Читать книгу Warum Mozart Babys nicht schlauer macht - Scott O. Lilienfeld - Страница 16
(4) Fehlschluss von Kausalität auf Korrelation
ОглавлениеEs ist verlockend, aber falsch, zu schlussfolgern, dass zwei Dinge, die statistisch zugleich auftreten (das bedeutet, dass zwei Dinge miteinander „korrelieren“), sich einander kausal bedingen. Wie Psychologen zu sagen pflegen: Korrelation bedeutet nicht Kausalität. Wenn also die Variablen A und B korrelieren, so kann es drei Gründe für diese Korrelation geben: (a) A könnte B verursachen, (b) B könnte A verursachen, (c) eine dritte Variable könnte sowohl A wie auch B verursachen. Die dritte Möglichkeit wird als das Problem der dritten Variable bezeichnet, weil C als dritte mögliche Variable zu einem Zusammenhang zwischen den Variablen A und C beitragen kann. Das Problem besteht darin, dass es möglich ist, dass die Forscher C nie erfasst haben; tatsächlich haben sie vielleicht gar nicht von der Existenz dieser Variablen gewusst.
Wir möchten das an einem konkreten Beispiel veranschaulichen. Zahlreiche Studien zeigen, dass körperliche Misshandlung im Laufe der Kindheit die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Menschen im Erwachsenenalter durch Aggressivität auffallen. Viele Forscher haben in diese statistische Assoziation hineininterpretiert, dass körperliche Gewalt im Kindesalter eine erhöhte Bereitschaft zu körperlicher Gewalt im Erwachsenenalter bedingt. Diese Interpretation wird „Teufelskreis der Gewalt“-Hypothese genannt. In diesem Fall wird angenommen, dass körperliche Misshandlung während der Kindheit (A) Gewalttätigkeit im Erwachsenenalter (B) verursacht. Aber ist diese Erklärung zwangsläufig richtig?
Selbstverständlich kann (B) die Situation (A) nicht auslösen, da Ereignis (B) nach Ereignis (A) stattfindet. Ein elementares Prinzip der Logik liegt darin, dass Ursachen ihren Auswirkungen vorausgehen müssen. Allerdings haben wir noch nicht widerlegt, dass nicht eine dritte Variable (C) die Gegebenheiten (A) wie auch (B) erklärt. Eine mögliche dritte Variable wäre in diesem Fall eine genetische Veranlagung zu Gewalttätigkeit. Vielleicht besitzen die meisten Eltern, die ihre Kinder körperlich misshandeln, eine genetische Veranlagung zu aggressivem Verhalten, welche sie an ihre Kinder weitervererben. Tatsächlich gibt es wissenschaftliche Beweise dafür, dass Aggressivität eine genetische Veranlagung sein kann. Diese genetische Veranlagung (C) kann zu einer Korrelation von körperlichem Missbrauch während der Kindheit (A) und späterem aggressivem Verhalten von Personen mit einem solchen Hintergrund (B) führen, auch wenn (A) und (B) einander kausal nicht bedingen. Übrigens gibt es in diesem Fall noch weitere Kandidaten für (C) (fallen Ihnen Möglichkeiten ein?).
Der ausschlaggebende Punkt ist, dass man nicht selbstverständlich davon ausgehen kann, dass es eine direkte kausale Verbindung zwischen zwei Variablen geben muss, nur weil sie miteinander korrelieren. Miteinander konkurrierende Erklärungen sind möglich.