Читать книгу Meine Mutter und der Pauker - Silke Naujoks - Страница 3
Kapitel 1
Оглавление„Meine Mutter tickt jetzt echt ab.“ Diese trockene Feststellung von Marie, entlockte Andy nur ein Schulterzucken. „Warum antwortest du nicht? Es ist so was von doof, dass sie ausgerechnet mit einem Pauker herumzieht! Ich kann das doch keinem erzählen! Mein Vater mit seiner Punkertussi und jetzt sie mit ihrem Pauker.“
„Reg dich nicht auf, das gibt sich wieder,“ versuchte Andy sie zu beruhigen.
„Nee, ich fürchte, diesmal meint meine Mutter es ernst. Jeden Morgen singt sie im Badezimmer. Das geht mir vielleicht auf den Wecker.“ Marie schob die Unterlippe vor.
Sie war zwar schon sechzehn, aber bei Andy musste sie sich keine Mühe geben, besonders erwachsen zu wirken. Er nahm sie einfach wie sie war. Deshalb wurde er auch immer mehr zu ihrem Vertrauten.
Andy war klasse. Ihn hätte sie gerne als Stiefvater gehabt, aber leider war er nicht auf Frauen fixiert.
Sie hatte auch schon mal versucht, ihre Reize an ihm zu erproben, durfte aber nicht sauer sein, als er nicht darauf einging. Im Grunde hatte sie es auch nicht erwartet.
Seinen Lebensgefährten Bernd, den mochte Marie nicht so gern. Wie der mit den Hüften wackelte, wenn Andy in der Nähe war, das fand sie total überzogen.
„Du bist bloß sauer, weil dein Torsten in Hannover ist, gib es zu. Gönne ihr doch den Spaß, solange es dauert und woher willst du denn wissen, dass es nicht hält?“ War Andy seine schnippische Antwort.
„Der neue meiner Mutter, hat keine echte Chance, er ist typisch das, was man einen Lückenbüßer nennt.“
„Sie möchte sich halt auch amüsieren. Das kannst du ihr doch nicht übel nehmen.“
„Tue ich ja gar nicht“, behauptete Marie und baumelte mit den langen, schlanken Beinen, die sie dabei wohlgefällig betrachtete.
Ihre Mutter war eigentlich in Ordnung, aber wieso reichte es ihr nicht, sich um sie und ihre Geschwister zu kümmern? Sie hatte doch noch ihren Beruf und das Haus und den Garten. Man sollte meinen, dass sie damit ausgelastet wäre. Wenn sie unbedingt ins Kino und zum Essen gehen wollte, brauchte sie bestimmt keinen festen Freund. Marie fand es nervig, das der Pauker dauernd anrief und das Telefon blockierte, wenn sie abends einen Anruf von Torsten erwartete. Ihre Mutter war natürlich nicht bereit, ihr endlich ein Handy zu erlauben. Dabei hätte das nur Vorteile.
„So, meine Kleine, jetzt muss ich arbeiten. Geh wieder rüber, ja? Und grüße schön.“
Marie rutschte vom Schreibtisch und küsste Andy auf die Wange. Er grinste.
„Du bist schon eine Nummer, Marie. Ich glaube dein Torsten wird nicht mehr lange auf dich hoffen können.“
„Nee, langsam wird es öde, ihn nur alle drei Wochen oder so zu sehen. Also, tschüss dann.“ Marie verließ Andys Haus durch die Terrassentür.