Читать книгу You belong to me - Sarah Glicker - Страница 5
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ОглавлениеSeit meiner Ankunft in Dallas ist es ruhig gewesen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich froh darüber sein soll, oder nicht. Und das aus dem einfachen Grund, weil ich nicht weiß, ob es ein gutes Zeichen ist.
Wenn man mal von dem Brief an ihrer Windschutzscheibe absieht.
Zu gerne würde ich wissen, was darin stand. Doch sie kennt mich nicht, daher glaube ich kaum, dass sie es mir sagen wird, wenn ich sie danach frage. Außerdem hat sie bei unserer letzten Unterhaltung schon deswegen gelogen. Denn soviel kann ich sagen. In dem Brief stand nichts Gutes drin.
Jetzt muss ich nur noch herausfinden, ob er etwas damit zu tun hat, oder nur ein Ex-Freund sich aufgeregt hat.
Bei der Vorstellung daran, dass es da irgendwo einen Ex-Freund gibt, spanne ich mich automatisch an. Dabei habe ich überhaupt keinen Grund um eifersüchtig zu sein und normalerweise bin ich das auch nicht. Doch ich weiß, dass gerade nichts normal ist. Und es das wahrscheinlich auch nicht so schnell wieder werden wird. Daher weiß ich, dass es jetzt keinen Sinn ergibt, wenn ich mich damit auseinandersetze.
Stattdessen muss ich mir überlegen, welchen Schritt ich als Nächstes machen soll. Mit Colin kann ich nicht darüber sprechen. Für ihn steht die Sicherheit seiner Schwester an erster Stelle. Auch mir geht es so. Allerdings kann ich mich nicht einfach an sie heften.
Früher oder später würde sie misstrauisch werden und das könnte ich verstehen. Ich muss es anders angehen. Und vielleicht habe ich so die Gelegenheit ihr näherzukommen und sie besser kennenzulernen. Ich will ihr diese Sache, und auch den Start in ihrer Familie, so leicht wie möglich machen.
Als ich mein Zimmer verlasse, sehe ich, dass ihre Mitbewohnerin ebenfalls gerade verschwindet. Sie hat ein Handy an ihr Ohr gedrückt und scheint nichts von ihrer Umwelt mitzubekommen. Nach einigen Schritten bleibe ich stehen und sehe ihr nach, während sie in einem der anderen Räume verschwindet. Da ich mich umgesehen habe weiß ich, dass es nur ein Abstellraum ist.
Kaum hat sie die Tür wieder hinter sich geschlossen sehe ich zu der, von der ich ausgehe, dass Sofia sich hinter ihr befindet. Wenn ich eine Chance habe, mich ihr zu nähern, ist das jetzt. Daher ergreife ich die Gelegenheit und gehe auf sie zu.
Laut klopfe ich, nachdem ich sie erreicht habe und warte darauf, dass sie die Tür endlich öffnet.
„Seit ihr schon fertig?“, höre ich sie auf der anderen Seite rufen. Ich brauche nicht großartig darüber nachzudenken um zu wissen, dass sie ihre Freundin damit meint.
„Hi“, begrüße ich sie, als sie nach einigen Sekunden die Tür geöffnet hat.
Überrascht sieht sie mich an, wobei ich erkennen kann, dass ihr Blick an meinen Lippen klebt. Doch dann hat sie sich bereits wieder gefangen und sieht in meine Augen.
In diesem Moment würde ich sie am liebsten ins Auto setzen und in Sicherheit bringen. Und ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, wieso ich das nicht machen soll. Doch deswegen werde ich mich nicht mit meinen Eltern streiten. Sollte sie sich allerdings in Gefahr befinden, werde ich keine Sekunde mit mir hadern und sie sofort nach Hause bringen.
„Hi“, erwidert sie, wobei ihre Stimme nicht mehr als ein leises Quietschen ist. Schnell räuspert sie und wiederholt sich, was es aber auch nicht besser macht.
„Hast du jemanden erwartet?“
„Ich dachte, dass meine Mitbewohnerin mal wieder ihren Schlüssel vergessen hat“, antwortet sie und versucht dabei ihre Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich einer Frau diese Reaktion entlocke. Doch es ist das erste Mal, dass ich mich darüber freue, weil ich es auch bei ihr schaffe.
„Kann ich dir irgendwie helfen?“ Neugierig sieht sie mich an.
„Ich habe erst vor zwei Wochen das College gewechselt, deswegen wollte ich ein paar Leute kennenlernen und hoffe, dass welche dabei sind, die das gleiche Hauptfach haben wie ich. Und ich dachte, dass es vielleicht am einfachsten wäre, wenn ich mit meinen Zimmernachbarn anfange.“
Ich sehe sie unsicher an und gebe ihr so das Gefühl, dass ich es auch bin. Dann lächle ich wieder. An ihrem Gesichtsausdruck kann ich erkennen, dass sie auf mich reagiert. Es macht sogar ein wenig den Eindruck auf mich, als würde sie sich entspannen. Doch so genau kann ich das nicht sagen, dafür kenne ich sie einfach zu wenig. Und das ist etwas, was ich dringend ändern muss. Es wurmt mich, dass ich keine Ahnung habe, was in ihrem Kopf vor sich geht.
Ich beobachte sie dabei, wie sie sich eine Strähne aus dem Gesicht streicht und ihre Hände in die Hosentaschen schiebt.
„Wenn das so ist, herzlich willkommen. Von welcher Uni kommst du denn?“
„Los Angeles.“
Ich sehe, dass es nicht spurlos an ihr vorbeigeht, als ich den Namen ihrer Heimatstadt ausspreche. Für einen kurzen Moment bekommt sie große Augen.
Da ich sie nicht aus den Augen lasse, erkenne ich, dass sie ein wenig schwankt. Allerdings greift sie sofort nach der Tür, sodass ich nicht einschreiten muss. Daher beschließe ich, dass es vielleicht besser ist, wenn ich so tue, als hätte ich nichts bemerkt.
„Wieso hast du gewechselt?“
„Ich hatte das Gefühl, als würde ich mal etwas anderes sehen müssen“, erkläre ich und ziehe die Schultern in die Höhe, um sie in der nächsten Sekunde wieder sinken zu lassen.
„Ich bin dort geboren“, flüstert sie in der nächsten Sekunde.
„Ehrlich?“ Interessiert schaue ich sie an.
„Aufgewachsen bin ich aber hier und seitdem war ich auch nicht mehr dort.“
Ich erkenne den traurigen Unterton in ihrer Stimme, als sie sich von mir abwendet.
„Wieso hast du dich für Dallas entschieden, um zu studieren?“
„Das ist eine lange Geschichte.“
Ich kenne die Antwort, doch ich will sie aus ihrem Mund hören. Allerdings macht sie keine Anstalten, mehr dazu zu sagen.
„Ich bin Aiden“, stelle ich mich schließlich vor und reiche ihr meine Hand.
„Sofia.“
Ich bemerke die Elektrizität, die zwischen uns fließt, als wir uns berühren. Um ihr zu zeigen, dass es mir auch nicht entgangen ist, räuspere ich mich und schaue unbeholfen auf den Boden. Dabei bin ich das überhaupt nicht. Doch gerade kommt es mir so vor, als würde ich ihr so ein wenig die Nervosität nehmen können.
„Es freut mich, dich kennenzulernen“, flüstere ich, während ich sie nicht aus den Augen lassen.
„Was ist dein Hauptfach? Vielleicht kann ich dir sagen, wo du Gleichgesinnte findest.“
„Biologie.“
Die Wahrheit ist, dass ich nichts damit am Hut habe. Ich weiß, wie Kinder entstehen, doch da hört mein Wissen auch schon wieder auf. Doch ich weiß, dass es ihr Hauptfach ist. Daher will ich so eine Brücke zwischen uns schlagen.
„Ich bin im letzten Jahr“, füge ich noch hinzu, als sie auch nach einer Ewigkeit nichts gesagt hat.
„Entschuldige, ich habe …“
Eine Zeitlang ist es ruhig zwischen uns. Es sieht so aus, als würde sie darüber nachdenken, was sie als nächstes von sich geben soll.
„Ich studiere auch Biologie … im zweiten Jahr“, stottert sie dann und wird ein wenig rot.
„Zwei Leute aus Los Angeles treffen sich in Dallas und studieren sogar das Gleiche. Das nenne ich mal einen Zufall.“
Ich grinse sie frech an. Dabei kann ich förmlich erkennen, wie ihr Herz anfängt schneller zu schlagen.
Ich sehe ihr an, dass sie etwas sagen will. Doch dann sieht sie an mir vorbei.
„Wie geht es Jonas?“, erkundigt sie sich.
„Es gibt ein Problem wegen morgen“, ertönt sofort eine weitere weibliche Stimme direkt neben mir. Als ich mich in die entsprechende Richtung drehe, erkenne ich ihre Mitbewohnerin.
Es dauert einen Moment, doch schließlich sieht sie von ihrem Handy auf, wobei ich die Fragezeichen in ihrem Gesicht erkennen kann.
„Das ist Aiden. Er studiert ebenfalls Biologie. Aiden, das ist meine beste Freundin Hannah.“
Ah, sie sind also nicht nur Mitbewohnerinnen, sondern Freundinnen, denke ich und beschließe, dass ich sie auch nach Möglichkeit im Auge behalten werde. Sollte Sofia wirklich in Gefahr sein, wird sie es vielleicht auch sein.
„Hi“, begrüßt sie mich schließlich.
„Freut mich“, erwidere ich. Ich lächle sie ebenfalls an, allerdings nicht so, wie ich es bei Sofia getan habe.
Und das hat nichts damit zu tun, dass sie ihre Freundin ist und mich nun wahrscheinlich im Auge behalten wird. Auf jeden Fall nicht nur. Auf diese Weise will ich Sofia zeigen, dass ich etwas für sie empfinde. Und zwar schon immer, doch das kann ich ihr noch nicht unter die Nase halten.
„Sofia, ich warte drinnen auf dich.“
Mit diesen Worten geht sie an mir vorbei und verschwindet in dem Zimmer, nachdem sie ein letztes Mal in meine Richtung gesehen hat.
„Du scheinst ihr wichtig zu sein“, stelle ich fest.
„Wie kommst du darauf?“
„Sie hat mich von oben bis unten begutachtet. Für mich sah es so aus, als würde sie sichergehen wollen, dass ich dir nicht gefährlich werde.“
Andere Männer wären vielleicht gekränkt, doch ich bin froh darüber, dass sie eine Freundin hat, der sie so viel bedeutet. Sofia bekommt große Augen, während sie versucht zu verarbeiten, was ich gerade gesagt habe.
„Tut mir leid.“
„Das braucht es nicht. Es ist doch schön, wenn man jemanden hat, der sich um einen sorgt. Ich will euch nicht weiter stören. Vielleicht sieht man sich ja mal, Sofia.“
Ich zwinkere ihr zu und gehe dann wieder zu meinem Zimmer. Mir ist bewusst, dass sie mir nachsieht, bis ich die Tür hinter mir geschlossen habe.
Ein lautes Krachen dringt mitten in der Nacht an meine Ohren und reißt mich aus meinem ohnehin schon leichten Schlaf. Ruckartig richte ich mich sofort auf.
Für gewöhnlich kann ich mich auf mein Bauchgefühl verlassen. Und gerade sagt es mir, dass etwas nicht stimmt. Daher stehe ich schnell auf und betrete den Flur.
Einige Meter von mir entfernt kann ich erkennen, dass eine Tür aufsteht und Licht dahinter scheint. Doch das ist nicht das, was mir nicht gefällt. Es ist viel eher die Tatsache, dass es sich hierbei um das Zimmer von Sofia handelt und schon wieder ein lauter Knall an meine Ohren dringt.
Ich brauche nur den Bruchteil einer Sekunde, bis ich dort bin und erkenne, was hier los ist. Und dieser Anblick gefällt mir überhaupt nicht.
Der Typ, wegen dem ich hergekommen bin, geht auf Sofia los und versucht sie in seine Gewalt zu bekommen. Sie liegt unter ihm und versucht verzweifelt sich zu befreien.
Mehr brauche ich nicht zu sehen, sodass sämtliche Sicherungen in meinem Inneren durchknallen. Ich stelle mich hinter ihn, greife nach dem Kragen seines Shirts und reiße ihn von ihr herunter. Als er neben mir auf dem Boden landet, sehe ich rot.
Er ist eindeutig einen Schritt zu weit gegangen und das werde ich ihm auch begreiflich machen.
Erneut greife ich nach ihm, ziehe ihn auf die Beine und drücke ihn gegen die Wand neben der Tür. Dann schlage ich immer wieder auf ihn auf.
Ich brauche mir keine Gedanken zu machen, er weiß genau, wer ich bin. Schon ein paar Mal sind wir uns über den Weg gelaufen. Und schon ein paar Mal habe ich ihm klargemacht, dass man sich mit mir besser nicht anlegt. Dennoch hat er es gerade getan, als er auf Sofia losgegangen ist. Und ich werde dafür sorgen, dass er das bereut.
Als ich ein leises Stöhnen hinter mir höre, drehe ich mich kurz zu ihr herum, um zu überprüfen, dass es ihr gut geht. Doch er nutzt die Gelegenheit und befreit sich von mir. In der nächsten Sekunde ist er bereits verschwunden. Zu gerne würde ich ihm nachsetzen, doch ich bin mir sicher, dass ich noch die Gelegenheit dazu haben werde.
Stattdessen gehe ich zu Sofia und helfe ihr auf die Beine, damit sie sich auf die Bettkante setzen kann.
Einige Sekunden betrachte ich sie aufmerksam. Mein Blick gleitet über ihren Körper und merkt sich jede Wunde, die sie von dem Überfall bekommen hat.
„Sofia! Ist alles klar bei dir?“
Einige Sekunden schließt sie die Augen und versucht sich wieder zu sammeln. Doch dann hat sie sich so weit wieder im Griff, dass sie mir antworten kann.
„Mir tut jeder Knochen weh. Sogar die, von denen ich nicht einmal wusste, dass ich sie habe. Und mein Kopf fühlt sich an, als wäre gerade ein Zug über ihn hinweg gerollt. Aber soweit ich es beurteilen, ist nichts gebrochen“, antwortet sie.
Langsam sinke ich vor ihr auf die Knie. Meine rechte Hand umklammert ihre Finger. Auf diese Weise will ich ihr zeigen, dass ich bei ihr bin. Meine linke fährt vorsichtig über ihre Arme und ihren Hals. Schließlich lasse ich sie auf ihrer Wange liegen. Sanft streiche ich über die rote und leicht geschwollene Stelle.
„Kanntest du ihn?“
Ich will sie das nicht fragen, doch ich muss wissen, was sie weiß. Vor allem muss ich wissen, ob sie überhaupt etwas weiß. Denn das ist der Punkt, den ich leider nicht einschätzen kann.
„Nein … Ja … Ach, ich weiß es selbst nicht“, flüstert sie seufzend und lässt den Kopf ein wenig in den Nacken fallen.
Ich versuche herauszufinden, was sie mir damit sagen will. Daher werfe ich ihr einen fragenden Blick zu.
„Er hat mich bereits vor ein paar Tagen überfallen und bedroht. Dabei hat er ein paar Sachen gesagt, die ich nicht zuordnen kann. Allerdings habe ich auch nicht weiter darüber nachgedacht. Es war ein Zufall, dass ich verschwinden konnte. Seitdem hatte ich immer wieder das Gefühl, als würde mich jemanden beobachten.“
Bei ihren Worten spanne ich mich automatisch an. Schnell entspanne ich mich jedoch wieder, damit sie nichts bemerkt. Dies ist das Wochenende geschehen, bevor ich hergekommen bin. Ich hatte die Hoffnung, dass es sich nur als falscher Alarm herausstellt, aber leider ist dem nicht so gewesen.
„Hey, es wird alles gut werden. Er ist weg und kann dir nichts mehr antun. Aber wieso hast du es mir nicht sofort gesagt?“, frage ich sie, nachdem sie geendet hat.
„Was?“, kommt es ihr schließlich über die Lippen.
„Wieso hast du mich angelogen?“, wiederhole ich meine Frage.
„Wovon redest du?“ Auf ihrem Gesicht macht sich ein verwirrter Eindruck breit.
„Als ich dich gefragt habe, ob etwas Schönes in dem Brief stand.“
Langsam dämmert es ihr, was ich meine. Ein paar Minuten ist es ruhig zwischen uns. Wir lassen den jeweils anderen nicht aus den Augen.
„Entschuldige, dass ich meine Lebensgeschichte nicht gleich jedem anvertraue, den ich zum ersten Mal sehe. Nicht einmal meine Freundin weiß darüber Bescheid.“
Ich spüre, dass sie gerade wütend ist. Daher presse ich die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen. Dies mache ich aber vor allem deswegen, weil sie sich anscheinend wirklich nicht mehr an mich erinnern kann und das tut weh. Schnell rufe ich mir zwar in Erinnerung, dass sie damals noch klein war, doch das macht es auch nicht unbedingt besser.
„Ich meine das nicht böse“, versuche ich die Wogen wieder zu glätten. „Es ist nur so, dass man viel hört. Und wenn ich dann erfahre, dass du ihm heute nicht zum ersten Mal über den Weg gelaufen bist, mache ich mir halt Sorgen.“
„Ich wollte dich nicht so anfahren“, entschuldigt sie sich bei mir.
„Kein Problem. Du hast ja recht, es geht mich nichts an.“
„So meine ich das nicht“, versucht sie die Situation zu retten.
„Da er es anscheinend auf dich abgesehen hat, hast du nun die Wahl“, fahre ich fort und reiße sie so aus ihren Gedanken, die anscheinend gerade ganz woanders sind.
„Die Wahl? Wozwischen denn?“ Überrascht sieht sie mich an.
„Entweder schlafe ich bei dir oder du bei mir.“ Meine Stimme lässt vielleicht den Eindruck aufkommen, als wäre es das Normalste auf der Welt für mich. Doch das ist nicht so. Allerdings will ich ihr nicht noch mehr Angst machen.
Doch ich weiß, wozu dieser Mann in der Lage ist. Und das reicht mir.
„Kann ich auch Nein sagen?“
„Eigentlich nicht“, gebe ich nach ein paar Sekunden zurück.
„Dann haben wir ein Problem. Ich werde sicherlich nicht bei dir schlafen und du nicht bei mir.“
Ich kann nicht verhindern, dass ich die Augen ein wenig zusammenkneife und mein Gesicht einen missbilligenden Ausdruck annimmt.
„Sofia“, stöhne ich.
„Ich bin dir dankbar, dass du mir geholfen hast. Aber vielleicht kannst du dir vorstellen, dass ich nach der Erfahrung gerade nicht die Nacht mit einem fremden Mann in einem Zimmer verbringen werde.“
Automatisch zucke ich zusammen, was ich auch nicht vor ihr verheimlichen kann. Doch ich habe mich schnell wieder im Griff, sodass ich mir sicher bin, dass sie nicht näher darauf eingehen wird.
„Ich werde dir mit Sicherheit nichts tun. Mein Mitbewohner ist das Wochenende ebenfalls nicht da. Du kannst sein Bett haben“, starte ich einen weiteren Versuch.
„Und sonst würden wir uns eines teilen?“
Ich spüre, dass sich ihr Körper langsam beruhigt und sie die gleiche Bissigkeit bekommt, die sie damals schon hatte. Doch so habe ich sie in Erinnerung. Sie ist noch nie von ihrem Standpunkt zurückgewichen und ehrlich gesagt bin ich froh, dass sich das nicht geändert hat. Auch, wenn es mir nun alles einfacher machen würde.
„Dann würde ich auf dem Boden schlafen“, erwidere ich ernst.
„Das ist lieb von dir und ich danke dir, dass du mir geholfen hast. Aber ich brauche Ruhe.“
„Okay“, flüstere ich. „Versprich mir aber, dass du dich bei mir meldet, falls etwas sein sollte.“
Während ich spreche, greife ich nach einem leeren Zettel und einem Stift und schreibe meine Handynummer darauf. Dann erhebe ich mich, was zur Folge hat, dass sie ebenfalls aufsteht. Da Sofia noch ein wenig wackelig auf den Beinen ist, stützt sie sich am Schrank ab.
Besorgt sehe ich sie an. In diesem Moment bin ich mir nicht sicher, ob sie diese Nacht hier wirklich alleine aushält, oder ob sie nur so tut. Doch wenn ich sie danach frage, wird sie wahrscheinlich wieder sauer und ich habe keine Lust, mich mit ihr zu streiten.
„Schreib mir eine Nachricht, oder ruf mich an, sobald du wach bist“, weise ich sie an. Dann beuge ich mich ein Stück nach unten und küsse sanft die rote Stelle in ihrem Gesicht.
Ich spüre, dass sie die Luft einzieht, sich das jedoch nicht anmerken lassen will. Daher beschließe ich, dass ich auch nicht näher darauf eingehen werde.
„Gute Nacht, Aiden“, flüstert sie.
„Gute Nacht, Sofia. Schließe die Tür hinter mir ab.“
Mehr sage ich nicht, sondern verschwinde.
Doch in dieser Nacht werde ich nicht schlafen. Ich werde Colin eine Nachricht schreiben und dann wach bleiben, damit ich sicher gehen kann, dass nicht noch einmal etwas passiert.