Читать книгу Engel und Dämon - Shino Tenshi - Страница 4

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Der weiße Umhang flatterte leicht im Wind und presste sich an die muskulösen Beine, die sich schleppend vorwärts bewegten. Das schulterlange blonde Haar verdeckte hin und wieder die traurigen Augen, deren Blick auf den Boden gehaftet war.

„Was hab ich nur getan?“ Seine Hände zitterten, während das Schwert an seiner Hüfte immer mal wieder gegen seinen Unterschenkel schlug. Der Bogen lag um seine Schulter, genauso wie der Köcher voller Pfeile. Sie sollten ihm den Sieg gegen das Monster bringen.

Doch jetzt war es nicht das Blut des Wolfes, das seinen Anzug rot färbte, sondern das des Jungen. Wieso war er plötzlich in seinem Weg gewesen? Warum wollte er diese Bestie nur beschützen? Hätte er nicht einfach stumm zusehen können? Das hätte alles um so vieles einfacher gemacht. Aber einfach war sein Leben noch nie gewesen.

Im nächsten Moment hörte er, wie sich ein Pferd näherte, wodurch er sich irritiert nach hinten umwandte. Gegen die aufgehende Sonne erkannte er nichts außer den Schatten eines Reiters auf dem Rücken des Tieres. Wer kam ihm dort nach? In dieser Richtung lag doch nur das Dorf und daraus war schon lange kein Mensch mehr gekommen. Wo kam der Fremde nun also her? Vor allem, wenn er aus dem Dorf kam, woher hatte er dann das Pferd? Hatte die Bestie nicht alle Tiere verschlungen? Das ergab für ihn alles keinen Sinn.

Trotz der verwirrenden Umstände kam dem Jungen diese Ablenkung gerade recht. Dann musste er nicht mehr an die blutüberströmte Leiche denken, wodurch er schließlich darauf wartete, dass sich das Tier näherte und bald erkannte er ein schwarzes Pferd mit einem braunhaarigen Reiter, der nur wenige Schritte von ihm entfernt anhielt und von dem Tier sprang. Zornig und mit großen Schritten eilte er auf ihn zu, was den Blondschopf ein wenig irritierte.

„Hab ich dich endlich gefunden, du Schwein!“ Der Kämpfer wusste gar nicht, wie es um ihn geschah, als der Neuling auf ihn losging und ihn schubste. Immer wieder schlug er gegen seinen Brustkorb und trieb ihn so nach hinten.

„Wer bist du? Kennen wir uns irgendwoher?“ Der Blondschopf wusste nicht, wie es um ihn geschah, als ihn dieser Junge plötzlich so anfuhr, wobei dieser gar nicht aufhörte zu wüten: „Mein Name ist Cido Hiwatari und wir kennen uns nicht wirklich. Ich habe aber deinen Kampf gegen das Monster gesehen…“

„Ach, so ist das. Das ging ja schnell. Ich hab dich gar nicht gesehen. Dennoch tut es mir Leid. Ich wollte den Jungen nicht töten, sondern eigentlich retten“, huschte es leise über die Lippen des Kämpfers. Dass er damit Cido unterbrochen hatte, ließ diesen einen Moment lang empört die Luft anhalten, bevor er dann wieder aufbrauste: „Das ist mir egal! Tatsache ist, dass du Sebastian getötet hast und ich Kevin versprochen habe ihn zu rächen! Also, mach dich bereit zu sterben!“

„Nein… ich will nicht sterben und ich wollte auch nicht, dass der Junge von meiner Klinge getroffen wurde. Warum hat er sich dazwischen gestellt?! Er hätte mich doch einfach nur meinen Job machen lassen können. Aber nein! Er mischte sich ein und starb an einem Schwerthieb, der nicht für einen Menschen gedacht war“, versuchte er sich zu erklären, doch Cido winkte nur ab: „Ja, ja. Das sagen sie alle. Du hättest den Angriff bestimmt noch abbrechen können. Aber du wolltest einfach nicht, weil es dir egal ist, wen du tötest und wen nicht. Hauptsache deine Klinge wird von Blut benetzt. Ich kenne Menschen wie dich und ich muss sagen, diese Bekanntschaften sind nicht wirklich die Besten gewesen.“

„Ich wollte das nicht“, seufzte der Blonde, wobei er sich dann langsam abwandte und davon schritt. Mit diesem Menschen konnte man nicht diskutieren und kämpfen wollte er gerade nicht. Er wollte nicht noch mehr unschuldiges Blut auf seiner Klinge haben und daher beendete er dieses Aufeinandertreffen nun.

„Hey! Jetzt warte doch! Bleib stehen, wenn ich dir die Leviten lese und mich seelisch darauf vorbereite dich umzubringen!“, brüllte ihm Cido nach, wodurch der Kämpfer noch einmal stehen blieb und sich zu dem Jungen umdrehte.

Ein trauriges Lächeln umspielte die Lippen des weiß Gekleideten. „Meine Name ist Xenio Achmaras. Vielleicht sieht man sich eines Tages wieder, Cido Hiwatari.“

Cido begriff es nicht, als der Kämpfer schon davonging und ihn hier zurückließ. Bestürzt sah er diesem hinterher und verstand gar nicht, was das zu bedeuten hatte.

Plötzlich wurde er von etwas Warmen in die Seite gestupst und er sah in das Gesicht des Friesen, wobei er kurz lächelte und der Stute über die Nüstern strich. „Was soll ich tun? Kann ich ihn wirklich töten? Aber ich habe es Kevin doch versprochen. Ich kann mein Wort ja nicht einfach so brechen. Das bin ich ihm schuldig.“

Das Pferd schnaubte und scharrte dann mit den Hufen, wobei es erneut den Jungen anstupste und mit den Kopf auf seinen eigenen Rücken zeigte. Scheinbar sollte er wieder aufsteigen. Ob das Tier einen Plan hatte? Wie dieser dann wohl aussah? Waren Pferde wirklich so intelligent? Cido schüttelte die Gedanken ab und lächelte kurz, um sich selbst zu beruhigen.

„Ja, du hast Recht. Ich sollte es zumindest versuchen. Und wenn ich sterbe, dann hab ich es zumindest probiert“, seufzte Cido und trat dann an die Seite des Tieres, um sich auf dessen Rücken zu schwingen. Dieses Mal ging es schon um einiges leichter als davor. Er schien ein Naturtalent zu sein.

„Also, los Norija! Ihm hinterher! Wir haben noch ein Hühnchen mit ihm zu rupfen.“ Er trieb das Pferd an, das sogleich den von Xenio beschrittenen Weg einschlug, doch als er nach einer Weile dachte, dass er den Kämpfer eigentlich schon längst eingeholt haben müsste, stoppte er das Tier kurz. „Wo? Wo ist er? Das kann doch nicht sein. Er kann ja nicht schneller als wir sein. Haben wir irgendeine Abzweigung verpasst?“

Er sah sich um, doch es gab nur diesen einen Weg und jetzt in der Wildnis zu suchen, wäre mehr als nur fragwürdig, wodurch er Norija einfach weiter den Weg entlang reiten ließ. Vielleicht würde er ja in der nächsten Stadt fündig werden. Zumindest würde er dort mal auf den Kämpfer warten. Irgendwann musste dieser ja auch dort ankommen und dann wäre er fällig…

„Er sucht mich immer noch?“ Xenio konnte seinen Augen nicht trauen, als er den Jungen an sich vorbei reiten sah. Er hatte eine kurze Pause unter dem Schatten eines Baumes gemacht, wobei er gerade eine Scheibe Brot in der Hand hielt und ein Wasserschlauch auf seinem Bein lag.

Ein Seufzer stahl sich über seine Lippen, als er über Cido nur den Kopf schüttelte. „Er kann mich doch niemals besiegen. Warum will er unbedingt sterben? Ich versteh das nicht. Aber wie es aussieht reitet er geradewegs auf mein Dorf zu. Wenn er dort auch eine Rast macht, dann werden wir uns wohl oder übel noch einmal begegnen. Er kann mich nicht töten. Das habe ich in seinen Augen gesehen. Dennoch eilt er mir nach. Was er sich davon wohl verspricht?“

Er schob den letzten Bissen des Brotes in seinen Mund, als er dann schon aufstand und den Wasserschlauch wieder an seiner Hüfte befestigte, bevor er sich den Staub von der Kleidung klopfte.

„Na ja, ich muss nun auch weiter.“ Er streckte sich kurz, bevor er dann aus den Schatten trat und zurück auf den Weg ging, um seine Heimkehr fortzusetzen. Das Land um ihn herum war ausgetrocknet und unfruchtbar. Es war einmal anders. Als seine Eltern noch lebten und diese Bestie noch nicht existiert hatte. Damals war dieses Land grün und fruchtbar. Die Bauern haben alles Mögliche angebaut und mit dem Dorf im Wald Handel getrieben. Tierprodukte gegen Feldprodukte. Doch dann wurden sie beide ins Verderben gestürzt. Als diese Bestie auftauchte und alles tötete, was nicht so war wie sie.

Xenio musste die Verzweiflung in seinem Herzen niederringen, als er daran dachte, wie er diese Zeit vermisste. Als alles noch gut war und sein Kinderherz noch rein.

Viele Monde waren seither vergangen und es hat sich nichts verändert. Doch jetzt war die Bestie tot und somit konnten die Dörfer wieder erblühen. Er selbst konnte sich auf ein normales Leben einstellen und den Platz seines Vaters einnehmen: Dorfoberhaupt.

Doch dieser Junge. An ihn konnte er sich gar nicht erinnern. Wo war er, als Xenio Sebastian getötet hatte? Es war doch niemand außer ihnen am Kampfplatz. Oder etwa doch? Derweil hatte er sich doch extra vergewissert, dass sie alleine waren. Wo hatte er sich nur versteckt? Anders konnte es sich Xenio nicht erklären, dass er seine Präsenz nicht wahrgenommen hatte.

„Wie konnte er dann wissen was passiert ist? War er vielleicht? Nein, ich habe doch niemanden außer diesen Jungen und den Wolf gesehen. War ich vielleicht unvorsichtig? Nein, ich habe mich extra versichert, dass niemand in der Nähe war! Aber warum weiß er dann über die Sache mit dem Jungen Bescheid? Ich verstehe die Welt nicht mehr. Derweil habe ich mir alles so schön ausgemalt. Den Jungen wollte ich retten und mich gleichzeitig an der Bestie rächen. Aber dann stellte er sich in den Weg und der Schlag war mit zu viel Schwung geführt, als dass ich ihn noch hätte stoppen können. Dann war alles rot. Rot von dem Blut des Jungen. In der nächsten Sekunde lag er am Boden und die Bestie war bei ihm. Als ich merkte, dass ich nicht mehr gebraucht wurde, ging ich. Vielleicht war das mein Fehler? Nein! Ich hab keinen Fehler gemacht! Das ist alles die Schuld von dem Jungen! Er ist selbst an seinem Tod schuld!“, wütete Xenio in Gedanken.

„Er hätte sich nicht in meinen Weg stellen sollen, dann wäre er jetzt noch am Leben. Ja, es ist alles seine Schuld! Genau und ich bin total unschuldig. Bin ich das wirklich? Ich weiß es nicht. Das Ganze ist anders gekommen als ich geplant hatte. Warum musste sich der Junge so verhalten, wie er es getan hatte? Hätte er sich nicht einfach retten lassen können? Musste er dazwischen gehen? Es hatte alles doch so super gut gepasst. Die Pfeile haben es schon am Anfang ein wenig geschwächt und das Schwert diente perfekt zum Angriff wie zur Verteidigung. Das Biest hätte keine Chance gehabt. Ich hätte gewonnen. Aber was hat der Junge gleich noch einmal gesagt? Das Biest hat sich für ihn geopfert. Aber es ist ein Monster. Eine erbarmungslose Bestie. Sie kann nur töten und verletzten. Geboren um zu sein. Gestorben um zu überleben. Wiedergeboren um zu zerstören und geopfert um das Sein eines Anderen zu bewahren. Genau das waren die Worte von meinem Vater bevor er starb. Gestorben durch die Krallen dieses Werwolfes. Rache war mein einziger Gedanken. Verführt von ihrem süßen Duft konnte ich nicht mehr klar denken, doch in diesem Fall wollte ich es auch nicht mehr. Meine Existenz war beendet worden von einer Kreatur, die es nicht geben durfte. Doch wer war in der Lage dieses Biest aufzuhalten? Wer hatte die Kraft es zu töten?“

„So schnell sieht man sich wieder. Du siehst verwirrt aus. Hast du irgendeine Frage, die du dir nicht selbst beantworten kannst?“ Die Stimme durchdrang die Gedanken des Blonden, wobei dieser seinen Blick wieder vom Boden abwandte und auf den Jungen sah, der auf den Rücken des stolzen schwarzen Pferdes saß. Wieso war er hier? Hatte er ihn nicht weit weg reiten sehen?

„Cido? Warum bist du hier? Ich dachte, dass du ins Dorf reiten willst.“ Xenio war über das Auftauchen des anderen Jungen verwirrt, wobei dieser nur träge lächelte. „Ja, das wollte ich auch, aber dann ist mir eingefallen, dass du bestimmt noch irgendwo unterwegs sein musstest und ich habe kehrt gemacht. Schließlich will ich dich nicht in einer überfüllten Stadt töten. Das würde zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen.“

„Du hast von deinem Vorhaben also noch nicht abgelassen?“ Die eisblauen Augen des Kämpfers gefroren, wobei Cido nicht verhindern konnte, dass ihn ein Schauer über den Rücken lief. „Nein, habe ich nicht. Ich habe es Kevin versprochen. Schließlich ist er für mich gestorben.“

„Er ist für dich gestorben? Wie hast du denn das geschafft?“ Xenio wurde immer verwirrter. Sein Weltbild zerbrach Stück für Stück und das gefiel ihm nicht. Er mochte es nicht, wenn er seine Denkweise ändern musste. Das würde nämlich bedeuten, dass er falsch lag und er durfte sich nicht irren. Niemals und vor allem nicht in diesem Fall.

„Ja, ist er. Der Tod von Sebastian hat den Menschen in ihm erweckt und in einem Kampf gegen seinen Peiniger hat er diesen getötet und ist selbst dabei gestorben. Ohne ihn wäre ich jetzt tot und das Dorf wäre auch ausgelöscht worden. Er hat seine Sünden wieder gut gemacht und seinen Opfern durch seinen Tod ihr Leben zurückgegeben. Nur Sebastian ist noch tot, denn diesen Menschen hast du getötet“, erzählte Cido ruhig die gekürzte Fassung der Geschichte, wobei ihn Xenio immer noch ungläubig ansah.

Er konnte es nicht glauben, dass diese Bestie sich für jemanden opfern konnte. Das war wider ihrer Natur. Doch dann schnaubte er nur und fixierte den Jungen vor sich. „Mein Tod wird aber Sebastian nicht zurückbringen. Ich bin nicht verflucht. Willst du deine Hände wirklich mit meinem Blut beflecken? Es wird weder Kevin noch Sebastian wieder zum Leben erwecken. Du wirst dann nur mit der Schuld leben müssen, dass du jemanden getötet hast.“

„Nein, du irrst dich. Klar, sie werden dadurch nicht mehr lebendig. Da stimme ich dir zu. Aber ihre Seelen können Frieden finden und ich hätte kein schlechtes Gewissen, denn ich hätte die Welt dann nur von einem unnötigen Mörder befreit. Also hätte ich ihr einen Gefallen getan“, widersprach Cido dem Kämpfer, wodurch dieser nur belustigt auflachte. „Wenn man dich so reden hört, dann könnte man es dir glatt glauben. Aber ich sehe es dir an. Du bist nicht fähig jemanden zu töten. Außerdem woher willst du wissen, dass ich ein Mörder bin? Sebastians Tod war ein Unfall, der mir schrecklich Leid tut. Aber sonst habe ich nur Tiere getötet und keine Menschen. Ich kam um das Dorf zu befreien, indem ich die Bestie töten wollte. Doch wie du ja gesehen hast, ging mein Plan ein wenig schief.“

Cidos Augen flackerten kurz unter der Unsicherheit, die Xenios Worte in seinem Verstand säten, wodurch der Kämpfer noch breiter, dämonischer lächelte. „Siehst du? Ich habe Recht. Du bist dir nicht sicher und du wirst mich niemals töten. Denn du kannst es einfach nicht.“

Der Körper des Braunhaarigen zitterte leicht und er hatte den Blick von Xenio abgewandt, wobei er mit den Tränen kämpfte. Der Kämpfer hatte Recht. So verdammt Recht. Er war nicht fähig diesen zu töten. Aber nicht weil er nicht töten wollte, sondern weil er diesen Menschen nicht töten konnte.

Zwischen ihnen existierte etwas. Eine Verbindung, die sich tief in ihr Schicksal graben würde. Das spürte Cido mit jedem Herzschlag, den er den Kämpfer weiter ansah. Er konnte sein Schicksal nicht töten, weil er damit auch sich selbst umbringen würde.

Plötzlich hörte er die Schritte, die an ihm vorbeischritten und als er seinen Blick hob, erkannte er Xenio, der einfach weiterging und somit dieses erneute Treffen für beendet erklärte.

Cido sah ihm nach, doch dann schüttelte er den Kopf und befahl Nojira ihm zu folgen. „Warte! Xenio! Wieso hast du den Jungen getötet?“

Der Kämpfer stoppte bei der Frage, als er dann tonlos seufzte und seinen Blick zurück auf den Boden wandern ließ. „Ich konnte den Schlag nicht mehr stoppen. Schließlich habe ich einfach angenommen, dass der Junge von der Bestie bedroht wird.“

„Du hättest sie vielleicht ansprechen sollen.“ Die Stimme von Cido war sanft und er lächelte sogar, wodurch Xenio nur schnaubte. „Das ist nicht meine Art. Ich hau erst drauf und stelle dann die Fragen. Erspart man sich meist einiges an Ärger.“

„Oder man schafft sich welchen.“ Die Worte waren nur ein Flüstern und im nächsten Moment trieb Cido das Pferd einfach an und ritt davon, wodurch Xenio ihm nur nachsah und seine Worte immer und immer wieder im Kopf wiederholte:

Oder man schafft sich welchen.

„Warum kann ich ihn nicht töten? Jedes Mal wenn ich ihn sehe, denk ich mir, dass ich jetzt sein Lebenslicht einfach auslösche, aber wenn ich ihm dann gegenüber stehe, kann ich es einfach nicht. Was er jetzt wohl tut? Bestimmt freut er sich darüber, dass Kevin tot ist. Er hat seine Rache bekommen. Das Biest lebt nicht mehr. Sicher wird er in seinem Dorf dann ein Freudenfest veranstalten.“ Cido seufzte, während er sich langsam im Schritt des Pferdes wiegen ließ.

„Dieser Typ hat es dir wirklich angetan, habe ich Recht?“, erklang eine sehr sanfte, weibliche Stimme, während sich der Brustkorb des Pferdes unter den Worten bewegte, wodurch Cido überrascht eine Augenbraue hob. „Seit wann kannst du sprechen? Vor allem warum tust du es jetzt erst? Du hättest mir deine Wünsche und Ideen so oft sagen können, anstatt mich durch die Gegend zu schubsen, wie du es gerade brauchst.“

„Schon immer und ich liebe es einfach Menschen anzustupsen“, erklärte sich Norija, was Cido nicht unbedingt glauben wollte und die Skepsis verschwand nicht aus seinem Geist, bevor er dann seufzte. „Ja, du könntest vielleicht Recht haben. Genauso wie der Kerl Recht hat. Ich kann ihn einfach nicht töten.“

„Gut, dann wäre das nun geklärt“, meinte Norija ruhig und schnitt dann ein anderes Thema an: „Nun zu meinen Problemen. Ich hab schon seit längerer Zeit Alpträume, in denen die Dunkelheit sich zusammenschließt und die Welt zu überrennen droht. Fast jede Nacht wache ich schweißgebadet auf und hoffe, dass dies niemals geschieht. In diesen Träumen seid auch ihr, du und Xenio, mir begegnet. Zwölf dunkelrote Augenpaare starren mich aus der Dunkelheit an, bevor sie die Seelen der Menschen überrennen und nur ihr Zwei steht zwischen der Welle aus Schwärze und den Menschen, die um ihr Leben schreien.“

„Na, das klingt ja wirklich prickelnd. Vor allem nach viel Spaß. Ich weiß nicht, was dieser Traum bedeutet, aber ich bezweifle, dass Xenio und ich jemals zusammen kämpfen werden. Schließlich ist er ein Mörder und ich habe nicht vor ihm zu vertrauen. Aber wenn deine Träume ein schlechtes Omen sind, dann sollten wir versuchen die Dunkelheit so gut es geht zu meiden.“ Cidos Stimme war alles nur nicht begeistert, wobei er kurz seufzte und den nächsten Worten des Pferdes lauschte: „Du bist gut. Man kann die Dunkelheit nicht meiden. Wo Licht ist, muss auch Schatten sein. Das ist ein Naturgesetz und es wird sich bestimmt für uns nicht einfach mal so ändern.“

„Ich weiß, aber wir müssen es zumindest versuchen. Wahrscheinlich ist es nicht gut, wenn wir in der Dunkelheit hier draußen sein werden. Wir sollten versuchen vor Einbruch der Nacht ein Dorf zu erreichen, wo wir sicher sind.“ Der Junge blieb einigermaßen ruhig, wodurch das Tier nur zustimmte und seine Schritte beschleunigte, denn die Sonne ging bereits unter und tauchte den Horizont in einen rötlichen Schein.

„Ob wir es schaffen?“ Norijas Stimme war unsicher, doch Cido klopfte ihr nur aufmunternd auf den Hals. „Wir schaffen das. Du bist schnell und das nächste Dorf dürfte nicht allzu weit weg sein. Es müsste bald auftauchen.“

„Was ist eigentlich mit Xenio? Er ist doch auch von dem Traum betroffen.“ Darüber wollte Cido nicht nachdenken, doch die Worte des Pferdes zwangen ihn dazu, wodurch er nur kurz erschöpft die Augen schloss. Eigentlich wollte er so wenig wie möglich mit diesem Menschen zu tun haben, doch dies schien nicht möglich zu sein.

„Er ist gut bewaffnet und weiß sich effektiv zu verteidigen. Der schafft es bestimmt auch alleine. Wir brauchen uns also keine Sorgen zu machen“, meinte Cido ruhig und lächelte kurz, bevor er sich leicht nach vorne legte, um Norija im Galopp zu unterstützen.

Es schien eine halbe Ewigkeit zu dauern, in der Cido nur die Schläge der Hufe auf den trockenen Boden hörte, bis endlich eine Stadt am Horizont auftauchte.

„Endlich! Land in Sicht, Kapitän! Nach unendlicher Seereise ist endlich Land in Sicht! Sollen wir anhalten oder daran vorbei segeln?“, fragte Norija Cido ein wenig albern. „Natürlich wollen wir anlegen! Segel setzten und volle Kraft voraus!“, spielte der Gefragte sofort mit. Dann ging schon ein Ruck durch das Tier, als es seine Schritte noch einmal beschleunigte und sich die Umrisse immer schneller und deutlicher abzeichneten.

Doch auch die Dunkelheit wurde immer gegenwärtiger und tauchte die Welt in ein unheimliches Zwielicht, in der die Schatten zum Leben erwachten und sich zu grausigen Gestalten formten.

Im nächsten Moment wehte ein eiskalter Wind über das Land, der Cido streifte und ihn unangenehm frösteln ließ. Es war nicht nur die Kälte, die er brachte, sondern auch eine unaussprechliche Bedrohung, die ihm folgte.

Cido wollte gerade seine Erkenntnis mit Norija teilen, als das Pferd im nächsten Moment stolperte und der Junge im hohen Bogen über den Hals des Tieres flog.

Er überschlug sich selbst ein Mal, bevor er dann unangenehm bremste und liegen blieb. Sein ganzer Körper schmerzte. „Aua! Was sollte das? Warum bremst du so abrupt?“

„Ich habe nicht gebremst, sondern bin über etwas gestolpert“, begehrte Norija sofort auf, wodurch sich der Junge umsah, doch es gab nichts, was im Weg lag. „Verarschen kann ich mich auch ganz gut alleine. Hör auf mich zu belügen. Du hast das mit Absicht getan. Willst du mich denn umbringen?“

„Wenn ich das gewollt hätte, dann hätte ich dich die nächste Klippe runter geschmissen. So glaub mir doch. Irgendwas hat mir ein Bein gestellt“, verteidigte Norija ihre Unschuld, wodurch Cido nur schnaubte. „Gut zu wissen, dass du schon überlegt hast, wie du mich umbringen kannst.“

Er erhob sich und klopfte sich den Staub aus der Kleidung, wobei ihn jede Bewegung schmerzte, doch er versuchte es so gut es ging zu verstecken. Auch Norija kam langsam wieder auf die Beine, wobei ihr Blick sich nicht geändert hatte und man sah, dass sie sich von der Anschuldigung verletzt fühlte. „Sei doch froh, dass ich dich überhaupt trage. Du könntest genauso gut selbst laufen. Dann würdest du zumindest nicht mehr so tief fallen!“

„Ja, vielleicht wäre das besser. Dann würde ich wahrscheinlich auch länger überleben“, ging Cido sofort auf den Streit ein, wobei Norija etwas sagen wollte, doch eine dunkle Stimme mischte sich belustigt ein: „Sieh mal einer an. Hier hab ich ja bald nichts mehr zu tun. Ihr bringt euch ja schon fast gegenseitig um. Wie langweilig.“

Als sich der Junge zu der Stimme wandte, erblickte er einen schwarzen Löwen, der Stirnhörner trug und den Stachel eines Skorpions anstelle eines Schwanzes hatte. Er hatte so ein Wesen noch nie zuvor gesehen. Woher kam es? War dies eine Gestalt aus der Dunkelheit? Die rot glühenden Augen würden zumindest dafür sprechen.

„Ein Marcanos!“ Die Stimme von Norija war voller Angst, wodurch Cido in seiner Vermutung bestätigt wurde. Das war eine der Gestalten von denen das Pferd geträumt hatte.

„Du siehst richtig, Fürstin der Finsternis. Warum hast du uns verlassen? Du hättest an der Seite von Satan diese Welt regieren können, schwarzes Einhorn“, sprach der Neuling weiter, wodurch Cido noch weniger verstand und er sich fragend zu der Stute wandte: „Einhorn?“

„Ja, du musst nur daran glauben, dann siehst du das Horn“, erklärte sich Norija, wodurch Cido ungläubig mit den Augen blinzelte, als das schwarze Horn vor seinen Augen erschien. Es glänzte majestätisch im Schein des Mondes und zog jeden Sterblichen in seinen Bann, wodurch Cido seine Hand hob und es sanft berührte.

Ein gleißender Schmerz durchschoss seine Finger und er zog sie gepeinigt zurück, wobei er Norija ein wenig vorwurfsvoll ansah. „Das ist ja messerscharf.“

„Ja, ich weiß. Ich bin keines dieser weißen Einhörner, die den Menschen helfen und ihnen ihre Träume erfüllen. Nein, ich bin schwarz wie die Nacht und geboren, um zu zerstören. Aber ich kann es einfach nicht. Ich kann nicht dabei zusehen, wie die Welt zerstört wird.“ Sie senkte demütig ihr Haupt, denn die Scham über ihr Sein kehrte zurück und legte sich schwer auf ihre Seele.

„Unsinn. Du bist ein schwarzes Einhorn. Deine Zauber sind kraftvoll und mächtig. Das Horn dient perfekt für den Angriff und dazu, um für einen schnellen Tod des Gegners zu sorgen. Sie ist das perfekte Böse“, sprach das Löwenwesen einfach weiter, wobei Cido auf seine Hand sah, die nun leicht zu bluten anfing.

„Es tut mir Leid. Ich hätte dich warnen sollen.“ Die Stimme des Einhorns war bedrückt und sie wagte es nicht den Jungen anzusehen.

„Du bist schön. Wunderschön. Und du kannst es mit allen weißen Einhörnern auf der Welt aufnehmen. Doch dein Horn ist wirklich gefährlich“, versuchte Cido das Tier aufzuheitern, wobei er leicht lächelte und auch Norija wirkte ein wenig positiver gestimmt.

„Genug geredet. Kommen wir endlich zur Sache. Ich hab noch mehr zu erledigen“, mischte sich der Marcanos ein, wobei er mit einem markerschütternden Schrei auf Cido zustürmte. Sein Haupt senkte er dabei und ließ seine tödlichen Hörner auf den Jungen zurasen. Dieser starrte ihn nur an. Was sollte er tun? Musste er wirklich kämpfen? Aber seine Glieder fühlten sich so schwer an. Er konnte sich nicht bewegen. Würde er jetzt sterben? Nein, bitte nicht…

„Langsam wird es dunkel. Ich sollte mir ein Lager aufbauen und morgen weitergehen“, reagierte Xenio auf die angebrochene Dunkelheit. Er war es gewohnt in der Wildnis zu übernachten. Schließlich hat er so einen Großteil seiner Kindheit verbracht, wodurch er den Weg verließ und damit begann ein Lager aus Ästen und Blätter zu bauen.

Die Nacht war kalt, sonst hätte er darauf verzichtet, doch nun wollte er nicht riskieren, dass ihn die tiefen Temperaturen überraschten und vielleicht das Leben kosteten. Doch kaum war alles fertig gebaut, spürte er eine andere Präsenz. Sie wartete auf etwas und starrte ihn an. Er konnte ihre Blicke auf seinem Rücken spüren.

Worauf wartete sie? Warum griff sie ihn nicht einfach an? Was versprach sie sich von dieser Position? Dort waren eindeutige Mordabsichten zu spüren, dennoch rührte sich der Fremde nicht und ohne sein Zutun wanderte seine Hand langsam immer tiefer, aber blieb auf der Höhe seines Gürtels liegen.

Er spürte, wie die Angst allmählich seinen Geist befiel und sich Stück für Stück seiner Gedanken bemächtigte. Doch er zwang sie nieder. Sie würde ihn nur unnötig belasten und vielleicht in den Tod treiben. Beides waren Dinge, auf die er getrost verzichten konnte.

Seine Sinne waren geschärft und er lauschte auf jedes noch so verräterische Geräusch, doch er vernahm nichts. Er schien alleine zu sein, doch Xenio wusste, dass es nicht so war. Die Gegenwart des anderen war für ihn fast greifbar.

Langsam wanderte seine Hand zu dem Schwertgriff und legte sich um diesen, wobei sein Blick weiter versuchte die Dunkelheit zu durchdringen. Ohne Erfolg. Er konnte niemand sehen und erneut beschlich ihn die falsche Sicherheit, dass er doch alleine war. Sein Instinkt sagte ihm etwas anderes und dieser hatte ihn noch nie getäuscht.

„Zeig dich, Feigling! Ich weiß, dass du da bist!“, schrie er auf und hoffte, dass sein Beobachter sich daraufhin zu erkennen geben würde, wodurch er im nächsten Moment das Geräusch von Hufen vernahm und einige Atemzüge später tauchte ein schwarzer Pegasus vor ihm auf.

„So? Du nennst mich also einen Feigling, was? Derweil bist du es, der hier Angst hat“, spottete das Tier, wobei seine roten Augen den Menschen unnachgiebig fixierten.

Xenio verstand nicht, was dieses Wesen von ihm wollte, wodurch er den Geflügelten nur verwirrt ansah. „Was willst du von mir und warum versteckst du dich in der Dunkelheit?“

„Nun ja, ich will nicht viel von dir. Nur dein Leben. Also eine Kleinigkeit. Und warum ich mich verstecke? Das tat ich nicht. Ich habe dich nur aus der Dunkelheit heraus beobachtet, um mich zu vergewissern, dass du der Richtige bist. Und ja, das bist du. Deine Aura ist unverwechselbar stark. Du bist der Junge, der unsere Herrschaft bedroht“, sprach der Pegasus ruhig weiter, wobei Xenio noch weniger verstand. „Ich bedrohe niemanden. Den Einzigen, den ich besiegen wollte, ist mittlerweile tot. Ich habe keine Ambitionen mehr irgendwen anzugreifen oder gar zu töten.“

„Jetzt vielleicht nicht. Aber glaube mir, das wird noch geschehen. Du wirst es nicht verhindern können. Niemand kann seinem Schicksal entgehen. Auch du und der braunhaarige Junge nicht.“ Das geflügelte Pferd näherte sich nicht mehr, sondern war in einem angenehmen Abstand stehen geblieben.

„Was hat Cido damit zu tun?“ Der blonde Kämpfer verstand immer weniger, „der ist ja nicht einmal in der Lage irgendwen anzugreifen. Warum sollte er eurem Plan im Weg stehen? Mich kann ich ja noch verstehen, aber ihn? Nein, das kann ja nur ein Scherz sein.“

„Das Schicksal will es so. Die Prophezeiung hat uns vor euch gewarnt und somit müssen wir euch vernichten. Lieber jetzt, als dann wenn ihr euer Schicksal angenommen habt.“ Der Schweif des Pegasus schlug unruhig hin und her.

„Nun, wenn es wirklich nicht anders geht, dann greif mich an. Aber ich versichere dir. Der Preis für mein Leben ist vielleicht zu hoch für dich.“ Damit zog Xenio die Klinge aus ihrer Scheide und stellte sich in Angriffshaltung, wodurch er das Schwert ruhig vor sich hielt und einen sicheren Stand mit seinen Beinen suchte.

Doch das Fanatsiewesen bewegte sich keinen Zentimeter sondern schien noch auf irgendetwas zu warten, wodurch Xenios Augen sich unwillig verdunkelten. „Worauf wartest du?“

„Auf das Zeichen meines Freundes Marco. Er greift gerade den braunhaarigen Jungen an und wir haben einen kleinen Wettbewerb am Laufen, wer wohl seinen Gegner schneller tötet. Nun warte ich auf das Startsignal.“ Der Pegasus setzte sich gelassen hin, wodurch er Xenio nur noch mehr verwirrte und er sich kurz entspannte. „Bitte was?“

„Mein Freund Marco, der Marcanos, ist gerade bei deinem kleinen Freund und dessen Begleiter um sie auszulöschen. Klar, es scheint unfair zu sein, weil ich nur einen besiegen muss und er zwei, doch dafür hat er auch die besseren Waffen und ich nun ja. Sieh mich doch an, ich bin nur ein fliegendes Pferd. Wie soll ich da schon jemanden töten?“, erklärte sich der Pegasus ruhig, jedoch verlor Xenios Blick seine Skepsis keine Sekunde. „Und das soll ich dir jetzt glauben?“

„Du kannst es auch sein lassen. Schließlich wirst du eh nicht mehr lange leben.“ Diese Überheblichkeit in der Stimme seines Gegners gefiel dem Blonden nicht. Doch was sollte er tun? Und als das geflügelte Pferd demonstrativ seine Mähne nach hinten warf, schürte es die Wut in Xenio noch mehr. Er ließ sich doch nicht so vorführen! Was dachte sich dieses Mistvieh dabei?! Niemand spottete so über ihn! Nicht über ihn! Niemals!

Seine Finger legten sich wieder fester um den Schwertgriff und im nächsten Moment stürmte er auf seinen Gegner zu. Er attackierte den Pegasus direkt und ohne Umwege, jedoch hob dieser nur seinen linken Huf und wehrte den Schwerthieb ab, bevor er den Kämpfer ein wenig von sich stieß. „Na, na, na. Ich bitte um ein wenig Geduld. Es dürfte nicht mehr allzu lange dauern. Genieße lieber deine restlichen Atemzüge noch und schließe deinen inneren Frieden. Wir wollen ja nicht, dass du irgendetwas in deinem Leben noch bereust, wenn du stirbst.“

Xenio konnte es nicht fassen. Sein Angriff hatte ihm keinen Schaden zugefügt. Wie sollte er dieses Wesen töten, wenn er es nicht angreifen konnte? Das war doch unmöglich. Aber irgendeine Schwachstelle musste er doch haben. Irgendwo.

Seine Augen huschten über den schwarzen Körper und suchten diesen nach verwundbaren Punkten ab. Er wusste nicht, woher er diese Fähigkeit besaß, doch er konnte den Schwachpunkt eines Wesens direkt sehen, wenn er sich darauf konzentrierte, was voraussetzte, dass er ein wenig Ruhe hatte.

Gerade als das leichte, rote Glitzern in sein Blickfeld geriet, wurde die Stille von einem Löwengebrüll durchbrochen. Im nächsten Moment erhob sich das geflügelte Wesen wieder. Es fixierte den Kämpfer nun finster. „Das war das Zeichen. Nun wird es Zeit zu sterben, Jüngling.“

Das Pferd stieß einen Schrei aus, der niemals aus solch einer Kehle hätte kommen können, doch das Blut in Xenios Adern gefrieren ließ und kurz darauf stürmte sein Feind schon auf ihn zu.

Xenio konnte den Tritten und Stampfern des Tieres mit flüssigen Bewegungen ausweichen, wobei er kritische Angriffe mit seinem Schwert blockte. Immer das rote Glitzern vor den Augen. Diese Stelle musste er treffen, dann wäre der Kampf vorbei.

Mit einem schwungvollen Schlag trieb er das Tier von sich weg, bevor er das Schwert fester griff und die Stelle fixierte. Sie lag auf Herzhöhe, jedoch war sie nur von der Seite aus zu erreichen.

Mit einem verzweifelten Schrei rannte er auf das Tier zu, sofort versuchte dieses nach ihm zu schlagen, doch Xenio duckte sich unter den Hufen hinweg und ließ sich kurz auf den Boden fallen, um mit einer Rolle neben dem Tier zum Stehen zu kommen. Noch im Sprung nach oben riss er sein Schwert empor und stieß es mit aller Kraft in die einzige Stelle, die an diesem Tier verwundbar war.

Sein Feind wusste nicht, wie es um ihn geschah, als Schmerzen durch seinen Körper rasten und das Leben aus ihn herausrissen. „Was? Wie hast du…?“

„Das ist meine Fähigkeit. Ich kann jede Schwachstelle erkennen. Egal von welchem Wesen. Dafür aber brauche ich Zeit. Zeit, die du mir mit dem langen Gespräch gegeben hast“, erklärte sich Xenio, wobei er unberührt auf das sterbende Wesen herabblickte.

Er sah, dass der Pegasus noch etwas sagen wollte, doch da erlosch der letzte Lebensfunke in ihm und die Worte blieben unausgesprochen auf dessen Lippen liegen.

Doch dem Jungen war es egal. Er wollte nicht noch mehr von diesem Wesen hören, wodurch er das Schwert aus dem toten Körper zog und das Blut kurz abschlug, bevor er es zurück in die Scheide steckte. Dieser Sieg war einfacher als erwartet. Zwar wusste Xenio, dass er dank dieser Fähigkeit oft Kämpfe verkürzen konnte, doch meistens besaß er nicht die nötige Ruhe um sie einzusetzen.

Er schritt an der Leiche vorbei und folgte mit zügigen Schritten dem Weg. Seine Zeit lief ihm davon. Wahrscheinlich würde er eh zu spät kommen, doch er wollte es versuchen. Denn irgendwie konnte er es nicht zulassen, dass man Cido tötete. Irgendetwas in ihm bäumte sich bei dem Gedanken, dass der braunhaarige Junge tot sein konnte, schmerzhaft auf und ließ in ihm den Wunsch erwachen, dass er dies verhindern musste. Er musste ihm helfen, wobei er nicht einmal den Grund dafür wusste. Er war sich nur einer Sache wirklich sicher, dass er seines Lebens nicht mehr froh wurde, wenn Cido starb…

„Pass auf! Seine Hörner sind gefährlich!“, warnte Norija Cido, dieser jedoch lächelte nur schmerzverzerrt, bevor er seine Hand auf die Wunde an seinem Bauch legte. Es war nur ein Kratzer. Er konnte noch ausweichen und somit schlimmeres verhindern. Dennoch schmerzte es, auch wenn es nicht stark blutete.

„Das hab ich auch schon bemerkt“, schnaubte der Braunhaarige zornig, als erneut ein Schrei erklang und der Marcanos zufrieden nickte. „Gut, Pegio hat auch angefangen den Jungen zu attackieren. Dann können wir ja weitermachen.“

Sie waren also zu zweit. Der Traum von Norija war richtig. Cido und Xenio sollten diese Dunkelheit verhindern, doch wie sollte das gehen? Sie waren doch nicht stark genug und der Braunhaarige besaß ja nicht einmal eine Waffe um sich gegen den Marcanos zu verteidigen.

Erneut stürmte das Löwentier auf den Jungen zu, doch er konnte ausweichen, wobei sein Blick verzweifelt zu Norija glitt. „Warum hilfst du mir nicht?! Du könntest ihn doch einfach besiegen! Ich dachte, dass wir Freunde wären!“

„Tut mir Leid, das ist dein Kampf und ich mische mich nicht gerne ein“, verweigerte das Einhorn seine Hilfe, wodurch Cido sie fassungslos ansah. „Wie bitte?! Willst du mir sagen, dass du, wenn es so sein sollte, untätig dabei zusehen wirst, wie mich dieses Monster umbringen wird!?“

Das Schweigen des gehörnten Pferdes war Antwort genug, wodurch Cido sich fühlte, als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegziehen und beinahe hätte er dem nächsten Angriff von dem Marcanos nicht ausweichen können.

„Das kann doch nicht dein Ernst sein!?“ Cido konnte es nicht fassen. Er war der festen Überzeugung, dass Norija seine Verbündete war, doch jetzt stand sie da und tat nichts um ihm zu helfen. Sie würde einfach dabei zusehen, wie er sterben würde. Das ging doch auf keine Kuhhaut.

„Doch ist es. Und jetzt pass lieber auf, Junge. Sonst stirbst du schneller als dir lieb ist“, mischte sich Marco ein und fixierte den Braunhaarigen dunkel, doch Cido wich auch jetzt wieder nur aus.

Er konnte alleine nicht gewinnen. Das Energiefeld, das ihn gegen Kevin geholfen hatte, unterstand nicht seiner Kontrolle und auch so führte er keine Waffe mit sich. Er war hilflos und würde sterben, wenn kein Wunder geschah.

Erneut stürmte der Marcanos auf ihn zu, doch bevor dieser bei Cido ankam, durchschnitt ein Pfeil die Luft und schlug hart in die Schulter des Tieres ein, wodurch es zu Fall gebracht wurde. Er blieb nur wenige Meter vor dem Jungen liegen und stöhnte unter Schmerzen.

Cido verstand es nicht. Wo kam dieser Pfeil denn jetzt her? Irritiert sah er in die Richtung und erblickte den weiß gekleideten Kämpfer, der sich dem Schauplatz näherte und den Bogen zurück auf seinen Rücken legte, bevor er die Klinge aus der Scheide zog und sich das Mondlicht in dem Metall spiegelte.

„Xenio? Du hier?“ Cido traute seinen Augen nicht. Er hätte niemals damit gerechnet, dass ihm der Kämpfer zur Hilfe eilte, wobei Marcanos ebenso verwirrt war. „Was ist mit Pegio geschehen?“

„Ich bin hier, um für dich zu kämpfen und der Pegasus hat das Duell verloren“, beantwortete Xenio die Fragen mit einer ungewohnten Ruhe, wobei er schließlich auf dem Kampfschauplatz zu stehen kam und Marco dunkel fixierte. Dann hob er sein Schwert und deutete damit auf diesen. „Also, bist du bereit zu sterben?“

Doch Norija trat neben den Marcanos und funkelte Xenio zornig an. „Halt dich da raus. Marco ist der Gegner von Cido und nicht deiner. Los, kämpfe und beweise dein Geschick gegen mich.“

Jedoch ignorierte der Kämpfer das Einhorn gänzlich und sah weiterhin das Löwentier an. Als er erneut etwas sagen wollte, entwaffnete ihn die Stute mit einem Schlag und drängte sich gänzlich in sein Sichtfeld. „Dein Gegner bin ich, hast du das jetzt verstanden?“

Cido verstand die Welt nicht mehr. Warum griff Norija jetzt Xenio an? Er dachte, dass das Einhorn auf ihrer Seite war. Wieso bedrohte sie jetzt seinen Retter? Das passte alles nicht mehr zusammen. Irgendetwas hatte er übersehen. Irgendein Detail. Doch er kam nicht darauf, was.

Die Augen der Stute wurden rot und sprühten vor Mordlust, wobei sie Xenio weiter fixierte. „Also, bereit zu sterben?“

Xenio lächelte müde. „Du wirst mich auch nicht besiegen. Aber wenn ich dich töten muss, bevor ich gegen den Marcanos antreten kann, dann werde ich das wohl tun.“

Mit diesen Worten hob er das Schwert auf, um es in der nächsten Sekunde zu Cido zu werfen. „Hier, damit du dich verteidigen kannst.“

„Aber? Aber mit was willst du angreifen?“ Die grünen Augen flackerten ängstlich, wodurch Xenio zuversichtlich lächelte. „Keine Angst. Ich bin eine wandelnde Festung und habe mehr zu bieten als Pfeil und Schwert.“

So wirklich konnte Cido diese Worte nicht glauben, doch er versuchte es zumindest, wodurch er dann schon kurz zu dem Löwentier sah, doch dessen Blick war auf die zwei anderen gerichtet. Anscheinend waren die gerade interessanter als er.

„Also los, Pony, greif mich an“, provozierte Xenio auch diesen Gegner, wodurch Norija nur aggressiv schnaubte: „Ich bin kein Pony. Aber wenn du es so willst. Ich hoffe, dass dein Ego nicht allzu sehr darunter leiden wird, wenn dich ein Pony zerquetscht.“

Ihre Hufe schlugen hart auf den Erdboden auf und ihr Horn leuchtete bräunlich auf, als sich schon zwei Erdplatten neben Xenio bildeten und sich rasend schnell auf ihn zu bewegten, um ihn zu zerquetschten.

„Oh Shit“, huschte es über seine Lippen, als er mit einer Flugrolle auswich und im nächsten Moment wieder auf den Beinen war, „du hättest ruhig sagen können, dass du zaubern kannst.“

Ja, dieser Fakt machte den Kampf nicht wirklich einfacher. Vielleicht hätte er sein Schwert doch nicht hergeben sollen. Doch das Einhorn schnaubte nur amüsiert, bevor sein Horn erneut leuchtete und es den Kopf von unten nach oben zog. Im nächsten Moment erschien eine gewaltige Feuerwand um Xenio herum. Er war eingesperrt und durch das Knistern der Flammen konnte er die schlagenden Hufe des Pferdes hören.

Der schwarze Schatten schnellte durch die Flammen und streifte Xenio am Arm, wo das Horn eine blutende Wunde hinterließ. Schmerz durchschoss die Gedanken des Kämpfers und er stöhnte kurz auf, bevor er sich den Arm hielt, als das Einhorn schon zurückkehrte. Immer und immer wieder.

Das gehörnte Pferd sprang regelmäßig durch die Flammen ohne Schaden zu nehmen, während das Blut auf seinem Horn immer mehr wurde und langsam begann das Fell des Tieres zu tränken.

„Das schafft er nicht. So wird er doch verlieren“, sprach Cido seine Ängste aus, wobei Marco nur kurz schnaubte. „So ist das immer. Drakina ist eine perfekte Kämpferin. Sie setzt Magie und ihr Horn in einer unschlagbaren Kombination ein. Bis jetzt hat noch keiner einen Kampf mit ihr überlebt.“

„Wie nicht überlebt? Was wenn man aufgibt?“ Cido verstand es nicht und sah das Löwentier unsicher an, wodurch dieses ruhig weiter sprach: „Drakinas Kämpfe sind immer auf Leben und Tod. Es ist erst zu ende wenn das Blut von einem den Boden tränkt. Niemand kann sie besiegen. Vielleicht nicht einmal Satan selbst. Ihre Taktik ist so undurchschaubar, wie eine Wand.“

„Aber… es muss doch einen Weg geben sie zu besiegen.“ Cido wollte nicht daran glauben, dass der Kampf für Xenio hoffnungslos war.

„Ja, wenn sie nicht mehr zaubern kann. Ihr Horn ist.“ Doch Marco unterbrach sich selbst: „Ups, ich habe schon zu viel gesagt. Los, lass uns kämpfen. Sonst schlaf ich hier noch ein.“

Ohne eine weitere Warnung stürmte der Marcanos wieder auf den Jungen zu, wodurch Cido auswich und versuchte das Schwert in die Höhe zu stemmen, doch er war zu schwach. Die Klinge schien Tonnen zu wiegen. Wie konnte Xenio das Stück Metall nur so leicht führen?

„Xenio! Das Horn!“, gab er die Information an den Kämpfer weiter, bevor er den weiteren wütenden Angriff des Marcanos auswich, der immer wieder aufs Neue auf den Jungen zustürmte und mit dem Stachel nach ihm schlug.

Durch das Knistern der Flammen vernahm Xenio die Stimme des Jungen, wobei er mittlerweile schwer atmend auf den Boden kniete und versuchte seinen Geist von den Schmerzen zu befreien.

Das Horn war also die Schwachstelle. Er musste es zertrümmern, dann würde er gewinnen können. Aber wie? Es war messerscharf. Mit der Hand würde er es nicht anfassen können. Seine einzige Möglichkeit war.

Ohne sein Zutun wanderte sein Blick auf den Dolch an seinem Knöchel, der dort für Notfälle befestigt war, um ihn eine Verteidigungsmöglichkeit zu geben, wenn er sein Schwert verloren haben sollte.

Dieses kleine scharfe Metallstück war seine einzige Hoffnung, wodurch er es aus der Scheide zog und kurz in seiner Hand kreisen ließ, dann lauschte er in sich hinein. Immer wieder kam das Einhorn zurück. Er versuchte so gut es ging auszuweichen und sich auf das Horn zu fixieren. Es war nicht leicht, weil er kaum eine ruhige Minute bekam, wodurch er noch den ein oder anderen Treffer einstecken musste, bevor es auftauchte: Das rote Glitzern.

Als Drakina erneut durch die Flammenwand sprang, schlug Xenio im richtigen Moment zu und das Horn zerbrach in tausend Stücke, wodurch das Feuer verschwand und das Einhorn wie erstarrt stehen blieb. Ihr Blick war voller Fassungslosigkeit und Entsetzen. Der Kampf war vorbei.

Xenio wollte gerade zum entscheidenden Schlag ansetzen, als der Schrei von Cido seine Aufmerksamkeit forderte. Der Junge war in Bedrängnis. Immer wieder wich er den Stichen des Löwentieres aus, doch der Abstand wurde schon geringer. Es würde nicht mehr lange dauern und Cido würde unterliegen.

Ohne zu zögern eilte er zu dem Jungen und stellte sich vor ihn wobei er den Angriff mit den bloßen Händen abfing. Seine Muskeln spannten sich unter der Anspannung, als er den Marcanos an seinen Hörnern festhielt und im nächsten Moment einfach auf den Rücken warf.

Xenio hob den Dolch auf, den er fallen gelassen hatte um den Angriff abzuwehren, wobei er ihn nun angriffsbereit in der Hand hielt und das Metall sogar spielerisch zwischen den beiden Händen hin und her wechselte.

„Na? Bist du schon müde, dass du dich hinlegen musst?“, verspottete er seinen Gegner, der nur zornig schnaubte und sich langsam wieder aufrichtete. „Du hattest den Über­raschungsmoment auf deiner Seite, doch du wirst mich nicht so leicht besiegen wie Pegio oder Drakina. Ich lasse mich nicht von dir provozieren.“

So viele kleine Wunden aus denen Xenio blutete. Warum konnte er noch stehen? Spürte er denn keinen Schmerz? Was für ein unmenschliches Wesen war dieser Krieger? Das war doch nicht möglich.

Dennoch begriff er es nicht, was der Kämpfer hier tat. Warum verteidigte er den Jungen? Wieso setzte er sein Leben für ihn aufs Spiel? Für den Menschen, der ihn doch eigentlich töten wollte? Sollte er nicht froh sein, wenn der Braunhaarige verschwand und ihn nicht mehr bedrohen konnte? Warum dann das? Wieso stand er nun zwischen ihm und den Marcanos?

Langsam fiel sein Blick auf die Klinge in seiner Hand. Sie spiegelte das Mondlicht wieder und schien ihn nur so auszulachen. Er war zu schwach um dieses Stück Metall zu heben. Zu schwach um sein Leben selbst zu verteidigen. Alle mussten sie sterben, um seine Existenz zu bewahren. Das musste enden. Am besten jetzt und hier.

Seine Finger schlossen sich enger um den Schwertgriff, als er die Klinge zu sich wandte und langsam seine Augen schloss. Er lauschte dem Pulsschlag in seinen Ohren und in sein Inneres hinein.

Nein, ihn hielt hier nichts mehr. Er konnte sein Versprechen nicht einlösen. Niemals würde er in der Lage sein Xenio zu töten. Dieser Kämpfer war unbesiegbar. Erst recht für einen unerfahrenen Jungen wie ihn. Also konnte er das Versprechen Kevin gegenüber nicht erfüllen. Er konnte nur den blonden Kämpfer zur Last fallen und das wollte er nicht.

„Hey, ich will mit dem Jungen kämpfen“, beschwerte sich der Marcanos erneut, wobei Xenio energisch den Kopf schüttelte. „Nein, dein Gegner bin ich. Wenn du mich getötet hast, dann kannst du gerne auch den Jungen haben.“

„Hm, wobei.“ Das Löwentier sah an Xenio vorbei und ließ den Satz offen, wodurch der blonde Kämpfer sich geschockt umwandte und gerade erblickte, wie Cido sich bereit machte das Schwert in seinen eigenen Leib zu rammen.

„Cido! Stopp!“ Die eisblauen Augen wurden von Panik gestürmt, als sich jeder Muskel in dem Leib in Bewegung setzte, um diese Gräueltat zu verhindern. Es schienen nur Sekunden zu sein, die Xenio in Bewegung war, dennoch kam es ihm wie etliche Minuten vor in denen er sich dem Jungen näherte und betete, hoffte, dass er noch rechtzeitig kam.

Der Dolch lag fest in seiner Hand, als er sein Ziel erreichte und die Klinge ablenkte und somit aus der Hand des braunhaarigen Junge schlug. Es prallte scheppernd in einem Meter Entfernung auf den Boden auf.

„Cido.“ Xenio konnte nicht fassen, dass er es geschafft hatte, wodurch er den Jungen in die Augen sah. Seine Hände glitten ohne sein Zutun über das Gesicht und den Körper. Untersuchten ihn auf irgendwelche Verletzungen, bevor er ihn einfach nur umarmte. „Gott sei Dank. Du lebst und bist zum größten Teil unverletzt. Tu das bitte nie wieder. Ich brauche dich. Du bist der Weg zu meinem Schicksal. Ohne dich kann ich doch nicht weitergehen. Spürst du es denn nicht? Diese Verbindung zwischen uns?“

Cido sah der Klinge trauernd hinterher. Er wollte es beenden. Seine Existenz in der es kein Zuhause mehr für ihn gab und er nur eine Last für alle um ihn herum war. Er ließ die Berührungen über sich ergehen und nahm die Worte des blonden Kämpfers nur am Rande wahr.

„Ich will keine Last mehr sein. Für niemanden“, huschte es leise über die Lippen des Jüngeren, wodurch Xenio nur sanft lächelte und ihn eine Strähne aus dem Gesicht strich. „Du bist keine Last für mich. Ich kämpfe gerne und liebe es andere beschützen zu können. Etwas anderes kann ich eigentlich gar nicht. Bitte, bleib ruhig hier sitzen. Ich mach das schon. Vertrau mir.“

Damit erhob er sich und hob das Schwert auf, wobei Marcanos diese Aktion mit einem Knurren kommentierte, bevor er den blonden Kämpfer böse anfunkelte. „Du hättest ihn sich umbringen lassen sollen. Er hat doch keine Zukunft mehr und du glaubst wirklich, dass er einen Mörder wie dich in seiner Nähe duldet?“

„Ich morde um mich zu verteidigen und andere zu beschützen. Würde man mich nicht angreifen, würde ich sie nicht töten. So einfach ist das“, widersprach Xenio entschlossen und wandte sich zu dem Marcanos um, wobei er in Angriffshaltung ging und darauf wartete, dass man sich ihm näherte. „Also los. Greif mich an, wenn du dich traust.“

Dies ließ sich das Löwentier nicht zweimal sagen, wodurch es kurz aufschrie und dann in den Angriff überging. Xenio steckte das Schwert kurz bevor der Marcanos bei ihm ankam weg und stieß sich vom Boden ab. Er griff nach dem einen Horn des Tieres, um sich dann auf den Rücken zu schwingen, wo er es sich gemütlich machte.

„Was? Was soll das?“, protestierte der Gerittene, doch er lief weiter. Direkt auf Cido zu und Xenio musste handeln, was er auch ohne Zögern tat. Er umfasste die Hörner stärker und begann mit ihrer Hilfe das Tier zu lenken und als er einen Bogen um den Jungen machte, vollführte Xenio den nächsten Streich.

Er sprang von dem Rücken des Tieres und nutzte den Schwung und den Griff um die Hörner um Marco über sich hinweg zu schleudern. Mit einem lauten Knall krachte der Koloss auf den Boden auf und blieb benommen liegen, wodurch Xenio die Klinge aus seiner Scheide zog und mit einem gezielten Hieb den Kopf von den Schultern trennte.

Das Haupt rollte ein paar Zentimeter von dem Torso weg, bevor es liegen blieb und die Augen voller Überraschung und Entsetzten ins Leere starren ließ.

Xenio atmete erleichtert aus, als er das Blut von der Klinge schlug, bevor er sie dann wieder in die Scheide steckte und sich zu Cido umdrehte. Doch was er dort sah, hatte er gehofft, niemals zu erblicken.

Die Augen des Braunhaarigen waren voller Entsetzten und Angst auf den Kämpfer gerichtet, wobei der ganze Körper unter der Panik zu erbeben schien.

Als sich Xenio dem Jungen näherte, wurde das Beben stärker und er wich vor diesem zurück, um den Abstand aufrecht zu erhalten.

„Mörder.“ Das Wort war nur ein leiser Hauch im Wind, doch es versetzte Xenio einen Stich ins Herz und er schluckte trocken, als er seine Hand nach Cido ausstreckte. „Bitte nicht, Cido. Sag das nicht.“

„Du bist ein Mörder und hast sie kaltblütig umgebracht!“, schrie der Junge verzweifelt, wodurch Xenio seine Hand zur Faust ballte und zurück an seinen Körper zog, als er spürte, wie der Schmerz sich weiter in seinem Inneren ausbreitete. „Ich hatte keine Wahl. Sie haben uns angegriffen. Ich habe doch nur unser Leben verteidigt.“

„Das sind nur Ausreden! Es hat dir doch Spaß gemacht! Ich hab das Leuchten in deinen Augen gesehen, als du sie getötete hast! Du bist ein elendiger Mörder! Wahrscheinlich kannst du nichts anderes als zu töten!“ Cido rappelte sich auf und wich noch weiter vor Xenio zurück. Man sah deutlich, dass er Angst hatte. Angst davor, dass der Kämpfer auch ihn einfach töten würde.

Doch der Blonde wollte diese Panik nicht sehen. Nicht bei Cido. Er wollte ihn doch beschützen. Sie mussten doch zusammenarbeiten, sonst würden sie beide sterben und die Dunkelheit würde gewinnen. Sah das der Junge nicht?

„Ich… ich hatte doch keine andere Wahl“, versuchte er erneut zu widersprechen, doch Cido schüttelte nur energisch den Kopf: „Man hat immer eine andere Wahl. Verschwinde! Ich will mit einem Mörder wie dir nichts zu tun haben! Irgendwann werde ich es sein, der sterbend unter deiner Klinge liegt!“

Xenio sah ein, dass er keine Chance hatte. Cido würde ihm niemals vertrauen. Er würde immer Angst vor ihm haben. So hatte das Ganze keinen Sinn, wodurch er sich mit einem Seufzen abwandte und dann einfach den Weg weiter in die Stadt ging. Hier wurde er nicht mehr gebraucht.

Cido entspannte sich, als der Kämpfer langsam verschwand und fiel erschöpft zurück auf den Boden. Tränen brannten in seinen Augen, die er nur mühsam zurückhalten konnte. Warum musste dieser Mensch nur so grausam sein? Wieso war er nur fähig so etwas zu tun?

Er spürte die sanften Berührungen, als Xenio ihn untersuchte. Die zärtliche Stimme, die sich in seinen geschundenen Geist vorarbeitete, kam zurück in seine Erinnerung. All das war auch Teil dieses Mörders. Doch es schien wie ein Betrug. Niemals konnte so etwas wirklich in diesem Menschen existieren.

Plötzlich schlug etwas hart hinter ihm ein und als der Junge erschrocken seinen Blick hob, sah er in das Gesicht von Drakina, das ihn mordlüsternd ansah. Aus ihrem Hals ragte ein Pfeil und sie ging röchelnd zu Boden.

Ihr Körper zuckte im Todeskampf und langsam erlosch das Glühen in ihren Augen. Xenio hatte es erneut getan. Er hatte ihn gerettet und ein weiteres Wesen getötet.

„Warum? Warum hat er das getan?“, fragte sich Cido in Gedanken als sein Blick zu der Stelle glitt, wo Xenio verschwunden war, doch von dem Kämpfer fehlte jede Spur.

„Du hast mich erneut gerettet und das obwohl ich dich vertrieben habe. Wieso tust du das? Was versprichst du dir davon?“ Der Junge verstand den anderen nicht mehr, doch er zwang sich aufzustehen und ebenfalls weiterzugehen. Hier konnte er nicht bleiben. Und wer weiß, vielleicht werden sich ihre Wege ja erneut kreuzen…

Xenios Schritte trugen ihn weiter in Richtung Stadt. Er musste jedoch immer wieder an Cido denken, wie er ihn zurück gelassen hatte. Im letzten Moment hatte er ihm noch sein Leben gerettet, denn auch wenn der andere ihn nicht bei sich haben wollte, so konnte Xenio den Gedanken nicht ertragen, dass der Braunhaarige starb.

„Cido, du bist so ein Idiot“, huschte es durchs Xenios Gedanken, „wie hast du dir das Alles vorgestellt? Du kannst dich nicht wehren. Nicht einmal als ich dir mein Schwert gegeben hatte, warst du in der Lage dein Leben zu verteidigen. Dort draußen warten noch mehr von diesen Kreaturen auf uns, um uns zu töten. Dennoch behauptest du, dass du meine Hilfe nicht brauchst und mit mir keine Sekunde länger zusammen sein willst.

Wie kommst du nur auf die Idee, dass du ohne mich auch nur diese Nacht überleben kannst? Wieso hast du mich vertrieben? Ich habe dir doch nie etwas getan. Nur weil ich unser Leben verteidigt hatte oder weil ich Sebastian getötet habe? Ich hab doch schon gesagt, dass es mir Leid tut und dieser Junge keine Absicht war. Oder hast du es gesehen? Hast du mein wahres Ich gesehen? Das Monster in mir, das nach Blut verlangt und immer freudig aufschreit, wenn ich mein Schwert umschließe und kämpfe.“

Er seufzte und wünschte sich, dass er eine Antwort auf all seine Fragen bekam, doch dies war nicht möglich. Cido würde nie wieder mit ihm reden. Die Angst, die er in den Augen des Braunhaarigen gesehen hatte, war so echt und bodenlos. Er würde niemals in der Lage sein dieses Gefühl aus dem Geist des Jungen zu reißen.

„Cido“, sehnsüchtig huschte dieser Name über seine Lippen, wobei er spürte, wie sein Herz schwer wurde. Immer wieder musste er an diesen zierlichen Jungen denken. Er wirkte so verletzlich, aber strahlte eine innere Kraft aus, die Xenio jedes Mal aufs Neue überraschte.

„Du wirst sterben. Ist dir das eigentlich klar?“ Der Kämpfer strich sich träge eine Strähne aus dem Gesicht und seufzte erneut. Er würde jetzt lieber zurückgehen und den Jungen sicher in eine Stadt geleiten. Doch er durfte nicht. Wenn er jetzt umdrehte und Cido begegnen würde, dann müsste er sich wieder anschreien lassen und das wollte er nicht. Dafür tat diese Ablehnung viel zu sehr weh.

„Ich töte doch nur, um mein Leben und das meiner engsten Vertrauten zu verteidigen. Hast du nicht gesehen, dass sie uns bedrohten? Du hast es doch auch gespürt, wie sie nach unserem Leben trachteten. Nein, du kannst mir nicht erzählen, dass du ihre Mordlust nicht gespürt hast. Es ist töricht von dir immer noch auf den Tod des Jungen herumzureiten. Die Sache ist weitaus größer, als du es dir jemals vorstellen könntest.

Diese Wesen trachten nach unserem Leben, weil wir ihnen angeblich im Weg stehen würden. Und sie werden nicht aufhören, bevor eine der Seiten vernichtet ist. Ist dir das nicht klar? Entweder sie oder wir. Wir müssen sie töten und dadurch, dass du dazu nicht in der Lage bist, wirst du ohne mich drauf gehen. Warum willst du das nicht sehen?

Nein, du schreist mich nur an, dass ich ein Mörder wäre und du nichts mit mir zu tun haben willst. Es tut weh, dass du nur diese Seite von mir siehst. Sie ist zwar ein Teil von mir, aber ich bin viel mehr als das. Warum willst du dich nicht näher mit mir beschäftigen? Wovor hast du Angst?“ Xenios Gedanken hörten nicht auf um den Jungen zu kreisen, wobei er erschöpft seufzte, damit er zumindest für einen kurzen Herzschlag nicht mehr an den Braunhaarigen dachte.

Sein Herz zog sich immer weiter zusammen. Die Nacht war noch lange nicht vorbei und damit die Gefahr nicht gebannt. Dennoch war er hier. Stand alleine auf dem Weg und sah auf seine blutverschmierten Hände. Vier Leben hatte er heute genommen. Der Stahl des Schwertes glitt durch das Fleisch seiner Opfer wie ein heißes Messer durch Butter. Sie waren kein Hindernis für ihn.

Seine Hände begannen zu zittern, wodurch er sie zu Fäusten ballte und tief durchatmete, um sich zu beruhigen, denn er spürte, wie sich langsam Tränen in seinen Augen sammelten.

Wie konnte ein einziger Mensch ihn nur so quälen? Das letzte Mal hatte er solch eine Trauer verspürt, als seine Eltern vor seinen Augen gestorben waren und das Monster ihn am Leben ließ, um für alle Ewigkeit allein zu sein.

Xenio hatte sich in dieser Nacht geschworen, dass er niemanden mehr in sein Leben lassen wollte, doch nun spürte er, dass er auch in diesem Bereich versagt hatte. Cido hatte sich einfach hinein gedrängt und schien nicht mehr gehen zu wollen. Xenio konnte ihn nicht mehr gehen lassen.

Er begann gerade damit den Jungen in irgendeine dunkle Ecke seines Bewusstseins zu sperren, sodass er ihn vergessen konnte, als er genau diesen schreien hörte: „Hilfe! So helft mir doch jemand! Ein Zwerg ist hinter mir her! Er will mich umbringen!“

„Das ging ja schnell“, schoss es durchs Xenios Kopf, als er sich umdrehte und den herannahenden Schatten erblickte, wobei sich der Braunhaarige sofort hinter dem Krieger versteckte. Dieser hatte mittlerweile seine Klinge gezogen und wartete auf den Feind.

All der Schmerz über die Zurückweisung war vergessen. Jetzt zählte es nur, dass er den Jüngeren verteidigte und verhinderte, dass dieser starb. Mehr war in seinem Leben nicht mehr wichtig. Nur dass der Körper hinter ihm weiterlebte. Xenio wusste nicht einmal woher dieser Wunsch kam, doch er spürte, dass dieser tief in ihm vergraben war. Tiefer als alles andere, was sein bisheriges Sein jemals ausgemacht hatte.

„Komm her, du kleiner Zwerg. Dich mach ich auch noch fertig“, zog Xenio die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich. Sein Gegner ging ihm wirklich gerade mal bis knapp unter die Brust. Es war lächerlich in seinen Augen gegen diesen zu kämpfen und eigentlich hatte er sich auch geschworen keine Kleineren zu schlagen. Aber in diesem Fall fing der Zwerg den Streit ja an, also war es wohl in Ordnung.

„Zwerginio hat noch nie jemand klein genannt ohne es zu überleben“, begehrte der schwarze Zwerg auf, wobei seine roten Augen zornig aufblitzten. „Dann komm doch her und zeig mir, was deine kleine Axt so kann“, provozierte Xenio seinen Feind weiter, wodurch der Zwerg nun wütend mit dem Fuß aufstampfte. „Das wirst du noch bereuen. Zwerginio wird dich mit seiner Berta in tausend kleine Stücke hacken. Das wird einen riesigen Spaß machen.“

Sofort stürmte der Zwerg auf ihn zu und schrie zornig auf, wodurch Xenio instinktiv reagierte. Er stieß Cido von sich und wich in die andere Richtung aus. Der Junge landete unsanft auf dem Boden, wobei ein kurzer Schmerz durch seinen Körper schnellte. „Aua. Hätte das nicht sanfter sein können?“

Doch Xenio reagierte nicht auf die Beschwerde, sondern ließ sein Schwert eine kurze Drehung vollführen in der er den Stiel der Axt in zwei Teile schlug. Das harte Metall fiel mit einem dumpfen Laut auf den Boden und Zwerginio starrte fassungslos auf seine demolierte Waffe. Sein Körper begann langsam unter der Wut zu zittern, bevor er den nutzlosen Stiel von sich warf. „Niemand hat Berta bisher beschädigt! Du wirst es bereuen, was du Zwerginios Berta angetan hast. Zwerginio wird dich mit seinen bloßen Händen zerreißen!“

Xenios Lippen wurden von einem siegessicheren Lächeln umspielte, als er sein Schwert locker in der Hand kreisen ließ. „Ach ja? Das will ich sehen.“

Ohne Vorwarnung stieß der Zwerg einen Schrei aus und stürmte auf Xenio zu. Kurz bevor er auf den Kämpfer stieß, senkte er sein Haupt und rammte den harten Metallhelm in den Leib des Blonden.

Der Schmerz raste durch den Körper von Xenio und er krümmte sich unter diesen zusammen, wodurch Zwerginio einfach weiter auf ihn einschlug und trat, was den Kämpfer dazu veranlasst sich noch mehr zusammenzukauern und seinen Körper so gut es ging zu schützen. Doch die Attacken hörten nicht auf. Immer wieder gruben sich die schweren Stiefel seines Feindes in sein Fleisch und schickten neue Wellen des Schmerzes durch seinen Körper.

„Hör auf!“, durchbrach die Stimme von Cido den Kampf, wodurch Zwerginio kurz innehielt und auf den Jungen sah, der sich langsam erhob, bevor er den Zwerg dann mit seinen grünen Augen fixierte. Die Trauer und Einsamkeit waren daraus verschwunden. Man erkannte nur noch Hass, Zorn und pure Entschlossenheit diesen Kampf zu gewinnen.

Eine nicht greifbare Energie umspielte den Körper des Jungen und ließ seine Haare in einem unsichtbaren Wind tanzen. „Du wolltest mich! Also hol mich!“

„Was? Was ist mit dir passiert?“ Der Zwerg wirkte unsicher, wodurch das boshafte Lächeln zurück auf die Lippen von Cido kam. „Nichts von Bedeutung. Ich bin jetzt nur kampfbereit.“

Xenio konnte nicht glauben, was er spürte. Diese pure Kraft, die den Jungen umgab, war selbst für ihn nicht zu durchbrechen. Kein Feind wäre in der Lage Cido auch nur ein Haar zu krümmen, wenn dieser Schild aktiv war. Anscheinend war dieser doch nicht so wehrlos wie Xenio zu Anfang geglaubt hatte.

Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Los, Cido! Mach ihn fertig!“ „Du sei still!“ Erneut trat der Zwerg nach ihm, doch dieses Mal ins Gesicht, wodurch Xenio seine Hände schützend über dieses hielt.

„Du sollst ihn in Ruhe lassen, habe ich gesagt. Ich bin dein Feind!“, begehrte der braunhaarige Junge auf, doch Zwerginio sah gar nicht ein auf diesen zu hören, wodurch er demonstrativ noch einmal zutrat. „Zwerginio entscheidet selbst, wen oder was er schlägt. Er lässt sich da nichts von anderen befehlen.“

Ein Knurren verließ die Lippen von Cido und der Zwerg trat noch einmal zu, wodurch sich der Körper des Jungen anspannte. „Lass ihn!“

„Genau, hör endlich auf mein Gesicht zu schlagen, sonst hab ich bei den Frauen gar keine Chance mehr“, begehrte nun auch Xenio auf, doch der Schwarze knurrte nur und trat erneut zu, wodurch bei Cido der Geduldsfaden riss und sich eine Energiewelle von seinem Körper löste, die den Zwerg von den Körper des Blonden fegte.

Xenio selbst spürte nur einen warmen Luftzug, was ihn ein wenig irritierte, doch er war froh, dass er nun endlich wieder in Sicherheit war, wodurch er sich ein wenig entspannte und in der nächsten Sekunde war Cido neben ihm. Er sah ihn besorgt an, doch deutete ihm auch, dass er liegen bleiben konnte. „Ruh dich aus. Diesen Kampf übernehme ich.“

Diese Worte taten der Seele von Xenio gut. Er spürte, wie eine gewaltige Last von seinen Schultern fiel, wodurch sich seine Muskeln endlich mal wieder entspannten und er einen erleichterten Luftstoß aus seinen Lungen entließ. Eine Freiheit breitete sich in seinen Herzen aus, wie er es schon lange nicht mehr kannte und es ihm sogar erlaubte, dass er seine Augen für einige Herzschläge schloss.

Cido selbst ging weiter auf den Zwerg zu. Dieser knurrte und rappelte sich gerade auf, bevor er den Jungen dunkel fixierte. „Niemand wirft Zwerginio einfach durch die Luft. Zwerge sind kein Luftgeschoss.“

Im nächsten Moment stürmte der Zwerg auf den Jungen zu, doch er kam nicht zu diesem durch, denn der Schild hielt und schleuderte den Angreifer wieder einen Meter von Cido weg, wodurch das Lächeln auf den Lippen des Braunhaarigen noch breiter wurde. „Du hast verloren, Zwerginio.“

Das Knurren des Zwergs wurde tiefer, als er sich erneut aufrappelte und den Jungen finster fixierte. Er konnte nicht angreifen solange diese starke Energie um den Körper des Jungen zirkulierte. Irgendwie musste er diesen Schild ausschalten. Ansonsten hatte er wirklich verloren.

Xenio war vollständig auf den Kampf fixiert, wobei er sich mittlerweile aufgesetzt hatte, um einen besseren Blick zu haben. Er hätte nie gedacht, dass solch eine Macht in dem Jungen schlummerte. Dieses Phänomen hatte er noch nie gesehen und es machte den Braunhaarigen mächtiger als ihn.

Ein eisiger Schauer lief ihm bei dem Gedanken über den Rücken, dass Cido vor kurzem eigentlich sogar noch sein Feind gewesen war und hätte dieser wirklich gewollt, dann hätte er den Kämpfer umbringen können. So viel stand fest.

„Hast du Angst?“, fragte der Braunhaarige herablassend. „Nein, aber ich suche nur den richtigen Platz um dich fertig zumachen“, antwortete der Zwerg unsicher. „Ach, wirklich? Warum bringen wir es nicht jetzt zu ende?!“, brüllte der Junge, als sich schon eine Welle aus purer Energie von seinem Körper löste und gegen Zwerginio schlug.

„Ich hasse es zu spielen. Also fangen wir gleich mit Ernst an“, fügte er wieder ein wenig leiser hinzu. Der Schwarze rappelte sich mühselig auf und hustete ein paar Mal. „Du mit deiner schwachen Energie kannst mich nie besiegen“, erwiderte der Zwerg mit fester Stimme. „Bist du dir da sicher?“, fragte Cido höhnisch. Zwerginio nickte ein wenig unsicher und viel zu heftig, um seine Angst zu verstecken. „Dann greif mich an wenn es wirklich so ist, wie du behauptest“, sprach der Braunhaarige weiter und blieb abwartend stehen.

„Wenn du meinst. Aber ich habe dich gewarnt“, sagte der Zwerg und ging in den Angriff über. Auf Cidos Gesicht legte sich ein fieses Lächeln und Zwerginio stockte kurz, bevor er weiter rannte. Doch auch dieses Mal scheiterte er an dem Schild und landete wieder unsanft auf Boden.

„Los zeig es ihm“, dachte sich Xenio, der den Kampf mit großem Interesse zusah, „du bist stärker als er!“ Cidos Schritte wurden sicherer und kraftvoller, während die des Zwerges nervöser und unsicherer wurden. Denn er wusste, dass er den Jungen nicht attackieren konnte und so dem Untergang geweiht war.

Sein Blick schweifte immer wieder voller Hoffnung suchend nach hinten zu beiden Seiten aber dann verschwand sie wieder. Ja, man konnte seine Verzweiflung schon richtig spüren. Schon fast greifen. Ein Lächeln schlich sich auf die Züge von Xenio. Er witterte den Sieg und war froh darüber, dass sie auch diese Gefahr gemeinsam gebannt hatten. Wenn sie zusammen arbeiteten dann würden sie alle Herrscher besiegen. Da war sich Xenio sicher.

Ein kurzes Rascheln erklang hinter ihm und bevor er sich umdrehen konnte, spürte er ein kaltes Metall an seinem Hals. „Hallo, Xenio. Beweg dich nicht, sonst könnte es sein, dass deine Existenz ein schnelles Ende findet. Und das wollen wir doch beide vermeiden, nicht wahr?“

Die Stimme war eisig und die Präsenz des anderen legte sich schwer auf die Seele des Kämpfers, der nur im Augenwinkel sah, dass eine Sense an seinem Hals lag. Wie töricht von ihnen zu glauben, dass der Zwerg wirklich alleine sein würde. Doch wer stand nun hinter ihm? Wenn er doch nur einen kurzen Blick auf seinen Gegner erhaschen könnte.

„Hey, Cido!“, rief die Stimme aus, wodurch der Braunhaarige sich zu ihnen wandte und sein Gesicht wurde von Entsetzten gestürmt, „ich glaube, dass du jetzt lieber ganz brav bist, sonst verliert dein Freund hier den Kopf.“

Xenio spürte die Unsicherheit in dem Geist des Jungen und er bemerkte auch, wie das Energiefeld um diesen herum langsam zusammenbrach. Anscheinend war er mit dieser Erkenntnis nicht alleine, denn im nächsten Moment ging Cido unter einem Schmerzenslaut in die Knie, denn Zwerginio hatte seinen Schädel in das Kreuz des Jungen geschlagen.

„Du bist schon töricht dein Leben für diesen jungen Kämpfer aufs Spiel zu setzen. Ist dir nicht klar, wen du da eigentlich verteidigst? Hast du denn nicht gesehen, wie er sein Schwert führt? Dieser Junge ist gerade einmal sechzehn Jahre alt, hat aber mehr Leben auf seinem Gewissen als irgendein anderer Mensch auf diesen Planeten. Mit acht Jahren hat er begonnen Tiere zu töten und später auch Menschen. Immer wieder nur um zu kämpfen. Willst du wirklich für diesen Menschen dein Leben riskieren?“, begann der Neuling Zweifel zu säen und Xenio wusste nicht, was er sagen sollte, „dank diesem Jungen war mir niemals langweilig. Ja, ich bin der Sensenmann Sensio und ich bin ihm dankbar, denn er hat für einen regen Seelenverkehr gesorgt. Denn dieser Junge ist geboren um zu töten.“

„Nein, das ist nicht wahr“, presste Cido hervor, wobei seine Augen auf Xenio gerichtet waren, der den Blick nicht standhielt, „sag mir, dass es nicht wahr ist. Dass er hier Lügen erzählt! Du bist nicht so! Nein, das bist du nicht wirklich. Bitte, sag es mir.“

Das Flehen in der Stimme des Jüngeren versetzte Xenio einen Stich ins Herz, doch er konnte nicht antworten. Nicht das, was der Junge unbedingt hören wollte. Denn es wäre nicht die Wahrheit.

„Nein, er hat Recht. Mit allem was er sagt, hat er Recht. Ich bin ein Mörder. Denn in jedem Lebensjahr habe ich mindestens fünf Leben gefordert. Ich liebe es mein Schwert zu schwingen. Liebe meinen Bogen zu spannen um dann etwas zu erlegen oder zu verletzten. Meine Lieblingsfarbe ist rot. Rot wie das Blut, das meine Hände bedeckt. Ja, ich bin ein Mörder. Ein Mörder, dem das Töten Spaß macht. Der es liebt die Verzweiflung in den Blicken seines Opfers zu sehen.“ Seine Stimme war leise und er spürte, wie etwas in dem Jungen starb und Xenio schämte sich das erste Mal in seinem Leben für seine Vergangenheit.

Cido wollte etwas sagen, doch da schlug der Zwerg erneut nach ihm, wobei dieser schadenfroh auflachte und der Junge begann sich auf dem Boden zusammen zu kauern, während er weiter versuchte diese Geschichte als Lüge abzustempeln: „Nein, das glaube ich dir nicht. Du hast nur getötet, weil du dich verteidigen musstest. Nicht weil es dir Spaß macht. Du bist kein Mörder. Das hat alles bestimmt seinen Grund.“

Tränen liefen über seine Wangen. Er konnte nicht glauben, dass er sich mit einem Mörder verbunden fühlte. Dass sein Leben immer und immer wieder in den Händen dieses skrupellosen Monsters lag. Warum hat er ihn nicht getötet? Es wäre doch so leicht gewesen.

„Oh wie rührend. Das hast du dem Jungen noch gar nicht erzählt? Wie dumm von mir das Ganze aus zu plappern. Böser Sensio, böser Sensio“, mischte sich der Sensenmann höhnisch ein, wodurch Xenio seinen Kopf wütend zu diesem wandte. Er begann dieses Knochengestell zu hassen. Mehr als er jemals etwas gehasst hat. Er verspottete ihn und versuchte sein Leben zu zerstören. Zwei Dinge, die Xenio niemals akzeptieren konnte, wodurch seine Hand im nächsten Moment nach dem Stiel der Sense griff und bevor Sensio reagieren konnte, riss Xenio die Waffe von seinem Hals weg, verpasste ihn einen Schlag gegen die Rippen und packte die Kutte des Sensenmannes, um diesen über sich hinweg zu schleudern.

Der Zwerg wollte gerade noch einmal nach Cido treten, doch als er bemerkte, wie sein Verbündeter auf den Boden aufprallte, stoppte er mitten in der Bewegung und sah den Kämpfer entsetzt an. Dieser erhob sich, zog sein Schwert und deutete damit auf den Sensenmann. „Du wartest schön brav.“

Dem Tod selbst würde er sich später vornehmen. Auch wenn er noch nicht wusste, wie er das Skelett besiegen sollte, wollte er es zumindest versuchen. Eine andere Möglichkeit gab es für ihn nicht, wodurch er sich wieder zu Cido und dem Zwerg umwandte.

Seine Schritte waren sicher und das Schwert lag ruhig in seiner Hand, während der Umhang sanft unter seinen Bewegungen tanzte. Das Weiß der Kleidung war gesprenkelt mit dem Blut seiner Opfer, doch Xenio war es egal.

Das Kettenhemd unter seinem Anzug raschelte leicht und durchbrach die Stille mit dem Geräusch der Schritte auf dem trockenen Boden, bevor er dann nur eine Armlänge vor Zwerginio stehen blieb. Der Zwerg trat noch einmal nach Cido, um Xenio zu provozieren, wodurch dieser seine Klinge vor das Gesicht des Kleineren hielt. „Ich bin dein Feind.“

„Zwerginio hat dich schon einmal besiegt. Er wird es auch ein zweites Mal schaffen.“ Der Zwerg grinste siegessicher, doch Xenios Lächeln wurde breiter. „Bist du dir da sicher? Ich weiß schließlich jetzt, wie du kämpfst. Aber du nicht, wie ich meine Waffen verwende.“

Kurz wurde der Zwerg unsicher, doch dann trat er von dem Jungen weg. „Okay, Zwerginio kämpft gegen dich. Aber ohne Schwert. Schwert ist unfair.“

„Ja, da könntest du direkt recht haben. Gut, ohne Schwert.“ Xenio steckte die Waffe zurück in die Scheide und ging ebenfalls ein paar Schritte von Cido weg, sodass er außer Gefahr war. Er konnte das siegessichere Grinsen des Zwerges erkennen, doch Xenio hatte noch den ein oder anderen Trumpf im Ärmel, mit dem Zwerginio nicht rechnen wird.

Er spürte den Dolch an seinem Knöchel, der ihm Sicherheit gab und in diesem Kampf würde er dank ihm gewinnen, wodurch die beiden Kontrahenten schon aufeinander zuliefen. Zwerginio versuchte erneut seinen Kopf in den Körper des anderen zu schlagen, doch Xenio wich elegant aus, hob seinen Fuß, zog den Dolch aus der Scheide und rammte die Klinge in die Wirbelsäule des Zwerges, wodurch dessen Beine einfach unter seinem Gewicht nachgaben und er unsanft auf dem Boden landete.

„Was? Das ist unfair! Du hast versprochen, dass du dein Schwert nicht gegen Zwerginio verwenden wirst“, begehrte der Schwarze sofort auf, wobei er Blut spuckte und zu röcheln begann. Xenio trat dagegen an ihn heran und grinste breit, bevor er ihm die blutverschmierte Dolchklinge vor die Nase hielt. „Das habe ich auch nicht. Aber von meinem Dolch war nie die Rede. Hätte ich das Schwert verwendet, dann wärst du jetzt ihn zwei Teile geschnitten. Ich halte mein Wort, doch du solltest vielleicht darauf achten, was du verlangst.“

Dann wischte er das Blut der Klinge an der Kleidung des Zwerges ab. „Hier, das gehört dir.“ Erst jetzt steckte er den Dolch zurück in seine Scheide, um sich dann zu erheben. Er ignorierte die größer werdende Blutlache unter dem Zwerg und dessen Todeskampf, während er zu Cido ging und sich zu dem Jungen kniete, bevor er ihm zärtlich eine Strähne aus dem schmerzverzerrten Gesicht strich. „Ruh dich aus. Ich werde uns beschützen.“

Er erhob sich und wandte sich zu Sensio um. Dieser saß immer noch wie erstarrt auf den Boden und sah seinen Partner an, der mittlerweile aufgehört hatte zu atmen, wodurch sein Blick auf den Kämpfer glitt. „Du?! Du hast ihn umgebracht! Eiskalt ermordet!“

„Ja, habe ich. Aber hast du nicht selbst gesagt, dass ich so ein Mörder bin. Warum überrascht es dich also?“ Xenio zog das Schwert heraus und ließ es kurz in seiner Hand kreise, bevor er dann einen Meter von Sensio stehen blieb. „Ich hoffe, dass ich dich nicht allzu lang warten ließ. Aber ich habe mich eh beeilt. Also, du und ich?“

Sensio knurrte nur dunkel, bevor er nach seiner Sense griff und sich aufrichtete. Auch Xenio ging in Angriffsstellung, doch der Sensenmann rührte sich nicht. Drei Herzschläge lang beobachtete der Kämpfer seinen Feind nur, bevor er dann den Schwertgriff fester umschloss und im nächsten Moment losstürmte.

Die Sense bewegte sich, um den Angriff abzuwehren, doch Xenio duckte sich unter ihr hindurch und vollzog eine Drehung bei der er sein Schwert durch die Wirbelsäule des Sensenmanns gleiten ließ. Sofort kippte der Oberkörper von seinem Platz und fiel mit der schweren Kutte in den Staub. Doch die Beine standen noch und im nächsten Moment traten sie nach dem Kämpfer, der von dieser Handlung überrascht wurde und schon den Boden unter den Füßen verlor.

Sein Schwert glitt ihm aus der Hand und rutschte von ihm weg, doch Xenio hatte keine Sekunde um sich darüber Gedanken zu machen, denn sofort waren die Beine bei ihm und begannen nach seinem Gesicht zu treten, doch der Kämpfer wich so gut es ging aus.

Stieß mit der flachen Hand nach der Hüfte und schaffte es so die Beine aus dem Gleichgewicht zu bringen, wodurch sie ebenfalls im Staub landeten.

Ein erleichterter Seufzer schlich sich über die Lippen des Blonden und er hoffte, dass dies nun das Ende war, doch die Beine zappelten weiter und begannen sich erneut in die Höhe zu stemmen, wodurch auch Xenio sich beeilte auf die Füße zu kommen. Es konnte doch nicht sein, dass sie nicht aufhörten sich zu bewegen. Sie hatten doch keinen Geist mehr, der sie befehligte.

Sofort eilte er zu den Gebeinen und trat erneut nach ihnen, sodass sie zurück auf den Boden fielen, bevor er dann mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, auf die Hüfte eintrat. Er brauchte drei Versuche, bei denen die Füße ebenfalls nach ihm traten, bevor sie dann splitternd nachgab. Doch die Beine hielten nicht still, konnten sich aber nicht mehr großartig bewegen, weil sie sich gegenseitig keinen Halt mehr gaben.

Erst jetzt erlaubte sich Xenio einmal auszuatmen, bevor er sich dann zu seinem Schwert wandte und es aufhob. Das wollte er zumindest, doch als er sich zu der Waffe bückte, wurde er plötzlich von der Seite angesprungen und erneut landete er auf dem staubigen Boden, wobei sich zwei knöchrige Hände um seinen Hals legten und zudrückten.

Er sah in die glutroten Augen von Sensio, der sich verzweifelt an den blonden Kämpfer klammerte und versuchte dessen Luftzufuhr zu blockieren. Das war doch nicht möglich! Wie konnte dieser Kerl immer noch leben? Xenio konnte es nicht glauben. Jedes normale Wesen wäre schon lange tot. Doch die Kraft in den Händen, die ihm das Atmen schwer machte, wurde nicht schwächer, wodurch Xenio nach dem Brustkorb griff und damit begann den Angreifer von sich zu drücken.

Er spürte wie seine Kraft schwand, weil er immer weniger Sauerstoff bekam, doch er fühlte auch, dass die Knochen immer mehr unter seinem Druck nachgaben, wodurch er noch einmal all seine Energiereserven mobilisierte, um ein letztes Mal zu drücken.

Unter einem grauenvollen Krachen brachen die Arme aus den Schultergelenken heraus und der Torso flog mit großem Schwung davon, wobei der Druck der Hände immer noch nicht nachließ.

Xenio rappelte sich erst einmal auf, bevor er die Hände dann einzeln von seinem Hals löste. Er warf sie so weit es ging weg, damit sie ja nicht mehr so schnell zurückkamen. Erst jetzt schritt er auf den Torso zu, wobei der Zorn in den roten Augen keine Spur geringer wurde.

„Du bist wirklich zäh“, meinte Xenio ruhig, „das muss der Tod wohl sein. Doch jetzt ist es Zeit, dass auch der Tod einmal stirbt.“

„Der Tod kann niemals sterben. Ich vielleicht. Aber ich werde dann in dir weiterleben. Du wirst noch viele Seelen fordern, Xenio Achmaras. Sehr viele Seelen.“ Sensio lachte auf und obwohl er verloren hatte, erkannte man Siegesfreude in seinen Augen. Xenio konnte den Zorn über diesen Glanz nicht bändigen und ohne sein Zutun trat er nach dem Kopf des Sensenmanns bis dieser krachend nachgab und die Bewegung in sämtlichen Knochen stoppte.

Cido hatte die Kämpfe mit Entsetzten verfolgt. Die Präzision mit der Xenio sie geführt und die Brutalität mit der er getötet hatte waren doch nicht normal. Der Blonde war ein Mörder. Ein skrupelloser Mörder und er war zu diesen zurückgekehrt. Sein Schicksal sollte mit diesem Menschen verbunden sein. Das konnte doch nicht wahr sein. Nein, das durfte einfach nicht wahr sein. Cido wollte es nicht glauben, doch er hatte den Beweis gerade selbst gesehen. Er war mit einem Mörder unterwegs. Einem Mörder, der in allem ein Opfer sah.

Es würde nur eine Frage der Zeit sein, wann Cidos Blut die Klinge benetzte. Ja, er war sich sicher. Er würde durch diesen Menschen sterben.

Irgendwann…

Xenio hatte endgültig gewonnen. Der Sensenmann war besiegt. Xenio war mächtiger als der Tod selbst. Er konnte es kaum glauben, wodurch er sich freudig zu Cido umwandte, doch was er dort sah, ließ sein Blut in den Adern gefrieren.

Die Angst und Panik waren in die Augen des Jungen zurückgekehrt und er sah wie der Körper des Jüngeren bebte. Nein, das durfte nicht passieren. Sofort eilte er auf ihn zu, doch der Schrei von Cido stoppte ihn: „Nein! Bleib weg!“

„Cido, bitte du musst mir zuhören“, flehte Xenio den Braunhaarigen an, doch das Zittern ließ nicht nach und in den grünen Wald trat Zorn, wodurch die Stimme des Jungen nur noch ein Zischen war: „Mörder!“

Dieses Wort schmerzte Xenio mehr, als es jede körperliche Verletzung je getan hatte. Doch was sollte er tun? Wenn er in das Gesicht des Jünglings sah, dann erkannte er, dass er einfach keine Chance hatte. Keine Chance auf ein Gehör oder gar die Möglichkeit verstanden zu werden.

„Du hast sie alle getötet“, begehrte Cido weiter, „ohne mit der Wimper zu zucken. Du hast keine Sekunde gezögert, bevor du dein Schwert in die Hand genommen hattest. Wie kannst du hier stehen und mir in die Augen sehen ohne dass du dich auch nur eine Sekunde lang für das schämst, was du bist?“

„Ich. Ich habe es doch nur getan, um uns zu beschützen. Sie wollten uns töten. Hätten wir sie nicht umgebracht, dann wären es jetzt unsere Körper, die hier in diesem Staub liegen. Wäre dir das lieber?“, begann sich Xenio dennoch zu verteidigen, obwohl er wusste, dass es eigentlich sinnlos war. Dieser Starrsinn, der ihm begegnete, war nicht zu brechen. Nicht mit der Vernunft von außen, sondern nur mit der eigenen Erkenntnis, die der Junge selbst bekommen musste. Er musste es eigens verstehen, was hier passierte und dass sie keine andere Wahl hatten, als gegen diese Herrscher der Dunkelheit, wie sie sich nannten, zu kämpfen und diese im Kampf zu besiegen.

Und nachdem diese nicht fähig waren aufzuhören, bevor der letzte Atemzug ihre Lungen verließ, hatte Xenio keine andere Wahl als ihnen ihr Leben zu rauben. So einfach war es. Dennoch wollte es Cido nicht verstehen.

„Ich will nichts mit einem Mörder zu tun haben“, begehrte Cido erneut auf, wodurch Xenio nur seufzte und enttäuscht den Kopf schüttelte, „und du bist ein Mörder. Ein erbärmlicher Mörder, der in jedem Wesen ein Opfer sieht. Wie lange wird es wohl dauern bis du mich töten wirst? Wann wird es mein Blut sein, dass deine Klinge benetzt und den Boden tränkt? Das ist alles doch nur eine Frage der Zeit, oder?“

Xenio fuhr ein Dolch ins Herz und ein schwerer Stein legte sich in seinen Magen. Denn alleine bei der Vorstellung, dass er diesen Jungen einmal verletzten könnte, wünschte er sich vorher lieber selbst zu sterben. Doch dies würde ihm Cido niemals glauben.

„Nein“, der Kämpfer wollte mehr sagen, doch der Jüngere schnaubte nur abfällig: „Du lügst! Jedes Wort, das deine Lippen verlässt, ist eine einzige Lüge.“

„Cido. Bitte hör mich an“, versuchte es Xenio erneut, doch Cido schnaubte nur: „Vergiss es. Ich verschwende meine Zeit nicht mit einem verlogenen Mörder. Meine Zeit ist mir zu kostbar dafür.“

Diese Worte schürten den Hass in Xenios Herzen, wodurch er selbst schnaubte und den Braunhaarigen zornig anfunkelte: „Bitte! Wenn es das ist, was du willst, dann werde ich gehen. Schließlich will ich nicht schuld daran sein, dass du deine ach so kostbare Zeit verschwendest. Aber wage es ja nicht zu mir zu kommen, wenn dich noch einmal ein Herrscher der Dunkelheit bedroht. Ich werde dir nicht noch einmal deinen Arsch retten.“

Damit wandte sich Xenio ab und schritt davon. Er ignorierte die Worte, die Cido ihm noch hinterher rief: „Ja, geh ruhig! Ich brauch dich nicht! Niemand braucht dich! Es wäre besser, wenn du tot wärst! Dann würde die Welt friedlicher werden!“

Ja, er wünschte sich, dass er dies nicht gehört hätte, doch er konnte seine Ohren nicht gänzlich verschließen und der Dolch in seinem Herzen drang tiefer ein, bevor er dann schmerzhaft umgedreht wurde. Wie konnte dieser Junge nur so grausam zu ihm sein? Er hatte ihm doch gar nichts getan. Im Gegenteil, so oft hatte er das Leben des Braunhaarigen gerettet und dennoch wurde er von diesem verachtet. Wieso? Womit hatte er sich diesen Hass eingehandelt? Xenio begriff es nicht. War es wirklich nur der Tod von Sebastian?

Sie wussten ja nicht einmal wie viele Gegner sie noch hatten. Wenn Cido erneut gegen einen antreten musste, würde der Junge sterben. Da war sich Xenio sicher. Der Jüngere war ein Nichts ohne ihn. Ja, er würde schon bald bereuen, dass er den Kämpfer weggeschickt hatte. Und dann würde er zurück gekrochen kommen oder sterben.

Xenio kam der Stadt immer näher, doch ein Geräusch ließ ihn stoppen, wodurch er sich langsam umdrehte und auf einen schwarzen Drachen blickte, der sich majestätisch über ihn aufbaute: „Hallo, Xenio. So trifft man sich also endlich einmal. Ich stelle mich nur kurz vor: Mein Name ist Drako. Ich bin der siebte der zwölf Herrscher der Dunkelheit. Und ich glaube, dass wir viel Spaß zusammen haben werden.“

„Der Siebte?! Das bedeutet, dass der Sechste bei Cido ist! Ich muss ihm helfen!“, Xenio wollte einfach an dem Drachen vorbei stürmen, doch nach drei Schritten stoppte er schon wieder und seufzte: „Nein, er will meine Hilfe ja nicht mehr.“

„Da hast du Recht. Er hat deine Hilfe auch nicht verdient. Dieser kleine Verräter. Erst schreit er um Hilfe, du rettest ihn daraufhin und was ist der Dank, den du bekommst? Er beschimpft dich als Mörder und vertreibt dich. Auf solch einen Freund kann man doch getrost verzichten oder nicht? Er hat deine Treue verraten. So wie er uns verraten hat. Wir haben den gleichen Feind, Xenio. Lass ihn uns gemeinsam töten“, die Stimme des Drachen war hypnotisch und Xenio konnte nicht anders, als ihm zuhören und ihnen Glauben zu schenken.

Er war von ihnen überzeugt, wodurch er kurz nickte: „Ja, du hast Recht. Cido ist mein Feind. Ich sollte ihn vernichten, bevor er mich tötet.“

Ein breites Grinsen trat auf die Lippen des Drachen, wodurch sein Kopf nah an Xenio herankam: „Gut, worauf wartest du dann noch? Schnapp ihn dir. Er hat es nicht anders verdient.“

Nur ein stummes Nicken kam von der Seite des Kämpfers, bevor er weiterging. Zurück zu den Braunhaarigen, um zu tun, was man von ihm verlangte. Er wusste nicht einmal, ob er das wirklich wollte, doch er konnte sich dagegen auch nicht wehren. Nichts war nun wichtiger als der Tod des Jungen.

Er spürte wie sein Herz bei diesem Gedanken aufschrie, doch es konnte nicht zu seinem Verstand durchdringen. Und selbst wenn er wollte, dass sein Körper stoppte. Er hörte nicht mehr auf ihn. Seine Füße trugen ihn einfach weiter den Weg entlang und nach wenigen Minuten erreichte er auch schon den Jüngling.

Ein gewaltiger schwarzer Greif stand bei diesem und sah die Neuankömmlinge freundlich an: „Ah, da ist ja mein Freund Drako. Und er hat auch Xenio dabei wie ich sehe. Welch entzückendes Bild.“

„Xenio! Bitte, du musst mir helfen“, Cido wich von dem großen Vogeltier zurück und näher zu dem Kämpfer, wobei er stoppte, als er in die Augen des Kämpfers sah: „Xenio?“

Sie waren leer und sahen an dem Jüngling vorbei, wodurch ein eiskalter Schauer über den Rücken von Cido glitt, bevor er sich aufrappelte und jetzt auch Abstand zu dem Menschen nahm.

„Was ist mit dir geschehen?“ Seine Stimme überschlug sich vor Angst und erneut bebte der zierliche Körper, wobei er erschrocken aufschrie, als die Hand des Kämpfers zu seiner Klinge wanderte und diese aus der Scheide zog, um sie ihm nächsten Moment in die Richtung des Braunhaarigen zu halten. Dazu bereit ihn mit ihr zu töten.

„Xenio ist nun auf unserer Seite. Er hat deinen Charakter auch endlich satt und ist der Meinung, dass du für immer schweigen solltest“, erklärte Drako ruhig, wobei er sich einfach auf den Boden niederließ, während Xenio den Griff des Schwertes fester umschloss und es zum Angriff erhob.

„Das wird ein Spaß“, jubelte der Greif und machte es sich ebenfalls gemütlich, als sich der Körper des Kämpfers schon in Bewegung setzte und auf den Jungen zustürmte. Cido wusste nicht, was gerade geschah. Warum griff in Xenio an? Er dachte, dass der Kämpfer sein Leben um jeden Preis verteidigen würde? Oder war er jetzt doch einmal zu oft gemein gewesen?

Aber was hatte diese Leere in den Augen des Blonden zu bedeuten? War er überhaupt Herr seiner Sinne oder wurde er von dem Drachen verhext?

Cido wich der Klinge vor Schreck aus, wodurch er unsanft nach hinten fiel und im staubigen Boden liegen blieb, denn das kalte Metall legte sich sofort bedrohlich auf seine Kehle.

„Was? Was passiert hier? Sterbe ich jetzt? Tötet er mich doch? Er hat doch geschworen es nie zu tun.“ Cidos Gedanken überschlugen sich vor Panik und er wusste nicht, was er tun sollte, um seinen Tod zu verhindern.

„Los! Töte ihn!“, drängte der Greif zur Eile, doch Drako beruhigte ihn: „Stress dich nicht, Falco. Er wird ihn schon noch umbringen. Lass ihn Zeit. Es ist auch nicht einfach für ihn. So viel wie ihm der Junge bedeutet. Es wundert mich eh, dass er die Hypnose überhaupt angenommen hat. Anscheinend sind seine Gefühle noch von Zweifeln durchdrungen. Anders hätte ich ihn dazu nicht bringen können.“

Cido konnte den Worten keinen Glauben schenken. Wie sollte er dem Kämpfer etwas bedeuten, wenn sie sich nicht einmal einen Tag kannten? Und vor allem nach all den Gemeinheiten, die er ihm ins Gesicht gebrüllt hatte? Dennoch kam die Klinge nicht näher und der Blick blieb unverändert auf dem Jungen liegen. Warum tötete er ihn nicht? Man hatte es ihm doch befohlen.

Langsam begann das Metall zu zittern und Tränen rannen über die Wangen des Kämpfers, wodurch auch Drako unruhig wurde. Er streckte seinen Kopf fragend nach zu den Zwei aus: „Was ist los? Warum bringst du es nicht zu ende, Xenio? Hast du schon vergessen, wie er dich beschimpft und verstoßen hatte? Du hast keinen Grund mehr ihn am Leben zu lassen.“

Die Tränen versiegten und die Hand legte sich enger um den Schwertgriff, bevor das Zittern erlosch und Xenio zum Schlag ausholte.

Die Klinge wollte er gerade auf den Jungen zurasen, als die ersten Sonnenstrahlen über das Land hereinfielen und die Bewegung des Kämpfers stoppten, als man schon die Flüche der Schwarzen hörte: „Nein, nicht jetzt. Hätte sie nicht noch eine Sekunde warten können?“

„Ruhig Blut, Falco. Wir kommen einfach in der nächsten Nacht wieder und bringen zu Ende, was wir begonnen haben“, sprach der Drache erneut beruhigend auf seinen Freund ein, bevor sie dann zusammen einfach verschwanden.

Xenios Augen gewannen langsam wieder an Leben und im nächsten Moment sah er den Jungen irritiert an. „Cido?! Was machst du hier? Und warum bin ich hier? Ich war doch schon weitergegangen und dem Drachen begegnet. Wo ist er? Sollte bei dir nicht auch einer der Herrscher sein?“

Doch der Junge reagierte nicht, wodurch Xenio die Klinge fallen ließ und sich zu diesem kniete. „Cido? Was ist los mit dir? Es ist alles gut. Ich bin wieder ich selbst. Es tut mir Leid, dass ich die Kontrolle über mich verloren habe. Aber es ist noch einmal alles gut gegangen. Bitte verzeih mir meine Schwäche.“

Sanft legte er eine Hand auf die Schulter des Jüngeren, doch es kam immer noch keine Reaktion, wodurch er damit begann ihn durchzuschütteln. „Cido! Cido! Hörst du mich?! Es ist alles wieder gut! Du musst dich nicht mehr tot stellen!“

Langsam schien der Geist in den Körper zurückzukehren, wodurch Cidos Augen wieder mit Leben erfüllt wurden und im nächsten Moment schmiss er sich verzweifelt um den Hals des Kämpfers, um hemmungslos zu weinen.

Xenio wusste nicht, was mit ihm geschah, wodurch er den Jungen gewähren ließ. Er kannte solche Situationen nicht. Darum ließ er sich einfach als übergroßes Taschentuch missbrauchen und hoffte, dass sich Cido irgendwann von selbst wieder beruhigte.

Der Wind wehte sanft über sie hinweg und nahm die Kälte der Nacht mit sich, während sich die Sonne immer weiter den Horizont empor kämpfte und die Welt in ein mystisches Rot tauchte. Nach und nach begann die Welt zu erwachen und die Stille mit Geräuschen zu erfüllen, wie das Zwitschern der Vögel und das Rascheln der Blätter.

Nach einer schieren Ewigkeit drückte Xenio Cido langsam von sich und sah den Jungen ruhig an. „Es ist alles gut. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Komm, wir gehen in das nächste Dorf. Es ist nicht mehr weit. Dort können wir uns ausruhen und überlegen, wie wir weiter vorgehen wollen. Wir brauchen beide Schlaf.“

Noch einmal ging ein Beben durch den zierlichen Körper, bevor Cido dann nickte und sich langsam mit Xenio erhob, der ihm sanft eine Strähne aus dem Gesicht strich, wobei der Jüngere die Hand des Kämpfers fast augenblicklich von sich schob. Er mochte es nicht, wenn man ihn so berührte.

Der Blonde ließ es geschehen und wandte sich dann in die Richtung ihres Ziels, das weiter im Westen lag, bevor er den Jüngeren noch einmal anlächelte und dann losging. Cido setzte sofort zur Verfolgung an, denn auch wenn er es niemals zugeben würde. So wollte er den Schutz des Kämpfers nie wieder missen…

„Warum bist du vorhin zurückgekommen? Und dann auch noch als Verbündeter der Feinde! Du bringst mich immer wieder auf die Palme mit deinem widersprüchlichen Verhalten! Ich dachte, dass du nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Dann stehst du plötzlich vor mir und willst mich auch noch umbringen!“, begann Cido plötzlich zu wüten, wobei Xenio sich davon nur bedingt beeindrucken ließ: „Ich hab dir doch gesagt, dass ich keine Kontrolle über mich hatte und außerdem finde ich es witzig wenn du wütend bist. Dann kommt Leben in deine sonst so traurigen Augen. Das gefällt mir. Doch ich kann dir nicht sagen, ob ich freiwillig zurückgekommen wäre.“

„Wie? Du weißt es nicht? Das ist wohl nicht dein Ernst. Du kannst mich nicht im Stich lassen. Das ist gegen deine Natur. Schließlich bin ich doch so etwas wie eine Familie für dich“, begehrte Cido sofort auf. Doch Xenio schwieg, was die Verzweiflung in den Jungen schürte und im nächsten Moment flatterte seine Stimme vor Angst: „Warum sagst du nichts? Du kannst mich nicht alleine lassen. Was machst du wenn ich sterbe. Das könntest du dir niemals verzeihen.“

Man hörte, dass der Junge gerne hinter seinen Worten gestanden hätte, doch dazu war die Angst zu groß, dass er sich in den Kämpfer geirrt haben könnte. Als jedoch ein breites Grinsen auf die Lippen des Blonden erschien, entspannte sich der Junge ein wenig.

Ja, Xenio konnte es nicht zulassen, dass sein Begleiter starb. So wie es auch Cido nicht zulassen könnte. Sie wussten nicht einmal woher dieses Verlangen kam, doch es war da und egal wie sehr sie sich wünschten, dass sie nicht so aneinander gekettet wären. Sie konnten es nicht ändern.

„Warum schweigst du? Jetzt sag doch endlich etwas. Du wärst doch freiwillig zurückgekommen, oder?“, versuchte es Cido weiter, wodurch Xenio seufzte und sich genervt eine Strähne aus dem Gesicht strich: „Ich hab es dir doch schon gesagt! Was willst du noch hören? Willst du hören, dass ich dich hasse? Dass mir deine andauernden Wutattacken auf den Sack gehen? Sag mir nur eines: Ich soll dich immer wieder retten, aber darf niemanden töten oder gar verletzten! Wie in aller Welt soll ich das anstellen?!“

Sein Blick bohrte sich durchdringend in die Augen des Jüngeren, wodurch Cido schwer schluckte, bevor er nervös mit seinem Hemd zu spielen begann: „Ich… ich…“

Er fand keine Worte, sodass er nur seufzte und dann einfach schwieg und seinen Blick betrübt auf den Boden richtete. Was sollte er auch sagen? Der Kämpfer hatte ja Recht. Er war hin und her gerissen. Wenn es nach Cido ging, müssten sie gar nicht erst kämpfen, dann müsste auch niemand zu Schaden kommen. Aber es war nun einmal anders. Ihr Leben war in Gefahr und Xenio hatte es bis jetzt immer tapfer verteidigt. So viele Wunden hatte der Kämpfer schon davon getragen und dennoch schritt er neben ihm her, als wäre nichts gewesen. Woher nahm er nur dieses Durchhaltevermögen?

„Tut dir denn nichts weh?“, fragte er nach einer Weile, wodurch ihn Xenio irritiert ansah und anscheinend ein paar Sekunden brauchte um zu begreifen, was der Junge überhaupt von ihm wollte, bevor er dann abwinkte: „Nein, es geht schon. Ich bin so was gewohnt. Wenn wir in der Stadt sind, werde ich sie verarzten.“

Cido konnte den Worten keinen Glauben schenken. Er hatte das viele Blut gesehen, das von dem Horn des Einhornes geflossen war. Dann die Schläge von Zwerginio. Dennoch schritt der Kämpfer neben ihm her, wobei er durchaus den ein oder anderen blauen Fleck auf der Haut erkannte. Das musste doch alles höllisch wehtun. Dennoch lief Xenio unverändert weiter.

Sein Blick wanderte immer noch über die Gestalt neben sich. Die weiße Kleidung war an mehreren Stellen zerrissen und rot gefärbt. Doch die Blutungen schienen alle schon versiegt zu sein, was Cido ein wenig erleichtert aufatmen ließ. Trotzdem mussten da noch die Schmerzen sein. Sie konnten doch nicht einfach so verschwunden sein. Aber wenn Cido in die Augen seiner Begleitung sah, dann erkannte er dort nicht einmal den Hauch von Pein. Was musste dieser Mensch schon erlebt haben, um so robust zu sein? Er wollte es gar nicht wissen.

„Was ist los? Hab ich irgendwo einen Pickel?“, reagierte Xenio auf das Anstarren seines Körpers, wodurch Cido kurz zurückzuckte und entschuldigend die Hände hob: „Ähm, tut mir Leid. Und nein. Aber du siehst schrecklich aus und ich kann einfach nicht glauben, dass es dir gut geht. Du siehst nämlich nicht so aus.“

„Das haben schon viele gesagt. Aber es ist nun einmal so. Ich spüre die Schmerzen kaum noch und wie schon gesagt, sobald wir in meinem Heimatdorf sind, werde ich mich verarzten und dann wird alles besser werden“, versuchte er den Jungen zu überzeugen, doch dessen Blick zeigte deutlich, dass er den Worten keinen Glauben schenkte, wodurch Xenio nur seufzte: „Dann lass es halt, wenn du mir nicht glauben willst. Aber es geht mir gut. Und es ist auch nicht mehr weit. Man kann schon die Umrisse erkennen.“

Er wollte eigentlich nur ablenken, doch es klappte fabelhaft, sodass sich Cido wieder nach vorne wandte und ein Lächeln auf seine Lippen trat: „Endlich. Ich sehne mich so sehr nach einem gemütlichen Bett.“

„Nicht nur du“, stimmte ihm Xenio zu, wobei er sanft lächelte und seine Schritte ein wenig beschleunigte, als er merkte, dass der Jüngere dabei war ihm davon zu eilen. Sein Kettenhemd raschelte leicht unter seinen schnelleren Bewegungen, doch er ignorierte es und ging einfach weiter. Es gehörte zu seinen Schritten, wie der knisternde Staub unter seinen Füßen.

Er spürte, wie der Junge am Liebsten los gerannt wäre, doch die Sorge um sein Befinden ließ ihn langsamer werden, was Xenio zu einem leichten Lächeln verleitete. Cido war schon süß und irgendwie war er froh, dass er ihn getroffen hatte. Auch wenn die Umstände, die sie zusammen geführt hatten, nicht unbedingt die Besten waren, freute er sich darüber.

„Los, lauf schon einmal voraus. Es wird schon nichts passieren und ich komme ja auch gleich nach“, meinte der Kämpfer dann ruhig und im nächsten Moment war der Junge dann auch schon davon gestürmt. Er fühlte sich einsam, doch die Zuversicht, dass er den Braun­haarigen eh bald wieder sehen würde, ließ ihn sanft lächeln, während seine Füße ihn immer näher an die Stadt herantrugen.

Cido lief ruhig schneller. Er sehnte sich nach einem Bett und den Schlaf. Schließlich war er schon über einen Tag wach und er spürte, wie seine Kräfte langsam zu Neige gingen.

Immer wieder wandte er sich kurz um, damit er den Schatten des Kämpfers sehen konnte, denn es beruhigte ihn nicht alleine zu sein. Es fühlte sich gut an sich des Schutzes des Kämpfers sicher zu sein, denn er hatte noch niemanden getroffen, der so sicher mit dem Schwert umgehen konnte, wie dieser blonde Junge. Und das Alles obwohl er gerade mal ein Jahr älter war als Cido selbst. Wie musste sein Leben gewesen sein, dass er solche Fähigkeiten entwickelte? Welches Grauen musste er schon gesehen haben, um so gefühllos werden zu können?

Cido wollte mehr über seinen Begleiter wissen. So viel mehr. Dadurch bereute er es schon fast vorgerannt zu sein, doch er konnte schon das Stadttor sehen, wodurch er sich entschloss einfach auf den Kämpfer zu warten. Sie hatten alle Zeit der Welt und Cido würde ihn später auch noch Löcher in den Bauch fragen können.

Ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er an den Duft des anderen zurückdachte, den er wahrnahm als er sich um dessen Hals geschmissen hatte. Er strahlte so viel Kraft und Sicherheit aus, dass Cido schon in diesem Moment einfach einschlafen hätte können.

Als er nur noch wenige Schritte von dem Tor entfernt war, verlangsamte Cido seine Schritte und stellte sich in den Schatten der großen Mauer um auf Xenio zu warten. Auf seinen Kämpfer, der ihn immer wieder retten würde. Sein Leben mit dem eigenen verteidigen würde.

Cido hatte nur einen Menschen kennen gelernt, der sich für ihn geopfert hat und das war sein Großvater. Doch daran wollte der Braunhaarige jetzt nicht denken. Denn Xenio wird nicht sterben. Nicht so wie sein Verwandter. Das wird er niemals zulassen. Auch wenn er kein Kämpfer war, so hatte er auch eine Waffe, die ihn half sein Leben und das seiner Liebsten zu verteidigen.

Ruhig beobachtete er den Schatten weiter, wie er sich der Stadt näherte. Die Schritte waren sicher und wenn Cido nicht wusste, was dieser Körper schon alles geleistet hatte, dann würde er nicht damit rechnen, dass es so war. Diese Kraft schien grenzenlos zu sein. Woher nahm er sie nur?

Nach einer schieren Ewigkeit kam Xenio auch endlich bei dem Tor an, wobei er den Jungen sanft anlächelte: „Da bist du ja endlich.“

„Tut mir Leid, aber ich hatte es nicht so eilig wie du. Und es war halt doch noch ein gutes Stück zu gehen“, entschuldigte sich Xenio, wobei Cido ruhig neben ihn trat: „Nicht so wichtig. Du bist ja jetzt da.“

„Na ja, wärst du bei mir geblieben, hättest du nicht warten müssen“, sprach Xenio ruhig weiter, wodurch Cido kurz die Backen aufblähte: „Aber, ich wollte so schnell wie möglich ankommen.“

„Und was hat es dir gebracht? Nichts. Du musstest doch auf mich warten und bist auch keine Sekunde früher in der Stadt oder gar in einem Bett“, widersprach Xenio sofort, was Cido nicht verstand. Warum kritisierten ihn Xenio jetzt? Hätte er sich nicht einfach freuen können, dass er auf ihn gewartet hatte?

„Es tut mir Leid, das nächste Mal warte ich nicht mehr auf dich“, grummelte Cido, wodurch Xenio nur aufstöhnte: „Jetzt komm nicht schon wieder damit.“ „Mit was denn?“, zankte der Braunhaarige weiter. „Damit, dass du auf beleidigt tust und mir den schwarzen Peter zuschiebst. Darauf habe ich keine Lust mehr“, die Stimme von Xenio wurde ohne sein Zutun aggressiver, wodurch Cido kurz zurückschreckte: „Wenn das so ist. Dann geh halt. Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich auf dich gewartet habe? Ich wollte mir den Sonnenaufgang noch ein wenig ansehen.“

Xenio seufzte kurz und sah den Jungen verzweifelt an, wobei er seine Hand nach dessen Arm ausstreckte, doch dieser wurde sofort zurückgezogen: „Fass mich nicht an! Verschwinde einfach! Es war Unsinn zu glauben, dass wir zusammen arbeiten können! Dafür sind wir einfach zu verschieden!“

Der Kämpfer konnte nicht glauben, was er dort hörte. War das wirklich der Ernst des Jungen? Sollte er nun einfach gehen? Er ließ seine Hand sinken und ballte sie kurz zur Faust, bevor er resigniert seufzte: „Wenn das dein Wunsch ist.“

„Ja, ist er“, unterbrach ihn der Braunhaarige sofort, was ein erneutes Seufzen von Xenio forderte, bevor er sich umwandte: „Dann trennen sich halt unsere Wege hier. Pass auf dich auf, Kleiner.“

Er schritt davon und Cido wusste nicht, was er sagen sollte. Das wollte er doch gar nicht. Er wollte nur, dass Xenio endlich einmal aufhörte sich selbst als Last zu sehen. Warum konnte der Kämpfer nicht verstehen, wie sich Freunde zueinander verhielten? Rücksicht. Zuneigung. Sorge. Was war mit diesen Gefühlen? Kannte der Blonde sie etwa nicht?

Cido wollte ihm hinterher eilen, doch da tauchte plötzlich ein Schatten über ihn auf und bevor er darauf reagieren konnte, legte man ihm ein feuchtes Tuch auf den Mund und er spürte, wie er schläfrig und es schwarz um ihn herum wurde.

Xenio öffnete die großen Flügel der alten Villa und trat ein. Er wurde von einem staubigen Zwielicht begrüßt und der Geruch von abgestandener Luft stieg ihm in die Nase, was ihn kurz niesen ließ.

Doch er ignorierte die Totenstille in dem Gemäuer und schritt weiter. An den unbenutzten Möbeln vorbei, die aus dunklen Ebenholz und mit Seidenstoff bezogen waren. Sie interessierten ihn nicht, sodass er einfach an den schweren, roten Vorhängen vorbei ging und Fußspuren in dem Staub, der die weißen Marmorfließen bedeckte, hinterließ.

Er mochte dieses Haus nicht, dennoch musste er hier sein, um seine Wunden zu versorgen. Darum nahm er zwei Treppenstufen auf einmal, um schneller in den ersten Stock zu kommen. Auch hier waren die Wände mit Bildern verziert, die von einer dicken Staubschicht bedeckt waren, wodurch man nicht mehr erkannte, was sie einst mal abgebildet hatten.

Doch Xenio kannte jedes einzelne von ihnen blind und er konnte es nicht verhindern, dass er nach wenigen Schritten vor einem Gemälde stehen blieben. Auch auf diesen machte es ihm die Staubschicht unmöglich etwas zu sehen, wodurch er sie kurzerhand mit seinem rechten Ärmel wegwischte.

Er sah in drei Gesichter. Ein junger Mann mit schwarzen Haaren und roten Augen lächelte warm und umarmte sanft seine Frau, die goldene Augen und violette Haare hatte. Auf ihrem Schoß saß ein blonder Junge mit eisblauen Augen, der übers ganze Gesicht strahlte.

Sein Hals schnürte sich zu, als er über die Gesichter der Erwachsenen fuhr, während er die brennenden Tränen versuchte niederzukämpfen. Immer wieder zitterte seine Hand, als sie die sanften Konturen nachfuhr, bevor er sie langsam zu einer Faust ballte und dann sinken ließ.

Sie waren tot. Schon seit vielen Jahren. Doch der Schmerz wurde nicht weniger. Jedes Mal wenn er eine Familie sah, wurde er daran erinnert, was man ihm gewaltsam nahm. Und er würde es nie wieder zurückbekommen. Egal was er dafür tat. Sie waren gestorben und er war für immer alleine. Niemand wollte ihn je wieder haben und keiner würde ihn je wieder verstehen.

Er riss sich schließlich von dem Bild los und ging weiter in das Zimmer neben dem Bild. Auch hier herrschte das Zwielicht, weil die Gardinen zugezogen waren. Doch Xenio brauchte auch kein Licht. Er kannte sich hier blind aus. Schließlich war es sein eigenes Zimmer, wodurch er gänzlich eintrat und schließlich aus dem Anzug schälte. Der kaputte Stoff fiel achtlos auf den Boden, denn es war unwichtig, ob es hier sauber war oder nicht. Niemand würde hier je wieder wohnen solange Xenio am Leben war.

Das Kettenhemd und die Waffen legte er behutsam auf das staubige Bett, bevor er sich daneben niederließ und kurzerhand eine Schublade des Nachtkästchens öffnete, um daraus eine Kruke zu nehmen. Sie beinhaltete eine Salbe, die nach einer alten Familienrezeptur hergestellt wurde und in der Lage war jede Wunde heilen zu lassen.

Kurzerhand öffnete er den Deckel und tauchte die Finger in die kühle Substanz, bevor er damit begann jede Verletzung einzureiben. Er hatte viele Schnittwunden von Drakinas Horn und auch die blauen Flecken des Zwerges waren nicht gerade ohne. Doch er verarztete jede Blessur mit sanfter Hingabe, wobei er froh war, dass sie alle schon geschlossen waren, denn sonst wäre es schmerzhaft geworden.

Nach einer kleinen Ewigkeit konnte er den Deckel wieder schließen und sich langsam wieder anziehen. Erst das Kettenhemd, dann nahm er aus dem Schrank seines Vaters, dessen Schlafzimmer gegenüber seines eigenen Raumes lag, einen neuen Anzug und schlüpfte in die Kleidung, bevor er sich seine Schuhe wieder anzog und die Waffen einsteckte.

Das Schwert kam an die Hüfte, der Dolch wieder an seinen Knöchel, während der Bumerang in eine Schlaufe an der Innenseite des Oberteils gesteckt wurde und die Peitsche auf der anderen Seite seiner Hüfte befestigt wurde. Zum Schluss legte er sich noch den Köcher und den Bogen um die Schulter, nachdem er seinen Bestand an Pfeilen wieder aufgefrischt hatte. Er steckte auch die Kruke ein, um sich bei Bedarf wieder verarzten zu können.

Noch einmal sah er sich in seinem alten Zimmer um, wobei er das Spielzeug auf dem Boden sah. Es lag noch dort, wie an dem Tag als er gegangen war und er wollte es nicht aufräumen. Egal wie oft er nun schon hier gewesen war. Es musste liegen bleiben, um ihn zu zeigen, wann sein altes Leben beendet wurde und das Neue begonnen hatte. Wie brutal ihm seine Kindheit geraubt wurde.

Ein Seufzer stahl sich über seine Lippen und er wandte sich ab, verließ das Zimmer und ging nun die Treppen gemütlicher nach unten, während seine Finger sanft über das Geländer glitten. Wie oft war er aus Spaß einfach nach unten gerutscht und wie oft hatte ihn seine Mutter deswegen ausgeschimpft? Er würde es sofort wieder tun, wenn er dadurch nur noch einmal ihre Stimme hören könnte. Aber sie war für immer verstummt. Genauso wie sein Vater, der ihn nie wieder auf die Schultern heben würde und ihm das Jagen beibrachte. All das musste er sich selbst lehren, um zu überleben.

Schließlich war er unten angekommen und sein Blick glitt in das Wohnzimmer, was vom Flur abzweigte und der Raum war, den er nie wieder betreten wollte, wodurch er seinen Blick abwandte und dann die Villa wieder verließ.

Kaum dass die große Flügeltür wieder ins Schloss fiel, versiegelte sich sein Herz für diese Zeit. Die Tränen stoppten und die Erinnerungen wichen zurück. Sanft drehte er den Schlüssel im Schloss und verstaute ihn wieder an einer Kette um seinen Hals, bevor er sich gänzlich abwandte und das Grundstück verließ.

Eigentlich sollte er schlafen. Sein Körper schrie förmlich danach, doch Xenio saß hier an dem Tresen einer Bar und hielt den Krug voller Bier in der Hand. Er konnte einfach nicht. Immer wieder musste er an den braunhaarigen Jungen denken. Schließlich war er ihm nicht mehr begegnet. Vielleicht würden sie sich jetzt nie wieder sehen und Xenio wusste nicht, ob er sich darüber wirklich freuen sollte, denn er vermisste die menschliche Gesellschaft doch sehr und Cido war der Erste seit Jahren, der sie ihm gewährte.

Alle anderen Menschen mieden ihn. So auch jetzt in dieser überfüllten Gaststätte wurde Abstand zu ihm gehalten, obwohl man über jeden weiteren Zentimeter Raum glücklich sein sollte, doch Xenio ignorierte es. Er war es nicht anders gewohnt, wodurch er sein Bier schließlich leerte und nach einem weiteren Krug verlangte.

„Junge, mach mal halblang. Du solltest zu so früher Stunde nicht so viel trinken“, versuchte der Schankwirt ihn zu bremsen, doch Xenio funkelte ihn nur zornig an, bevor er ihn mit barscher Stimme zum Auffüllen aufforderte: „Das soll nicht Ihr Problem sein. Füllen Sie einfach nach. Ich werde gut bezahlen.“

Damit nahm er ein paar Goldmünzen aus seiner Tasche und legte sie auf den Tresen, was anscheinend die Hemmschwelle des Mannes auflockerte und im nächsten Moment hatte Xenio wieder einen vollen Krug vor der Nase.

Er hielt eigentlich nicht viel vom Alkohol, denn er raubte ihn oft die Kontrolle über seinen Körper und machte aus ihm ein einfacheres Opfer, doch nun erhoffte er sich einfach zu vergessen. Cido, sein Lächeln, seine Bewegungen und seine Stimme. Er fühlte sich einsam ohne ihn und er hatte das Gefühl, dass er mit jeder Sekunde, die er länger von dem Jungen getrennt war, mehr von seinem Lebenswillen verlor.

Erneut kippte er das Bier hinunter, bevor er dann aufstand und die Kneipe nach der Bezahlung verließ. Seine Schritte waren taumelnd und er nahm seine Umwelt nur begrenzt wahr. Was aber eher daran lag, dass er sie gerade nicht wahrnehmen wollte. Schließlich gab es dort nichts, was er sehen wollte. Nichts außer Cido. Ob er ihn je wiedersehen wird?

Langsam schritt er weiter und rempelte immer mal wieder Passanten an. Die Meisten schimpften nur und gingen dann weiter ihres Weges, als sie erkannten in welchem Zustand er war, doch plötzlich wurde er am Arm gepackt und angeschrien.

Er nahm die Worte nicht wahr. Sie waren ihm einfach nicht wichtig. Dieser Mann war nicht Cido und er hatte nur Wut für ihn, doch mit dem nächsten Schachzug hatte er nicht gerechnet, als sich ein Schmerz in seiner Magengrube ausbreitete und man ihn grob an der Schulter schubste.

Er taumelte einige Schritte zurück. Nein, er wollte gegen diesen Menschen nicht kämpfen. Warum griff er ihn an? Sah er nicht die Waffen an seinen Körper? Doch man ließ nicht von ihm ab, wodurch man ihm einen Kinnhaken verpasste, was ihn erneut nach hinten trieb. Seine Schritte waren unsicher und unkoordiniert, wodurch er im nächsten Moment schon über seine eigenen Füße fiel und hart auf den Boden aufprallte.

Es war Xenio einfach egal, was mit ihm geschah. Sein Körper schützte sich selbst mehr aus Reflex als aus speziellen Befehl. Denn sein Geist war nicht da. Er fühlte keinen Schmerz oder gar das Blut, das ihn durch die Adern raste. Es war alles egal, solange Cido nicht da war. Xenio hatte erneut einen Menschen verlor, der ihn akzeptierte so wie er war. Nur weil er es zu spät erkannt hatte. Warum sollte er sich überhaupt noch wehren? Man sollte ihn einfach liegen lassen. Hier in dem Staub und Dreck, wo er hingehörte.

Doch der Mann ließ nicht von ihm ab, sondern trat weiter auf ihn ein. Traf auch seinen Kopf, wodurch Xenio instinktiv tief knurrte und als er hörte, wie man vor ihm ausspuckte, meldete sich der letzte Funken seines Stolzes.

Das tiefe Grollen aus seinem Brustkorb ließ den Mann stoppen, der gerade weggehen wollte, wodurch er sich umdrehte, als sich Xenio gerade nach oben stemmte und den Mann finster fixierte.

„Wer hat dir beigebracht, dass man auf einen Mann, der am Boden liegt, einschlägt?! Wo hast du gelernt einen Menschen zu verprügeln, der sich keine Sekunde wehrt?!“, die Wut entfachte sich von selbst durch die Fragen des Kämpfers, wodurch er im nächsten Moment schon seinen Dolch zog.

„Hast du nicht gesehen, wem du gegenüber stehst?“, fragte er weiter, als er sich gänzlich aufrichtete und seinen Gegner fixierte. Das Adrenalin hatte die Wirkung des Alkohols schon längst aufgehoben, wodurch sein Blick klar und scharf war.

Er sah das Zittern des Körpers vor ihm, als dessen Blick auf die kleine Klinge in der Hand des Kämpfers wanderte. Doch es war zu spät. Niemand außer Cido könnte ihn jetzt noch stoppen. Und dieser war spurlos verschwunden.

Seine Finger legten sich fester um den Griff der kleinen Klinge, bevor sich alle Muskeln in seinen Körper anspannten und er sich abstieß, um auf den Mann zu zustürmen.

Sein Gegner begriff nicht, was mit ihm passierte, als sich die Klinge tief in seinen Hals bohrte und somit sämtliche Luftzufuhr unterbrach. Doch all dies bekam der Mann nicht mehr mit, denn das Stück Metall stieß durch die Halswirbel hindurch und unterbrach somit jegliche Verbindung zu den Nerven. Der Mensch fiel sofort in sich zusammen und war des Lebens entrissen.

Xenio selbst begriff sein Tun nicht. Er sah auf das Blut an seiner Hand und den Dolch, dann auf die Leiche. Wie konnte das passieren? Warum hatte er es schon wieder getan? Er wollte doch nicht mehr morden.

Plötzlich lag Sebastian vor seinen Augen und die Hand des Kämpfers begann zu zittern, bevor er das Blut von der Klinge schlug und sie wieder wegsteckte. All diese Blicke der Passanten. Sie haben es gesehen und sie sehen bestimmt auch die Leiche des Jungen. Er ist schuldig. Nur er alleine hatte Sebastian getötet.

Im nächsten Moment wurde die Leiche wieder zu dem Mann, der sie eigentlich war, doch die Erinnerungen kamen zurück und stürmten die Vernunft des Kämpfers.

Er sah wieder diese entsetzten Augen, als sich der Junge zwischen ihn und das Biest schmiss. Überall dieses Blut. So viel Blut. Er zwang sich die Hände zu Fäusten zu ballen, damit ihr Zittern nicht so stark auffiel.

„Er hat ihn getötet. Eiskalt umgebracht“, begannen die Menschen um ihn zu tuscheln, wodurch Xenio ängstlich in die Runde sah: „Nein, er hat angefangen. Er hat mich geschlagen ohne Grund.“

Doch sie hörten nicht auf ihn, sondern verbreiteten das Gerücht immer weiter ohne auch nur eine Sekunde über die Folgen nachzudenken. Es war ihnen egal. Sie hatten endlich wieder etwas worüber sie reden konnten und das war wichtiger als alles andere.

„Mörder“, drang das Wort zum ersten Mal zu Xenio durch, doch es fiel immer öfters und die Stimmen wurden aggressiver und ungehaltener, wodurch der Kämpfer nicht anders konnte und einfach loslief. Raus aus der Stadt und weg von den ganzen Menschen, die ihn alle nicht verstanden.

Er rannte so weit ihn seine Füße trugen und wich den Händen aus, die ihn bremsen und festhalten wollten. Einfach nur weg. So schnell es ging, wodurch er auf seinen Weg nur so weit achtete, dass er nicht gestoppt wurde.

Da vorne war das Stadttor. Einfach durch und entkommen. Das war sein einziger Gedanke. Die Stadtwachen hatten noch nichts von dem Mord gehört und ignorierten den Flüchtenden, doch bevor Xenio das Tor passieren konnte, stoppte er kurz. Denn etwas verlangte seine Aufmerksamkeit.

Ein Mann stand in einer Seitengasse und starrte ihn an. In seinen Armen lag Cido, der sich nicht bewegte und nur dank der Hilfe des Fremden überhaupt aufrecht blieb. Was hatte das zu bedeuten? Wieso war der Junge bei diesem Kerl? Xenio begriff es nicht und als er sich den Beiden nähern wollte, wich der Fremde zurück in die Schatten.

„Ich erwarte dich, in der Kneipe zum fliegenden Schwein. Komm wenn dir der Junge etwas bedeutet“, es war nur ein Flüstern im Wind, doch Xenio hörte jedes Wort, das für ihn bestimmt war und ein eisiger Schauer glitt über seinen Rücken. Er begriff es nicht, was dieser Fremde von ihm wollen könnte, doch dann hörte er die aufgebrachte Menge, die sich ihm näherte und er schüttelte den Kopf, bevor er einfach weiter rannte und im nächsten Moment schon das Tor passierte und die Stadt hinter sich ließ.

Er musste einfach weg. Weg von der Stadt und dieser aufgebrachten Menge. Cido musste warten, wenn er ihm überhaupt helfen konnte. Vielleicht wollte der Junge auch gar nicht, dass man ihn rettete. Er war zumindest für eine Weile auf sich alleine gestellt.

Nach ein paar Metern verlangsamte Xenio schließlich seine Schritte und beendete den Lauf, wobei er kurz stockte, als er erkannte, wo er war. Hier waren sie Drako und Falco begegnete, aber es war nichts zu sehen. Keine Anzeichen der Anwesenheit des Drachen oder gar des Greifen. Nur die Fußspuren von ihm und Cido. Das war doch nicht möglich. Solche großen Tiere mussten doch irgendwelche Spuren hinterlassen.

Hektisch begann er den Sand nach Abdrücken zu untersuchen, doch er fand nichts. Was hatte das zu bedeuten? Das war doch nicht möglich.

Ohne groß zu überlegen rannte er ein Stück weiter zurück, wo der Kampf mit Sensio und Zwerginio stattgefunden hatte, doch auch dieser Schauplatz war leer. Wie war das möglich? Er sah keine Leichen und auch keine Spuren. Nicht einmal die kaputte Axt lag irgendwo im Staub. Als wäre all das, was sie in der letzten Nacht erlebt hatten, nur ein schlechter Traum gewesen.

Was hatte das zu bedeuten? Wieso waren ihre Körper nicht mehr hier? Wurden sie von ihren Freunden mitgenommen? Aber die Zwei waren so schnell verschwunden. Sie hatten dafür doch gar keine Zeit. Oder haben sie es einfach schon vorher erledigt?

Xenio wollte Antworten auf seine Fragen, doch im Moment würde sie ihn niemand geben können. Nur die Herrscher der Dunkelheit waren in der Lage die Wissenslücken zu füllen, aber ob sie das überhaupt tun wollten, war mehr als fraglich.

Ein Seufzer stahl sich über seine Lippen und er ließ sich in den staubigen Boden fallen. Was sollte er jetzt tun? Er konnte schlecht in die Stadt zurückgehen. Man würde ihn wegen des Mords jagen und verurteilen. Aber es war doch ein Versehen. Beziehungsweise eine Kurzschlussreaktion. Der Kerl hatte angefangen. Er hat sich nur gewehrt.

Ein müdes Lachen drang über seine Lippen und er schüttelte den Kopf. Das würde ihn niemand glauben. Er hatte ihn niedergestochen und das hätte er nicht tun dürfen. Wenn er ihn zu Tode geprügelt hätte, dann würden es die Leute wahrscheinlich nicht so eng sehen, aber so? So hatte er einfach verloren. Dennoch musste er zurück. Er musste Cido retten.

Ein Seufzer schlich über seine Lippen, bevor er von der Straße ging und sich dann langsam an einem Baum am Wegesrand niederließ. Sein Schatten spendete ihn Kühle und Schutz, wodurch er sich bequemer hinlegte.

Ja, er würde zu Cido zurückgehen. Er würde ihn retten. Doch noch nicht jetzt. Er musste erst einmal schlafen, sonst würde er selbst nicht mehr lange überleben.

Noch einmal rückte er sich bequemer an den Stamm, bevor er dann seine Augen schloss und nach zwei Atemzügen eingeschlafen war…

Es glich fast einem Wunder, dass Xenio unbehelligt in die Stadt zurückkehren konnte. Wahrscheinlich rechnete man mit seinem erneuten Auftauchen nicht mehr, wodurch er unbeirrt die Kneipe betrat und nach wenigen Atemzügen schon einen Mann erblickte, der in einer dunklen Ecke saß und sein Erscheinungsbild unter einer schwarzen Kutte versteckte.

Ungeduldig wurde er näher gewunken, was Xenio nur allzu gut verstehen konnte. Schließlich war es nun schon weit nach der Mittagszeit, doch Xenio brauchte den Schlaf und er bereute es nicht. Anscheinend hatte es Cido nicht wirklich geschadet.

Gelassen nahm der Kämpfer auf den angebotenen Stuhl Platz, als der Fremde schon zu sprechen begann: „Endlich bist du gekommen. Was hat dich aufgehalten? Ich hatte schon Angst, dass ich dem Jungen wirklich etwas antun musste.“

„Nichts, was dich bekümmern sollte. Und nun ja, jetzt bin ich ja da. Jedoch nicht um den Jungen zu retten“, Xenio wollte keine Schwäche zeigen, wodurch er sein Interesse an Cido herunterspielte, was der Schwarzgekleidete anscheinend glaubte und dadurch recht überrascht war: „Nicht? Ich dachte, dass er dir am Herzen liegen würde. Schließlich hast du für ihn sogar extra auf deiner Flucht angehalten.“

„Das war wegen einem Gefühl. Er ist in erster Linie nervig und lästig. Du kannst ihn ruhig behalten. Weswegen ich eigentlich gekommen bin, ist der Fakt, dass ich mir von dir Informationen über die Herrscher der Dunkelheit erhoffe“, spielte der Blonde seine Rolle weiter perfekt, jedoch schien er an den Falschen geraten zu sein, denn Unverständnis und Verwirrung traten in die Augen seines Gegenübers, bevor er dann den Kopf schüttelte: „Da muss ich dich enttäuschen, Junge. Ich kenne diese Herrscher nicht und kann dir dadurch nichts über sie sagen.“

„Nicht? Warum bist du dann hinter mir her? Ich dachte“, begann Xenio zu grübeln und wurde prompt unterbrochen: „Tja, da hast du wohl falsch gedacht. Ich habe nur gesehen, wie du ausgerüstet bist und zu was du in der Lage bist. Deswegen habe ich dich als Ziel ausgesucht.“

Xenio konnte das tiefe Knurren in seinem Brustkorb nicht stoppen und spürte wie sich sein Körper ohne sein Zutun anspannte, bevor er sich dann dazu zwang wieder ruhiger zu werden, um das Gespräch weiter lenken zu können: „Wie großzügig. Dennoch muss ich ablehnen. Ich habe kein Interesse an ein Geschäft mit dir. Der Junge interessiert mich nicht. Du kannst mit ihm machen, was dir beliebt.“

„Gut, wenn du ihn nicht haben willst, dann werde ich ihn wohl verkaufen oder in der Wüste aussetzen. Schließlich habe ich dann keine weitere Verwendung für ihn“, versuchte der Fremde erneut den Kämpfer zu ködern, doch Xenio lächelte nur müde und erhob sich schließlich: „Mach was dir beliebt. Ich bin froh ihn los zu sein. Einen schönen Tag noch.“

Er griff sich kurz an den Kopf, als würde er einen Hut ziehen, bevor er sich dann abwandte, um die Kneipe zu verlassen. Zumindest war dies sein Plan. Draußen wollte er dann den Fremden auflauern, um ihn zu verfolgen und Cido im günstigsten Moment zu befreien.

Doch als er die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatte, erblickte er Cido an einen der Tische. Ein zweiter schwarz gekleideter Mann saß bei ihm und etwas Metallenes glänzte im kurzen Schein der Sonne, als die Tür geöffnet wurde.

Und es geschah ohne dass Xenio es verhindern konnte. Sofort stürmte er auf das ungleiche Paar zu und zog geschickt seinen Dolch aus dem Fußhalfter, dessen Klinge er bis zum Heft in die Kehle des Fremden rammte.

Dieser wusste nicht, wie es um ihn geschah, als das Leben aus seinen Augen wich und kaum dass Xenio die Klinge aus dem Fleisch zog, fiel der Körper regungslos zu Boden.

Der dumpfe Aufprall halte in dem ganzen Raum wider, als Xenio die Klinge kurz an dem Stoff des Fremden vom Blut befreite und sämtliche Gespräche erstarben. Man konnte die Spannung förmlich im Raum greifen, als alle Augen auf ihnen ruhten.

Und dann geschah es. Ein einzelner Schrei erklang und die Panik brach aus. Sofort versuchten alle Menschen zu entkommen. Immer wieder stieß man Xenio grob an und auch Cido wurde von dem Stuhl gerissen, wobei Xenio in diesem Moment erkannte, dass es nur eine Puppe war.

Menschen drängten immer weiter. Quetschten und stießen sich. Immer wieder erklang das Geräusch von brechenden Knochen und auch wenn es sich wie eine halbe Ewigkeit anfühlte, so war es nach wenigen Atemzügen schon vorbei und Xenio stand alleine mit dem Fremden im Raum.

Seine Augen waren voller Entsetzen auf die Puppe gerichtet. Sie war nicht Cido gewesen. Erneut hatte er umsonst gemordet. Niemanden hatte dieser Tod etwas gebracht. Nur ein bisschen mehr Blut auf seine Klinge.

Er zwang sich zur Ruhe, als er den Dolch wegsteckte und sich zu dem Fremden umdrehte. Scherben lagen wild verstreut auf dem Boden und er hörte das verzweifelte Schleppen der Verletzten, die sich mühselig aus dem Raum zogen. Doch er beachtete sie nicht, sondern ließ seine Augen weiter auf den schwarz Gekleideten ruhen, der mittlerweile aufgestanden war.

Er ging an einem Mann vorbei, der wimmernd an der Theke lehnte und sogar verzweifelt und Hilfe suchend seine Hand nach ihm ausstreckte, doch so wie ihn Xenio ignorierte, tat es auch der Fremde und schritt einfach an ihm vorbei. Blieb nur eine Armlänge vor dem Kämpfer stehen, sodass Xenio das selbstgefällige und zufriedene Grinsen auf dessen Gesicht sehen konnte.

„So? Er ist dir also egal? Na, so sah das gerade eben aber nicht aus. Also, was ist nun? Kommen wir ins Geschäft?“, der Kämpfer hasste es, dass er nicht fähig war zu widersprechen und er seinen eigenen Plan ruiniert hatte, dennoch rang er sich zu einer Antwort durch: „Was soll ich tun?“

„Schön, dass du doch noch zur Vernunft gekommen bist“, das Grinsen wurde breiter und Xenio musste sich zurückhalten, dass er dem Fremden nicht einfach einen Nierenhieb verpasste. Er hasste es so hilflos zu sein, dennoch konnte er nichts daran ändern. Nur er alleine hatte sich in diese Situation gebracht. Wäre er seinem Plan treu geblieben, dann wäre seine Klinge nicht erneut mit Blut getränkt worden und er hätte Cido ohne diesen Gefallen befreien können. Doch nun stand er hier und musste sich anhören, was dieser widerliche Kerl von ihm wollte.

„Es ist nur eine kleine Befreiungsaktion. Nichts Weltbewegendes und für jemanden wie dich wahrscheinlich der reinste Spaziergang. Kennst du das Stadtverlies?“, sprach der Mann unbeirrt weiter, wobei Xenio auf die Frage nur kurz nickte und das schien den Fremden mehr als nur zu verzücken: „Gut, dann spare ich mir zumindest diese Erklärung. Gut, dort sitzt ein Kumpel von mir. Völlig unschuldig natürlich. Er hatte einen anderen Mann im Affekt getötet, als dieser ihn unnötig provoziert hat. Langweilige Geschichte also. Dennoch hat man ihn verurteilt und er wird strenger bewacht als die Kronjuwelen.“

Xenio hob skeptisch eine Augenbraue. Warum sollte man einen angeblich harmlosen Mann so stark bewachen? Irgendwas war an der Geschichte doch faul, aber dies konnte ihm eigentlich egal sein. Er war gekommen um Cido zu retten und wenn er dafür irgendeinen Gefangenen die Freiheit schenken musste, dann würde er das tun. Was hatte er auch für eine andere Wahl, wenn er den Jungen nicht gänzlich im Stich lassen wollte?

„Schau nicht so skeptisch. Ich weiß auch nicht, was sie für einen Narren an ihm gefressen haben, aber das ist ja auch unwichtig. Man hält ihn in der Zelle mit der Nummer Fünfzig gefangen. Bestimmt wirst du kein Problem haben das Schloss zu knacken und danach wird er sich schon selbst helfen. Du musst also nur einsteigen und die Tür öffnen. Für mehr wird er deine Hilfe kaum brauchen“, erklärte der Erpresser ruhig zu Ende, wobei Xenio nur seufzte: „Ist in Ordnung. Ich werde mein Bestes versuchen. Und danach bekomme ich Cido wieder. So lautet die Abmachung, oder?“

„Ja, so lautet die Abmachung. Wir werden den Jungen frei lassen, sobald sich unser Freund bei uns meldet. Und dann kann er zu dir zurückkommen oder auch nicht. Wie es ihm beliebt. Ich wünsche dir viel Erfolg“, mit diesen Worten schritt der Fremde an Xenio vorbei und ließ ihn alleine in der Kneipe zurück.

Xenio begriff nicht, was man für ein Spiel mit ihm trieb, doch der Auftrag hörte sich nicht sonderlich schwer an, wodurch er einfach sein Bestes geben würde. Entweder er würde siegreich sein oder scheitern. Etwas anderes gab es nicht.

Erneut seufzte er und wandte sich ebenfalls dem Ausgang zu. Schon wieder brachte ihn der Junge nur Ärger. Vielleicht sollte er sich wirklich von diesem trennen und einen eigenen Weg gehen. Doch irgendwie hatte er das Gefühl, alleine bei dem Gedanken Cido nie wieder zu sehen, sterben zu müssen. Darum schritt er aus dem Gebäude und begann sich eine Taktik für die kommende Nacht zu Recht zu legen…

Engel und Dämon

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