Читать книгу Tritorn & Tapps Beste Dinokumpels wollen's wissen - Sönke Siebert - Страница 5

Tritorn und Brachia

Оглавление

Der kleine Triceratops Tritorn hat im Gebiet des heutigen Amerika gelebt. Damals konnte man von Amerika zu Fuß nach Deutschland gehen, wenn man genug Zeit mitgebracht hätte. Tritorn bedeutet so etwas wie Dreizack, was sich wohl auf seine drei Hörner bezieht. Ausgesprochen wird er eher wie „Triton“- die Meeresungeheuer aus griechischen Sagen. Mit denen hat er aber nichts zu tun. Er war das erste von zwölf niedlichen kleinen Triceratöpslein, die eines Morgens ihre Eierschalen knackten und auf noch ziemlich wackeligen Beinen die ersten Sonnenstrahlen genossen. Sie waren etwa so groß wie ein Sparschwein und selbst ihre Hörner, die später gefährliche Waffen werden sollten, waren noch rund und weich.


Ziemlich zur gleichen Zeit schlüpfte ein paar Tagesreisen entfernt auch die kleine Brachia aus ihrem Ei zwischen Blumen und Farnen. Sie war nicht viel größer als Tritorn, das würde sich aber bald ändern. Ihr großer Bruder Brachus war noch nicht einmal ganz erwachsen,

aber schon so groß, dass auf dieses Bild nur sein linker Fuß passt. Brachia war lila. Sie hatte sanfte blaue Augen mit langen Wimpern und einen elegant geschwungenen Hals. Eigentlich hatte sie einige Ähnlichkeiten mit einer Giraffe. Die Brachiosaurier knabberten ja auch wie Giraffen Blätter von den Bäumen ab. Allerdings müssten sich Giraffen zu viert aufeinanderstellen, um an die Blätter zu kommen, die Brachus mühelos pflücken konnte.


Aber zurück zu Tritorn. Zwei Eigenschaften hatte und behielt er von Anfang an: seine Neugier und eine gehörige Portion Mut. Sein erster Ausflug galt einer Libelle. Das schnelle wendige Fluginsekt wollte er unbedingt aus nächster Nähe sehen. Wer weiß, vielleicht konnte er auch fliegen, wenn er herausfand, wie sie das anstellte. Er musste sich beeilen, lief ihr quer durch den Palmenwald hinterher, durchquerte den Sumpf, in dem jeder größere Dino eingesackt wäre und jagte die bunte Libelle durch das Schilf den großen Fluss entlang.


Als er irgendwann erschöpft eine Pause einlegen musste, stellte er fest, dass er keine Ahnung mehr hatte, wo er eigentlich war. Er blickte sich um. Sein Bruder hatte ihm erklärt, dass er nur nach dem Fluss, dem Vulkan und der Sonne sehen musste, um nach Hause zu finden, aber nun merkte er, dass er gar nicht verstanden hatte, wie er damit den Weg finden konnte.

Etwa gleichzeitig fiel ihm auf, dass der Boden bebte. Ein Blick zum Vulkan sagte ihm, dass es von ihm nicht kommen konnte. Nur eine schmale Rauchwolke hing über seinem verschneiten Gipfel. Wumm, da war es wieder. Seine Eltern und großen Geschwister hatten ihn immer wieder vor den gefährlichen Raubsauriern gewarnt, denen man besser nicht allein begegnete. Sein Bruder und er hatten sie aus sicherer Entfernung ein paar Mal am Fluss herumschleichen gesehen.

Zweige knackten, Schilf rauschte, kein Zweifel, er war nicht allein und der andere Saurier war sehr viel größer. Soviel stand fest. Angst stieg in ihm hoch. Das ist auch für mutige kleine Dinos keine Schande. Tritorn duckte sich wie ein Igel unter einen Busch und hoffte, der Riese würde nicht direkt auf ihn treten, oder schlimmer noch, ihn entdecken und fressen.

Er hatte Glück. Der andere nahm keine Notiz von ihm. Gemütlich kauend, stapfte er an ihm vorbei. Es war ein eindrucksvoller Bursche. Groß wie ein Elefant, aber länger, breiter und flacher. Gepanzert und mit Stacheln besetzt, dass dem schlimmsten Raubsaurier der Appetit gründlich vergehen musste. Sogar seine Augenlider waren gepanzert. An seinem Schwanz hing eine schwere Knochenkeule so groß wie zwei ordentliche Brotlaibe. Kein Zweifel, mit dem wollte keiner Ärger bekommen.

Er schien zum Glück bester Laune zu sein, schaute mit verschmitzten dunklen Augen aus seinem gepanzerten Kopf heraus und summte vor sich hin: „Ich bin Euoplocephalus und hab' vor gar nichts Angst. Ich habe einen Panzer und einen Keulenschwanz.“ Nein, böse wirkte er nicht und sein schnabelartiges Maul hatte, ähnlich wie sein eigenes, nicht die spitzen Zähne der Fleischfresser. Was hatte Tritorn also zu verlieren? Besser, er war mit diesem gutgelaunten Riesen zusammen als allein, wenn irgendwo Raubsaurier lauerten.

„Euoplocephalus?“, fragte er vorsichtig. Die Panzerechse wendete den Kopf und schaute ihn vergnügt an. „Hey, wen haben wir denn da?“, sagte sie mit einer vollen Stimme, die zugleich hoch und tief klang, „Ich werd' verrückt, so ein kleines Dreihorn hab' ich ja noch nie gesehen!“, brummte der freundliche Koloss, „Was machst Du hier so allein?“


„Hab' mich verirrt“, sagte Tritorn ein bisschen kleinlaut.

„Kein Problem“, sagte die Panzerechse, „wir finden deine Eltern schon. Wie sieht's denn bei euch zu Hause aus?“ Mehr als, „Da ist ein Fluss“, konnte der kleine Tritorn aber leider nicht sagen. „Ok, das ist leicht“, lachte die Panzerechse, „Hier gibt’s nur einen und an dem stehen wir. Ist das Tal, wo du wohnst, schmaler oder breiter als hier?“, wollte der Euoplocephalus wissen. „Breiter, glaub' ich“, antwortete Tritorn leise. „Ok, dann gehen wir mal flussabwärts. Auf, komm mit“, entschied der Euoplocephalus. Tritorn wurde ganz warm vor Erleichterung.

Die Panzerechse trampelte eine breite Schneise ins Gestrüpp, furchtbar langsam war sie allerdings. So konnte sich Tritorn alles ganz genau anschauen. Hier würde er sich nicht noch einmal verlaufen, dachte er. Auf einer Lichtung sah er plötzlich einen kleinen lila Brachiosaurus, der verspielt einem bunten Schmetterling folgte. Irgendwie kam ihm das sehr bekannt vor. Auch ihn hatte doch gerade ein Fluginsekt so begeistert, dass er alles um sich herum vergessen hatte. Hatte sich der kleine Sauropode etwa auch verirrt? Nicht einmal den riesigen Euoplocephalus schien der Kleine zu bemerken.

„Hallo?“, rief Tritorn. Der kleine Brachio fuhr zusammen und erschrak gleich noch einmal, als er den schwer bewaffneten Euoplocephalus sah. „Will nach Hause“, stammelte er. Dieses Mal wusste Tritorn, wo sie suchen mussten und dass sie den gleichen Weg hatten. Schon öfter hatte er die gewaltigen Brachiosaurier unweit ihres Schlafplatzes auf dem Felsen im Fluss stehen sehen. Jeden anderen Saurier hätte die Strömung einfach fortgerissen. Genüsslich kauend würdigten diese friedlichen Riesen auch die größten und gefährlichsten Raubsaurier keines Blickes, denn sie wussten, dass die selbst im Rudel nicht den Mut hatten, sie anzugreifen.

„Komm mit uns, ich glaub' ich weiß, wohin du willst. Wie heißt du denn?“, fragte Tritorn. „Brachia“, antwortete das kleine Brachiomädchen und lächelte freundlich mit ihren sanften blauen Kulleraugen, „Und wer bist du?“ Mit dem Schneckentempo der schweren Panzerechse brauchten sie lange nach Hause und hatten genug Zeit, sich anzufreunden. Natürlich hielten ihre Eltern schon Ausschau nach ihren Zwergen und waren so glücklich, sie am Abend wiederzusehen, dass sie das Schimpfen fast vergaßen. Die Herde der Triceratops legte sich schlafen wie jeden Abend: Die Bullen und die größten Weibchen bildeten einen Ring mit den Hörnern nach außen, in dessen Mitte die Kleinen sicher schliefen. Tritorn genoss die Nähe seiner Familie und seine letzten Gedanken vor dem Einschlafen drehten sich darum, was er mit seiner neuen Freundin Brachia so alles erleben würde.

Tritorn & Tapps Beste Dinokumpels wollen's wissen

Подняться наверх