Читать книгу Schieben sie noch ... oder TUN® sie schon? - Sascha B. Morgenstern - Страница 10

Unser SEPP®

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Wie oft in Ihrem Leben haben Sie sich vorgestellt, nicht der zu sein, der Sie sind, sondern ein begnadeter Künstler, ein wohlhabender Unternehmer oder nur ein anderer Mensch? Solange diese Vorstellungen „Vorstellungen“ sind und bleiben, sprechen wir von Imaginationen. Ich möchte Ihnen ein weiteres „vorgestelltes Wesen“ vorstellen:

Die „Selbst-Erfüllende- Prophezeiungs-Person“ namens SEPP®.

Stellen Sie sich unseren SEPP® als kleines Männchen in unserem Gehirn vor. SEPP® wird Ihnen zur Seite stehen, um die komplizierten und vielschichtigen Prozesse, die in unserem Gehirn ablaufen, leichter und besser zu verstehen. Sie können sich Ihren SEPP® ruhig vermenschlicht ausmalen, in Badehose oder Frack, im Dirndl oder Abendkleid, wie auch immer. Wichtig ist, dass er wichtige Aufgaben für Sie zu erfüllen hat. Er soll Sie auch darin unterstützen, den Inhalt dieses Buches dissoziiert aufzunehmen.

SEPP® nimmt alle Sinneswahrnehmungen auf und ordnet sie als „Bilder“ in unserem Gehirn ein. Ihr Sepp® geht hier sehr ordentlich vor und ordnet die Bilder nach Themenstellungen. Sie können „Unser letzter Urlaub“, „Hochzeit“, „Unser Kind“ oder „Vorstellungsgespräch“ lauten. Unser SEPP® kann dann bei Bedarf die Bilder schneller wiederfinden. Selbstverständlich verfügen Sie mit Ihrem SEPP® über verschiedene Bilder. Das Gesehene haben Sie sozusagen „fotografiert“. Ihr Sepp® klebt die Fotos in Alben und legt Sie im Fotoregal ab. Das Gehörte hat Ihr SEPP® auf CDs gebrannt und legt es im CD-Regal ab. Das Gefühlte schließlich, also alles, was Sie getan und dabei empfunden haben, kommt als Gefühlspaket in ein weiteres Regal. Mit jedem Gedanken, den Sie denken, erhält unser SEPP® neue Arbeit. Mal ist er dabei, neue Bilder einzusortieren. Mal ist er gehalten, für seinen „Chef“ – also für Sie – vorhandene Bilder hervorzuholen, damit Sie Ihre Bilder denken und aussprechen können. Sie können sich das noch nicht vorstellen?

Bitten Sie doch ganz einfach eine andere Person, mit Ihnen ein kleines Experiment zu machen. Stellen Sie dieser Person die folgenden Fragen und achten dabei auf die Augenstellungen Ihres Gegenübers, bevor die Fragen beantwortet werden.

1. Was haben Sie sich während Ihres Urlaubs in Deutschland angesehen?

2. Beschreiben Sie die Stimme Ihres Wohnungsnachbarn! Wie klingt seine Stimme?

3. Was fühlen Sie, wenn Sie an Ihren (Ehe-)Partner denken?

Sie werden jetzt eine interessante Beobachtung machen. Bei der Beantwortung der ersten Frage gehen die Augen Ihrer Versuchsperson nach oben, bei der Beantwortung der zweiten Frage halten sie sich in der Mitte, bei der Beantwortung der dritten Frage gehen die Augen nach unten. Verantwortlich für diese Augenbewegungen ist: Ihr SEPP®!

Er hat Verbindung zu den Augen, den Ohren und zum Gefühl seines „Chefs“.

Im oberen Regal, dem Fotoregal, legt Ihr SEPP® alle visuell abgesicherten (gesehen) Bilder ab. Ihre Pupillen gehen nach oben, wenn Sie gefragt werden: Was haben Sie sich in Ihrem Urlaub in Deutschland angesehen?

Im mittleren Regal, Ihrer CD-Sammlung, legt Ihr SEPP® das Gehörte ab. Fragen Sie ihren SEPP® danach, sind die Pupillen geradeaus gerichtet.

Im unteren Regal schließlich finden sich die Bilder, die mit dem TUN® in Verbindung stehen, die Gefühlspakete.

Wie Sie Ihre jeweiligen Bilder denken und was Sie schließlich kommunizieren, hängt auch von den „Eigenarten“ Ihres SEPP® ab:

„Super“ – SEPP®


Unser SEPP® hat keine festen Schlafenszeiten, er ist immer in Aktion. Selbst in der Nacht leistet er Schwerstarbeit. Deshalb wirkt er tagsüber manchmal etwas müde. Kein Wunder, schließlich musste er nachts alle Bilder einsortieren, die er tagsüber nicht geschafft hat. SEPP® hilft Ihnen bei der Verarbeitung des Tages, bei der Bearbeitung von Aufgaben bzw. bei der Bewältigung von Problemen, die Sie schon lange mit sich herumtragen. Und schließlich: Sie träumen. So wichtig sind die nächtlichen Aktivitäten unseres SEPP®. Schließlich kann kein Mensch ohne zu träumen überleben.

Hyperaktiv-SEPP®


Haben Sie z. B. zu viel Alkohol getrunken, dann kann sich Ihr SEPP® nicht mehr konzentrieren. Er bringt vieles durcheinander. Dann färbt er Ihre Bilder rosarot oder tief- dunkel. Die Bilder, die er aufgenommen hat, sortiert er unter der falschen Überschrift ein oder wirft die wichtigen in den Papierkorb. Sie können sich an manche Dinge gar nicht mehr erinnern oder Sie haben nur noch eine verschwommene Vorstellung von dem, was in diesem Zustand geschah. Eins kann unser SEPP® fast immer: Er findet den richtigen Weg nach Hause. Wenn Sie dann am nächsten Morgen mit brummendem Kopf aufwachen, können Sie sich nicht mehr so recht vorstellen, wie Sie nach Hause gekommen sind.

Hyperaktiv agiert Ihr SEPP® auch dann, wenn Sie sich gerade verliebt haben. Dann läuft Ihr SEPP® auf Hochtouren. Er muss das Bild Ihres neuen Partners wie ein vielteiliges Puzzle zusammentragen. Der neue Partner ist jetzt häufig in seiner Nähe und er muss sich an ihn gewöhnen. Er speichert ab wie er riecht, schmeckt, aussieht, welche Ansichten und Vorlieben der andere Mensch hat oder wie seine Stimme klingt. Über alle Sinneswahrnehmungen kommt «Neues» herein.

Hat Ihr SEPP® nach einer geraumen Zeit die Bilder von Ihrem neuen Partner abgespeichert, so läuft er wieder ruhiger. Das Verliebtsein lässt nach. Unser SEPP® kann sich wieder mehr auf andere Dinge konzentrieren.

Haben Sie Kinder? Wenn ja, dann wissen Sie, dass Sie sich immer wieder in Ihre Kinder neu verlieben. Sie wachsen und verändern sich ständig. Da hat Ihr SEPP® immer wieder an diesem Puzzle zu arbeiten.

Schlaf-SEPP®


Hat unser SEPP® wirklich mal nichts zu TUN®, dann liegt er in seinem Bett und ruht. Allzu oft passiert das nicht, denn meist ist unser SEPP® sehr fleißig und vorausschauend. Er bringt auch Bilder aus den Alben, die Sie vielleicht gebrauchen könnten und bietet sie Ihnen zusätzlich an. Das macht er auch ohne Aufforderung. So haben Sie für den Augenblick viel zu denken und zu reden. Unser SEPP® kann sich dann ein Weilchen ausruhen und ein bisschen faul sein.

Es gibt nur einen einzigen Zustand, in der unser SEPP® absolut nichts zu TUN® hat: Im Orgasmus. Hier hört der Mensch auf zu denken. Hier hat das kleine Männchen im Gehirn endlich einmal seine Ruhe. Hinterher fragt er dann natürlich: „Na, war’s diesmal schön – oder nicht ganz so gut?“

Stur-SEPP®


Im Laufe der Jahre hat unser SEPP® Vorlieben für bestimmte Aufzeichnungspakete entwickelt. Er hat sie griffbereit abgelegt und bietet sie ihnen immer wieder an. Mit neuen Bildern tut sich unser SEPP® etwas schwer. Sie bedeuten Arbeit, denn er muss sie aufräumen. Vor dem Lernen würde er sich gerne drücken.

Trauer-SEPP®


Worte, die unser SEPP® nicht sehr mag, sind:

«konkret», «100 %», «genau». Diese fordern ihn zu Höchstleistungen auf. Da muss er vollkommene Arbeit leisten. Lieber sind ihm diese Worte: «man», «vielleicht» oder «eigentlich». Die muss er nicht ernst nehmen. Unser SEPP® winkt dann schon mal ab, zieht sich auf sein Bett zurück und wartet ab.

Unabhängig von den Befindlichkeiten Ihres SEPP® wird er stets eines machen: Informationen, die er erhält und für die es keine „Bilder“ im Gehirn gibt oder die schwer in Bilder umzusetzen sind, wirft er in den Papierkorb. Sie sind für ihn nicht fassbar oder er sieht sie als unwichtig an.

Eine weitere Art seines Umgangs mit Bildern will ich Ihnen anhand eines Beispiels verdeutlichen. Sie gehen wie schon so oft in der Vergangenheit zur Post, um Briefmarken zu kaufen. Sie gehen anschließend den gleichen Weg wieder nach Hause zurück. Sie werden sich kaum an Einzelheiten erinnern, die auf diesem Weg zu sehen waren. Ihr SEPP® kannte die Bilder schon. Er hat sie als selbstverständlich hingenommen. Jetzt verstehen Sie vielleicht auch, warum Sie auf Fragen wie „Na, wie war’s?“ angesichts einer solchen sich wiederholenden Alltäglichkeit manchmal kurz angebunden antworten. Das kann schon ganz anders aussehen, wenn Sie einen Bekannten getroffen haben, der Ihnen eine wichtige Neuigkeit mitteilte. Sofort hat Ihr SEPP® Bilder, die er aufräumen musste.

Vollkommen unbekannt sind dem SEPP® die Worte „nicht“ oder „kein“, „nicht“ kennt er nicht. Für diese Worte findet unser SEPP® in der rechten Gehirnhälfte kein Bild. Wie auch. Haben Sie schon je in Ihrem Leben einmal versucht, sich das „Nicht“ vorzustellen? Ich will Sie jetzt nicht nach dem Resultat Ihrer Überlegungen fragen. Sehen Sie, Werbestrategen machen hiervon gelegentlich Gebrauch.

„Nichts ist unmöglich“, Sie kennen diesen Spot. Was will er eigentlich suggerieren? Genau, „Alles ist möglich“! Oder: Geht „nicht“ gibt’s „nicht“. Was versteht jetzt Ihr SEPP®? Genau, es gibt alles und damit geht auch alles. Ich fordere Sie jetzt auf: Stellen Sie sich jetzt nicht Ihre eigene Nase vor! Ihr SEPP® unternimmt dennoch etwas. Was nämlich hat er verstanden? Genau: Eigene Nase.

So gesehen hat die Formulierung „Ich wage gar nicht daran zu denken“ lediglich eine verbale Schutzfunktion. Denn Sie werden es dennoch TUN®.

Bieten sie Ihrem SEPP® doch mal folgende Aufforderungen an und betrachten Sie die Bilder, die er geholt hat!

Schneide dir nicht mit dem Messer in den Finger! Laufe nicht auf die Straße, sonst wirst du überfahren!

„Bitte nicht den Rasen betreten!“

Nun? Wie sahen Ihre Bilder aus?

Im ersten Fall kann Ihr SEPP® die Sachverhalte „schneiden“, „Finger“ und „Messer“ verarbeiten, hier hat er Bilder. Er muss also, um diese Aufforderung tatsächlich umzusetzen, noch eine Reihe weiterer Bilder hervorholen, um die genannten drei Bilder zu koppeln. Auf direktem Wege ist das nicht möglich, weil Ihr SEPP® kein Bild vom „nicht“ haben kann. Anbieten kann er Ihnen hier Messer – scharf – Finger – schneiden – Schmerz.

Der zweite Fall gestaltet sich ähnlich. Straße – Autos – schnell – überfahren – Unfall, wenn nicht gar tot.

Und schließlich das dritte Beispiel: Rasen – gehört dem Nachbarn – betreten – gibt Ärger.

Sie wissen jetzt schon einiges über den SEPP®. Erkennen Sie ihn in den oben geschilderten Befindlichkeiten wieder? Und denken Sie immer daran: Halten Sie positive Zwiesprache mit ihm. Ein fröhlicher, gut gelaunter SEPP® bringt Ihnen die Bilder, die Sie motivieren und voller Energie Ihre Aufgaben erledigen lassen.

Stellen Sie sich vor, Sie wären zu einem Vorstellungsgespräch unterwegs. Die ausgeschriebene Position entspricht im vollen Umfang Ihren Wünschen und Vorstellungen und wäre eine Riesenchance, die eigene Karriere voranzubringen. Und zack, da schließt Ihnen ein unguter Gedanke durch den Kopf. Welche Bilder bringt Ihnen Ihr SEPP®? Sie sehen sich jetzt schon in dem angebotenen Sessel immer kleiner werden, Sie ziehen den Kopf ein. In der Magengegend macht sich ein flaues Gefühl bemerkbar und Ihre Hände bewegen sich auch irgendwie fahrig. Eigentlich möchten Sie am liebsten umkehren. Das alles ist möglich und jeder kennt solch eine Situation.

Machen Sie Ihren SEPP® doch einmal zu Ihrem besten Freund. Lassen Sie sich Bilder anliefern, die Ihnen tatsächlich gerecht werden. Führen Sie sich vor Augen, welche Aufgaben Sie bislang erfolgreich gemeistert und welchen Anforderungen Sie in herausragender Weise entsprochen haben. Rufen Sie Bilder auf, in deren Rahmen das anstehende Gespräch in einer entspannten Atmosphäre verlaufen wird. Der Personalchef trägt eine nicht unbeträchtliche Verantwortung und ist auf der Suche nach einem qualifizierten Mitarbeiter. Nicht nur Sie wollen etwas, auch er. Deshalb trägt der Ausschreibungstext seine Unterschrift. Das sollten Sie sich vergegenwärtigen.

Und Sie müssen felsenfest davon überzeugt sein, haargenau der Mitarbeiter zu sein, den er sucht. Das muss Ihnen klar sein. Warum sonst haben Sie auf diese Ausschreibung überhaupt reagiert?

Sie sollten mit Ihrem SEPP® auch gelegentlich kommunizieren. Einfacher gesagt: Führen Sie ruhig das Selbstgespräch, das positive. Normalerweise haben Sie den größten Einfluss auf sich selber und den sollten Sie nutzen. Im Vorfeld wichtiger persönlicher Entscheidungen ziehen Sie ganz einfach mal zurück und befragen Ihren SEPP®. Diskutieren Sie negativ, wägen Sie unendlich ab oder erwähnen mögliche Risiken: Das Ergebnis dieses Dialogs wird negativ ausfallen. Übergehen Sie Bedenken und besprechen die anstehende Problematik positiv, wird die Entscheidung einen positiven Ausgang haben.

Auf einen Sachverhalt möchte ich Sie noch aufmerksam machen. Jeder von Ihnen hat für die unterschiedlichsten Begriffe seine eigenen Bilder. Nehmen wir: grüner Rasenteppich. Für den Einen verbindet sich damit Frühsommer, herrlichstes Wetter, Ruhe und Entspannung. Der Andere sieht das unter Umständen ganz anders, denn ihm fällt ein: Rasen mähen. Oder nehmen wir: Weihnachten. Für den Einen ist das verbunden mit Besinnlichkeit oder einem guten Essen. Dem Anderen fällt nur ein: Die Schwiegermutter kommt zu Besuch.

Sie sehen, dass die Vorlieben, Interessen und Erfahrungen eines Menschen seinen SEPP® bei der Abgabe seiner Bilder wesentlich beeinflussen.

Schieben sie noch ... oder TUN® sie schon?

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