Читать книгу Die HexenLust Trilogie | Band 3 | Erotischer Roman - Sharon York - Страница 4

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Dunkle Verführung von Sharon York

Man sollte doch meinen, dass eine jahrhundertealte magische Vereinigung mit Wissen, das die meisten Menschen durchdrehen lassen würde, und beinahe unendlichen Ressourcen eine bessere Ausrüstung ihr Eigen nennen sollte. Dumm nur, dass genau diese Ausrüstung in einem schicken Hochhaus im Central District verstaubte.

Ich legte meine Hände auf die milchige Scheibe, presste mein Gesicht auf die Handseiten, um meinen Blick vom Außenlicht abzuschirmen und sah durch die Scheibe. Stark konzentrierte ich mich und benutzte einen alten, französischen Neglischee-Zauber, um ein wenig aus dem Inneren des Clubs mitzubekommen. Die Töne drangen lediglich gedämpft an meine Ohren, trotzdem waren die Silhouetten der Leute im Inneren gut zu erkennen und auch ihre Auren schimmerten durch das Glas.

Freudig wurden Phoenix und Marc empfangen. Die Damen jubilierten, als ob eine lang erwartete Lieferung des Pizza-­Service’ endlich ihr Ziel gefunden hatte. Ein unendlich makabrer Vergleich, der leider nur allzu treffend war. Ich konzentrierte mich auf die Vampire.

Eine großgewachsene Blonde mit Minirock und langen Haaren schien die Anführerin der Meute zu sein. In der Aura der Dämonen konnte ich nicht lesen, ich sah nur einen dicken, schwarzen Fleck, wo eigentlich Gefühle und Überlegungen hätten sein sollten. Ohne Frage, sie war alt, vielleicht schon über Hunderte von Jahren. Bei den anderen konnte man zumindest noch den Hauch einer Seele erkennen, die bei der Blondine unter dicken Schichten ihres Hasses verborgen war. Sie küsste Phoenix auf die Wange und drückte ihren Körper an Marc. Die fünf anderen Frauen taten es ihr gleich. Augenblicklich wechselten sie höfliche Worte, dann wurden die Männer getrennt. Marc nahm an der Bar mit drei Frauen Platz, während Phoenix in meine Richtung geführt wurde. Sie setzten sich auf ein Sofa, das sich in die Ecke des Raumes schmiegte. Alles hier schien provisorisch. Selbst die Theke war zusammengeschustert. Perfekt, um sie schnell zu demontieren und anderswo wieder aufzubauen.

Ein gefährliches Spiel mit dem Feuer begann: Der weibliche Vampir mit den kurzen, brünetten Haaren spielte mit Marcs Hemdknöpfen, während eine Rothaarige mit ihren langen Fingernägeln über seinen Hals streichelte. Ihre Bewegungen gingen tiefer, bis sie seine Innenschenkel erreicht hatte. Fast unmerklich strich sie über den Stoff seiner Hose. Ganz langsam führte sie ihre Finger auf und ab, in immer größeren Kreisen. Als Marc sich zu ihr umdrehte, um ein paar Worte zu wechseln, knöpfte die brünette Vampir-Lady sein Hemd auf und legte ihren Kopf an seine Schulter. Diese Maskerade führten die Vampire nicht zum ersten Mal auf. Es war eine perfekt inszenierte Schau, ein Ritual. Wussten die Männer, wie wenig Zeit ihnen blieb?

Während Phoenix an der Theke bereits die Hand der Blonden streichelte, küsste eine weitere Frau seinen Nacken. Drei bei Marc, zwei Vampire bei Phoenix ... verdammt, die Sechste im Bunde hatte ich aus den Augen verloren.

Ich musste mich stärker konzentrieren, um den Neglischee-Zauber noch heftiger wirken zu lassen. Aus Schatten und Umrissen wurden Menschen, die graue Mauer um mich herum floss herab. Und auch die Stimmen im Inneren erklangen nun klarer, als würde ich neben ihnen stehen. Endlich erkannte ich den sechsten Vampir. Aus einem kleinen Nebenraum kam die Frau zurück, in ihren Händen waren Gurte und Seile. Geschickte Vampir-Ladys, sie wollten ihr Essen genießen.

Aus dem Augenwinkel sah Marc die aufkommende Gefahr und versuchte so ruhig wie nur möglich zu bleiben. Ihnen lief die Zeit davon.

»Ich habe euch hier noch nie zuvor gesehen«, sagte er und versuchte endlich, das zu erfahren, wofür sie gekommen waren. Dabei streichelten seine Finger über den Unterarm der brünetten Vampir-Frau.

»Wir sind mal hier, mal dort«, hauchte sie mit verführerisch-geheimnisvoller Stimme und kam ganz nahe an sein Ohr.

Ich konzentrierte mich noch stärker und spürte zeitgleich ein heftiges Pochen in meinem Kopf. Lange würde ich das nicht durchhalten können.

»Wir werden uns jetzt länger in der Gegend aufhalten. Wie könnten wir uns so eine Party entgehen lassen.«

Für einen Moment schien Marc perplex, als sie sein Hemd öffnete und über seine muskulöse Brust streichelte. Die Rothaarige küsste seine Schultern und zog ihre Fingernägel über seinen Rücken. Als sie bei den Armen des Reapers angelangt war, verband sie seine Handgelenke mit Seilen. Ihre Finger waren geübt und der Knoten so fest, dass Marc sich nicht mehr rühren konnte.

»Eine Party?«, fragte Marc nach.

Die Frau zog ihr Top aus. Sogar von hier erkannte ich, dass ihre Brustwarzen steinhart waren. Sie musste große Lust auf das Kommende verspüren. Langsam fiel auch ihr Rock und der Slip. Sie wiegte ihren Körper vor Marcs Gesicht, trat nahe an ihn heran und nahm sein Gesicht in beide Hände. »Eine richtig große Party. Die beste, die du jemals gesehen hast. Nun ja, wenn du sie siehst.«

Ihre Worte lenkten Marc ab. Sofort war die Rothaarige zur Stelle und band ein weiteres Seil um seine Ellenbogen. Die Arme konnte er nun gar nicht mehr bewegen.

Während eine Vampir-Lady jeden Laut mit einem Kuss erstickte, zog eine andere ihm seine Schuhe und die Hose aus. Marcs Penis zeichnete sich unter dem dünnen Stoff der Shorts ab, als die rothaarige Frau ihn an seinen Haaren zu sich zog und mit den Fingernägeln über eine Brust fuhr.

»Und wo soll die Party steigen?«, wollte Marc mit gedämpfter Stimme wissen. Nicht nur an seinem Gemächt erkannte ich, dass es ihm erhebliche Probleme bereitete, sich zu konzentrieren.

»Hier«, wisperte der Vampir und schenkte ihm einen tiefen und langen Kuss. Ich sah, wie sie mit den Fingern über seine Lippen streichelte, während die andere zärtlich über seine Shorts fuhr. »Genau hier. In New York. In ein paar Wochen wird das der perfekte Ort, um richtig Spaß zu haben.«

Die Damen lachten unheilvoll auf und widmeten sich nun vollends Marcs gefesseltem Körper. Als der dritte Vampir seine Shorts herabzog und ich Marcs steifen Penis sah, kam ich nicht umhin, an unsere gemeinsamen Nächte zu denken. Ich kannte die Gefahr, wusste, was auf dem Spiel stand, und doch spürte ich, wie sich meine Atmung beschleunigte. Die drückende Hitze dieser viel zu warmen Sommernacht vermischte sich mit dem Fackeln in meiner Brust. Eine Schweißperle suchte sich windend den Weg an meinem Hals hinunter und fing sich in meinem Ausschnitt. Auf einmal schien meine Kleidung zu eng zu sein. Mein Slip, der sich eben noch wie eine zweite Haut an mich geschmiegt hatte, drückte nun gegen meine Scham, als würde er die Hitze in mir noch anfeuern wollen. Auch meine Brustwarzen stießen gegen den seidenen BH und schienen mit jeder noch so kleinen Bewegung fest gegen die weiche Innenseite zu reiben. Ich erinnerte mich an Marcs Küsse, an seine starken Hände auf meinem Körper und wusste schon im nächsten Moment, dass mein Herz eigentlich einem anderen gehörte. Nur kurz erlaubte ich mir noch einen Blick auf Marcs Leib. Er war komplett von den nackten Frauen eingeschlossen. Sein Rücken lag auf der Brust der Rothaarigen, während die Brünette ihn weiter küsste und ihre Fingernägel über seine Brust streifen ließ. Doch am meisten mussten ihn die Zungenschläge des dritten Vampirs aus dem Konzept bringen. Auch sie hatte sich ihres Kleides entledigt und kniete vor der Couch. Ihre Zunge streichelte langsam sein Glied, suchte sich ihren Weg nach oben, um die Eichel zu erreichen. Ihre Lippen öffneten sich und sie ließ Marcs erigierten Penis tief in sich gleiten. Dabei streichelte sie hauchzart mit den Daumen über den Schaft. Sekunden später zog sie sich wieder zurück und wartete, bis der gefesselte Soldat des Zirkels sich unter ihren schmerzhaften Zärtlichkeiten wandt.

Ich war kurz davor, die Steinmauer mit einem Eruptionszauber in tausend Teile zu sprengen. Was zum Teufel war nur los mit ihm? Er schien nicht mal im Ansatz bei der Sache zu sein. Marcs Gedanken waren so einfach zu durchdringen, dass selbst die Vampire leichtes Spiel hatten. Ich musste ihn wirklich verletzt haben.

Nachdenklich kaute ich auf meiner Unterlippe und wandte meinen Blick Phoenix zu. Ihm erging es nicht besser, aber zumindest versuchte er noch, ein paar Informationen aus den Frauen herauszupressen.

Auch seine Hände waren mittlerweile hinter seinem Rücken zusammengebunden. Er stand aufrecht, sein Hemd wurde ihm gerade über den Kopf gezogen. Es folgten Küsse von zwei Vampiren. Beide stellten sich vor ihn, berührten seinen Hinterkopf und führten ihn jeweils zu ihrem Mund. Er konnte kaum Luft holen, so schnell wechselten sich die beiden ab. Nur die Blondine, der älteste Vampir unter ihnen, stand hinter Phoenix und öffnete seinen Gürtel.

»Und wann steigt diese Party?«, presste Phoenix zwischen zwei Küssen hervor.

»Du willst wirklich dabei sein, oder?« Die Stimme der blonden Vampir-Frau klang amüsiert. Sie schien das Spiel in allen Facetten zu genießen. Ihre langen, roten Fingernägel bohrten sich in Phoenix’ Brust. Jede Bewegung hinterließ rote Striemen. Immer, wenn eine der Frauen die Lippen auf die seinen setzte, presste sie ihre Nägel in Phoenix’ Haut und hielt ihn fest. Auch sein Penis spannte unter dem Stoff seiner Hose. Nicht mehr lange, dann würden auch seine Gedanken nur noch von Gier getrieben werden. Ich konnte förmlich spüren, wie Phoenix schwächer wurde, wie seine Lust und Begierde die Oberhand gewannen. Jede Bewegung der Frauen goss Öl in das Feuer seines Verlangens.

Irgendetwas stimmte hier nicht. Noch einmal nahm ich alle Kraft zusammen, während meine Augen den Raum absuchten. Keine Veränderung. Zwei Seelen, die immer schwächer wurden und in die Lust abglitten, sowie sechs Untote, deren Auren fast schon verdorrt waren. Ansonsten war niemand im Club, zumindest niemand, den ich spüren konnte. Eine tolle Hexe war ich! Noch einmal biss ich auf meine Lippen und mahnte mich zur Ruhe. Aber auch Marc und Phoenix: Die beiden waren doch Profis! Erst vor zwei Jahren waren sie von L.A. in den New Yorker Zirkel versetzt worden. Sie hatten schon ganz andere Aufgaben gemeistert ...

Die Vampire spürten anscheinend, dass sich ihre Beute im Netz verfangen hatte. Auch Phoenix’ Hose wurde herabgezogen, die beiden Vampir-Ladys entkleideten sich vor ihm. Dabei zogen sie ihn mit ihrer kleinen Showeinlage immer weiter in ihren Bann. Lustvoll schmiegten sie sich eng aneinander, streichelten ihre makellose Haut und küssten gegenseitig ihre Brüste. Immer wieder drückten sie ihren Körper auch an Phoenix’ Brust, strichen über sein Gesicht und küssten sich gegenseitig.

»Ich wäre wirklich gern dabei«, gab Phoenix schließlich zu, in einem letzten Versuch, noch mehr Informationen über die bevorstehenden Gefahren zu bekommen.

Es war der blonde Vampir, der ihn an seinen Haaren zu sich zog und über seinen Nacken leckte. »Du bist ein interessantes Spielzeug.« Ihre Fangzähne waren bereits leicht zu sehen. Es konnte nicht mehr lange dauern. »Zu schade, dass du es nicht mehr erleben wirst.« Sie kicherte beinahe verlegen. »Bald schon ist es soweit. Ihr Menschen werdet endlich eurem Herrn und Meister begegnen. Nur noch ein paar Wochen und nichts und niemand kann die Vier aufhalten.«

Die Vier? Ich wiederholte die Worte im Kopf, damit ich sicher war, sie gehört zu haben. Denn das konnte nicht sein. Das durfte nicht sein! Die Söhne des Teufels konnten unmöglich hier sein! Einen hatte ich zurück in die Hölle geschickt, dem zweiten die Kräfte geraubt, vom dritten gab es seit Jahrhunderten keine Spur und mit dem vierten ... nun ja, mit ihm war ich zusammen. Irgendwie zumindest.

Mit staubtrockener Kehle versuchte ich, der Szenerie vor mir zu folgen. Phoenix konnte seine Augen nicht mehr von den Vampiren nehmen. Er saß fest im Griff der Blondine, die nun auch seine Shorts herabzog. Phoenix’ Glied ragte augenblicklich steif den Frauen entgegen. Dünne Äderchen ragten aus der Haut und wanderten bis zur Spitze hoch. Das dunkle Rot seiner Eichel war benetzt von klarer Flüssigkeit, die kaum wahrnehmbar im matten Glanz der Lichter schimmerte. Die gewundenen Adern an seinem Glied hatten so viel Blut in die rote Eichel gepumpt, dass ich befürchtete, sie würde gleich explodieren. Dieser Gedanke machte mich nur noch geiler als ich sowieso schon war. Die Muskeln unter Phoenix’ Haut spielten, während zwei der Vampire sich verführerisch vor ihn knieten. Erst rieben sie seinen steifen Schwanz, begannen an der feuchten Eichel zu spielen, dann wanderten ihre schlanken Finger hinunter und massierten seine Hoden. Mehrere Male wiederholten sie ruhig diese Prozedur. Sie waren dabei so nahe an seinem Körper, dass ihre Brüste über seine Haut streichelten, während ihre Finger das dünne und hochsensible Bändchen seines Penis’ rieben. Mal nur mit dem Daumen, dann mit der Handfläche erhöhten sie den Druck oder streichelten die Stelle zart, einer Feder gleich. Ich konnte nicht sagen, wie viele Minuten sie dieses Spiel mit ihm spielten, doch er litt fürchterlich.

Das Schlimmste daran war, dass auch meine Lust immer weiter angefacht wurde. Marc und Phoenix so hilflos zu sehen, überall von Händen und Lippen verführt und von ihrem Auftrag abgebracht, heizte auch meinen Gedanken ein. Obwohl ich es nicht wollte, glitt meine Hand unter die weiße Bluse. Ich zog den BH ein Stück zur Seite, damit ich meine Brustwarzen berühren konnte. Wenige Herzschläge später waren sie hart und ich musste mich zwingen, meine Hand nicht unter meinen knielangen Rock gleiten zu lassen. Meine intimste Stelle begann zu kochen. Ich spürte ein wohliges Ziehen im Unterleib, eine Wärme, die sich langsam über meinen gesamten Körper ausbreitete. Ich fixierte Marc nun mit weit aufgerissenen Augen. Warum war ich noch mal hier? Ich konnte mich nicht erinnern. Stattdessen spürte ich die aufkommende Lust und war nicht bereit, sie zu bekämpfen.

Mein Atem beschleunigte sich, als ich Marcs Six-Pack sah und die Schweißperlen, die sich langsam einen Weg herab suchten. Die Vampire ließen ihm kaum Luft zum Atmen, kratzten über seine Brustwarzen und bearbeiteten seinen Penis schneller. Meine Gedanken kreisten nur noch darum, dass ich eine der Frauen sein könnte, die seine heißen Lippen spürte, seinen Körper an den ihren presste oder seinen Schwanz tief in sich ...

»Na, das ist doch mal ein Anblick!«

Die Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Hastig fuhr mein Kopf herum und ich zog meine Hand aus der Bluse, als ich den Mann in der Gasse entdeckte. Er trug einen teuren Anzug, seine Krawatte war gelockert. Ruhig lehnte er an der Wand und beobachtete mich.

Langsam kam er näher. »So eine wunderschöne Frau muss doch nicht hier draußen sein, um ein wenig Spaß zu haben.«

Zugegeben, er war nicht gerade unattraktiv. Ungefähr mein Alter, dunkle Haare, braungebrannt und einem leichten Schwips vom Alkohol. Ein Mundwinkel zog sich nach oben.

»Wie wäre es, wenn ich dich drinnen auf einen Drink einlade. Vielleicht ist man sich ja sympathisch?«

Selbst im kargen Licht der Lampe erkannte ich die ungebräunte Stelle, dort, wo eigentlich ein Ehering sein sollte. Ein Geschäftsmann, der sich fernab von seiner Frau etwas gönnen wollte. Manchmal fiel es mir schwer, die Menschen zu mögen.

»Verschwinde«, zischte ich und konzentrierte mich wieder auf die Auren der beiden Reaper. Die Vampir-Ladys zeigten gerade das ganze Spektrum ihrer Verführungskünste. Marc und Phoenix war anzusehen, dass sie die wundervolle Tortur genossen. Immer mehr Frauen hatten ihre Reißzähne ausgefahren. Es würde nicht mehr lange dauern. Shit! Die beiden waren in größter Gefahr!

Einige Sekunden später hatte ich mich wieder gesammelt. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht.

»Warte!«, rief ich dem Mann hinterher und lief auf ihn zu. »Vielleicht riskieren wir doch mal einen Blick. Ich weiß, für eine New Yorkerin ist das ziemlich klischeebehaftet, aber ich trinke gern einen Cosmo.«

Die Augen des Fremden glänzten, er bot mir seinen Arm. »Einen Cosmopolitan für die Dame, sehr gern. Wenn ich bitten dürfte?«

Wie ein Gentleman geleitete er mich zur Tür und wollte sie für mich öffnen. Als er den Knauf drehen wollte, ruckelte es nur kurz, jedoch gab das Türblatt nicht einen Zoll nach.

»Mist!«, flüsterte er und versuchte es erneut. »Haben die überhaupt geöffnet?«

Natürlich hatten sie. Und sie waren klug genug, die Tür abzuschließen, um in Ruhe ihre Beute zu genießen.

»Darf ich?« Ich drückte mich an seinem Körper vorbei und spürte die erhitzte Haut. Mir war klar, dass er mich gerade mit seinen Blick auszog und jeder Gedanke in seinem Verstand sich darum drehte, wie ich wohl nackt aussah, aber das kam mir nur entgegen. Ich öffnete die Tür mit einem leichten Entriegelungszauber und achtete darauf, dass der Mann den bläulichen Schimmer in meiner Handfläche nicht sah. Er war dafür auch viel zu sehr damit beschäftigt, meinen Nacken mit Küssen zu bedecken. Selbst durch seine Hose und meinen Rock spürte ich seinen immer größer werdenden Penis, als er sich an mich drückte.

Ich drehte mich um und öffnete die Tür mit einem Ruck. Der Fremde lächelte. »Das wird eine unvergessliche Nacht.«

Jetzt musste auch ich lächeln. »Verlass dich drauf!«

Wir zogen innerhalb weniger Sekunden die Aufmerksamkeit der Meute auf uns. Ihre Blicke lagen zwischen Ungläubigkeit und freudiger Erregung.

»Ich dachte, dass wir abgeschlossen hätten?«, sagte die Blonde in Richtung ihrer Vampire.

»Haben wir auch«, antwortete die Brünette.

Der rothaarige Vampir ließ von Marc ab, schritt auf uns zu und schloss die Tür. »Aber warum nicht ... mehr Menschen – mehr Spaß.«

Der Geschäftsmann gab ihr schnell die Hand. »Das wird unglaublich ... Guten Abend, mein Name ist Brian.«

»Hey, Brian«, hauchte der Vampir und streichelte über meine Schulter. »Und wer ist deine Freundin?«

Die weiteren Fetzen dieses Gesprächs bekam ich nicht mehr mit. Erneut ballte sich die Lust in mir. Ich hatte das Gefühl, es flöße brodelnde Lava durch meine Adern. Allein Marcs Anblick ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Ein Blick in seine Augen offenbarte mir, dass er genauso dachte. Er leckte über seine Lippen und genoss die Zärtlichkeiten der Ladys, während er nur Augen für mich hatte. Ich wollte ihn! Ich wollte ihn hier und jetzt!

Langsam ging ich auf ihn zu, mit jedem Schritt wuchs meine Begierde. Kurz vor dem Sofa spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Der rothaarige Vampir begann meine Haut zu streicheln und fuhr mit dem Handrücken über meine Wange. »Verrätst du mir deinen Namen?«

Noch bevor ich eine Antwort formulieren konnte, legte sie zärtlich ihre Lippen auf die meinen. Es folgte ein tiefer und langer Kuss, bei dem sie meine Zunge hauchzart massierte. Ich wusste nicht, warum, aber plötzlich legte ich meine Arme um ihren Körper. Ein süßliches Parfüm drang mir in die Nase. Als sie von mir abließ, konnte ich gar nicht anders, als mich zu ihr zu lehnen und den Kuss zu erwidern. Ihre Lippen waren so zart wie Seide und die Fingerspitzen, welche meinen Rücken streichelten, ließen mein Blut kochen.

»Isabelle«, hauchte ich schließlich, während sie mir tief in die Augen sah.

»Willkommen, Isabelle.« Sie führte mich zum Sofa und ließ mich Platz nehmen. »Es ist schön, dass du hier bist.«

Gott, ich liebte diesen Ort! Er besaß eine Magie, die sich völlig über meinen Verstand legte. Langsam begann der weibliche Vampir meinen Hals zu küssen. Es war, als ob er eine feurige Spur hinterließ. Ich schloss für einen Moment die Augen und lehnte meinen Kopf zur Seite, damit die Lady besser an die hochsensiblen Stellen kam. Ihre Küsse waren zärtlich und behutsam. Langsam drehte ich mich zu ihr. Ich wollte sie küssen, ihre weichen Lippen erneut und für alle Ewigkeiten spüren. Mit einem Schlag öffnete ich die Augen und mein Herz hörte für Sekunden auf zu schlagen. Die Fangzähne des Vampirs waren komplett ausgefahren. Spitz und tödlich ragten sie mir entgegen und doch wollte ich nichts anderes, als dass sie in mich eindrangen. In dem Kokon aus Wärme und Begierde erkannte ich schwach eine andere Person im Nebenraum. Dort, wo eine Vampir-Lady die Ketten und Seile herholte, war noch eine Präsenz zu erkennen. Schwach und gut geschützt sah ich nun doch gelbliches Licht. Die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Es tat fast körperlich weh, aus dem Fluch auszubrechen und meine Gedanken auf die Gefahren vor mir zu konzentrieren. Doch endlich war meine Sicht wieder klar:

Hier war ein Schwarzmagier mit einem mächtigen Fluch am Werk!

Kurz bevor die Zähne der Frau sich in meinen Hals bohrten, wirkte ich einen Eruptionszauber und drückte meine rechte Hand nach vorn. Die Druckwelle schleuderte den Vampir auf den Magier im Nebenraum. Augenblicklich erstarb das gelbliche Glühen, und die wundervolle Magie, unter der wir uns befanden, zerbrach.

Neben mir wurde auch Marc klar. Zwei Vampire schossen auf ihn zu und bissen ihn in Hals und Nacken, sodass sein schmerzvoller Schrei den Raum erfüllte. Mit zwei Entfesselungszaubern löste ich die Seile, welche um Marc und Phoenix gebunden waren, und kümmerte mich anschließend um die Blondine. Der ersten Druckwelle konnte sie ausweichen, die zweite traf sie zwar, aber ihr Fußtritt gegen meinen Kopf schmerzte trotzdem höllisch. Die Kraft warf mich zu Boden. Ich zwang mich, meine Augen offen zu halten und auf Marc zu blicken. Geistesgegenwärtig hieb er seinen Ellenbogen gegen den hinteren Vampir und rammte sein Knie in den Bauch des vorderen. In einer Bewegung zog er seine Shorts nach oben und donnerte seine Faust ins Gesicht der am Boden liegenden Vampir-Braut. Damit hatte er sie wütend gemacht. Mit infernaler Kraft sprang sie auf ihn zu. Gerade so konnte ich einen Feuerball formen, der sie mitten im Lauf traf. Ihre Schreie waren spitz, wie Nadeln. Sie drehte sich in der Feuersbrunst um die eigene Achse, der Geruch von verkohltem Fleisch drang mir in die Nase und bevor das Feuer auf andere Bereiche überspringen konnte, zerfiel die Frau zu Asche. Diese Gefahr war gebannt. Blieben noch fünf und der Magier.

Ich drehte mich um und erkannte, dass auch Phoenix in Schwierigkeiten steckte. Auch sein Hals blutete, jedoch war es ihm gelungen, mit zwei präzisen Hieben die Vampire von sich fernzuhalten. Die Frauen lauerten in Angriffsposition vor ihm, warteten darauf, den richtigen Moment zu erwischen, um ihn auszuschalten. Soweit durfte ich es nicht kommen lassen. Mein Glück war, dass die Vampire nahe beieinander standen und sich vollends auf Phoenix konzentrierten. Ich raffte mich auf und steckte alle mir verbliebene Kraft in den Steinzauber. Erdmagie lag mir nicht wirklich, ich brillierte eher bei Angriffszaubern, aber diese Art der Versteinerung war genau die richtige Antwort auf zwei zusammenstehende Feinde, die nur darauf warteten loszuschlagen. Sie bekamen nicht mit, wie die braune Druckwelle sie traf und ihre Haut mit knackenden Geräuschen zu einer granitartigen Schicht wurde. Es dauerte nur Herzschläge, bis ihre Bewegungen erstarben und sie mit gefletschten Zähnen vor Phoenix zu Statuten wurden. Ein seltsamer Anblick war es, als der nackte Mann mit den Frauen kurzen Prozess machte. Von einem kleinen Beistelltisch riss er das Bein ab, hämmerte es gegen die Köpfe der beiden und augenblicklich fiel graue Asche zu Boden.

Fehlten noch drei!

Marc war in Bestform. Es war die Wut auf sich selbst, die ihn anzutreiben schien. Ich musste gar keine Zauber mehr wirken. Blitzschnell hatte er sich einen Billardqueue gegriffen und die Spitze der am Boden liegenden Vampir-Frau ins nicht mehr schlagende Herz gebohrt. Voller Zorn wartete er nicht einmal darauf, wie sie zu Staub zerfiel, sondern schlug das dicke Ende des Stabes direkt gegen den Schädel des zweiten Vampirs. Als dieser zurücktorkelte, setzte Marc zum finalen Stoß an. Ein kräftiger Hieb besiegelte ihr Schicksal.

Nun war nur noch die Blondine übrig. Ich war mir sicher, dass der älteste Vampir sich nicht so einfach besiegen lassen würde. Vor allem nicht, da ein Schwarzmagier auf ihrer Seite stand.

»Isabelle.« Die dunkle Stimme fuhr mir durch Mark und Bein. Langsam drehte ich mich um. Die Augen des Magiers glühten hell. Er war komplett in eine dunkle Robe gehüllt. Ansätze einer Glatze konnte ich erkennen, dazu ein faltiges Gesicht mit einem braunen Vollbart. »Du hast gut gekämpft, aber nun gib auf, kleine Hexe.«

Unglaublich, dass diese Magier eigentlich ein ganz normales Leben führten. Zumindest, bis sie sich in ihre altmodische Kleidung warfen, um ihre Aufträge zu erledigen. Flüche, Elixiere und ihre Dienste boten sie meist nur für Geld an. Durch ihr Wissen um die dunklen Mächte waren sie schwer aufzufinden. Am eigenen Leib hatte ich noch vor wenigen Minuten erfahren müssen, wie wirkungsvoll ihre Flüche und Beschwörungen sein konnten.

Im Moment machte mir allerdings der Feuerball, den der Magier in seiner rechten Hand mit Kraft füllte, mehr Sorgen.

»Kleine Hexe ...«, zischte ich angriffslustig. Ich spürte, wie warmes Blut meine Stirn herablief. Die Blondine musste mich härter erwischt haben, als ich gedacht hatte. »... so hat mich schon lange niemand mehr genannt. Und du gehörst nicht zu denen, die mich so nennen dürfen!«

Ein schiefes Lächeln überzog seine Lippen. »Wie immer dir beliebt. Allerdings ist deine Reise hier nun vorbei.«

Wieso um alles in der Welt mussten Schwarzmagier sich immer so geschwollen ausdrücken? Ich verdrängte diesen Gedanken und konzentrierte mich auf den Feuerball in seiner Hand. Mein Kopf dröhnte und meine Beine wollten das Gewicht meines Körpers nicht mehr tragen. Die Magie hatte mich ausgelaugt und das jetzt, wo ich sie am dringendsten benötigte. Hastig ging ich im Kopf Verteidigungszauber durch, die wenig Kraft für die Beschwörung benötigten. Schnell riss ich meine Hände nach vorn und versuchte eine einfache Wand aus purer Magie aufzubauen, doch es war zu spät. Drohend rauschten die züngelnden Flammen auf mich zu.

Ich war nur noch imstande, mich instinktiv wegzuducken, als das Inferno mich traf. Plötzlich spürte ich die Macht. Nichts, aber auch rein gar nichts, tat der Feuerball mir an. Im Gegenteil: Sofort spürte ich den Schmerz nicht mehr und auch die Erschöpfung war verflogen. Es fühlte sich genauso an wie damals, als ich gegen Bartolomé, den zweiten Sohn des Teufels, gekämpft und er mich mit Feuerbällen bombardiert hatte.

»Das darf nicht sein!« Der Schwarzmagier legte geschockt die Hände über seine Lippen. Seine Stimme wurde lauter, er schrie mich beinahe an. »Was bist du?«

Fast hatte ich das Gefühl, ich würde schweben, als ich meinerseits eine Druckwelle formte und den Magier mit Leichtigkeit gegen die Wand schleuderte. Bewusstlos ging er zu Boden. Ich wusste nicht, warum, aber ich lächelte, als durch den Sturz seine Kapuze verrutschte und ich in ein altes, kraftloses Gesicht sah.

»Und jetzt zu dir!«, zischte ich, während ich mich umdrehte und die Blondine fixierte. Zu meiner Überraschung funkelte sie mich nicht voller Stolz oder Wut an, ihr Blick lag irgendwo zwischen Angst und Trauer, wie man es sonst nur bei Menschen kannte. Plötzlich spürte ich diese Wut, diese unendliche Wut in meinen Adern.

»Du bist keine Hexe«, flüsterte die Blonde kaum hörbar. »Du bist eine Missgeburt, eine Laune der Natur.« Sie lachte hilflos. »Aber auch du wirst fallen. Das Cataclysm, die Umwälzung, wird auch vor dir nicht Halt machen. Alles wird sie in den Abgrund reißen, wenn der Herr der Dunkelheit eintrifft.«

Meine Bewegungen stockten für einen Herzschlag. Mir war nur allzu bewusst, dass dies keine leere Drohung war. Schon etliche Jahre bereiteten sie sich auf die Umwälzung vor. Die Hölle und ihre Bewohner streckten ihre Finger nach dieser Welt aus. Langsam, unaufhaltsam und doch merklich kroch der Schatten voran und drängte das Licht unserer Welt beiseite. Die Menschen getötet oder zu Sklaven abgerichtet, der Teufel und seine Schergen als Beherrscher unserer Welt – es wäre im wahrsten Sinne des Wortes die Hölle auf Erden! Das Cataclysm schritt voran und wir suchten bereits seit Monaten fieberhaft einen Weg, es aufzuhalten. Innerlich hoffte ich inständig, dass dies nicht eine von so vielen Sackgassen war.

Die Arme der Vampir-Frau sanken, sie steigerte sich in ein Lachen hinein, ohne den Blick von meinen Augen zu nehmen. Ihre Worte brachten mich zum Kochen. Ich war so wütend und so voller Macht, dass ich gar nicht bemerkte, wie meine Hand einen weiteren Feuerball formte. Das dunkle Rauschen erfüllte ein letztes Mal den Raum und erst, als die Asche zu Boden fiel, erstarb auch ihr Lachen.

Endlich war es ruhig. Zu ruhig.

Das Einzige, was ich hörte, war meine eigene Atmung. Marc und Phoenix hatten ihre Hosen und Schuhe bereits angezogen und sahen mich mit nackten Oberkörpern und großen Augen an. Blut vermischte sich mit dem Schweiß auf ihrer Haut zu dünnen Rillen, die ihre Muskeln herabliefen.

Es war Marc, der als Erster das Wort ergriff: »Isabelle ... was war das?!«

Lag da etwa Angst in seiner Stimme?

Meine Pupillen rasten von Marc zu Phoenix. Die stolzen Soldaten des Zirkels wirkten unsicher und hielten Abstand von mir. Beide sahen mich an, als hätte ich mich gerade in Luft aufgelöst und wäre mit Cocktails wiedergekommen.

Ich breitete die Arme aus. »Was meinst du?«

»Deine Augen«, wisperte Marc und kam ganz nahe an mich heran. »Sie haben rot geglüht! Das ist nicht normal, Isabelle. Selbst für eine Hexe nicht.« Seine Stimme war voller Sorge. »Es ist wie damals, vor zwei Jahren.«

Ich konnte es nicht mehr hören!

Bei Walpurga. Ich wusste nicht, was mit mir losgewesen war? Feuer konnte mir nichts anhaben, ja, ich zog sogar meine Kraft aus den Flammen. Und dann war da diese Macht gewesen, die von mir Besitz ergriffen hatte, wie ein Virus, und die Freude darüber, sie ausüben zu können.

Ich war nicht ich selbst gewesen.

Was hatte der Sohn des Teufels doch gleich zu mir gesagt?

Mein Blut, das Feuer in meinen Augen, das meine Herkunft nicht verleugnen lässt.

Die Umwälzung, kryptische Prophezeiungen, meine Kraftschübe und das unkontrollierte Verlangen nach Macht – irgendwie lag das alles zusammen. Ich konnte es nur noch nicht sehen.

Zwei Jahre hatte ich nun versucht, die dicken Staubschichten meiner Vergangenheit wegzuputzen, um mich diesen Schatten endlich zu stellen. Und noch immer wusste ich nicht, wer meine Eltern waren. Dabei hatte ich die besten und fähigsten Männer darauf angesetzt und meine eigene Beziehung zu dem Mann, den ich liebte, gefährdet.

Wie von Seilen gezogen verschränkte ich die Arme vor meiner Brust. Das war alles zu viel. Viel zu viel ...

Als ich hochblickte und versuchte, die Tränen zu unterdrücken, sah ich den Geschäftsmann mit leeren Augen an die Wand gelehnt stehen. Auf eine groteske Art und Weise war es schön zu sehen, dass ich nicht die Einzige war, die dieser Abend gerade gehörig überfordert hatte.

»Hey Isa, ist alles in Ordnung bei dir?« Phoenix versuchte, seine Stimme mild klingen zu lassen, aber es misslang ihm vollends.

Auch Marc hatte seine anfängliche Scheu überwunden und legte seine Hand auf meine Schulter. »Ich weiß, du bist höher im Rang als wir, aber wir sollten hier aufräumen!«

Auf einmal war mir zum Heulen zumute. Zusammengekauert auf der Couch brachte ich gerade so noch ein Nicken zustande. Sofort griffen die beiden Reaper ihre Mobiltelefone und wählten die Notrufnummer des Zirkels. In wenigen Minuten würde es hier von Hexen und Reapern nur so wimmeln.

Verdammt, was um alles in der Welt war ich?

Der Gedanke ließ mich nicht mehr los, bis die dunklen Vans des Zirkels eintrafen. Sofort wurde es hektisch. Reaper sicherten das Gelände und nahmen Proben von der Asche der Vampire. Meine Schwestern überprüften das Gebäude und würden bei Bedarf die Gedächtnisse und Empfindungen der Menschen manipulieren. Der Schwarzmagier wurde von meinen Schwestern und den Reapern verhaftet und in einen der Vans geführt. Nichts sollte darauf hinweisen, dass es hier einen Kampf gegeben hatte. Wahrscheinlich würden sie es so aussehen lassen, als hätte ein Brand den Club verwüstet.

»Isabelle!« Iras schrille Stimme hörte ich aus dem ganzen Tumult heraus. Sofort stürzte sie sich auf mich und schlang die Arme um meinen Körper. Ihre braungebrannte Haut stand im scharfen Kontrast zu der weißen Bluse, welche sie bauchfrei trug, sodass die tätowierte Rosenranke, die sich von ihrem Rücken über ihre Seite bis zur ihrem Venushügel zog, leicht aufblitzte. »Kleines, wie geht es dir? Ist es wahr, dass ... na ja, du weißt schon.«

»Dass meine Augen geglüht haben, als wäre ich ein Dämon, und dass ein Feuerball an mir abprallte wie ein Tennisball?«

In meinem Geist war Ira immer noch das kleine Mädchen mit den Haaren bis zum Po, das vor fünf Jahren hier zu arbeiten begonnen hatte und immer ein wenig zurückhaltend wirkte. Doch mittlerweile war ihre Schüchternheit gewichen. Nicht ohne Stolz schrieb ich mir einen gewissen Anteil an dieser Veränderung zu. Den ewigen Vertrag hatte sie nur ein Jahr nach mir mit ihrem Blut unterschrieben. Sofort waren wir beste Freundinnen geworden und, wenn es nach mir ginge, würde sich daran auch nie etwas ändern.

»Es ist also wie damals ...«, hauchte Ira nun so leise, dass es die anderen nicht mitbekamen. »Der Kampf gegen Bartolomé auf dem Staudamm?«

»Ja, genau.« Ich atmete tief. Es tat so unendlich gut, dass sie hier war. »Der Schwarzmagier hat mich angesehen, als wäre ich ein Fehler und die Vampire sagten, ich sei eine Missgeburt.«

Meine Stimmung hob sich noch mehr, als Bianca vor mir auf die Knie ging, meine Stirn abtastete und wie nebenbei fragte: »Seit wann lässt du dir denn von Vampiren etwas einreden?« Die Heilerin war in meinem Alter und hatte mit mir die Ausbildung begonnen. Während es mich auf die Straße zog, entwickelte sie schnell ein Faible für die weiße Magie. Das große Mädchen, welches immer ein wenig erwachsener wirkte als es tatsächlich war, hatte sich für die Heilkunst entschieden. Von den wenigen Menschen, die ich jetzt gern sehen wollte, waren zwei hier. Kein schlechter Schnitt.

Ich rang mir ein Lächeln ab. »Eigentlich lasse ich mir nichts einreden«, antwortete ich, während Bianca meine Kopfwunde versorgte. »Aber wie dein Freund schon sagte: Das ist selbst für eine Hexe ungewöhnlich.«

Bianca schob die Brille hoch und sah mich streng an. »Isa, für uns Hexen ist nichts ungewöhnlich! Du hast die letzten Monate durchgearbeitet, unzählige Vampire, Viljas, Werwölfe und Dämonen erledigt, bist eine der stärksten Magierinnen, die wir im Zirkel unser Eigen nennen können, da darf man schon mal ein wenig unsicher werden.« Vorsichtig desinfizierte sie die Wunde und legte ihre Hand auf meine Stirn. »Außerdem standet ihr alle unter einem sehr starken Verführungszauber. Eine kranke Welt ist das, in der Schwarzmagier mit Vampiren zusammenarbeiten. So, und jetzt halt bitte still.« Ihre schwarzen, lockigen Haare hatte sie mit einem Band zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden, jedoch hingen einige Strähnen feucht in ihr Gesicht, welches rot glühte. Auch sie schien erschöpft. Ein helles Schimmern war unter ihren Fingern zu erkennen. Es schmerzte für einen Moment, dann schloss sich die Wunde. Nur das Pochen in meinem Kopf blieb.

»Vielleicht solltest du dir eine Pause gönnen«, ergänzte Ira und rieb meinen Rücken.

Bianca war ganz ihrer Meinung. »Keine schlechte Idee. Du könntest dich mal richtig ausschlafen. Die nächsten Wochen werden bestimmt nicht einfacher.«

Wir wussten es alle. Die Vampire waren uns zahlenmäßig überlegen. Irgendetwas würde auf uns zukommen. Und dank der Informationen des heutigen Abends waren wir der Entschlüsselung einen Schritt näher.

»Uns bleiben nur noch wenige Tage, um uns auf seine Ankunft vorzubereiten«, gab ich zu bedenken. »Es wird hier stattfinden. In New York.«

Bianca nickte leicht und erhob sich. »Umso wichtiger ist es, dass du ausgeruht bist.« Noch einmal streichelte sie über meine Schulter, ging schließlich zu Phoenix und schenkte ihm einen tiefen Kuss. Behutsam fuhr sie über seine Bisswunden, weiße Magie floss aus ihren Händen, als sie die Verletzung bearbeitete. Vampirbisse sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen, aber Bianca war eine der besten Heilerinnen des Ostzirkels. Sie wusste, was zu tun ist.

»Was hast du jetzt vor?«, wollte Ira wissen.

»Einen alten Freund besuchen.«

Gemeinsam erhoben wir uns und gingen zur Tür.

Ira atmete tief ein. »Grüß Bashir von mir.«

»Das werde ich.« Vor dem Geschäftsmann blieb ich stehen. Noch immer blickte er starr auf die Erde. Seine Hände zitterten. Das war der Grund, warum wir unsere Existenz vor den Menschen geheimhielten. Sie mussten nichts vom ewigen Kampf erfahren. »Kannst du dich bitte um ihn kümmern? Er hat viel durchgemacht, schenk ihm von mir aus die Nacht seines Lebens und die Erkenntnis, dass er ab jetzt seiner Frau treu bleiben wird.«

Ira zwinkerte mir zu. »Wird gemacht.« Sekunden später ging sie auf den Mann zu und legte ihre flache Hand auf seine Schläfe. Bestimmt würde sie sein Gedächtnis wundervoll manipulieren. Er würde morgen aufwachen und alles, was er hier gesehen hatte, wäre dann nur noch ein böser Albtraum.

Ich beneidete ihn.

Im Türrahmen drehte ich mich um. Marc lächelte mich tapfer an, während zwei Heilerinnen seine Wunden versorgten. Er hob die Hand zum Abschied und ich nickte ihm zu. In einer anderen Welt wäre es vielleicht möglich gewesen, dass wir zusammen sind.

Schweren Schrittes verließ ich den Club und trat hinaus in die warme New Yorker Nacht. Es war Zeit für ein paar Antworten – und es gab nur wenige Wesen, die sie mir geben konnten.

Die HexenLust Trilogie | Band 3 | Erotischer Roman

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