Читать книгу Mittendrin ist vielerorts (E-Book) - Simone Heller-Andrist - Страница 6
ОглавлениеDie Bedeutung des Berufsfeldbezugs für die Arbeit an Pädagogischen Hochschulen steht sowohl im Zentrum der vorliegenden Publikation als auch im Fokus der Personalentwicklung Pädagogischer Hochschulen. Zudem legt die Kammer Pädagogische Hochschulen (Kammer PH) von swissuniversities einen strategischen Schwerpunkt in diesem Bereich. Der Berufsfeldbezug bezeichnet einen Kernaspekt des doppelten Kompetenzprofils von Dozierenden und wissenschaftlichen Mitarbeitenden an Pädagogischen Hochschulen. Er meint demnach ein vertieftes Verständnis derjenigen Tätigkeiten im Berufsfeld, die für die eigene Tätigkeit an der Pädagogischen Hochschule von Bedeutung sind. Das Verhältnis von Hochschule und Berufsfeld ist in beide Richtungen relevant.
In seinem Essay «Wie wir die Welt im Geist ordnen» erfasst Peter von Matt (2014) einen solchen Bezug als das Verhältnis zwischen Welt und Geist. Das Erzählen dieser Welt – oder ein beschreibender Einblick – ist, so von Matt, «die Übersetzung eines verworrenen Ganzen in ein Modell». Und als «Modell ist die Erzählung die ältere Schwester der Theorie». Ein erzählender Bezug zur Welt dient also deren induktiver Erfassung in Modell und Theorie. Die Erzählungen im vorliegenden Band ermöglichen eben dies – sie geben Einblicke, erschaffen so Welten im Geist und dienen der modellhaften Erfassung solch gegenwärtiger Bezüge.
Diese Gegenwart allerdings ist steter Veränderung ausgesetzt. So hat sich beispielsweise gerade der Lehrberuf in den vergangenen Jahren stark weiterentwickelt. Die Gegenwart, in der künftige Lehrpersonen ausgebildet werden, hat nicht dieselben Rahmenbedingungen wie die künftige Gegenwart, in der sie als Lehrpersonen tätig sein oder in der sie in einer möglichen Laufbahn als Dozierende an Hochschulen wiederum künftige Lehrpersonen ausbilden werden. Sowohl die Berufspraxis als auch die Wissenschaftspraxis entwickeln sich konstant weiter.
Das doppelte Kompetenzprofil orientiert sich an diesen beiden Referenzsystemen: Bildungswissenschaften einerseits und Berufsfeldbezug andererseits. Es umfasst sowohl eine wissenschaftliche Qualifikation als auch die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Berufsfeld. Der Begriff «doppeltes Kompetenzprofil» und die Anliegen im Kontext zu dessen Förderung scheinen ab 2017 gleich in mehreren von der Kammer PH verabschiedeten Dokumenten prominent auf. Das doppelte Kompetenzprofil knüpft so eng an die Anliegen zur Nachwuchsförderung an und ist damit den Dynamiken gesellschaftlicher Entwicklungen ausgesetzt.
Die Strategie der Kammer PH für die Periode 2021 bis 2024 strebt die Etablierung von Laufbahnen im Sinne des doppelten Kompetenzprofils an (7. Strategieziel), fordert also Bemühungen um «hochqualifizierten Nachwuchs für Lehre, Dienstleistungen, Forschung und Entwicklung». Es geht darum, diesen Nachwuchs nicht nur zu gewinnen, sondern auch «zu fördern und im Hochschulsystem zu halten». Die Zielsetzung zeigt klar auf, dass die Förderung und Qualifizierung des eigenen Nachwuchses eine Notwendigkeit für die Hochschulentwicklung darstellen.
Grundlage für diese dringliche Forderung ist der 2018 von der Kammer PH verabschiedete Bericht «Laufbahnen an Pädagogischen Hochschulen: Personalstrategische Leitlinien zur Nachwuchsförderung». Darin ist der Anspruch an ein erweitertes Kompetenzprofil des wissenschaftlichen Personals formuliert, also ein um beispielsweise hochschuldidaktische Kompetenzen erweitertes doppeltes Kompetenzprofil, als logische Folge der Vielseitigkeit der Aufgaben, die dem wissenschaftlichen Personal übertragen werden. Ein solches Profil ist individuell und aufgabenbezogen weiterzuentwickeln, damit dem Anspruch möglichst gezielt nachgekommen werden kann.
Die Bemühungen um den Nachwuchs im doppelten Kompetenzprofil wurden durch «Pilotprogramme zur Stärkung des doppelten Kompetenzprofils beim FH-und PH-Nachwuchs» (Programm P-11) inhaltlich und mit projektgebundenen Beiträgen auch finanziell unterstützt. Unter die Projekte der ersten Förderperiode (2017–2020) reiht sich das Projekt «Doppeltes Kompetenzprofil der Pädagogischen Hochschulen: Institutionelle und individuelle Anforderungen an den Berufsfeldbezug» ein, in dem in einem gemeinsamen Effort von neun Pädagogischen Hochschulen ein Angebot zur Nachwuchsförderung im Sinne einer Stärkung des Berufsfeldbezugs entwickelt wurde. Dieses Angebot wurde von einigen der im Folgenden porträtierten Personen absolviert. Im Projekt wurde das Verständnis des doppelten Kompetenzprofils weiterentwickelt. Die vorliegende Publikation leistet ihren Beitrag dazu. Der Herausgeberschaft, der Projektleitung und den Mitgliedern der Projektorganisation gebührt an dieser Stelle ein grosses Dankeschön für ihr Engagement.
Um zu verstehen, muss einem Einblick gewährt werden. Diese Einblicke in die Vielfalt an Persönlichkeiten an Pädagogischen Hochschulen und die Vielseitigkeit der ihnen übertragenen Aufgaben sowie die damit einhergehenden Bezüge zum Berufsfeld werden in der vorliegenden Publikation ermöglicht. Vielseitig bedeutet, dass diese Bezüge auch vielerorts hergestellt und gepflegt werden. In diesem Sinn wünsche ich Ihnen bei der folgenden Lektüre eine inspirierende Reise durch dieses Vielerorts!
Heinz Rhyn
Präsident Kammer Pädagogische Hochschulen von swissuniversities
Rektor der Pädagogischen Hochschule Zürich