Читать книгу Die Geschichte der Blood-Gang - Stardust Book Publishing - Страница 7
ОглавлениеEugene Hairston
Wenn man in diesem Zusammenhang von der People Nation spricht, darf man den anderen wichtigen Kopf dieser Allianz nicht vergessen zu erwähnen. Am Leben von Eugene Hairston möchte ich daher noch eine andere Sichtweise und Facette zur Geschichte der People Nation geben.
Eugene Hairston wurde am 1. Mai 1944 in Columbus, Ohio geboren. 1956 zog die Familie Hairston nach Woodlawn, Chicago. Dort freundeten sie sich mit der Familie Fort an. Eugene und Jeff Fort kannten sich somit lange, bevor die ganze Gang-Geschichte in Chicago aufkeimte. Beide Freunde hatten dieselben Probleme in der Schule, zu Hause und auf der Straße, wodurch sie immer engere Kumpels wurden. 1958 überfluteten die berüchtigten Vice Lords die Straßen von North Lawndale. Jeff war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 11 Jahre alt und hatte zu Hause enorme Probleme mit seinen Eltern. Um seinem Elternhaus zu entfliehen, hielt er sich zusehends auf der Straße auf. Genauer gesagt, hielt er sich immer mehr auf der Westseite von North Lawndale auf, weil dort sein Cousin Leonard Calloway lebte. Calloway war jedoch kein unbeschriebenes Blatt, sondern einer der Gründer der Vice Lords, weshalb Jeff Fort ihn bewunderte. Auch Eugene Hairston hatte Verwandtschaft bei den Vice Lords. Kein Geringerer als der erste Gründer der Vice Lords, Edward Perry, war sein Cousin. Fort und Hairston hingen nun zusehends bei den Vice Lords ab und waren von dieser Gang ziemlich beeindruckt, sodass sie beschlossen, ihre eigene Gang zu gründen.
Die Vice Lords können daher als fundamentale Hilfe bei der Entstehung der People Nation betrachtet werden. Sie fungierten für Jeff und Eugene als Mentoren und zeigten ihnen, wie man eine Gang aufbaute, führte und schlussendlich daraus ein Machtzentrum erschuf. 1959 gingen Hairston und Fort jedoch getrennte Wege. Fort gründete die „Blackstone Raiders“ Gang und Hairston die „Harpers Boys“ Gang. Eugene, der von seiner Familie den Spitznamen „Lil Bull“ verpasst bekommen hatte, ließ sich nach der Gründung der eigenen Gang nur noch mit „King Bull“ ansprechen. Nach kurzer Zeit kam es zu ersten Verstimmungen zwischen diesen beiden Gangs und somit zwischen Jeff und Eugene. Beide Gangs stritten sich um das Territorium des Jackson Parks. Jeff und Eugene wurden jetzt ziemlich beste Feinde. In den nächsten beiden Jahren ging es heiß her zwischen den Blackstone Raiders und den Harpers Boys. Besonderes Augenmerk hatte Jeff vor allem auf Stony Island (Blackstone) gelegt, weil es als Hotspot der Kriminalität galt und damit ziemlich lukrativ war. Das wusste aber auch Eugene Hairston, wodurch es wieder mal zu heftigen Revierkämpfen zwischen Fort und Hairston kam.
1961 kam es dann endlich zur großen Friedenszeit zwischen Jeff und Eugene. Beide Gangs ließen sich weitestgehend in Ruhe und schafften damit ein Habitat, wodurch ihre Gangs zu den zwei größten in ganz Woodlawn wurden. Das brachte aber die Strafverfolgungsbehörden auf den Plan, die Jeff und Eugene unbedingt aus dem Verkehr ziehen wollten. Dies schafften sie auch, indem sie beide in das „St. Charles correctional facility center“ (Besserungsanstalt) schickten. Eugene und Jeff hockten nun gezwungenermaßen rund um die Uhr aufeinander, wodurch sie wieder zu den alten Freunden wurden, die sie einmal waren. Sie beendeten ihren langen Krieg und setzten sich die Einheit der Vice Lords wieder als Ziel, indem sie ihre beiden Gangs fusionierten. Diese neue Gang tauften sie dann auf den Namen „Blackstone Rangers“.
Wieder einmal sprangen die Vice Lords in die Bresche und besuchten ihre „Verwandten“ in Woodlawn, so oft sie konnten, um ihnen bei der Gründung der Gang und ihrem Machtausbau zu helfen. Blackstone Rangers und Vice Lords bildeten 1962 daraufhin eine Allianz, um die aufkommenden Devil’s Disciples von David Barksdale in den Griff zu bekommen. Noch im selben Jahr kehrten die Blackstone Rangers nach Stony Island zurück und bauten dort ihre Präsenz stetig aus. Der Krieg mit den Devil’s Disciples wurde jedoch immer schmutziger, da beide Gangs immer größer wurden und dieselben Pläne hatten, den gesamten Süden von Chicago zu erobern. Hierbei spielte die Englewood-Nachbarschaft eine zentrale Rolle, um welche am erbittertsten gekämpft wurde.
1965 verfügten die Blackstone Rangers schon über 200 Mitglieder. Im selben Jahr trafen Jeff und Eugene dann auf den Heiligen Gral der Blackstone Rangers. Der Pfarrer John Fry nahm sich ihrer an und zeigte ihnen, wie sie ihre Gang am besten strukturierten, organisierten und führten, um ein mächtiges Imperium zu errichten. Eugene führte dabei die älteren Mitglieder und Jeff die jüngeren. 1966 gründeten Eugene und Jeff dann den Rat der „Main 21“, welcher aus 21 Mitgliedern von befreundeten Gang-Anführern bestand. Alle Gangs, die sich diesem Rat anschlossen, waren nun ein Teil einer neuen Allianz, die sich die „Black P. Stone Nation“ nannte.
1967 hatte die Black P. Stone Nation schon über 3000 Mitglieder, wodurch ihre Macht rapide stieg. Doch zwischen Eugene und Jeff sollten schon bald wieder dunkle Wolken aufziehen. Jeff war von seiner Macht so beseelt, dass er in den Drogenhandel einsteigen wollte, um noch mehr Geld zu scheffeln. Dabei legte er sein Augenmerk vor allem auf den Verkauf von Drogen in den afroamerikanischen Nachbarschaften. Eugene war hierbei jedoch anderer Meinung. Er wollte mit Drogen nichts zu tun haben und diese schon gar nicht an die Afroamerikaner in seinen Nachbarschaften verkaufen. Weiterhin lehnte es Eugene strikt ab, mit der italienischen Mafia zusammenzuarbeiten, weil diese den gesamten Drogenhandel in den USA kontrollierte. Jeff hatte keine andere Wahl, als Eugenes Ansichten zu respektieren. Erst als Eugene ins Gefängnis kam, wendete sich das Blatt. Jeff nutzte diesen Umstand charmelos aus, riss die Macht an sich und traf sich über den Kopf von Eugene hinweg mit dem Mafiaboss Frank Balistreria, um den Einkauf von Heroin zu regeln.
1968 kam Eugene aus dem Gefängnis und versuchte einen Teil der Black P. Stone Nation wieder unter seine Kontrolle zu bringen. Im ersten Moment lief es für Eugene blendend, er bekam immer mehr Zuspruch, bis wieder mal die Gefängnisgitter vor seiner Nase zuschlugen. Er wurde wegen Auftragsmorden an Devil´s Disciples-Mitgliedern verurteilt. Dies tat der Black P. Stone Nation jedoch keinen Abbruch, denn diese wuchs gehörig weiter und verbuchte Ende der 1960er-Jahren eine Mitgliederzahl von 5000. Die Macht der Black P. Stone Nation war so groß, dass Jeff sich sogar mit der Black Panther-Bewegung (Fred Hampton) anlegte und sie aufforderte, sich aus seinen Nachbarschaften herauszuhalten. Die Black Panthers machten nämlich gemeinsame Sache mit der Disciples Nation und ließen sich neuerdings im Territorium von Jeff blicken. Bei einem Treffen mit Fred Hampton zeigte Jeff seine wirkliche Macht. Er ließ 100 Blackstones mit schweren Waffen (AK-47 und Shotguns) aufmarschieren und gab Hampton eine Kostprobe davon, was ihm blühte, wenn er und seine Black Panther-Bewegung sich nicht aus seinem Territorium zurückzogen. Wohlgemerkt war Jeff zu diesem Zeitpunkt gerade mal 21 Jahre alt.
Da Jeff aber zusehends Probleme mit der Disciples Nation (Black Disciples von David Barksdale und der Gangster Nation von Larry Hoover) bekam, benötigte er frisches Geld und vor allem Waffen. Er kam nun auf die brillante Idee, seine Black P. Stone Nation in eine gemeinnützige Organisation zu verwandeln. Lokale Politiker und private Spender halfen kräftig dabei, die Black P. Stone Nation als etablierte Hilfsorganisation zu betrachten. Die Einladung von Präsident Nixon zur Amtseinführung unterstrich Jeffs Macht. Doch sein Stern sollte schon bald sinken, da das FBI immer mehr auf die Black P. Stones aufmerksam wurde.
1968 war Jeff Fort der unumstrittene Drogenkönig von Chicago. Jeder Drogendealer, der nicht nach seiner Pfeife tanzte, wurde aus dem Weg geräumt. Ein guter Verbündeter war hierbei die italienische Mafia, die Jeff mit Drogen versorgte und ebenfalls dabei half, in den Straßen aufzuräumen. Jeff kontrollierte fast den gesamten Drogenhandel in Chicago. Nur die Sozialwohnungsprojekte, in denen die Black Gangster Disciples ihre eigenen Drogen verkauften, machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Ein Grund für den enormen Machtzuwachs der Black P. Stones waren neben dem vielen Drogengeld vor allem die sozialen Umstände in den 1960er-Jahren.
Der Rassismus grassierte in voller Blüte, wodurch Afroamerikaner keine Jobs bekamen und in bitterer Armut lebten. Als dann jedoch die Black P. Stones aufkamen, wurde diese Lücke geschlossen. Die jungen Afroamerikaner schlossen sich ihnen an, um die Ungerechtigkeit, welche ihnen tagtäglich widerfahren ist, zu rächen. Sie suchten jemanden, zu dem sie aufschauen konnten, und genau der Jemand waren die Black P. Stones. Die Black P. Stones gehörten der Black Power-Bewegung an und waren auch der Grund für etliche Aufstände. Im Gegensatz zu der Black Panther-Bewegung ließen die Black P. Stones lieber die Fäuste sprechen, als an irgendwelchen Pressekonferenzen teilzunehmen, was den jungen und frustrierten Afroamerikanern zusagte. Doch erste Kratzer trübten die makellose Fassade der Black P. Stones. Ihre vormaligen Verbündeten und Mentoren, die Vice Lords, wurden plötzlich zu ihren Feinden. Beide Gangs versuchten sich im Süden von Chicago zu etablieren und kamen sich dadurch in die Quere. Dies war auch der Startschuss für interne Streitigkeiten innerhalb der Black P. Stone Nation und deren verschiedenen Gangs.
1970 – 1972 wurde Jeff dann wegen Veruntreuung von Fördergeldern angeklagt und verurteilt. Im gleichen Atemzug wurde die ganze Geschichte Pfarrer John Fry zu heiß, weshalb er sich aus der Unterstützung der Black P. Stone Nation zurückzog. Die Regierung hatte die Zeichen der Zeit jedoch total verpennt und konnte den Aufstieg und die Macht der Black P. Stone Nation nicht mehr bremsen, weil diese nun etabliert war. Jeff konnte unverblümt weiter aus seiner Zelle die Geschicke der Black P. Stone Nation leiten und war ihr unumstrittener Anführer.
Sein Sprachrohr auf den Straßen war Mickey Cogwell, der der Anführer der „Cobra Stones“ war. 1974 trat Eugene Hairston dann wieder vermehrt auf der großen Bühne der Gang-Welt auf. Eugene, der bald aus dem Gefängnis freikam, wollte nun endlich mit einem Teil, der ihm treu ergeben war (Titanic Stones), sich selbstständig machen und der Black P. Stone Nation damit den Rücken kehren. Der Stellvertreter von Jeff Fort auf den Straßen, Mickey Cogwell, verkündete nach Absprache mit Fort, dass Eugene sich nicht mit einem Teil der Black P. Stone Nation (Titanic Stones) aus dem Staub machen konnte. Jeder, der sich an Eugene Hairston nach seiner Entlassung hielt, wurde durch Forts Black P. Stone-Mitglieder angegriffen, wodurch es zu einem heftigen Krieg kam, in dem Jeff den längeren Atem hatte und die volle Kontrolle über die Black P. Stone Nation wiedererlangte.
1975 wurde Hairston entlassen und gründete daraufhin eine kleine Gang mit Black P. Stone-Mitgliedern, die ihm gefolgt waren. Nachdem er bei einem Drive-by von Forts Mitgliedern angeschossen wurde, beschloss er, sich etwas zurückzuziehen, und gründete in Uptown im Norden von Chicago die North Side Black P. Stones. Am 22. September 1988 wurde Eugene Hairston von zwei Unbekannten erschossen. Es wurde gemunkelt, dass er sich einem Befehl von Jeff Fort widersetzte und daher das Zeitliche segnen musste. Hairston hinterließ eine aufgebrachte Anhängerschaft, die den Tod ihres Idols nicht so einfach hinnahm. Ein beachtlicher Teil der Black P. Stone Nation spaltete sich ab und ging den Weg des verstorbenen Eugene Hairston weiter, wodurch „King Bull“ ein Vermächtnis hinterließ, das sogar bis heute bei einigen Sets Bestand hat.