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VORSPIEL

Gespräche unter Frauen oder die Mehrzahl der Bücher von Frauen für Frauen über Sexuelles oder Geschlechtliches, handeln vorzugsweise vom inhaltlich ungefährlichen Zyklusgeschehen, unseren Menstruationsbeschwerden, von Familienplanung (Kinderwunsch), Geburt, Rückbildung oder »Familienvermeidung« (Verhütungsmittel), womöglich von der Menopause, aber unfassbar unendlich viel seltener von Lust oder gar sexueller Unlust. Unsere erogenen Geschlechtsorgane werden von uns selbst eher ausgeblendet und nicht besprochen, im Sinne eines Wissens oder tieferen Bewusstseins darüber. Die Vermeidung ist unsere vermeintlich wahre Vorliebe – oder aber unsere »brave« angepasste Strategie.


Das große Problem dabei ist: Vermeidung unterbindet Konzentration. Lust und Konzentration hängen jedoch zusammen! Wenn ich mich nicht auf etwas konzentriere, dann nehme ich es weder wahr, noch kann ich es denken, geschweige denn tief empfinden. Auch Lust und Intelligenz, sprich die eigene Kenntnis über Lust und körperliche Zusammenhänge, sind eng verknüpft. Das heißt, auch Wissen bedingt Lust! Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß … Wenn also Menschen sexuell im Nebel stehen oder stehen gelassen werden, dann »sehen« sie nicht nur weniger, sie spüren auch weniger als sie könnten, und finden den Weg nicht (zu sich) selbst. Zu ihren individuellen Bedürfnissen. Wahrnehmung ist grundlegend. Ebenso Bewusstwerden und -sein. Guter Sex und sexuelle Erfüllung kommen nicht von ungefähr. Und die gängige Floskel Dumm fickt gut bildet meines Erachtens mehr ein altes Klischee und eine Entfremdung ab, als dass sie Wahrheit transportiert – flache Floskel eben.

Die Lust ist wie eine Ader im Körper. Sie ist da, pulsiert. Doch unseren Puls spüren wir nur, wenn wir bewusst nach ihm tasten, unser Herz hören wir nur, wenn wir uns darauf konzentrieren, womöglich die Hand auf den Brustkorb legen. Es ist aus meiner Sicht nicht verwunderlich, dass viele Frauen Orgasmusprobleme haben oder, womöglich als Konsequenz, wenig(er) sexuelles Verlangen. Dieser Sachverhalt kann selbstverständlich in sehr sehr vielem begründet liegen – mitunter auch in der eigenen nicht vorhandenen Konzentration, also einer (sozialisierten) Abnabelung des Sexuellen von uns selbst. Doch je mehr ich mich mit meiner sexuellen Ader beschäftige, desto mehr Lust bekomme ich vielleicht.

Lust macht erfinderisch. Dieses Buch gibt es auch deswegen, weil ich Lust dazu hatte. Ich hatte Lust, über Sex zu sinnieren und meine Gedanken zu bündeln, und zwar so verpackt, dass es womöglich jemand lesen möchte und nachvollziehen kann. Das Wort Lust wird vielfältig verwendet werden. Stellenweise geht es um die bloße körperliche Erregung, stellenweise um ganzheitliche Lust: Körper, Geist und Seele. Lust bezieht sich insofern gleichfalls auf die Sexualität im Ganzen. Sexualität ist Lebensenergie! Den gegenständlichen Hintergrund dieses Buches bildet also ganz energetisierend die weibliche Lust – und zwar ganz bewusst.

In dieses Buch, das ich als Aufklärungsbuch geschrieben habe, sind ergänzende Geschichten, erfundene Erzählungen und Gedichte eingestreut. Ich mache mir buchstäblich meinen eigenen Reim. Aus meinem Leben, meiner Erfahrung (ich bin 39), meinem Dunstkreis. Beschrieben durch meine persönliche Brille, stellenweise mit »spitzer« Feder. Dies hat nichts damit zu tun, dass ich exhibitionistisch veranlagt wäre, sondern diese Methodik ist meiner Überzeugung geschuldet, dass sich Phänomene auf kleinster Ebene auch im großen Zusammenhang immer wiederfinden und umgekehrt sich der große Zusammenhang auch immer auf kleinster, privater Ebene offenbart. Wie Menschen einen Gegenstand, hier Sexualität, im persönlichen, privaten Alltag behandeln oder ihm begegnen, ihn leben, sagt immer etwas über größere Zusammenhänge aus. Mikroebene meets Makroebene. Wer dieses Buch liest, befindet sich, wenn man so will, stellenweise in meiner mikroskopischen Gegenwart. Und ich möchte es dir offenhalten, dich selbst womöglich in dieser Gegenwart wiederzufinden oder dich zu spüren, nicht zwingend ganz und gar, aber vielleicht punktuell, indem ich auch erzähle und nicht nur sachlich, anatomisch-zusammenhängend beschreibe. Wer ein Sachbuch schreibt, braucht Entertainment-Qualitäten … Sonst liest es kein Mensch zu Ende, das sachliche Buch!

Das Erzählte, hier wahre Geschichten oder erfundene Texteinschübe, ist unter anderem durch andere Schriftarten gekennzeichnet. Es handelt sich um Geschichten, die entweder von mir eins zu eins erlebt wurden oder die mir von Menschen erzählt wurden. Dieses Buch ist auch eine Collage. Ohne Kleber, aber dennoch mit Fetzen und Schnipseln, Ausschnitten aus dem Leben. Außerdem behandle ich wissenschaftliche Quellen, meine eigenen Erzählungen, Recherchen aus dem Internet sowie Literatur gleichfalls als Realitätsbezüge – ohne Anspruch auf Wahrheit oder allgemeingültige Verifizierung. Ich habe nicht das Ziel, ein wissenschaftliches Buch zu liefern, denn ich bin keine Wissenschaftlerin. Sondern ich schreibe ein Buch, das schlicht dem gesunden Menschenverstand folgt und meinen persönlichen Blickwinkel, Teile meiner Wirklichkeit abbildet. Nicht die Objektivität ist mein oberstes Prinzip, sondern die Subjektivität im Sinne einer individuellen Reflexion. Davon ausgehend ist das (dialektische) Weiter- oder Umdenken, das Entgegensetzen, Hinterfragen und Forschen dann deine eigene Sache.

Nicht wundern! Dies ist ein Buch mit # – und zwar außerhalb von Twitter und Co. Keineswegs, weil ich auf den aktuellen analogen (# auf T-Shirts) oder digitalen Hashtag-Wahn besonders abfahre beziehungsweise besagtes »Rauten« in seiner inflationären Praxis sehr geistreich finde – ganz im Gegenteil! Vielmehr möchte ich das trendige Vorzeichen als stilistisches Mittel aufgreifen und (literarisch) sinnvoll einsetzen. Als unvermittelte weitere Textebene. Die Stimme aus dem Off, eingebettet in Zusammenhang. #hauptsache_gehashtagt

Ich bin heterosexuell. Deswegen beschreibe ich durch meine heterosexuelle Brille. Nichtsdestotrotz ist dies kein Buch für ausschließlich heterosexuelle Frauen! Es ist ein Buch für alle Menschen, die es interessiert. An einigen Stellen geht es konkret um den besagten Hetero-Blickwinkel. Nicht weil ich jemanden übergehen will oder weil ich denke, dies sei der heilige, wichtigste Fokus, sondern weil ich der Meinung bin, es lohnt sich. Political Correctness wird heute großgeschrieben. Wir müssen gefühlt alles und jeden Menschen, jede Minderheit miteinbeziehen, um an so mancher Stelle überhaupt noch ernst genommen zu werden. Da ich aber glücklicherweise nicht um Wählerstimmen buhle und weil ich eben hetero bin – bis jetzt –, nehme ich es mir heraus, hauptsächlich von dieser Warte aus zu schreiben. Zudem habe ich das leise Gefühl, dass gerade die Heterofrauenwelt punktuell etwas Bewusstseinserweiterung nötig hat. #these Wer möglichst breit behandelt und berücksichtigt, kann nicht unbedingt ins Detail gehen. Ich bin der Auffassung, dass das höchste Wahrheitspotenzial nicht in der möglichst großen (politisch korrekten) Bandbreite liegt, sondern mitunter im kleinen, spezifischen Detail, auf Mikroebene. #heterobrille Sexualität ist zu individuell, um sie allgemeingültig und möglichst breit zu behandeln. Das Transferdenken, das Anwenden auf andere, deine Zusammenhänge oder das Einnehmen bestimmter weiterer Blickwinkel, überlasse ich dir. Das ist dann dein Job. Ganz füchsisch. Apropos

»füchsisch« …

Die Füchsin gilt in der Fabel als ein schlaues Geschöpf mit Weitblick, das sehr genau weiß, was es tut. Kluge Frauen sind toll und wichtig, gerade auch im Zusammenhang mit Sexualität. Eine Frau, die weiß, wer sie ist und was sie möchte, was ihr guttut und gefällt, kann das sagen und vermitteln. Eine Frau, die dies nicht weiß, die unsicher ist oder der es womöglich peinlich ist, etwas von sich zu zeigen, wird im weitesten Sinne übergangen oder sogar unterdrückt. Nicht zwingend, weil man sie unterdrücken möchte (auch dies ist hingegen nie ausgeschlossen!), sondern weil keine andere Person wissen kann, was sie braucht. Jeder Mensch muss selbst herausfinden, was er braucht. Wenn du nicht weißt, was du brauchst und was dir guttut oder es nicht zulässt, weil es dich allzu verlegen macht, so unterdrückst du vielleicht einen wichtigen Teil von dir selbst, der dich letztlich sogar ausmacht und für den du auch geliebt wirst.


Sexualität und Körperlichkeit sind sehr sensible Bereiche, weil wir uns in diesem Zusammenhang auch nackt begegnen und uns dies unter Umständen schnell mit Scham erfüllt. Auch unsere Seele kann sich nackt fühlen, wenn wir beispielsweise ohne Kleidung sind und uns ansehen oder angesehen und berührt werden. Dass uns Nacktheit unangenehm sein kann, hängt mit vielen kulturgeschichtlichen Dingen zusammen. Ebenso mit unserer Erziehung und Sozialisation. Wir tragen Kleidung und bedecken unsere Körper; es gibt Schönheitsideale, die uns vermitteln wollen, wie wir aussehen sollen; es gibt gesellschaftliche oder moralische Verhaltensregeln im Zusammenhang mit Sexualität; es gibt Religionen mit ihren eigenen Traditionen und so weiter. Die Welt ist voll von Idealen. Die Medien sind voll von Idealen. Unsere Köpfe sind voll von Idealen. Das kann einen schon verunsichern, hemmen, sogar lähmen, wenn nicht unglücklich machen: Bin ich schön genug? Bin ich normal?

Dieses Buch möchte sich mit dir gemeinsam auf eine Erkundungsreise zu dir selbst begeben. Es geht dabei um handfeste, nackte Fakten, um Bewegung zu dir und in dir, um Entdeckerinnenlust: Lust ist etwas Wundervolles – sie zeigt dir deine Bedürfnisse! #eine_füchsin_wird_nicht_als_füchsin_geboren

Ich kenne niemanden, der auf Anhieb, ohne Übung oder gar Mut und Lust darauf Fahrradfahren kann. Jeder Mensch muss es lernen und auch üben oder trainieren, bevor es gelingt und sogar Spaß macht. So ähnlich ist es mit der Sexualität: Wir alle lernen Sexualität und, im Unterschied zum Fahrradfahren, sogar unser Leben lang. Unser individuelles Begehren ist offen und veränderlich, denn letztlich gilt: Der Weg … ist das Ziel! #prozess

Sexualität wird in dieser Gesellschaft zwar gelebt und mittlerweile, wenn auch oberflächlich, besprochen oder thematisiert: In der TV-Werbung heben jauchzende Frauen durch Vibratoren ab über die Wolken, es wird offen, fast lässig Sexspielzeug für Homo- und Hetero-Paare beworben, Kinofilme wie 50 Shades of Grey toppen Besucherrekorde. Wir haben die BRAVO gelesen, wissen grob oder fein Bescheid über Safer Sex und so weiter. Nackt oder halbnackt ist allgegenwärtig: in TV-Werbung, an Litfaßsäulen, in Zeitschriften oder im World Wide Web.

Aber! #achtung_jetzt_kommt’s!

Obwohl die Menschen Sex haben, die Illusion von Sex überall sehen können und darüber so einiges hören, denken und reden, also obwohl Sex scheinbar kein grundsätzliches Tabu mehr ist, wissen viele noch immer recht wenig darüber: Sex wird zu wenig sinnvoll – nämlich bewusstseinserweiternd – thematisiert und besprochen. #50_shades_of_null-ahnung Genau das soll in diesem Buch anders sein. Dieses Buch ist ein Sachbuch. Es geht um Wissen, Fakten und Tatsächliches – unter anderem. #schweinkram Ich denke vor allem an ein Wissen über die eigene Sexualität vor dem Hintergrund eines besseren Körperbewusstseins. Ein (Er-) Kennen des eigenen Körpers sowie der eigenen Bedürfnisse und sexuellen (Lebens-)Energien eröffnet Welten. Sexuelles Bewusstsein, erfüllender Sex und Konzentration haben in diesem Sinne sehr viel miteinander zu tun. Das Buch richtet sich an Frauen und ihre Lustwelten, an alle diejenigen, die etwas über sich oder darüber lernen möchten, die nackte Fakten brauchen oder wollen. Es richtet sich an ausgesprochene Körper-Füchsinnen oder diejenigen, die es werden möchten, und an all jene Füchsinnen, die die Welt hinterfragen. Sexuelle Selbstbestimmung und Erfüllung sind exklusiver, als du denkst, denn sie kommen nie von ungefähr, und eine Füchsin wird nicht als Füchsin geboren.

Lustbewusst

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