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Über Scholem Alejchem

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von Salomon Meisels

Scholem Alejchem war das Pseudonym für Schalom Rabinowitsch. Er wurde 1859 in Perejaslaw geboren und starb 1916 in Kopenhagen. Er schrieb als Achtzehnjähriger Aufsätze und Feuilletons für die hebräischen Tageszeitungen Hameliz und Hazefira; später wurde er Mitarbeiter beim Jüdischen Volksblatt. Nachdem er kurze Zeit das Amt eines Kronrabbiners in einer russischen Kleinstadt bekleidet hatte, widmete er sich ganz der Schriftstellerei. In seiner ersten Schaffensperiode schrieb er: »Natascha«, eine Novelle, »Das Kontorgeschäft« , ein Drama, »Die Weltreise« , eine Satire, »A Chussen a Dokter«, ein satirisches Spiel, »Dos Bintl Blumen«, Gedichte ohne Reime und andere Erzählungen, Humoresken und Monologe. 1888 gab Rabinowitsch in Kiew die literarische Zeitschrift »Die jüdische Volksbibliothek« heraus, in der auch seine ersten Romane »Stempenju« und »Jossele Solowei« Jossele, die Nachtigall, erschienen. Nun folgten in bunter Reihe Erzählungen, Geschichten und Monologe, die seinen Ruhm als unübertrefflichen jiddischen Humoristen begründeten. Eine Anzahl seiner humoristischen Schilderungen erschien unter dem gemeinsamen Titel: »Kleine Menschelech«. Mehrfach in fremde Sprachen übersetzt wurden Rabinowitschs in Briefform abgefaßte launige Geschichten, die man als die »Menachem-Mendel« Reihe bezeichnen könnte, ebenso die spaßhaften Monologe, die unter dem Namen »Tewje der Milchiger« bekannt geworden sind. Bekannt wurden auch die Monologe »Beim Prisiv« , »Beim Dokter« , »Das Gymnasium« , die Kindergeschichten »Dos Messerl« , »Die Geige« , und die Hundegeschichte »Rabtschik« . 1905 wanderte Rabinowitsch nach Amerika aus, wo er Mitarbeiter an mehreren amerikanisch-jüdischen Zeitungen wurde.

Mit seinen Theaterstücken, die er in Amerika schrieb, hatte er geringen Erfolg; nur seine Komödie »Schwer zu sein ein Jud« erlebte auf den jüdischen Bühnen Amerikas und Europas zahlreiche Aufführungen. Rabinowitsch schrieb ferner einen Roman in russischer Sprache, der in einer russisch-jüdischen Zeitschrift erschien, eine hebräische Erzählung »Schimeie« , die im »Heassif« (1889) veröffentlicht wurde, und eine »Geschichte vun der Jargon-Literatur«. 1907 kehrte er nach Europa zurück.

Rabinowitsch gilt neben Mendele Mocher Sforim als das stärkste schöpferische Talent in der jiddischen Literatur. Eigenständig wie in der Art seines Schaffens war R. auch in der Wahl seiner Typen. Nicht den Gelehrten oder den Frommen, den Rabbi oder den Chassid, sondern den naiven Juden mit seinen naiven Anschauungen von Welt und Leben suchte er künstlerisch und mit gutmütigem Humor darzustellen. Als lachender Philosoph, dem ein scharfer Blick fürs Reale eignete, beobachtete Rabinowitsch die kleine jüdische Welt, die sich hm in den typischen erfundenen jüdischen städtchen Masapewke und Kasriliwke verkörperte. In einigen wenigen Hauptgestalten, wie Menachem-Mendel aus Jehupez1, Tewje der Milchiger, Schene-Scheindel, hat er den Typus des ostjüdischen Kleinbürgers verewigt. Rabinowitsch war der erste und blieb unter den jiddischen Schriftstellern der einzige, der den Frohsinn der »Gasse« entdeckte, und in froher Schöpferlaune, der freilich hier und da der jüdische Stoßseufzer nicht fehlte, schuf er seine einzigartigen literarischen Gebilde. Das befreiende Lachen ist der neue Ton, den Scholem Alejchem in die jiddische Literatur gebracht hat.

1 Jehupez (Kiew) liegt außerhalb des ›AnsiedIungsgebiets für Juden‹. Der Aufenthalt in dieser Stadt war wohl praktisch möglich, aber mit großen Schwierigkeiten und Kosten verbunden.

Tewje der Milchmann

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