Читать книгу Meine Mutter und der Pauker - Silke Naujoks - Страница 5
Kapitel 3
ОглавлениеIm Restaurant sah Maik sie fragend an. „Und du willst wirklich nicht mitkommen? Monika, wenn ich dich anschaue, könnte ich dich immer nur umarmen.“ Maiks Augen bestätigten seine Worte. Er ließ keinen Blick von Monika.
Sie lächelte. „Du musst doch auch mal an was anderes denken.“
Das tue ich doch auch.“
„Aber deine Augen und dein Mund, ach, ich liebe dich abgöttisch. Und du? Liebst du mich auch so?“
„Natürlich liebe ich dich. Sonst würde ich ja nicht mit dir, na ja du weißt schon.“
„Wie viele Männer hast du schon geliebt? Bist du noch mit ihnen in Kontakt?“
Es gab Fragen, die wollte Monika nicht beantworten. Sie hatte das komische Gefühl, das Maik diese Informationen eines Tages gegen sie verwenden könnte. In einem Streit vielleicht. Ihre Ehrlichkeit hatte Horst jedenfalls immer auf diese weise missbraucht.
„Kaum der Rede wert. Du weißt ja, dass ich meinem Mann treu war.“
„Das meine ich auch nicht. Hinterher. Du musst doch einen ganz schönen Nachholbedarf gehabt haben.“ Seine Stimme klang ein wenig angespannt, Monika war auf der Hut.
„Nein, eigentlich nicht. Ich hatte genug mit mir zu tun, nicht vollkommen die Nerven zu verlieren.“
„So sehr hast du diesen Horst geliebt?“
„So sehr war ich verletzt. Ich habe ihn nicht so sehr geliebt, wie ich damals glaubte. Im Grunde war ich noch gar nicht richtig erwachsen. Eher ging das in Richtung Schwachsinn.“
Diese Antwort schien Maik zufrieden zu stellen. Er lächelte und griff nach Monikas Hand.
„Wann wirst du mir endlich ganz gehören? Ich meine jeden Tag und jede Nacht? Wann ziehen wir zusammen?“
„Sobald die Kinder sich an dich gewöhnt haben. Ich kann sie nicht einfach übergehen, das musst du verstehen.“
„Natürlich verstehe ich das. Aber wir sollten öfters mit ihnen zusammen sein, damit sie auch Gelegenheit dazu haben. Lara sehe ich ja jeden Tag, aber die anderen beiden …“
„Das können wir machen, wenn Tom von seiner Klassenfahrt zurück ist. Aber dann darfst du mich nicht dauernd ansehen.“ Maik küsste ihre Hand und fuhr dann mit der Zungenspitze an der Innenkante entlang. Monika spürte ein kribbeln am ganzen Körper. Vielleicht sollte sie doch.
„Gehen wir?“ Drängte er.
„Ach, Maik.“
„Komm schon. Ich merke doch, dass du auch willst.“ Er warf ihr einen flehenden Dackelblick zu.
„Na gut. Aber um zwölf muss ich zu Hause sein.“
„Wie Aschenputtel.“ Grinste er.
„Und du bist mein Prinz?“
„Natürlich, wer sonst?“
„Ich genieße das Privileg, dir den gläsernen Schuh und auch sonst noch was auszuziehen.“ Hauchte Monika ihm entgegen.
„So ging das Märchen aber nicht.“
„Wir schreiben es um.“
Er zahlte, wie immer und sie verließen das Restaurant.
Monika lachte. Maik war wirklich süß. Vor allem, wenn er wusste, das er gleich seinen Willen bekam.
Seine Wohnung lag nicht weit von dem Restaurant entfernt. Er konnte es kaum erwarten, die Tür hinter sich zu schließen. Nicht einmal das Licht schaltete er an, bevor er sie in die Arme zog und sie zu küssen begann. Seine Hände schienen überall zu sein.
Monika stöhnte leise. Eigentlich war es schön, so viel Leidenschaft zu empfangen. Sie landeten im Wohnzimmer auf dem Sofa. Durch das Fenster schien der Mond auf Monika herab. Sie sah ihre nackte Haut weißlich schimmern, es wirkte ein bisschen wie Marmor. Maik umarmte sie fest und begann langsamer zu atmen.
Gleich würde er einschlafen und dann nach zehn Minuten wieder erwachen und sie mit Liebesworten zu überschütten. Monika kannte den Ablauf bereits, sie rekelte sich etwas, um eine bequemere Lage zu finden. Maik war nicht gerade ein Leichtgewicht. Seine Haare auf der Brust kitzelten sie. Schließlich schloss sie ebenfalls die Augen und lauschte seinem Atemzügen. So würde es dann immer sein, er würde neben ihr liegen, sie konnte seinem Atem lauschen und sich geborgen fühlen.
Sie hätte keine Geldsorgen, müsste nicht mehr allein mit allem fertig werden, könnte sich jeden Abend mit einem Erwachsenen unterhalten, dem offenbar nichts zu viel war, um sie zu verwöhnen.
Eine schöne Vorstellung. Warum zögerte sie dann noch? Dieser Gedanke schoss ihr so plötzlich durch den Kopf, dass sie den Atem anhielt. Woher kam er jetzt, dieser Gedanke?
Sie zögerte doch gar nicht, sie wollte nur vermeiden, dass die Kinder und Maik nicht miteinander auskämen, wenn sie ihnen nicht genügend Zeit ließe, sich aneinander zu gewöhnen. Schließlich hatte sie keine Lust, noch einmal zu scheitern, weil sie einen Fehler gemacht hatte, wie damals, als sie Horst heiratete, obwohl mehrere Freunde sie gewarnt hatten.
Bisher kannte sie nur Sahra und Andys Meinung zu ihrer Beziehung mit Maik, dem Pauker.
Sahra war nach wie vor der Ansicht, das nur Mark, der Psychiater, der Richtige wäre.
Die Worte die Andy ihr an den Kopf geworfen hatte, brachten sie noch immer in Wut.
„Ist doch klar, dass du jetzt in eine Art Torschlusspanik verfällst. Um dich herum wird pausenlos geheiratet, und alle schienen Kinder zubekommen. Nur die arme Monika muss alleine durchs Leben gehen.“ Das war der Kommentar von Andy, ihrem Vermieter, der auch ihr Freund war.
„Was soll dieser Quatsch? Zufällig liebe ich Maik!“
„Maik lieben? Du kennst ihn doch gerade erst ganz kurz. Monika, stürz dich nicht unüberlegt in eine feste Beziehung. Du bist viel zu weich, um mit dem Scheitern fertig zu werden und wirst wieder in Selbstmitleid versinken.“
Sie hatte ihn empört verlassen und zwei Tage nicht mit Andy gesprochen. Andererseits schätze Monika ihn viel zu sehr, um auf seine Freundschaft verzichten zu können. Also hatte sie ihn und seinen Lebensgefährten zum Abendessen eingeladen. Der Friede war wieder hergestellt. Andy war eben immer sehr deutlich und machte aus seinem Herzen keine Mördergrube. Das bedeutete ja nicht, dass er immer Recht haben musste.
Langsam ging Monika die Luft aus. Maik war wirklich schwer, wenn er schlief. Er war tatsächlich eingeschlafen. Sie musste sich ein wenig bewegen, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen.
Außerdem wurde es Zeit zu duschen und sich auf dem Heimweg zumachen. Es war nicht leicht, nach der Liebe wieder zu solchen pragmatischen Gedanken zurück zukehren. Komischerweise kam Monika sich immer ein bisschen billig vor, wenn sie sich anzog und in die Nacht hinausgehen musste.
Das war natürlich albern und würde sofort aufhören, wenn sie zusammen wohnten.
„Mein Liebling … es war wunderschön.“
„Ja, aber jetzt muss ich gehen.“ Sagte Monika traurig.
„Ich weiß. Ich mag das nicht. Es ist irgendwie falsch. So, als müsste man sich heimlich lieben.“ War seine Antwort und die klang ehrlich.
Er empfand es also genauso. Dass beruhigte Monika. Sie fand es wichtig, wenn man in möglichst vielen Punkten übereinstimmte. „Wir wissen ja, dass es nicht so ist. Und das es bald aufhört.“ Hoffte Maik.
„Ja, sobald Tom von seiner Klassenfahrt zurück ist, kommst du mal einen ganzen Tag mit zu uns. Wir können im Garten grillen und vorher zusammen etwas unternehmen.“ Sie fand ihren Vorschlag selber gut.
„Schön, das machen wir. Warte, ich dusche gleich mit dir.“ Ein grinsen spiegelte sich dabei in seinem Gesicht
Wie das ausgehen würde wusste Monika nur zu gut. Zweimal war sie darauf reingefallen.
„Nein, ich habe es jetzt eilig. Du wirst warten müssen, bis ich fertig bin.“
Maik wollte protestieren, doch Monika schloss die Badezimmertür einfach hinter sich ab. Hin und wieder mal musste sie auch mal zu Atem kommen.
Die Verabschiedung war lang und zärtlich, und bis sie in ihrem Wagen saß, war eine weitere Viertelstunde vergangen. Es war schon kurz nach zwölf. Jedes mal führte ihr erster Weg zu den Kindern, sobald sie nach Hause kam.
Marie schlief mit dem Walkman-Kopfhörer auf den Ohren. Monika ließ ihn ihr, denn sonst würde sie aufwachen und wieder mit ihren spöttischen Bemerkungen kommen.
Lara hatte sich seitlich zusammen gerollt. Ihre blonden Locken schimmerten im Licht der Flurlampe. Sie sah wirklich wie ein Engel aus. Monika beugte sich über sie, küsste sie sanft auf die Stirn und ging leise wieder hinaus.
Als sie dann selber im Bett lag, stellte sie fest, dass es ihr ganz gut gefiel, die volle Breite für sich zu haben. Sie hatte sich ein französisches Bett gekauft, weil sie meinte, diesen Luxus verdient zu haben, nachdem Horst sie früher immer an den Rand des Doppelbetts gedrängt hatte. Warum sollte sie sich mit einem schmalen Bett begnügen, wenn das neue Schlafzimmer in ihrem Haus genügend Platz bot?
Hier würde also Maik liegen. Es war klar, dass er zu ihnen ziehen sollte. Seine Wohnung wäre für sie alle viel zu klein. Ein leiser Widerstand regte sich in Monika bei der Vorstellung, dass sie ihre Räume teilen sollte. Aber sie wischte den Gedanken schnell beiseite, drehte sich um und schlief ein.