Читать книгу 101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen - Silke Schröckert - Страница 28

22 Der Kreißsaal hat eine richtig schöne Tapete. Warum manche Dinge wirklich vollkommen egal sind

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Jetzt, wo das meiner Meinung nach Wichtigste in diesem Kapitel geschrieben ist, kommen wir zu einer der banaleren Fragen rund um die Geburtsvorbereitung. So banal, dass du sie nach dem Lesen direkt von deiner gedanklichen To-care-about-Liste streichen kannst, sollte sie dich stressen. (Falls sie dir Freude bereitet, lass sie natürlich unbedingt drauf!) Mich hat die folgende Frage gestresst. Weil ich sie nie selbst gestellt habe. Das haben andere Eltern in spe getan – und mich so darauf gestoßen, welche Gedanken ich mir bisher nicht gemacht hatte.

Ich rede von: „Wie sieht denn der Kreißsaal aus?“

Klar: Wie der Raum, in dem ich mein Kind zur Welt bringen soll, grundsätzlich ausgestattet ist, interessiert mich schon. Und wie weit die nächste Toilette entfernt ist (das interessiert mich auch unabhängig vom Kinderkriegen immer). Doch selten kam ich mir so blöd vor wie an dem Tag unserer Kreißsaalbesichtigung, als die Frau neben mir sich lautstark erkundigte, in welchen Farben denn die anderen Kreißsäle gestrichen seien, da ihr die Wandfarbe des gerade besichtigten nicht zusage. Ad hoc entspann sich eine angeregte Diskussion unter allen Anwesenden über die beruhigende Wirkung eines wärmenden Salbeigrüns auf den Geburtsvorgang. Also, unter allen – außer meinem Mann und mir.

Und plötzlich kroch dieses fiese Gefühl in mir hoch, das im Laufe des Elterndaseins zum ständigen Begleiter wird: das Gefühl, etwas nicht richtig gemacht zu haben. Eine wichtige Sache unterschätzt, falsch eingeordnet oder schlicht vergessen zu haben. Was für eine Mutter soll aus mir werden, wenn es mir komplett egal ist, ob mein Kind in eine salbeigrüne oder libellengelbe Wärme geboren wird? Und was, wenn am Tag der Geburt nur der schneeweiße Kreißsaal frei ist? Gebäre ich dann ein gefühlskaltes Wesen?!?

Ich habe mir noch Tage nach der Besichtigung schrecklich viele Gedanken über die beknackte Wandfarbe gemacht. Nur, um irgendwann nach der Geburt festzustellen, dass ich am großen Tag gar nicht darauf geachtet habe. Ich kann mich schlicht nicht daran erinnern, in welchem Farbkonzept ich mein erstes Kind zur Welt gebracht habe. (Mein Mann übrigens auch nicht.) Aber wenn ich mir unseren Sohn heute anschaue und sehe, mit wie viel menschlicher Wärme und Mitgefühl er durch die Welt geht, bin ich sicher: Falsch kann daran nichts gewesen sein.

101 Dinge, die in keinem Elternratgeber stehen

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