Читать книгу Reiseabenteuer: Sonnengeflüster. Zwei Frauen offroad durch Namibia. Eine unvergessliche Safari Reise per Land Rover 4x4 durch Afrika. - Sonja Piontek - Страница 24
ОглавлениеGleich fünf Nashörner leben auf Okapuka – sich ihnen auf dem Pferderücken zu nähern, gleicht einem Adrenalinstoß mit Gänsehautfaktor.
Ingeborg und ich halten auf den Pferden gebührenden Abstand und bleiben in respektvoller Aufmerksamkeit. Ich gebe zu, ich bin ein bisschen nervös und beobachte die Nashörner mit höchster Achtung und der Bereitschaft, sofort abzudrehen. Carolyn und »V« kommen im Fahrzeug ein wenig näher an die Urzeit-Riesen heran. Minuten voller Ehrfurcht, magischer Ruhe und tiefer Dankbarkeit vergehen. Dann geht alles ganz schnell. Ein Geräusch im Busch irritiert die leitende Nashornkuh. Ihr Schwanz schnellt nach oben, mit dem Fuß scharrt sie wütend im Staub. Die Stimmung ist in Bruchteilen einer Sekunde zum Zerreißen angespannt. Ingeborg vermittelt mir in wenigen sehr klaren Worten, jetzt unbedingt ruhig zu bleiben und nicht loszugaloppieren. Und so entfernen wir uns mit rasendem Herzen und unsäglich langsamem Schritt.
Carolyn und »V« bleiben vorerst, wo sie sind. Noch ist alles okay. Doch Mama Nashorn ist wahrlich nicht erfreut. Dann rennt sie plötzlich los. Nicht in die Richtung des Geräusches im Busch, sondern direkt auf Carolyn und »V« zu. Das zweite Weibchen und der Bulle folgen der wütenden Dame – drei ausgewachsene Nashörner nehmen direkten Kurs auf das Auto. Ein kritischer Moment, wenn auch für Carolyn die perfekte Foto-Gelegenheit.
»V« reagiert äußerst souverän und fährt zügig, aber nicht hektisch aus der Situation heraus. Mama Nashorn läuft noch einige Meter schnaubend hinter dem Auto her, doch dann beruhigt sie sich. Carolyn hat den perfekten Schuss im Kasten und strahlt über die einmalige Chance: »Chased by the lady boss! – Von der Chefin gejagt!« Wer hätte gedacht, dass unser zweiter Tag in Namibia bereits kurz nach Sonnenaufgang solch außergewöhnliche Erlebnisse für uns bereithält …
Der Nachmittag beschenkt uns mit einem weiteren Highlight. Noch am Flughafen in München – nur Minuten vor dem Abflug – hatte ich einen Anruf aus Moskau bekommen, von einer mir bis dahin unbekannten Frau namens Anna mit einer Buchungsanfrage als Motivations-Rednerin für die »Global Impact Conference«. Klang sehr interessant. Wann denn dieses virtuelle Event stattfinden würde? Anfang Dezember, die Studioaufzeichnung müsste in den nächsten zwei Wochen im Kasten sein. Oha … ich war grade auf dem Weg nach Namibia. Mit äußerst schlechter WLAN-Verbindung, definitiv keinem Studio-Setup und einem sowieso schon enorm straffen Programm. Wie genau sollten wir das also hinbekommen und diese tolle Chance realisieren? In solchen Situationen hilft eigentlich nur: völlige Transparenz, Offenheit und Flexibilität beim Finden einer Lösung und eine 100-prozentig positive can do-Einstellung aller Beteiligten. Anna und ich lachten kurz über diese vertrackte Situation, doch rasch war klar, dass wir genau eine Chance hatten: Ich würde den Flug nutzen, um die Rede vorzubereiten, und Anna würde in der Zwischenzeit irgendwie ein Filmteam in Namibia organisieren, das die Aufzeichnung an eben diesem zweiten Tag in Okapuka vornehmen könnte. Mit diesem Plan verabschiedeten wir uns.