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Laura

Traurig und ein wenig niedergeschlagen sehe ich mich in dem spärlich eingerichteten und kleinen Schlafzimmer um, in das mich eine ältere Frau direkt nach meiner Ankunft gebracht hat. Wobei ich der Meinung bin, dass spärlich noch nett ausgedrückt ist. Hier gibt es eigentlich nur die wichtigsten Möbelstücke.

Es befindet sich nur ein Bett hier drin, ein kleiner Kleiderschrank und ein Schreibtisch. Man sieht den Möbeln an, dass sie schon seit einigen Jahren hier stehen und wahrscheinlich schon die eine oder andere Vorbesitzerin hatten. Sie sind abgenutzt, ausgeblichen und die Matratze ist durchgelegen.

All dies sorgt dafür, dass ich mir ein Seufzen nicht verkneifen kann und mir die Tränen in die Augen steigen. In letzter Sekunde kann ich es jedoch verhindern, dass sie mir über das Gesicht rollen. Dennoch lasse ich meinen Kopf und die Schultern hängen und rufe mir wieder in Erinnerung, wieso ich mich dafür entschieden habe, diesen Schritt zu machen.

Solange ich mir das immer vor Augen halte, bin ich in der Lage, all dies von mir fernzuhalten.

Langsam stehe ich auf und gehe zu dem Fenster, welches sich neben dem Bett befindet. Ich schlinge die Arme um den Körper und starre in die Dunkelheit, die nur von den Lichtern der Stadt erhellt wird. Wie spät es ist, kann ich nicht sagen. Und ehrlich gesagt will ich auch keinen Blick auf mein Handy werfe. Die Befürchtung, dass meine Eltern versucht haben, mich zu erreichen, ist viel zu groß. Vor allem auch deswegen, weil ich nicht weiß, wie ich darauf reagieren würde.

Ich bin so sehr in meine Gedanken vertieft, dass ich erschrocken zusammenzucke, als sich jemand leise hinter mir räuspert. Noch in der gleichen Sekunde drehe ich mich herum und entdecke den Mann, der dafür gesorgt hat, dass ich nicht mit diesem Widerling gehen musste.

Ich werde wahrscheinlich nie den Ausdruck in den Augen der anderen beiden Frauen vergessen, als sie bemerkt haben, dass ich in ein anderes Auto steige. Sie waren neidisch und hatten auch Angst. Doch ich war genug mit meinen eigenen Problem beschäftigt, sodass ich mich darum nicht kümmern konnte.

Aufmerksam betrachte ich ihn. Mir ist vorhin schon aufgefallen, dass er attraktiv ist. Aber da bin ich wahrscheinlich nicht die einzige Frau. Mit seinen dunklen Haaren, der sonnengebräunten Haut und seinem durchtrainierten Körper, müsste man schon blind sein, um nicht auf ihn aufmerksam zu werden. Er trägt ein enges Shirt und eine tief sitzende Jeans, unter der man den Bund seiner Boxershorts erkennen kann.

Ich warte darauf, dass er etwas sagt. Doch das macht er nicht. Stattdessen sieht er mich nachdenklich an, als er sich in Bewegung setzt und sich mir langsam nähert.

Angespannt halte ich die Luft an. Ich habe keine Ahnung, was er von mir will. Und das sorgt dafür, dass sich Panik in mir breit macht. Panik, die ich nicht unter Kontrolle habe.

Einige Schritte von mir entfernt bleibt er jedoch stehen und sieht sich ebenfalls um. Sein Blick gleitet über meinen Körper, ehe er mir wieder in die Augen sieht.

„Ich bin nicht sehr oft hier, also in diesem Haus. Normalerweise befinde ich mich in dem Hauptgebäude“, erklärt er mir und zeigt mit dem Kopf in die entsprechende Richtung. „Daher hatte ich keine Ahnung, in welchem Zustand sich die Möbel befinden. Demnächst werde ich sie austauschen lassen. Aber ich hoffe, dass du dich in der Zeit hier wenigstens etwas wohlfühlst.“

Kurz sieht er sich das Zimmer an und verzieht ein wenig das Gesicht, als wäre er nicht sehr glücklich darüber. Doch ich kenne ihn nicht gut genug um zu wissen, ob es wirklich so ist, oder es ihm eigentlich egal ist.

Schließlich muss er hier ja nicht wohnen.

Doch ich will nicht oberflächlich wirken. Eine leise Stimme in meinem Kopf sagt mir, dass ich es bei dem anderen Mann schlimmer gehabt hätte. Außerdem habe ich ein Dach über dem Kopf und mehr interessiert mich nicht.

Mit einem freundlichen Lächeln auf dem Gesicht sieht er mich an. Auf diese Weise schafft er es, dass ich meine Sorgen wenigstens für einen kurzen Moment vergesse. Er zieht mich aus meinem inneren Gleichgewicht.

Dabei weiß ich überhaupt nicht, wieso er anscheinend diese Macht über mich hat. Doch gerade kann ich mir auch nicht den Kopf darüber zerbrechen.

Ich kann ihn nicht einschätzen, dabei sollte ich das auf jeden Fall. Schließlich ist er mein Chef und die Art und Weise, wie er mich hergeholt hat, beweist mir, dass er eine gewisse Macht in den Händen hält.

Ich spüre die Gefahr, die von ihm ausgeht. Doch ich habe keine Angst vor ihm. Ich weiß nicht, woher ich diese Gewissheit nehme, doch ich spüre, dass er mir nichts tun wird.

Einige Sekunden sehe ich ihn einfach nur an, ehe ich nicke.

„Das ist schon in Ordnung. Ich habe kein Viersternehotel erwartet.“

Ich versuche einen Scherz zu machen. Doch ich brauche nur einen Blick in sein Gesicht zu werfen und weiß, dass mir das nicht gelungen ist. Daher sehe ich schnell wieder auf den Boden. Aus diesem Grund erkenne ich auch erst, dass er mir seine Hand hinhält, als er mich aus meine Gedanken reißt.

„Komm mit“, fordert er mich schließlich auf, nachdem es eine Weile ruhig zwischen uns war. „Ich werde dir alles zeigen.“

Das ist es, wovor ich in den letzten Minuten am meisten Angst hatte. Doch ich weiß, dass ich dem nicht ewig aus dem Weg gehen kann. Daher lege ich meine Hand in seine. Bei dieser Berührung spüre ich, wie ein Stromschlag durch mich fährt. Er sorgt dafür, dass mein Herz für einen kurzen Moment aufhört zu schlagen. Als ich einen Blick in sein Gesicht werfe, kann ich nichts erkennen, was darauf schließen lässt, dass er es ebenfalls gemerkt hat.

Mit einem neutralen Gesichtsausdruck setzt er sich in Bewegung und führt mich in den Flur. Im Vorbeigehen zeigt er mir das Badezimmer, welches ich mir mit sieben anderen Frauen teilen muss. In Gedanken mache ich mir eine Notiz, dass ich also früh aufstehe und es eigentlich nur zum duschen und pinkeln benutzen werde.

Außerdem zeigt er mir die Küche und den Aufenthaltsraum. Als ich jedoch sehe, wie die anderen Frauen mich aus der Entfernung ansehen, bin ich mir sicher, dass ich die meiste Zeit, außerhalb der Arbeit, in meinem Zimmer verbringen werde.

Seufzend folge ich ihm in das Haupthaus. Und das ist es, was meine volle Aufmerksamkeit fordert.

Auf den ersten Blick erkenne ich, dass ich mich in einem Nachtclub und Bordell befinde. Die Stangen, die sich überall befinden, lassen aber auch keinen anderen Schluss zu.

Ich trenne mich von Taylor und gehe ein paar Schritte in die Mitte des Raumes, bevor ich mich einmal im Kreis drehe. Die Einrichtung ist in einem weinrot gehalten und besteht überwiegend aus Samt. Vereinzelt gibt es ein paar Vorhänge, die an den Wänden hängen.

Ich war noch nie in so einem Laden. Und ehrlich gesagt habe ich auch nicht gedacht, dass ich es jemals sein werde, beziehungsweise, dass ich in einem arbeiten werde. Doch er braucht es mir nicht zu sagen. Ich weiß auch so, welchen Job ich hier machen soll.

Ich soll den Männern jeden Wunsch von den Augen ablesen.

Diese Erkenntnis sorgt dafür, dass ich scharf die Luft einziehe. Ich kenne nicht einmal meine eigenen Wünsche, da werde ich das sicherlich nicht bei einem Menschen schaffen, den ich vorher noch nie gesehen habe.

Als ich zu Taylor sehe, erkenne ich, dass er mich keine Sekunde aus den Augen lässt. Aufmunternd lächle ich ihn an, doch ich bin mir nicht sicher, ob es wirklich so rüberkommt, wie ich es will. Ich will ihm zeigen, dass es mich nicht stört und ich das kann. Doch die Wahrheit ist, dass ich mir da gerade nicht so sicher bin.

Aufmerksam beobachtet mich. Gerade bin ich mir sicher, dass er durch mich hindurch sehen kann. Ich bin mir sogar sicher, dass er meine Gedanken lesen kann. Das beunruhigt mich ein wenig, doch gerade kann ich mich nicht darum kümmern.

Ich bin damit beschäftigt zu verarbeiten, was hier gerade los ist.

„Es ist nicht ungefähr das, was dich bei Leland erwartet hätte“, beginnt er schließlich.

„Ich kenne ihn nicht und weiß auch nichts über ihn. Doch ich bin mir sicher, dass es besser ist“, überlege ich und verziehe ein wenig das Gesicht.

Ich bin zwar traurig darüber, dass es so weit kommen musste, doch in diesem Moment nehme ich mir vor, dass ich all das nicht beachten werde. Ich werde es wie jeden anderen ungeliebten Job behandeln, den ich in den letzten Jahren gemacht habe.

Während er mir auch den Rest des Hauses zeigt, spüre ich immer wieder seinen Blick auf mir. Ich kann ihn nicht deuten, bin jedoch auch mit anderen Dingen beschäftigt, sodass ich mir gerade nicht den Kopf darüber zerbrechen kann.

Als ich mich wieder alleine in meinem Zimmer befinde, ist mein Kopf wie leer gefegt. Mir ist bewusst, dass es ein wenig dauern wird, bis ich all das verarbeitet habe. Ich kann nur hoffen, dass es nicht zu lange dauert.

Your King

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