Schluss mit gratis!
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Eigentlich ist es grotesk: Die Mutter von zwei kleinen Kindern sitzt im Büro einer Behörde, hat in ihrem Fünfzigprozentjob kaum etwas zu tun und verdient damit Geld. Vor und nach der «Arbeit» hat sie Stress in einem hoch getakteten Alltag mit den Kindern und dem Haushalt. Mit dieser intensiven Tätigkeit verdient sie nichts.
Warum ist die eine Arbeit bezahlt und die andere nicht? Warum ist die Erwerbsarbeit «richtige» Arbeit und Hausarbeit wie Kindererziehung nicht? Weil sie vor allem von Frauen übernommen wird? Nach «Müde Mütter – fitte Väter» geht Sibylle Stillhart dem Widerspruch nach, dass von den Müttern heute gefordert wird, möglichst kurz nach einer Geburt möglichst in Vollzeit einer Erwerbsarbeit nachzugehen, Kinder hin oder her. Will die Wirtschaft bloss den Fachkräftemangel ausgleichen oder gar den Lohn drücken? Unter die Räder kommen neben den erschöpften Müttern auch die Bedürfnisse der Kinder.
"Schluss mit gratis!" plädiert dafür, die unbezahlte Arbeit auf die politische Agenda zu setzen – denn es ginge, wenn man nur wollte.
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Sibylle Stillhart. Schluss mit gratis!
Was ist «Arbeit»?
Ein Tag beginnt
Ein Tag im Büro
«Feierabend»
«Nachtruhe»
Unbezahlteund bezahlte Arbeit
Frauen und Männer und diebezahlte Arbeit
Frauen werden bestraft, weil sieKinder bekommen
Frauen werden bestraft, weil sieFrauen sind
Das Rentenproblem
Pensionskasse und AHV
Unbezahlte Arbeit ist unsichtbarer als je zuvor
Mütter unter Druck
Die Vereinbarkeit
Eine Karriere ist kein Garant für einunabhängiges Frauenleben
Die erschöpften Mütter
Die Mütter sollen arbeiten gehen
Wenn die Kinder im Zentrum stehen
Kürzere Arbeitszeiten würden alle Menschen glücklicher machen
«Niemals zuvor waren Mütter so isoliert mit ihren Kindern wie heute»
Kurze Geschichteder Hausarbeit
Die neolithische Revolution
Die industrielle Revolution
Das 18. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert
Das 20. Jahrhundert
Der Ernährerlohn
Lohn für Hausarbeit
Und jetzt?
Die Arbeitszeit
Im Zeichen des Neoliberalismus
Störfaktor Kind
Die Last der Fremdbetreuung
Die Männer
Die Geburtenrate
Eine Frage des Willens
Die Lüge von der gleichberechtigtenGesellschaft
Epilog
Anmerkungen
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Über dieses Buch
Eigentlich ist es grotesk: Die Mutter von zwei kleinen Kindern sitzt im Büro einer Behörde, hat in ihrem Fünfzigprozentjob kaum etwas zu tun und verdient damit Geld. Vor und nach der «Arbeit» hat sie Stress in einem hoch getakteten Alltag mit den Kindern und dem Haushalt. Mit dieser intensiven Tätigkeit verdient sie nichts.
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Nach langweiligen zweieinhalb Stunden ist die Sitzung um. Ich schlendere zurück in mein Büro, sitze vor meinem Computer und checke – zum wohl 29. Mal heute – meine Mails. Punkt 17 Uhr hechte ich aus dem Büro, während meine Kollegen weiter auf Facebook ihr «erfolgreiches» Leben zelebrieren oder gucken, wo sie die nächsten Ferien verbringen. Ich haste aufs Tram, dränge mich in die Büromenschenmasse, steige nach fünf Haltestellen aus, um in die Kita zu laufen, wo mich meine zwei Buben bereits sehnsüchtig erwarten. Ich begrüsse sie, froh, dass sie einen «guten Tag» hatten, wie mir Milena, die Erzieherin, versichert, ziehe ihnen Jacke, Kappe, Handschuhe und Schuhe an, tröste den Kleinen, der sich das Knie geschürft hat, und unterhalte mich noch kurz mit der Betreuerin, während die Buben auf dem nassen Fussboden tollen. (Oh nein!, denke ich, ich muss heut Abend noch waschen!)
Milena ist 53 Jahre alt, arbeitet seit ihrer Ausbildung als Sozialpädagogin mit Kindern und Jugendlichen. In der Kita, die meine Buben besuchen, leitet sie eine Gruppe von zehn bis zwölf Kindern im Alter zwischen eineinhalb und fünf Jahren. Pausenlos ist sie damit beschäftigt, Kinder zu trösten, zu motivieren, Streit zu schlichten, zu basteln, zu füttern, zu wickeln, zu singen, zu spielen. Selber hat Milena drei eigene Kinder grossgezogen, während sie sich «fifty-fifty» Erwerbs- und Familienarbeit mit ihrem Mann aufgeteilt hat.
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