„Was ist los?“, frage ich sie, da ich mir nicht vorstellen kann, dass ich mich irgendwie verdächtig verhalten habe. Ich wüsste auch keinen Grund, wieso ich das getan haben sollte.

Wir hatten einen wunderbaren Abend. Beziehungsweise, ich habe gedacht, dass wir den gehabt haben. Gerade bin ich mir da aber nicht mehr so sicher.

„Das könnte ich dich fragen“, eröffnet sie mir, nachdem sie mich noch einige Sekunden angesehen hat. „Was war gestern mit dir los in dem Club? So kennt man dich ja überhaupt nicht.“

„Nichts“, gebe ich zurück und zucke mit den Schultern.

Ich weiß genau, worauf sie anspielt. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Denn ich will mich nicht über meine Vermutung unterhalten, dass man mich verfolgt hat. Zumal sie dann wissen wollen würde, wieso ich davon ausgehe. Und das kann ich nicht beantworten. Ich habe keine Ahnung, wieso man mich verfolgen sollte. Daher habe ich mir den ganzen Abend auch eingeredet, dass ich es mir nur einbilde.

„Wieso sollte denn etwas sein?“

Ich kann nicht genau sagen, ob es die richtige Frage ist, doch ich würde schon gerne wissen, weshalb sie auf mich aufmerksam geworden ist. Man könnte auch sagen, dass ich wissen will, womit ich mich verraten habe.

„Ich habe dich gestern mehrmals dabei beobachtet, wie du dich umgesehen hast. Ein wenig kam es mir so vor, als wärst du verabredet und würdest Ausschau nach ihm halten.“ Unschuldig zuckt sie mit den Schultern, kann sich dabei aber nicht ein kleines Grinsen verkneifen.

Ihre Reaktion sorgt dafür, dass ich die Augen verdrehe und ein leises Seufzen von mir gebe. Ich kenne meine Freundin und weiß daher, dass sie Romanzen liebt. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie irgendwo eine Liebesgeschichte sieht, wo eigentlich keine ist. Öfters habe ich ihr deswegen schon gesagt, dass sie sich entweder einen Freund suchen soll, oder selber Bücher schreiben sollte. Ich bin mir sicher, dass sie mehr als genug Ideen dafür hätte. Bis jetzt hat sie aber anscheinend noch nicht über meinen Vorschlag nachgedacht. Zumindest hat sie mir gegenüber noch nichts in diese Richtung verlauten lassen.

„Ich habe nach niemandem Ausschau gehalten“, widerspreche ich sofort und hoffe, dass ich so ihre Ideen zur Seite wischen kann.

Allerdings brauche ich nur einen Blick in ihr Gesicht zu werfen um zu wissen, dass mir das nicht gelingt. Es macht eher den Anschein auf mich, als wäre das genaue Gegenteil der Fall.

„Ich habe mich nur umgesehen, da wir noch nie da waren.“

Dieser Teil ist besser, als ihr die volle Wahrheit zu sagen. Ganz davon abgesehen ist es auch gar nicht so gelogen. Ich habe nur eine Hälfte weggelassen. Sie ist zwar meine beste Freundin, doch ich kann ihr nicht sagen, dass es mir den ganzen Abend so vorkam, als würde man mich verfolgen. Sie würde mich wahrscheinlich für paranoid halten. Und wahrscheinlich bin ich das sogar. Ich habe nämlich den ganzen Abend niemanden entdecken können, der sich auffällig verhalten hat.

Nachdenklich sieht meine Freundin mich an, als würde sie darauf warten, dass ich noch etwas sage.

„Ich kenne dich. Daher weiß ich, wie du dich verhältst, wenn dir ein Typ über den Weg gelaufen ist.“

Ich schlucke und versuche so meine Reaktion auf ihre Worte in den Griff zu bekommen. Und zu meiner Freude stelle ich fest, dass mir das auch ziemlich gut gelingt.

„Dann hast du dich dieses Mal eindeutig geirrt“, stelle ich jedoch noch fest, um ihr klarzumachen, dass ich wirklich keine Ahnung habe, was sie meint.

Ich sehe ihr an, dass sie noch etwas zu diesem Thema von sich geben will. Und aus Erfahrung weiß ich genauso gut, dass sie nur überlegt, wie sie es sagt. Doch so weit kommt sie nicht mehr, da in diesem Moment Lucas auf der Bildfläche erscheint.

„Mädels, ich sage euch, dass ich gestern eindeutig ein paar Cocktails zu viel getrunken habe“, verkündet er, gießt sich einen Kaffee ein, den er sofort trinkt und verzieht das Gesicht, als würde er Kopfschmerzen haben. Doch da ich weiß, dass er wirklich ein paar zu viel hatte, gehe ich davon aus, dass er sie wirklich hat.

Auf den ersten Blick erkennt man, dass es ihm nicht gut geht. Sein Gesicht ist blass und er hat dunkle Augenringe, was sonst eindeutig nicht der Fall ist. Würde er nicht so aussehen, würde ich einen Kommentar dazu abgeben. Doch so verkneife ich es mir. Die Kopfschmerzen sind ihm wahrscheinlich eine Lehre genug. Seitdem ich ihn kenne hat er nämlich nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er nie viel trinkt, damit es ihm am nächsten Morgen nicht so geht.

„Du trinkst doch sonst nicht soviel“, stelle ich jedoch fest, da ich es nicht verhindern kann.

„Eigentlich nicht, da stimme ich dir zu.“

„Und wie hast du das gestern gemacht?“, frage ich weiter.

Mit hochgezogenen Augenbrauen sehe ich ihn an und lehne mich noch ein Stück nach vorne, damit er mir nicht ausweichen kann.

„Ich wohne mit meinen beiden besten Freundinnen in New York und war das erste Mal hier mit ihnen unterwegs. Da darf man doch wohl hoffentlich eine Ausnahme machen.“

Lucas verzieht ein wenig beleidigt das Gesicht, sodass Avery und ich lachen müssen.

„Vielleicht solltest du dich wieder ins Bett legen“, erklärt nun Avery, die ihn ebenfalls nicht aus den Augen lässt. „Und du solltest verdammt viel trinken.“

Es ist vielleicht gemein, doch ich bin froh darüber, dass sie sich nun auf ihn konzentriert und nicht mehr auf mich. Auch wenn ich weiß, dass es nicht für immer sein wird, so nutze ich Gelegenheit, um mir eine passende Antwort zu überlegen.

„Mein Vater schwört auf warmes Bier und Colin hat immer als Erstes das morgens getrunken, mit dem er abends aufgehört hat“, füge ich noch hinzu.

Colin ist mein Ex-Freund. Wir waren ein halbes Jahr zusammen, wobei es mir deutlich länger vorkommt. Mittlerweile würde ich aber so weit gehen und behaupten, dass ich mir nicht sicher bin, ob wir überhaupt jemals zusammen gewesen sind. Er hat mich immer gut behandelt, doch wir haben kein Geheimnis daraus gemacht, dass es zwischen uns nie richtig gefunkt hat.

Als ich mich nun wieder auf Lucas konzentriere, erkenne ich, dass er vor Ekel das Gesicht verzieht.

„Würde ich das machen, würde ich wahrscheinlich kotzen. Außerdem würde ich auch euren Tratsch verpassen“, stellt er entschieden fest. „Und darauf verzichte ich nicht freiwillig. Ich werde einfach Literweise Wasser in mich hineinschütten und hoffen, dass es dadurch wieder besser wird. Wenigstens so weit, damit ich in der Lage bin, eurer Unterhaltung zu folgen.“

Er lächelt vorsichtig. Dies macht er immer, wenn er sich nicht sicher ist, ob es die richtige Entscheidung ist. Allerdings bringt es auch nichts ihm zu sagen, dass es wahrscheinlich besser ist, wenn er noch eine Runde schläft.

„Wir haben uns gerade über Aria unterhalten“, verkündet Avery nun und sieht mich nun wieder an.

„Da gibt es aber nichts, worüber wir uns unterhalten könnten“, erkläre ich mit energischer Stimme.

„Ich bin mir da nicht so sicher.“

„Ich bin erst seit einer Woche in der Stadt. Da werde ich wohl kaum schon ein Date gehabt haben. Ich habe noch nicht einmal einen Typen getroffen, den ich genauer kennenlernen wollen würde, da ich die meiste Zeit des Tages im Büro bin“, erinnere ich sie.

„Also ich hatte bereits ein Date“, verkündet Lucas, als wäre das keine große Sache. Und für ihn ist es das wahrscheinlich auch nicht.

Mit offenem Mund drehe ich meinen Kopf dennoch wieder in seine Richtung und starre ihn ungläubig an. Aus dem Augenwinkel sehe ich allerdings, dass es unserer Freundin anscheinend nicht anders geht.

„Wann?“, erkundigt Avery sich schließlich, als sie anscheinend ihre Sprache wiedergefunden hat.

Dabei kann sie die Überraschung darüber nicht für sich behalten. Ich frage mich hingegen, wieso sie wirklich noch überrascht darüber ist. Schließlich kennt sie Lucas und weiß, dass er noch nie Probleme damit hatte, auf ein Date eingeladen zu werden. In der Vergangenheit gab es mehr als genug Männer, die eine ernsthafte Beziehung mit ihm führen wollten, allerdings wollte er dies nicht. Bis jetzt hat er immer seine Freiheit genossen und ich bin mir sicher, dass das auch so bleiben wird. Zumindest für die nächste Zeit.

„Vorgestern, es war eine spontane Geschichte. Wir sind Kollegen und er hat mich gefragt, ob wir noch etwas trinken gehen wollen. Da ich wusste, dass ihr eh noch nicht zu Hause sein werdet, wenn ich da bin, habe ich zugesagt.“

Erneut öffnet sich mein Mund und dieses Mal bin auch ich überrascht. Niemals hätte ich gedacht, dass er sich wirklich irgendwann mit einem Kollegen treffen würde. Lucas hat in der Vergangenheit mehr als einmal klargemacht, dass er diesen Schritt nicht gehen wird. Umso mehr verwundert es mich nun.

„Ich muss mehr über ihn wissen“, stelle ich fest.

„Da gibt es eigentlich nicht viel zu wissen. Wir sind Kollegen, aber das habe ich ja bereits gesagt. Außerdem ist er lustig und sieht verdammt heiß aus.“ Bei seinen letzten Worten fächert er sich theatralisch Luft zu, als würde er sich abkühlen müssen.

Avery kichert nur, während ich wieder ein Bild von dem Mann vor Augen habe, mit dem ich gestern zusammen gestoßen bin. Auch er sah verboten gut aus, daher kann ich es gerade nachvollziehen.

„Ich werde gleich einkaufen gehen“, sage ich also und versuche die Unterhaltung so in eine andere Richtung zu lenken.

Ich habe keine Lust mich weiterhin über gutaussehende Männer zu unterhalten. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich gerne mehr über ihn erfahren würde, so vertage ich das lieber.

„Braucht ihr etwas Bestimmtes?“

„Wollen wir nicht alle zusammen gehen?“ Avery sieht mich an.

„Ich mach das schon, kein Problem“, gebe ich schnell von mir, bevor sich Lucas auch noch anschließen kann. Allerdings macht er auch nicht den Eindruck auf mich, als hätte er Lust dazu.

Bevor er es sich doch noch anders überlegen oder Avery etwas sagen kann, lasse ich die beiden in der Küche zurück, gehe ins Schlafzimmer und mache mich fertig.

In diesem Moment habe ich nur noch den Wunsch von hier zu verschwinden. Ich will den beiden, und vor allem Avery, ausweichen. Denn ich weiß, dass früher oder später wieder dieses Thema auf den Tisch kommen wird. Und wenn ich es wenigstens etwas herauszögern kann, mache ich das gerne.

Dangerous Encounter

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