Читать книгу Tödliche Sommerhitze - Silke May - Страница 5

Kapitel 2

Оглавление

In der Wachstube wurden sie bereits vom Revierleiter Gruber erwartet, der sich mit ihrem Kollegen Meier unterhielt. Er unterbrach schlagartig das Gespräch mit Ludwig und sah die ankommende Gruppe mürrisch an.

»Wo kommt's ihr jetzt her?«

»Vom Einsatz an der Isar, von wo sonst?«, gab Rudi von sich.

»Den Schmarrn könnt's jemand anders erzählen!«, stieß Gruber zwischen den Zähnen hervor.

»Von wo sollten wir denn herkommen, wenn nicht vom Tatort?«, fragte Popeye.

»Des weiß ich ned, aber vom Einsatz kommt's ihr jetzt ned, des steht fest. Mit dem Herrn Bauer von der SPUSI hab ich grad telefoniert und der hat gsagt, dass der Rudi seine Gummistiefel am Tatort vergessen hat und dass er sie nach Dienstschluss bei uns vorbeibringt. So schaut's aus meine Herrschaften, außerdem geht von euch nämlich ein Bratwurstgeruch aus.« »Erwischt, wir machen's auch bestimmt ned wieder«, besänftigte Emma. »Ich bin ja kein Unmensch, wenn ihr Hunger habt's, dann sagt's es halt, dafür haben wir ja alle ein Handy. Außerdem hättet ihr uns ja was mitbringen können. Ihr seid, keine feinen Kollegen, des muss ich euch schon sagen. So, und wer von euch erzählt mir jetzt, was los war?«

»Die Emma macht das, denn sie hat von der Brücke aus alles gut beobachtet. Über den Toten und den Tathergang können wir ja sowieso nur spekulieren, bevor wir nicht vom Rechtsmediziner Bescheid haben.« Popeye schob Emma vorwärts, die sich aber mit ganzem Körper dagegen stemmte.

»Jetzt komm Emma, ich beiß ned«, sagte Gruber und hakte sich bei ihr unter.

»Magst ein Glas Cola? Auf die Pommes hast bestimmt einen Durscht.« Emma sah ihn überrascht an.

»Woher wissen's des, dass ich Pommes gegessen hab.« Gruber grinste sie an.

»Weißt Emma, auf meine Nasen ist verlass«, dabei tippte er mit dem Zeigefinger auf seine Nasenspitze und grinste sie an.

»Jetzt komm und erzähl mir alles.«

Während sich die anderen Kollegen an ihre Computer setzten, kam Vroni die Putzfrau aufgepackt zur Tür herein.

»Servus!«, sagte sie und ging auf Evi zu.

»Evi du hast den Haustürschlüssel daheim vergessen, deine Mama hat ihn mir mitgegeben. Wo hast denn dein Hirn, Mädel?«

»Mei,Tante Vroni, ich war geistig schon ganz bei der Arbeit, weil ich den Bericht von gestern noch ned fertig hab.«

Vroni Kramer, legte den Schlüssel auf Evis Schreibtisch und ging zu einem der Fenster und kippte es.

»Da herin riecht's wie in einer Würstlbude. Habt's ihr schon was gegessen?«

»Ja, aber nur eine Kleinigkeit Vroni«, antwortete Popeye schnell. »Also für eine Rohrnudel ist also allemal noch ein Platz, gell Popeye?«

»Immer Vroni, sogar für zwei!«

»Gut, ich stell euch des Bratreindl mit Rohrnudeln und eine Schüssel mit Vanillesoße in den Aufenthaltsraum.«

»Hmm, ich komme gleich mit dir Vroni!«, sagte Popeye und stand sogleich auf und folgte der Vroni in den Nebenraum.

»Typisch für unseren Deichläufer, wenn's ums Essen geht, da ist er immer der Erste!«, stellte Rudi fest.

»Na ja, du bist ned viel besser«, gab Ludwig Meier von sich.

»Na, dir täte ein bisserl mehr Essen auch ned schaden, du brichst ja bald auseinander«, konterte Rudi Moser.

»Meine Claudia mag des so und du bist ja nur neidisch, denn bei dir wölbt sich schon der Bauch ein bisserl. Du musst aufpassen, dass du ned so eine Kugel wie der Gruber kriegst!«

»Ich hab doch keinen Bauch  oder Evi?«

»Nie, du bist Rank und schlank Rudi, wie eine Gazelle«, bestätigte Evi und grinste dabei.

»Warum lachst du dabei?«, wurde sie von Rudi gefragt.

»Ich lach doch ned, ich lächle dich nur an.« Die Bürotür wurde aufgerissen und Emma stürmte heraus.

»Ludwig komm wir haben einen Einsatz!«

»Wohin?«

»In die Aidenbachstraße, da hat's gekracht!« Ludwig stand sogleich auf und nahm seine Jacke.

»Hast den Alkomat dabei?«, fragte Rudi leicht spöttisch.

»Logo, der gehört zu meiner Standardausrüstung«, konterte Ludwig. »Jetzt halt keine Volksreden und komm endlich!«, herrschte ihn Emma an, die bereits an der geöffneten Tür auf ihn wartete.

Während Popeye noch im Aufenthaltsraum war und eine Rohrnudel nach der Andern verdrückte, versuchten Evi und Rudi ordentliche Berichte fertig zubekommen.

»Rudi was schreibst du?«

Ihr Kollege, der ihr direkt gegenübersaß, hob den Blick vom Computer und sah sie an.

»Ich weiß ned, ich find keinen Anfang und du?«

»Mir geht’s gleich. Außerdem ist des was wir bis jetzt wissen, ja sowieso ned aussagekräftig.«

»Eigentlich müssten wir den Bericht von der Rechtsmedizin abwarten, oder?«, fragte Evi.

»Der Mann wurde definitiv getötet!«, ertönte Grubers Stimme, der soeben den Raum betrat.

»Schau Rudi, ich hab mir's gleich denkt.«

»Ned nur du Evi, ich war mir auch ziemlich sicher.«

»Wo ist Popeye?«, fragte der Revierleiter. Rudi grinste Gruber an.

»Wo wird er wohl sein, beim Rohrnudel essen.«

»Aha, die Tante ist da«, sagte Gruber an Evi gerichtet. Diese nickte zustimmend. »Dann muss Popeye eingebremst werden, bevor er platzt und ihr zwei lasst euch inzwischen zu unserem weiteren Vorgehen was einfallen!«, sagte er und ging in den Aufenthaltsraum.

»Glaubst du, dass er den Popeye nur Einbremsen will?«, fragte Evi. Rudi schüttelte den Kopf.

»Des brauchst ned glauben, der hat doch nur Angst, dass er keine Rohrnudel mehr kriegt.«

Uschi eine Kollegin von der Tagesschicht betrat den Raum. »Bei mir am Empfang da ist ein junges Paar, dass eine Vermisstenmeldung aufgeben will, das könnte eventuell mit eurem Fall zu tun haben.«

»Schicke sie herein, Uschi«, sagte Evi.

Ein junges Pärchen betrat Hand in Hand das Zimmer. Beide in knielangen Shorts und neonfarbenen Shirts gekleidet, näherten sie sich dem Schreibtisch von Evi.

»Servus, ich bin Evi Kramer und wer seid ihr?«

»Jochen Schros und das ist meine Schwester Carla«

»Aha, setzt euch«, sagte Evi und deutete auf die zwei Stühle neben ihrem Schreibtisch. »Was kann ich für euch tun?«

»Wir vermissen seit gestern Nacht unseren Freund Ralf.«

»Ward's ihr schon bei ihm daheim?« Beide nickten heftig. »Klar«, gab Jochen von sich.

»Okay, jetzt erzählt's einmal, wie es dazu kam.«

Das Pärchen erzählte fast lückenlos, wo sie waren und dass Ralf nach dem Erscheinen des Phantoms verschwunden war.

»Okay und wie schaut dieser Ralf aus?«

Evi gab die Beschreibung im Computer ein, als Rudi der ihr gegenübersaß, bereits nickte. Evi sah Rudi an »stimmt's?«

»Die Beschreibung ist korrekt«, bestätigte er. Evi räusperte sich.

»Also eurer Beschreibung nach, handelt es sich um den jungen Mann, den wir heute früh aus dem Isar- Kanal gefischt haben.«

»Ist er tot?«, fragte Carla erschrocken. Evi nickte und sah beide prüfend an.

»Wie ist er ums Leben gekommen, ertrunken?«, fragte Jochen.

»Ja. Also da können wir noch nichts Genaueres sagen, da müssen wir auf den Bericht vom Rechtsmediziner warten. Einer von euch müsste ihn identifizieren, wer macht des?«

»Ich mache es«, sagte Jochen. »Weißt du, wo die Rechtsmedizin ist?« Jochen schüttelte den Kopf.

»Die ist in der Nussbaumstraße.«

»Die kenne ich.«

»Okay, dann machst für heut Nachmittag einen Besuchstermin aus.«

Sie reichte ihm die Telefonnummer, die Jochen nickend entgegennahm. »Das war's, ihr hört dann von uns.« Carla und Jochen standen auf und gingen.

»So jetzt haben wir wenigstens einen Namen für den Toten«, stellte Evi fest.

»Aber hundert Prozentig erst, wenn er identifiziert ist«, erklärte Rudi.

»Auf jeden Fall müssen wir den Gruber informieren«, sagte Evi und stand auf.

»Bring mir doch eine Rohrnudel mit, bitte.« Evi schüttelte den Kopf.

»Ich schicke den Popeye raus, lang genug war er ja im Aufenthaltsraum, dann kannst du deine Rohrnudeln essen.«

Evi verließ den Raum und ging in Grubers Büro, das aber leer war.

»Aha, der ist auch beim Essen.«

Bereits durch die geschlossene Tür hörte sie Vronis Stimme. Evi ging ins Zimmer.

»Des mag ich. Sag mal Popeye, klebst du am Stuhl?«

»Geh Evi. Lass doch den Buben in Ruh, du siehst doch, dass er mit dem Essen noch ned fertig ist«, ermahnte ihre Tante sie.

»Jetzt reicht's«, sagte Evi, den Blick auf die restlichen Rohrnudeln gerichtet.

»Die schmecken lecker«, gab Popeye kauend von sich.

»Sag mal spinnst du, schau einmal, wie viel Rohrnudeln übrig sind, ganze vier Stück und der Rudi, die Emma der Ludwig und ich, wir haben noch nichts abgekriegt. Also Tante Vroni, des ist schon unfair.«

»Wo ist das Problem, ihr seit zu viert und vier sind übrig«, gab Popeye grinsend von sich. Evi holte tief Luft.

»Bevor du dich hier künstlich aufregst, im Auto hab ich noch ein ganzes Reindl mit Rohrnudeln und eine Vanillesoße hab ich auch noch.«

»Also Evi du kränkst mich, glaubst du im Ernst, ich würde eure Rohrnudeln essen, natürlich wusste ich das die Vroni noch welche dabei hat.«

»Okay und jetzt schleich dich, damit der Rudi auch essen kann, der hat schon Hunger.«

Popeye schob sich den letzten Bissen in den Mund stand auf und klopfte Vroni auf die Schulter.

»Danke Vroni, du bist eine tolle Köchin.«

»Es freut mich, wenn's dir schmeckt.« Evi setzte sich an den Tisch und langte zu.

»Chef, vorhin war ein Pärchen da, das eine Vermisstenanzeige aufgeben wollte, nach ihrer Beschreibung, handelt es sich genau um unseren Toten an der Isar. Sie identifizieren ihn heut Nachmittag und dann wissen wir mehr.«

»Das ist gut, dann sind wir ja schon ein bisserl weiter«, stellte Gruber fest und stand auf.

»Jetzt bleiben's doch noch ein bisserl«, sagte Evi.

»Das geht ned, mein Schreibtisch ruft nach mir.«

»Herr Gruber sagen's uns dann, wie es weiter geht?« Gruber nickte und verließ den Raum.

»Evi, du hättest ned so gemein zum Popeye sein müssen. Du hast es ned nötig, dass du Brot neidisch bist!«, schimpfte ihre Tante mit ihr.

»Des bin ich doch gar ned, aber der sitzt jetzt mindestens schon ein gute halbe Stunde hier.« Vroni ging zur Tür und öffnete sie.

»Wo gehst hin?«

»Des andere Bratreindl holen, bevor du verhungerst.«

»Mei Tante Vroni, jetzt sei ned so «, weiter kam sie nicht, weil der Rudi hereinkam. Sein Blick fiel auf die Rein mit den restlichen Rohrnudeln. »Bevor du meckerst, ich hol gerade den Nachschub«, sagte Vroni und gab dem Rudi einen kleinen Klaps auf den Po, dieser setzte sich neben die Evi und fing zu essen an.

Nach einer Weile öffnete sich die Tür und Emma und Ludwig kamen auch dazu.

»Hmm, fein ich könnte für das gute Essen deiner Tante sterben«, stellte Emma fest.

»Wirf ned so leicht dein Leben weg«, warf Ludwig grinsend ein.

»So, ich bin fertig«, sagte Evi, sie stand auf und streckte sich genüsslich. »Dann schau, dass du an die Arbeit gehst«, sagte Ludwig frech. Evi schüttelte den Kopf.

»Irgendwann erschlag ich ihn«, gab sie nebenbei von sich und ging auf Ludwig zu. Sie schlug ihm mit der flachen Hand auf die Brust, dass dieser zusammenzuckte.

»Aua, he spinnst du, des hat wehgetan.«

»Des soll's ja auch. Ludwig verschluck dich ned beim Essen«, erwähnte sie noch und ging. Emma streichelte über Ludwigs Kopf.

»Armer Ludwig, die Evi war so bös zu dir.«

»Was heißt hier bös, des ist ein ganz rabiates Frauenzimmer.« Vroni betrat den Aufenthaltsraum mit den Rohrnudeln.

»Jetzt setzt euch hin und lasst es euch schmecken, ich geh inzwischen putzen«, erklärte Vroni.

Evi hämmerte in ihren Computer hinein. »Hoffentlich haben wir bald wieder einen Einsatz, mir tut schon der Hintern vom Sitzen weh.«

»Mir ned, aber Zeit wird's trotzdem«, antwortete Rudi.

»Was machst heut Nachmittag?«, fragte sie. Rudi überlegte kurz. »Nix, ich leg mich auf den Balkon und schlaf eine Runde, schließlich sind wir schon seit drei Uhr auf.«

»Magst ned zu mir kommen? Wir könnten uns eine Pizza kaufen und uns dann auf die Terrassen legen?«

Und dann spannt mich dein Vater wieder ein, dachte er bei sich. »Nein, Evi vielleicht morgen Nachmittag, heut hab ich schon was vor.«

»So , was denn?«, fragte Evi schnippisch, weiter kam sie jedoch nicht, denn Alois Gruber der Revierleiter kam aus seinem Büro. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, der an einem leeren Stuhl hängen blieb.

»Wo ist die Emma?«

»Die ist mit dem Ludwig im Gemeinschaftsraum Rohrnudeln essen«, antwortete Popeye schnell.

»Gut, dann sag ich es euch schon vorab. Morgen habt ihr drei und die Emma Nachtschicht.« Ein enttäuschtes Raunen ging durch den Raum. »Warum jetzt des?«, gab Evi mürrisch von sich. »Weil ihr einen Sondereinsatz an der Isar habt.«

»Was heißt das genau?«, fragte Popeye.

»Ihr Vier dürft morgen ab neunzehn Uhr an der Isar einen drauf machen und hoffentlich dabei den Mörder fangen, falls er es noch einmal probiert. Auf jeden Fall bin ich überzeugt, dass er garantiert an den Tatort zurückkehrt. Ihr müsst also die Augen offen halten.«

»Hey, des ist ja super, wie lang dürfen wir bleib'n?«

»Solang's nötig ist, aber spätestens vor Dienstschluss komm's ihr ins Revier, verstanden? Und dass ihr mir kein Alkohol trinkt's.«

»Limo schaut aber blöd aus, des glaubt uns keiner«, warf Evi ein. »Trinkt's halt alkoholfreies Bier, des merkt dann keiner.«

»Ja, dann ist aber der Ludwig in unserer Schicht allein«, stellte Popeye fest.

»Der Toni die Uschi und der Bernd von der Tagesschicht springen ein.« »Wissen die Zwei des?« Gruber nickte.

»Ist alles klar?« Alle drei nickten stumm. »Gut dann weiter machen, dass mir ja keine Restarbeit für die Springer liegen bleibt!« Als Emma aus dem Aufenthaltsraum zurück in die Wachstube kam, wurde sie gleich über die Neuigkeit informiert. Auch sie war begeistert, ihre Dienstzeit an der Isar zu verbringen.

»Gehn wir nach der Arbeit noch was trinken?«, fragte Emma. Evi schüttelte den Kopf.

»Ich muss meine Badesachen für morgen noch herrichten und meinen Bikini waschen, den hab ich gestern im Schwimmbad angehabt.«

»Du weißt aber schon das Chlorwasser ned gut für den Stoff ist?«

Evi nickte.

»Ich weiß es, aber gestern hab ich keine Lust mehr gehabt.« »Evi, du möchtest aber morgen Abend nicht einen Bikini anziehen?«, fragte Popeye. Evi sah ihn fragend an.

»Doch warum, gibt's daran was auszusetzen?«

»Logisch, bei einem eventuellen Kampf stehst du unter Umständen ganz schnell ohne da.«

»Ui, da kannst recht haben. An des hab ich ned denkt. Dann wird’s der Badeanzug.«

»Logisch, also Mädchen und Jungs lasst uns gehen, unsere Ablöse ist soeben eingetroffen.« Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, da öffnete sich schon die Eingangstür und die Kollegen von der Spätschicht betraten das Revier.

Evi, Popeye, Rudi, Emma und Ludwig unterhielten sich noch kurz auf dem Parkplatz als Gruber aus dem Revier kam.

»Na, könnt's euch heut gar ned trennen?«, fragte er sie und grinste. »Freilich Chef, also dann bis Morgen, wir sehen uns dann in der Nachtschicht.«

»Nachtschicht ist gut gsagt, ihr Isar Läufer, also Servus dann. Vergesst ned Eure Badesachen, nackert Baden, ist dort ned erlaubt!«, rief ihnen Gruber noch lachend zu, bevor er in sein Auto stieg und wegfuhr. Langsam löste sich die kleine Gruppe auf und der Parkplatz war leer.

Tödliche Sommerhitze

Подняться наверх