Читать книгу Der Handwerker und zehn andere erotische Erika Lust Geschichten - Sarah Skov - Страница 6
Ein neuer Freund
ОглавлениеBarcelona ist eine große Stadt. Ich kenne niemanden außer den Kollegen an meinem neuen Arbeitsplatz. Sie haben mir auch von dem Freibad erzählt. Es liegt nicht weit von meiner neuen und spärlich möblierten Wohnung entfernt. Die Kollegen hatten irgendwie herausgefunden, dass ich gerne schwimme. Seit ich denken kann, liebe ich Wasser. Das Schwimmbad. Den Fluss in meiner Heimatstadt. Besonders die Nordsee.
Es ist warm in Spanien. Ich radle in einem leichten Rock durch den Verkehr und tue mich immer noch schwer, den Weg zu unbekannten Orten zu finden. Schweißtropfen rinnen von den Oberschenkeln in die Kniekehlen.
Das Freibad liegt in einem ruhigen Viertel. Umgeben von hohen Mauern und einem großen, roten Gebäude. Keine Schlange vor dem Eingang. Ich gehe direkt zu der Dame am Schalter. Sie teilt mir erst auf Spanisch, dann auf Englisch mit, dass die Becken in nur zwei Stunden schließen werden. Ich kaufe trotzdem ein Ticket.
Außer mir ist niemand in der Umkleide gerade am Ankommen. Nur eine ältere Dame und eine Mutter mit zwei Kindern machen sich gerade auf den Heimweg. Sie nicken mir lächelnd zu. Ich stelle mich unter die Dusche. Der blaue Badeanzug fühlt sich auf der Haut kalt, aber weich an und schmiegt sich eng an den Körper. Ich habe ihn vor meiner Abreise gekauft. Meine sonnengebräunten Beine lassen auf die Länge meines Rocks schließen, obwohl ich noch nicht besonders lang in diesem sommerlichen Klima lebe. Die Tür zur Umkleide öffnet sich und anhand der Schritte und Stimmen kann ich die kleinen Kinder und ihre Mutter verschwinden hören. Mein Magen zieht sich spürbar zusammen. Eine riesige Stadt wie diese, und doch so allein.
Die Sonne spiegelt sich grell auf dem Wasser. Ich schirme sie mit der Hand ab und verschaffe mir einen Überblick. Die Fliesen sind warm. Der Ort hat seinen Charme. Am untersten Treppenabsatz hat der seit vielen Jahren tägliche Gebrauch kleine Rostflecke hinterlassen. Es gibt zwei Becken. Das eine ist leer und still. Im anderen krault jemand – ein Mann. Zwischen den Becken steht eine weiße Hütte, in der ein Rettungsschwimmer auf seinem Handy Fußball schaut. Das Wasser ist angenehm kühl in der Hitze. Ich tauche unter und mache die Haare nass, sodass es eng anliegen. Ich lege mich auf den Rücken und lasse mich treiben. Die Sonne steht hoch am wolkenlosen, blauen Himmel. Mein Gesicht, meine Brüste und mein Schoß schauen gerade so über der Wasseroberfläche hervor. Die Nachmittagssonne wärmt den Körper und die Haut beginnt unter dem Badeanzug zu kribbeln.
Es knistert unter Wasser, genau wie zu Hause in Dänemark, als ich klein war und den Schwimmkurs besucht habe. Damals stand ich auf Tobias – zweifelsohne der Beste des ganzen Schwimmteams. Way out of my league. Ich gehörte damals nicht zu denen, die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Eines Tages stahl ich Tobias’ Badehose und versteckte sie in einer Schachtel unter meinem Bett. Für eine lange Zeit duftete sie nach Schwimmbad, wenn ich sie herausholte. Solange fischte ich sie immer wieder aus der Schachtel, um die Schmetterlinge im Bauch zu spüren. Meine aufkeimende Sexualität. Meine ersten erotischen Träume über Tobias und mich bis in alle Ewigkeit. Seitdem habe ich nie wieder gestohlen.
Mein Fuß stößt an den Beckenrand. Ich stoße mich leicht ab und treibe wieder in Richtung Mitte. Noch immer ist das Wasser ruhig und ungestört. Aus dem Augenwinkel nehme ich derweil Kontakt zu dem Rettungsschwimmer auf, aber das Fußballspiel nimmt ihn vollkommen in Anspruch. Ich spreize meine Beine ein wenig. Das kühle Nass fließt meine Waden und Schenkel entlang und schlägt in kleinen, sanften Wellen gegen meinen Schoß. Ich döse vor mich hin und lasse mich von Lust und Zufriedenheit verschlingen. Die Sonnenstrahlen färben die geschlossenen Lider dunkelrot. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal so einsam und so glücklich gewesen bin.
Irgendwann werden die Schwingungen im Wasser größer. Der junge Mann, der zuvor im anderen Becken geschwommen war, ist nun in meines gezogen. Er grüßt mit einem Nicken und beginnt wieder vor und zurück zu kraulen. Jetzt ist es nicht mehr möglich, sich treiben zu lassen. Ich betrachte ihn. Seine durchtrainierten Arme. Ich verstehe nicht, warum er das Becken gewechselt hat und bin genervt, dass er meine Ruhe stört. Träge schwimme ich ein paar Bahnen mit dem Kopf über Wasser und werde mehrfach überholt.
Zuletzt stelle ich mich in eine Ecke und trete Wasser. Ich tauche unter und öffne die Augen. Der Mann ist durchtrainiert und muskulös. Seine Hinterbacken sind gespannt, wenn die Beine ausschlagen. Ich tauche wieder auf und halte mich mit einer Hand am Beckenrand fest. Wenn der Mann sich von mir entfernt, lasse ich die Hand zwischen meine Beine gleiten. Während der ersten Bahn streichle ich den G-Punkt getrennt durch den Stoff des Badeanzugs. Als der Mann ein zweites Mal umkehrt und fortschwimmt, lasse ich die Hand unter den Stoff gleiten. Unter der Wasseroberfläche entblöße ich eine Brust und massiere sie sanft. Der Körper ist warm. Besonders mein Unterleib. Das Wasser ist kalt. Die Bewegungen werden stärker. Meine Wangen glühen und während meine Aufmerksamkeit abzuschweifen beginnt, hält er plötzlich inne. Er schaut mich von der anderen Seite des Beckens geradewegs an. Er nimmt Badekappe und Schwimmbrille ab und offenbart ein schönes Gesicht mit kräftigem, dunklem Haar. Er starrt. Meine Hand im Schoß ist wie erstarrt. Hat er bemerkt, was ich mache? Ich starre zurück. Ich habe Lust auf ihn. Ein Zufall kann es nicht sein, dafür hält er den Blick zu lang aufrecht. Dann nimmt er plötzlich die Leiter nach draußen. Er geht den ganzen Beckenrand entlang und bleibt genau hinter mir stehen. Erst sagt er etwas auf Spanisch. Als er sieht, dass ich ihn nicht verstehe, wechselt er ins Englische.
„They are closing soon.“
Ich lächle. „Thanks.“
Er lächelt auch, nimmt sein Handtuch von der Bank und geht auf die Umkleide zu. Ich schwimme zur Treppe und folge ihm. Bevor er die Tür zur Herrenumkleide öffnet, schaut er zurück. Er sieht mich. Ich bleibe stehen. Er lacht leicht und geht hinein. Ich bleibe im Flur stehen. Höre mein Herz schlagen. Sonst ist alles still. Durch die hohen Fenster im Flur kann ich den blauen Himmel über Barcelona sehen. Ich gehe an der Tür zur Damenumkleide vorbei und nähere mich der Herrenumkleide. Zuerst werfe ich einen Blick über meine Schulter, dann schiebe ich die Tür vorsichtig einen spaltbreit auf. Ich kann den Mann pfeifen hören, als wüsste er, dass er nicht allein ist. Die Wände hallen wider. Ich orientiere mich. Außer ihm ist niemand in der Umkleidekabine. In einem Sekundenbruchteil geht er am Türspalt vorbei zur Dusche. Sein Hintern ist nackt, über den Schultern hängt ein Handtuch. Das erregt etwas in meinem Unterleib. Ich werfe noch einen Blick nach hinten und betrete dann die Umkleidekabine. Obwohl ich das nicht tun müsste, bewege ich mich auf leisen Sohlen über die Fliesen. Im Hintergrund läuft die Dusche. Auf der Bank liegt die dahingeworfene Badehose des Mannes. Ich nehme sie in die Hand und rieche daran. Der gleiche schwache Geruch nach Chlor, wie als ich klein war. Ich will sie mit in meine neue Wohnung nehmen und in einer Schachtel unter meinem Bett verstecken. Etwas tun, das ich nicht darf. Etwas tun, das ich nicht mehr getan habe, seit ich ein Teenager war. Ich knäule den Stoff zusammen und bin schon auf dem Weg nach draußen, als der Mann aus der Dusche ruft:
„Hey, girl.“
Ich bleibe stehen. Er kann mich nicht sehen. Einen Augenblick glaube ich, mich verhört zu haben.
„Come here, girl“, sagt er bestimmt, aber verlockend.
Ich lege seine Badehose beiseite und begebe mich mit vorsichtigen Schritten zu den Duschen. Die Fugen zwischen den Fliesen sind weich, aber rau. Vorsichtig. Ich habe nichts Verbotenes getan. Was soll schon passieren? Mein Unterleib zieht sich zusammen. Der Mann steht nackt unter der Dusche. Die weiße Seife verteilt sich auf seiner dunklen Haut. Er berührt sich, streicht zaghaft mit der Hand über seinen Penis. Ich bleibe beobachtend stehen, obwohl ich überrascht bin. Es ist Sinn der Sache, dass ich ihn dabei sehe. Ohne ein weiteres Wort ziehe ich einen Träger von meiner Schulter, daraufhin den anderen, während ich ihm in die Augen schaue. Der Mann betrachtet mich. Meine Brüste schaukeln unter dem Stoff hervor. Ich schwanke die Hüften, um den Anzug weiter nach unten zu bekommen, und er fällt zu Boden. Der Mann lächelt.
„Cute“, sagt er.
Ich gehe zu ihm. Er zieht mich unter das warme Wasser, nimmt meine Brüste in die Hände und leckt über die Brustwarzen. Dann dreht er mich zur Wand und platziert meine Hände auf den kalten Fliesen. Er kniet sich zwischen meine Beine. Mit den Händen spreizt er meine Hinterbacken, ehe er sein Gesicht dazwischen versenkt und die Zunge vor und zurück fahren lässt. Ich bin frei, offen, glücklich und erschrocken über mich selbst. Meine Seufzer hallen von den Wänden wider. Meine Knie geben nach. Der Rettungsschwimmer oder die Frau vom Ticketschalter könnten jederzeit hereinplatzen.
Wieder und wieder stoppt die Dusche automatisch. Mein Unterleib bebt. Der Mann erhebt sich wieder. Ich knie mich hin. Er hält mit einer Hand meinen Kiefer fest, neigt meinen Kopf nach hinten. Sein Blick ist fern, aber intensiv. Das warme Wasser läuft von seinem Körper auf meinen.
Wir bewegen uns von der Duschkabine in die Umkleide. Er hält mich ein wenig auf Abstand. Ich beuge mich über die Umkleidebank. Der Mann streicht über meinen Hintern und die Oberschenkel abwärts, kneift liebevoll in meine weiche Haut. Er nimmt seine Badehose und legt sie vor mich.
„Did you want these?“, sagt er und zeigt auf mein Diebesgut.
Er kommt näher und dringt von hinten in mich ein. Ich greife nach der Bank, um das Gleichgewicht zu halten. Mein feuchtes Haar tropft und wippt sanft im Takt seiner Stoßbewegungen vor meinem Gesicht. Seine Hände umklammern meine Hüften. Es hallt von den Wandfliesen wider, wenn seine Hüften gegen meine Haut stoßen. Wir haben kaum miteinander gesprochen. So etwas habe ich noch nie zuvor gemacht. Sein Stöhnen ist tief und kehlig. Immer wenn er kurz vor dem Höhepunkt ist, zügelt er das Tempo und hält sich zurück.
Hinter uns liegt ein Stapel Turnmatten und eine Menge zusammengerollte Yogamatten. Der Mann nimmt mich am Handgelenk und führt mich dorthin. Ich lege mich auf den Bauch. Er schiebt eine Yogamatte unter meine Hüften und hebt meinen Po damit ein Stück an. Ich kann seine warme Haut hinter mir spüren. Vorsichtig streicht er das Haar aus meinem Gesicht und ich lege eine Wange auf die Matte. Er nimmt meine Hand und führt sie zwischen meine Beine. Die weiche Yogamatte entspannt, sodass es sich nach wie vor angenehm anfühlt. Der Mann setzt sich auf seine Fußsohlen und entblößt mich mit seinen Handflächen.
„Let’s try this“, sagt er auf mir liegend.
Ich werfe ihm einen aufrichtigen Blick zu und nicke. Er beißt in meine Lippe, bevor er die Eichel ansetzt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zuletzt anal experimentiert habe, jedenfalls nie mit einem Unbekannten. Der Mann legt sein ganzes Gewicht auf mich und spreizt meine Beine ein wenig mit seinen. Ich folge seinem Rhythmus. Er beginnt langsam. Dann nehmen die Stöße zu und werden hektischer. Die Matten verschieben sich unter uns. Diesmal hält er sich nicht zurück. Ich höre seiner Kehle an, dass der Höhepunkt herannaht. Er kommt lauthals. Wir lachen. Mir ist bewusst, dass jeder im Gebäude uns jetzt gehört hat. Er küsst meinen Nacken, kommt zu sich, steht auf und geht wieder in die Dusche. Mein Körper ist warm und zufrieden. Mit festen Bewegungen fährt meine Hand zwischen meine Beine. Ich stelle mir vor, dass der Mann noch immer in mir ist. Meine Hand schwitzt zwischen der Gummiunterlage und meiner warmen Haut. Ununterbrochene Gedanken an den Mann und mich. Das Begehren zwischen unseren Körpern, das laue Klima und die uns umgebenden nasskalten Elemente. Das verbotene Treffen und sein strafendes, doch verlockendes Verhalten. Als ich komme, bemerke ich, dass er Mann das Bad wieder verlassen hat und mich aus der Ferne betrachtet. Er hebt seine Badehose auf und kommt zu mir. Mit glühenden Wangen liege ich ganz ruhig da. Er legt die Hose neben mich und küsst mich auf die Wange.
„You can borrow these. Remember to bring them next week“, neckt er mich.
Er beginnt sich anzuziehen, als wäre es ein Badetag wie jeder andere. Ich schaue, dass ich in die Damenumkleide komme. Überrascht, was ich da gerade getan habe, halte ich die Hand vor den Mund. Anstatt zu duschen, zupfe ich den Badeanzug sorgfältig zurecht und kämme mein feuchtes Haar mit der Bürste fest nach hinten. Danach ziehe ich meinen Rock an und schlüpfe in die Sandalen, all das mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Die Dame am Ticketschalter ist nicht mehr da. Die Temperatur hat sich seit meiner Ankunft nicht verändert. Ich gehe zu meinem Fahrrad. Während ich es aufschließe, höre ich den Mann plötzlich sprechen. Seine Stimme ist laut und fröhlich. Als ich einen Blick über die Schulter werfe, steht er vor den Türen zum Freibad und unterhält sich mit dem Rettungsschwimmer. Scheinbar sind sie beide auf dem Heimweg. Es sieht aus, als würden sie sich kennen. Der Mann schaut zu mir. Er hebt die Hand und winkt.
„Nice to meet you“, ruft er herüber.
”See you next week.”
Ich lächle, setze mich aufs Fahrrad und winke ihm über die Schulter zu. Es sieht aus, als hätte ich einen neuen Freund gefunden. Der warme Fahrradsattel zwickt und brennt angenehm an meinen Oberschenkeln.