Читать книгу Das Licht auf der anderen Seite des Flusses - Sergio Bambarén - Страница 9

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Das Gasthaus am Amazonas

Es lag ein Träumer entspannt in seiner bequemen Hängematte. Die leichte Nachmittagsbrise des Dschungels bewegte ihn sanft von einer Seite zur anderen. Ein großer Schirm schützte ihn vor der erbarmungslosen Sonne, als ein paar schwarze Wolken aufzogen und den Himmel bedeckten. Und das bedeutet im Dschungel des Amazonasgebietes nur eins: Der Himmel wird des Nachts buchstäblich herabfallen. Der Regen wird so stark sein, dass alle Geschöpfe, die diesen Teil der Welt bewohnen, sich, bevor der Regen ankommt, einen Unterschlupf suchen, und dort regungslos ausharren, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, bis der Regen vorüberzieht.

Der Regenwald des Amazonasgebietes ist ein atemberaubender Ort. In diesem Teil der Welt regiert die Natur. Von den höchsten Blättern all der hohen Bäume, die einander bekämpfen, um einen Sonnenstrahl zu erhaschen, bis hinunter auf die nasse Erde und sogar noch darunter, existiert die verworrenste und komplexeste Kette des Überlebens derer, die stark sind. Kein anderer Ort der Welt hat eine größere Vielfalt an Bäumen, Tieren, Vögeln oder Insekten, die hier Seite an Seite leben, immer im Wettstreit ums Überleben.

In dem Gasthaus, in dem der Träumer wohnte, ist man sicher vor all den Gefahren, die der dichte Regenwald in jeder seiner einzelnen Nischen versteckt. Der Mensch ist in der Lage, sich in der Nähe des grünen Dschungels einen relativ sicheren Raum zu erschaffen. Doch wenn man es wagt, die Sicherheit dieses Raumes zu verlassen, dann ist man ganz auf sich selbst gestellt. Dies ist keine Gegend, in der markierte Wege dich sicher von einem Ort zum anderen führen. Das wäre weit gefehlt! Wenn man sich erst einmal aus dem Gasthaus herausgewagt hat und bei Tageslicht oder in der Dunkelheit des Regenwaldes zu gehen beginnt, einzig und allein mit der hilfreichen, verlässlichen Machete bewaffnet, und sich mit deren enormen Stahlklinge den Weg frei geschlagen hat, dann kann man sicher sein, das dieser Weg früher oder später wieder verschwunden und von dichtester Vegetation bedeckt ist.

So, und was macht also der Träumer der Ozeane, der Wellen, des Segelns, Tauchens und Surfens, der es liebt mit Walen und Delphinen zu spielen, so weit von seinem inneren Selbst entfernt?

Nun, diese Frage kann man auch dem Träumer stellen, der vor langer Zeit viele Monate in einem tibetischen Kloster verbrachte, der die Erde dreimal umkreist hat, der durch die Savannen Afrikas gewandert ist oder der auszog, um nach Orten zu suchen, von denen er nicht wusste, dass sie existieren, der eine verlorene Oase in der Mitte der Sahara und viele andere Plätze gefunden hat. Für alle diese Reisen, die der Träumer unternommen hat, während der er viele weit abgelegene Orte der Erde aufgesucht hat, gab es nur einen Grund: Wissen und Verständnis für die existierende Wahrheit zu finden. Es ist die Reise eines Lebens, in dem es wichtig ist, zu entdecken, worum es im Leben geht, um seinen Sinn und Zweck zu finden. Weiter nichts.


An einem sternklaren Abend begann er, durch die Gärten des Gasthauses zu gehen, was man ängstlichen Menschen nicht empfehlen kann. Taranteln aller Größen saßen auf der Außenwand der Gästezimmer. In den hohen Wipfeln der Bäume sah man schwarze Silhouetten von nachtaktiven Tieren, die herausgekommen waren, um Nahrung zu finden. Das konnten Affen sein, giftige Schlangen oder sogar Raubvögel.

Der Dschungel schläft niemals. Tag und Nacht beleben Flussotter, elektrische Anguilla und sogar riesige, reglos lauernde Krokodile die Flüsse, die wie Ozeane erscheinen und sich langsam in Richtung des Amazonasbeckens, des atlantischen Ozeans dahinschlängeln. In manche Flüsse sind Piranhas vorgedrungen oder sogar Amazonasdelphine, die in diese Gewässer kommen, um sich zu ernähren, zu verstecken, zu paaren, zu leben und die hier versuchen zu überleben. Dies ist ein vollkommen unberührtes Land, in dem die Natur uneingeschränkt herrschen kann.

Der Träumer trug spezielle Plastikstiefel, die den größten Teil seiner Beine bedeckten und die ihn vor gefährlichen Insekten und kleinen Schlangen schützten, als er in der Nähe des Gasthauses, in dem er Quartier genommen hatte, am Ufer des Flusses entlangspazierte und es plötzlich zum ersten Mal, nur eine Sekunde lang, sah …

Das Licht auf der anderen Seite des Flusses

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