Читать книгу Auf Messers Schneide - Sören Prescher - Страница 5
DIENSTAG 1
ОглавлениеDer Kaffee war längst kalt, aber sie waren dermaßen in ihre Diskussion vertieft, dass sie es noch nicht einmal bemerkt hatten. Erst als der vor einigen Monaten zum Kriminaloberkommissar ernannte Mark Richter ein trockenes Kratzen im Hals spürte, nippte er vorsichtig an der Tasse. Kaum berührte das Getränk seine Zunge, verzog er angewidert das Gesicht. Schon im warmen Zustand war der Kaffee im Präsidium nicht gerade eine Gaumenfreude, kalt hingegen taugte die dunkelbraune Plörre höchstens zum Blumengießen. Und selbst die Pflanzen vertrugen das nicht dauerhaft.
Als der Ekel Mark so deutlich anzusehen war, musste sein Partner, Kriminaloberkommissar Dominik Waldmayer, unweigerlich grinsen. „So hat unser Verdächtiger auch geschaut, als ich ihm die Kontoauszüge vorgelegt habe.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem ergrauenden Kopf. Dominik war Mitte vierzig und damit gut neun Jahre älter als Mark. Sein Markenzeichen war eine bemerkenswerte Vorliebe für verlottertes Auftreten. Das hieß: Dreitagebart und schlecht sitzende Anzüge waren das Minimum. Inspektor Columbo oder Bruce Willis in seinen frühen Action-Filmen wären sicher mächtig stolz auf ihn.
Vor einigen Monaten hatte Mark versucht, Dominik zu einem gepflegten Äußeren und zu Besuchen im Fitnessstudio zu überreden, um den unförmigen Körper wenigstens ein bisschen in Form zu bringen. Doch irgendwann hatte Mark entnervt das Handtuch geworfen. In mancher Hinsicht war sein Kollege einfach unverbesserlich. Außerdem passte das ultralegere Äußere hervorragend zu seinen ganzen anderen Marotten.
„Ich glaube, das war die pure Erleichterung“, sagte Mark, „nachdem du ihm eine Stunde lang einen Vortrag darüber gehalten hast, wie Silicon Valley angeblich die Regeln im Internet diktiert und mit der NSA zusammenarbeitet.“
„Nichts davon war gelogen. Während die Amis den Lauschangriff zum Trademark erklärt haben, schmunzeln bei uns alle, wenn vom Bundestrojaner die Rede ist.“
„Dass die Geheimdienste mithören, ist ein alter Hut.“
„Aber nicht, wie weit das alles tatsächlich geht. Ich kann dir Webadressen nennen, da wird dir angst und bange.“
„Selbst wenn. Was hat das mit unserem Fall zu tun? Der Mann hat seinem Schwiegervater eins mit einem Ziegel übergezogen und so getan, als wäre es ein Unfall gewesen.“
„Mir ging es nur darum, dass man vorsichtig sein muss mit allem, was man tut oder von sich gibt. Heutzutage rächt sich die kleinste Kleinigkeit. Was wir dem Burschen ja auch mit den Überweisungen gezeigt haben. Jedes Detail kommt raus, egal, wie sehr man es zu vertuschen sucht.“
Mit einem tiefen Seufzer schüttelte Mark den Kopf. „Das hätte er dir auch ohne den Vortrag geglaubt. Wir hatten ihn schon vorher im Sack.“
„Eine Warnung schadet nie. Im Knast kann er jetzt fünfzehn Jahre bis lebenslänglich darüber nachdenken. Vielleicht lernt er was draus.“
Mark runzelte die Stirn. „Das wird da drinnen bestimmt seine größte Sorge sein.“
„Nicht mein Problem. Hat ihn ja keiner gezwungen, den Alten umzunieten.“ Dominik beugte sich über seinen Schreibtisch. Eine Sekunde lang schien er nach seiner Kaffeetasse greifen zu wollen, besann sich dann jedoch eines Besseren. Stattdessen tippte er kurz auf seiner Tastatur herum, bevor er fortfuhr: „Ich für meinen Teil bin froh, dass er gestanden hat, nachdem wir ihm die einzelnen Bankbelege gezeigt haben. Keine idiotischen Erklärungsversuche, keine Ausflüchte. Einfach die Einsicht, dass die Schlacht vorüber und der Gegner übermächtig ist.“
„Aus deinem Mund klingt das so, als wären wir im Krieg. Das hier ist nicht die Bronx, sondern Nürnberg. Da geht es meistens eine Spur gediegener zu. Nicht immer und überall, aber im Großen und Ganzen schon.“
„Jaja, ich weiß: Entgegen landläufiger Meinung handelt es sich bei Nürnberg nicht um den Nabel der Welt. Nicht mal um den bayrischen.“
„Ich sehe, ihr steckt gerade bis zum Hals in euren Ermittlungen“, erklang plötzlich eine Stimme. Mark drehte sich um und erblickte einen hochgewachsenen Mann mit fliehender Stirn, der gezielt auf sie zukam. Olaf Brandtrupp. Wie üblich trug der Chef eine ziemlich ausgefallene Krawatte, diesmal eine mit orangefarbenen Palmen auf hellgrünem Hintergrund. In seiner Kleidungsauswahl war der Mann ziemlich schmerzfrei. In der Hinsicht zeigten Dominik und er erstaunliche Gemeinsamkeiten. Beide schienen vom selben schrägen Planeten zu stammen.
Das war die eine Theorie. Die andere lautete, dass Männer ab Mitte vierzig halt einfach schrullig wurden. Mark setzte lieber auf Theorie Nummer 1. Schließlich dauerte es bei ihm auch nicht mehr so lange, bis die große Vier vorn stehen würde.
„Wir haben bloß das Gespräch im Verhörraum ausgewertet“, erklärte Dominik, bevor Mark etwas sagen konnte. „Der Täter hat gestanden und der Fall ist abgeschlossen.“
„Sehr schön.“ Olaf rieb sich zufrieden die Hände. „Und es trifft sich auch gut. Ich komme gerade von der Zentrale. Die haben einen neuen Fall für euch.“
„Oh, toll. Worum geht’s?“, fragte Mark.
Der Chef zog den Notizzettel in seiner Hand zurate: „Ein Mann wurde in seinem Haus in Fürth mit dem Messer niedergestochen. Sieht nach ’nem schiefgelaufenen Einbruch aus.“ Er reichte das Blatt an Mark weiter. „Adresse steht drauf. Die SpuSi dürfte schon auf dem Weg sein.“
„So viel zu ’nem frühen Feierabend.“ Mit einem Seufzen stand Dominik auf und griff nach seinem schief auf einem Kleiderständer hängenden grauen Mantel. Ein ebenso billiges wie zerknittertes Modell. Auch hier hätte Columbo sofort applaudiert. Mark folgte dem Beispiel seines Kollegen und schaute sich nebenbei im Großraumbüro um. Die restlichen Doppelschreibtische waren unbesetzt. Vom Flur her hörte er gedämpfte Stimmen, doch es waren nicht die menschlichen Kollegen, nach denen er suchte, sondern Felix, einen fünf Jahre alten Hovawart-Rüden mit dunkelbraunem, fast schwarzem Fell und einigen blonden Flecken an Hals, Bauch und Beinen. Seit knapp einem Dreivierteljahr gehörte der Hund zu ihm. Und das, obwohl Mark eigentlich gar kein so großer Tierfan war. Er hatte ihn bei den Mordermittlungen auf einer Hochzeitsfeier kennengelernt und irgendwie hatte Felix es geschafft, sich in sein Herz zu mogeln. Inzwischen waren sie ein Herz und eine Seele. Selbst während der Arbeit wich der frühere Polizeidiensthund nicht von seiner Seite. Zusammen mit Dominik bildeten sie quasi ein Trio mit vier Pfoten – in Anspielung auf eine ähnlich lautende Fernsehserie aus den Achtzigern, an die sich Mark allerdings bloß noch rudimentär erinnerte.
„Wo steckt denn der Fiffi?“, erkundigte sich Dominik in dem Moment.
„Gute Frage. Als wir aus dem Verhörzimmer kamen, war er noch da.“
Fragend schaute Mark zu Olaf, der sofort abwehrend die Hände hob. „Frag nicht mich. Ich habe ihn nicht gesehen.“
„Vielleicht war ihm unser Gespräch zu langweilig“, überlegte Dominik. „Kann ich ja verstehen. Aber ich hab da so ’ne Ahnung, wo er stecken könnte.“
Die hatte Mark auch. Gemeinsam gingen sie über den Flur zur Teeküche, in der Hoffnung, den Vierbeiner an seinem Lieblingsplatz vorzufinden. Vor den Fenstern gab es nämlich eine gemütliche Stelle, auf die am Nachmittag die Sonne fiel und den Linoleumboden entsprechend aufwärmte. Wann immer sich Mark einen neuen Kaffee oder einen Snack aus dem Automaten holte, streckte sich der Hund dort aus. Mehr als einmal war Felix sogar liegen geblieben, als sein Herrchen den Raum wieder verließ.
Heute allerdings ... kein Hovawart weit und breit.
„Nanu, wo isser denn?“, sprach Dominik das aus, was Mark dachte. Als er darauf nichts erwiderte, fuhr Dominik fort. „Vielleicht haben wir einen Dognapper. Hier im Präsidium. Das wäre der Hit!“
„Unsinn.“ Ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Es war keine richtige Sorge, aber durchaus ein nervöses Grummeln. Mark machte auf dem Absatz kehrt und bog auf dem Flur nach links ab. Im Vorbeigehen linste er in jedes Zimmer, an dem er vorbeikam. Viele der Türen standen offen und erleichterten ihm die Arbeit.
Beim dritten Raum wurde er auch schon fündig. So als würde er von jeher dorthin gehören, lag Felix neben dem Schreibtisch einer Sachbearbeiterin vom KDD. Sie hieß Damla, hatte kurze schwarze Haare und war einen guten Kopf kleiner als Mark.
„Ich hab mich schon gefragt, wann du kommst“, empfing sie ihn mit einem Lächeln, das das ungute Gefühl sofort vertrieb. „Als ich vorhin Blumen gießen wollte, kam er angetrottet. Ich hab ihm ’ne Schüssel Wasser hingestellt. Anscheinend hatte er Durst.“
„Du treuloser Patron“, rügte Mark den Hund. Gleichzeitig ging er in die Knie und kraulte ihm den Rücken. „Verlässt mich für ein paar Schlucke Wasser. So was gibt’s bei uns doch genauso. Und lecker Futter. War dir langweilig?“
Felix antwortete nicht, ließ sich die Streicheleinheiten aber gefallen.
„Das hab ich vorhin auch gemacht“, sagte Damla. „Also, ihm den Rücken gekrault, meine ich. Damit kriegt man sie alle.“
„Scheint fast so.“ Als Mark sich erhob, stand auch der Hund auf und folgte ihm zur Tür. Hier wartete Dominik auf sie.
„Nachdem wir nun ja endlich vollzählig sind: Auf geht’s nach Fürth“, sagte der Kollege.
„Ich kann es kaum erwarten.“
Sein Dienstwagen war ein dunkelgrüner Passat. Die Frage, wer von ihnen beiden fuhr, stellte sich nicht mehr. Mark wusste, wie Dominiks alter Z3 aussah, und wollte ungern erleben, dass sein von der Polizei Bayern geleastes Fahrzeug ähnlich viele Beulen abbekam, für die er dann letzten Endes aufkommen durfte. Daher müsste es schon einen ziemlichen Notfall geben, damit er den chaotischen Kollegen ans Steuer ließ.
Während Felix an seinen vertrauten Platz im Kofferraum kletterte, nutzte Mark die Zeit, um einen Blick auf sein Mobiltelefon zu werfen.
Kein Anruf in Abwesenheit und auch sonst keine Nachricht von Caro.
Gut.
Erleichtert steckte er das Smartphone zurück in die Hosentasche, wo er jede Vibration sofort spüren würde, es ihn aber trotzdem nicht beim Fahren behinderte. Am wichtigsten war es, immer und überall erreichbar zu sein.
„Wie geht es eigentlich der werten Gattin?“, fragte Dominik, kaum dass sie den Hof des Präsidiums verlassen hatten. Offenbar war ihm der Blick aufs Telefon nicht entgangen.
„Sie kämpft und flucht und hofft, dass es bald so weit ist.“
„Wie lange habt ihr noch?“
„Eigentlich zwei Wochen. Aber theoretisch gesehen könnte es jeden Augenblick losgehen.“
„Dafür wirkst du erstaunlich gelassen.“
„Alles Fassade. Ich bin dauernervös. Innerlich ein Wrack. Bei jedem Telefonklingeln zucke ich zusammen.“
Dominik grinste. „Man könnte fast meinen, du hast Angst vor Caro.“
„Nicht vor ihr, sondern vor dem Moment. Danach wird nichts mehr so sein wie vorher.“
„Das hast du vor der Hochzeit auch gesagt.“ Ein weiteres freches Grinsen. „Und wie du siehst, lebst du immer noch. Und nichts hat sich sonderlich groß verändert. Außer dass ihr jetzt Mister und Misses seid und du permanent diesen Ring am Finger rumschleppen musst. Wenn ich da mal aus Herr der Ringe zitieren darf …“
Mark hob abwehrend die Hand. „Nicht schon wieder. Irgendwann nutzt sich so ein Gag auch ab.“ Trotzdem musste Mark jetzt an das Thema Hochzeit denken. Nachdem er im April von Caros Schwangerschaft erfahren und ein gewisser Kriminalfall seine Prioritäten geradegerückt hatte, hatte er seiner Langzeitfreundin endlich den längst überfälligen Antrag gemacht. Caro hatte ohne zu zögern „Ja“ gesagt und etwa eine Sekunde lang von einer kirchlichen Hochzeit ganz in Weiß geschwärmt. Allerdings wollte so etwas von langer Hand geplant werden und Zeit war mit dem Beginn ihrer Schwangerschaft etwas sehr Kostbares geworden. Je mehr davon verstrich, desto mehr wuchs ihr Bauch, sodass sie irgendwann gar nicht mehr in das Brautkleid ihrer Träume gepasst hätte. Zumindest nicht, ohne – das waren ihre eigenen Worte – darin wie ein Wal auszusehen.
Also hatten sie sich für den goldenen Mittelweg entschieden: eine standesamtliche Heirat im Juni und eine kirchliche irgendwann später, wenn das Kind auf der Welt und die Spuren der Schwangerschaft an Caros Bauch wenigstens halbwegs verschwunden waren. Wann genau das der Fall sein würde, hatten sie bewusst offengelassen. Nachdem sie für Vater Staat bereits offiziell verheiratet waren, eilte es mit der Trauung im Hause Gottes nicht ganz so sehr. Nachholen würden sie das aber definitiv. Das hatte Mark Caro versprechen müssen.
Sie ließen den Verkehrsknotenpunkt Plärrer hinter sich und folgten der kilometerlangen Fürther Straße am Gericht vorbei in Richtung ehemaliges Quelle-Areal. Im letzten Tageslicht dieses besonders trüben Spätnovembertages wirkte alles um sie herum trist und grau. Ein richtiges Selbstmordwetter, hatte Dominik es heute Morgen genannt. Was zugegebenermaßen ein ziemlich passender Ausdruck war.
Ein kurzer Blick auf Olafs Zettel erinnerte Mark noch einmal an die genaue Adresse. Eine Seitenstraße der großen Hans-Böckler-Straße. Wo die sich befand, wusste er und er würde auch ohne Navi dorthin finden.
Deshalb lenkte er den Wagen routiniert weiter bis zur Stadtgrenze und von dort über die Herder Straße ein Stück gen Norden, bis sie die Straße des alten Gewerkschaftsfunktionärs erreichten. Anschließend mussten sie bloß noch richtig abbiegen und nach der passenden Hausnummer suchen … oder sich an den Einsatzwagen von Ambulanz und Polizei und deren Blaulichtern orientieren. Letzteres entpuppte sich als deutlich einfacher, da ihnen das markante Blau bereits aus einiger Entfernung entgegenstrahlte. In der zunehmenden Dunkelheit leuchtete es besonders hell.
Im flackernden Blaulicht zählte Mark einen Sanka, ein Notarztfahrzeug sowie mehrere Autos von Spurensicherung und Streife. Eine kleine Anzahl Schaulustiger hatte sich ebenfalls auf der Straße eingefunden, aber die übersah er absichtlich. Bis zu einem gewissen Grad konnte er ihr Interesse und die Neugierde nachvollziehen, dennoch waren die Gaffer oftmals bloß im Weg und behinderten die Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit. Deshalb hatte Mark auch keinerlei Skrupel, seinen Passat genau an der Stelle des Bürgersteigs zu parken, an der sich die Zuschauer angesammelt hatten. Um nicht angefahren zu werden, wichen sie widerwillig zurück.
Sie gingen noch weiter rückwärts, als Mark den Kofferraum öffnete und der ausgewachsene Hovawart auf den Gehsteig sprang. Es bot sich förmlich an, sich beim Anleinen des Vierbeiners bewusst viel Zeit zu lassen. Dominik verstand die Geste und schmunzelte zufrieden. So etwas war ganz nach seinem Geschmack.
Die Seitenstraße war eine verkehrsberuhigte Zone mit jeder Menge Einfamilienhäusern. Viele davon in ähnlicher Bauweise. Ihr Ziel war ein Altbau, vermutlich aus den 1960er- oder 1970er-Jahren mit dunkelbraunem Dach. Von außen wirkte das Gebäude, als könnte es mindestens einen neuen Anstrich vertragen. Doch selbst wenn seit dem Bau kaum ein Handstrich mehr an der Hütte getan worden wäre, brächte sie bei dem Wahnsinn, der heutzutage auf dem Immobilienmarkt herrschte, wahrscheinlich trotzdem locker eine halbe Million Euro ein. Vermutlich sogar mehr.
Wie Mark wusste, befanden sich die Preise aktuell sehr weit jenseits von Gut und Böse. Er bereute es, nicht schon vor Jahren nach einem passenden Eigenheim geschaut zu haben. In den vergangenen Monaten hatte er sich zwar immer wieder mal nach einem guten Angebot für seine wachsende Familie umgeschaut, aber so etwas wie „gute Angebote“ gab es gar nicht mehr. Selbst zur Miete bekam man kaum mehr etwas zu vernünftigen Preisen. Zum Glück reichte der vorhandene Platz in ihrer Wohnung derzeit noch. Spätestens wenn das Kind allerdings ein oder zwei Jahre alt war, würden sie mehr Zimmer benötigen.
Am Gartentor erwartete sie ein uniformierter Streifenpolizist. Pro forma zeigten Mark und Dominik ihre Dienstausweise vor, mit Sicherheit hätte sie der Kollege aber auch so passieren lassen. Dies war bei Weitem nicht das erste Mal, dass sie sich sahen.
Im Hausflur trafen sie auf zwei Mitarbeiter von der Spurensicherung in ihren weißen Schutzanzügen. Offenbar hatte der sogenannte Erste Auswertungsangriff bereits begonnen. Das hieß: Spurensuche, gegebenenfalls Sicherstellung von Gegenständen und allem, was mit dieser Arbeit zusammenhing. Mark nickte ihnen grüßend zu und hielt Ausschau nach einer bestimmten Person: einer Enddreißigerin mit brünettem Pferdeschwanz und runden Kulleraugen, die bei den SpuSis die Einsatzleitung innehatte und ihm sicherlich einen guten Überblick über die bereits gesammelten Fakten liefern konnte.
Linkerhand befand sich das hell erleuchtete Wohnzimmer und hier erblickte er Nicole Rösler ins Gespräch mit einem grauhaarigen Mann vertieft. Anhand der herabhängenden Mundwinkel wusste Mark sofort, dass es sich dabei um Dr. Ziegler handelte. Der Rechtsmediziner war ein Fachmann, wie er im Buche stand. Mit mehr als zwanzig Jahren Berufserfahrung gab es vermutlich nicht mehr viel, was ihn erschüttern konnte. Ihn gleich zusammen mit Nicole anzutreffen passte hervorragend und ersparte ihnen mehr als einen Weg.
Auf dem Teppich hinter ihnen lag der regungslose Körper eines auf dem Rücken liegenden Mannes. Auf seinem Pullover zeichnete sich ein großer kreisrunder Blutfleck ab. Um ihn herum waren einige Vasen und Tonfiguren zu Bruch gegangen. Schon auf den ersten Blick wies der Fundort sämtliche Charakteristika eines Kampfes auf. Wichtiger waren fürs Erste allerdings die Kollegen.
„Servus, Leute“, begrüßte Dominik sie. „Was macht die Kunst?“
Die beiden schauten irritiert auf, als wären sie dermaßen in ihre Unterhaltung vertieft gewesen, dass sie ihre Anwesenheit erst jetzt bemerkten.
„Na, ihr drei“, sagte Nicole mit dem Anflug eines Lächelns. „Schön, dass ihr auch mal vorbeischaut. Wir sind schon seit ’ner Stunde hier.“
Mark und sie kannten sich seit Jahren, weshalb er wusste, dass ihre Worte nicht zu ernst und vor allem nicht als Kritik gemeint waren. Entsprechend fiel auch seine Erwiderung aus: „Ist doch prima. Dann habt ihr euch bestimmt schon einen ersten Überblick verschafft.“
„Selbstverständlich“, bestätigte der Doc. „Ein männlicher Toter. Alter: 48 Jahre. Heißt laut Ausweispapieren Stefan Langfellner. Gebürtiger Fürther. Starb voraussichtlich durch innere Blutungen und Organversagen, ausgelöst durch einen Stich im Abdomen. Anhand der Körpertemperatur würde ich schätzen, er ist erst seit etwa drei Stunden tot. Genaueres kann ich nach der Obduktion sagen.“
Mark schaute auf die Uhr. Seit drei Stunden bedeutete, dass der Mann vermutlich zwischen 14:30 und 15:00 Uhr gestorben war, was eine relativ frühe Uhrzeit für jemanden aus der arbeitenden Bevölkerung war. Was hatte er um diese Zeit zu Hause zu suchen? Mark schrieb sich den Punkt in sein Notizbuch, bevor er sich an den Mediziner wandte: „Gezielter Stich oder Zufallstreffer?“
„Vermutlich Ersteres, aber möglich ist durchaus beides. Am Oberkörper des Mannes gibt es ein paar blaue Flecken. Es scheint im Vorfeld also ein gewisses Gerangel gegeben zu haben.“
„Was verständlich ist“, fand Dominik. „Die wenigsten treten so ganz ohne Gegenwehr ab.“
„Wenn wir Glück haben, gibt es unter den Fingernägeln oder an der Kleidung DNS-Spuren und Stofffasern“, sagte Mark und richtete seinen Blick auf Nicole. „Wer hat ihn gefunden?“
„Die Ehefrau. Karen Langfellner. Sie war mit den zwei gemeinsamen Kindern – Lukas und Lorelei – bei einer Sporttanzveranstaltung. Als sie heimkam, sind die Kids sofort rauf in ihre Zimmer. Dort sind sie noch. Sie haben von der Sache nicht viel mitbekommen. Die Frau ist völlig fertig und hat vom Arzt ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen. Im Moment ist sie oben bei ihren Kindern.“
„Habt ihr schon irgendwelche Spuren sichergestellt?“
„Bisher nicht viel. Auf einen Einbruch deutet momentan kaum etwas hin. Der Auffindeort scheint der Tatort zu sein. Zumindest würde ich zum gegenwärtigen Zeitpunkt darauf tippen. In einigen Zimmern im Haus herrscht Chaos, aber da sondieren wir noch. Scheint so, als hätte der Täter nach etwas gesucht. Vor allem im Gästezimmer im ersten Stock. Dort solltet ihr euch mal umsehen. Aber bitte vorsichtig. Wir sind mit der Sicherung noch nicht fertig. Das war es bis jetzt. Sobald wir etwas Konkretes haben, melden wir uns.“
Mark nickte. „Danke. Dann schauen wir uns jetzt mal um.“
„Passt nur bitte auf, dass ihr den Tatort nicht verunreinigt“, sagte Ziegler mit mahnendem Blick auf Felix. Worauf er damit anspielte, war Mark nicht ganz klar. Sicherlich war es nicht üblich, dass ein Polizeihund an jeden Tatort mitging. Aber in den vergangenen Monaten hatten sie gemeinsam mehr als ein Dutzend Leichenfundorte besucht (glücklicherweise waren nicht alle davon Mordfälle gewesen) und nie hatte es irgendwelche Probleme oder Beschwerden gegeben. Es war ja auch nicht so, als würde Mark nicht tunlichst darauf achten, wohin der Hovawart ging und was er wo tat. Beispielsweise hatte er Felix noch nie in die unmittelbare Nähe eines Toten gelassen, solange die Rechtsmediziner dort noch mit ihrer Untersuchung beschäftigt waren.
„Selbstverständlich. Machen wir doch immer“, sprach Dominik in dem Moment das aus, was auch Mark auf der Zunge lag.
Ziegler warf ihnen einen altklugen Blick zu, verkniff sich aber weitere Kommentare. Stattdessen trat er beiseite, damit die Kommissare die Leiche genauer betrachten konnten. Dafür streiften sie sich Gummihandschuhe über und gingen neben dem leblosen Körper in die Hocke. Hinter ihnen blieb Felix bewusst auf Abstand. So als wüsste er genau, dass Ziegler ihn mit Argusaugen beobachten würde.
Das entlockte Mark selbst in Gegenwart eines Mordopfers ein schmales Lächeln. Dieser Hund verstand es sehr gut, ihn ständig aufs Neue zu beeindrucken und zu überraschen. Den meisten Menschen gelang das nicht.
Während sich Dominik mit stoischer Miene über den Oberkörper beugte, um die Stichwunde zu begutachten, überprüfte Mark die muskulösen Arme, die klobigen Hände sowie Hals und Nacken des Toten. Die üblichen Orte, an denen sich Anzeichen für Kämpfe oder Gegenwehr fanden. Hier jedoch nicht. Weder gab es Kratzer noch Schlieren oder beschädigte Stellen im Stoff des Pullovers. Nicht viel anders sah es in Langfellners Gesicht aus. Er besaß fleischige Wangen, eine ebensolche Stirn und eine breite Nase. Das Haupthaar war voll und fast vollständig ergraut. Letzteres galt auch für die Stoppeln seines Dreitagebarts. Der halb offen stehende Mund und die geöffneten Augen verliehen dem Toten einen überraschten Ausdruck. So als hätte der Mann diesen drastischen Schritt nicht erwartet. Was vermutlich auch der Fall gewesen war.
„Was meinst du?“, fragte Mark seinen Partner.
Dieser richtete den Oberkörper auf, hielt den Blick jedoch auf den Leichnam gerichtet. „Sieht nach einem plötzlichen und raschen Tod aus. Ich schätze, der Mörder wusste recht genau, was er tat. Ob im Affekt oder geplant, wird sich zeigen.“
„Sehe ich genauso. So, wie die Leiche daliegt, dürfte alles ziemlich schnell gegangen sein. Viel Zeit für Gegenwehr blieb vermutlich nicht.“
Mark betrachtete den kreisrunden Fleck einen Moment lang. Auf den ersten Blick war die Einstichstelle in dem durchnässten Pullover gar nicht zu erkennen. Trotzdem ließ das viele Blut kaum eine andere Ursache als Erklärung zu. Passend dazu waren auch am Boden mehrere dünne Blutspritzer zu sehen. Mit großer Wahrscheinlichkeit würde die Spurensicherung weitere an den Möbelstücken in der Nähe finden und daraus später ein Blutspurenmuster erstellen. Für die Rekonstruktion des Tathergangs war das äußerst hilfreich.
„Ist trotzdem keine schöne Art, abzukratzen“, fand Dominik und stand auf. In seinen Knien knackte es bedrohlich.
„Welche ist das schon?“
„Och ... ich wüsste da schon welche, aber das gehört jetzt nicht hierher.“
Mark erhob sich ebenfalls und schaute sich im Wohnzimmer um. Schrankwand, großer Flachbildfernseher, separater Essbereich. Nicht die neusten Möbel, jedoch durchaus ansehnlich und Gemütlichkeit ausstrahlend. Geld im Übermaß besaß die Familie offensichtlich nicht, dennoch schien es ein Auskommen mit dem Einkommen zu geben. Was einmal mehr die Frage nach Langfellners Beruf aufwarf. Anhand dessen Kleidung und Aussehens war er vermutlich kein Bürohengst. Doch der Eindruck konnte täuschen.
Als er ans Fenster trat, sah er draußen im Garten die SpuSis in ihren hellen Raumanzügen auf der Wiese herumgeistern. Sie nahmen Millimeter für Millimeter des Grundstücks unter die Lupe, schienen bisher jedoch nicht fündig geworden zu sein. Mark war gespannt, ob sich das noch ändern würde.
Er wandte sich ab und folgte Dominik mit der Hundeleine in der Hand hinaus auf den Flur. Am Türrahmen kam ihnen Dr. Ziegler entgegen und trat beiseite, um Platz zu machen. Als sie vorüber waren, sah Mark den Doc zurück zur Leiche gehen, um seine Untersuchung fortzusetzen und sie für den Abtransport in die Rechtsmedizin vorzubereiten.
Von Ziegler schweifte sein Blick weiter zu den gerahmten Familienporträts an den Korridorwänden. Hier war Langfellner mit seinen Kindern am Strand, mit seiner Frau in den Bergen und bei irgendwelchen Feiern zu sehen, was ein sehr krasser Wechsel war und Mark einen Kloß im Hals bescherte. Es erschreckte ihn jedes Mal aufs Neue, wie schnell das Leben vorbei sein konnte. Darüber halfen auch etliche Dienstjahre nicht hinweg. Als Polizist lernte man zwar zu akzeptieren, dass der Tod zum Leben dazugehörte (und ihm den Job sicherte), dennoch war es erschütternd, wie sinnlos und brutal mutwillig manche dieser Tode waren. Am meisten leid taten ihm die Hinterbliebenen, die irgendwie mit dem plötzlichen Verlust klarkommen mussten. Vor allem für Kinder war so etwas nur schwer zu begreifen.
Vom Flur aus führte eine Treppe hinauf in die erste Etage. Auch hier säumten zahlreiche gerahmte Schnappschüsse und Porträts den Weg. Zwei Bilder zeigten eine jüngere Version des Ermordeten zusammen mit einem Freund und einer prallbusigen dunkelhäutigen Schönheit. Auf einem anderen Foto ritt er zusammen mit einer rothaarigen Frau auf einem Elefanten eine Dschungelstraße entlang. Offensichtlich Schnappschüsse aus dem Urlaub. Entsprechend entspannt und gut gelaunt wirkten die Personen auch.
Auf dieselbe rothaarige Frau trafen sie im Kinderzimmer. Trotzdem musste Mark zweimal hinschauen, um sie zu erkennen. Das Alter hatte es nicht besonders gut mit ihr gemeint. Zahlreiche Falten zierten das Gesicht der Frau. Ihr Haar hing matt und kraftlos hinab. Der Schock über den Verlust ihres Mannes hatte zusätzlich an ihr gezehrt, sodass sie nicht mehr wie Ende vierzig, sondern mindestens zwanzig Jahre älter aussah.
„Frau Langfellner“, erkundigte sich Dominik der Ordnung halber.
Die Witwe nickte und tupfte sich mit einem Taschentuch die geröteten Augen ab. Sie saß mit ihren zwei Kindern auf dem Bett, die Mark ebenfalls von den Fotos wiedererkannte. Die beiden weinten und schienen den ganzen Trubel in ihrem Haus nicht ganz zu verstehen. Als sie allerdings neben den zwei Kommissaren den dunkelbraunen Diensthund bemerkten, hellten sich ihre traurigen Gesichter ein wenig auf. Ein Effekt, der Mark jedes Mal aufs Neue erfreute. Jedes bisschen Licht in der Finsternis tat gut.
„Ich bin Kriminaloberkommissar Mark Richter, das ist mein Kollege Dominik Waldmayer“, stellte er sie vor. Parallel dazu wiesen sie sich aus. Das etwa achtjährige Mädchen und ihren schätzungsweise gleichaltrigen Bruder tangierte das nur peripher. Ihre Blicke blieben weiterhin auf Felix gerichtet.
Was auch der Mutter nicht verborgen blieb. Sie löste sich aus der Umarmung der Zwillinge und kam einige Meter auf die Polizisten zu.
„Mein Beileid zu Ihrem Verlust“, fuhr Mark mit gesenkter Stimme fort. Die Witwe nickte nur. „Die Kollegen haben uns mitgeteilt, dass Sie Ihren Mann gefunden haben?“
Erneutes Nicken. Gleichzeitig wurden ihre Augen wieder feucht und ihre Mundwinkel zuckten unkontrolliert. Sie verkörperte so viel Schmerz, dass es Mark tief im Inneren wehtat. Er bedauerte es, die arme Frau in ihrer Trauer zu stören und sie mental noch einmal an den schrecklichsten Moment ihres Lebens zurückzuführen. Dennoch blieb ihm keine andere Wahl. Je frischer die Erinnerungen waren, desto authentischer waren sie. Im Laufe der Zeit mischten sich unfreiwillig viele innere und äußere Eindrücke darunter. „Könnten Sie uns den Ablauf bitte noch einmal ganz genau schildern?“
Inzwischen schien Karen Langfellner den Kampf gegen die Tränen aufgegeben zu haben. Abwechselnd links und rechts tupfte sie die Lider ab. Einmal hielt sie kurz inne, um sich die Nase zu putzen. Anschließend atmete sie tief durch, um ihre Fassung zurückzuerlangen. „Ich ... kann es versuchen.“
Sie warf einen besorgten Blick auf ihre Kinder und führte die Beamten dann in den hinteren Teil des Zimmers, zu einem weißen Schreibtisch, über dem Poster von Namika und Deine Freunde hingen. Es war illusorisch, anzunehmen, dass der Nachwuchs das Gespräch hier nicht hören würde, allein schien die Mutter die beiden Kleinen jedoch nicht lassen zu wollen.
„Wir – also meine Kinder und ich – waren bei einem Kurs für rhythmische Sportgymnastik. Lorelei macht dort mit. Ich hab die Zwillinge von der Schule abgeholt und wir sind direkt dorthin gefahren.“
„Was war mit Ihrem Mann?“
„Turnen ist nichts für Stefan. Zu Aufführungen und sonstigen Veranstaltungen kommt er natürlich, aber bei den normalen Übungsstunden bleibt er lieber daheim und kümmert sich um das Abendessen.“ Erst in dem Moment wurde ihr offenbar klar, dass sie in der Gegenwartsform sprach, und schüttelte traurig den Kopf. „Also, er hat das immer so gemacht. Heute wollte er seine berühmte Bolognese-Soße machen. Auf die stehen die Twinnies ganz besonders.“ Ihre Mundwinkel zuckten wieder. Die nächste Trauerwelle war im Anmarsch.
„Von wann bis wann findet der Kurs statt?“, versuchte Mark das Schlimmste zu verhindern. Manchmal war Ablenkung das beste Gegenmittel.
„Immer von halb vier bis halb sechs. Nach zwei Stunden sind die Kinder völlig fertig. Deshalb sind sie zu Hause gleich in ihre Zimmer gestürmt.“
„Trainiert Ihr Sohn auch mit in dem Kurs?“
„Das versuchen wir gerade rauszufinden. Er hatte heute sein zweites Schnuppertraining. Aber da kaum andere Jungs dabei sind, wird er wohl nicht weiter hingehen wollen.“
„Was haben Sie gemacht, nachdem Sie daheim angekommen sind?“
„Ich ...“ Frau Langfellner hielt inne und linste vorsichtig zu den Kindern. Diese betrachteten noch immer den Vierbeiner, der gerade an einigen am Boden liegenden Haargummis schnüffelte. Dominik ergriff daraufhin die Initiative und führte Felix zu den beiden. Das versetzte die Mutter kurzzeitig in Aufregung und Sorge. Eine Sekunde lang schien sie einschreiten zu wollen. Doch dann sah sie, dass der Hovawart keine blutrünstige Bestie war, und erinnerte sich wieder an die Frage.
„Als ich ankam, hab ich mich gewundert, dass es nicht nach Essen riecht. Normalerweise riecht das ganze Haus danach, wenn Stefan Hackfleisch anbrät. Angebraten hat. Dann ist mir aufgefallen, wie still es ist. Da hab ich mir noch nichts bei gedacht. Auf dem Weg in die Küche ist mir aber doch ein bisschen mulmig geworden. Die Zutaten standen alle draußen: Fleisch, Zwiebeln, Knoblauch. Doch nichts davon war vorbereitet. Das hat mich gewundert. Meistens ist Stefan längst mit allem fertig, wenn wir kommen.“
„Was haben Sie dann gemacht?“
„Ich hab nach ihm gerufen und bin ihn suchen gegangen.“
„Also gingen Sie davon aus, dass er daheim ist?“
„Ja“, rief sie im Brustton der Überzeugung. Dann kam sie ins Zweifeln. „Die Tür war ja nicht abgesperrt. Außerdem hat er gesagt, dass er daheim sein würde und sich um das Essen kümmern würde. Deshalb wollte ich nachschauen. Und ihn fragen, ob etwas dazwischengekommen ist.“
„Sind Sie gleich als Nächstes ins Wohnzimmer gegangen oder erst noch woanders hin?“
„Gleich dorthin. Irgendwie ist das immer die Anlaufstelle Nummer eins. Die Kinder spielen dort mehr als in ihren Zimmern. Ich dachte, vielleicht hat Stefan ’ne Sendung im Fernsehen gefunden und darüber die Zeit vergessen. Dann hab ich das Chaos bemerkt und ihn dort liegen gesehen. Da war überall Blut an ihm.“
Sie schluchzte abermals und Mark gab ihr einen Moment, um sich zu sammeln. Er fuhr sich durch seine kurzen blonden Haare und nutzte die Zeit für einen Blick zu Felix und Dominik. Der Hund schien die Kinder ziemlich gut abzulenken. Das war gut. Vielleicht sollte jedes Kind ein Haustier haben.
„Haben Sie den Körper Ihres Mannes berührt? Oder irgendwas anderes im Zimmer?“
„Ich hab kurz an seinem Arm gerüttelt. Aber an seinem Bauch war so viel Blut und sein Blick so starr. Da war mir sofort klar, dass jede Hilfe zu spät kommt. Danach bin ich aufgestanden.“ Sie stockte erneut und starrte auf einen imaginären Punkt am Boden. „Ich hab die 110 gewählt. Die Frau am Telefon war sehr nett. Hat gesagt, ich soll mich erst mal beruhigen. Und dass schon Hilfe unterwegs ist. Sie war am Telefon, bis der erste Streifenwagen angekommen ist. Und sie hat mich gefragt, ob ich nachgeschaut hätte, ob wir alleine im Haus sind. Erst da ist mir klar geworden, dass der Mörder vielleicht noch hier sein könnte. Gott sei Dank sind gleich darauf Ihre Kollegen aufgetaucht. Die haben das ganze Haus von oben bis unten abgesucht. Da war Gott sei Dank niemand außer uns.“
„Hatte Ihr Mann Streit mit jemandem? Gab es irgendwelche Komplikationen, von denen er Ihnen erzählt hat?“
Sie schüttelte den Kopf. „Absolut nichts. Er war zwar nicht mit jedem gut Freund, aber auch keiner, der sich mit irgendwem angelegt hat. Stefan war vielleicht ein Schussel und Pechvogel, aber nix anderes.“
„Schussel und Pechvogel?“, wiederholte Mark. Eine solche Beschreibung hörte er nicht allzu oft – obgleich sie auf einige Zeitgenossen durchaus zutraf. Auch manche gerade im Raum befindlichen Kollegen benahmen sich stellenweise wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.
Die Andeutung eines schwachen Lächelns schlich sich in Karen Langfellners Gesicht. „Na ja, wie soll ich das erklären? Wenn ich auf jemanden tippen müsste, der das Pech hat, von einem Einbrecher überrascht zu werden, dann er. Das ist so richtig typisch für Stefan. Als Fußgänger ist er mal vom Auto angefahren worden. Bei einer Flugreise war es natürlich sein Flugzeug, das notlanden musste. Mitten auf einem Feld. Er war sogar mal Geisel bei einem Banküberfall. Und jetzt das … er hat wirklich ein Händchen für solche Dinge. Hatte, meine ich natürlich.“ Das Lächeln verschwand, bevor es sich ausbreiten konnte, und die übermächtige Traurigkeit kehrte zurück.
„Was für einer Arbeit ging Ihr Mann nach?“
„Er war Trockenbauer. Bei der Firma Schwammberger in Nürnberg Schweinau.“
„Wie verstand er sich mit seinen Kollegen und dem Chef?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Auch da kam er mit jedem klar, denke ich.“
„Was ist mit den Nachbarn?“
Kopfschütteln.
„Hatte er noch weitere Familie in der Gegend?“
„Eine Schwester drüben in Amberg. Die sehen wir aber bloß alle paar Monate mal. Die Eltern sind beide tot. Autounfall, als Stefan gerade achtzehn war. Mein Mann war echt ein Pechvogel, wie er im Buche steht.“
Mark blätterte in seinem Notizbuch. „Noch mal kurz zurück zu seinem Job. Von wann bis wann arbeitete er für gewöhnlich?“
„In der Regel von sechs bis vierzehn Uhr. Manchmal natürlich auch länger. Kommt immer darauf an, wie sie bei den Baustellen fertig werden.“
Ein gutturales Brummen riss Mark kurz aus der Konzentration. Das gab Felix immer von sich, wenn er sich wohlfühlte. Und siehe da, schlecht schien es dem Hovawart im Moment wahrlich nicht zu gehen. Das Mädchen und der Junge standen links und rechts von ihm und bedachten ihn mit Streicheleinheiten. Bisher noch relativ zaghaft, aber wenn sie noch länger blieben, würde ihre Scheu stetig abnehmen. Dominik hingegen lehnte etwas unbeteiligt an der Wand daneben und lauschte offenbar der Befragung.
„Haben Sie eine Ahnung, wann er heute heimgekommen ist?“, hakte Mark nach.
„Das dürfte so gegen viertel drei gewesen sein. Wir haben uns noch kurz gesehen, bevor ich die Kinder abgeholt habe.“
„Was arbeiten Sie?“
„Ich bin Verwaltungsfachangestellte bei der Krankenkasse. Halbtags.“
Mark notierte sich das. „Wie hat sich Ihr Mann verhalten, als Sie ihn gesehen haben?“
„So wie immer. Kein bisschen nervös oder zornig, falls Sie darauf hinauswollen.“ Sie atmete tief ein und flackernd wieder aus. Außerdem begannen ihre Augen abermals feucht zu werden.
„Wir sind gleich durch“, versicherte Mark ihr. „Eine letzte Frage noch: Laut den Kollegen wurden mehrere Zimmer verwüstet. Haben Sie eine Ahnung, was der oder die Täter gesucht haben könnten?“
„Nein, überhaupt nicht. Wir haben nicht viel Geld und kommen gerade so über die Runden. Das Haus hat Stefan noch von seinen Eltern geerbt. Bei uns gibt es keine Wertgegenstände oder dergleichen. Ich verstehe das alles nicht.“
Damit waren sie schon zwei. Aber das sagte Mark ihr nicht, sondern dankte ihr für die geopferte Zeit in der schweren Stunde. Während er sie zu ihren Kindern entließ, gab er seinem Partner ein Zeichen, ihm mit Felix auf den Flur hinaus zu folgen. Dominik verstand den Wink und schloss die Türe leise hinter ihnen.
Draußen gingen sie einige Meter, bevor sie ihre Eindrücke austauschten. Ein Kollege von der Spurensicherung drängte sich in seinem weißen Schutzanzug an ihnen vorbei die Treppe hinab.
„Der Typ scheint das Pech echt gepachtet zu haben“, sprach Dominik mit gedämpfter Stimme. „Geisel bei einem Banküberfall, Notlandung mit ’nem Flugzeug, Autounfall. Donald Duck ist ein Scheiß dagegen.“
„Da will man nicht tauschen“, stimmte Mark zu. „An seiner Stelle hätte ich gar nicht erst auf dem Bau gearbeitet. Was da alles schiefgehen kann!“
„Vielleicht konnte er geschickt mit den Händen umgehen. Der hat richtige Bauarbeiterpfoten, hab ich vorhin gesehen.“
Während sie sprachen, betraten sie den Raum zu ihrer Rechten. Das Schlafzimmer, wie sie feststellten. Die hier herrschende Unordnung ließ sie verstummen. Der Teppichboden war mit Kleidungsstücken übersät, die Türen sämtlicher Kleiderschränke standen sperrangelweit offen. Die Nachtschränkchen und selbst das Bett befanden sich nicht mehr parallel zur Wand, sondern halb schräg im Raum. Zwischen all dem Chaos stand eine Frau vom Spurensicherungs-Team und schoss Fotos. Auch sie trug den weißen Schutzanzug.
„Holla the forest-fairy“, sagte Dominik und hob ein auf den Matratzen liegendes Bild mit Rahmen an. „Hier hat sich echt einer ausgetobt. Da kann das Wohnzimmer nicht mithalten.“
„Im Gästezimmer sieht es noch übler aus“, meinte die Frau von der Spurensicherung. „Wenn ihr da reinwollt, nehmt euch besser die hier mit.“
Sie reichte ihnen zwei Paar blaue Folienüberzieher für die Schuhe. Die waren kein Standard und kamen immer dann zum Einsatz, wenn es darum ging, keine Spuren am Tatort zu verwischen oder diesen nicht zu kontaminieren.
Das machte Mark noch neugieriger. Er scannte das Zimmer mit geübtem Blick, fand jedoch nichts, was seine Aufmerksamkeit erregte. Also verließ er den Raum, um die Behauptung der Kollegin zu überprüfen. Schräg gegenüber befand sich das Bad und zumindest hier sah es nicht weiter schlimm aus. Ein paar Kosmetikartikel lagen verstreut im Waschbecken, aber das war nichts, was sich nicht in fünf Minuten beheben ließe.
Ganz anders sah es da im Raum daneben aus. Zweifelsohne war dies das Zimmer, das sie gemeint hatte. Nicht der aufgefetzte Bezug des blauen Kanapees war der Grund. Auch nicht der umgestoßene Apothekerschrank in kräftigem Dunkelbraun. Oder die vielen Bücher, die jemand aus dem Ikea-Regal gezogen hatte. Es war das etwa ein Meter große Loch in der hinteren Wand. Umgeben von weißer, an den Rändern zerfetzter Tapete klaffte ein gewaltiger Krater. Nackte Ziegelsteinbruchstücke bleckten wie Zahnstümpfe hervor. Es sah aus wie das klaffende Maul eines gewaltigen Wandmonsters, das gierig nach neuer Nahrung lechzte. Dahinter lag ein dunkler Hohlraum, der noch viel mehr Fragen aufwarf. Neugierig zog sich Mark die Folien über seine Schuhe und ging auf die Maueröffnung zu. Als er sich dort hineinbeugte, hörte er, wie Dominik hinter ihm den Gummizug der Schuhüberzieher schnallen ließ und zusammen mit Felix den Raum betrat. Den erstaunten Pfiff seines Partners ignorierte Mark.
In dem Loch roch es muffig und nach Steinstaub. Zu erkennen war in der Finsternis nicht viel. Also zog Mark sein Smartphone aus der Tasche (kein neuer Anruf von Caro in Abwesenheit!) und sorgte über die Taschenlampen-App für mehr Licht.
Das, was er dann sah, stellte ihn vor ein neues Rätsel. Hinter der Wand befand sich eine kleine Kammer. Nicht ganz einen Meter in der Länge, dafür aber so breit wie die ganze Zimmerseite und auch genauso hoch. Wie im Gästezimmer war auch der Boden der Kammer übersät mit Zementbrocken, rotem Ziegelputz und Staub. Dazwischen lagen Kabelreste und zwei morsch aussehende Bretter.
Mit angehaltenem Atem leuchtete Mark noch einmal den hinteren Teil des Bodens ab. Fast befürchtete er, dort eine mumifizierte Leiche oder irgendetwas anderes zu entdecken, das in Thrillern und Horrorgeschichten gerne mal an solch einem Ort versteckt wurde. Aber der Platz war leer und die dicke Staubschicht bewies, dass sich hier seit sehr langer Zeit nichts und niemand aufgehalten hatte. Das einzig Auffällige war ein windschiefes, etwa hüfthohes Holzregal, das ebenfalls komplett eingestaubt war. An der Ziegelsteinwand waren auf den ersten Blick weder Kratzer noch andere Spuren zu erkennen. Genaueres würde nachher die Spurensicherung aufdecken.
„Was gibt es da drinnen?“, fragte Dominik hinter ihm. „Hannibal Lecters letztes Opfer? Ach nee, der hat die ja alle aufgegessen. Dann eher einen geheimen Zugang zur Batcave?“
„Da hinten ist nichts. Gar nichts.“
Er wollte die Hand mit der Handytaschenlampe gerade zurückziehen, als ihm links neben der Lochöffnung auf dem Boden etwas auffiel. Irgendetwas schien da bis vor Kurzem gelegen zu haben. Worum es sich dabei gehandelt hatte, ließ sich aus der mehr oder minder ovalen Form unmöglich ableiten. Es könnte ebenso ein alter Fußball wie ein Bündel radioaktiver Brennstäbe gewesen sein. Da der Gegenstand weg war, änderte es an Marks Aussage allerdings nichts. Hier gab es nichts, was sie im Moment weiterbringen würde.
Nachdenklich zog er Arm und Oberkörper aus der Öffnung und wartete, bis auch Dominik sich einen Eindruck verschafft hatte.
„Verstehe ich nicht“, sagte der Kollege, während er sich wieder aufrichtete. „Wofür hat jemand so einen geheimen Raum, wenn er ihn nicht nutzt? Da hinten hätte man alles Mögliche verstauen können. Die Playboys aus der Jugend, ein ganzes Travestie-Zimmer sogar.“
„Diese Beispiele lassen tief blicken. Vielleicht wussten die jetzigen Bewohner ja gar nichts davon. Der Staub darin legt nahe, dass da seit Urzeiten keiner mehr drin war.“
„Die Eltern von Langfellner haben vorher im Haus gewohnt. Du meinst, das stammt noch von denen?“
„Gute Frage. Lass die uns doch jemandem stellen, der sich damit auskennt.“
Mit den Worten verließen sie das Gästezimmer. Als sie zu Karen Langfellner und den Kindern zurückkehrten, saßen die drei erneut schluchzend und eng umschlungen auf dem Bett. Diesmal reichte Felix’ Auftauchen nicht, um das Mädchen und den Jungen abzulenken. Sie schauten lediglich kurz zu ihnen und schienen ansonsten von ihrer Trauer fast übermannt zu werden.
„Entschuldigen Sie bitte“, sagte Mark und senkte den Blick. Es tat ihm wirklich leid, die Familie ein weiteres Mal belästigen zu müssen. Insbesondere da er vorhin gesagt hatte, sie wären mit der Befragung durch. Kurz überlegte er daher, das Nachhaken auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Andererseits konnte sich in der Kammer etwas Elementares befunden haben, über das sie so früh wie möglich Bescheid wissen sollten.
„Könnten Sie uns bitte für einen Moment ins Gästezimmer begleiten?“, nahm ihm Dominik die Entscheidung ab. „Wir hätten da noch eine Frage an Sie.“
Zunächst schien die Mutter überhaupt nicht zu reagieren. Sie schien dermaßen mit ihrem Kummer und den trauernden Kindern beschäftigt zu sein, dass sie alles andere um sich herum ausgeblendet hatte. Gerade als Dominik den Mund öffnete, um seine Bitte zu wiederholen, erhob sich Karen Langfellner schwerfällig. Ein weiteres Mal tupfte sie sich die Tränen von den Augen. Dann ging sie im Schlepptau der Ermittler in den anderen Raum.
„Das Loch in der Wand gibt uns einige Rätsel auf“, erklärte Dominik. „Oder vielmehr die Kammer dahinter.“
Die Witwe schien nicht zu verstehen. Mit gerunzelter Stirn trat sie auf die Öffnung zu. Dabei übersah sie einen am Boden liegenden Ziegelbrocken und stolperte. Mark hechtete in einer fließenden Bewegung zu ihr. Er stützte die Frau und verhinderte so ihren Sturz. Sie hingegen schien es nicht einmal zu registrieren. Stattdessen stapfte sie mit starrem Blick weiter auf die Maueröffnung zu. Davor ging sie in die Knie und lugte zögernd hinein.
„Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was das sein soll. Bis gerade eben wusste ich nicht mal, dass da hinten überhaupt so was ist. Vorhin bei dem Rundgang habe ich nicht weiter darauf geachtet.“
Das verblüffte Mark. „Hat Ihr Mann einmal eine Andeutung darüber gemacht?“
Wieder schüttelte sie den Kopf.
„Wie lange wohnen Sie schon in diesem Haus?“, erkundigte sich Mark.
„Schon immer. Also, seit Stefan und ich uns kennen. Wir haben vor acht Jahren geheiratet, als ich mit den Zwillingen schwanger war. Davor waren wir einige Monate zusammen. Das ging alles recht schnell damals. Mit den Kindern mussten wir uns ja auch beeilen. Wir waren ja beide nicht mehr die Jüngsten.“
„Was war davor?“
„Da habe ich allein in einer Zwei-Zimmer-Wohnung in Muggenhof gewohnt.“
„Nein, ich meine: Hat Ihr Mann schon vorher hier gelebt? Sie sagten vorhin, dass es das Haus seiner Eltern ist.“
Sie nickte. „Soweit ich weiß, hat er schon immer hier gewohnt.“
„Haben Sie eine Ahnung, welche Funktion das Gästezimmer früher hatte, bevor es zum Gästezimmer wurde?“
Karen Langfellner schüttelte den Kopf. „Ich glaube, das war der Hobbyraum seines Vaters, bin mir aber nicht sicher. Das ist alles schon so lange her. Wir hatten überlegt, daraus noch ein Kinderzimmer zu machen, wenn Lucas und Lorelei älter sind und jeder seinen eigenen Platz braucht.“
„Vielen Dank für die Informationen“, sagte Mark. „Mehr benötigen wir im Moment nicht.“
Was das bedeutete, musste man der Mutter nicht zweimal sagen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und lief mit schnellen Schritten auf den Flur hinaus. Nur Sekunden darauf hörte man das Öffnen und Schließen einer Tür. Zweifellos die zum Kinderzimmer. Zurück blieben die beiden Kommissare und der Hovawart.
„Das ist alles sehr merkwürdig.“ Dominik kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Wenn nicht mal die Gattin von dem Raum wusste, woher hat ihn dann der Täter gekannt?“
„Vorausgesetzt, das Loch in der Wand hat mit der Ermordung zu tun. Vielleicht sind das zwei vollkommen verschiedene Sachverhalte.“
„Das glaubst du doch selbst nicht.“
„Was ich glaube, ist erst mal zweitrangig. Mir geht es nur darum, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen. Du weißt ja ...“
„... jaja, nichts ist fataler als voreilige Schlüsse“, unterbrach ihn Dominik. „Ich weiß. Dennoch ergibt bei mir eins und eins immer noch zwei. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn das nicht zusammenhängt.“
„Warten wir’s mal ab“, sagte Mark und blickte unschlüssig zu seinem Hund.