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IV. Sozialtechniken von Sexdienstleisterinnen

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Prostitution ist ein harter aber auch schöner Beruf, bei dem sexuelle Dienstleistung gegen ein Entgelt erbracht wird. Dabei wünschen sich die meisten der Kunden für Ihr Geld wenigstens ein Hauch von echter Zuneigung und wahrer Leidenschaft.

Illusion und Leidenschaft

Die Kunst einer professionellen Prostituierten liegt vor allem darin, eine Illusion zu verschaffen und den Widerspruch zu verbergen, den das Prostitutionsgeschehen mit sich bringt.

Dies schafft sie (eigentlich) gut, wenn sie bestimmt Kriterien beachtet.

- die emotionale Unabhängigkeit nicht verliert, um die Belastungen durch die Sexarbeit so gering wie möglich zu halten,

- zwei Ergebnisse gleichzeitig erzielt, dem Kunden neben der sexuellen Befriedigung ein erotisches Erlebnis zu verschaffen.

- gesundheitsschädigenden Aktivitäten vermeidet,

- regelmäßige Gesundheitskontrollen und

- eine Krankenversicherung und Altersvorsorge abschließt,

- ihre soziale Zukunft absichert.

Eine professionelle Prostituierte kann den Kunden durch Einfühlungsvermögen und erotische Fertigkeiten die Illusion einer persönlichen Beziehung schaffen. Sie kann dem Gast wahre Zuneigung vermitteln, ohne dabei ihre eigene Autonomie aufzugeben.

Dann liegt es an ihr und den Gründen, die sie zur Ausübung dieses Berufs geführt haben, ob sie den Spagat zwischen Wahrheit und Illusion schafft.

Beruf und Privatleben

Um sich als Sexarbeiterin nicht zu sehr vereinnahmen zu lassen und immer wieder Abstand zu halten, sollte man Beruf und Privatleben strikt trennen. Auch der Freundeskreis sollte nur aus dem privaten Umfeld stammen. Nur so kann eine Prostituierte den nötigen Abstand zu ihren Kunden halten.

Nicht jeder Mensch möchte die Arbeit mit nach Hause nehmen. Deshalb ist auch in diesem Beruf diese Trennung lebensnotwendig, um die negativen Nebeneffekte, die der Arbeitsort mit sich bringen könnte, zu vermeiden. Dem Gast ist grundsätzlich der private Name, die private Anschrift sowie die familiären Verhältnisse der Sexarbeiterin vorzuenthalten.

Im Privatleben ist die Sexarbeiterin eine Privatperson mit einer evtl. Familie und den notwendigen Erholungsmöglichkeiten. Dieses Privatleben sollte jeder Kunde und Betreiber respektieren.

Grenzen der Intimität

In keinem anderen Beruf ist der soziale und physische Kundenkontakt so nah, wie zwischen einer Prostituierten und ihrem Kunden. Um die Sexarbeit über längere Zeit hinweg ausüben zu können, muss sie sich ihre emotionale Unabhängigkeit dem Kunden gegenüber erhalten. Dabei helfen klare Grenzen in ihrer Intimsphäre, ein selbstbewusstes Auftreten dem Kunden gegenüber und das Einhalten von Absprachen. Dazu gehört nie ohne Kondom zu arbeiten und wie schon erwähnt, keine privaten Details an den Kunden weiterzugeben.

Sex und Gefühlswelt

Ob eine Prostituierte mehr Gefühle oder Küsse anbietet ist ihre eigene Entscheidung. Diese einstigen Tabus sind in den letzten Jahren fast verschwunden und einem individuellen Service gewichen.

So kann es hilfreich sein, seine persönlichen Tabuzonen, die dem Lebensgefährten oder Ehemann vorbehalten sind, selbst festzulegen, die auch vom Gast zu respektieren sind.

Doch diese Tabubereiche haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. War es noch vor 10-15 Jahren unüblich den Gast zu küssen, oder das er überhaupt in die Nähe von Hals, Gesicht oder Mund gelangte, so entscheidet heute die Sexdienstleisterin, wieweit sie etwas zulässt.

Trotzdem können Tabuzonen helfen, sich eine emotionale Unabhängigkeit zu schaffen und sich nicht zu weit von den gesellschaftlichen Moralvorstellungen zu entfernen.

Einzige Ausnahme ist die Kondompflicht beim Geschlechtsverkehr. Auch beim Oralverkehr gibt es keinen Widerspruch, da sie ab Juli 2017 definitiv dabei Kondome benutzen muss.

Sexpraktiken

Da dieses Thema sehr Umfangreich und individuell ist, kann ich hier nur einige Grundgedanken anschneiden.

Dabei geht es um typische Sexhandlungen und Befriedungsfertigkeiten. Nicht jede/r prostitutionswillige Person kann dabei auf ihre eigenen Erfahrungen zurückgreifen. Selten stammt das Können und Wissen aus eigenem Erleben, sondern ist meist nur angelesenes. Aber ist man neugierig und sexuell aufgeschlossen und hat keine Berührungsängste, dann sollte es auch keine Probleme bereiten, bekannte Fertigkeiten auszubauen und sich neue Fähigkeiten anzueignen.

Trotzdem hat fast jeder Mensch bekannte und unbekannte Sexpraktiken, die für ihn Tabu sind. Diese sollten in jedem Fall berücksichtigt werden, damit der Beruf auch ein Erlebnis für die/den Dienstleister/in wird.

Ich empfehle deshalb, sich vorher folgende Fragen zu stellen und ehrlich zu beantworten:

Kann ich eignen Sexpraktiken/Vorlieben spezifizieren?

Habe ich eigene sexuelle Vorlieben/Bedürfnisse?

Welche Befriedigungsfertigkeiten besitze ich?

Welche Kenntnisse habe ich zu den sexuelle Vorlieben/Bedürfnisse des Mannes/der Frau?

Welche sexuellen Handlungen lasse ich zu?

Habe ich eigene sexuelle Tabus?

Überprüfung den Grad der Freiwilligkeit/Akzeptanz.

Eigenes Preis-/Leistungsverhältnis überprüfen.

Eine detaillierte Analyse der sexuellen Vorlieben und den damit angebotenen Service kann nur in einem persönlichen Gespräch herausgefunden werden.

Hier geht es ausnahmsweise nicht nur um die Befriedigung der Kunden, sondern auch um die eigene sexuelle Lust und Zufriedenheit der Prostituierten. Dies erreicht sie aber nur, wenn sie sich selbst hinterfragt, ob sie diese oder jene sexuelle Handlung mag oder doch ablehnt.

Sicherlich kann es auch sein, dass sich mit der Zeit ihren sexuellen Vorlieben verändern oder auch erweitern. So wie es auch im privaten Leben stattfindet, wenn sie dazu den richtigen Partner hat oder die richtigen Partner findet. Da dies aber meist nicht immer so ist, hat sie in diesem Beruf die Möglichkeit, ihren sexuellen Horizont zu erweitern und dabei noch unermesslich viele Erfahrungen sammeln zu können, um diese dann wieder gewinnbringend anzuwenden.

Ein zufriedener Kunde

Das Trennen von Sex und Gefühlswelt ist ein wichtiges Thema in dieser Branche. Der Kunde darf gern über seine Probleme oder sein Privatleben sprechen, wenn er es möchte. Diese Informationen über den Kunden sollten immer von der Prostituierten diskret und seriös behandelt werden.

Damit der Kunde trotz der Trennung von Sex und Gefühlsleben den Eindruck gewinnt, dass die Prostituierte sich ihm voll und ganz widmet, setzt sie geschickt ihre erotischen Fertig- und Fähigkeiten sowie Reize ein. Sie erfüllt durch ihre Aktivitäten den Wunsch des Kunden nach Nähe.

Für eine Sexarbeiterin ist es in dem Moment eine Dienstleistung, verbunden mit einer körperlichen Tätigkeit, die ihre ganze Aufmerksamkeit erfordert. Dem Kunden gegen Entgelt seine Wünsche zu erfüllen, soweit diese innerhalb der geltenden Gesetze und ihrer eigenen gesetzten Grenzen liegen.

Dabei ist aber der Aufbau eines freundschaftlichen Verhältnisses schon im Interesse beider Partner und nicht aus den Augen zu verlieren, denn Wiederholungsgäste können evtl. zu Stammgästen werden.

Die meisten Kunden kommen nicht nur wegen der sexuellen Befriedigung, sie möchten auch unterhalten werden und eventuell sogar eine Fantasie oder einen Wunsch erfüllt bekommen.

Eine Sexarbeiterin sollte im Rahmen ihrer Befindlichkeiten aufgeschlossen und experimentierfreudig sein, um dem Gast ein gelungenes Erlebnis zu bereiten. Auch Spontanität und Fantasie kann eine ungewöhnliche oder schwierige Situation entkrampfen. Dies erreicht sie mit kleinen Gesten und Komplimenten, einer netten Unterhaltung, um eine erotische Atmosphäre zu schaffen.

Jede Prostituierte ist letztendlich immer auch eine Therapeutin. Der Kunde erwartet in erster Linie eine sexuelle Dienstleistung verbunden mit Verständnis und Einfühlungsvermögen. Er erwartet Aufmerksamkeit, die er in seinem Alltag bei anderen Menschen vermisst.

Eine professionelle Prostituierte vereint (meist) in sich eine Psychologin, Physiotherapeutin, Sexualberaterin, Eheberaterin, Berufsberaterin u.v.m.

Eine unzufriedene Sexarbeiterin

Manche Sexarbeiterin schafft es nicht, ihre emotionale Unabhängigkeit ihren Kunden gegenüber aufrecht zu erhalten. Den nötigen Abstand gewinnt sie dann meist durch negative Äußerungen über ihre Kunden wieder. Dadurch wird sie ihren Ärger über das unangemessene Verhalten mancher Kunden los und distanziert sich gleichzeitig von ihnen. Für die meisten Sexarbeiterinnen ist aber ihre emotionale Autonomie notwendig, um ein Privatleben zu führen, das nicht von ihrem Berufsalltag bestimmt wird.

Eine offene und kollegiale Gesprächsrunde unter gleichgesinnten Sexarbeiterinnen kann in dem Moment eine gute Alternative sein, um unliebsame Dinge oder Situationen anzusprechen und zu klären. Dabei sollte man sich nicht scheuen, eine erfahrene Kollegin um ihre Meinung und Rat zu bitten. Solche Gespräche können sehr Hilf- und Aufschlussreich für alle Beteiligten sein. Sie beseitigen das ungute Gefühl und machen den Kopf frei, um sich wieder neuen Gästen widmen zu können.

Freiwilligkeit oder Zwang

Freiwilligkeit

Eine professionelle Sexarbeiterin, die sich freiwillig für diese Tätigkeit entschieden hat, wird diesem Job anders ausüben und sich darin auch anders verhalten.

Für sie kann es eine Bereicherung der Lebensqualität oder des Lebensgefühls sein, ein Tanken von Lebensenergie und Lebensfreude.

Hier widerspreche ich den sehr oft in den Medien so zahlreich befragten und zitierten Prostituierten. Es sind zum Teil Halbwahrheiten, Interpretationen und zu dem Thema „Milieu und Prostituierte“ darf man keine andere Meinung haben.

Was nicht sein kann, nicht sein darf!

Zwangsprostitution

Nur eine Frau, die wegen finanzieller Probleme (z. B. Schulden) persönlicher Bequemlichkeit oder durch Fremdbestimmung sich für diese Tätigkeit entscheidet, läuft Gefahr irgendwann psychisch oder physisch daran zu zerbrechen.

Prostitution professionell

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