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Kapitel 4

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»Habt's alles beieinander, ned das euch was fehlt?«, fragte Gruber seine Leute, die gleich an die Isar fuhren.

»Logisch Boss, es ist alles im Popeye's Auto verstaut«, bestätigte Rudi. »Geh Popeye lass mich mal in den Kofferraum schaun«, sagte Gruber. »Warum?«

»Ich möcht bloß schaun ob ihr Alkohol drin habt's.«

Leicht verlegen, öffnete Popeye den Kofferraum. Gruber warf einen kritischen Blick hinein und bemerkte Popeyes überraschten Blick.

»Was schaust?«

»Ich bin nur etwas überrascht, was die Evi alles so eingepackt hat.«

»Aha, okay, dann Abmarsch mit euch und spätestens um drei Uhr tanzt ihr im Revier an, schließlich sollt's ihr auch noch ein bisserl was arbeiten. Verstanden?«

»Klar doch Chef«, gab Popeye von sich. Sie gingen zum Wagen und fuhren los.

»Sag einmal, hast du das Bier vergessen?«, fragte Popeye an Evi gewandt, während er das Auto vom Parkplatz fuhr.

»Spinnst du, natürlich ned. Ich hab's daheim in Limoflaschen umgefüllt, was glaubst du denn. Für jeden zwei Flaschen und mein Papa hat uns noch am Nachmittag zwei Hendl gegrillt und die Vroni hat uns Kartoffelsalat dazu gemacht, des ist alles in meinem Korb drin.«

»Mensch Evi du bist ein Goldmädchen!«, posaunte Popeye hinaus.

Gut gelaunt, als ob sie einfach nur zur Geselligkeit an die Isar fahren würden, kamen sie an. Sie leerten den Kofferraum und gingen zum Isar Ufer hinunter.

Sie breiteten zwei Decken aus und entledigten sich ihrer Kleider. In Badesachen setzten sie sich auf die Decken.

»Mei ist des schön«, stellte Evi fest.

»Das kannst du laut sagen, so stelle ich mir den Dienst in den nächsten heißen Tage vor«, gab Popeye von sich.

»Wir brauchen den Mörder bloß heut ned fangen, dann steigt die Chance, dass wir unsere Schicht an der Isar verbringen«, antwortete Rudi und grinste.

»Des meinst aber jetzt ned ernst, oder?, fragte Evi.«

»Des wär ned schlecht, aber dann gäbe es womöglich einen weiteren Mord«, gab Emma von sich und erntete von Evi dafür einen strafenden Blick. Rudi stand auf und ging zum Wasser.

»Du gehst aber jetzt nicht hinein, oder?« Popeye sah Rudi fragend an. »Bestimmt ned, des ist saukalt«, antwortete dieser. Evi verteilte die vier halben Brathendel und gab jedem eine kleinere Plastikschüssel mit Kartoffelsalat dazu.

»Hmm fein«, gab Rudi von sich und schaute Evi an.

»Auf was wartest?«

»Ich warte auf die Gabel oder sollen wir den Salat mit den Fingern essen?«

»Ui, die ganze Zeit hab ich daheim überlegt, was ich vergessen hab, jetzt weiß ich's, die Gabeln.«

»Geh Evi, des schaut dir wieder ähnlich und was machen wir jetzt?« »Keine Panik ich geh zum Auto und sehe nach, ob ich meine Campingtasche noch im Kofferraum habe, mit etwas Glück sind da noch die neu gekauften Plastikgabeln drinnen«, gab Popeye beruhigend von sich und stand auf.

Die Zeiger der Uhr standen mittlerweile auf Mitternacht. Noch immer tat sich nichts, keine unheimliche Person, weder im Wasser noch bei den Büschen.

»Ich glaub, dass der heut nimmer kommt, der wär auch ganz schön blöd, so kurz hintereinander zweimal zu töten«, stellte Emma fest.

»Des ist möglich, aber wir bleiben trotzdem bis halb drei«, gab Rudi seinen Kommentar dazu und legte noch ein Holzstück in das Feuer. »Schaut da vorne ist ein ganz harter Bursche, der kühlt sich im kalten Wasser ab.«

»Ja ich täte ned reingehen, denn die Isar hat bestimmt ned mehr als siebzehn Grad, wenn überhaupt«, stellte Evi fest.

»Wo ist er?«, fragte Emma und sah die Isar hoch Richtung Großhesseloher Brücke.

»Da vorne«, deutete Evi. »Jetzt ist er weg, dem war's anscheinend doch zu kalt, oder er schwimmt.«

»Ich muss mal für kleine Mädchen«, sagte Emma und stand auf.

»Soll ich mit dir gehen?«, fragte Popeye.

Emma grinste ihn an, »des hättest wohl gern. Schau ich so aus als täte ich Hilfe brauchen?« Popeye musterte sie.

»Wenn ich dich so ansehe, dann würde ich eher sagen, dass der, der dich bedrängen will, Hilfe braucht.«

Alle lachten und sahen Emma nach, während sie zu den Büschen ging und im Geäst verschwand.

Kurz nachdem Emma sich erleichtert hatte und im Begriff war, wieder zurückzugehen, legte sich plötzlich eine nasse kalte Hand von hinten auf ihren Mund.

Emma bekam einen eisigen Schreck, der ihr eine Gänsehaut bescherte. Viele Gedanken schwirrten ihr in Sekunden durch den Kopf:

Ist es der Mörder oder ein Vergewaltiger? Was mach ich jetzt? Was hat der Trainer vom Verteidigungskurs letztens gesagt? Ruhe bewahren, klaren Kopf kriegen und dann befreien.

»Halt still und genieße es«, sagte eine raue dunkle Stimme leise. Während er mit seiner linken Hand ihren Körper abtastete.

Emma dachte: Jetzt  sie schlug ihm mit dem Fuß heftig gegen das Schienbein und trat ihm anschließen kräftig auf seinen Fußrücken.

Der Angreifer zuckte schmerzvoll zusammen und lockerte kurz seinen Griff. Emma nutzte diese kurze Chance und befreite sich aus seiner Umklammerung. Gleichzeitig gingen ihre Befreiungsbewegungen in Angriff über und sie versuchte flink, den Täter zu überwältigen und rief gleichzeitig nach ihren Kollegen. Der Versuch ihn sicher festzuhalten gelang ihr nicht, sein Tauchanzug war rutschig, so als wäre er nicht nur nass, sondern ölig.

Immer wieder konnte er sich aus ihren Händen befreien und es hatte den Anschein als würde sie ihm wieder unterlegen sein.

Plötzlich ließ er von ihr ab und rannte weg. Emma lief hinter ihm her, jedoch zu einem nächtlichen Sprung in den Kanal, wie der Täter ihn machte, dazu konnte sie sich nicht überwinden.

Als ihre Kollegen eintrafen, sahen sie Emma am Kanalufer stehen und auf das schwarze Wasser starren.

»Was ist passiert?«, fragte Popeye schnaufend.

»Er hat mich überfallen!« Rudi näherte sich Emma.

»Warum hast ihn ned festgehalten?«

»Der Kerl war so rutschig, als wär sein Tauchanzug mit Öl beschmiert. Ich konnte ihn nirgends festhalten, weil ich immer abrutschte.«

»Geh Emma «

»Der war wie ein Fisch so glitschig.«

»Wo ist er hin?«, fragte Popeye. Emma zeigte auf den schwarz im Mondlicht schimmernden Kanal.

»Warum bist ned hinterher?«

»Spinnst du Evi? Dem wär ich im Wasser erst recht unterlegen gewesen. Der braucht mich bloß kurz untertauchen, dann war's des.«

»Mensch Emma, du bist so eine große kräftige Person und dann entkommt er dir. Ich bin enttäuscht von dir, wirklich«, erklärte Popeye.

»Lasst mich doch in Ruh, ich will jetzt zurück ins Revier. Beim nächsten Mal bin ich nimmer dabei, damit ihr es wisst!«

Beleidigt stapfte Emma zum Isarufer vor, zog sich um und packte ihre Utensilien zusammen.

»Ich glaube, dass wir die Emma jetzt total verärgert haben. Vielleicht hätten wir nicht so massiv gegen sie vorgehen sollen?«

»Des glaub ich auch, wir sollten uns bei ihr entschuldigen«, erklärte Evi und beide Männer nickten. Als sie am Ufer eintrafen und Emma sich zum Gehen bereit machte, streichelte Rudi ihr über den Arm.

»Emma entschuldige, wir haben des ned so gemeint. Eigentlich wollten wir dich nur ein bisserl aufziehen.«

»Na des passt ja gut zum Ereignis, denn schließlich wollte mir der Typ ans Leder und des scheint, bei euch aber ned richtig angekommen zu sein. Ich find des, nämlich ned lustig.«

»Wir auch ned Emma, wir waren anscheinend nur enttäuscht, dass wir des Schwein nicht fassen konnten.«

»Was mich angeht, ich war eigentlich nur geschockt und hab wahrscheinlich deshalb so blöd reagiert, also sorry«, erklärte Popeye.

»Ich hab auch blöd reagiert, entschuldige Emma«, gab Rudi im Nachhinein noch schnell von sich.

»Okay, aber ob ich beim nächsten Mal wieder dabei bin, weiß ich noch ned.«

»Überlegst es dir halt, denn wir bräuchten dich dringend.«

»Ihr braucht's nur den Ludwig mitnehmen«, murrte Emma vor sich hin. »Du weißt genau, dass der Ludwig für diese Aktion nicht infrage kommt. Wir brauchen dich Emma, also lass uns nicht im Stich.«

Emma sah den Popeye an.

»Okay, wenn ihr alle drei der gleichen Meinung seid, dann bin ich wieder dabei.«

»Sind wir!«, stimmten Rudi, Popeye und Evi sogleich ein.

»Gut, dann fahrn wir ins Revier und schaun, dass wir ihn beim nächsten Mal erwischen, bevor noch jemand dran glauben muss.«

»Dem Gruber sagen wir aber nix, dass der Typ mich angegriffen hat, oder?«

»Des dürfen wir auf keinen Fall, sonst übergibt er den Fall dem Kommissar Schneller und jetzt lasst uns ins Revier fahrn«, erklärte Rudi.

Im Revier angekommen kam sofort Gruber aus dem Büro, als er die Gruppe kommen hörte. Sein Blick richtete sich auf die vier Polizisten. »War er ned da?«

»Doch, aber er ist uns entwischt«, erklärte Popeye.« Die Enttäuschung war Grubers Gesicht anzusehen.

»Wieso jetzt des?«

»Der Kerl war Arschglatt, wahrscheinlich hat er seinen Tauchanzug so präpariert, dass der in Verbindung mit Feuchtigkeit ölig wird und man ihn ned anpacken kann«

»Na gut, dann müssen wir das Ganze morgen Abend wiederholen. Ihr könntet euch schon einmal Gedanken dazu machen, wie ihr ihn fangen könnt und jetzt schreibt eure Berichte, ihr habt ja sicher einiges zu schreiben , denke ich wenigstens. Übrigens wenn es morgen Abend nicht klappt, dann muss ich es an die Ettstraße weiter geben.«

Während die Polizisten ihre Berichte schrieben, betrat Jonas sein Haus oberhalb des Tierparks. Leise vor sich hin grummelnd ging er in seine Wohnküche und holte sich eine Flasche Schnaps aus dem Schrank. Er setzte sich an den Esstisch und schenkte sich ein Stamperl ein. In einem Zug kippte er den Kirschschnaps hinunter und schenkte sich sogleich ein zweites und drittes Glas ein, dass er wie das erste Stamperl hinunterkippte. Er setzte das Glas lautstark auf dem Esstisch ab und schimpfte vor sich hin.

»Warum hab ich mir ausgerechnet, dieses große Frauenzimmer ausgesucht. Ich hätte mir ja denken können, dass es mit der nicht einfach wird. Verdammt noch mal Jonas, bist du nicht noch blöder?«, beschimpfte er sich selbst. Jonas stand auf und ging in den Keller.

Er öffnete die schwere Tür aus Stahl neben dem Waschraum. Ein mittlerweile starker Verwesungsgeruch strömte ihm entgegen.

»Mensch Dagmar, bald werde ich mich von dir verabschieden müssen, denn dein Geruch wird langsam unerträglich.

Übermorgen bring ich dich weg, ich weiß auch schon wohin. Ich werde dir ein schönes Waldgrab aussuchen, vielleicht dort, wo wir uns einmal geliebt hatten, das liegt schön Abseits von den Gehwegen. Aber zuerst werde ich morgen Abend auf meine Kosten kommen, diesmal mach ich garantiert alles besser.«

Jonas verließ den Kellerraum und schloss die Tür. Er ging ins Erdgeschoss, nahm ein ausgiebiges Bad und legte sich dann schlafen.

Tödliche Sommerhitze

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