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Kapitel 5

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Tina spürte einen Schauer über ihren Rücken laufen. Fröstelnd sah sie sich in dem mit Marmorplatten verkleideten Mausoleum um. In die Wände waren die Namen und Daten von Roccos Vorfahren eingemeißelt.

Es kam ihr so vor, als würden Generationen des alten Adelsgeschlecht auf sie herabblicken … und zwar mit hasserfüllten Blicken, so wie Roccos letzter Blick gewesen war, den sie von ihm empfangen hatte.

„Komm lass uns gehen“, raunte sie Denis mit leiser Stimme zu und ergriff ihren Arm.

„Das ist eine gute Idee“, murmelte die Freundin zustimmend. Obwohl sie Kontakt zu Geistern suchte, traf sie sich mit ihnen lieber im Hinterzimmer der Galerie bei einem Glas Wein, als hier in diesem feuchtkalten Gewölbe, wo es auch noch nach Moder und Tod roch.

Als die beiden jungen Frauen wieder draußen in der Mittagssonne standen, atmeten sie tief durch. Für einen kurzen Moment war Tina in Versuchung, ihrer Jugendfreundin von dem Fluch zu erzählen, den ihr Mann über sie verhängt hatte. Doch dann besann sie sich anders. Sie ahnte, dass Denis, wenn sie davon erfuhr, ihr raten würde, diesen Ort sofort zu verlassen, oder zumindest aus der Villa auszuziehen.

Denis, die von Tinas Gedanken überhaupt nichts ahnte, warf den Kopf in den Nacken und hielt ihr Gesicht in die Sonne. „Endlich frische Luft!“, rief sie aus. Dabei spielte ein erleichtertes Lächeln um ihren breiten Mund, den sie stets passend zu ihrem kinnlangen, exakt abgeschnittenen Haar in einem dunklen Rot schminkte. Dann sah sie Tina an und meinte neidlos: „Weißt du eigentlich, das du jetzt eine reiche Frau bist, Mädel?“

Tina schüttelte den Kopf und sagte ernst: „Und du weißt hoffentlich, dass ich Rocco nicht seines Geldes wegen geheiratet habe.“

„Klar, er war ein Vaterersatz für dich. Das habe ich sofort gewusst und dir es auch schonungslos gesagt.“

Um Tinas Lippen spielte ein amüsiertes Lächeln. Sie kannte keinen Menschen, der direkter und ehrlicher war als ihre beste Freundin. „Ich war anfänglich wirklich in Rocco verliebt“, widersprach sie.

„Aber dann warst du schon sehr schnell unglücklich. Deshalb war das jetzt die eleganteste Lösung“, stellte Denis ungerührt fest.

„Denis .....bitte!“, rief Tina entsetzt aus.

„Stimmt doch“, verteidigte sich ihre Freundin mit unschuldiger Mine. „Hast du schon vergessen, wie er dir das Leben schwer gemacht hat?“

Nein, das hatte Tina nicht, aber sie hatte ihrem Mann verziehen.

„Also …“ Denis hakte sich bei Tina unter und zog sie von der Familiengruft fort. „Jetzt beginnt ein neues Leben für dich. Ohne Rocco! Genieße es!“

Tina sagte nichts dazu. Schweigend machten sie sich Arm in Arm auf den Rückweg zur Villa. Ein neues Leben?, fragte sie sich im Stillen. Hoffentlich behält Denis Recht! Leider hatte sie das unheimliche Gefühl, dass Rocco sie auch über seinen Tod hinaus nicht in Ruhe lassen würde.

Roccos Geist

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