Читать книгу Reiseabenteuer: Sonnengeflüster. Zwei Frauen offroad durch Namibia. Eine unvergessliche Safari Reise per Land Rover 4x4 durch Afrika. - Sonja Piontek - Страница 29
ОглавлениеSeit Stunden sind wir bereits unterwegs. Die heutige Tagesetappe ist lang, dennoch genießen wir die Fahrt. Zumal es recht zügig vorangeht, da wir primär auf Teerstraßen unterwegs sind – ein echter Luxus in Namibia, denn trotz der recht gut ausgebauten Infrastruktur sind noch nicht einmal 20 Prozent der Straßen des riesigen Landes asphaltiert. Irgendwann, nach etlichen Stunden Fahrt, sehe ich das Hinweisschild Richtung Hoba-Meteorit. Zwar bedeutet der Besuch dieses nationalen Denkmals einen Umweg auf unserer sowieso schon langen Fahrt, doch Carolyn und ich sind uns einig: Eine kleine Pause am größten je auf Erden gefundenen Meteoriten tut uns bestimmt gut. 50 bis 60 Tonnen wiegt der imposante Eisengigant, dessen Alter auf 190 bis 410 Millionen Jahre geschätzt wird und der vor rund 80 000 Jahren auf der Erde einschlug. Kaum vorstellbar, und doch liegt er hier so real vor uns.
In Grootfontein beschließen wir, dass es endlich Zeit wäre für ein warmes Essen, doch außer einem Fastfood-Restaurant finden wir nichts. Na gut, dann eben frittierte Hühnerbeine und Pommes, besser als noch eine weitere Tüte Chips. Während wir an der Theke des »Hungry Lion« unsere Bestellung aufgeben, nähert sich ein kleiner, sehr arm wirkender Junge. Er hat Hunger, das ist ihm gleich anzusehen. Doch er ist in seiner Annäherung sehr vorsichtig, ja fast schon scheu.
Wir möchten nichts falsch machen und fragen die Mitarbeiterin hinter der Theke, ob es okay sei, ihm etwas zu essen zu kaufen. Nachdem sie das mit einem klaren Kopfnicken bejaht hat, bitten wir ihn, näher zu kommen. Doch er traut sich nicht so recht. Begleitet von der Verkäuferin, die seine Sprache spricht, kommt er schließlich zum Tresen. Was er denn bestellen möge? Vor ihm locken die Werbetafeln mit leckeren, großen Menüs. »Ein Hühnerbein mit kleinen Pommes«, erwidert er mit leiser Stimme. Mehr nicht. Wir sind gerührt von seiner Bescheidenheit. Alles, wirklich alles hätten wir erwartet, aber nicht so eine Genügsamkeit von einem hungrigen Kind. Wir lächeln ihn an und sagen unserer »Dolmetscherin«, dass sie bitte nicht eins, sondern drei Hühnerbeine, eine große Portion Pommes Frites und eine Literflasche Cola für ihn bereitmachen soll. Er strahlt übers ganze Gesicht, als sie das für ihn übersetzt. Es ist uns bewusst, das dies nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Dennoch sind wir einfach glücklich, diesem bezaubernden kleinen Jungen an diesem Tag mit einer winzigen Geste eine so große Freude bereiten zu können. Und so ist die Freude auf unserer Seite vermutlich mindestens genauso groß. Das ist das Schöne am Geben – wer von Herzen gibt, bekommt unendlich viel zurück.
Unser Ziel für die Nacht ist das Fiume Bush Camp, eine in ihrer Einfachheit recht reizvolle Unterkunft am gefühlt hintersten Ende der Zivilisation. In Fiume geht es nicht um Schnelligkeit, WLAN oder irgendeinen Luxus. Hier geht es um das Erleben des Busches, das Zusammentreffen mit den lokal ansässigen San, um absolute Ruhe, Freiheit und das Herunterkommen vom Stress der modernen Welt.