Читать книгу Savitri - Eine Legende und ein Gleichnis - Sri Aurobindo - Страница 8

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Drittes Lied

Der Yoga des Königs,

Der Yoga der Befreiung der Seele

Einer Welt Begehren erwirkte ihre sterbliche Geburt:

An vorderster Spitze der unvordenklichen Suche,

Protagonist des mysteriösen Spiels,

In dem sich der Unbekannte selbst durch Formen verfolgt

Und seine Ewigkeit durch die Stunden begrenzt

Und die blinde Leere sich müht, zu leben und zu sehen,

Ein Denker und Werker in des Ideals Atmosphäre,

Brachte stummer Erdnot er Ihre strahlende Macht.

Sein war ein Spirit, der von höheren Sphären kam

In unseren Bereich ephemerer Schau,

Ein Kolonist aus der Unsterblichkeit.

Ein Richtstrahl auf den unsicheren Straßen der Erde,

Hielt seine Geburt ein Symbol und ein Zeichen hoch;

Sein menschliches Selbst wie ein transparentes Gewand

Verhüllte den All-Weisen, der die blinde Welt führt.

Verbunden mit kosmischem Raum und kosmischer Zeit

Und Gottes Schuld hier begleichend an Erde und Mensch,

War eine höhere Sohnesschaft sein göttliches Urrecht.

Obwohl er sterbliche Unwissenheit akzeptierte,

Hatte sein Wissen teil am unsagbaren Licht.

Eine Kraft der ursprünglichen Permanenz,

Verstrickt in den Augenblick und seinen Fluss,

Behielt er die Schau der Weiten dahinter:

Eine Kraft war in ihm vom Unerkennbaren.

Ein Archivar der Symbole des Jenseitigen,

Ein Schatzmeister übermenschlicher Träume,

Trug er die Prägung mächtiger Erinnerungen

Und warf ihren herrlichen Strahl auf menschliches Leben.

Seine Tage waren ein langes Wachsen zum Höchsten.

Ein himmelwärts gerichtetes Wesen, das seine Wurzeln nährt

Von Mitteln aus okkulten spirituellen Quellen,

Stieg durch weiße Strahlen zu ungesehener Sonne empor.

Seine Seele lebte als Gesandte der Ewigkeit,

Sein Geist war wie ein himmelstürmendes Feuer,

Sein Wille ein Jäger auf den Pfaden des Lichts.

Ein ozeanischer Impuls erhöhte jeden Atemzug;

Jede Handlung hinterließ eines Gottes Fußabdrücke,

Jeder Augenblick war ein Schlagen mächtiger Schwingen.

Das kleine Areal unserer Sterblichkeit,

Berührt von diesem Siedler aus den Höhen,

Wurde zu einem Spielfeld des lebendigen Unendlichen.

Diese körperliche Erscheinungsform ist nicht alles;

Die Form trügt, die Person ist eine Maske;

Tief verborgen im Menschen können himmlische Kräfte wohnen.

Sein zerbrechliches Schiff trägt durchs Meer der Jahre

Ein Incognito des Unvergänglichen.

Ein Spirit, der eine Flamme Gottes ist, weilt,

Als feuriger Anteil des Wunderbaren,

Künstler seiner eigenen Schönheit und Wonne,

Unsterblich in unserer sterblichen Armut.

Dieser Bildhauer der Formen des Unendlichen,

Dieser verhüllte unerkannte Bewohner,

Eingeweihter seiner eigenen verschleierten Mysterien,

Verbirgt in kleinem, stummem Keim sein kosmisches Denken.

In der wortlosen Kraft der okkulten Idee

Bestimmend prädestinierte Form und Handlung,

Passagier von Leben zu Leben, von Ebene zu Ebene,

Wandelnd sein Eigenbild von Form zu Form,

Sieht er die Ikone wachsen durch seinen Blick

Und schaut im Wurm den kommenden Gott voraus.

Endlich gelangt der Reisende auf den Pfaden der Zeit

An die Grenzen der Ewigkeit.

Gekleidet in das vergängliche Symbol von Menschheit,

Fühlt er seine Substanz unsterblichen Selbstes

Und verliert seine Verwandtschaft mit Sterblichkeit.

Ein Lichtstrahl des Ewigen trifft sein Herz,

Sein Denken dehnt sich in Unendlichkeit:

Alles in ihm wendet sich Spirit-Weiten zu.

Seine Seele bricht heraus, mit der Überseele sich zu einen,

Sein Leben ist überflutet von jenem Über-Leben.

Er hat getrunken von den Brüsten der Weltenmutter;

Eine unermessliche Übernatur erfüllt seinen Rahmen:

Sie nimmt seines Spirits immerwährenden Grund

Als Sicherheit ihrer sich wandelnden Welt

Und formt die Gestalt ihrer ungeborenen Mächte.

Unsterblich konzipiert sie sich in ihm,

Im Geschöpf wirkt unverschleiert die Schöpferin:

Ihr Antlitz erscheint durch seines, ihre Augen durch seine Augen:

Ihr Wesen ist seines durch weite Identität.

Dann tritt im Menschen das offenbare Göttliche zutage.

Eine statische Einheit und dynamische Kraft

Kommen in ihn herab, die Siegel der integralen Gottheit;

Seele und Körper empfangen die lichtvolle Prägung.

Eine lange düstre Vorbereitung ist des Menschen Leben,

Ein Kreis von Mühe und Hoffnung und Krieg und Frieden,

Vom Leben gefurcht in den dunklen Boden der Materie.

Bei seinem Aufstieg zu einem Gipfel, den kein Fuß je betrat,

Sucht er durch einen flammenbestrahlten Halbschatten

Eine verschleierte Wirklichkeit, halb erkannt und stets verfehlt,

Eine Suche nach etwas oder jemandem, nie gefunden,

Kult eines Ideals, hier nie realisiert,

Eine endlose Spirale von Aufstieg und Fall,

Bis schließlich erreicht wird der riesige Punkt,

Durch den die Glorie dessen erstrahlt, für den wir gemacht sind,

Und wir vordringen in die Unendlichkeit Gottes.

Über die Grenzen unserer Natur entrinnen wir

In der Übernatur Sphäre lebendigen Lichts.

Dies wurde bezeugt jetzt in jenem Sohn der Kraft,

In ihm legte jener hohe Übergang sich den Grund.

Als ursprüngliche und höchste Immanenz,

Von der alles Naturgeschehen die gestaltende Kunst,

Machte verborgen der kosmische Arbeiter sich ans Werk,

Um dieses schwache irdene Instrument in Himmels Dienst zu stellen.

Eine Gegenwart wirkte hinter dem dunklen Schleier:

Sie hämmerte seinen Grund, um eines Titanen Gewicht zu tragen,

Schliff halbgehauene Blöcke natürlicher Kraft

Und formte seine Seele zur Gott-Gestalt.

Der Kunsthandwerker des magischen Stoffes des Selbstes,

Der an seinem hohen und schwierigen Plan arbeitet

In der weiten Werkstätte der wunderbaren Welt,

Modellierte in innerer Zeit seine Rhythmen.

Dann kam das abrupte transzendente Wunder:

Die maskierte unbefleckte Herrlichkeit konnte,

Wirkend im okkulten Schoß des Lebens,

Die geträumte Herrlichkeit künftiger Dinge umreißen.

Eine Krone der Architektur der Welten,

Ein Mysterium von vermählter Erde und Himmel

Annektierte Göttlichkeit dem sterblichen Plan.

Ein Seher wurde geboren, ein leuchtender Gast der Zeit.

Für ihn endete des Geistes begrenzendes erhabenes Firmament oben.

An der Greifvogel-Front von Nacht und Tag riss auf

Eine Lücke im allverbergenden Gewölbe;

Die bewussten Enden des Wesens rollten sich zurück:

Die Wegzeichen der kleinen Person fielen,

Das Insel-Ich verschmolz mit seinem Kontinent:

Überschritten war diese Welt starrer, beengender Formen:

Des Lebens Barrieren öffneten sich ins Unbekannte.

Abgeschafft waren die Konventionen der Begrifflichkeit,

Die rigorose Klausel der Unterwerfung ward entfernt

Und annulliert der Seele Vertrag mit der Natur Unwissenheit.

All die düstren Verbote fielen,

Und es zerbrach des Intellektes harte, leuchtende Schale;

Ungeteilte Wahrheit fand immensen Himmelsraum;

Eine empyreische Schau sah und wusste;

Der begrenzte Geist wurde zu einem grenzenlosen Licht,

Das endliche Selbst paarte sich mit Unendlichkeit.

Sein Vormarsch erhob sich nun zu einem Adlerflug.

Aus der Lehrzeit mit Unwissenheit

Erhob ihn Weisheit zu ihrem Meister-Gewerbe

Und machte ihn zum Ursteinmetz der Seele,

Zu einem Erbauer des verborgenen Hauses des Unsterblichen,

Einem Aspiranten auf höchste Zeitlosigkeit;

Freiheit und Herrschaft riefen ihn von hoch oben;

Über des Geistes Zwielicht und des Lebens Sternennacht

Glitzerte die Morgenröte eines spirituellen Tags.

Indem er so hineinwuchs in sein größeres Selbst,

Bestimmte Menschsein immer weniger seine Schritte;

Ein größeres Wesen sah eine größere Welt.

Ein furchtloser Wille zur Erkenntnis wagte zu löschen

Der Vernunft Absicherungen, die den Aufflug

Des Geistes blockierten, der Seele Sprung ins Unendliche.

Schon seine ersten Schritte brachen unsere kleinen Erdenschranken

Und wanderten in einer weiteren, freieren Luft.

In Händen, gestützt von einer verwandelnden Macht,

Erfasste er leicht, wie eines Riesen Bogen,

Insgeheim ruhend in versiegelter geheimer Höhle,

Die Kräfte, die ungenutzt im Menschen schlummern.

Wunder machte er zu normalem Tun

Und wandelte zu göttlicher Werke üblichem Teil,

Herrlich natürlich auf dieser Höhe,

Anstrengungen, die erschüttern würden sterblicher Herzen Kraft,

Verfolgte in souverän-mächtiger Leichtigkeit

Ziele, zu erhaben für den Alltagswillen der Natur:

In Fülle kamen des Spirits Gaben zu ihm;

Sie waren seines Lebens Muster und Privileg.

Eine reine Wahrnehmung verlieh transparente Freude:

Ihre innige Schau hielt nicht zum Denken inne;

Sie umfing alle Natur in einem einzigen Blick,

Sie schaute in das ureigene Selbst der Dinge;

Nicht länger von der Form betrogen, sah er die Seele.

Sie begriff in Wesen, was ungewusst in ihnen sich verbarg;

Sie erfasste den Gedanken im Geist, den Wunsch im Herzen;

Sie entriss den düstren Falten der Verborgenheit

Die Motive, die die Menschen vor sich selbst verbergen.

Er fühlte das pochende Leben anderer Menschen

In sich dringen, mit ihrem Glück und ihrem Kummer;

Ihre Liebe, ihr Ärger, ihre unausgesprochenen Hoffnungen

Flossen in Strömungen oder flutenden Wellen

In den reglosen Ozean seiner Stille.

Er hörte den inspirierten Klang seiner eigenen Gedanken

Widerhallend im Gewölbe anderer Geister;

Der Welt Gedankenströme reisten in sein Blickfeld;

Sein inneres Selbst kam anderen Selbsten nahe

Und trug einer Verwandtschaft Gewicht, ein gemeinsames Band,

Und war doch unberührt, König seiner Selbst, allein.

Ein magischer Einklang belebte und stimmte ein

Zu ätherischen Symphonien die alten irdischen Saiten;

Er erweckte die Diener von Geist und Leben,

Dass sie glückliche Partner bei der Seele Antwort waren,

Gewebe und Nerv wurden zu fühlsamen Fasern,

Empfänger von Glanz und Ekstase; er machte

Des Körpers Mittel zu des Spirits Ministranten.

Eine himmlischere Funktion feinerer Art

Erleuchtete mit ihrer Anmut des Menschen äußere Irdigkeit;

Der Seele Erfahrung ihrer tieferen Schichten

Schlummerte nicht mehr, betäubt von der Materie Dominanz.

In der leblosen Mauer, die uns vom größeren Selbst abschließt,

Öffnete sich in eine Verborgenheit scheinbaren Schlafes,

Die mystische Region jenseits unserer Wachgedanken,

Eine Tür, eingebaut durch der Materie Kraft,

Und setzte Dinge frei, die unerfasst vom irdischen Sinn:

Eine Welt ungesehen, ungekannt vom äußeren Geist,

Erschien in den stillen Räumen der Seele.

Er saß in geheimen Kammern und blickte hinaus

In die leuchtenden Länder des Ungeborenen,

Wo alle Dinge, die vom Geist erträumt, gesehen und wahr sind,

Und alles, was das Leben ersehnt, nahegebracht wird.

Er sah die Vollendeten in ihren Sternenheimen,

Die Herrlichkeit einer todlosen Form tragend,

Gelegt in die Arme des Friedens des Ewigen,

Verzückt in den Herzschlägen von Gottekstase.

Er lebte im mystischen Raum, wo Denken geboren

Und Wille genährt wird von einer ätherischen Macht

Und von der weißen Milch der Kräfte des Ewigen,

Bis er hineinwächst in das Ebenbild eines Gottes.

In des Zeugen okkulten Räumen mit geistgebauten Wänden

Öffneten sich die Fenster der inneren Schau

Verborgenen Innenhöfen, versteckten Gängen.

Er besaß das Haus ungeteilter Zeit.

Den schweren Vorhang des Fleisches anhebend

Stand er auf einer Schwelle, schlangenbewacht,

Und spähte in endlose glitzernde Korridore,

Still und lauschend im stillen Herzen

Auf die Ankunft des Neuen und Unbekannten.

Er blickte über die leeren Lautlosigkeiten

Und hörte die Fußstapfen der ungeträumten Idee

In den fernen Avenuen des Jenseitigen.

Er hörte die geheime Stimme, das Wort, das weiß,

Und sah das geheime Antlitz, das unser eigenes ist.

Die inneren Ebenen enthüllten ihre Kristall-Tore;

Seltsame Mächte und Einflüsse berührten sein Leben.

Eine Vision kam von höheren Ebenen als unseren,

Ein Bewusstsein von helleren Gefilden und Himmeln,

Von Wesen, weniger begrenzt als kurzlebige Menschen,

Und subtileren Körpern als diesen vergänglichen Formen,

Gegenständen zu fein für unseren materiellen Zugriff,

Handlungen, die vibrierten mit übermenschlichem Licht,

Und Bewegungen, von einer überbewussten Kraft getrieben,

Und Freuden, die nie durch sterbliche Glieder strömten,

Und lieblicheren Szenen als jenen der Erde, und glücklicheren Leben.

Ein Bewusstsein von Schönheit und von Wonne,

Ein Wissen, das wurde zu dem, was es wahrnahm,

Ersetzte das getrennte Gefühl und Herz

Und zog alle Natur in seine Umarmung.

Der Geist lehnte sich hinaus, um die verborgenen Welten zu treffen:

Die Luft glühte voller wunderbarer Formen und Farben,

In den Nasenflügeln bebten himmlische Düfte,

Auf der Zunge verweilte der Honig des Paradieses.

Ein Kanal kosmischer Harmonie,

War das Hören ein Strom magischer Innewerdung,

Eine Bettung für okkulte Töne, der Erde nicht hörbar.

Aus einer verborgenen Region vom Schlummerselbst

Kam die Stimme einer Wahrheit, versunken und unbekannt,

Die unter den kosmischen Oberflächen fließt,

Gehört nur inmitten einer allwissenden Stille,

Erfasst vom intuitiven Herzen und Sinn.

Sie nahm auf den Refrain von versiegelten, stummen Geheimnissen

Sie bekundete den unerfüllten Bedarf der Erde

Und das Lied der Verheißung von unverwirklichten Himmeln

Und alles, was sich in einem allmächtigen Schlaf verbirgt.

Im endlosen Drama, vorangetragen von Zeit,

Auf seiner langen, lauschenden Flut, die der Welt

Unlösbaren Zweifel trägt auf einer Pilgerfahrt ohne Ziel,

Schäumte ein Lachen ruhelosen Glücks

Und Murmeln des Begehrens, das nicht erlöschen kann:

Ein Ruf kam von der Welt Daseins-Wonne,

Der Herrlichkeit und Größe ihres Willens zum Leben,

Rückruf des Abenteuers der Seele in den Raum,

Einer Reisenden durch die magischen Zeitläufe

Und durch des Wesens Mühen in der Materie Universum,

Ihr Suchen nach der mystischen Bedeutung ihrer Geburt

Und der Freude hoher spiritueller Antwort,

Ihr Pochen der Genugtuung und Zufriedenheit

In all der Lieblichkeit der Lebensgaben,

Ihr weiter Atem und Puls und Schauer von Hoffnung und Angst,

Ihr Kosten von Schmerzen, Tränen und Ekstase,

Ihrer Verzückung plötzliche, durchdringende Wonne,

Das Schluchzen ihrer Passion und endlosen Pein.

Das Flüstern und Raunen der ungehörten Klänge,

Die unser Herz umschwärmen, jedoch kein Fenster finden

Zum Eintritt, sie schwollen an zum Lobgesang

Von allem, das noch Unbekanntheit erduldet,

Und allem, das vergeblich strebt, geboren zu werden,

Und all der Süße, die keiner jemals kosten wird,

Und all der Schönheit, die nie ins Sein gelangt.

Unhörbar unseren tauben sterblichen Ohren

Woben die weiten Weltrhythmen ihr mächtiges Lied,

In welches das Leben hier unsere Reimtakte zu fügen strebt,

Unsere Grenzen auflösend im Unbegrenzbaren,

Das Endliche einstimmend auf Unendlichkeit.

Ein leises Murmeln erhob sich aus unterbewussten Höhlen,

Das Stammeln der Ur-Unwissenheit;

Als Antwort auf dieses unklare Fragen

Kam mit Blitzesnacken und Donnerflügeln

Eine leuchtende Hymne ans Unsagbare herab

Und der Lobgesang des überbewussten Lichts.

Offenbart war dort alles, was niemand hier äußern kann;

Vision und Traum waren Märchen aus der Wahrheit Mund

Oder Symbole, wahrheitsgetreuer als Fakten,

Oder Wahrheiten, bekräftigt durch übernatürliche Siegel.

Unsterbliche Augen nahten und blickten in seine,

Wesen vieler Königreiche nahten und sprachen:

Die Immerlebenden, die wir Tote nennen,

Konnten verlassen ihre Glorie jenseits von Tod und Geburt,

Um Weisheit zu verkünden, die alle Worte übersteigt.

Die Könige des Bösen und jene des Guten,

Appellanten an der Vernunft Richterstuhl,

Verkündeten ihre entgegengesetzten Heilsbotschaften.

Und alle hielten sich für Sprecher Gottes:

Die Götter des Lichts und die Titanen der Dunkelheit

Stritten um seine Seele wie um einen kostbaren Preis.

In jeder Stunde, die schnellte vom Köcher der Zeit,

Erhob sich ein Lied neuer Entdeckung,

Ein Bogensehnen-Schwirren neuen Experiments.

Jeder Tag war ein spirituelles Erlebnis,

Als würde er geboren in eine helle neue Welt;

Unerwartet sprang Abenteuer als Freund herbei,

Und Gefahr brachte einen starken süßen Anflug der Freude;

Jedes Ereignis war tiefe Erfahrung.

Es gab hohe Begegnungen, epische Zwiegespräche,

Ratschläge kamen gehüllt in himmlische Sprache,

Und holde Fürsprache von okkulten Lippen,

Um dem Herzen zu helfen, dem Ruf der Entzückung zu folgen,

Und liebliche Versuchungen stahlen sich aus Schönheitsreichen

Und plötzliche Ekstasen aus einer Welt der Seligkeit.

Es war eine Welt von Wunder und von Wonne;

Seine lichte Hellhörigkeit konnte nun alles empfangen,

Ein Kontakt begeisterte ihn von mächtigen unbekannten Dingen.

Erweckt zu neuen überirdischen Nähen,

Antwortete Fühlung auf subtile Unendlichkeiten,

Und mit einem Silberschrei sich öffnender Tore

Sprangen die Blitze der Sicht ins Unsichtbare.

Immerzu wuchsen sein Bewusstsein und seine Schau;

Sie weiteten ihren Bereich und höher ward ihr Flug;

Er überquerte die Grenze der Herrschaft der Materie

Und durchschritt die Zone, wo Denken Leben ersetzt.

Aus dieser Welt von Zeichen kam er plötzlich

In schweigendes Selbst, wo Welt nicht war,

Und blickte hinaus in eine namenlose Weite.

Diese symbolischen Formen verloren ihr Lebensrecht,

Alle Hinweise schwanden, die unser Sinn erkennen kann;

Dort schlug das Herz nicht mehr bei des Körpers Kontakt,

Dort blickten die Augen nicht mehr auf der Schönheit Gestalt.

In seltenen und leuchtenden Zwischenzeiten der Stille

Konnte er aufsteigen in eine zeichenlose Region,

Gefüllt mit den tiefen Inhalten der Formlosigkeit,

Wo die Welt in ein einziges Sein entrückt war

Und alles erkannt wurde durch das Licht der Identität

Und Spirit seine eigene Selbstevidenz war.

Des Höchsten Blick sah hinaus durch Menschenaugen

Und sah alle Dinge und Geschöpfe als er selbst

Und kannte alles Denken und alle Worte als seine eigene Stimme.

Dort ist Einheit zu nahe zum Suchen und Erfassen

Und Liebe ist ein Sehnen des Einen nach dem Einen,

Und Schönheit ein lieblicher Unterschied des Selben

Und Einheit die Seele der Vielfältigkeit.

Alle Wahrheiten einen sich dort in einer einzigen

Und alle Ideen kehren zurück zur Realität.

Die Weisheit, souverän, wortlos, absolut,

Kannte sich dort durch ihr eigenes grenzenloses Selbst

Und saß unbegleitet in der ewigen Stille,

All-sehend, bewegungslos, unumschränkt und allein.

Dort braucht Wissen keine Worte, um Idee zu verkörpern;

Idee, ein Haus in Grenzenlosigkeit suchend,

Müde ihrer heimatlosen Unsterblichkeit,

Sucht nicht in des Denkens gemeißelter heller Zelle zu ruhen,

Dessen nur einen Fensters beschnittener Blick auf Dinge

Bloß einen schmalen Bogen von Gottes weitem Himmel schaut.

Dort gesellt sich Grenzenloses Grenzenlosem;

Dort weilend, kann man weiter als die Welt sein;

Dort weilend, ist man die eigene Unendlichkeit.

Seine Mitte lag nicht länger im irdischen Geist,

Eine Kraft sehender Stille erfüllte seine Glieder:

Ergriffen von einer lautlosen weißen Epiphanie

In eine Schau hinein, die Formen überschreitet,

In ein Leben, das Leben überschreitet,

Näherte er sich dem stillen all-stützenden Bewusstsein.

Die Stimme, die nur durch Sprache den Geist bewegen kann,

Wurde zu einem stillen Wissen in der Seele;

Die Kraft, die nur im Handeln ihre Wahrheit fühlt,

Residierte nun in einem stummen allmächtigen Frieden.

Eine Muße im Mühen der Welten,

Ein Innehalten in der Freude und Angst der Suche,

Brachte die Spannung der Natur zu Gottes Stille zurück.

Weite Eintracht endete des Lebens Debatte.

Der Krieg der Gedanken, der Vater des Universums ist,

Der Zusammenstoß der Kräfte, die um Vorherrschaft ringen

Beim gewaltigen Aufprall, der einen Stern erhellt

Wie beim Bilden eines Körnchen Staubs,

Die Furchen, die ihre stumme Ellipse im Weltraum drehen,

Gepflügt vom Suchen des Begehrens der Welt,

Die langen Rückflutungen der Flut der Zeit,

Die Qual, die die furchtbare Kraft der Wollust schärft,

Welche kinetisch wacht im tumben Erdenschleim

Und eine Persönlichkeit aus dem Lehm formt,

Die Sorge, die den Hunger der Natur nährt,

Der Trieb, der mit Schmerzensfeuer erschafft,

Das Schicksal, das mit Niederlage Tugend straft,

Die Tragödie, die langes Glück zerstört,

Das Weinen der Liebe, der Streit der Götter,

Erlosch in einer Wahrheit, die in ihrem eigenen Lichte wohnt.

Seine Seele stand frei, ein Zeuge und ein König.

Vertieft nicht länger im Fluss des Augenblicks,

Wo der Geist unaufhörlich treibt wie auf einem Floß

Eilend von Erscheinung zu Erscheinung,

Weilte er ruhevoll in unteilbarer Zeit.

Wie eine Geschichte, längst geschrieben, doch nun aufgeführt,

Hielt er im Jetzt seine Zukunft und Vergangenheit,

Fühlte in den Sekunden die ungezählten Jahre

Und sah die Stunden wie Punkte auf einem Blatt.

Ein Aspekt der unbekannten Realität

Änderte die Bedeutung der kosmischen Szene.

Dieses große materielle Universum wurde

Zu einem kleinen Ergebnis enormer Kraft:

Den Augenblick überholend, erleuchtete der ewige Strahl

Jenes, was noch nie erschaffen war.

Das Denken lag nieder in einer mächtigen Stimmlosigkeit;

Der Gedankenarbeiter weitete sich und wurde still,

Transzendente Weisheit berührte sein bebendes Herz:

Seine Seele konnte fliegen hinaus über des Denkens leuchtendes Gitter;

Der Geist verdeckte nicht mehr das uferlose Unendliche.

Über einen leeren, zurücktretenden Himmel erblickte er

Durch ein letztes Schimmern und Gleiten vergehender Sterne

Die überbewussten Bereiche bewegungslosen Friedens,

Wo Urteil aufhört und das Wort verstummt

Und das Unvorstellbare liegt pfadlos und verlassen.

Keine Form tauchte auf, keine Stimme erhob sich;

Dort waren nur Stille und das Absolute.

Aus dieser Stille erhob sich, neugeboren, der Geist

Und erwachte zu Wahrheiten, einst unsagbar,

Und Formen erschienen, stumm-signifikant,

Ein sehender Gedanke, eine selbstoffenbarende Stimme.

Er kannte die Quelle, von der sein Spirit herkam:

Bewegung war dem reglosen Weiten anverbunden;

Er senkte seine Wurzeln ins Unendliche,

Er gründete sein Leben auf Ewigkeit.

Nur eine Weile konnten zunächst diese himmlischen Zustände,

Diese großen Aufschwünge weiten Schwebens verweilen.

Zu bald zerbricht die hohe und leuchtende Spannung,

Des Körpers steinerne Stille und des Lebens stille Trance,

Die atemlose Macht und Ruhe des stillen Geistes;

Oder langsam vergehen sie, wie ein goldener Tag ausläuft.

Die rastlosen niederen Teile werden müde des Friedens;

Ein Heimweh nach alten kleinen Werken und Freuden,

Ein Bedürfnis, kleine vertraute Selbste zurückzurufen,

Den gewohnten niederen Weg zu wandeln,

Die Notwendigkeit, in natürlicher Gefallenheit zu ruhen,

Wie ein Kind, das gehen lernt und nicht lange laufen kann,

Ersetzen den titanischen Willen, für immer zu klettern,

Trüben auf des Herzens Altar das heilige Feuer.

Frühere unterbewusste Fesseln ziehen erneut;

Sie reißen den unwilligen Spirit von den Höhen,

Oder eine dumpfe Schwerkraft zerrt uns herab

Zur blind-getriebenen Trägheit unseres Grunds.

Auch dies kann nutzen der höchste Diplomat,

Unseren Sturz macht er zum Mittel größeren Aufstiegs.

Denn in das stürmische Feld der unwissenden Natur,

In das halbgeordnete Chaos sterblichen Lebens

Folgen im Schatten der Herabkunft des Spirits

Die formenlose Macht, das Selbst ewigen Lichts;

Die Zwillingszweiheit, auf immer eins,

Wählt ihre Heimstatt inmitten des Trubels der Sinne.

Unbemerkt kommt er in unsere dunkleren Teile

Und tut sein Werk, hinter dem Vorhang der Dunkelheit,

Ein subtiler und allwissender Gast und Führer,

Bis auch sie den Drang und Willen zum Wandel spüren.

Alle hier müssen lernen, einem höheren Gesetz zu gehorchen,

Unsere Körperzellen müssen des Unsterblichen Flamme bergen.

Sonst würde der Spirit allein seine Quelle erreichen

Und eine halberlöste Welt ihrem ungewissen Schicksal überlassen.

Die Natur würde immer unbefreit sich mühen;

Unsere Erde würde fortwährend hilflos im Raume wirbeln,

Und scheitern der Zweck dieser immensen Schöpfung,

Bis am Ende vereitelt das Universum verginge.

Selbst seine gottähnliche Kraft muss fallen, um aufzusteigen:

Sein größeres Bewusstsein trat in den Hintergrund;

Trübe und verfinstert strebte sein menschliches Äußeres

Die alten Erhabenheiten wieder zu spüren,

Den hohen erlösenden Kontakt zu bringen, die ätherische Flamme,

Die göttliche Kraft zu ihrer höchsten Notwendigkeit zurückzurufen.

Immer strömte die Kraft zurück wie plötzlicher Regen,

Oder langsam wuchs eine Gegenwart in seiner Brust;

Sie kletterte zurück zu einer erinnerten Höhe

Oder erhob sich über den Gipfel, von dem sie fiel.

Mit jedem Aufstieg tat eine erweiterte Bewusstseinsposition sich auf,

Ein Weilen auf höherer Spirit-Stufe;

Das Licht verblieb in ihm für längere Zeit.

In diesem Pendeln zwischen Erde und Himmel,

In diesem Klettern unsagbarer Kommunion,

Wuchs in ihm wie ein zunehmender Mond

Die Herrlichkeit der Einheit seiner Seele.

Eine Vereinigung des Wirklichen mit dem Einzigartigen,

Ein Blick des Alleinigen von jedem Antlitz,

Die Gegenwart des Ewigen in den Stunden,

Weitend den Halbblick des sterblichen Geistes auf Dinge,

Überbrückend den Raum zwischen des Menschen Kraft und Geschick,

Machte das bruchstückhafte Wesen, das wir hier sind, ganz.

Ein festes spirituelles Gleichgewicht ward endlich erlangt,

Ein ständiges Wohnen in der Sphäre des Ewigen,

Eine Sicherheit in der Stille und im Strahl,

Eine Niederlassung im Unwandelbaren.

Die Gipfel seines Wesens lebten im stillen Selbst;

Sein Geist konnte ruhen auf höchstem Grund

Und niederblicken auf den Zauber und das Spiel,

Wo das Gotteskind liegt auf dem Schoß von Nacht und Morgen

Und der Immerwährende die Maske der Zeit anlegt.

Den stillen Höhen und den geplagten Tiefen

Gab sein gleichmütiger Spirit weite Zustimmung:

Eine ausgeglichene Heiterkeit ruhiger Kraft,

Ein weiter unbewegter Blick auf die Unrast der Zeit

Begegnete aller Erfahrung mit unverändertem Frieden.

Gleichgültig gegenüber Leid und Glück,

Unverlockt vom Wunder und vom Ruf,

Sah er reglos den Fluss der Dinge

Und stützte ruhig und gesondert alles, was ist:

Seines Spirits Stille half der sich mühenden Welt.

Inspiriert vom Schweigen und der Schau geschlossener Augen,

Konnte seine Kraft einwirken mit neuer lichtvoller Kunst

Auf das Rohmaterial, aus dem alles gemacht,

Und auf die Verweigerung der Trägheitsmasse

Und die graue Front der Unwissenheit der Welt

Und die unwissende Materie und den großen Irrtum des Lebens.

Wie ein Bildhauer eine Gottheit aus dem Steine meißelt,

Hobelte er langsam die dunkle Umhüllung ab,

Die Verteidigungslinie der Unwissenheit der Natur,

Täuschung und Mysterium des Unbewussten,

In dessen schwarze Decke der Ewige seinen Kopf hüllt,

Auf dass er unerkannt handle in kosmischer Zeit.

Ein Glanz der Selbstschöpfung von den Gipfeln,

Eine Umwandlung in den mystischen Tiefen,

Konnte ein glücklicheres kosmisches Wirken beginnen

Und die Weltgestalt neu in ihm formen,

Indem Gott in Natur gefunden und Natur erfüllt in Gott.

Bereits ward in ihm gesehen jenes Werk der Macht:

Das Leben richtete sich ein auf den hohen Selbstesgipfeln;

Seine Seele, sein Geist und Herz wurden zu einer einzigen Sonne;

Nur des Lebens niedere Regionen blieben unerleuchtet.

Aber auch dort, im sicheren Schatten des Lebens,

War ein Mühen und ein feuriger Atem;

Es wirkte verhüllt die vieldeutige himmlische Macht,

Beobachtet vom reglosen Frieden des inneren Zeugen.

Selbst über die kämpfende Natur, die unten belassen,

Kamen kraftvolle Zeiten der Erleuchtung:

Blitze von Glorie nach Glorie leuchteten,

Erfahrung war eine Saga von Brennen und von Feuer,

Die Luft wogte um die Flotten der Götter,

Unvertraute Schätze segelten ihm zu vom Ungesehenen;

Herrlichkeiten der Ein-Sicht erfüllten die Leere des Denkens,

Erkenntnis sprach zu den unbewussten Stillen,

Flüsse strömten herab von Seligkeit und leuchtender Kraft,

Besuche der Schönheit, Sturmböen der Wonne

Regneten vom allmächtigen Mysterium hoch oben.

Von dort schossen die Adler der Allwissenheit herab.

Ein dichter Schleier ward zerrissen, ein starkes Flüstern gehört;

Wiederholt in der Einsamkeit seiner Seele,

Sang ein Weisheitsruf von verzückten Transzendenzen

Auf den Bergen einer ungesehenen Welt;

Die Stimmen, die ein inneres Lauschen hört,

Übermittelten ihm ihre prophetischen Äußerungen,

Und flammenumhüllte Ausbrüche des unsterblichen Wortes

Und Blitze eines okkulten offenbarenden Lichts

Nahten aus unerreichbarer Verborgenheit.

Ein inspiriertes Wissen thronte im Inneren,

In Sekunden mehr erleuchtend als in Jahren die Vernunft:

Ein Iktus offenbarenden Glanzes fiel

Wie ein pointierter Akzent auf die Wahrheit hin,

Und wie ein Wetterleuchten, das alle Erde aufhellt,

Schien ein schnelles intuitives Erkennen auf.

Ein einziger Blick vermochte wahr und falsch zu trennen,

Oder sein rasches Fackelfeuer im Dunkel zu erheben,

Um die Forderer zu prüfen, drängend durch Geistes Tore,

Gedeckt von gefälschten Göttersignaturen,

Die Zauberbraut in ihrer Verkleidung zu entdecken

Oder das Scheinantlitz von Gedanken und Leben zu erforschen.

Inspiration mit ihren Blitzesfüßen,

Eine plötzliche Botin von den allsehenden Gipfeln,

Durcheilte oft die stillen Flure seines Geistes

Und brachte ihr rhythmisches Empfinden verborgener Dinge.

Eine Musik sprach, die sterbliche Rede transzendierte.

Wie aus einer goldenen Schale der All-Wonne

Floss eine Freude des Lichts, eine Freude plötzlicher Schau,

Eine Verzückung des bebenden unsterblichen Wortes

In sein Herz wie in einen leeren Kelch,

Eine Wiederholung der ersten Seligkeit Gottes,

Erschaffend in junger jungfräulicher Zeit.

In einem kurzen Moment erfasst, in kleinem Raum,

Plazierte Allwissen, in große wortlose Gedanken gepackt,

In der wartenden Stille seiner Tiefen

Einen Kristall des letztlichen Absoluten,

Einen Teil der unausdrückbaren Wahrheit,

Durch Stille offenbart der stillen Seele.

Die starke Schöpferin wirkte in seiner Ruhe;

Ihre Kraft, sprachlos geworden, war inniger noch;

Sie blickte aufs Gesehene und Unvorhergesehene,

Machte ungeahnte Sphären zu ihrem angestammten Land.

All-Schau sammelte sich in einem einzigen Strahl,

Wie wenn die Augen einen unsichtbaren Punkt fixieren,

Bis durch die Intensität eines leuchtenden Flecks

Eine Offenbarung einer Welt von Bildern

In das Königreich des Sehers eintritt.

Plötzlich erhob sich ein großer nackter Arm der Herrlichkeit;

Er zerriss die trübe Gaze der Unwissenheit:

Ihres gehobenen Fingers feine undenkbare Spitze legte

Mit einem Flammenstich das verschlossene Jenseits bloß.

Ein Auge wach in stummen Trance-Höhen,

Ein Geist, der nach dem Unvorstellbaren greift,

Übersprang mit einem einzigen gewagten Sprung

Die hohe schwarze Mauer, die Überbewusstsein verbirgt,

Brach mit der Sense inspirierter Sprache herein

Und plünderte des Unerkennbaren riesiges Gut.

Eine Sammlerin unendlich kleiner Körper der Wahrheit,

Eine Bündlerin unendlicher Erfahrung,

Durchdrang sie die behüteten Mysterien der Weltkraft

Und ihre tausendfach verhüllten magischen Verfahren;

Oder sie las die verlorenen Geheimnisse auf, fallengelassen von Zeit,

Im Staub und in Ritzen seines aufsteigenden Weges

Inmitten alter und vergessener Träume hastenden Geistes

Und vergrabener Überbleibsel vergessenen Raums.

Eine Reisende zwischen Gipfel und Abgrund,

Verband sie die fernen Enden, die unsichtbaren Tiefen,

Oder streifte entlang den Pfaden von Himmel und Hölle,

Verfolgte alles Wissen wie ein Jagdhund auf der Fährte.

Eine Berichterstatterin verborgenen Weisheitsgesprächs,

Übertrugen ihre glänzenden Berichte himmlischer Sprache,

Durch das verhüllte Amt des okkulten Geistes gelassen,

Dem Propheten und dem Seher

Das inspirierte Corpus der mystischen Wahrheit.

Aufzeichnerin der Erforschung der Götter,

Sprecherin der stillen Sichtungen des Höchsten,

Brachte sie unsterbliche Worte sterblichen Menschen.

Über den leuchtenden, schmalen Bogen der Vernunft,

Freigesetzt wie glitzernde Luft, die einen Mond verdüstert,

Schwammen weite Räume einer nicht umgrenzten Schau

Ins Gesichtsfeld seines Spirits.

Meere des Seins trafen seine reisende Seele

Und riefen auf zu unendlicher Entdeckung;

Zeitlose Sphären von Freude und absoluter Kraft

Erstreckten sich vor ihm in ewiger Stille;

Die Wege, die führen zu endlosem Glück

Durchliefen wie Traumeslächeln andächtige Weiten:

In eines goldenen Augenblicks Leuchten

Traten weiße Sonnensteppen im pfadlosen Unendlichen hervor.

Entlang einer kahlen Krümmung im grenzenlosen Selbst

Beschatteten die Punkte, die durch das verschlossene

Herz der Dinge laufen, die unbestimmbare Linie,

Die das Immerwährende durch die Jahre trägt.

Die magische Ordnung des kosmischen Geistes

Bedrängte die Freiheit der Unendlichkeit

Mit dem starren Aufgebot der symbolischen Fakten der Natur

Und des Lebens steten Ereignissignalen,

Wandelte Zufallswiederholung in Gesetz,

Ein Chaos von Zeichen in ein Universum.

Aus den reichen Wundern und den gewundenen Wirbeln

Des Tanzes des Spirits mit Materie als seiner Maske

Trat deutlich zutage das Gleichgewicht des Weltenplans,

Seine Symmetrie selbstgeordneter Wirkungen,

Vollbracht in den tiefen Perspektiven der Seele,

Und der Realismus seiner trügerischen Kunst,

Seine Logik unendlicher Intelligenz,

Sein Zauber sich wandelnder Ewigkeit.

Ein Blick wurde erheischt von ewig unerkannten Dingen:

Die Lettern ragten hervor des unbeweglichen Wortes:

Im unwandelbaren namenlosen Ursprung

Sah man hervortreten wie aus unergründlichen Meeren

Den Schweif der Ideen, die die Welt erschufen,

Und, gesät in den schwarzen Grund der Trance der Natur,

Den Keim des blinden und großen Begehrens des Spirits,

Woraus der Baum des Kosmos empfangen ward

Und seine magischen Arme durch einen Traum des Raumes breitete.

Immense Wirklichkeiten nahmen eine Form an:

Aus dem Schatten des Unbekannten blickte hinaus

Die körperlose Namenlosigkeit, die Gott geboren sah

Und von des Sterblichen Geist und Seele

Einen todlosen Körper und göttlichen Namen zu erlangen sucht.

Die reglosen Lippen, die großen surrealen Schwingen,

Das Antlitz, verhüllt durch überbewussten Schlaf,

Die Augen mit geschlossenen Lidern, die alles sehen,

Erschienen vom Architekten, der in Trance baut.

Das Urbegehren, in Leere geboren,

Lugte hinaus; er sah die Hoffnung, die nimmer schläft,

Die Füße, die einem flüchtigen Schicksal nacheilen,

Die unsagbare Bedeutung des endlosen Traums.

Nur kurz erspäht, nicht sichtbar dem Geist,

Wie eine Fackel, von einer Kraft Gottes gehalten,

Flimmerte die strahlende Welt der ewigen Wahrheit

Gleich einem matten Stern in der Ferne der Nacht

Über des goldenen Übermentals schimmerndem Horizont.

Auch wurde eingefangen wie durch raffinierten Schleier,

Das Lächeln der Liebe, das gutheißt das lange Spiel,

Die stille Nachsicht und die Mütterbrüste

Der Weisheit, die das Kindeslachen des Zufalls säugen,

Stille, die Amme der Nacht des Allmächtigen,

Das allwissende Schweigen, Schoß des unsterblichen Wortes,

Des Zeitlosen reglos sinnendes Antlitz,

Und das schöpferische Auge der Ewigkeit.

Die inspirierende Göttin betrat eines Sterblichen Brust,

Schuf dort ihren Raum ahnenden Gedankens

Und das Sanktuarium prophetischer Sprache

Und saß auf dem Dreifuß des Geistes:

Alles ward oben geweitet, unten erleuchtet.

Aus der Dunkelheit Kern grub sie Brunnen des Lichts,

Prägte unentdeckten Tiefen eine Form,

Verlieh ungeäußerten Weiten einen schwingenden Ruf,

Und durch große uferlose, stimm- und sternlose Breiten

Trug erdwärts Fragmente offenbarenden Gedankens,

Geschlagen aus der Stille des Unsagbaren.

Eine Stimme im Herzen äußerte den ungesprochenen Namen,

Ein Traum suchenden Gedankens wanderte durch den Raum

Und zog ein ins unsichtbare verbotene Haus:

Der Schatz wurde gefunden eines Höchsten Tages.

Im tiefen Unterbewussten glühte ihre Juwelenlampe;

Erhoben, zeigte sie die Schätze der Höhle,

Wo, von den geizigen Schiebern der Sinne ungenutzt,

Behütet unter den Drachenklauen der Nacht,

Sie ruhen in Falten samtener Dunkelheit drapiert,

Deren unschätzbarer Wert die Welt hätte retten können.

Eine Finsternis, die den Morgen in ihrer Brust trug,

Hielt Ausschau nach ewig wiederkehrendem Schein,

Erwartete die Ankunft eines größeren Strahls

Und Befreiung der verlorenen Herden der Sonne.

In einem großartigen Übermaß der Verschwendung Gottes,

Sorglos hingestreut im verschwenderischen Werk der Schöpfung,

Zurückgelassen in den Baustellen der unergründlichen Welt

Und gestohlen von den Räubern der Tiefe,

Liegen die goldenen Münzen des Ewigen,

Bewahrt vor Kontakt und Schau und des Gedankens Begehren,

Eingeschlossen in dunkle Höhlen der unwissenden Flut,

Auf dass Menschen sie nicht fänden und göttergleich wären.

Eine Vision erstrahlte auf den sichtlosen Höhen,

Eine Weisheit leuchtete von den stimmlosen Tiefen:

Eine tiefere Deutung erhöhte Wahrheit,

Eine große Umkehr der Nacht und des Tages;

Alle Werte der Welt wandelten sich und erhöhten des Lebens Ziel;

Ein weiseres Wort, ein weiteres Denken kamen herein,

Als das langsame Mühen des menschlichen Geistes bringen kann,

Ein verborgener Sinn erwachte, der eine Gegenwart

Und eine Größe überall wahrnehmen konnte.

Das Weltall war jetzt kein sinnloser Wirbel mehr,

Träge herumgetragen auf immensem Getriebe;

Sie warf hinweg ihre grandiose leblose Fassade,

Kein Mechanismus mehr oder ein Zufallswerk,

Sondern lebendige Bewegung des Körpers Gottes.

Ein Spirit verbarg sich in Kräften und in Formen

Und schaute der beweglichen Szene zu:

Die Schönheit und das unaufhörliche Wunder

Ließen ein Glühen des Unmanifestierten herein:

Das formlose Immerwährende bewegte sich in ihm

Und suchte seine eigene vollkommene Form in Seelen und in Dingen.

Das Leben verlor seine leblose und sinnleere Gestalt.

Im Kampf und im Umbruch der Welt

Sah er die Wehen der Geburt einer Gottheit:

Verborgenes Wissen nahm Maske der Unwissenheit an;

Das Schicksal verhüllte mit ungesehenem Zwang

Eines allmächtigen Willens Zufallsspiel.

Als eine Herrlichkeit und Verzückung und Lieblichkeit

Saß der All-Selige unerkannt im Herzen;

Der Erde Leid war das Lösegeld ihrer unfreien Freude.

Eine frohe Gemeinschaft tönte die vergehenden Stunden;

Die Tage waren Reisende auf vorbestimmtem Weg,

Die Nächte Gefährten seines sinnenden Spirits.

Ein Himmelsantrieb beseelte seine Brust;

Das Trotten der Zeit wurde zu glorreichem Marsch;

Der göttliche Zwerg ragte zu uneroberten Welten auf,

Die Erde wurde zu eng für seinen Sieg.

Dereinst nur vermerkend den schweren Schritt

Einer blinden Macht auf menschlicher Geringheit,

Wurde das Leben jetzt ein sicherer Zugang zu Gott,

Das Dasein ein göttliches Experiment

Und Kosmos der Seele Gelegenheit.

Die Welt war eine Empfängnis und eine Geburt

Von Spirit in Materie hinein in lebendige Formen,

Und die Natur trug den Unsterblichen in ihrem Schoß,

Auf dass sie durch ihn zum ewigen Leben aufsteige.

Sein Wesen lag nieder in hellem reglosen Frieden

Und badete in Brunnen reinen spirituellen Lichts;

Es wanderte in weiten Gefilden von Weisheitsselbst,

Erleuchtet von den Strahlen einer immerwährenden Sonne.

Selbst seines Körpers subtiles Selbst im Inneren

Konnte die irdischen Teile zu höheren Dingen erheben

Und auf sich den Atem himmlischer Luft erspüren.

Schon reiste es hin zur Göttlichkeit;

Beschwingt auf beflügelten Winden jäher Freude,

In Licht gehalten, das es nicht immer fassen konnte,

Verließ es des Geistes Ferne von höchster Wahrheit

Und verlor des Lebens Unvermögen zum Seligsein.

Was jetzt unterdrückt in uns ist, begann hervorzutreten.

So geschah seiner Seele Befreiung von Unwissenheit,

Seines Geistes und Körpers erster spiritueller Wandel.

Eine weite Gott-Erkenntnis strömte von oben herab,

Eine neue Welt-Erkenntnis wuchs von innen:

Seine täglichen Gedanken blickten auf zum Wahren und zum Einen,

Seine gewöhnlichsten Handlungen entsprangen einem inneren Licht.

Erwacht zu den von Natur verborgenen Linien,

Eingestimmt auf ihr Walten jenseits unserer Sphären,

Wurde er eins mit einem verdeckten Universum.

Sein Zugriff überraschte den Born ihrer mächtigsten Energien;

Er sprach mit den unbekannten Wächtern der Welten,

Gewahrte Formen, die sterbliche Augen nicht sehen.

Seine weiten Augen machten verborgene Wesenheiten sichtbar,

Er sah die kosmischen Kräfte am Wirken

Und spürte den okkulten Antrieb hinter des Menschen Willen.

Die Geheimnisse der Zeit waren ihm ein oft gelesenes Buch;

Die Aufzeichnungen von Zukunft und Vergangenheit

Umrissen ihre Auszüge auf ätherischem Blatt.

Eins und harmonisch durch des Schöpfers Geschick,

Hielt das Menschliche in ihm Schritt mit dem Göttlichen.

Seine Handlungen hintergingen nicht die innere Flamme.

Dies schmiedete die Größe seines äußeren Seins an die Erde.

Ein Genius wuchs in seines Körpers Zellen,

Der die Bedeutung seiner schicksalsumzäunten Werke kannte,

Verwandt dem Vormarsch unerfüllter Mächte

Jenseits des Lebensradius in des Spirits Unermesslichkeiten.

Abseits lebte er in der Einsamkeit seines Geistes,

Ein Halbgott, der die Leben der Menschen formte:

Einer Seele Streben erhöhte sie alle;

Eine Macht wirkte, aber niemand wusste, woher sie kam.

Die universalen Kräfte waren mit seiner verknüpft;

Der Erde Kleinheit mit ihren grenzenlosen Weiten füllend,

Empfing er die Energien, die ein Zeitalter wandeln.

Unmessbar durch den gewöhnlichen Blick, machte er

Große Träume zu einer Gussform für künftige Dinge

Und goss seine Taten wie Erz, den Jahren zu begegnen.

Sein Gang durch Zeit überholte den menschlichen Lauf.

Einsam waren seine Tage und leuchtend wie jene der Sonne.

Savitri - Eine Legende und ein Gleichnis

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