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Kapitel 2

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»Habe ich schon erwähnt, dass ich das Ganze für den größten Schwachsinn halte, der dir je eingefallen ist?«

»Nur ungefähr ein Dutzend Mal«, erwiderte Nathan ruhig. Durch das Telefon hörte er Matts Schnauben. Sein Freund hatte mehr als deutlich gemacht, wie wenig er davon hielt, diese Vorstellungsgespräche abzuhalten.

»Vertrau mir, Matt, es wird sich alles fügen. Sag einfach, was wir besprochen haben und sorg dafür, dass ich einen guten Blick auf die Bewerberinnen habe.«

»Ich denke immer noch, du solltest einfach endlich …«

»Nein«, unterbrach Nathan seinen alten Freund. Er war froh, dass sie nur über das Telefon miteinander sprachen. Seine Stimme war noch immer ruhig, doch seine freie Hand ballte sich zur Faust.

Er wusste genau, was Matt sagen wollte. Er sollte sich den Operationen unterziehen, die seine Narben auf ein kaum mehr wahrzunehmendes Minimum reduzieren würden. Noch einmal unter das Messer legen, noch einmal sein Leben und seinen Körper in die Hände der Ärzte begeben. Noch einmal wochenlang ohne Kontrolle über sich selbst, an ein Bett gefesselt, ständig auf Hilfe angewiesen. Niemals!

Er hatte die Narben als Teil seines neuen Lebens akzeptiert. Als Teil seines Gefängnisses. Die Ketten, die ihn hier festhielten und ihn täglich daran erinnerten, was er verloren hatte. Sie waren das Mahnmal an einen begangenen Fehler, das sich in seine Haut gebrannt hatte. Nathan hasste Fehler. Seine eigenen noch viel mehr als die, die andere verursachten. Und er wusste eines: Er konnte sich keine Fehler mehr leisten.


Emma wischte sich nun zum dritten Mal die Handflächen an ihrem Rock ab. Aus den Augenwinkeln sah sie das abschätzige Lächeln, dass ihr die Frau neben ihr zuwarf, als sie Emma musterte. Sie presste die Lippen zusammen und reckte das Kinn ein wenig höher. Ihr Kostüm entsprach vielleicht nicht der neuesten Mode, die Absätze ihrer High Heels waren nicht ganz so hoch wie die ihrer Nachbarin, ihr Rock bei weitem nicht so kurz – aber auch ihre Beine nicht ganz so lang. Emma biss sich auf die Innenseite ihrer Wangen.

Es ist schon ein Riesenglück, dass du hier bist, erinnerte sie sich immer wieder. Vor drei Tagen hatte sie online die Jobangebote durchstöbert und die Anzeige für diese Stelle gesehen. Persönliche Assistentin der Geschäftsleitung. Nicht, was sie gelernt hatte und sie konnte nur hoffen, dass man sie nach einem Blick in ihren Lebenslauf nicht sofort wieder wegschicken würde, aber sie musste es versuchen. Ihre Bewerbung war innerhalb einer Stunde abgeschickt gewesen und noch am gleichen Nachmittag hatte sie den heutigen Termin erhalten.

Ihre Hände zitterten und sie unterdrückte den Drang, sie erneut an dem Stoff ihres Rockes abzuwischen.

Die Tür auf der anderen Seite des Ganges öffnete sich und ein Mann trat heraus.

»Miss Dalton«, sagte er, ohne von seinem Klemmbrett aufzublicken. Emmas Nachbarin erhob sich und warf sich die langen, glänzenden Haare über die Schulter. Emma fragte sich nicht zum ersten Mal, ob es die richtige Entscheidung gewesen war, ihr Haar zu einem Knoten zu binden. Wirkte sie dadurch zu streng? Sollte die Assistentin einer Geschäftsleitung streng wirken? Oder sollte sie besser kilometerlange Beine haben, die sie in zu kurzen Röcken und zu hohen Absätzen zur Schau trug?

Mit einem Seufzen verdrängte sie ihre negativen Gedanken. Sie brauchte diesen Job. Sie brauchte das Geld. Erneut wischte sie sich die Hände an ihrem schwarzen Rock ab.

Die Tür öffnete sich plötzlich und ihre ehemalige Sitznachbarin ging mit aufeinandergepressten Lippen und hochroten Wangen an ihr vorbei. Emma sah ihr überrascht nach. Der Mann erschien erneut in der Tür, sah wieder nur auf das Klemmbrett, während er Emmas Namen aufrief. Sie zwang sich ruhig zu bleiben und stand von ihrem Stuhl auf. Während sie dem Mann folgte, bemühte sie sich, ihren Herzschlag zu beruhigen.


Matthews gelangweilte Stimme drang über den Lautsprecher seines Laptops zu Nathan durch, als er die nächste Bewerberin hereinbat. Ihre Vorgängerin hatte es nicht einmal geschafft, auf dem Stuhl Platz zu nehmen, ehe Nathan Matthew mitgeteilt hatte, sie wegzuschicken. Er hatte sie nur ansehen müssen, um zu wissen, dass sie genau die Art von Frau war, die er nicht in seiner Nähe haben wollte. Sie würde alles daran setzen, seine Identität herauszufinden – und nicht zögern, sie meistbietend zu verkaufen, inklusive detaillierter Geschichten über seine sexuellen Vorlieben. Er hatte bereits zu viele ihresgleichen gesehen und sie war bei weitem nicht die erste, die er nach Hause schickte.

Doch Nathan gab noch nicht auf. Für diesen Tag hatte Matthew noch fünf Bewerbungsgespräche ausgemacht und weitere für die nächsten beiden Tage.

Nun warf er einen flüchtigen Blick auf die Bewerbungsunterlagen dieser Emma Sullivan. Matthew hatte darauf bestanden, ihm jede einzelne Bewerbung weiterzuleiten, obwohl Nathan ihn jede hatte einladen lassen, die auch nur ansatzweise etwas von der Bedienung eines Computers verstand.

Emma Sullivan war fünfundzwanzig Jahre alt und hatte bis vor kurzem den familieneigenen Buchladen mitgeführt. Zwar nicht die Büroarbeit, die man von einer Assistentin der Geschäftsführung eines internationalen Unternehmens erwarten würde, aber es würde ausreichen.

Als Nathan den Blick von den ausgedruckten Unterlagen zurück auf den Bildschirm hob, war er zum ersten Mal an diesem Tag wirklich interessiert an dem, was er sah. Miss Sullivan war das genaue Gegenteil ihrer Vorgängerinnen. Keine Kopfbewegung, die ihr Haar kunstvoll über die Schulter werfen sollte, kein verheißungsvolles Grinsen, kein wohlgeübter Augenaufschlag. Ihr Kostüm war nicht geschnitten, um jede Kurve zu betonen. Sie hatte nicht vor, irgendetwas anderes aus diesem Gespräch herauszuholen, als einen Job. Sie war perfekt.


»Bitte, setzen Sie sich, Miss Sullivan.«

Emma tat, wie ihr geheißen und nahm auf dem Stuhl vor dem Schreibtisch Platz. Erst, als er auf seinem eigenen Stuhl Platz genommen hatte, sah ihr Gegenüber sie an. Für einen kurzen Moment runzelte er die Stirn, ehe er sich räusperte und einen erneuten Blick auf die Unterlagen auf seinem Klemmbrett warf.

»Miss Sullivan, in Ihren Unterlagen steht, dass Sie einen Buchladen geführt haben?«

»Ich weiß, dass es nicht dasselbe ist, aber ich bin überzeugt, dass ich für den Job geeignet bin. Ich lerne Neues wirklich ausgesprochen schnell. Ich weiß, das wird jeder von sich behaupten aber …«

»Miss Sullivan, wieso suchen Sie sich nicht einen Job in Ihrem erlernten Beruf? Ich bin mir nicht sicher, dass Sie den Anforderungen …« Etwas piepste auf seinem Laptop und er warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm. Er presste die Lippen zusammen und räusperte sich, ehe er fortfuhr. »Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob Sie den Anforderungen für diesen Job gewachsen sind.«

»Wie gesagt, ich begreife wirklich schnell und …«

»Ich denke dennoch, Sie sollten es sich noch einmal überlegen und …« Ein erneutes Piepsen unterbrach ihn. Sein Blick verfinsterte sich, als er auf den Bildschirm sah.

»Hören Sie, ich wäre nicht hier, wenn ich mir nicht sicher wäre, diesem Job gewachsen zu sein. Ich bin es gewohnt hart zu arbeiten, auch bis spät in den Abend, ich erfülle meine Aufgaben selbstständig und …«

»Miss Sullivan …«

»Bitte.« Emma biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte nicht betteln. Sie schluckte den Kloß, der sich in ihrer Kehle formte, herunter und straffte die Schultern. »Ich bin die beste, die Sie für diesen Job finden können, das kann ich Ihnen versichern.«


Was zum Teufel machte Matthew da eigentlich? Nathan sah finster auf den Monitor und tippte zum dritten Mal die Worte »Stell Sie ein!« auf der Tastatur. Doch statt dies zu tun, stellte Matt sich so an, als wolle er sie sofort wieder nach Hause schicken.

Dabei hatte er sich längst entschieden. Nathan wollte sie. Ihm war nicht entgangen, wie sie ihr Kinn kaum merklich gereckt hatte, als Matthew ihre Qualifikation in Frage gestellt hatte. Sie war stolz auf ihre Leistungen, ohne dabei die Arroganz ihrer Mitbewerberinnen an den Tag zu legen. Sie war unsicher und kämpfte dagegen an. Sie trug ihre Emotionen so offenkundig zur Schau, dass Nathan sich fragte, ob sie jemals gelogen hatte. Sie war perfekt. Nun musste sie nur noch zustimmen, den Job anzunehmen. Matthew sollte ihn ihr schmackhaft machen, nicht versuchen, sie schon im Vorfeld zu vergraulen.

Stell sie ein! Ich will sie!, tippte Nathan erneut ein und hörte, wie seine Nachricht mit einem Piepen bei Matthew ankam. Er hörte auch das Seufzen seines Freundes, als dieser die Nachricht las. Dann schwankte das Bild vor ihm, Emma Sullivans Gesicht verschwand, stattdessen sah er die Zimmerdecke und schließlich – nichts. Matthew hatte den Laptop geschlossen.

Nathan ballte die Hand zur Faust und bemühte sich, sie nicht auf den Tisch zu schlagen. Stattdessen griff er zum Hörer seines Telefons und drückte die Kurzwahltaste, hinter der sich Matthews Nummer verbarg. Besetzt.

»Matthew, du Mistkerl, versau mir das ja nicht!«, fluchte er und knallte den Hörer zurück aufs Telefon.


Emma sah ihr Gegenüber verwirrt an, als dieser nicht nur seinen Laptop beim nächsten Piepen schloss, sondern auch den Hörer des Telefons auf den Tisch legte.

»Miss Sullivan, Sie müssen mir glauben, wenn ich Ihnen sage, dass dieser Job nichts für Sie ist.« Er hob die Hand, als sie dazu ansetzte, ihm zu widersprechen. »Ich sage das nicht, weil Ihre Anforderungen für die Stelle ungeeignet wären, sondern weil Sie keine Ahnung haben, worum genau es bei dieser Stelle geht. Und wenn ich ehrlich bin, wäre es mir lieber, wenn es dabei bleibt. Vertrauen Sie mir einfach, Miss Sullivan: Sie wollen diesen Job nicht. Sie sind gut ausgebildet, Sie sagen selbst, dass Sie fleißig sind und eine schnelle Auffassungsgabe haben. Sie finden etwas Besseres, vertrauen Sie mir.«

Emmas Nackenhaare stellten sich auf. Sie verschränkte die Hände im Schoß, schüttelte jedoch den Kopf.

»Wenn Sie mir den Job nicht geben wollen, sagen Sie es, aber Sie werden es nicht schaffen, dass ich meine Bewerbung von mir aus zurückziehe«, erklärte sie mit fester Stimme. Ihr Gegenüber fuhr sich mit der Hand durch sein Haar und seufzte.

»Miss Sullivan, ich will nur Ihr Bestes, glauben Sie mir bitte. Dieser Job ist nichts für Sie. Sie wissen ja nicht, worum es hier geht.«

»Solange es nichts Illegales ist, gibt es nichts, was Sie mir sagen können, das meine Meinung ändern wird.« Sie presste die Hände so fest aneinander, dass ihre Knöchel weiß wurden. Das hier war ihre einzige Chance, die Behandlungskosten für ihren Vater auch nur ansatzweise zu verdienen. Sie konnte es sich nicht leisten, einen Rückzieher zu machen.

»Mr. …« Sie versuchte, sich an den Namen zu erinnern, an die sie die Bewerbung gerichtet hatte, doch sein Versuch, sie abzuwimmeln, hatte sie vollständig aus dem Konzept gebracht.

»Emerson. Matthew Emerson«, gab er mit einem Seufzen seinen Namen preis.

»Mr. Emerson, wieso sagen Sie mir nicht einfach, was Sie zu sagen haben und lassen mich dann selbst entscheiden? Ich bin kein Kind mehr und definitiv alt genug, als dass jemand meine Entscheidungen für mich fällen muss.« Sie war überrascht, dass ihre Stimme noch immer so ruhig klang, während sie innerlich zitterte wie Espenlaub. Sie brauchte diese Stelle und musste den Mann, der ihr gegenübersaß, davon überzeugen, dass sie genau die Richtige dafür war, worum auch immer es ging.

Er musterte sie einen Moment lang schweigend, ließ seinen Blick über sie gleiten. Schließlich schüttelte er den Kopf und lehnte sich in seinem Sessel zurück.

»Sie wissen ja, wo es hinausgeht …«, murmelte er, während er einen Schluck Wasser aus einem Glas trank, das neben dem nun geschlossenen Laptop stand.

»Die Stelle habe ich für einen Mandanten ausgeschrieben, der anonym bleiben möchte. Zum einen geht es tatsächlich um die ausgeschriebene Tätigkeit als Assistentin, wenn auch weit eingeschränkter, als dies üblicherweise der Fall ist. Mein Mandant nimmt keine persönlichen Treffen wahr, keine Geschäftsreisen. Er arbeitet ausschließlich von zu Hause aus. Es fällt also tatsächlich nur die Arbeit am PC und am Telefon an.«

Er hielt inne und warf Emma einen geradezu flehenden Blick zu. Doch sie wollte mehr hören. Sie wollte wissen, wovon er glaubte, dass sie nicht bereit war, es zu tun.

Er richtete seine Krawatte und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen.

»Mein Mandant verlangt außerdem, dass Sie ihm jederzeit zur Verfügung stehen«, er zögerte kurz, ehe er hinzufügte: »zu seiner sexuellen Verfügung.« Er sah Emma eindringlich an, wartete scheinbar auf ihre Reaktion.

Emma brauchte einen Augenblick, bis sie seine Worte wirklich verstand. Blut schoss ihr in die Wangen. Ein Teil von ihr wollte augenblicklich aufstehen und gehen. Doch sie blieb, wo sie war. Ihr Vater würde sterben, wenn er seine Behandlung nicht bekam. Wie konnte sie da über so etwas Lächerliches wie Sex seine Chance zum Überleben aufs Spiel setzen?

»Miss Sullivan?«

»Ich bin noch hier«, flüsterte sie und versuchte, ihre Unsicherheit nicht in ihrem Gesicht zu zeigen.

Mr. Emerson schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, sah er sie fragend an.

»Wieso? Wieso wollen Sie so einen Job annehmen? Ich meine, Sie haben mir wirklich zugehört, ja? Sie müssen jederzeit dazu bereit sein, Sex mit einem Ihnen vollkommen fremden Mann zu haben. Wann, wo und wie er es von Ihnen verlangt.«

Emma nickte wie in Trance. Ja, sie hatte ihn verstanden, aber es änderte nichts. Sie brauchte trotzdem das Geld, brauchte den Job. Bei seinen letzten Worten jedoch zog sich ihr Magen angstvoll zusammen.

»Ist er … ein Sadist oder so etwas?«

»Nein … nein … nur«, Mr. Emerson seufzte. Emma hatte aufgehört zu zählen, wie oft er das während ihrer Unterhaltung bereits getan hatte. »Er verlangt absoluten Gehorsam, wenn Sie verstehen, was ich meine?«

Emma nickte. Ihr Kopf musste glühen, so heiß war ihr. Sie glaubte zumindest zu verstehen, was er meinte.

»Sie wollen die Stelle immer noch? Wieso?«

Emma ließ den Blick auf ihre Hände sinken. Sie zitterte. Sie hatte es nicht gemerkt, doch sie sah es an ihren Fingern.

»Mein Vater liegt im Sterben«, erklärte sie mit leiser Stimme. »Es gibt eine Behandlung, die ihm helfen kann, doch die ist sehr kostspielig. Arbeitslos kann ich sie mir auf keinen Fall leisten und selbst mit einem Gehalt als Buchhändlerin …« Sie schüttelte den Kopf.

»Wenn ich die Stelle haben kann, dann nehme ich sie an.«

»Mein Mandant würde Sie augenblicklich nehmen. Aber ich bitte Sie, sich das noch einmal ganz genau zu überlegen, Miss Sullivan. Sie müssen für ein Jahr in seinem Haus leben, ihr Kontakt zur Außenwelt wird größtenteils eingeschränkt sein. Und Sie werden mit ihm allein sein. Momentan gibt es noch einen Butler, doch dieser wird nach Ihrer Anstellung in Rente gehen. Danach sind Sie mit meinem Mandanten allein. Und es gibt da noch einige Regeln, auf die er größten Wert legt: Sie dürfen ihn nie sehen, ihn nie selbst berühren und nie seinen Namen erfahren. Ich kann mir nicht vorstellen, wie schwer es für Sie sein muss, in der Situation mit Ihrem Vater zu sein … aber bedenken Sie auch bitte, was das für Sie selbst bedeuten wird.«

»Es bedeutet, dass mein Vater überleben kann«, gab Emma ruhig zurück und suchte erneut Mr. Emersons Blick. »Sie sagen, Ihr Mandant ist kein Sadist, ich habe also nicht zu befürchten, dass mir innerhalb dieses Jahres etwas zustößt.«

»Nein.« Er gab auf, sie hörte es an seiner Stimme. Sie sollte jubilieren, stattdessen fühlte sie sich selbst entsetzlich erschöpft.

»Also, kann ich die Stelle haben?«

Mr. Emerson nickte langsam, schob den Laptop zur Seite und zeigte ihr den Vertrag, den sie unterschreiben sollte. Er ging noch einmal alle Punkte mit ihr durch, ihre Arbeit, die Bezahlung, die weit größer war, als Emma sich je hatte träumen lassen. Sie unterschrieb, ohne ein weiteres Mal darüber nachzudenken. Mr. Emerson versprach ihr, einen Vorschuss auf ihren Lohn am kommenden Montag an das Krankenhaus zu überweisen. An dem Tag, an dem sie ihre Stellung antreten würde. Weniger als eine Woche hatte sie Zeit, ihre Angelegenheiten zu regeln. Als sie das Büro verließ, zitterte sie am ganzen Körper.

»Denk ja nicht darüber nach, ob das ein Fehler ist«, warnte sie sich selbst und schloss für einen Moment die Augen, ehe sie sich auf den Weg zu ihrem Vater ins Krankenhaus machte. Sie hoffte, Dr. Miles anzutreffen, und mit ihm über die Behandlung reden zu können. Ihr Vater würde seine Behandlung erhalten und den Krebs besiegen. Das war alles, was zählte.


»Was zum Teufel sollte das?«, zischte Nathan ins Telefon, als Matthew ihn nach einer gefühlten Ewigkeit anrief. »Matthew, bei aller Freundschaft, wie konntest du sie gehen lassen? Ich weiß, dass du nichts von der Idee gehalten hast, aber dass du so weit gehen würdest …«

»Sie kommt am Montagmorgen um zehn Uhr«, teilte Matthew ihm ohne jegliche Emotion in der Stimme mit.

Nathan hielt inne.

»Ich dachte, du würdest sie wegschicken«, meinte er schließlich merklich ruhiger.

»Das wollte ich auch«, gestand Matthew. »Aber sie wollte nicht gehen. Selbst dann nicht, als ich ihr sagte, was genau du von ihr erwartest.«

Ein Lächeln zog an Nathans Mundwinkel, ließ seine Narbe schmerzen. Er hatte es gewusst. Sie besaß eine Stärke, die er ihr beim ersten Anblick angesehen hatte.

»Matt … Danke.«

Matthew murmelte nur etwas Unverständliches, ehe er auflegte.

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