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Kapitel 5
ОглавлениеIn Sonnland war der Abend hereingebrochen, es wurde langsam kühl. Die Nächte wurden empfindlich kalt, wenn die wärmenden Sonnenstrahlen nicht mehr vorhanden waren. Der aufkommende Wind spielte mit den Blättern der Bäume, so dass ein Rascheln die Stille durchbrach. In den Häusern saßen die Familien beim Abendessen zusammen.
Der Fürst des Landes saß mit seiner Gemahlin Ava und seinem zweitgeborenen Sohn Sant, am Tisch und sie warteten auf Abner's ältesten Sohn Brix. Sant war der Sohn mit der Fürstin, den sie zwei Jahre nach ihrer Tochter geboren hatte. Ava, die Gemahlin des Fürsten hatte ihrem Gemahl nie verziehen, dass er ihre Tochter, welche seine Nachfolgerin gewesen wäre, töten ließ und den Bastard, mit seiner Geliebten, als seinen Nachfolger bestimmte.
Schweren Herzens säugte sie damals das Kind Leda's, die ihr Mann eigenhändig getötet hatte, damit die Wahrheit nie ans Tageslicht käme. Sie ließ ihm an nichts fehlen, sie behandelte den kleinen Jungen wie ihr eigenes Kind, der kleine Winzling konnte ja nichts dafür, doch den Platz in ihrem Herzen konnte er bis heute nicht erobern, dort weilten ihre tote Tochter und Sant ihr leiblicher Sohn.
Sant's Magen knurrte bereits und das Wasser lief ihm im Mund zusammen, ob der leckeren Speisen, welche auf dem Tisch standen.
Er richtete einen flehenden Blick an seine Mutter, die sofort darauf reagierte.
»Nachdem dein Sohn es nicht für nötig findet, rechtzeitig zum Abendessen zu Hause zu sein, fangen wir jetzt an. Sant du darfst jetzt essen«, sagte sie bestimmt und zog sich einen grimmigen Blick ihres Mannes zu.
»Gegessen wird erst, wenn wir vollzählig sind!«, herrschte er seine Gemahlin an.
»Gut, Sant komm mit, wir essen in der Küche. Dein Vater der Fürst zieht es vor, mit seinem Nachfolger allein zu speisen.« Sie winkte die Küchenmagd herbei. »Richte uns den Tisch in der Küche her, den ihr immer zum Essen benutzt. Decke ihn für meinen Sohn und mich.«
Das Mädchen eilte mit großen Schritten in die Küche.
Abner saß seiner Frau gegenüber und starrte sie an.
»Das ist jetzt nicht dein Ernst?«
»Und ob das mein Ernst ist, komm Sant wir gehen. Du kannst allein auf deinen Sohn warten.«
Ava stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und erhob sich. In diesem Moment wurde die Tür aufgerissen und Brix kam herein.
»Ihr habt ja wohl nicht ohne mich angefangen, oder?«
»Natürlich nicht mein Sohn«, gab Abner von sich und sah stolz den jungen muskulösen Mann mit seinem schulterlangen Haaren an, der sich dem Tisch näherte.
Ava sah Brix böse an.
»Dein Bruder und ich mussten deinetwegen hungrig bleiben und jetzt wirst du auf unsere Anwesenheit verzichten müssen, denn Sant und ich, wir werden unser Essen in der Küche zu uns nehmen. Dort hat die Küchenmagd für uns einen Tisch gedeckt. Guten Appetit!«
Sie gab Sant mit der Hand ein Zeichen, dass er ihr folgen sollte.
Während Ava und ihr leiblicher Sohn den Raum verließen, blickte ihr Abner entsetzt und zugleich wütend nach.
»Was hat dich aufgehalten, mein Sohn, dass du so spät kommst?« Brix grinste und zwinkerte seinem Vater schelmisch zu.
»Es müsste heißen, wer mich aufgehalten hat. Es war Oscha, die Tochter des Bürgermeisters. Sie konnte einfach nicht von mir lassen«, gab er vielsagend von sich.
»Dann hast du ja sicher jetzt eine Stärkung nötig«, sagte sein Vater schmunzelnd.
»Oh ja, ich hab einen Bärenhunger. Was ist eigentlich mit Mutter los, sie hat doch noch nie ohne uns gegessen?«
»Das sind Launen, mein Sohn, auch du wirst dich mit den Launen der Frauen eines Tages auseinandersetzen müssen.«
»Oscha ist nicht so, sie ist sehr angenehm, sie frisst mir fast aus der Hand.«
»Sei froh, denn du wirst sie ehelichen müssen. Du bist ihr versprochen, damit der Bürgermeister uns immer gut gesonnen ist. Merke dir, es schadet nie, einen der zweitmächtigsten Männer hinter sich zu haben. Jetzt iss, damit du bald ins Bett kommst, dir schaut der Schlaf schon aus den Augen.«
Brix nickte und schaufelte förmlich das Essen in sich hinein. Anschließend erhob er sich und stellte sich neben seinen sitzenden Vater. Er legte ihm seine Hand auf die Schulter.
»Sei nicht so streng mit Mutter, sie ist eine gute Frau. Gute Nacht Vater.«
»Gute Nacht Brix. Keine Sorge, ich werde Milde walten lassen. Sie ist nicht mein Eigentum und ist mir schon seit fünfundzwanzig Jahren ein treues Weib.«
Inzwischen hatten Ava und Sant ihre Speise zu sich genommen und standen auf. Sie verließen die Küche und gingen hinaus auf den Korridor. Der große schlanke junge Mann, mit seinen blonden Haaren, lächelte seine Mutter an.
»Das könnten wir öfters machen«, sagte Sant zu seiner Mutter.
»Was meinst du?«
»Das nur wir zwei miteinander speisen. Es war ein schönes gemeinsames Essen. Es war so herrlich still, man konnte sich richtig auf das gute Essen konzentrieren.«
»Ach Sant, das ist leider nicht möglich, das wird hoffentlich eine Ausnahme bleiben.«
»Warum ist Vater so besonders rücksichtsvoll Brix gegenüber?«
»Weil er sein Nachfolger sein wird, er wird der zukünftige Fürst von Sonnland werden.«
»Aha, ich dachte schon, dass Vater mich nicht liebt.« Ava sah ihren Sohn erschrocken an. »So etwas darfst du nicht einmal denken Sant. Dein Vater liebt dich gleichermaßen wie Brix, nur ist er sein unmittelbarer Nachfolger, deshalb drückt er bei ihm öfter einmal ein Auge zu. Dafür lieb ich dich umso mehr, mein geliebter Sohn.« Ava umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange. »Jetzt geh schlafen, die Nacht ist schnell herum, schlaf gut Sant.«
»Danke Mutter. Ich denke, es gibt keine zweite Mutter, die so viel Güte, wie du besitzt. Ich hab dich sehr lieb. Schlaf gut Mutter.«
Jeder ging in sein Schlafgemach und das Fürstenhaus versank bald in dunkler Stille.