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Heute wehte der unzuverlässige Wind aus Südwest. Die Schebecke kreuzte im Sund mit kurzen Schlägen und kämpfte sich gegen die kurzen Wellen nach Süd, hinaus, zurück auf den Weg der Küste entlang nach Nord. Schwerfällig stampfte weit achteraus die „Ragnhylt“ mit neuen Segeln und leerer Bordkasse. Der Seewolf, der in der dicken Schaffelljacke des Dorfschulzen von Hoyer zu schwitzen anfing, hatte sich auf das Schlimmste vorbereitet.

Selbst an dieser leeren, von Sand, Dünen und Watt gebildeten Küste gab es Gefahren für Schiff und Mannschaft. Manchmal schien es, als würden sie die Seewölfe magisch anziehen.

An Steuerbord erstreckten sich die eintönigen Strände von Jylland oder Jütland, wie es die Deutschen nannten. Seit einer halben Stunde stand Hasard selber an der Pinne und versuchte, an Land besondere Merkmale zu finden: etwa einen Berg, einen Turm oder einen vorspringenden Felsen.

Das Land war bretteben. Ebbe und Flut hatten in diesem Marschland ihre Spuren zurückgelassen. Sand und Schlick breiteten sich unter dem Wasser der Nordsee aus, und unter dem Kiel der Schebecke gab es, wenigstens auf diesem Teil der Reise, keine unergründliche und geheimnisvolle Tiefe.

An Jyllands westlicher Küste, hinter Esbjerg in nördliche Richtung, erstreckte sich eine Dünenlandschaft, die bisher von nichts unterbrochen wurde, das dem Auge hätte auffallen können. Flache und steilere Sanddünen, meist mit Ginster, Strandhafer oder Heidekraut bewachsen, lösten einander in derselben Eintönigkeit ab wie die Wellen, die aus Südwest anrollten, und auf denen das Schiff dahinglitt.

Im diesigen Süden tauchte Blavands Huk unter die Kimm.

Der Seewolf drehte sich wieder herum, klemmte die Pinne zwischen Arm und Rippen und bewunderte für einen langen Augenblick den festen Sandstrand, der bis zu den Flanken der Dünen aufstieg.

„Wenigstens hier kann Thorfin nicht viel anrichten, Sir.“ Ben Brighton blickte ebenfalls hinüber zu der Dünenlandschaft. „Sand brennt nicht.“

„Auch das bringt der noch fertig“, brummelte der Seewolf. „Oder glaubst du etwa, daß wir keine Spuren seiner Untaten mehr entdecken?“

Der Erste hob sein Spektiv ans Auge und nickte ergeben. „Ich suche schon danach. Aber ich bin froh, daß ich nichts finde.“

„Noch nichts“, meinte Hasard.

Die Sonne, die in eineinhalb Stunden ihren höchsten Stand erreichen würde, strahlte auf das Meer und die Dünenlandschaft. Die Farben beruhigten das Auge: sie reichten vom hellen Grau, vom schattendurchzogenen Weiß bis über das satte Grün einzelner Waldstücke bis zum dunklen Braun der morastigen Zonen.

„Er wird den Skagerrak wohl schon hinter sich gebracht haben“, sagte Ben nach einer Weile.

„Oder auch nicht. So schnell ist der ‚Eilige Drache‘ nun auch wieder nicht. Besonders bei diesen wechselnden Winden“, antwortete der Seewolf.

„Der nächste Ort auf Dans Karte nennt sich Nymindegab“, erklärte der Erste. „Liegt am südlichen Ende eines Fjords.“

„Ich weiß“, erwiderte Hasard. „Ich habe mir die Karte angesehen.“

Am Rand des Fjords erstreckte sich angeblich ein Sumpfgebiet. Die Seewölfe stellten sich vor, daß die Bewohner dieses abgeschiedenen Dörfchens aus Wattflächen und Sumpf auf ebenso langwierige und schweißtreibende Arbeit neues Land trockenlegten und dann eindeichten, wie das nahezu überall an den Küsten vor sich ging.

„Wir werden sehen, was es in Nymindegab gibt“, sagte der Seewolf. „Unser Ziel bleibt dasselbe: wir suchen Thorfin Njal.“

„Richtig.“

Noch hielt der raume Wind an. Erfahrungsgemäß änderte sich die Windrichtung, wenn es dunkelte. Noch konnte nicht entschieden werden, ob sie in der Nacht weitersegeln oder vor Anker gehen sollten. Die Freiwache schien ausnahmslos unter Deck zu schlafen. Für die wenigen Seewölfe an Deck gab es nicht viel zu tun. Sie konnten in aller Ruhe die Küste anschauen, an der das Schiff vorbeizog.

Seit dem frühesten Morgen hatten sie, ausgenommen die „Ragnhylt“, kein anderes Schiff gesehen. Die Gründe schienen klar. Es lohnte sich nicht, entlang der Westküste Handel zu treiben, denn sie war eine weitgehend menschenleere Gegend. Die Seewölfe wußten dies von der Mannschaft und dem Kapitän des Handelsschiffes.

Erst auf der Höhe von Skagen würde sich das ändern.

Dort kamen und gingen die Schiffe, die zwischen Nordsee und dem Baltischen Meer segelten. Früher waren es sehr viele deutsche Schiffe gewesen, die Koggen der Nordischen Hanse. Jetzt aber würden die Seewölfe immer häufiger die niederländischen Farben im Topp entdecken.

Die Niederländer lösten sich nicht nur auf dem Land von der spanischen Herrschaft des Zweiten Philipp. Spanische Karavellen oder Galeonen – hier im Norden gab es sie nicht mehr, oder sie segelten unter anderer Flagge.

Oder sie waren ein willkommenes Ziel für den nordischen Schrat.

Der Seewolf grinste in sich hinein. Thorfin Njals Spuren würden schwer zu übersehen sein. An Land ebensowenig wie auf See.

Drei Stunden nach Mittag kam wieder Seenebel auf.

Die Sicht verschlechterte sich rapide. Nur nach Ost, landwärts, erkannten die Seewölfe noch Wasser, Watt und Dünen. Die Ebbe setzte ein, und die Strömung trieb die Schebecke merklich nach West, außerdem nahm die Fahrt ab.

Dann schralte der Wind, wechselte über nach West und drehte schließlich in den nördlichen Quadranten. Inzwischen stand Nils Larsen am Ruder.

Hasard beugte sich über die Schulter Dan O’Flynns. Vor sich hatten sie, in Dans Kammer, die Karten. Mit der Spitze des Zirkels deutete Dan auf den Punkt, der den nächsten Ort an der Küste versinnbildlichte.

„Es ist also nichts dagegen zu sagen, wenn wir für die Nacht in Nymindegab anlegen?“ wollte der Seewolf wissen.

„Nein. Jedes Fischerdorf hat einen Hafen. Wahrscheinlich fällt auch die Schebecke trocken, aber damit haben wir ja Erfahrung.“

Nur eine schmale Landbrücke, höchstwahrscheinlich Schlick und Sand, mehr oder weniger bewachsen, trennte nach den Angaben der Seekarte den Fjord vom offenen Meer. Die Landbrücke war fast schnurgerade eingezeichnet. Der Fjord dahinter, wahrscheinlich flach und fischreich, hatte die Form eines an den Rändern ausgefransten Halbmondes, in den von Nymindegab aus nach Norden eine Halbinsel hinaufragte. Auf der Karte war in dem natürlichen Damm keine Durchfahrt vermerkt.

„Wir würden gerade in der Abenddämmerung in den Hafen einlaufen“, sagte Dan. „Es ist angenehmer, an den Pollern zu liegen, als in der Finsternis in unbekanntem und ungewissem Wasser gegen den Wind anzusegeln.“

„Du sagst es“, stimmte Hasard zu. „Und mit etwas Glück haben wir morgen wieder guten Wind und gelangen bis nach Lemvig.“

„Mag sein.“

Der Tag war völlig ereignislos verlaufen. Wind und See schienen heute die Schebecke zu verwöhnen. Mit der zurückgelegten Strecke durften sie zufrieden sein. Jetzt, als die Sonne am Ende dieses warmen Tages im Seenebel versank und sich rot färbte, steuerte die Schebecke zunächst hoch am Wind nach Nordwest, und als der noch unsichtbare Ort Nymindegab achterlicher als dwars lag, gab der Seewolf seine Befehle.

Das Schiff ging in den Wind, und die Rahruten schwangen nach den schnellen Manövern herum. Die Schoten wurden auf den anderen Bug genommen und, nachdem die Schebecke den Bugspriet auf die Küste und die Stämme der Nadelbäume gerichtet hatte, belegt.

Die Segel füllten sich. Die Schebecke nahm wieder Fahrt auf und rauschte auf das Ufer zu. Für die Gruppe, die vorn stand und das Gelände recht voraus durch die Spektive musterte, zeigten sich im blutroten Licht des Sonnenunterganges die ersten Giebel der strohgedeckten Dächer, die Ziegel des niedrigen Kirchturms und ein Fichtenwald dahinter. Noch von einer auslaufenden Sanddüne verdeckt, ragten die Masten einiger mittelgroßer Fischerboote in die neblige Luft. Erst jetzt sah man die Rauchfahnen aus den Kaminen.

„Ist kein großer Unterschied zu irgendeinem anderen Fischerhafen“, sagte Ben Brighton. „Aber einen Alchimisten werden wir vergeblich suchen.“

„Er war auch keine wesentliche Bereicherung für uns“, brummte Edwin Carberry. „Ob sie uns freundlich empfangen?“

„Warum nicht?“

„Weil der Wikinger vor uns hier entlanggesegelt ist“, sagte Hasard. „Er ist für mich so etwas wie ein Schreckgespenst.“

„Ganz so schlimm wird’s wohl nicht werden“, meinte Carberry.

Die Einfahrt, die sich in der einsetzenden Ebbe deutlich auch in den vertieften Prielen zeigte, ließ deutlich den Fleiß der Siedler erkennen. Hänge, Dünen und künstliche Deiche waren, dicht bewachsen, in die Umgebung des Hafens einbezogen.

Im Lauf der Jahre waren auch hier, wie nahezu überall an solchen Häfen, riesige Mengen von Schlick und Sand ausgehoben, in Körbe geladen und in Form von Deichen aufgetürmt worden. Als die Schebecke mit killenden Segeln sich näherte, hob Hasard kurz die Hand.

Die Fock und das Großsegel wurden aus dem Wind genommen, um die Fahrt zu verlangsamen. Der Rudergänger hielt, den kurzen Signalen aus dem Bug gehorchend, die Schebecke genau in der Mitte des schmalen Fahrwassers.

„Gut so. Leinen klar!“ rief der Seewolf.

Sie passierten an Backbord und Steuerbord die halb künstlichen, halb natürlichen Deiche. Auf den alten Teilen wurzelten windzerzauste Föhren und Fichten.

Kaum waren sie ein paar Fuß tiefer im ruhigeren Wasser, verwandelte sich das bis eben ruhige Dörfchen in ein Tollhaus. Wimmernd und grell läutete eine Glocke im Kirchturm. Eine zweite schepperte klirrend.

Über die Weide raste eine Herde gefleckter Schafe. Hunde umkreisten sie kläffend. Ein paar Jungen trieben Rinder hinter den Häusern in den Wald. Türen schlugen zu und wurden wieder aufgerissen, und Männer sprangen aus den Häusern.

„Sie beeilen sich, uns willkommen zu heißen“, sagte Hasard und wußte noch nicht, ob er lachen oder fluchen sollte.

„Sie verwechseln uns mit dem Wikinger!“ rief Dan. „Wo sind unsere Sprachkünstler?“

Stenmark, Nils Larsen und Sven Nyberg eilten aufs Vorschiff. Nils hob die Hände an den Mund und brüllte einige Sätze in die Richtung der aufgeregten Männer. Sie schwangen Äxte und Hämmer und hielten Mistgabeln und Säbel in den Händen. Einige schwangen Armbrüste über den Köpfen und riefen sich Warnungen zu.

Im rechteckigen Hafen lagen vierzehn unterschiedlich große Fischerboote. Netze waren auf Stangen ausgespannt. Es roch nach Fisch, und überall glänzten die Schuppen auf dem dürren Gras.

„Sage ihnen“, erklärte der Seewolf, als die Schebecke das Fahrwasser verließ und zwischen dem ersten Paar wuchtiger Poller hindurchdriftete, „daß wir freundliche Absichten haben. Keine Plünderei oder Brandschatzung.“

„Habe ich ihnen gerade erklärt“, erwiderte Nils. „Sie glauben mir nicht.“

Mit Fischspeeren, langen Messern, Knüppeln und Keulen verschanzten sich etwa vierzig Männer jeden Alters, meist blond und mit hellen Bärten, in der Nähe der Boote, eines Stegs oder anderer Deckungen. Sie schienen wild entschlossen zu sein, das Anlegen zu verhindern.

„Laßt eure Waffen in Ruhe!“ brüllte der Seewolf nach achtern. „Aber duckt euch!“

Noch immer bimmelten und dröhnten die Glocken. Das Geläute fuhr weit über das flache Land hin. Die Dänen schrien wild durcheinander und schüttelten drohend ihre simplen Waffen. Der Mann mit der Armbrust zielte auf den Seewolf.

Nils Larsen bewegte seine Arme und Hände in beschwichtigenden Gesten. Etwas leiser erklärte er, was er den Fischern zurief.

„Wir sind keine Räuber oder Piraten. Wir wollen nur über Nacht bleiben. Wir zahlen auch für das Bier im Krug.“

Er übersetzte auch die Antworten.

„Sie sind gewarnt worden. Reiter waren hier und haben vor einem schwarzen Segelschiff gewarnt.“

„Sage ihnen, daß wir das Schiff selbst verfolgen“, erklärte Hasard. „Wir helfen ihnen sogar, wenn der Wikinger auftauchen sollte.“

„Sofort.“

Aus einigen kleinen Fenstern blickten voller Furcht Kinder und Frauen. Wieder schloß sich von innen mit wuchtigem Krachen und klirrenden Riegeln ein Scheunentor. Die Sonne versank halb hinter der Kimm, und von allen Seiten schob sich die Nebelwand heran. Die Crew der Schebecke befand sich fast vollzählig an Deck und bemühte sich, einen friedfertigen Eindruck zu erwecken.

„Der Dorfschulze und der Pfarrer sollen kommen“, verlangte Nils Larsen und hoffte, daß er überzeugend sprach oder besser: brüllte. „Der Kapitän wird an Land, auf eurem Steg, mit euch verhandeln. Wir hätten euer Dorf schon längst in Trümmer legen können. Eure Sensen gegen unsere Geschütze? Los, seid friedlich!“

Es ging noch eine Weile auf diese Art hin und her. Schließlich entspannten sich die dänischen Fischer und Bauern. Der entscheidende Augenblick schien zu sein, als Edwin Carberry und Smoky in aller Seelenruhe die Laternen an Deck brachten, sie anzündeten und an den gewohnten Stellen anbändselten oder einhängten.

Das Geläute riß ab, und vom Dachstuhl des Kirchturms ertönte ein gefährliches Knarren.

Hasard hörte, wie Nils seinen Namen nannte und einige längere Sätze in beschwörendem Ton hinzufügte.

Ein Mann, nicht viel kleiner als der Seewolf, stand hinter einem Bretterstapel auf, hieb seine Axt ins Holz und hob den Arm.

„Das ist Rukka Gröndal, der Dorfälteste“, erklärte Nils. „Wir sollen dort vorn anlegen.“

In der sinkenden Dunkelheit stakten die Seewölfe mit vier Riemen die Schebecke in eine Position, aus der sie bei genügend hohem Wasser das Schiff leicht wenden konnten. Jetzt schrammte der Kiel dreimal leicht über den schlickigen Grund, ehe die Wurfleinen und die Festmacher ausgebracht werden konnten.

„Endlich breitet sich Einsicht aus“, sagte Hasard und dachte, daß die Fischer natürlich recht hatten, wenn sie sich und hier Hab und Gut verteidigten. Sie schienen tatsächlich geglaubt zu haben, auf der Schebecke befänden sich die Männer des leicht erregbaren Wikingers.

„Abwarten“, warnte Dan O’Flynn. „Sie sehen nicht gerade schafsfromm aus.“

Auch der Pfarrer von Nymindegab war ein riesiger, breitschultriger Mann mit schulterlangem Haar und einem mächtigen Bart. Der Seewolf sprang auf den stabil aussehenden Steg. Er knöpfte die Felljacke auf und zeigte, daß er im Gurt weder eine Hiebwaffe noch eine Pistole trug. Hinter ihm schwang sich Nils auf die frisch gehobelten Planken.

„Also“, erklärte der Seewolf, der immerhin einige Wörter Dänisch verstand und von vielen anderen den Sinn richtig deuten konnte, „sage diesen beiden Gentlemen, daß wir kurz nach Sonnenaufgang oder nach gestiegener Flut wieder ablegen werden.“

Der Däne übersetzte, die beiden Männer überlegten und antworteten, und einige Fischer näherten sich mit blakenden Fackeln. Der Pfarrer betrachtete sein Gegenüber ebenso prüfend wie der Seewolf ihn und den Ältesten.

„Es freut sie, das zu hören. Sie haben auch verstanden, daß wir der ‚Ragnhylt‘ geholfen haben. Aber es gehen schlimme Gerüchte um.“

„Über uns etwa?“

„Über ein Schiff, das an der Küste unangenehme Akte der Piraterie unternommen hat.“

„Also nicht über uns. Sage ihnen bitte, daß wir drüben im Krug essen und trinken wollen. Nicht mehr. Und nichts anderes. Wir zahlen nötigenfalls auch für den Liegeplatz.“

„Aber nicht viel!“ rief Old Donegal von der Kuhl her.

Nils übersetzte nach einem längeren Wortwechsel: „Der Pfarrer, Hochwürden Marian Ladelund, hat eben folgendes erklärt, und zwar glaubwürdig: von seinem Amtsbruder in Giellerup weiß er, daß auf Befehl von König Kristian Soldaten aufgebrochen sind. Sie sollen die Küstendörfer bis hinauf nach Skagen schützen, wenn der schwarze Segler wieder anlegen sollte.“

„Sage Hochwürden Ladelund, daß wir gern mit den Soldaten sprechen und trinken werden. Vielleicht können wir ihnen einen Rat geben, wo sie das Schiff finden.“

„Er fragt, ob wir den Wikinger kennen.“

Diese Frage war zu erwarten gewesen.

„Sage ihm mehr oder weniger die reine Wahrheit. Übertreibe nicht“, erwiderte Hasard und hoffte, daß weder der Pfarrer noch der Älteste viel Englisch verstanden. Mittlerweile war die Menge der Dörfler größer geworden, die den Bug der Schebecke auf der Düne und dem Steg umstanden.

Schließlich erklärte der Älteste: „Also ist’s beschlossen. Bleibt hier und geht in den Krug. Aber alle, die auf dem Schiff sind, passen nicht hinein, wenn noch ein paar von uns kommen.“

Der Seewolf hielt dem Ältesten die Hand hin, schüttelte die schwielige Pranke und meinte: „Wir rücken zusammen, selbst wenn die Soldaten erscheinen. Und wahrscheinlich tut es euch leid, wenn wir morgen wieder weg sind.“

Er drehte sich um, winkte seinen Leuten zu und rief: „Vertäut das Schiff! Wir bleiben hier. Es gibt keinen Ärger, wenn wir keinen Dänen provozieren.“

Aus den Reihen der Crew ertönten erleichterte und sarkastische Bemerkungen, aber sie alle hatten die dänischen Fischer und Schäfer gesehen. Fast jeder, auch die jungen Männer, war großgewachsen, breitschultrig und sah so aus, als könne er dänische Muster des Profoshammers austeilen – und in Dänisch hieß er auch „hammer“.

Tatsächlich nickte der Pfarrer, legte seine Hände gegeneinander und versprach in verständlichem Englisch: „Ich glaube, es wird eine ruhige, wenn auch heitere Nacht, die keiner von uns bedauern wird.“

„Das kann ich versprechen“, antwortete der Seewolf und grinste breit und voller Vergnügen.

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 602

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