Читать книгу Dangerous Encounter - Sarah Glicker - Страница 6

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„Aria“, dröhnt die schrille Stimme von Theresa durch das Büro, sodass ich erschrocken zusammenzucke.

Alleine von der Art und Weise, wie sie meinen Namen ausspricht, macht sich eine Gänsehaut auf meinem Körper breit. Ich kenne diesen Ton mittlerweile von ihr und weiß, dass er nichts Gutes zu bedeuten hat. Alleine deswegen kann ich schon nicht verhindern, dass ich die Augen verdrehe. In diesem Moment bin ich nur froh, dass es keiner gesehen hat, auch wenn ein paar der Kollegen in meine Richtung blicken.

In den letzten Tagen musste ich mich ein paar Mal zusammenreißen, um ihr nicht die Meinung sagen. Ich kenne sie nicht sonderlich gut, eigentlich habe ich noch keine vernünftige Unterhaltung mit ihr geführt. Das einzige, was ich über sie weiß sind die Dinge, die ich in Erfahrung gebracht habe, als ein paar der anderen sich über sie unterhalten haben. Und eigentlich habe ich dabei nur oberflächliche Dinge erfahren. Doch sie hat etwas an sich, was dafür sorgt, dass ich wütend werde. Eine leise Stimme tief in meinem Inneren sagt mir aber auch, dass sie sich keine Mühe gibt, um freundlich mit mir zu sprechen. Vom ersten Tag an hat sie sich auf mich eingeschossen und ich bezweifle, dass das in absehbarer Zukunft besser wird.

„Ja?“, frage ich sie, nachdem ich mich zu ihr umgedreht habe. Ich versuche so freundlich zu bleiben, wie es nur geht. Allerdings fällt mir das wirklich schwer.

Ich erkenne, dass sie mit großen und energischen Schritten, die keinen Widerspruch dulden, auf mich zukommt. Ihre großen Brüste hüpfen beinahe schon aus der Bluse heraus, die eindeutig mindestens eine Nummer zu klein ist, und ihre Haare fliegen von einer Seite zur anderen, so schwungvoll läuft sie.

Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit, als ich sie dabei beobachte. Und das gefällt mir überhaupt nicht. Ich schlucke und versuche es so loszuwerden. Doch es hält sich beharrlich.

„Was ist los?“, frage ich sie, als sie vor mir stehen bleibt und mich mit einem Blick betrachtet, den ich nicht genau einordnen kann.

„Ich muss hier gleich pünktlich raus, da ich einen wichtigen Termin habe, den ich leider auch nicht verschieben kann. Es würde erneut ein halbes Jahr dauern, bis ich einen neuen habe. Deswegen müsstest du diese Übersetzung noch fertig machen und sie dann an den Kunden schicken. Es sind nur noch zwei Absätze“, eröffnet sie mir und hält mir ein paar Unterlagen unter die Nase.

Ein hinterhältiges Grinsen hat sich auf ihr Gesicht geschlichen. Auch jetzt muss ich mir Mühe geben, damit ich ihr nicht unter die Nase halte, dass man das mit Sicherheit auch freundlicher sagen kann. Doch ich rufe mir schnell in Erinnerung, dass ich die Neue bin und es mir nicht sofort mit allen verscherzen sollte.

Und schon gar nicht mit ihr.

Mir ist klar, dass sie ein Nein nicht akzeptiert. Ich würde es ihr sogar zutrauen, dass sie zu unserem Chef geht und ihm irgendwelche Lügen erzählt, nur damit ich rausgeschmissen werde. Und das kann ich überhaupt nicht gebrauchen. Ich habe noch keine Ersparnisse zur Seite legen können und wenn ich diesen Job verliere, würde es außerdem nicht gut auf meinen nächsten Bewerbungen aussehen. Schließlich ist es meine erste Arbeitsstelle nach dem Studium und hier wäre ich dann gerade einmal zwei Wochen gewesen.

Deswegen atme ich einmal tief durch und nehme dann die Unterlagen an mich. Allerdings nehme ich mir vor, dass ich ihr beim nächsten Mal sagen werde, dass ich auch ein Privatleben habe und sie sich vielleicht erst einmal erkundigen könnte, ob ich auch pünktlich das Büro verlassen muss.

Ein letztes Mal lächelt sie mich zuckersüß an, ehe sie sich umdreht und genauso schwungvoll wieder verschwindet, wie sie gekommen ist.

Ich hingegen bleibe noch einige Sekunden sitzen und sehe ihr nach, bis sie aus meinem Sichtfeld verschwunden ist. Dann verfluche ich mich selber dafür, dass ich anscheinend zu nett bin.

Ich weiß, dass ich die Neue im Büro bin. Dementsprechend stehe ich in der Hackordnung auch ganz weit unten und muss auch mal die ungeliebten Arbeiten machen. Und das ist auch in Ordnung für mich. Ich habe mich darauf vorbereitet und es war auch nie schlimm für mich. Ganz im Gegenteil. Ich versuche aus jeder Situation das Beste zu machen und etwas zu lernen. Allerdings macht sie mittlerweile auf mich den Eindruck, als würde sie mir mit Absicht eins reinwürgen wollen. Und dagegen sage ich etwas. Schließlich arbeite ich nicht hier, um ihr alles abzunehmen.

Als ich sie das erste Mal gesehen und mehr oder weniger mit ihr aneinander geraten bin, dachte ich noch, dass sie vielleicht einen schlechten Tag hatte. Das kann jedem passieren und ich weiß, dass man dann schnell auf jemand anderen losgeht. Mir selber ist es auch schon passiert.

Nachdem ich die letzten Tage allerdings die Chance hatte sie besser kennenzulernen, bin ich mir nun sicher, dass sie keinen schlechten Tag hatte, sondern anscheinend immer einen hat.

Bevor ich doch noch Gefahr laufe, dass ich ihr endlich etwas hinterherrufe, von dem ich mir sicher bin, dass es nur zu einem Streit führen wird, drehe ich mich um und gehe zu meinem Schreibtisch. Die nächste Stunde bleibe ich daran sitzen und arbeite konzentriert. Zum Glück sind es wirklich nur noch zwei Absätze, doch das heißt nicht, dass sie schnell gehen. Der Text ist so kompliziert verfasst, dass es länger dauert, als ich es erwartet habe.

Nachdem ich endlich alles abgeschickt habe, lasse ich mich nach hinten sinken und schließe die Augen. Ich gönne mir ein paar Sekunden Ruhe, ehe ich den Computer ausschalte und ebenfalls das Büro verlasse, um mich mit meinen Freunden zu treffen.

Auch jetzt herrscht wieder geschäftiges Treiben auf den Straßen, obwohl es bereits nach acht Uhr ist, als ich endlich auf die Straße trete. So schnell es geht, versuche ich mir einen Weg durch die Menschenmenge zu bahnen, doch so einfach ist das nicht. Ich komme nur langsam voran, sodass ich es schließlich aufgebe und mit dem Strom schwimme.

Als ich einen Schritt zur Seite machen will, um einem vollgepackten Mann auszuweichen, der mir plötzlich gegenübersteht, spüre ich, wie jemand nach mir greift und mein Handgelenk fest umklammert. Erschrocken drehe ich mich um. Doch bevor ich sehen kann, wer sich hinter mir befindet, werde ich bereits zur Seite gerissen, sodass ich mich nicht einmal mehr umdrehen kann.

Es geht so schnell, dass ich es gerade so schaffe, mich auf den Beinen zu halten und nicht zu fallen.

Ich gebe einen erschrockenen Ton von mir und versuche denjenigen zu erkennen, der mich da gerade hinter sich herzieht. Doch bevor mir das gelingt, hat mir bereits jemand etwas über den Kopf gezogen, sodass ich nichts mehr sehen kann. Verzweifelt schlage und trete ich um mich. Panik macht sich in mir breit und die Verzweiflung nimmt Besitz von mir.

Ich habe die Hoffnung, dass ich denjenigen erwische, der gerade versucht mich zu entführen. Bevor mir das allerdings gelingen kann, werde ich allerdings schon auf eine harte Oberfläche geschmissen, sodass ich vor Schmerzen das Gesicht verziehe, als ich mit meinen Knien aufkomme. In der nächsten Sekunde höre ich, wie eine Schiebetür geschlossen wird. Dann wird ein Motor gestartet und der Fahrer fährt mit quietschenden Reifen an.

„Was soll das?“, frage ich wütend, als ich endlich wieder in der Lage bin, einen Ton von mir zu geben.

Meine Angst ist nicht verschwunden, doch ich will ihnen auch nicht keine Macht über mich geben.

Panik breitet sich in mir aus. In meinem Kopf überschlagen sich die Gedanken. Doch die Wahrheit ist, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, was hier geschieht und wieso es ausgerechnet mich erwischt hat.

Das einzige, was ich nur mit Gewissheit sagen kann, ist, dass ich in Schwierigkeiten stecke, wenn ich es nicht schaffe, mich zu befreien.

„Lassen sie mich raus“, rufe ich mit energischer Stimme. Auch wenn ich mir bereits denken kann, dass das nichts bringen wird.

Gleichzeitig versuche ich den Sack über meinen Kopf loszuwerden. Allerdings hat er ihn mit einem Knoten verschnürt, den ich leider nicht auf bekomme.

„Halt endlich die Schnauze“, raunt in der nächsten Sekunde eine gefährliche Männerstimme.

Vier Wörter, die mich eigentlich noch nie beeindrucken konnten. Und dennoch sorgen sie gerade dafür, dass ich schlagartig die Luft anhalte und mein Herz aufhört zu schlagen.

Die Panik, die ich vorhin noch verspürt habe, ist nichts im Gegensatz zu dem, was jetzt durch meinen Körper schießt. Ich muss mir vor Augen halten, dass ich nur eine Chance habe hier wegzukommen, wenn ich mich beruhige und nicht die Nerven verliere. Doch das ist ehrlich gesagt gar nicht so einfach, wenn man keine Ahnung hat, wo man sich befindet und was diese Männer von einem wollen.

Es scheint eine Ewigkeit zu dauern, bis der Wagen stehen bleibt und ich erneut die Tür hören kann. Dann werde ich wieder hinaus gerissen. Zitternd bleibe ich auf meinen Füßen stehen, auch wenn meine Beine gerade am liebsten unter mir nachgeben würden. Doch ich reiße mich zusammen und hole die letzte Kraft aus meinem Körper heraus, die noch vorhanden ist.

Genauso schnell, wie mir die Mütze aufgezogen wurde, wird sie mir auch wieder vom Kopf gerissen. Ich werde von einem hellen Licht geblendet, sodass es etwas dauert, bis ich etwas erkennen kann.

Doch dann fällt mein Blick als erstes auf die Person, die ich hier überhaupt nicht erwartet habe. Obwohl das so nicht ganz richtig ist, da ich nicht weiß, was ich erwartet habe. Aber wenn ich ehrlich bin muss ich zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass ich ihn überhaupt noch einmal wiedersehen werde.

Nur wenige Schritte von mir entfernt steht der Typ, den ich vor einer Woche beinahe über den Haufen gerannt habe. Ich sehe ihm an, dass er mindestens genauso überrascht ist, wie ich es auch bin. Und das ist etwas, was mir gerade überhaupt nicht gefällt.

„Wo bin ich?“, frage ich, nachdem ich mich einmal umgesehen habe.

Wir befinden uns in einer leeren Lagerhalle. Um uns herum kann ich ein paar schwarze Geländewagen erkennen, die ihre Scheinwerfer eingeschaltet haben und in unsere Richtung leuchten. Sonst scheint sie komplett leer zu sein. Auf jeden Fall, wenn ich danach gehe, was ich bis jetzt gesehen habe.

Ein paar der Männer, die sich um mich herum befinden, sind mir auch schon beim letzten Mal aufgefallen. Als ich in ihre Gesichter blicke, erkenne ich, dass sie anscheinend nicht wissen, wie sie reagieren sollen.

Und das zeigt mir, dass mindestens die Hälfte der Männer hier keine Ahnung hat, was hier gespielt wird. Auch wenn es vielleicht nicht hier hergehört, so bin ich doch froh darüber, dass ich anscheinend nicht die einzige Person bin.

„Es ist egal, wo wir uns befinden“, erklärt er mir und wendet sich dann dem Typen zu. „Viel wichtiger ist, dass du uns die Waffenlieferung überlassen wirst, weil wir sonst deine Freundin umbringen werden.“ Er knurrt es mehr, als dass er es sagt. „Aber keine Sorge, wir sind ja keine Unmenschen. Du wirst dich noch von ihr verabschieden können.“

Es dauert, bis seine Worte wirklich bei mir angekommen sind und ich sie verstanden habe. Doch dann reiße ich den Mund auf und spüre, wie mir die Farbe aus dem Gesicht weicht. Ich will etwas erwidern, doch gerade fällt mir nicht ein, was ich sagen könnte. Stattdessen schaue ich ihn an und versuche herauszufinden, worin ich hier gelandet bin.

Dangerous Encounter

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