Читать книгу Hilfestellung für Krisenzeiten: Transformationsprozesse meistern, Befreiungskräfte nutzen - Sibylle Koops - Страница 4
ОглавлениеKAPITEL 1 Saturn und Pluto:Sensenmann und Gott der Unterwelt
Diese beiden mythologischen Gestalten stehen symbolisch für Lebenskräfte, die zu jeder Zeit in Mensch und Natur vorkommen. Sie haben beide unmittelbar mit Sterbeprozessen, Tod und Wiedergeburt zu tun und wirken an allen tiefgreifenden Wandlungen mit.
Warum ich jetzt näher auf sie eingehen will, wo wir doch gerade einen laut angekündigten Weltuntergang überstanden haben? Die Welt steht noch, wir leben und der Tribut an Verstorbenen scheint kaum höher als zu anderen Zeiten zu sein.
Was liegt da näher, als sich entspannt zurückzulehnen und sich wieder mehr dem Lebensgenuss zuzuwenden? Endlich schweigen die meisten Miesmacher und Schwarzseher - und nun komme ich und mache darauf aufmerksam, dass es noch nicht an der Zeit ist, auf ganzer Linie Entwarnung zu geben. Wohl bemerkt, ich möchte keine Katastrophen heraufbeschwören und keine Ängste schüren. Ich möchte erläutern und sensibilisieren, um was es in diesen Jahren gehen wird und wie wir konstruktiv mitarbeiten können.
Partystimmung
Im ersten und zweiten Teil möchte ich Euch Saturn-Sensenmann und Pluto-Schattenwandler vorstellen, ganz persönlich, so als träfen wir uns auf einer Party mit zwei Überraschungsgästen.
Vor meinen Augen sehe ich freundliche Menschen in heller, farbiger Kleidung, vertieft in lebhafter Unterhaltung. Da trete ich ein und bringe unangekündigt zwei dunkle Gestalten mit. Sie sehen aus wie „Gothik-Freaks“, schwarz gekleidet, pechschwarze Haare, schwarz umrandete Augen, Totenkopf-T-Shirts, rote Blutstropfen als Schönheitsflecken.
Die Gespräche verstummen. Selbstbewusst aufgerichtet stehen die beiden den anderen gegenüber, setzen sich dann und mustern die Anwesenden mit forschendem Blick. Wie soll ich vermitteln, dass diese Beiden meine Freunde wurden, dass ich mich gerade von ihnen besonders gesehen, verstanden und geliebt fühle? Gut verborgene Vorurteile wabern plötzlich greifbar durch den Raum. Die Stimmung schwankt. Die beiden wirken auf die anderen weder vertrauenerweckend noch heiter und sie haben offenbar auch keine Neigung zu Smalltalk. Dann schweigen sie lieber. Das scheint ansteckend zu sein. Das Schweigen entwickelt sich zur Totenstille.
Musste ich sie auch gleich beide mitbringen? Vielleicht hätte die Party einen von ihnen noch verdauen können, als Exoten sozusagen, wobei Saturn wohl trotzdem als Spaßbremse spürbar gewesen wäre. Warum ???
Die drei Fragezeichen ???
1. Warum ? Die Himmelskörper Saturn und Pluto stehen von der Erde aus gesehen in einer Konstellation, die sie bis 2015 derart miteinander verbindet, dass sie sich gegenseitig verstärken und intensivieren. Einen allein kann man also in dieser Zeit nicht haben. Öffnen wir einem die Tür, steht der andere schon hinter ihm und tritt gleich mit ein.
Astrologisch gesagt steht Pluto im Zeichen Steinbock. Zum Steinbock gehört als Planet der Saturn. Saturn wiederum steht seit Oktober im Zeichen Skorpion, zu dem der Planet Pluto gehört. Auf doppelte Weise verbinden sie also ihre Kräfte miteinander. Sie können gar nicht anders. Sie haben den jeweils anderen immer huckepack dabei und müssen dessen Anliegen berücksichtigen. Das ist bis 2015 der Fall.
2. Warum ? Ist Saturn tatsächlich von Natur aus eine Spaßbremse und muss in seiner Gegenwart unbedingt Totenstille einkehren?
Unser Partybeispiel ist ein Bild für eine Dynamik, die sich auf persönlicher wie kollektiver Ebene zeigen kann, in vielen Varianten. Darum werde ich erst einmal einen Überblick geben.
Von Saturnkräften ausgelöste Situationen und Lernprozesse wollen immer in Richtung mehr Konzentration auf das Wesentliche wirken, fordern dafür Ernsthaftigkeit, größere Selbstdisziplin und Übernahme von Verantwortung. Was wir unter der Schirmherrschaft von Saturn lernen und erarbeiten, wird gründlich und auf Beständigkeit angelegt sein. Von daher ist eine Atmosphäre von „locker-flockig“ in solchen Phasen nicht zu erwarten. Ist der Einzelne oder eine kollektive Gruppe dazu bereit und in der Lage, hart und diszipliniert zu arbeiten und lässt sich auch von Widerständen nicht entmutigen, wird eine verlässliche Basis für die Zukunft entstehen, auf der man stabil aufbauen kann. Diese wird auch extremen Belastungen standhalten.
So würde der personifizierte Saturn als Gast unserer Party nicht durch besondere Lässigkeit und sprühenden Charme auffallen. Doch kann er im Gespräch fundierte Wortbeiträge liefern, dem Gegenüber ernsthaft zuhören und wird mit genügend Zeit nach einer anfänglichen Distanziertheit zu einem treuen Freund werden, der auch in problematischen Zeiten zu einem hält.
Als "Hüter der Schwelle" beschützt er einerseits unsere Grenzen, neigt aber dadurch dazu, Schutzmechanismen übertrieben hochzufahren. Vor lauter Bewahrungsdrang versucht er dann, auch an dem Festzuhalten, was schon lange überlebt ist. Andererseits ist er eigentlich ebenso dafür zuständig, Veraltetes „über den Jordan zu schicken“, das heißt, es sterben zu lassen. Ist die Angst davor zu groß, wird diese Kraft in uns vom lebensfördernden „Tod-Bringer“ veralteter Formen zum „Tod-Gegner“.
Saturnkräfte rufen existentielle Ängste hervor. Wir ziehen uns zusammen, wollen zwar Neues, aber möglichst ohne Verlust von Vertrautem, Liebgewonnenen, ob es nun um ein Haus, ein Geschäft, um Menschen oder Überzeugungen geht. Der Saturn in Skorpion zeigt, dass es jetzt dabei gleichzeitig um die Überprüfung tiefer innerer Wahrheiten geht. Steht das in Frage, was wir als wahr empfinden, ist es besonders verunsichernd. Auf was soll man dann noch vertrauen?
Ein solches Erleben kann durchaus einem Gefühl von Weltuntergang entsprechen. Die erlebte Dramatik ist für Menschen mit anderen Lebensthemen und Überzeugungen dann kaum nachzuvollziehen. Doch wird alles Abwiegeln und „vernünftige“ Argumentieren den Druck nur erhöhen. Der innere Sinnzusammenhang ist gefährdet und das ist existentiell bedrohlich. Die Grenze zwischen Sinn und Wahnsinn kann sich plötzlich hauchdünn anfühlen. Es ist wichtig, jeden in einer solchen Verfassung ernst zu nehmen, auch und gerade, wenn es dabei um eine sonst sehr gefasste, verstandesgesteuerte Person handelt.
Wichtig zu wissen ist, dass es in den hier beschriebenen Zusammenhängen nicht darum geht, in altvertrautes Krisenmanagement zurückzukehren. Auch die mitbetroffenen Verwandten, Freunde und professionellen Begleiter müssen hier lernen, Zeiten von Ratlosigkeit und Hilflosigkeit auszuhalten. Dasein und Dabeibleiben sind wichtiger als schnelle Lösungen und Patentrezepte. Stabilisierung im „Zwischenraum“ und Zeit zur Neufindung sind ein kostbares Gut in unserer modernen Gesellschaft. Einem Krisengebeutelten dieses zu geben, ist für den Moment meist genug.
Da ich mich in den letzten Abschnitten auf die Rolle von Saturn konzentriert habe, möchte ich darauf hinweisen, dass Saturn nicht nur im gesellschaftlichen Leben für tragende Strukturen und den Schutz der Landesgrenzen steht. Er tut es auch in allen menschlichen Bereichen von Körper, Seele und Geist.
Speziell auf das Geistige bezogen, schützen uns die Saturnfunktionen vor Überflutung durch Außenreize und vor Ich-Verlust. So will diese Konstellation von Saturn in Skorpion letztlich eine Zurückbesinnung auf die tief in jedem verborgene Wahrheit, auf die eigene Sinnhaftigkeit erreichen, die den Menschen ganz er selbst sein lassen. Nur das, was uns davon abgebracht hat, uns überlagern und durchdringen konnte, ohne dass es wirklich zu uns gehörte, soll in uns sterben. Es muss sterben, damit wir das sein können, was unsere Einmaligkeit ausmacht. Das ist unser persönliches Geschenk an das Leben und an uns selbst.
Dazu ein Gedicht, das mir in diesem Zusammenhang eingegeben wurde:
Gedicht „Weltenende“
Immer wieder kommt die Zeit,
wo eine Welt zu Ende geht.
Die Menschen fühlen es als Sterben,
Ängste wallen durch den Raum.
Doch nur selten meint ein Weltenende,
dass sterben muss ein Himmelskörper,
verglühend untergehen in Weiten des Alls.
So tröste dich und unterscheide.
Weltenende naht sich dann,
wenn Lebens Formen überdauert,
wenn Leben nicht lebendig bleibt.
Dann stirbt die Form, die Welt bedeutet.
Wende in dem Weltenende
deine Sicht der Welt, vom Leben.
Neue Horizonte sichtbar werden,
wenn den Tod du walten lässt.
Das 3. Warum folgt in Kapitel 2.