Читать книгу Das Mädchen und der Krieg - Sönke C. Weiss - Страница 7
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ОглавлениеAmfrühen Morgen des 12. Dezember 1996 weiß Hope noch nicht, dass sich ihr Leben in nur siebzehn Stunden für immer verändern wird.
Für Hope beginnt dieser Tag bei Sonnenaufgang. Wie jeden Morgen steht sie gegen fünf Uhr auf. Hope hat in den einzigen Kleidungsstücken geschlafen, die sie besitzt: ihrer Schuluniform. Ein brauner Rock. Eine weiße Bluse. Weiße Kniestrümpfe.
Hope hofft, dass dieser Tag, ein Donnerstag, ein guter Tag werden wird.
Hope rollt die Strohmatte, die als Bett dient, zusammen, klopft den Staub ab und legt sie wieder auf den Boden. Sie zieht sich die abgetragenen schwarzen Halbschuhe aus billigem Plastik an und blickt auf eine rote Rose, die sie mit Kreide an die Wand neben der Schlafstätte gezeichnet hat. So, dass sie die Blume vorm Einschlafen immer gut sehen kann.
Ich liebe diese Rose, denkt Hope.
Die Blume erinnert sie an die Geschichte von der Rose und dem Schmetterling. Es ist Hopes Lieblingsgeschichte, die sie aus der Schule kennt.
Unter der Rose liegt ein kleiner Stoffbeutel. Darin bewahrt Hope ihre Ersparnisse auf. Es sind nur wenige Schillinge. Aber Hope hofft, dass es am Ende des Tages mehr sein werden.
Hope öffnet die Holztür, die kika, die aus Ästen zusammengebunden ist, und geht hinaus. Ihre vier Schwestern, mit denen sich Hope die Hütte teilt, schlafen noch. Draußen ist es warmund still. Es ist Trockenzeit im Norden Ugandas.
Hope streckt sich, gähnt laut und bewundert den Mangobaum, der zwischen den vier Lehmhütten der Familie steht: eine für die Mädchen, eine für die Jungen, eine für die Eltern und eine für die Großeltern.
Die Früchte des Baumes sind fast reif. Hope freut sich auf den Geschmack der Mangos, die sie bald ernten darf. Süß werden sie schmecken. Der Saft der Mangos wird ihre Finger verkleben und das Fleisch der Früchte wird sich zwischen ihren Zähnen verfangen.
Wunderbar, denkt Hope und rennt flink zu dem Brunnen, der sich zum Glück nur wenige Meter von den Hütten der Familie befindet.
Hope spritzt sich ein wenig Wasser ins Gesicht, füllt den Eimer und trägt ihn zurück zu den Hütten, damit sich die anderen daraus waschen können, wenn sie aufstehen.
"Ich gehe zum Markt", ruft Hope anschließend den noch schlafenden Eltern zu.
"Viel Glück", ruft ihr Vater aus seiner Hütte. "Danke", antwortet Hope und lacht.
Die Straße zum Markt in Ayam ist sicher, sagen die Leute. Hopes Eltern brauchen sich demnach keine Sorgen um ihre Tochter zu machen. Außerdem hat sie ihren Eltern am Abend zuvor gesagt, was sie heute geplant hat. Hopes Vater ist damit einverstanden gewesen.
"Du bist zwar unser zweitältestes Kind und ein Mädchen, aber immer die Erste und Beste", sagt der Vater oft. "Voller Energie und Leben. Es ist ein Segen, dich zu haben." Hope wird sehr verlegen, wenn ihr Vater sie lobt. Wie zwölfjährige Mädchen halt so sind.
Hope hebt eine blaue Plastikschale mit noch grünen Tomaten vom Boden neben ihrer Hütte auf, um diese auf dem Markt zu verkaufen. Hope träumt von einem weißen Kleid, das sie sich amliebsten schon dieses Jahr zu Weihnachten kaufen möchte, um schön auszusehen im Kirchenchor, in demsie jeden Sonntag singt.
Nicht immer nur diese Sachen hier anhaben, nein, denkt Hope, endlich einmal etwas Schönes tragen und wie eine echte Prinzessin aussehen.
Die Eltern können Hope diesen Wunsch nicht erfüllen. Die Schuluniform, obwohl gebraucht gekauft, ist bereits teuer genug für sie gewesen. Mehr ist beimbesten Willen nicht zu machen. Für die braunen Lederstiefel, die eigentlich zu der Uniformgehören und die auch gegen Schlangenbisse schützen sollen, hat es schon nicht mehr gereicht. Deshalb trägt Hope nur Plastikschuhe, und auch die fallen schon fast auseinander. Oft läuft Hope nur barfuß.
Hope geht es gut an diesemfriedlichen Morgen im Dezember. Die Sonne scheint. Seit neun Tagen sind Ferien. Knapp zwei Monate schulfrei liegen noch vor ihr. Weder Hopes Mutter noch ihr Vater haben ihr heute Aufgaben gegeben. Hope muss nicht putzen, Holzkohle heranschleppen, auf den Feldern arbeiten oder die Hühner füttern. Dieser Tag gehört Hope. Das ist etwas Besonderes. Hope weiß das zu schätzen. Sie freut sich.
Schnellen Schrittes geht Hope die sechs Kilometer bis zum Markt. Vorbei an den Nachbarhütten, aus denen der Qualm der Feuerstätten in den Himmel zieht. Ab und zu prescht ein hupender, mit Menschen und Tieren völlig überfüllter Bus an Hope vorbei, meist aber sind es nur Fahrräder, boda-boda-Taxis, denen Hope auf der mit Schlaglöchern verzierten Straße immer wieder Platz machen muss.
"Hey, du hübsches Ding, pass doch auf", rufen ihr die jungen Burschen auf den Fahrrädern zu und grinsen dabei frech.
Hope ist schön gewachsen, schlank und groß. Ihre Haare sind kurz und gepflegt, die Zähne schneeweiß und eben. Es ist kein Wunder, dass sich die Jungen nach ihr umgucken.
Hope beachtet die Jungen auf ihren Fahrrädern aber nicht. Das Mädchen ist zu sehr damit beschäftigt, die Schale mit den Tomaten in seinen Händen zu balancieren, damit diese nicht hinauskullern.
Als Hope schließlich den Markt erreicht hat, herrscht dort schon ein reges Treiben. Frauen verkaufen getrockneten Fisch, Tomaten, Ananas, Mehl und Maniokwurzeln. Männer bieten Plastikschüsseln, Stoffe, Taschen, Schuhe, Hosen und allerlei Werkzeuge an. Es duftet nach Kräutern und Gewürzen, nach gebratenem Huhn, Knoblauch und Zwiebeln.
Hope sucht sich einen Platz am Rande des Marktes und setzt sich auf den Boden. Sie stellt die Schüssel vor sich auf den Boden und wartet auf Kunden.
Ab und zu stoppt jemand, blickt auf das unreife Gemüse und geht weiter. Einige Frauen schütteln den Kopf und blicken mitleidig auf Hope, die ihnen aber immer wieder ein Lächeln schenkt.
"Guten Morgen", sagt Hope, "auch meine Tomaten werden bald rot." Die Marktbesucher antworten mit einem Brummeln, wenn überhaupt.
Davon lässt sich Hope aber nicht entmutigen. Das weiße Kleid ist ihr Ziel. Dafür lohnt es sich, zu Fremden freundlich zu sein.
Die Komplimente, die Hopes Vater ihr immer wieder macht, machen sie zwar oft verlegen, dennoch weiß Hope schon früh, wie sie entschlossen, wenngleich freundlich wirken kann. In der Schule zum Beispiel. Oder im Gottesdienst. Für ihr Alter wirkt Hope schon sehr erwachsen.
Doch als es Nachmittag wird und sich die Sonne langsam zu senken beginnt, sitzt Hope noch immer mit der gefüllten Schale Tomaten auf der Straße vor dem Markt. Sie hat keine einzige verkauft und der Markttag nähert sich dem Ende.
Es ist bestimmt schon spät, denkt Hope.
Vor Einbruch der Dunkelheit muss sie zu Hause sein. So lautet die Abmachung mit dem Vater.
Hopes Magen knurrt, sie hat Durst. Doch für Wasser oder gar eine leckere Portion Hühnchen hat sie kein Geld.
Hope isst nur einmal am Tag, wenn überhaupt. Ihre Familie ist sehr arm. Der Vater, ein Tischler, findet kaum Arbeit. Trotzdem muss er sich, seine Frau, die zehn Kinder und die Großeltern ernähren. Es ist ein hartes Leben im Norden Ugandas, wo seit fast zehn Jahren Krieg herrscht. Hope weiß das und versucht ihrer Familie, wann immer sie kann zu helfen. Oft geht Hope nicht in die Schule. Stattdessen arbeitet sie auf den Feldern für ein paar Schillinge am Tag, was ihr Vater im Innersten missbilligt, aber hinnehmen muss, weil er keine andere Wahl hat.
"Du bist die Klügste in der Familie. Du musst weiter in die Schule gehen, studieren, damit wir eines Tages alle etwas davon haben. Es reicht, wenn du uns manchmal an den Nachmittagen, an den Wochenenden und in den Ferien hilfst", sagt Hopes Vater, ein sanfter, ruhiger Mann, immer wieder. Und Hopes Mutter, ein wenig mollig um die Hüften, aber immer noch sehr schön, fügt gewöhnlich liebevoll hinzu: "Hör auf deinen Vater. Er meint es gut mit dir. Schone dich."
Nur Hope und ihr älterer Bruder können die Schule besuchen. Für die anderen Kinder hat die Familie kein Schulgeld übrig. Außerdem, was der Vater aber selten sagt, um seine Familie nicht zu verunsichern, fürchtet er um das Leben seiner Tochter, wenn diese zu weit weg von den Hütten der Familie arbeitet. Zu oft hat er Berichte über Kinder gehört, die von Rebellen entführt wurden und nie zu ihren Familien zurückgekehrt sind.
"Wir müssen auf uns aufpassen, damit die Familie zusammenbleibt", sagt er meist nur und versucht den Ernst der Lage vorerst noch zu ignorieren, obwohl einige Dörfer im Auftrag der Regierung in Kampala vor zwei Monaten sogar schon evakuiert und die Menschen, wie es heißt, in sichere Zonen umgesiedelt worden sind.
Dass die Rebellen aber auch diese Siedlungen angreifen und Kinder rauben, schreiben die zensierten Zeitungen in der Hauptstadt selten, wenn überhaupt.
"Aufstände kommen und gehen", sagt Hopes Vater oft resigniert, "zehn, zwanzig, ich weiß nicht mehr, wie viele ich schon gesehen habe, seit Museveni 1986 die Macht übernommen hat. Die meisten waren unbedeutend, dieser aber, seltsam, dieser scheint mir ernster zu sein, gefährlicher."
Selbst in Hopes Schule reden auch die Lehrer immer häufiger von den Rebellen und warnen die Schüler vor ihnen. Gesehen hat sie aber keiner.
"Wer sind die Rebellen", fragte Hope einmal ihren Klassenlehrer, "sind es Menschen?"
"Gute Frage, mein Kind", antwortete der Lehrer, "wenn du älter bist, wirst du es verstehen. Bis dahin pass auf dich auf." Hope versteht nicht, was umsie herumgeschieht. Denn keiner erklärt es ihr. Es gibt nur Gerüchte und Warnungen.
Trotzdem, was bleibt Hope übrig. Und ihrem Vater. Die Familie hat keine Alternative. Jeder muss mit anpacken. Die Familie braucht jeden Schilling zum Überleben. Immer wieder müssen Hope und ihre Geschwister auf den Feldern arbeiten.
Nur wenige Tage im Jahr, wenn die Ferien beginnen, darf Hope etwas für sich haben, für sich ganz allein: Zeit, ein bisschen Geld für das Kleid zu verdienen, das sie so gerne haben möchte.
Das weiße Kleid, ihr sehnlichster Wunsch, geht Hope nicht aus dem Kopf. Auch nicht, als sie sich auf den Heimweg vom Markt macht. Die vorbeifahrenden Busse, die sie immerzu in eine Staubwolke hüllen, nimmt Hope nicht wahr. Die erneuten Zurufe der Jungen auf ihren boda-boda-Taxis schon gar nicht.
In wenigen Tagen wird Weihnachten sein, denkt Hope, mein gespartes Geld reicht längst nicht aus, um selbst den billigsten Stoff für ein weißes Kleid zu kaufen.
Diese Niederlage tut ihr weh. Trotzdemlässt sich Hope davon nicht entmutigen.
Dann muss ich wohl noch ein Jahr warten, denkt Hope, als sie zurück zu den Hütten ihrer Familie kommt.
Die Dämmerung hat bereits eingesetzt, als Hope die blaue Plastikschale wieder neben die Hütte stellt und mit einem Tuch einwickelt, damit die Ameisen die Tomaten nicht fressen. Sie streift die Plastikschuhe von den Füßen und stellt sie in ihre Hütte.
Barfuß ist immer noch am schönsten, denkt Hope und genießt das Gefühl des warmen Sandes unter ihren Fußsohlen.
Hope beginnt, auf dem Platz zwischen den Hütten der Familie ein Feuer zu machen, um das Abendessen vom vergangenen Tag aufzuwärmen. Wie immer gibt es Maniokbrei. Zucker verleiht dem Ganzen ein wenig Geschmack. An guten Tagen, wenn die Familie beim Abendessen, dem wangoo, zusammensitzt, werden zu dem Brei noch ein paar gekochte Hühnerfüße gereicht und vielleicht auch Kartoffeln. Von diesen guten Tagen kennt die Familie aber nur wenige. Auch dieser Abend ist nicht so einer.
"Wie war der Markt?", fragt der Vater. "Nicht so gut", antwortet Hope.
"Und es wird nicht besser", sagt der Großvater, der sich ein kleines Radio ans Ohr hält, aus demein Stimmengewirr krächzt.
"Was meinst du schon wieder?", fragt Hopes Vater leicht irritiert.
"Willst du meine Meinung hören?", fragt der Großvater. Hope beginnt, allen Schüsseln mit Brei zu reichen. "Natürlich. Sprich", sagt Hopes Vater, der die Rede des Großvaters schon auswendig kennt, aber aus Höflichkeit vor dem Alter dem Großvater nicht das Wort verbieten will.
Der Großvater macht das Radio aus und legt es neben sich auf den Boden.
"Kampala hat kein Interesse an uns. Das ist doch klar. Wir sind Acholi. Wir sind die Feinde des Südens. Sagen die. Und jetzt bringen wir uns gegenseitig um. Das sagt Präsident Museveni der Weltöffentlichkeit. Dieser Krieg ist unser Problem, sagt er den Vereinten Nationen, das höre ich immer wieder im Radio", sagt der Großvater.
"Ja", sagt der Vater.
"Ja", antwortet der Großvater, "meinst du, der Sicherheitsrat tut etwas? Oder die internationalen Medien? Unsinn. Die denken doch alle, wir sind Wilde. Ach, und unsere Nachbarn, was machen die? Kongo. Sudan. Nichts."
"Ich glaube, du übertreibst", sagt Hopes Vater.
"Wer hört hier den ganzen Tag Radio? Du oder ich? Wer hört der BBC zu? Du oder ich?", antwortet der Großvater.
"Du hast ja Recht", antwortet der Vater, während die anderen still ihren Brei essen.
"Ich weiß noch, wie es vor der Unabhängigkeit von den Briten war. Vor 1962. Da herrschten hier zumindest noch Recht und Ordnung", sagt der Großvater.
"Wir sind frei, ist das nichts?", antwortet Hopes Vater. "Frei", ruft der Großvater, "frei? Hat uns dieser irre Amin Freiheit gebracht? War Obote ein Mann der Freiheit? Unsinn. Bürgerkriege. Militärputsche. Nord gegen Süd. Stammesfehden. Freiheit? Unsinn. Freiheit haben wir erst, wenn wir uns als ein Land sehen und nicht als Angehörige von Stämmen. Nur das erkennt hier ja keiner. Freiheit? Dass ich nicht lache."
"Du hast ja Recht", wiederholt Hopes Vater und versucht das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. "Dein Tag war also nicht so gut, Hope, dann wird der nächste bestimmt besser."
"Bestimmt", sagt Hope und lächelt.
"Unsinn", schimpft der Großvater, steht auf und geht in seine Hütte. Dann schaltet er das Radio wieder an. Die anderen hören das leise Krächzen der Stimmen.
"Er ist ein alter Mann", sagt Hopes Vater, "wir müssen Geduld mit ihm haben."
"Wer soll nur für uns kochen, wenn du eines Tages nicht mehr bei uns bist?", fragt plötzlich Hopes älterer Bruder James wie aus heiterem Himmel.
Hope blickt ihn böse an.
"Warumsollte ich nicht mehr bei euch sein?", fragt sie gereizt.
"Heute warst du ja auch nicht da", sagt James.
"Lass deine Schwester in Ruhe. Es war kein guter Tag für Hope. Gehen wir schlafen", fährt die Mutter dazwischen. Die anderen Geschwister kichern.
"Gehen wir schlafen", sagt Hopes Vater und beendet das wangoo am Feuer.
Der 12. Dezember 1996, obwohl er so gut angefangen hat, ist wirklich kein guter Tag für Hope gewesen und die Nacht sollte noch schlimmer werden. Das ahnt Hope allerdings noch nicht, als sie nach dem gemeinsamen Essen mit der Familie die Teller wäscht und sich dann Füße, Hände und Gesicht abseift, umsauber für die Nacht zu sein.
Anschließend geht Hope in ihre Hütte, schließt die kika und breitet die Strohmatte auf dem Boden aus. Ihre Schwestern schlafen bereits. Hope kann ihre Silhouetten, die sich ruhig auf- und ab bewegen, in der Dunkelheit erkennen.
Warum hat James das nur gesagt? Wenn ich nicht mehr bei ihnen bin? Was meint er damit? Und warum war Großvater schon wieder so gereizt? Ich verstehe das nicht, denkt Hope vor demabendlichen Gebet. Sie flüstert: "Liebe Mutter Maria, beschütze mich und meine Geschwister, meine liebe Mutter, meinen lieben Vater und die Großeltern. Gib uns Kraft und Segen und mir bitte noch ein weißes Kleid. Du weißt, liebe Mutter Maria, ich werde gut darauf aufpassen, damit es nicht schmutzig wird. Ich verspreche dir, ich gehe auch jeden Sonntag in die Kirche, singe für dich und meinen Herrn Jesus Christus. Amen."
Durch die Ritzen des Strohdaches der Hütte scheint der Mond direkt auf die Rose. In der Hütte ist es still. Bis auf das stete Atmen der schlafenden Schwestern ist nichts zu hören. Von draußen nimmt Hope nur das Knistern des Feuers wahr. In den anderen Hütten ist es ebenfalls ruhig geworden. Kein Streiten zwischen den Brüdern. Keine Gespräche zwischen den Eltern. Der Großvater hat das Radio ausgemacht.
Eines Tages werde ich ein weißes Kleid haben, denkt Hope. Wie eine Prinzessin werde ich darin aussehen. Und bestimmt noch viel, viel schöner singen. Alle werden so stolz auf mich sein, besonders mein Vater, denkt Hope, als ihr vor Müdigkeit schon fast die Augen zufallen. Ihr Blick ruht auf der roten Rose. Hope fällt die Geschichte vom Schmetterling und der Rose ein. Aber sie ist zu erschöpft, umsich die Geschichte in Gedanken zu erzählen. Hope schläft ein.
Es muss so gegen zweiundzwanzig Uhr gewesen sein, daran kann sich Hope viele Jahre später noch genau erinnern, als sie die schweren Stiefel hört, die gegen die kika ihrer Hütte treten.