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VORWORT

Als ich Silke Naun-Bates bei einer Veranstaltung im Dezember 2013 zum ersten Mal sah, war ich zunächst komplett perplex – mein Verstand setzte für einen Moment aus, denn das, was ich sah, passte „irgendwie“ nicht zusammen. Da saß diese strahlende Frau in ihrem bunten Shirt – schön, fröhlich, präsent und mit einer unglaublich positiven Ausstrahlung. Doch was mir den Atem verschlug, war, dass sie da saß – ohne Beine! – in einem Rollstuhl.

Wie kann ein Mensch, der so offensichtliche Einschränkungen hinzunehmen hat wie Silke, es schaffen, glücklich und frei zu leben? Denn das war (und ist) sie ganz offensichtlich. Diese und noch mehr Fragen wollte ich klären, als ich sie im Sommer 2014 anrief und fragte, was sie zu meiner Idee sage, ein Manuskript über ihre Geschichte in meinem Verlag zu veröffentlichen. Ihre Antwort war ganz einfach und klar: „Ja.“

Entstanden ist ein sehr persönliches erstes Buch. Silke erzählt in ihrem ganz eigenen Stil ihren Weg: nicht chronologisch, das würde nicht zu ihr passen, sondern bunt gemischt – eingeteilt in unterschiedliche Lebensbereiche. Mit Humor, liebevoll, ehrlich und auf sanfte Art herausfordernd transportiert Silke ihre individuellen Erfahrungen und die daraus resultierenden Erkenntnisse. Sie erzählt uns ihr Leben, manchmal gleich einem autobiographischem Lebenslauf, um danach klar und tief ihre Weisheit mit uns zu teilen. Ihr Wunsch ist es, aufzuzeigen, dass jede Situation, jedes Erlebnis unserem persönlichen Wachstum dient (oder dienen kann), dass es stets weitergeht und wir wählen können, in welcher Qualität. Schmerz (sei er körperlich oder emotional) ist ein Teil des Lebens, Leid jedoch wird von uns selbst erzeugt. Wir Leserinnen und Leser werden hineingeworfen in ihre Geschichte – und wenn wir uns erlauben, einzutauchen, ohne Wenn und Aber, kann es sein, dass wir ganz neu sehend wieder auftauchen.

Noch immer bin ich still berührt und zutiefst dankbar für ihre Frage, ob ich das Vorwort zu diesem Buch schreiben möchte – und dieses Mal war ich selbst es, die mit einem einfachen „Ja“ antwortete, denn was gibt es Schöneres, als einen Menschen mit Worten zu begleiten, der so außergewöhnlich ist wie Silke (auch wenn sie das nicht so gerne hört). Immer und immer wieder haben wir darüber gesprochen, dass das, was Außenstehende wie ich als etwas Besonderes ansehen, für sie und ihre Liebsten das Normalste der Welt ist. Nicht das Fehlen ihrer Beine empfindet sie als „Behinderung“ oder „Einschränkung“, sondern das, was die Menschen daraus machen. Und dennoch möchte ich sagen: Für mich ist Silke ein Vorbild, eine Mutmacherin und ein wirklich besonderer Mensch.

„Mein Weg in die Freiheit“ ist der treffende Titel für ihr Buch, und Silke fordert darin die Leserinnen und Leser bewusst und herzlich auf, bisherige Konzepte von Freiheit und Glück infrage zu stellen, zu erweitern oder auch vollkommen neu zu kreieren. Sie sagt: „Mein tiefer Wunsch ist es, dass jeder Mensch erkennt, dass wir alle freie Wesen sind mit dem Geburtsrecht, glücklich zu sein – vollkommen unabhängig von unserer Herkunft, unserem Glauben, unseren Konditionierungen und Erlebnissen der Vergangenheit.“ Silke nimmt uns mit auf eine Reise in ihre Vergangenheit und lässt uns daran teilhaben, wie sie zu ihren Erkenntnissen gelangte.

Sie gibt uns Einblicke in ihr Leben – mal nüchtern sachlich, mal emotional, und oft humorvoll und mit einem Augenzwinkern. Sie erzählt aus der Zeit vor dem Unfall, wie sie war als kleines, wildes, freiheitsliebendes Mädchen, wie sich ihr Leben danach entwickelte und sie zu dieser strahlenden Frau heranreifte, die sie heute ist. Denn nach dem Unfall war das nicht selbstverständlich, im Gegenteil – den Ärzten und ihrem Umfeld war damals klar: Silke gehört ab jetzt in die Schublade „körperbehindertes Neutrum“. Ein Leben als Frau, Partnerin, geschweige denn Mutter wird für sie unmöglich sein. An Beruf und Arbeit gar nicht zu denken. Es stand fest, dass sie stets auf Hilfe und Unterstützung anderer Menschen angewiesen sein würde. Heute blickt Silke dankbar schmunzelnd zurück auf die Begrenztheit der damaligen Überzeugungen, welche sie verführten, das Gegenteil zu beweisen.

Dabei gestaltete sich ihr Leben nicht als „leicht“ – und doch führte sie ein in ihren Augen ganz normales Leben. Der Unfall sollte nicht der einzige Schicksalsschlag bleiben: Silkes vollkommenes Ja zum Leben entsprang ihren zahlreichen Begegnungen mit dem Tod, welcher über eine gewisse Zeitspanne ihre gesamte Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Das Einlassen auf den Tod und ihre daraus resultierenden Erlebnisse und Erfahrungen sind bis heute essenzielle Begleiter für sie. Ihre Beziehung zu ihren Kindern und Partnern waren und sind für Silke ihre wahrhaftigsten Lehrer. Im Brennglas der Liebe lernte sie Hingabe und Vertrauen an das Leben. Beruflich begleitet Silke seit mehr als zehn Jahren Menschen mit vielfältigen körperlichen und psychischen „Geschichten“ auf ihrem Weg zurück in die Arbeitswelt. Seit 2014 bietet sie regelmäßig Seminare und Trainings an. Sie lebt und liebt gemeinsam mit ihrem Mann. Ihre beiden Kinder Samantha und Pascal sind bereits erwachsen. Alles in allem ein ganz normales Menschenleben. Und doch ist es so anders …

Dieses Buch berührt tief im Innern und fordert auf, bestehende Überzeugungen infrage zu stellen und eine kühne, wahrhaftige und authentische Wahl zu treffen. Es gibt Hoffnung und Mut, (wieder) Freude am Leben zu finden. Für mich ist es Motivation pur. Und dafür bin ich sehr dankbar.

Um die komplexen Zusammenhänge der einzelnen Lebensbereiche, die Silke beschreibt, besser verstehen zu können, haben wir an das Ende des Buches eine „Timeline“ gestellt mit allen relevanten Daten. Sollten Sie also in dem einen oder anderen Kapitel mit den Ereignissen durcheinanderkommen, können Sie sich hier Klarheit verschaffen.

Cornelia Linder

Mai 2015

Mein Weg in die Freiheit

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