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1995-10: „Philadelphia Weekly“, Journalistin/Redakteurin (Veranstaltungskalender), Philadelphia

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1995-10-09, MO: Philadelphia, 5 DIN-A-5-Seiten{...} Ich arbeite jetzt. Ja, ich habe es geschafft. In dem Café, wo ich das letzte Mal schrieb. Ich arbeite dort seit zwei Wochen am Donnerstag. $5.25 {die Stunde} ist nicht viel, aber es hilft; und ich habe Arbeit, das heißt, ’was zu tun. Ich fange früh an, manchmal um 7, oft um 8 Uhr.

Michael scheut sich, mir Bargeld zu geben. Er denkt, wenn er das tut, {dann} haue ich ab. Ist ’was Wahres dran.

Ich bin so froh, dass ich selbst arbeite und mich aus eigener Kraft – so weit ich kann – aus dem Schlamassel ziehe. Außerdem bin ich bei „Philadelphia Weekly“, schreibe „Listings“, nichts Besonderes, aber ich habe die Möglichkeit, als Reporterin zu arbeiten.

Anyway, in zwei Wochen {läuft} meine Arbeitserlaubnis {ab}. Was mache ich danach? Illegal? Oder gar nicht?

Mein Magen ist immer wieder schlecht. Irgendwas schlägt mir immer wieder auf den Magen. {...}

Michael passt es wieder nicht, dass ich schreibe. Und ich schreibe {hier} so selten. {...}

Mein Magen sagt mir, wenn mich etwas bedrückt. Ich will mein Leben leben: frei und ungezwungen. {...}

Wendepunkte: {...} Als ich an der Uni erfuhr, dass die volle Ausbildung mindestens vier Jahre dauert, wurde für mich klar, dass ich mich auf vier Jahre hier nicht festlegen will. Ich werde hier nicht studieren. {...}

P.S. Es gäbe so viel zu schreiben...

1995-10-30, MO: Philadelphia, 5 DIN-A-5-SeitenIch habe schon lange nicht mehr geschrieben. Das zeigt, dass ich schon lange nicht mehr meiner selbst war. {...}

Ich habe keine Basis, von der aus ich mich entwickle. Ich meine: ich komme nicht weiter. Keine Ausbildung, kein Wachstum. Ich stecke fest und roste dabei. Ich nehme den Verlobungsring ab. Gestern sagte ich Michael zum ersten Mal, dass es mich deprimiert, wenn er alles bestimmt. {...} Ich will meine {Selbstbestimmung} zurückhaben. {...} Was ist wichtig für mich? {...} Ich komme kein Stück weiter. Ich hänge im Morast. {...}

Ich sprach mit Jim von der „Philadelphia Weekly“. Wir gingen zusammen die Pine Street runter auf dem Weg nach Hause. Ich merkte, wie eingeschüchtert ich bin. Ich kam dennoch aus mir heraus und würde mich gern wieder mit ihm unterhalten {...} – ein Freund. {...}

Insgesamt werde ich circa $1000 {im Café} verdient haben. Hungerlohn! So bleiben mir $2400 Schulden. Michael gibt mir kein Bargeld. Ich denke an den Ring... Der ist $3000 Wert. Mom war entsetzt, als sie von der Idee hörte. Erst mal nur eine Idee. {...}

Wo bin ich glücklich? {...}

Morgen kündige ich erst mal meinen Job bei Capriccio. Ich habe genug davon. Und dann konzentriere ich mich auf die Arbeit bei der „Philadelphia Weekly“. {...}

1995-11-01, MI: Philadelphia (Warwick-Hotel), 10 DIN-A-5-Seiten{...} Nach der Arbeit ging ich erschöpft nach Hause und legte mich hin, las und schlief, bis Michaels Anruf mich weckte. {...} Ich arbeitete heute bei Capriccio, sagte bei „Philadelphia Weekly“ ab.

Und ich besorgte endlich den Traveler Check für die Haspa und schickte den {via} FedEx ab. $500. Und nächste Woche schicke ich $300. Wenn die Versicherung zahlt, bleiben mir 2000 Mark Schulden. Arbeite ich bis zum letztmöglichen Abflug, verdiene ich $650. Somit bleiben mir 1350 Mark Schulden bei der Haspa, 350 Mark beim BaföG-Amt und 330 Mark bei Mangal. {...}

Arbeiten ohne Erlaubnis ist auch riskant. {Eine Reise nach} Kanada soll mir ein neues Visum {ermöglichen}. Hoffentlich geht das gut. Was kann noch schiefgehen? Hoffentlich fliegt meine illegale Arbeit nicht auf!

1995-11-14, DO: Philadelphia, 5 DIN-A-5-SeitenIch habe gerade die Bücher von Peter Jenkins gesehen. Er hat so viele geschrieben, ist so viel gereist. Das will ich auch. – Und ich sah den „stern“. Das gibt mir Heimweh. {...}

Und ich möchte lieber auf eigenen Beinen stehen. {...} Ich will mich frei entfalten. Ich fühle mich geblockt. {...}

Ich verschiebe meinen Flug {zurück nach Deutschland}. Wir fahren nach Kanada für ein neues Visum. {...}

Ich mache mir Sorgen wegen der Ausbildung. {…} Ich bin ungeduldig, und weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Was kann ich in Deutschland erreichen? Folge dem Herzen. Sei selbständig! Was tun?

1995-11-20, MO: Philadelphia, ½ DIN-A-5-Seite{Nix über Arbeit}

1995-11-21, DI: Connecticut (in einem Diner), 7½ DIN-A-5-Seiten{...} Es gibt viel zu schreiben. {...} Michael hat sein Vorstellungsgespräch und {...} so habe ich nun Zeit zum Schreiben. {...}

Wir haben für die Reise {nach Kanada} mehr als $400 aus. Und Michael sitzt finanziell in der Klemme. Bis Montag muss er $5000 {für seine Angelegenheiten} zusammenkriegen. {...} In letzter Minute sind wir nach Kanada geflogen. Visamäßig hat alles gut geklappt. {...}

Ich sprach mit Shena.9 Sie hat das Gefühl, mit Michael bin ich nicht glücklich. Er unterdrückt mich zu sehr.

Jetzt haben die hier im Diner den Fernseher angestellt. Das macht es mir schwerer, endlich mal zu schreiben. Bricht meine Konzentration. {...}

So, was tun? Ich gehe {...} im Dezember zurück nach Deutschland. Bis dahin arbeite ich bei der Zeitung – und vielleicht als Babysitter. {...}

1995-11-25, SA: Upstate New York (bei Fred10), 13 DIN-A-5-Seiten{...} Ich wollte erhobenen Hauptes die Beziehung verlassen. Ich kann ihm nicht geben, was er will. Das Geldproblem ist nicht tangierend. Ich brauche keinen reichen Mann, vor allem wenn diese Streits der Preis dafür sind. {...} Mein Magen is a mess, und ich muss erst mal wieder zu mir selbst finden. {...} Ich will mich erholen, zu mir selbst finden und ein friedliches Leben führen, in dem ich meinen Weg bestimmen kann. {...}

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