Читать книгу Eine zweite Chance ? - Sassika Büthe - Страница 5
Kapitel 3
ОглавлениеAm Montag während ihrer Arbeitszeit war Chris dann vollkommen nervös. Sie hatte die letzte Nacht wesentlich besser geschlafen, hatte dann aber am Morgen wichtige Zeit verloren, als sie eine halbe Stunde vor ihrem Kleiderschrank verbracht hatte. Sie hatte beim besten Willen keine Vorstellung davon gehabt, was sie heute anziehen sollte. Normalerweise legte Chris nicht so großen Wert auf ihre Kleidung und schmiss sich am Morgen meist verschlafen in irgendwelche Klamotten. Dass sie so lange brauchte, um sich für ein Kleidungsstück zu entscheiden, war Chris eigentlich fremd, aber sie wollte heute Abend unbedingt schön und sexy aussehen, wenn sie Danny wieder sah. Sie hatte sich schließlich für eine engsitzende blaue Jeans entschieden. Dazu trug sie eine weiße, ebenfalls eng anliegende Bluse mit tiefem Ausschnitt, was ihr Dekolleté schön zur Geltung kommen ließ, aber dennoch nicht zu viel preisgab.
Der gesamte Inhalt ihres Kleiderschrankes befand sich dafür nun auf ihrem Bett und zum Teil auf dem Fußboden. Hinzu kam, dass sie genau die Sachen letztendlich angezogen hatte, die sie ganz zu Anfang schon angehabt hatte. Mit einem hektischen Blick auf ihre Uhr war sie dann aus ihrem Zimmer gestürmt und hatte das Haus verlassen. Sie hatte keine Zeit mehr gehabt, das Chaos zu beseitigen.
Gerade noch in letzter Minute war sie in ihr Büro gestürzt, wo sie von Tanja überrascht angesehen wurde.
„Oh, hallo Chris. Du bist spät dran, ich habe mir schon Sorgen gemacht. Wie ich aber sehe, lebst du also noch. Wo bist neulich hin verschwunden?“
„Ich?“, schnaubte Chris verwirrt und hielt sich den Finger an die Brust.
„Ja. Ich habe dich gesucht. Aber du warst nicht mehr da.“
„Wo ich gewesen bin? Du bist doch mit diesem Kerl verschwunden und hast mich allein auf dieser verdammten Party gelassen.“
Tanja sah sie nun etwas zerknirscht an.
„Ja, ich weiß. Es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist, aber das passiert mir andauernd. Wenn ich Alkohol trinke, vergesse ich mich oft und werfe mich dann irgendwelchen Typen an den Hals.“
„Ich weiß, was dagegen hilft. Trink nicht mehr, Tanja.“
„Du bist böse?“
Chris schüttelte den Kopf.
„Nein... na ja, vielleicht etwas. Woher weißt du, dass ich nicht mehr da war?“
„Na, ich hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, dass ich dich so zurückgelassen habe und bin zurückgekommen, um dir zumindest meinen Hausschlüssel zu geben, ehe ich mit diesem Lucas zu ihm nach Hause gefahren bin. Aber du warst nicht mehr da und auch Lucas wollte seinem Freund noch Bescheid sagen, dass er los wollte. Wir haben dann ein bisschen rumgefragt und so irgendeine Tussi meinte dann, du wärst mit diesem tollen Typ mit den super süßen Augen verschwunden. Dann hat Lucas nur gelacht und gemeint, dass es nur sein Freund sein konnte und ich mir keine Sorgen zu machen brauche, weil er ein anständiger Kerl wäre. Und ist er das?“
Chris musste lachen, bei soviel Gerede wurde ihr ganz schwindelig.
„Was?“
„Na, ein anständiger Kerl.“
„Oh, ich glaube schon. Er war sehr nett und hat mich nach Hause gefahren.“ Dass Danny sie erst viele Stunden später nach Hause gefahren hatte, behielt Chris für sich. Doch nur beim bloßen Gedanken an Danny, wurde sie, sehr zu ihrem eigenen Ärger, schon wieder rot. Tanja hatte es auch bemerkt und fing laut an zu lachen.
„Ha ha, was ist passiert? Erzähl.“
„Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir haben geredet. Dann hat er mich nach Hause gefahren......und geküsst“, murmelte Chris.
„Wow, warum kriege ich immer nur die hässlichen ab?“
Chris lächelte Tanja wehmütig an, behielt jedoch ihre Gedanken diesbezüglich lieber für sich.
„Siehst du diesen süßen Typ wieder?“
„Er heißt Danny und ja, heute Abend gehen wir essen.“
„Mann, ist es etwas Ernstes?“
„Keine Ahnung, was ist mit dir? Triffst du Lucas, oder wie er auch immer hieß, wieder?“, lenkte Chris schnell vom Thema ab.
„Gott, nein! Auf gar keinen Fall“, sagte Tanja bestimmt und Chris musste sich ein Lachen verkneifen.
Der restliche Tag verlief ziemlich hektisch. Sie hatte viel zu tun und die Zeit verging wie im Flug. Chris war froh, dass Tanja nicht mehr viel Zeit hatte, Chris über ihr heutiges Date auszuquetschen und nur dann und wann erlaubte sie sich selbst einen Gedanken an Danny. Sie freute sich darauf, Danny heute Abend wieder zu sehen und doch wusste sie nicht, wie sie ihm gegenübertreten sollte. Der Kuss, den er ihr bei ihren Abschied gegeben hatte, war einfach fantastisch gewesen und beim bloßen Gedanken daran, bekam sie sofort wieder Schmetterlinge im Bauch und ihr wurde heiß. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass er sie noch einmal so küssen würde. Sie hoffte nur, dass sie nicht zuviel in den Kuss hinein interpretiert hatte und die elektrisierende Spannung zwischen ihnen heute noch genauso vorhanden war, wie an jenem Abend.
Als Chris das große Bürogebäude verließ, in dem sie arbeitete, wartete Danny bereits vor dem Gebäude auf sie. Er stand lässig an sein Auto gelehnt und lächelte sie an. Chris vergaß bei seinem Anblick für einen Augenblick das Atmen. Er sah einfach unglaublich gut aus. Heute war er deutlich besser angezogen, wenn er Chris auch in seinem anderen Klamotten fast besser gefallen hatte. Er trug eine schwarze Anzughose und dazu ein weißes Hemd, das er an den Ärmel aufgekrempelt hatte. Auch einigermaßen frisch rasiert war er an diesem Abend und Chris vermisste beinahe seinen Dreitagebart, der an ihm so sexy gewirkt hatte. Nachdem Chris sich wieder erinnerte, wie man atmete, ging sie zaghaft auf ihn zu bis sie direkt vor ihm zum Stehen kam.
„Hallo“, sagte er mit seiner so wunderbaren tiefen Stimme und beugte sich dann leicht vor. Er küsste Chris leicht und so unglaublich zärtlich auf dem Mund, dass Chris ihm am liebsten sofort um den Hals gefallen wäre. Sie konnte sich nur mit Mühe zurückhalten und erwiderte seinen Kuss ebenso leicht.
„Du siehst so anders aus heute“, hauchte sie, nur um irgendetwas zu sagen.
„Entschuldige meinen Aufzug. Ich komme ebenfalls direkt von der Arbeit. Aber wenn wir uns das nächste Mal treffen, ziehe ich gerne wieder meine alte abgerissene Jeans an, wenn es dir besser gefällt.“
Chris musste lachte und wäre beinahe in Jubelrufe ausgebrochen, als er bereits von der nächsten Verabredung sprach.
„Magst du gerne Italienisch?“ fragte Danny.
„Unheimlich gerne, ja.“
„Gut, dann lass uns fahren. Ich kenne einen richtig guten Italiener oder möchtest du vielleicht gerne das Restaurant aussuchen.“
„Nein, ich lasse mich gerne überraschen“, sagte Chris und stieg in sein Auto.
Als sie zehn Minuten später das Restaurant betraten, hatten sich ihre Nerven zum Glück wieder einigermaßen beruhigt, auch wenn ihr Herz nicht wirklich aufhören wollte zu flattern. Sie hatten sich im Auto genauso ungezwungen wie an jenen Abend unterhalten und auch die Anziehungskraft zwischen ihnen schien noch immer vorhanden zu sein. Sie bekamen einen kleinen Tisch am Fenster zugewiesen und Chris fing an, den Abend so richtig zu genießen. Sie redeten über alles mögliche und Danny brachte sie auch an diesem Abend wieder oft zum Lachen, als er ein paar Geschichten aus seinem Leben erzählte, doch Chris war aufgefallen, dass er bis dahin nur Geschichten aus den letzten paar Jahren erzählte. Während Chris ihm viel von ihrer Kindheit und ihren Eltern sowie ihrer etwas chaotischen Schwester erzählte, hatte er nichts dergleichen getan. Chris wusste nicht warum er ihr nichts von seiner Familie erzählte, aber als sie sich kurz nach seinen Eltern erkundigte, war er ihr ausgewichen und Chris war klar, dass er allen Anschein nach nicht so gerne darüber sprechen wollte. Sie nahm es ihm nicht übel, schließlich hatten sie sich gerade erst kennen gelernt. Danny fühlte sich sichtlich unwohl bei diesem Thema. Er sah ihr immer wieder tief in die Augen, so dass Chris etwas nervös auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Danny wechselte das Thema, ohne den intensiven Blick von ihr zu nehmen.
„Dein Exfreund ist ein Idiot, dass er dich hat gehen lassen.“
Chris lachte laut auf, als Danny dabei ein sehr unverständliches Gesicht machte. Danny lachte ebenfalls.
„Du bist wunderschön, wenn du lachst.“
Chris sah verlegen auf ihren Teller.
„Danke, aber ich schätze, dass mein Exfreund da etwas anderer Meinung war. Vielleicht waren wir aber auch schon zu lange zusammen und es wurde ihm zu langweilig. Vielleicht bin ich ihm aber auch nur zu unerfahren. Weißt du, seine neue Freundin hat wesentlich mehr Erfahrung und schon etliche Männer gehabt.“
„Du hast also noch nicht viele Freunde vor ihm gehabt?“
„Nein, überhaupt keinen, um ehrlich zu sein. Er war mein erster und einziger Freund bisher. Wir waren schon seit unserer Schulzeit zusammen.“
„Wow, dass ist toll. Also bist du niemand für eine Nacht“, stellte Danny lachend fest. Chris schüttelte lächelnd den Kopf.
„Nein, tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen, aber so ein Mensch bin ich nicht.“
„Was bist du dann für ein Mensch. Was magst du gerne?“
„Mhm, mal sehen, ich lache gerne.“
„Ja, das habe ich schon gemerkt.“
„Ich liebe das Meer und verreise gerne. Ich treibe gerne Sport, lese viel und ich mag Spontanität.“
„Tatsächlich, ich hatte nicht erwartet, dass du spontan sein könntest.“
„Doch manchmal schon. Ich hasse es, mich immer strikt an irgendwelche Pläne zu halten. Ab und an lege ich einfach alles beiseite und fahre einfach los, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen und finde mich dann oft am Strand oder an irgendeinen anderen wundervollen Ort wieder. Ich plane mein Leben nicht schon Jahre im Voraus, sondern lebe von Tag zu Tag.“
„Das gefällt mir. Ist dein Exfreund auch spontan gewesen?“
„Nein, er hat es gehasst. Oft hat es dann im Streit geendet, wenn mich plötzlich die Unruhe geplagt hat und ich zum Beispiel einfach mal ins Blaue hinein fahren wollte. Am Ende bin ich dann doch meist alleine gefahren.“
„Na, dann war er auf keinen Fall der Richtige für dich“, sagte Danny streng, woraufhin Chris wieder lachen musste.
„So, genug von mir. Du bist dran. Erzähl mir von deinen Freundinnen oder sind es zu viele, um sie alle aufzuzählen?“, fragte Chris herausfordernd und war sich nicht sicher, ob sie das eigentlich alles so genau wissen wollte, aber die Frage war ihr nun mal einfach so herausgerutscht.
„Ach nein, da gibt es eigentlich nicht viel Spannendes zu berichten. Es gab ein paar Bekanntschaften, aber eigentlich nie etwas Ernstes.“
„Ach, dann bist du wohl nur jemand für eine Nacht, was?“
Danny lachte.
„Nein, ich habe meine Beziehungen immer sehr ernst genommen, aber ich bin leider noch nie über vier Monate hinaus gekommen, was wohl letztendlich in erster Linie an mir gelegen hat. Vielleicht bin ich der Richtigen aber auch einfach noch nicht begegnet oder vielleicht ja doch“, sagte Danny und sah Chris grinsend an, so dass ihre Knie weich wurden.
Nach dem Essen fuhr Danny sie wieder nach Hause. Chris war überrascht als sie plötzlich vor dem Haus ihrer Eltern anhielten. Sie hatten sich die ganze Zeit über während der Autofahrt angeregt unterhalten und die ganze Zeit über ziemlich viel dummes Zeug gelacht. Als Danny den Motor ausschaltete sahen sich beide tief in die Augen. Dann beugte Danny sich zu ihr herüber. Chris schloss die Augen und erschauderte als sich ihre Lippen berührten. Es war der erste innige Kuss an diesem Abend und Chris wünschte, Danny würde nie aufhören sie zu küssen. Er fühlte sich gut an und er roch so gut, dass sie ihn am liebsten verschlungen hätte. Lange saßen sie so in seinem Auto vor dem Haus ihrer Eltern und küssten sich. Chris hoffte, dass ihre Eltern nicht hinter der Gardine standen und ihr dabei zusahen wie sie sich diesem Mann so hemmungslos hingab. Ach zum Teufel, es war ihr vollkommen gleich, ob ihre Eltern sie so sahen, wenn Danny nur nicht aufhörte, sie zu küssen. Ihre Küsse wurden drängender und ihrer beider Atem kam keuchend und nur noch stoßweise. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste Danny sich von ihr und streichelte ihr mit der Hand zärtlich über die Wange.
„Gott, Chris, du bist unglaublich.“
Chris öffnete die Augen und sah ihn mit vor Verlangen schweren Lidern an.
„Willst du vielleicht noch mit reinkommen. Ich meine,… na ja, meine Eltern sind vermutlich da, aber vielleicht möchtest du noch etwas trinken?“, fragte Chris etwas verlegen.
„Nein, ich fahre wohl besser nach Hause. Ich muss morgen wieder früh raus. Aber das nächste Mal gerne.“
„Gut wie du willst.“
„Was machst du morgen?“
„Arbeiten und du?“ sagte Chris grinsend
„Ja ich auch, aber was machst du danach. Ich könnte dich zum Essen einladen, wenn du magst. Vielleicht diesmal bei mir zu Hause. Ich könnte uns etwas Schönes kochen.“
„Du kochst?“ Chris zog überrascht die Stirn kraus.
„Ja und ob du es glaubst oder nicht, ich kann sogar ganz gut kochen, das solltest du dir wirklich nicht entgehen lassen.“
„Gut, in Ordnung. “
„Soll ich dich wieder von der Arbeit abholen?“
„Nein, das brauchst du nicht. Ich habe ein eigenes Auto und kann dann zu dir kommen. Dann kannst du in Ruhe kochen, Männer sind ja bekanntlich nicht gerade multitaskingfähig.“
Danny lachte und gab ihr seine Adresse.
„Gute Nacht, Chris.“
„Gute Nacht“, sagte Chris und gab Danny noch einen langen Kuss, ehe sie endlich aus dem Auto stieg und im Haus verschwand. Wenn ihre Eltern sie wirklich beobachtet hatten, so taten sie zumindest so, als wären sie von ihrem plötzlichen Auftauchen überrascht. Doch als Chris die Treppe hinauf in ihr Zimmer ging, sah sie gerade noch aus dem Augenwinkel, wie ihre Mutter sich das Lächeln nicht mehr verkneifen konnte. Hatte sie es doch gewusst, dass ihre Mutter genauestens über ihr Techtelmechtel mit Danny im Auto Bescheid wusste. Sollte sie doch, dachte Chris. Sie fühlte sich, als würde sie in ihr Zimmer schweben. Vergessen war ihr Schmerz, den sie noch vor ein paar Tagen wegen ihres blöden Exfreundes empfunden hatte. Chris war endlich wieder sie selbst. Sie fühlte sich nicht mehr schlecht, gedemütigt oder gar hässlich. Ganz im Gegenteil, sie war sogar im Augenblick richtig glücklich.
Als Chris zur verabredeten Zeit vor Dannys Wohnung stand und klingelte, zitterten ein wenig ihre Knie und sie musste sich zusammenreißen um nicht jeden Augenblick zu hyperventilieren. Danny öffnete lächelnd die Tür und sofort stieg ihr der herrliche Duft von Essen in die Nase. Er hatte also tatsächlich gekocht und seine Kochkünste nicht nur als Vorwand genutzt um sie in seine Wohnung und in sein Bett zu locken. Wobei ihr bei dem Gedanken an Danny und seinen tollen Körper ein wohliger Schauer durchlief. Chris atmete zittrig ein und versuchte auf andere Gedanken zu kommen. Doch als sie Danny ansah, wie er lässig an dem Türrahmen gelehnt stand, war es dahin mit ihren guten Vorsätzen, nicht gleich mit ihm ins Bett zu steigen.
„Hi“, raunte er und ehe sie etwas erwidern konnte zog er sie an seine harte Brust und küsste sie. Es lag soviel Leidenschaft und Verlangen in diesem Kuss, dass Chris augenblicklich aufhörte zu denken. Ihre Küsse wurden drängender und Chris fuhr mit den Fingern durch sein wundervolles Haar. Zu ihrem Entsetzen, entfuhr Chris ein leises Stöhnen. Doch ziemlich plötzlich schob Danny sie ein bisschen von sich und sah sie aus halbgeschlossenen Lidern an.
„Hast du Hunger?“
Etwas verwirrt nickte Chris mit dem Kopf und stellte fest, dass ihr tatsächlich der Magen knurrte. Danny nahm ihre Hand und zog sie hinter sich her in die Küche. Der Küchentisch war gedeckt und es brannten mehrere Kerzen im Raum. Es wirkte unglaublich gemütlich in seiner Küche und auch wenn es etwas kitschig klang, auch unglaublich romantisch. Auf dem Herd standen zwei Töpfe, aus denen der herrliche Duft zu kommen schien und ihr Magen krampfte sich zusammen bei dem Gedanken an Essen.
„Setz dich doch“, sagte Danny. Chris strich sich verlegen durch ihr Haar und setzte sich. Ihr Herz klopfte immer noch wie verrückt. Gott, war sie denn verrückt geworden. Wenn Danny nicht so plötzlich aufgehört hätte, sie zu küssen, hätte sie sich ihm an Ort und Stelle hingegeben, bei noch offener Haustür. Sie waren schnell sehr weit gegangen. Was war bloß mir ihr los? Sie ließ sich sonst viel mehr Zeit und war immer sehr vorsichtig, aber in Gegenwart dieses Mannes schien ihr Verstand jedes Mal auszusetzen. Nachdem sie sich an den gedeckten Tisch gesetzt hatte, räusperte sie sich und stellte erschrocken fest, dass sie noch kein einziges Wort gesprochen hatte, seitdem sie hier war.
„Mhm, es riecht wirklich lecker“, sagte sie, nur um ihre Stimme zu hören.
„Es ist nichts besonderes, nur Spaghetti Bolognese.“
„Oh, ich liebe Spaghetti Bolognese.“
Chris sah Danny dabei zu, wie er die Nudeln abgoss und ihre Teller füllte. Es kam ihr mit einem Mal ein erschreckender Gedanke, der ihr eben noch gar nicht aufgefallen war. Doch nun ließ sich dieser Gedanke nicht mehr abschütteln und sie begann sich plötzlich zu fragen, warum Danny so abrupt aufgehört hatte sie zu küssen. Hatte sie irgendetwas falsch gemacht? Sie fühlte sich mit einem Mal gekränkt und gleichzeitig hasste sie sich für ihr kindisches Verhalten.
„Was ist los? Du machst plötzlich so ein mürrisches Gesicht“, fragte Danny plötzlich und Chris zuckte zusammen. War Danny nur sehr aufmerksam oder konnte sie ihre jeweiligen Gefühlschwankungen nur so dermaßen schlecht verbergen. Sie schüttelte den Kopf.
„Nein, alles gut. Ich habe nur nachgedacht.“
„Machst du dann immer so ein Gesicht“, sagte Danny und äffte ihren Gesichtsausdruck nach. Chris konnte nicht anders. Sie lachte hell auf. Er hatte sie ziemlich gut getroffen, denn Chris wusste ganz genau wie sie aussah, wenn sie sauer war.
„Nein, es ist nichts, nur…“, Chris sprach nicht weiter, es war ihr peinlich.
„Nur was?“ fragte Danny leise und stellte die vollen Teller auf dem Tisch.
„Ach, vergiss es einfach.“
„Nein, sag schon, habe ich etwas falsch gemacht oder habe ich dich irgendwie verletzt.“ Chris sah verlegen zu ihm auf.
„Du? Nein, ich dachte… ich meine, ich dachte dass ich vielleicht etwas falsch gemacht habe, weil du so plötzlich aufgehört hast mich zu küssen“, murmelte Chris.
„Oh, nein Chris, du hast gar nichts falsch gemacht.“
„Oh… ich schätze, dann habe ich wohl etwas falsch verstanden. Ich meine, du willst nicht mit mir…“, Chris ließ den Satz unbeendet. Danny sah, dass Chris verunsichert war und er schuldete ihr eine Erklärung. Er kam zu ihr herüber und kniete sich vor ihr hin. Er hob mit der Hand ihr Kinn an, damit sie ihn wieder ansah und nicht bloß seine Socken.
„Und ob ich will, glaub mir. Ich denke an nichts anderes, seit ich dir auf dieser Party begegnet bin. Ich finde dich unglaublich attraktiv und ich fühle mich sehr zu dir hingezogen, Chris. Aber ich möchte, dass es schön wird und nicht in meinem schäbigen Flur oder wohlmöglich noch im Treppenhaus vor den Augen meiner Nachbarn.“
Chris lächelte schüchtern.
„Ohh, ich schätze ich habe mich gehen lassen. Bitte entschuldige.“
„Nein, es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst. Ich habe mich auch vergessen, aber als ich dich sah, konnte ich einfach nicht anders. Du bist etwas ganz besonderes, Chris. Das spüre ich und ich möchte, dass das mit uns auch etwas ganz besonderes wird. Ich schulde dir aber noch ein paar Erklärungen, und ich würde dir gerne etwas über mich erzählen, ehe ich mit dir ins Bett gehe. Dann kannst du entscheiden, ob du das wirklich noch willst.“
Chris sah ihn strahlend und gleichzeitig etwas ängstlich an. Was er ihr gesagt hatte, war so süß gewesen, und sie fühlte sich mit einem Mal schön und begehrenswert, doch hatte ihr der letzte Teil nicht besonders gefallen. Was hatte er ihr zu sagen, dass er nun ein so verbissenes Gesicht machte.
„Gut. Lass uns erst etwas essen, ja? Ich möchte nicht, dass du mit leeren Magen gehst, falls du es dir doch anders überlegst“, sagte er schließlich und setzte sich auf seinem Platz ihr gegenüber. Chris lächelte verunsichert über den Tisch hinweg Danny an. Sie fürchtete sich ein wenig vor dem, was er ihr zu sagen hatte. Er hatte so geheimnisvoll getan, dass sie einfach nervös war. Die Spaghetti Bolognese schmeckte wunderbar und doch konnte Chris nicht viel hinunterbringen, ehe er ihr nicht gesagt hatte worum es ging. Nachdem sie eine Weile schweigend dagesessen und in ihrem Essen herumgestochert hatten, begann Danny ganz plötzlich und unvermittelt zu reden.
„Als du mich vor ein paar Tagen gefragt hast, ob ich eine Bank ausgeraubt habe, hast du beinahe den Nagel auf dem Kopf getroffen.“
„Waas?“ Chris sah Danny mit weit aufgerissenen Augen an.
„Nur war es keine Bank, sondern Autos.“
„Ich verstehe nicht“, sagte Chris mit erstickter Stimme.
„Ich habe Autos geklaut,… früher.“ Danny sah Chris an und als er ihr entsetztes Gesicht sah fuhr er leise fort.
„Jetzt bist du entsetzt, nicht wahr?“
Chris schüttelte nur verwirrt den Kopf. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte.
„Doch, ich sehe es dir an. Du bist enttäuscht.“
Als Chris ihre Stimme wieder fand, hörte sie sich kratzig und nicht wie ihre eigene an.
„Dein Auto…. Ich meine,…“
„Oh nein. Mein Auto ist nicht geklaut. Ich habe dich nicht angelogen, Chris. Es ist tatsächlich ein Firmenwagen. Ich bin oft beruflich unterwegs und deshalb habe ich diesen Wagen. Ich arbeite auch wirklich in einer Computerfirma als Abteilungsleiter, und wie ich schon sagte, ich hatte einfach Glück.“
Danny raufte sich die Haare, so dass sie völlig zerzaust waren, allerdings machte es keinen Unterschied, da Chris ihm zuvor schon das Haar verstrubbelt hatte, als sie mit den Fingern durch sein Haar gefahren war. Dann sprach Danny leise weiter:
„Weißt du, ich bin nicht in so soliden und geordneten Verhältnissen aufgewachsen wie du. Du hast mir von deinen Eltern und deiner Schwester erzählt und ich habe gemerkt, dass dir deine Familie viel bedeutet. Du hast eine tolle Kindheit gehabt, und du hast mir erzählt, dass du dich auch heute noch immer auf deine Familie verlassen kannst.“
Chris nickte.
„Ich wünschte ich könnte das gleiche von mir und meiner Familie sagen. Doch so ist es leider nicht. Ich habe es mir zwar oft gewünscht und mir vorgestellt, dass es vielleicht so sein könnte. Du hast mir auch von Urlauben erzählt, die du mit deinen Eltern verbracht hast, auch wenn ihr nicht viel Geld hattet und dein Vater hart dafür gearbeitet hatte, einen Urlaub zu finanzieren. Wir hatten gerade mal genug Geld, um überhaupt etwas zum Essen kaufen zu können, aber meist wurde das Geld für Alkohol ausgegeben und unser Kühlschrank blieb leer.
„Deine Eltern waren Alkoholiker?“ fragte Chris leise. Danny nickte.
„Ich habe schon früh gelernt, auf eigenen Beinen zu stehen, das heißt mir etwas Essbares aus den Lebensmittelläden in die Taschen zu stecken. Später als ich dann älter wurde und ich viel auf der Straße herumhing habe ich gemerkt, dass man mit Autodiebstahl Geld verdienen kann, um zumindest über die Runden zu kommen. Es war meinen Eltern gleich, was ich tat oder wo ich mich gerade aufhielt. Hauptsache, ich ging ihnen nicht auf den Wecker. Ich bin bei der Polizei dann immer öfter aufgefallen, aber mit fünfzehn haben sie mich erwischt, als ich mit einem gestohlenen Wagen unterwegs war. Ich wurde verurteilt und bin dann zu einer Pflegefamilie gekommen. Das meinte ich damit, dass ich Glück gehabt hatte, denn meine Pflegeeltern waren toll. Wir hatten nie ein sehr inniges Verhältnis, aber ich habe bei ihnen gelernt, wie man sich richtig zu benehmen hat und dass ich mich ändern muss. Sie haben mir zu verstehen gegeben, dass ich kein Versager bin wie meine Eltern sondern, dass ich aus meinem Leben etwas machen kann, wenn ich es nur will und ich wollte, glaube mir. Ich hatte mir immer vorgenommen, nie so zu werden wie meine Eltern und mir wurde mit einem Mal klar, dass ich auf dem besten Wege dahin war, vielleicht sogar noch schlimmer.“
„Was ist dann passiert.“
„Ich habe mein Leben selbst in die Hand genommen. Ich bin wieder zur Schule gegangen, wo ich schon eine ganze Weile nicht mehr war. Ich habe meinen Schulabschluss gemacht und eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann angefangen. Ein Bekannter meiner Pflegeeltern schuldete meinem Pflegevater glaube ich noch einen Gefallen, und somit bin ich zu der Ausbildung und schließlich auch zu meinem jetzigen Job als Abteilungsleiter gekommen. Ich mache meinen Job wirklich gut, aber ich weiß, dass ich ohne meinen Pflegevater wohl nie so eine Chance bekommen hätte. Ich habe meine Chance genutzt und weder meine Pflegeeltern noch mein Chef haben es je bereuen müssen, mir diesen Job verschafft zu haben. Ich bin vor einem halben Jahr zum Abteilungsleiter ernannt worden. Ich glaube, mein Pflegevater wäre wirklich Stolz, wenn er mich jetzt so sehen könnte.“
„Was ist mit ihm?“
„Er ist vor einem Jahr gestorben.“
„Oh“, machte Chris nur. Danny nickte traurig.
„Krebs. Zu meiner Pflegemutter habe ich seitdem kaum noch Kontakt. Sie hat sich sehr zurückgezogen und wie schon gesagt, wir hatten nie ein sehr inniges Verhältnis. Sie will mich, glaube ich, nicht in ihrer Nähe haben, sondern sucht Trost bei ihren eigenen Kindern, die schon ein paar Jahre älter sind. Aber es ist in Ordnung. Ich habe beiden viel zu verdanken und sie ist mir nichts schuldig. Die beiden haben mehr für mich getan als meine Eltern in meinem ganzen Leben. Ich kann sie auch ein wenig verstehen. Ich habe noch nie eine so enge Bindung zu einem Menschen gehabt, aber ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer zu ertragen ist, einem geliebten Menschen mit dem man jahrelang verbunden war, beerdigen zu müssen. Sie hat ihren Mann sehr geliebt.“
„Was ist mit deinen richtigen Eltern?“, fragte Chris leise.
„Mein Vater ist vor zwei Jahren verstorben. Seine Leber war völlig kaputt.“
„Das tut mir leid“, sagte Chris aufrichtig.
„Nein, dass muss es nicht. Er hat sein Leben selbst zerstört. Ich bin um ehrlich zu sein sogar etwas erleichtert.“
„Oh.“ Chris starrte ihn mit offnen Mund an. Sie war entsetzt und konnte ihr Entsetzen auch nicht verbergen. Sie konnte, nicht verstehen, wie man so etwas über seinen eigenen Vater sagen konnte.
„Ich denke, mein Vater war nicht grundlegend schlecht. Ich kann mich auch an ein paar gute Tage mit meinen Vater erinnern. Die seltenen Male, bei denen ich ihn nüchtern erlebt habe, hat er mich als Junge oft auf den Schoß genommen und mir stundenlang Geschichten erzählt oder er hat mir gezeigt, wie man Papierflugzeuge baut, doch ich kann mich fast nur an die schlimmen Tage erinnern. An Tage, an denen er völlig betrunken mitten am Tag nach Hause kam, weil er mal wieder seine Arbeit verloren hatte und er laut brüllend durch unsere Wohnung lief und alles, was ihm in die Finger kam, kurz und klein schlug. Meist blieb es dann an mir hängen, den Schaden zu beseitigen und aufzuräumen, da meine Mutter entweder betrunken im Bett lag oder aber mal wieder ein blaues Auge hatte und wegen der Schwellung überhaupt nichts sehen konnte.“
„Er hat sie geschlagen“, flüsterte Chris. Danny sah sie an und zum ersten Mal trafen ihre Blicke sich wieder.
„Ja.“
„Was ist mit dir? Hat er dich auch geschlagen.“
„Manchmal, aber eigentlich immer nur, wenn ich wirklich etwas ausgefressen hatte, manchmal nicht einmal dann. Seine Aggressionen richteten sich in erster Linie gegen meine Mutter und sie bekam das Meiste ab. Ich glaube, dass ist auch der Grund, warum meine Mutter damals ebenfalls angefangen hatte, nach dem Alkohol zu greifen. Nur so war für sie das Leben zu ertragen. Ich bin erleichtert, dass er ihr jetzt nicht mehr wehtun kann, auch wenn ihr wahrscheinlich trotzdem nicht mehr zu helfen ist.“
Jetzt konnte Chris es doch verstehen, warum Danny so etwas über seinen Vater sagte und Erleichterung über den Tod seines Vaters empfand. Chris traute sich kaum zu fragen, was mit seiner Mutter passiert war, sie fragte aber trotzdem.
„Was macht deine Mutter jetzt?“
„Genau das, was sie schon immer gemacht hat solange ich denken kann, nur ohne blaue Augen und dass sie für niemand mehr die Verantwortung trägt, nicht dass sie die schon jemals übernommen hätte. Sie lebt in den Tag hinein und bemitleidet sich selbst. Sie hat auch gute Tage, an denen sie vollkommen nüchtern ist und man mit ihr wunderbar reden kann, aber meistens ist sie so betrunken, dass ich kaum ein Wort mit ihr wechseln kann. “
„Das tut mir leid. Kann man ihr nicht irgendwie helfen?“
„Nein, ich habe es mein ganzes Leben lang versucht. Auch heute noch versuche ich immer wieder auf sie einzureden, sich helfen zu lassen und jedes Mal, wenn ich sie wieder einmal aus dem Krankenhaus hole, gelobt sie Besserung. Ihre guten Vorsätze sind jedoch bisher noch nie von langer Dauer gewesen. Ihr kann niemand helfen, außer sie selbst. Ich werde es auch wohl weiterhin immer wieder versuchen, was soll ich sagen? Sie ist meine Mutter, doch große Hoffnung habe ich nicht, und manchmal fühle ich mich nicht in der Lage zu ihr zu fahren. Ich kann es kaum ertragen zu sehen, wie sie ihr Leben wegwirft, es zerreist mir das Herz. Doch ich kann nichts machen. Immer wenn ich von ihr fortfahre und sie in ihrem Elend zurücklasse, fühle ich mich so hilflos und dann im gleichen Moment auch wieder erleichtert, endlich von ihr fort zu kommen. Ich sage mir dann immer wieder, dass ich auch an mich denken muss und fühle mich dann sehr egoistisch.“
„Nein, ich finde nicht, dass das egoistisch von dir ist. Du hast ein Recht auf dein eigenes Leben und du bist nicht für deine Mutter verantwortlich.“
„Danke, dass du das sagst.“
Chris nickte und sah in seine traurigen tiefbraunen Augen, die jetzt im Augenblick gar nicht mehr wie sonst glänzten.
„Dann hast du niemanden, der sich um dich sorgt und der für dich da ist?“
„Nein. Ich bin es gewohnt, allein zu sein und komme gut klar. Außerdem habe ich Freunde.“
Chris atmete tief durch. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie ihm sagen sollte. Sie kam sich egoistisch vor, wenn sie daran dachte, was sie ihm alles von ihrer Kindheit erzählt hatte, die so liebevoll gewesen war. Sie hatte keine Ahnung gehabt. Eine ganze Weile hing sie ihren Gedanken nach und versuchte zu verdauen, was sie gerade erfahren hatte. Was dieser wunderbare Mann, der ihr ein so gutes Gefühl verlieh, durchgemacht hatte.
„Sag doch was, Chris.“ Danny rutschte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her.
„Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich sagen soll. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet.“
Danny griff über den Tisch hinweg und nahm ihre eiskalte Hand in seine. Seine warme Hand ließ sie zusammenzucken, und sie sah ihm wieder in die Augen.
„Ich erzähle die Geschichte nicht so oft und die wenigen meiner Freunde, denen ich davon erzählt habe, kennen auch nur eine abgespeckte Version davon. Ich rede nicht gerne darüber und finde auch nicht, dass es jedem etwas angeht. Bei dir bin ich zum ersten Mal anderer Meinung. Ich weiß nicht so genau, warum ich das Bedürfnis hatte, es dir zu erzählen, mich zu öffnen, aber ich habe das Gefühl, dass du es vielleicht verstehen könntest. Ich möchte mit dir zusammen sein, Chris und ich will von Anfang an ehrlich zu dir sein. Nur dann kann es auch wirklich funktionieren. Ich kann verstehen, wenn du jetzt gerne gehen möchtest, ich wünschte jedoch, du würdest es nicht tun und bleiben.“
Chris sagte eine Weile gar nichts. Sie musste das Ganze erst verdauen, das sie eben gehört hatte. Sie wusste nicht, ob sie ihm noch etwas sagen sollte oder ob sie Danny einfach in die Arme nehmen sollte. Doch Weggehen war das Letzte, woran sie dachte. Wie sollte sie so einfach gehen, nachdem er ihr so großes Vertrauen geschenkt hatte?
„Wenn du gehen willst, kannst du es ruhig sagen. Ich kann das verkraften. Aber, ach nein, eigentlich kannst noch nicht gehen, es gibt nämlich noch Nachtisch.“ Chris sah auf und Danny grinste sie an.
„Oh, was gibt’s denn?“
„Mousse au Chocolat.“
„O. K. überredet, ich bleibe“, sagte Chris leichthin und musste lachen.
Danny stimmte in ihr Lachen ein, und es war ihm anzusehen, dass ihm in diesem Moment ein Stein vom Herzen fiel. Plötzlich war seine Ernsthaftigkeit verschwunden und an dessen Stelle trat wieder der strahlende Danny, der ihr so gut gefiel. Auch der Glanz in seinen Augen war wieder da, und sie konnte die Leidenschaft wieder erkennen. Chris war anfangs zwar geschockt von seiner Beichte gewesen, Autos geklaut zu haben, aber sie konnte ihn sogar ein wenig verstehen. Es grenzte beinahe an ein Wunder, dass Danny nicht an all dem zugrunde gegangen war und er so ein anständiger toller Mann geworden war. Sie hatte keine Angst vor ihm. Sie fühlte sich geschmeichelt, dass er ihr soviel Vertrauen schenkte und ihr alles erzählt hatte. Auch sie vertraute ihm und wenn sie in Danny nicht schon vorher verliebt gewesen wäre, dann wäre es spätestens wohl jetzt passiert. Sie wollte mit ihm zusammen sein, für ihn da sein und ihm beweisen, dass er ihr vertrauen konnte.
Chris stand auf und ging zu Danny hinüber. Sie nahm ihn in ihre Arme und küsste seine Stirn. Danny ergriff ihre Arme und zog sie auf seinen Schoß. Er stöhnte leise auf als sich ihre Lippen trafen. Seine Zunge glitt in ihren Mund und in ihrem Inneren breitete sich heftiges Verlangen aus.
Die Mousse au Chocolat hatten sie dann nicht sofort gegessen, sondern erst einige Stunden später, im Bett.