Читать книгу Schieben sie noch ... oder TUN® sie schon? - Sascha B. Morgenstern - Страница 11
• „Ohne Wertung“
ОглавлениеHaben Sie jemals Schwierigkeiten damit gehabt, eine ganz einfache Verpflichtung einzuhalten? Nehmen wir ein Beispiel. Sie haben sich irgendwann für einen Computerkurs angemeldet. Nach dem zweiten oder dritten Besuch beginnen Sie, die Sache kompliziert zu machen und beginnen bereits am Tag darüber nachzudenken, was Sie alles tun müssen, um am Abend den Kurs zu besuchen. Sie listen sich in Gedanken all die Dinge auf, die im Vorfeld Ihres abendlichen Kurses „abzuarbeiten“ sind. Zunächst müssen Sie sich beeilen, nach Hause zu kommen und noch eine Kleinigkeit zu essen, Sie müssen sich umziehen. Sie müssen Ihr Auto noch mal aus der Tiefgarage holen, sie müssen sich noch mal durch die volle Stadt quälen, Sie müssen sich einen Parkplatz suchen usw. Sie machen, wie man so schön sagt, aus einer Mücke einen Elefanten. Man nennt es auch „chunking up“.
Anders sieht das mit Aufgaben aus, die „leicht“ zu machen sind. Sie wollen am Abend das für seine Küche berühmte und nahe gelegene Ausflugslokal besuchen. Kein Problem, Sie setzen sich ins Auto und fahren los. Beide Male müssen Sie Ihr Auto aus der Tiefgarage holen. Und dennoch gehen Sie in das beliebte Ausflugslokal. Man nennt das auch „chunking down“.
Hier meinen nun viele Autoren aus dem NLP – Bereich (Neuro-Linguistisches Programmieren), dass der Unterschied in den oben geschilderten Vorgängen nicht in den Aufgaben selber, sondern in ihrer Bedeutung für den Betreffenden selbst liegt.
Ich meine: „Vorsicht und stolpern Sie nicht ins „chunking“. Chunking kommt aus dem Englischen. Hier heißt das Wort eigentlich nichts anderes als Stückchen, Brocken. Das NLP hat dieses Wort als einen seiner Zentralbegriffe übernommen und bezeichnet damit Größenordnungen, in denen Informationen organisiert werden. Gemeint ist, dass der Mensch den Focus seiner Aufmerksamkeit in einem kleinen oder großen Augenblick auf einen bestimmten anderen Menschen, auf Lebenssituationen oder Gedanken lenkt.
Ich will Ihnen an einem zugespitzten Beispiel verdeutlichen, worum es mir geht: Wir alle – und das zeichnet uns Menschen eben aus – denken gelegentlich über unsere Endlichkeit sprich über unseren Tod nach. Aus einer „unbeteiligten“ Perspektive heraus kann sich dieses Thema rasch erledigt haben: Dem Tod können wir alle nicht entgehen, irgendwann „erwischt“ es uns alle mal, Thema erledigt.
Ich wünsche es keinem und dennoch stellen Sie sich einmal vor: Ein Arzt diagnostiziert während der Routineuntersuchung eines Menschen eine unheilbare Krankheit und gibt ihm auf seine entsprechenden Fragen die ehrliche Antwort: „Ich gebe Ihnen noch 6 Monate.“ Glauben Sie mir, hier stellt sich sofort eine andere Sicht auf die Bedeutung des Lebens ein.
Viele „Dinge“ haben für uns Bedeutung. Wir alle sind tagtäglich auf Elektrizität angewiesen. Ich kann mir jetzt nicht vorstellen, dass Sie eine besondere Vorliebe für die negative oder die positive Phase entwickeln. Sie akzeptieren stillschweigend den polaren Charakter der für uns so notwendigen Elektrizität. Und nun frage ich Sie: Warum gönnen Sie sich diese gleiche Akzeptanz nicht in der Betrachtung all dessen, was neben der Elektrizität noch für Sie bedeutungsvoll ist. Die Frage ist nämlich: Woran wollen Sie eigentlich ermessen, was genau bedeutungsvoll ist, wenn Sie das Bedeutungsvolle nicht in seiner Unterscheidung, aber auch in seinem Angewiesensein auf das Bedeutungslose verstehen.
Bedeutung hat etwas mit Wert zu tun, Wertfreiheit nimmt Sachlichkeit für sich in Anspruch. In meinem Verständnis vom TUN® stellt sich das etwas anders dar. Akzeptieren Sie auch den polaren Charakter von Werten, wenn Sie über Werte etwas als bedeutsam für sich in Anspruch nehmen. So vermeiden Sie ein ständiges Lavieren in Ihren Entscheidungen vor dem eigentlichen TUN®. Ich will es ganz deutlich machen. Sie kommen an einen zugefrorenen See und bemerken, dass ein Kind auf dem wohl doch zu dünnen Eis eingebrochen ist. Falls Sie hier jetzt ins Chunking verfallen und überlegen, was Ihnen alles passieren könnte, wenn Sie dem Kind zu Hilfe kämen, käme jede Hilfe zu spät.