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Auf den Grund der Sache

„Wenn das wahr ist, was Minkus sagt, dann stimmt irgendwas mit der Kreide nicht.“ Egon, der inzwischen zu der Ansicht gekommen ist, dass er den Namen Einstein doch noch eine Weile weiterverwenden könnte, grübelt angestrengt: „Wir müssen zur Schule und sehen, woher die Kreide stammt. Vielleicht gibt es noch mehr davon.“

„Gute Idee“, sagt Fritz. Zum ersten Mal im Leben hat er jeden Gedanken an Schokolade, Eis und Pommes vergessen. Das hier ist viel spannender. Was hat es nur damit auf sich?

In diesem Moment guckt Oma Krummbein aus ihrem Küchenfenster, das genau auf den Hof hinausgeht. „Minkus komm. Es gibt etwas zu fressen.“

„Die Katze ist nicht da, Oma Krummbein“, ruft Fritz. Doch da hört man schon das eindeutige Miau hinter den Mülltonnen.

„Wo kommst du denn jetzt her?“ Fritz blickt erstaunt zum Kater, der mit einem Satz auf das Fensterbrett gesprungen ist. Die Oma stellt ihm den Napf vor die kleinen Pfoten.

„Ich dachte, er ist nicht mehr da“, flüstert Lotte „Ob er wohl noch sprechen kann?“

„Kann ich, miau.“ Minkus sieht kurz von seinem Napf hoch und murmelt in ihre Richtung. Aber so, dass die Oma, die längst schon wieder in der Küche aufräumt, nichts merkt.

„Wartet auf mich.“ Der Kater leckt sich das Maul ab.

„Wieso warten?“, fragt Egon.

„Hast du was gesagt?“ Oma Krummbein erscheint wieder am Fenster, streichelt ihren Kater und sieht zu den Kindern hinaus.

„Äh, nein. Habe ich nicht.“ Egon tänzelt pfeifend von einem Bein auf das andere.

„Ich höre schon etwas schlecht“, sagt die Oma und verschwindet mit dem Napf in der Hand in ihre Küche.

Minkus beginnt, sich sauber zu lecken, was einige Zeit dauert.

„Wann bist du endlich fertig?“ Fritz wird ungeduldig.

„Sauberkeit braucht seine Zeit“, sagt der Kater und putzt sich ausgiebig. „Zunächst kommt das Gesicht dran. Hierzu ist es nötig, dass man sich mindestens zwanzigmal mit der Pfote über das rechte Ohr putzt. Das macht man dann auch mit der linken Pfote über das linke Ohr. Dann, seht ihr so, werden die Pfoten sauber gemacht. Dazu streckt man das hintere Bein ganz lang aus und ...“

„Mann, ist gut, das reicht.“ Egon hat keine Lust mehr, zu warten. Wenn man die Geheimnisse der Welt entschlüsseln will, dann kann man doch nicht einer Katze beim Putzen zugucken. „Wir können auch ohne Minkus gehen“, sagt er.

„Könnt ihr nicht.“ Minkus streckt sich noch einmal ganz lang und macht dann ein ernstes Katzengesicht: „Jetzt hört mir mal genau zu. Wir gehen alle zusammen in die Schule. Wenn ihr das Geheimnis aufdecken wollt, müsst ihr dort anfangen, wo Lotte die Kreide weggenommen hat. Ich komme mit. Mit mir habt ihr gute Chancen, es heraus zu bekommen. Niemand achtet auf eine Katze. Ich kann in dunkle Kellerlöcher und in Schränke springen, wo ihr niemals hinkönnt.“

„Da hat die Katze recht“, sagt Lotte und streichelt Minkus über das Fell.

„Kater bitte“, empört sich die Miez, setzt sich ganz vornehm auf die Hinterpfoten und wendet sich noch einmal an Lotte: „Hättest du vielleicht Interesse an einem Schnellkurs im Fellputzen?“ Doch die schüttelt nur den Kopf.

„Lasst uns nun endlich losgehen.“ Egon wird langsam sehr ungeduldig.

Bald darauf ziehen sie davon. Die drei gehen nebeneinander, Kater Minkus läuft immer mit etwas Abstand neben ihnen her. In der Schule ist um diese Zeit eigentlich keiner mehr. Die Flure sind leer. Alles ist still. Als sie eintreffen, humpelt Hausmeister Stülpnagel über den Hof.

„Was wollt ihr denn hier“, brummt er und beginnt den Schulhof mit einem alten struppigen Besen zu fegen.

„Och nix“, sagt Lotte. „Wir dachten nur, wir könnten ... äh ... ich habe heute meine Armbanduhr in der Schule verloren.“ Lotte ist grade eine Idee gekommen, wie man in die Schule hinein könnte.

„So? Wo denn? Wie sieht sie denn aus?“ Der Hausmeister scheint ihr nicht zu glauben.

„Na, verloren habe ich sie wohl in der Klasse oder im Flur. So genau weiß ich das nicht mehr. Und sie ist ... äh ... rosa. Wir dachten, wir könnten mal nachsehen.“

Allen ist nicht so ganz wohl bei der Sache. Der alte Stülpnagel sieht grantig aus. Meistens läuft er muffelig über den Hof, und wenn ein Kind ein Stück Papier auf den Boden wirft, kann er sehr böse werden.

„Na, dann kommt mal mit.“ Der Hausmeister hat widerwillig den Besen in die Ecke gestellt und geht voran. Er zieht das rechte Bein etwas nach, sodass er hinken muss. Die Kinder würden gerne wissen, warum, aber sie trauen sich nicht, ihn zu fragen. So haben sie sich ausgedacht, dass er vielleicht einmal ein Pirat war.

Herr Stülpnagel schließt den Haupteingang auf und lässt die Kinder eintreten. Als Minkus mit hineinschlüpfen will, schiebt er ihn mit dem Fuß zurück: „Katzen haben keinen Zutritt.“

„Maauu“, beschwert sich das Tier und tut so, als ob es draußen bleibt. Kaum ist der Haupteingang wieder zu, springt Omas Kater durch den winzigen Spalt des offenen Kellerfensters in die Schule hinein.

Als die vier über den Schulflur gehen, hallen ihre Schritte laut zurück. Wie eine Karawane ziehen sie durch die leeren Gänge.

„Na, wo soll die denn nun sein, die Uhr?“ Der Hausmeister wird langsam ungeduldig.

„Äh, ich glaube, ich habe sie im Matheraum verloren“, sagt Lotte.

Am Matheraum angekommen, stürmen die drei in das Zimmer, kaum dass der Hausmeister aufgeschlossen hat. „He, nicht so wild“, ruft er noch, doch die Freunde beginnen sofort mit der Suche und halten sich dabei auffällig oft in der Nähe der Tafel auf.

Endlich gelingt es Egon, dort ein weiteres Stückchen Kreide zu ergattern. Grade, als er es einstecken will, kommt der alte Stülpnagel auf ihn zugehumpelt: „Das gib mal schnell wieder her. Das ist Diebstahl. Soll ich das deiner Lehrerin melden?“ Er nimmt Egon die Kreide aus der Hand.

„So, und nun raus hier. Hier ist keine Uhr. Ich habe noch mehr zu tun.“

Die Kinder wollen nicht gehen, doch gegen die Übermacht des Hausmeisters haben sie keine Chance. Erst bugsiert er sie hinaus und dann schließt er ganz schnell den Raum wieder ab, fasst noch einmal an die Klinke und rüttelt an der Tür, um zu sehen, ob sie auch wirklich und ganz sicher zu ist. Die Kinder trotteln nach draußen auf den Hof, froh, dem alten Piraten entkommen zu sein. „Danke, Herr Stülpnagel“, rufen sie, doch der hört schon nichts mehr, schließt den Haupteingang ab und geht zu seinem Besen zurück.

„Warum ist der nur so grantig?“ Der dicke Fritz überlegt und kann es nicht verstehen: „Immer mault er herum und schimpft uns alle aus. Wir haben ihm doch nichts getan.“

„Mich interessiert mehr, was mit der Kreide ist“, entgegnet Egon. „Warum hat der sich nur so blöd wegen eines kleinen Stückchens Kreide angestellt.“

„Keine Ahnung, jedenfalls haben wir nicht viel erreicht“, fügt Lotte hinzu.

Sie setzen sich auf eine Bank vor dem Schulhof und grübeln. Viel ist in den letzten Stunden passiert, fast zu viel. Ein Kreidegesicht, das lachen kann, ein Kater, der spricht. Begreifen können sie das alles nicht.

Genau in diesem Moment springt Minkus über die Mauer des Schulhofes und ihnen direkt vor die Füße. Der ehemals schwarze Kater ist nun von Kopf bis Schwanzspitze in einen grauen Schleier aus Staub gehüllt. Ein Gespenst auf vier Pfoten.

„Wie siehst du denn aus?“ Lotte kann nicht anders und muss lachen. Minkus staubt bei jedem Schritt wie ein alter Müllsack. Nach und nach fällt eine Menge Dreck von ihm ab, sodass langsam wieder ein schwarzer Kater sichtbar wird.

„Ich habe es euch ja gesagt. Miau! Ohne mich wärt ihr verloren. Ich war im tiefsten staubigen uralten Kellerloch und habe eine Entdeckung gemacht. Miau!“

„Was denn?“, fragen alle drei wie aus einem Munde.

„Nicht hier. Wir treffen uns zuhause im Hof bei den Mülltonnen“, flüstert Minkus und ist mit einem Satz auf und davon.

Die Kinder springen hoch und rennen hinterher. Sie können es kaum erwarten, zu erfahren, was Minkus entdeckt hat.

Sonntagskuchen mit Einstein

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