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ОглавлениеSarah Glicker
Seal Team 9
Riley & Joy
Sarah Weber
Alter Postweg 31a
48477 Hörstel
Copyright by Sarah Weber
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Riley
„Wir haben schon gedacht, dass ihr überhaupt nicht mehr kommt“, verkündet Caiden, als Sean und ich die Bar betreten.
Ich brauche mich nicht großartig umsehen, um sie zu entdecken. Meine Freunde sind die Einzigen in dem Laden, die alle Blicke auf sich ziehen. Hauptsächlich von den Frauen, aber gerade sehen sie nicht so aus, als würde es sie interessieren.
Keiner der Jungs würdigt sie eines Blickes, stattdessen sehen sie in unsere Richtung.
„Wir mussten den Bericht noch von unserem letzten Einsatz fertig machen“, erkläre ich und zucke mit den Schultern. „Ihr wisst, wie der Sergeant ist, wenn der nicht pünktlich ist. Und bei seiner schlechten Laune wollte ich mein Glück nicht herausfordern. Allerdings war er schon verschwunden, als ich in sein Büro gekommen bin. Doch so hat er ihn morgen früh als Erstes dort liegen.“
Es ist nichts Ungewöhnliches, dass es ewig dauert, bis diese fertig sind. Wir müssen alles ganz genau aufschreiben, damit unsere Chefs abgesichert sind und im Ernstfall sogar jedes Wort, welches ausgesprochen wurde, nachvollziehen und belegen zu können.
Wir sind zwar Navy Seals und befreien die Leute aus dem Mist, in den sie sich meistens selber hineingeritten haben, um es ganz extrem auszudrücken, doch das heißt nicht, dass wir um den Papierkram herumkommen, auch wenn ich das gerne würde. Das ist jedoch etwas, was jeder von uns gerne verdrängt und solange vor sich herschiebt, wie es nur irgendwie geht.
„Dieser Einsatz war eine totale Katastrophe. Ich habe den Bericht schon auf dem Rückflug fertig gemacht, damit ich es hinter mir habe“, murmelt Brady und verzieht das Gesicht.
Es war sein erster Einsatz, seitdem seine Beurlaubung aufgehoben wurde. Da hätte es sicherlich bessere gegeben. Aber er hat das super gemacht, wie immer.
„Wie hat Kendra es verkraftet, das erste Mal alleine zu sein, während du im Ausland bist?“, erkundigt sich nun Killian und dreht sich zu Brady. „Meine Schwester bekommt bis heute noch Alpträume, wenn mein Schwager einen Einsatz hat.“
Brady ist der Einzige aus unserem Team, der sich in festen Händen befindet, wie ich es immer ausdrücke. Doch ich freue mich für ihn. Er hat eine harte Zeit hinter sich und es verdient, endlich glücklich zu sein. Um genau zu sein hat Kendra ihn aus einer sehr schweren Zeit herausgeholt. Sie war da und hat ihm die Stirn geboten, als er das gebraucht hat.
„Nach außen hin tut sie so, als hätte sie kaum darüber nachgedacht“, erklärt er nun, scheint jedoch nicht ganz davon überzeugt zu sein.
Nachdenklich verzieht er das Gesicht und scheint einen Moment darüber nachzudenken.
Ich kenne ihn lange genug um, um es sofort zu merken, dass ihn gerade etwas beschäftigt.
„Du glaubst es ihr aber nicht“, stelle ich nun fest.
„Ich habe oft genug mit den Kollegen gesprochen um zu wissen, dass Frauen sich ähneln, wenn es um unseren Job geht. Sie machen sich Sorgen und zerbrechen sich den Kopf über die Dinge, die geschehen können. Allerdings werde ich sie nicht darauf ansprechen, bis sie damit anfängt. Sie soll nicht wissen, dass ich sie durchschaut habe. Auch wenn ich nicht will, dass sie sich Sorgen macht. Doch ich glaube, dass es nicht die beste Idee ist, wenn ich damit beginne.“
Kaum hat er ausgesprochen, sehen ihn alle am Tisch mit hochgezogenen Augenbrauen an. Doch Brady nimmt nur einen großen Schluck aus seinem Bierglas.
„Deswegen werde ich mich gleich auch auf den Weg machen“, verkündet er nun.
„Du bist ja ein richtiger Softie geworden“, zieht Sean ihn lachend auf.
„Ich ziehe ja wirklich gerne mit euch um die Häuser. Allerdings verbringe ich noch lieber Zeit mit meiner Freundin. Vor allem dann, wenn ich eine Woche nicht da war.“
Brady schlägt ihm auf die Schulter und sieht ihn mitleidig an.
Ich bin froh darüber, dass er wieder er selber ist. Es gab nämlich eine Zeit, da habe ich mir Sorgen gemacht. Zu dieser Zeit hatte ich zwischendurch die Befürchtung, dass er überhaupt nicht mehr ins Team kommt. Doch das würde ich ihm nicht sagen.
„Auf den letzten Einsatz“, erkläre ich nun und hebe mein Bierglas.
„Und vor allem darauf, dass alle so einfach sind“, stimmt Cole mir zu.
Mir liegen die Worte auf der Zunge, dass er vielleicht etwas zu einfach war. Doch die behalte ich für mich. Ich will kein Spielverderber sein, mal ganz davon abgesehen, dass die anderen es selber auch wissen. Doch keiner spricht es aus.
Während der nächsten Stunden feiern wir unsere Rückkehr. Wir sind nicht nur ein Team, sondern auch Freunde. Und darüber bin ich froh. Ich weiß nämlich, dass das nicht bei allen Teams so ist. Deswegen werden wir von dem einen oder anderen beneidet werden.
„Ich hole Nachschub“, verkünde ich und zeige dabei auf die leeren Gläser, die sich auf dem Tisch befinden.
Schnell greife ich nach ihnen und mache mich auf den Weg, ohne darauf zu warten, ob vielleicht noch jemand etwas sagen will.
Als ich zur Bar gehe, spüre ich die Blicke der Frauen auf mir. Mir ist bewusst, dass sie mich aufgrund meines Shirts als ein Mitglied der Armee erkennen. Nicht unbedingt als Navy Seal, doch ich weiß, dass es mehr als genug Frauen gibt, denen das egal ist. Viele sind nur hinter einem Soldaten her.
Ihnen geht es nur darum, dass sie eine spannende Nacht erleben, von der sie am nächsten Tag ihren Freundinnen berichten können. Zumindest habe ich bis jetzt diese Erfahrung gemacht. Allerdings gibt es da auch noch die anderen, die der Meinung sind, dass sie ruhe vor ihrem Mann haben, wenn sie einen Soldaten heiraten. Das, was Brady mit Kendra hat, ist wirklich selten.
Bis jetzt habe ich das noch immer ausgenutzt und es gibt keinen Grund für mich, wieso ich das nicht auch heute machen sollte. Schließlich bin ich gerade von einem Einsatz wieder nach Hause gekommen. Allerdings werde ich noch etwas warten, ehe ich mir meine Gespielin für diese Nacht aussuche.
Schnell gebe ich dem Barkeeper ein Zeichen und warte darauf, dass er die gefüllten Gläser vor mir abstellt. Dann drehe ich mich herum und will zurückgehen. Doch so weit komme ich überhaupt nicht.
Kaum habe ich mich in Bewegung gesetzt, läuft jemand in mich rein, sodass ich beinahe die Gläser fallen lasse.
„Pass doch auf“, fahre ich denjenigen an, wobei ich den genervten Unterton nicht aus meiner Stimme heraushalten kann.
Erst, als ich mich in die entsprechende Richtung drehe, entdecke ich eine Frau, die mich entschuldigend ansieht. Doch dann kneift sie die Augen zusammen und ihr Blick wird ernst. Und das, nachdem sie das Logo auf meinem Shirt betrachtet hat.
„Na klasse“, seufzt sie und verdreht die Augen. „Das hat mir gerade noch gefehlt.“
Im ersten Moment bin ich von ihrer Reaktion zu überrascht, sodass ich überhaupt nicht weiß, was ich sagen soll. Und das ist etwas, was wirklich nicht sehr oft passiert. Doch dann betrachte ich sie genauer.
Sie trägt eine Jeans, die so aussieht, als wäre sie ihr etwas zu groß. Ihr rosafarbenes Shirt, unterstreicht den Eindruck, als hätte sie sich in der Wahl des Outfits getäuscht. Ihre blonden Haare fallen ihr wirr ins Gesicht.
Alles in einem macht sie den Eindruck auf mich, als wäre sie überstürzt hergekommen, sodass sie keine Zeit mehr hatte, sich etwas Passendes anzuziehen. Sie sieht ein wenig so aus, als würde sie lieber auf dem Sofa liegen und sich einen Film ansehen, als hier zu sein.
„Kennen wir uns?“, frage ich sie neugierig und ziehe meine Augenbrauen ein Stück nach oben.
In meinem Kopf forsche ich nach ihrem Gesicht. Doch bis jetzt habe ich sie noch nie gesehen. Daher kann ich mir auch ihre Reaktion nicht richtig erklären.
Wenn ich ehrlich bin, habe ich eigentlich überhaupt keine Lust, mich mit ihr zu unterhalten. Ich will Spaß mit meinen Freunden haben und mir später eine Frau nehmen, um die Nacht mit ihr zu verbringen. Aber genauso gerne würde ich den Grund für ihre Reaktion erfahren.
„Zum Glück nicht“, erwidert sie nur.
„Ich bin Riley“, stelle ich mich ihr vor.
Einen Moment betrachtet sie mich, als würde sie nicht wissen, wie sie darauf reagieren soll.
„Joy“, gibt sie schließlich zurück und macht dabei Anstalten, an mir vorbeizugehen.
Doch so einfach werde ich es ihr nicht machen. Daher mache ich einen Schritt nach vorne und stelle mich ihr so in den Weg.
Ihre Augen funkeln wütend, als sie meine Absicht bemerkt. Dabei ist sie mir so nah, dass sie ihren Kopf ein Stück in den Nacken legen muss, um mich ansehen zu können.
„Darf ich vorbei?“, erkundigt sie sich.
Gleichzeitig wirft sie mir einen genervten Blick zu, der mich nur noch mehr herausfordert.
„Sobald du mir verrätst, wieso du anscheinend so schlechte Laune hast.“
Ich spiele mit ihr und ich bin mir sicher, dass sie das auch weiß. Doch das ändert nichts daran, dass ich genau das machen will.
Mit einem schiefen Grinsen sehe ich sie an. Ich erkenne, dass sie im ersten Moment keine Ahnung hat, wie sie darauf reagieren soll.
„Ich wüsste nicht, was dich das angeht“, zischt sie schließlich.
„Du befindest dich in einer Bar und solltest lieber Spaß haben.“
„Am besten noch mit dir“, erwidert sie und verzieht das Gesicht.
„Wieso nicht?“
Es gibt ungefähr tausend Gründe, wieso ich nichts mit ihr anfangen würde. Ganz oben auf der Liste steht die Tatsache, dass sie einfach nicht mein Typ ist. Doch gerade geht es darum, sie aus ihrer Reserve zu locken. Ich will feststellen, wie weit sie gehen würde.
Einen Moment sieht sie mich nachdenklich an. Ich bin mir sicher, dass sie sich gerade überlegt, wie sie am besten von hier verschwinden kann.
„Ihr seit doch alle gleich. Ihr denkt, nur weil ihr eine Uniform tragt, würde euch die Welt gehören. Aber ich muss dich enttäuschen. Das ist eindeutig nicht so“, ruft sie mir über den Lärm, der uns umgibt, hinweg zu.
Überrascht, da ich damit nicht gerechnet habe, ziehe ich meine Augenbrauen ein Stück nach oben.
Einige Sekunden bleibt sie noch stehen, wobei ich ihren genervten Gesichtsausdruck erkennen kann. Doch dann setzt sie sich in Bewegung und geht an mir vorbei.
Erst überlege ich, ob sie ein weiteres Mal daran hindern soll. Doch dann entscheide ich mich dagegen. Ich habe keine Lust, mir diesen Abend von einer Zicke verderben zu lassen, die eindeutig mal richtig flach gelegt werden muss, damit sie den Stock aus ihrem Arsch zieht. Stattdessen will ich den Erfolg unseres Einsatzes feiern.
Dennoch sehe ich ihr nach, bis sie in der Menge verschwunden ist. Gleichzeitig frage ich mich, was ihr Problem ist. Allerdings kenne ich sie eindeutig zu wenig, um das auch nur ansatzweise zu sagen.
Erst, nachdem sie aus meinem Sichtfeld getreten ist, gehe ich zurück zu meinen Freunden.